01.12.2012 Aufrufe

Die Geul/Geule oder Göhl - Ökologie-Zentrum Aachen

Die Geul/Geule oder Göhl - Ökologie-Zentrum Aachen

Die Geul/Geule oder Göhl - Ökologie-Zentrum Aachen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Aachen</strong>, eine wasserreiche Stadt?<br />

Unter diesem Motto zeigte die ahu-AG im November eine Ausstellung in der Sparkasse<br />

<strong>Aachen</strong> in der Komphausbadstraße. Auf drei Tafeln wurden die Veränderungen des<br />

<strong>Aachen</strong>er Gewässernetzes sowie der Thermalquellen mit der Siedlungsentwicklung<br />

gezeigt. <strong>Die</strong>ser Bericht stellt eine Kurzfassung der Begleitbroschüre dar.<br />

Bei der Bezeichnung "wasserreich" wird der Besucher eher an den sprichwörtlichen <strong>Aachen</strong>er<br />

Regen denken. Tatsächlich aber weist das <strong>Aachen</strong>er Stadtgebiet (mit Burtscheid) mehr als 20<br />

Bäche und rund 30 Thermalquellenvorbrüche auf. Allerdings sind diese – weil unterirdisch <strong>oder</strong><br />

überbaut – heute kaum mehr sichtbar.<br />

Bäche, Teiche und Thermalquellen haben das Stadtbild geprägt – auch wenn das Wasser<br />

selber nicht mehr sichtbar ist. Wer heute im Stadtgebiet einen alten Fabrikschlot sieht, kann mit<br />

Sicherheit darauf schließen, dass hier vorher eine Wassermühle stand und folglich ein Bachlauf<br />

in der Nähe war (<strong>oder</strong> noch ist). Wer Geruch nach faulen Eiern bemerkt <strong>oder</strong> im Winter Dampf<br />

aus Kanaldeckeln aufsteigen sieht, befindet sich in der Nähe von Thermalwässern.<br />

Der natürliche Wasserreichtum der <strong>Aachen</strong>er Gegend machte es möglich, hier zu siedeln. Er<br />

bestimmte auch die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt. Ein ungewöhnliches Naturgeschenk<br />

stellen bis heute die heißen Quellen dar. Seit Jahrtausenden tritt in <strong>Aachen</strong> und Burtscheid<br />

Thermalwasser aus. Es sind schwefel- und fluoridhaltige Natrium-Chlorid-Hydrogenkarbonat-<br />

Thermen. Sie gehören mit bis ca. 72 °C zu den heißesten Quellen Mitteleuropas.<br />

Genauere Daten zum historischen Verlauf der Gewässer fehlen bis zur Kartenaufnahme der<br />

Rheinlande durch Tranchot/von Müffling ab 1803. Einige perspektivische Planansichten und<br />

Grundrisse, die ab dem 16. Jh. existieren, verzeichnen auch Bachläufe. Schriftquellen, die<br />

Rückschlüsse hierauf erlauben, gibt es kaum vor dem Jahr 1200. Archäologische Funde liefern<br />

aufschlussreiche Hinweise. Der erste Zeitschnitt wurde dennoch für die Zeit der römischen<br />

Besiedlung <strong>Aachen</strong>s gewählt, weil hier vermutlich die ersten größeren Veränderungen des<br />

Gewässernetzes geschahen.<br />

<strong>Aachen</strong> im Maasland<br />

<strong>Die</strong> erste der vier Tafeln der Ausstellung zeigt eine Übersicht des Gewässernetzes.<br />

<strong>Aachen</strong> liegt zwischen den beiden Flüssen Maas und Rhein. <strong>Die</strong> Entfernung (Luftlinie) zur Maas<br />

beträgt ca. 30 km, zum Rhein ca. 70 km. <strong>Die</strong> Wasserscheide liegt zwischen Rur und Erft.<br />

Hydrographisch gesehen befindet sich <strong>Aachen</strong> somit nicht im Flusseinzugsgebiet des Rheins<br />

sondern der Maas, da sämtliche Bäche in der Umgebung von <strong>Aachen</strong> in Richtung Maas fließen<br />

- man sagt auch: entwässern.<br />

Anders als Maastricht und Lüttich liegt <strong>Aachen</strong> nicht an einer der großen „Hauptschlagadern“,<br />

sondern im Bereich vieler kleiner Bäche, die auf den übrigen Tafeln im Detail zu sehen sind.<br />

Insgesamt können die Bäche auf <strong>Aachen</strong>er Stadtgebiet in 5 Bachsysteme unterschieden<br />

werden, das größte davon ist das der Wurm. <strong>Die</strong> Wurm nimmt das Wasser der südlich von<br />

<strong>Aachen</strong> entspringenden Bäche auf, verlässt den <strong>Aachen</strong>er Talkessel nordöstlich der Soers,<br />

mündet bei Heinsberg in die Rur und diese bei der niederländischen Stadt Roermond<br />

(„Rurmündung“) in die Maas.<br />

2


Um 200 n. Chr.: <strong>Aachen</strong> – sumpfig und siedlungsfeindlich?<br />

So, wie die Tafel zeigt, könnten die Römer die <strong>Aachen</strong>er Gewässer vorgefunden haben, als sie<br />

vor gut 2.000 Jahren begannen, hier zu siedeln. Das dargestellte Gewässernetz ist aus den<br />

Gelände- und Bodenverhältnissen abgeleitet.<br />

Einerseits weist die <strong>Aachen</strong>er Gegend das für eine Siedlung nötige Wasser reichlich auf, ist<br />

andererseits sumpfig und daher eher siedlungsfeindlich. <strong>Die</strong> meisten Bäche sickern aus dem<br />

Untergrund der höher gelegenen Waldgebiete im Süden als Schichtquellen aus.<br />

Beim Abfließen nach Nordosten wusch das Wasser weichere Schichten aus. Wo das Gestein<br />

härter war, blieben Erhebungen stehen wie Adalbertsberg, Markthügel, Lousberg und<br />

Königshügel. An tieferen Stellen ist das Gelände sumpfig, besonders am Zusammenfluss der<br />

Bäche am tiefsten Punkt (ca. Kaiserplatz) und weiter nordöstlich davon am Unterlauf.<br />

Am weitesten schiebt sich von Südwesten ein Höhenzug vor, der im Markthügel endet. Er wird<br />

nördlich vom Johannisbach umflossen. Etwa 500 m östlich vom Markthügel trifft der<br />

Johannisbach auf die Pau. <strong>Die</strong> Wurm entsteht aus mehreren Quellen südlich von Burtscheid.<br />

3


Sie nimmt den Gillesbach, weiter nördlich den Beverbach, und am tiefsten Punkt die mit dem<br />

Johannisbach vereinte Pau auf.<br />

Am Südrand des Markthügels und im Burtscheider Tal steigt in devonischen Kalksteinschichten<br />

entlang von zwei geologischen Überschiebungen aus ca. 3.000 m Tiefe heißes, mineralisiertes<br />

Grundwasser auf. Es tritt in zwei Thermalquellenzügen an mehreren Stellen selbsttätig<br />

(artesisch) aus und fließt mit den Bächen ab.<br />

<strong>Die</strong> Thermalquellen stellen einen außergewöhnlichen Reichtum im kalten Norden dar, den die<br />

Römer nicht ungenutzt lassen. Sie legen einige sumpfige Bereiche trocken und schütten sie auf<br />

(z.B. am Hof). Dabei werden erste Veränderungen des Gewässernetzes vorgenommen. Das<br />

Thermalwasser machen sie sich für Bade- und Heilzwecke zunutze: Sie fassen die<br />

Quellaustritte (archäologisch gesichert: Quirinusquellen am Hof, Kaiserquelle am Büchel,<br />

Schwertbadquelle in Burtscheid) und bauen darüber mehrere große Heilthermen. Mithilfe langer<br />

Wasserleitungen führen sie Frischwasser aus den Quellgebieten der Bäche in die Siedlung.<br />

Gewässernamen aus römischer Zeit sind nicht bekannt. Der seit dem Mittelalter überlieferte<br />

lateinische Name <strong>Aachen</strong>s Aquae Granni (= die Wasser des Grannus) ist aber wahrscheinlich<br />

der Name des römischen Badeortes, der von nicht geringer Größe war.<br />

4


Um 1820: <strong>Aachen</strong> als Industrie- und Badestadt<br />

Um 1820 umfasst die Stadtbebauung ungefähr die Fläche innerhalb des heutigen Alleenrings.<br />

Burtscheid ist eine eigenständige Stadt. Es existieren viele Teiche, zumeist Mühl- <strong>oder</strong><br />

Fischteiche. An manchen Stellen sind die Bachläufe überbaut, um Straßen <strong>oder</strong> Gebäuden<br />

Platz zu machen. Zahlreiche Thermalquellaustritte sind gefasst. Ein ähnliches Bild könnte das<br />

Gewässernetz <strong>Aachen</strong>s in Mittelalter und früher Neuzeit geboten haben.<br />

<strong>Die</strong> Bäche dienen seit über 1.000 Jahren als Abwasserleiter, Nutzwasser und Energielieferant<br />

für Wassermühlen. Besonders die Tuchindustrie profitiert vom parallelen Vorhandensein von<br />

kaltem Bachwasser und heißem Wasser: An manchen Stellen fließt es direkt nebeneinander,<br />

z.B. in Burtscheid und an der Komphausbadstraße.<br />

Infolge der langjährigen, vielfältigen Nutzung verlaufen viele Bäche nicht mehr natürlich. Ein<br />

System von Um- und Ableitungen war im Lauf der Zeit nötig, um die Wasserentnahme durch<br />

die zahllosen Nutzer zu regeln, denn es kam häufig zu Streit („sich gegenseitig das Wasser<br />

abgraben“).<br />

<strong>Die</strong> Pau fließt schon seit frühmittelalterlicher Zeit ab dem Hangeweiher in einem künstlichen<br />

Abzweig, der mitten durch den Stadtkern führt. Das im natürlichen Bachbett verbliebene<br />

Gewässer heißt seitdem „Paunelle/ Ponell“ (= kleine Pau).<br />

In Bädern und Trinkkuren entfaltet das Thermalwasser seine therapeutische Wirkung. Über den<br />

zahlreichen heißen Quellen werden Badehotels und Kurkliniken errichtet.<br />

5


Um 2010: <strong>Die</strong> Gewässer sind ‚verschwunden’<br />

Im Innenstadtgebiet von <strong>Aachen</strong> wie auch in Burtscheid sind im Jahr 2010 Bäche, Teiche und<br />

Thermalwasser im Stadtbild unsichtbar. <strong>Die</strong> meisten Bäche liegen wie die Abwasserkanäle seit<br />

Anfang des 20. Jh. begradigt unter den Straßen.<br />

Bevölkerungswachstum und Industrialisierung hatten im Laufe des 19. Jh. zunehmend zur<br />

Verschmutzung der Stadt und der Bäche beigetragen. Es kam immer wieder zu Seuchen. Erst<br />

um 1900 bekam man das Problem in den Griff: durch Austrocknung der Teiche, Verrohrung der<br />

Bäche und Bau von Abwasserkanälen.<br />

Pau und Paunelle sind (unterirdisch) wieder vereint, ebenso kalter und warmer Bach in<br />

Burtscheid (auch unterirdisch). Nur am Rand des bebauten Stadtbereichs verlaufen die<br />

Bachläufe noch offen, z.B. an der Kaiser-Friedrich-Allee <strong>oder</strong> Gillesbachtal. <strong>Die</strong> wenigen<br />

verbliebenen Teiche dienen meist als Hochwasserrückhaltebecken (z.B. Stauanlage<br />

Kupferbach).<br />

Viele Thermalquellen sind verschlossen. <strong>Die</strong> traditionsreichste und heißeste Quelle in der<br />

<strong>Aachen</strong>er Innenstadt ist die Kaiserquelle am Büchel (ca. 52 °C), die nur noch den<br />

Elisenbrunnen speist. <strong>Die</strong> stärkste ist heute die Rosenquelle <strong>Aachen</strong> in der<br />

Komphausbadstraße (ca. 47 °C, ca. 1 Mio. Liter/Tag), von der eine Leitung zu den Carolus<br />

Thermen führt. In Burtscheid sind die Landesbadquellen unter der Rheumaklinik die heißesten<br />

und stärksten mit bis zu 72 °C und ca. 1,4 Mio. Liter/Tag.<br />

<strong>Die</strong> Bäche werden im Vergleich zu früher kaum noch genutzt. <strong>Die</strong> Pau speist noch einige<br />

Laufbrunnen der Innenstadt, z.B. Fischpüddelchen und Hühnerdieb-Brunnen. <strong>Die</strong><br />

Abwasserentsorgung übernimmt das Abwasserkanalsystem, das zur Kläranlage in der Soers<br />

führt. Dort fließt das gereinigte Wasser in die Wurm. Ins Abwassersystem gelangt auch das<br />

überschüssige Wasser der heißen Quellen. Thermalwasser wird nur noch in den drei<br />

Burtscheider Kurkliniken zur medizinischen Therapie und in den Carolus Thermen genutzt.<br />

Trinkwasser erhalten die Menschen aus Grundwassergewinnungen und Talsperren.<br />

Der Johannisbach wurde 1999 vom Lindenplatz bis zum Annuntiatenbach wieder ans<br />

Tageslicht geholt. Ein Teil seines Wassers fließt seither in einer gepflasterten Rinne neben der<br />

Straße. <strong>Die</strong>s trägt im Sommer zur Kühlung und zu einer positiven Atmosphäre bei.<br />

Und in Zukunft?<br />

Wir können uns vorstellen, dass <strong>Aachen</strong> wieder mehr zu einer Stadt der sichtbaren Gewässer<br />

wird. Hierzu bieten sich an einzelnen Stellen die Offenlegung von Bächen und die konsequente<br />

Weiterentwicklung der vielen Brunnen an. Eine besondere Rolle spielen hierbei die<br />

Thermalquellen als Alleinstellungsmerkmal: Sie gehören zum Image <strong>Aachen</strong>s wie der Dom und<br />

könnten auch heute ein viel größerer wirtschaftlicher Faktor sein.<br />

<strong>Die</strong> Karten sind unter www.ahu.de zu finden.<br />

6<br />

ahu-AG, Monika Nelißén


<strong>Die</strong> <strong>Geul</strong>/<strong>Geul</strong>e <strong>oder</strong> <strong>Göhl</strong><br />

<strong>Die</strong> <strong>Göhl</strong>/<strong>Geul</strong>/<strong>Geul</strong>e ist ein sehr<br />

interessantes, internationales<br />

Flüsschen. Ihre Gesamtlänge beträgt<br />

58 Kilometer. Da sie in Belgien auch<br />

durch deutschsprachige Gebiete fließt,<br />

besitzt sie auch einen deutschen<br />

Namen. Bodenschätze, schöne<br />

Schlösser und Burgen, eine<br />

interessante Flora und vor allem eine<br />

idyllisch anmutende Landschaft; all<br />

das kann man an den Ufern der <strong>Geul</strong><br />

bis heute finden. Der Name der <strong>Geul</strong><br />

ist ein altes Wasserwort und bedeutet<br />

bis heute im Niederländischen so viel<br />

wie Rinne, Rille <strong>oder</strong> Graben und ist<br />

mit den Wörtern Gully und Gülle<br />

verwandt!<br />

<strong>Die</strong> Hauptquellen der <strong>Geul</strong> liegen in<br />

der Nähe von Köpfchen, wenige<br />

Kilometer südlich von <strong>Aachen</strong>. Ein<br />

Quellarm entspringt in einem Teich im<br />

<strong>Aachen</strong>er Wald auf belgischem<br />

Gebiet, ein zweiter auf dem<br />

Wiesengelände bei Lichtenbusch.<br />

Während ihr Oberlauf noch in einem<br />

flachen Muldental liegt, beginnt sie<br />

sich etwa ab Hauset tiefer<br />

einzuschneiden: Hier liegen harte Gesteinsschichten aus der Devon- und Karbon-Zeit, die für<br />

steilere Talhänge sorgen. Sehr romantisch ist die enge Kurve des Bachs unterhalb der<br />

Emmaburg. Hier erinnert das Tal eher an einen Gebirgsbach. Der Bach hat sich in den harten<br />

Kalkstein des Karbons eingeschnitten, in dem die Galmei (Blei-Zink-Erz)-Lagerstätten lagen.<br />

Jahrhundertelang hatte Kelmis große Bedeutung, weil die auf Gängen im Kalkstein<br />

vorkommenden Blei- und Zinkerze in ganz Europa verwendet wurden. Auch im bachabwärts<br />

liegenden Plombieres (deutsch Bleiberg, von lat. plumbum – Blei und plomb = französisches<br />

Wort für Blei) wurden Erze abgebaut.<br />

Nach etwa zwanzig Kilometern tritt die <strong>Göhl</strong> bei Sippenaeken in niederländisches Gebiet ein.<br />

Der Talabschnitt in der Nähe von Epen und Slenaken gehört zu den schönsten des Bachlaufs.<br />

In dem breiten Tal, das auf beiden Seiten von hochgelegenen Wäldchen gesäumt wird, liegen<br />

idyllische und gepflegte Dörfchen im typischen schwarz-weißen Fachwerk. Eine Wanderung in<br />

dem schönen und in den ganzen Niederlanden bekannten Mergel- <strong>oder</strong> Heuvelland ist in jeder<br />

Jahreszeit schön. Nicht weit davon, bei Gulpen, fließt die Gulp in die <strong>Geul</strong>.<br />

Das Städtchen Valkenburg in den Niederlanden, das von der <strong>Geul</strong> durchflossen wird, gehört zu<br />

den bekanntesten niederländischen Ausflugsorten. Früher hat hier sogar die Familie der<br />

Königin regelmäßig Urlaub gemacht. Hier ist immer Rummel, aber man sollte sich davon nicht<br />

abhalten lassen, in den meist schönen Lokalen einzukehren. Niederländische Tagesurlauber<br />

geraten hier, nach dem Besuch des Dreiländerpunkts, in den Höhenrausch, denn hier steht die<br />

einzige auf einem Berg gelegene Burg der Niederlande!<br />

7


Nördlich von Maastricht, bei den Orten Weert und Bunde, mündet die <strong>Göhl</strong> in die Maas.<br />

Berühmt und sehr sehenswert ist übrigens die rein gotische und sehr gut erhaltene Kathedrale<br />

im französisch-gotischen Stil in dem kleinen, aber dennoch den Charakter einer Stadt<br />

tragenden Ort Meerssen, nahe der Mündung in die Maas. Meerssen mit seinen weißen Natur-<br />

und Backsteinbauten war einst ein wohlhabendes Kaufmannsstädtchen und hat beträchtliche<br />

historische Bedeutung. In diesem Ort wurde 870 der Vertrag von Meerssen geschlossen.<br />

Damals wurde der mittlere Teil des fränkischen Reichs, das ganze Gebiet rechts und links des<br />

Rheins und bis nach Mittelitalien, Lotharingien genannt, unter den Verwandten des<br />

verstorbenen Lothars aufgeteilt in West- und Ost-Lothringen. Karl der Kahle bekam West-<br />

Lotharingien, ungefähr alles, was westlich des Rheins lag, Ludwig der Deutsche Ost-Lothringen<br />

(auch das <strong>Aachen</strong>er Gebiet). Bis heute sind dies in etwa die deutsch-französischen Grenzen.<br />

Um 891 fand hier, im Tal der <strong>Geul</strong> zwischen Houthem und Meerssen, eine große Schlacht statt,<br />

in der die hier eingefallenen Normannen <strong>oder</strong> Wikingern den fränkischen Rittern eine große<br />

Niederlage zufügten, worauf die Wikinger weite Landstriche verheerten und plünderten. Mit dem<br />

Schlachtruf „<strong>Geul</strong>“ sollen die Normannen in der nächsten Schlacht, nur Monate später am<br />

Flüsschen Dyle bei Leuven/Louvain/Löwen die Ritter verspottet und zu größter Wut<br />

aufgestachelt haben – was den Rittern letztlich auch die Kraft verlieh, die Normannen<br />

zurückzuschlagen, so das sie in großer Zahl in der Dyle ertranken.<br />

Ein wahres Schmuckstück an den Ufern der <strong>Geul</strong> ist das Schloss Houthem unterhalb von<br />

Valkenburg. In den ausgedehnten gepflegten Parkanlagen stehen schöne Kunstobjekte und<br />

Statuen. Das Schlossrestaurant bietet Atmosphäre und leckeres Essen zugleich. Und wer will,<br />

der kann dem heiligen Gerlach in der bunt ausgemalten Barockkirche einen Besuch abstatten.<br />

Unter seinem Grabmal liegt bis heute geweihter Sand, feiner gelber Mergelsand aus den nahen<br />

Mergelgrotten. Ein Tütchen davon kann man mit nach Hause nehmen. Der Sand schützte das<br />

Vieh vor Krankheiten. Gerlach, ein Ritter, der im 13. Jahrhundert auf dem Schloss geboren<br />

wurde, lebte den größten Teil seines Lebens in einer hohlen Eiche in Houthem. Unter anderem<br />

soll er sonntags per pedes zum <strong>Aachen</strong>er<br />

Dom in die Messe gekommen sein.<br />

10<br />

Auch wenn die <strong>Geul</strong> in den belgischen<br />

Örtchen Hauset, Hergenrath und Lontzen<br />

mit völlig ungereinigten Abwässern traktiert<br />

wird, bessert sich die Gewässergüte im<br />

weiteren Flussverlauf, so dass sie als<br />

mäßig belastet gilt. Sie ist stellenweise<br />

fischreich, man findet Mühlkoppen <strong>oder</strong><br />

Groppen, Bachschmerlen, Döbel und<br />

Forellen, das übliche Artenspektrum eines<br />

kleinen Mittelgebirgsbachs. Während sie<br />

im Oberlauf etwa 50 bis 70 Liter pro<br />

Sekunde führt, fließen in ihrem Unterlauf<br />

durchschnittlich etwa 1500 Liter / Sekunde<br />

Wasser die <strong>Göhl</strong> hinab.<br />

Manfred Vigener<br />

Literatur: Leo Kever, Erich Barth:<br />

„Zwischen <strong>Göhl</strong> und Weser“. Grenzecho-<br />

Verlag, Eupen.


Bericht über die Delegationsreise nach Kapstadt im<br />

Oktober 2011<br />

Insgesamt elf Tage war ich in Kapstadt, davon fünf Tage mit unseren Partnern von „Selfhelp<br />

Manenberg“ in den „Cape Flats“, in den ehemaligen Townships: „Manenberg“, „Hannover Park“<br />

und „Mitchells Plain“. Sechs Tage dauerte das Programm der offiziellen Delegation bestehend<br />

aus PolitikerInnen der <strong>Aachen</strong>er Ratsparteien CDU, SPD, Grüne und FDP, einer Vertreterin der<br />

Stadt <strong>Aachen</strong>, einem Lehrer vom Kreisgymnasium Heinsberg, das eine Partnerschaft mit einer<br />

Schule in Manenberg hat und den VertreterInnen der NGOs, die alle im Welthaus beheimatet<br />

sind: Öko-<strong>Zentrum</strong>, Stadtoasen und Triangel.<br />

Bei unserem Partner habe ich unzählige Gespräche geführt mit den Verantwortlichen für die<br />

einzelnen Projekte. Alle kümmern sich mittels Beratung und Schulung um Hilfe zur Selbsthilfe<br />

für die unterschiedlichsten Personengruppen. Immer geht es um Menschen in Manenberg, die<br />

Hilfe bei der Lösung ihrer Probleme brauchen, seien es Schulaussteiger <strong>oder</strong> arbeitlose<br />

Jugendliche, die einen Weg in eine Ausbildung <strong>oder</strong> einen Job suchen, <strong>oder</strong> ältere Menschen,<br />

die sich durch handwerkliche Arbeiten beschäftigen und einen Zuverdienst erwirtschaften<br />

wollen. Auch Menschen mit Behinderung finden eine Selbsthilfegruppe, <strong>oder</strong> Menschen mit<br />

Gewalt- und Mißbrauchserfahrungen.<br />

Ich habe das gemeinsame Partnerschaftsprojekt „Spielhaus“ besucht, das von InWEnt in der<br />

Pilotphase von März 2010 bis März 2011 gefördert wurde. Bei dem Besuch im Spielhaus<br />

Duinefontain habe ich die große Kindergruppe beobachtet, die schon begierig vor der<br />

geschlossenen Tür wartete, um Einlass zu finden, und die sich nach Eintragung in eine<br />

Namensliste auf die vielfältigen Spiel- und Freizeitmöglichkeiten stürzte. Morgens, als die<br />

Kinder noch in der Schule waren, habe ich das Spielhaus im Swakop-Centre gesehen, das in<br />

einer sehr problematischen Gegend liegt und aus Sicherheitsgründen immer wieder<br />

geschlossen werden muss, was die Kontinuität der Arbeit sehr behindert. Ein drittes Spielhaus<br />

soll baldmöglichst im Downs Community Centre eröffnet werden, so dass in Manenberg noch<br />

mehr Kinder in den Genuss einer nahe dem Wohnort gelegenen Nachmittagsbetreuung<br />

kommen.<br />

Im Vergleich zu meinen Erfahrungen auf der Kapstadt-Reise vor vier Jahren sind mir folgende<br />

Dinge aufgefallen:<br />

11


In Manenberg hat städtebaulich keinerlei Entwicklung stattgefunden. <strong>Die</strong> Häuser sehen<br />

genauso herunter gekommen aus, wie vor vier Jahren und die Problematik des<br />

herumfliegenden Mülls hat sich auch nicht verbessert. In Manenberg scheint die Zeit still zu<br />

stehen, während zum Beispiel in Khayelitsha rasante Entwicklungen statt finden. Lediglich die<br />

von Uta, Steven und den Kindern der Phönix High School bemalten Bushäuschen stechen aus<br />

dem grauen Einerlei der Manenberger Straßen hervor.<br />

Im nächtlichen Manenberg fiel mir eine Gruppe von Menschen auf, die auf der Straße zu<br />

patroullieren schienen. Auf Nachfrage wurde mir bestätigt, dass jede Nacht mehrere Gruppen<br />

von Menschen Streife gehen um die Sicherheit auf den Straßen zu gewährleisten. Mir fiel<br />

besonders auf, dass einige Frauen dabei waren. Laut Aussagen der Manenberger ist seit einem<br />

Jahr etwa relativ viel Ruhe eingekehrt in Manenberg, das in der Vergangenheit immer wieder<br />

von schweren Bandenkriegen heimgesucht wurde. Statt dessen scheint sich der Schwerpunkt<br />

der Kriminalität auf das nahe gelegene „Hannover Park“ zu verlagern. In diesem Stadtviertel,<br />

das Manenberg sehr stark ähnelt, durfte ich bei Juanita drei Nächte lang schlafen. Neben zwei<br />

Moscheen, die gegen vier Uhr morgens ihre Gebetsrufe erschallen ließen, waren hier in der<br />

Nacht auch Schüsse zu hören.<br />

<strong>Die</strong> Zeit mit der offiziellen Delegation war sehr ausgefüllt mit Terminen. Ich beschränke mich in<br />

der Darstellung auf einige ausgewählte Projekte. Am Montag besuchten wir drei Schulen in<br />

Grassy Park, wo Stadtoasen das Projekt „Healthy Schools“ mit dem Anlegen von Gemüsegärten<br />

und Trimmparks durchgeführt hatte. Der Erfolg dieses Projektes war an den Schulen sehr<br />

unterschiedlich. Einige Gärten blühen und gedeihen und werden intensiv genutzt.<br />

Erfreulicherweise wurde uns auch der Misserfolg eines Schulgartens, der sehr schnell verwüstet<br />

wurde, schonungslos berichtet. Hier wurde deutlich, wie wichtig es ist, dass die Projekte sowohl<br />

in der Schule unter der Schüler- und Lehrerschaft, als auch in der Umgebung der Schule fest<br />

verankert sind.<br />

<strong>Die</strong>nstag besuchten wir einen Gemüsegarten von Abalimi und die Packstation der Biokisten.<br />

Das Projekt, das mit Geldern aus dem <strong>Aachen</strong>er Klimaticket unterstützt wird, verbindet viele<br />

positive Aspekte: es geht um Klimaschutz durch Begrünung, biologische Landwirtschaft,<br />

gesunde Ernährung und um Armutsbekämpfung.<br />

Rob Small erzählte in seiner<br />

bekannt charismatischen Art, dass<br />

er innerhalb von kürzester Zeit,<br />

Menschen, die keine Ahnung vom<br />

Gärtnern haben, in die<br />

Grundbegriffe des biologischen<br />

Gärtners einführen kann, so dass<br />

sie in der Lage sind, einen Garten<br />

so zu bepflanzen, dass sie sich und<br />

ihre Familie ernähren können. Das<br />

Gemüse, dass in der Packstation<br />

auf die Biokisten verteilt wird, sieht<br />

richtig zum reinbeißen aus,<br />

appetitlich und gartenfrisch.<br />

Am Mittwoch besuchten wir ein<br />

Umwelterziehungs-<strong>Zentrum</strong>, das<br />

sich noch im Aufbau befand und das auf einer kleinen Insel in einem Feuchtgebiet liegt. Es<br />

befindet sich in dem Bebauungsgebiet mit Namen "Century City", einem gigantischen Einkaufs-<br />

Büro-Wohn-und Freizeit-Komplex für den ein großes Feuchtgebiet trockengelegt und vernichtet<br />

wurde. <strong>Die</strong> kleine Insel mit vielen Vögeln wirkt exotisch und verloren zwischen den riesigen<br />

m<strong>oder</strong>nen Bauten in dem komplett umzäunten und bewachten Bereich. Das Ganze sieht sehr<br />

stark nach Alibifunktion aus.<br />

12


Insgesamt machte das Thema Nachhaltigkeit einen sehr zwiespältigen Eindruck auf mich. Zwar<br />

wird dem Thema viel professionelle Aufmerksamkeit gewidmet und das „Smart Living<br />

Handbook“ ist der Versuch, Nachhaltigkeit mit positivem Image zu verbinden. Es wird an einem<br />

verbesserten öffentlichen Nahrverkehrssystem gearbeitet und auch das Thema<br />

Umwelterziehung wird von der Stadt sehr ernst genommen, wenn auch nicht gerade mit einem<br />

üppigen Budget ausgestattet. Insgesamt arbeiten verschiedene Profis und Ehrenamtler mit<br />

Ideenreichtum und Engagement an den verschiedenen Themen der Nachhaltigkeit, zum<br />

Beispiel auch an Fragen der Energieeinsparung und effizienteren Nutzung bis hin zu<br />

alternativen Energieen. Gleichzeitig steht Südafrika vor der Entscheidung sechs neue<br />

Atomkraftwerke zu bauen. <strong>Die</strong> ganz großen Entwicklungen scheinen über alle zarten<br />

Pflänzchen der Nachhaltigkeit hinweg zu fegen, was das Beispiel der winzigen Umwelt-Insel in<br />

dem Mammut-Projekt „Century City“ sehr schön versinnbildlicht.<br />

Werbung Zypresse<br />

Feuchtbiotop in „Century City“<br />

Birgitta Hollmann<br />

13


ADALBERTSGARTEN statt KAISERPLATZGALERIE<br />

„Dass ich das noch erleben muss!“ berichtet uns eine 96 Jahre alte <strong>Aachen</strong>erin, die seit fast 50<br />

Jahren im Suermondtviertel lebt, „hier sieht es aus wie kurz nach dem Krieg, das ist eine<br />

Schande für die Stadt!“<br />

Tatsächlich wirkt der Bereich der unteren Adalbertstraße immer mehr wie eine<br />

Trümmerlandschaft. <strong>Die</strong> Abrissarbeiten für die geplante Kaiserplatzgalerie gehen äußerst<br />

schleppend voran – in diesem Jahr etwa alle drei Monate ein Gebäude! Übrig bleiben immense<br />

Schuttberge und Gebäudegerippe durch die man von der Adalbertstraße aus auf das von<br />

unzähligen Rattenfamilien bewohnte Gelände hindurch schauen kann.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Aachen</strong>er Bürger scheinen mit einer extremen Leidensfähigkeit ausgestattet zu sein, denn<br />

trotz dieses Nachkriegsszenarios, das in den letzten Jahren immer groteskere Folgen<br />

angenommen hat, formiert sich der Widerstand nur langsam. Blendet das schöne bunte Plakat<br />

einer gläsernen Einkaufsgalerie<br />

denn auch nach drei Jahren der<br />

Verwahrlosung dieses Bereichs<br />

etwa immer noch? Haben sich<br />

die Menschen schon an den<br />

Zustand entlang der unteren<br />

Adalbertstraße gewöhnt?<br />

Offenbar ist der Fußweg vom<br />

Kugelbrunnen entlang der<br />

Stiftstraße zum Kaiserplatz<br />

mittlerweile attraktiver als die<br />

Fußgängerzone – wie sonst<br />

lässt sich erklären, dass die<br />

Strauss-Filiale ihren Eingang<br />

zur Adalbertstraße hin<br />

geschlossen hat und nur noch<br />

über die Stiftstraße zu erreichen<br />

ist.<br />

14<br />

ABER es gibt Hoffnung! Wie<br />

Phoenix aus der Asche ist die<br />

Bürgerinitiative<br />

„Kaiserplatzgalerie – Nein<br />

Danke!“ in den letzten Wochen<br />

wieder aufgetaucht. Und auch<br />

die <strong>Aachen</strong>er Zeitung titulierte<br />

in der Ausgabe vom 5.11.:<br />

<strong>Aachen</strong>, Stadt des Stillstands?<br />

Lediglich Politik und Verwaltung<br />

halten in Durchhalte-Interviews<br />

an der bunten Shoppingwelt<br />

fest und präsentieren ständig<br />

neue potentielle Investoren, die<br />

ein paar Wochen später dann<br />

aber immer wieder<br />

abgesprungen sind …


<strong>Die</strong> Bürgerinitiative hat daher begonnen, nicht nur die Bürger wieder zu informieren und<br />

interessieren (jeden Samstag um 5 vor 12 am Bauzaun am ehemaligen Phillip Leisten) sondern<br />

auch einen Forderungskatalog an Politik, Verwaltung und Investoren aufgestellt:<br />

Wohnraum statt Parkraum! <strong>Die</strong> 5.000m² preisgünstiger Wohnraum, die im Plangebiet zerstört<br />

wurden, müssen mindestens kompensiert werden. <strong>Aachen</strong> benötigt dringend mehr Wohnraum,<br />

kein überzähliges Parkhaus, das noch mehr Verkehr in das ohnehin durch Abgase und andere<br />

Luftschadstoffen bereits überlastete Viertel bringt.<br />

Kleinteilige Architektur statt Mega-Center! Zusätzlich zum Wohnbau sollten kleine<br />

Verkaufsflächen für inhabergeführten Einzelhandel geschaffen werden<br />

Erhalt der historisch gewachsenen Straße Adalbertsberg als öffentlicher Raum statt Privatisierung<br />

und Überbauung! Das Plangebiet muss an der Ecke Adalbertstraße/Adalbertsberg<br />

begrenzt werden. Durch die Begrenzung kann zudem die Fällung der über 160 Jahre alten<br />

Kastanie am Adalbertsberg vermieden werden, die bis zur Planung als Naturdenkmal galt.<br />

Mehr Aufenthaltsqualität dank „Adalbertsgarten“! Als innerstädtischer Erholungsraum für<br />

Anwohner und Gäste der Stadt soll inmitten kleinteiliger Bebauung ein offener, ruhiger Park<br />

geschaffen werden.<br />

Zwischennutzung statt Brache! Da ein Umdenken seitens der Stadt und möglicher neuer<br />

Investoren Zeit benötigen wird, verlangen wir die umgehende Zwischennutzung des<br />

Brachgeländes als (ggf. „mobilen“) Grünbereich. Mögliche Gefahren auf dem Gelände sind<br />

umgehend zu beseitigen, um die gesamte Fläche zeitnah der öffentlichen Nutzung zuzuführen.<br />

<strong>Die</strong> Bürgerinitiative diskutiert untereinander und mit den Bürgern, die sich samstags am<br />

Bauzaun einfinden, zur Zeit intensiv verschiedene Überlegungen zur möglichen<br />

Zwischennutzung des Geländes.<br />

Brachfläche in Berlin Kreuzberg<br />

Favorit ist dabei die Idee eines mobilen Gartens. Vorbild für diese Idee ist der<br />

Prinzessinnengarten in Berlin-Kreuzberg. Seit Sommer 2009 befindet sich der<br />

Prinzessinnengarten. Am dortigen Moritzplatz. <strong>Die</strong> 6.000 qm große Fläche – im Besitz der<br />

Firma Wertheim – war über Jahre eine Brachfläche. Heute wird dort eine große Vielfalt von<br />

Gemüse- und Kräutersorten mitten in der Stadt angebaut. Da die gemeinnützige GmbH<br />

15


Nomadisch Grün jeweils nur für ein Jahr die Nutzung zugesichert bekommt, haben die Aktiven<br />

einen Garten entwickelt, der umziehen kann. <strong>Die</strong> Gebäude bestehen aus Containern und die<br />

Pflanzen werden in recycelten Bäckerkisten, Reissäcken und Tetra-Paks angebaut. Das macht<br />

den Garten mobil und ermöglicht einen Anbau auch auf versiegelten Flächen.<br />

16<br />

Beispiel „Prinzessinnengarten“ in Berlin<br />

Aufgrund der enormen Größe der Kaiserplatzgaleriebrache könnten weitere Ideen die mobilen<br />

Gärten ergänzen: Skulpturenplatz, Platz für öffentliches Theaterspiel, Kinderspielflächen etc.<br />

<strong>Die</strong> Initiative braucht mehr Unterstützung der <strong>Aachen</strong>er Bürger, damit dieser Schandfleck<br />

wieder verschwindet und einer stadtverträglichen Nutzung zugeführt wird. Kommt samstags<br />

zum Bauzaun <strong>oder</strong> jeden zweiten Montag um 19:30 Uhr in die Raststätte, Lothringer Straße 23<br />

(nächstes Treffen am 5.12.). Weitere Infos findet ihr auch auf der Webseite:<br />

www.kaiserplatzgalerie-nein-danke.de <strong>oder</strong> immer ganz aktuell auf der Facebook-Seite der<br />

Initiative.<br />

HECKENSTRÄUCHER<br />

Norbert Kuntz<br />

Hecken, insbesondere aus einheimischen Gehölzen waren und sind bedeutsam, nicht nur zur<br />

Verbesserung des Kleinklimas, sie sind vor allem Lebensraum und Nahrungsquelle für eine<br />

Vielzahl von Tierarten.<br />

Auf uns Menschen wirken sie durch ihren Farb- und Formenreichtum. Sie bereichern durch ihre<br />

essbaren Früchte unseren Speiseplan und tragen zur Gesunderhaltung bei.<br />

Hier werden vier Gehölzarten vorgestellt, die den Geißblattgewächsen zugeordnet sind.<br />

Schwarzer Holunder Sambucus nigra<br />

Trauben <strong>oder</strong> Bergholunder Sambucus racemosa<br />

Gewöhnlicher Schneeball Viburnum opulus<br />

Wollige Schneeball Viburnum lantana


Es sind Sträucher mit gegenständigen Blättern und fünfzähligen Blüten. <strong>Die</strong>se Blütenblätter<br />

(Kronenblätter) sind miteinander verwachsen.<br />

Der schwarze Holunder ist in unseren Breiten die häufigste und bekannteste Art. Er erreicht<br />

eine Höhe von 3-4 m. Das Innere der Stämme ist mit einer dicken, weißen Markschicht<br />

ausgefüllt, die Rinde ist graurissig. Er liebt einen stickstoffreichen Boden, ist aber ebenfalls als<br />

Pionier Pflanze auf Halden und Schuttplätzen zu finden.<br />

In zahlreichen Sagen und Legenden wurde er als Sitz eines guten Hausgeistes (der Frau Holle)<br />

verehrt. Seine große Wertschätzung beruht auf seinen Heilwirkungen, sowohl der Blüte als<br />

schweißtreibender<br />

„ Fliedertee“, (eine Wirkung des ätherischen Öles) als auch der reifen Beeren, die einen hohen<br />

Kaliumgehalt und Vitamine der B-Gruppe enthalten.<br />

<strong>Die</strong> gelblich-weißen Doldenblüten haben einen eigenartigen süßen, nicht sehr angenehmen<br />

Duft. <strong>Die</strong> Blüten werden von Fliegen und einigen Insekten besucht, nicht aber von Bienen, da<br />

sie keinen Nektar enthalten.<br />

<strong>Die</strong> Früchte werden Anfang September reif und hängen in schwarzen Dolden am Strauch. Man<br />

sollte sie nicht roh, d.h. unreif verzehren, da sie das Glukosid Sambunigrin enthalten, was zu<br />

Magen und Darmverstimmungen führen kann. Bei Vollreife ist dieser Giftstoff abgebaut.<br />

Als Saft wird er in Kombination oft mit Äpfeln zu Konfitüren, Likören <strong>oder</strong> zu Suppen<br />

verarbeitet.<br />

Der rote Traubenholunder ähnelt dem Schwarzen , hat aber<br />

eine rötlich graue und mit Korkwarzen übersäte Rinde. Das Mark<br />

ist zimtbraun und seine Blätter sind schmaler und spitzer als bei<br />

seinem Artgenossen. Aus runden Knospen öffnen sich<br />

gleichzeitig Blätter und Blüten. Er blüht von April bis Mai in<br />

eiförmigen Rispen, die grünlich-gelb sind.<br />

Er kommt häufiger in Mittelgebirgslagen auf nährstoffreichen <strong>oder</strong><br />

leichten Lehmböden vor, Aber auch in der Ebene ist er mit<br />

anderen Stickstoffzeigern anzutreffen.<br />

Seine saftigen, scharlachroten Beeren zeigen sich ab Juli und<br />

werden schnell von Vögeln abgeerntet. Ihre Kerne enthalten auch<br />

den Giftstoff Sambunigrin , aber da dieser nicht hitzebeständig<br />

ist, kann auch der Traubenholunder zu Saft verarbeitet werden. In<br />

den Alpenländern wird er in der Speisezubereitung öfters<br />

verwendet.<br />

17


Den gewöhnlichen <strong>oder</strong> gemeinen Schneeball erkennt man<br />

an seinen ahornähnlichen Blättern. <strong>Die</strong>ser Strauch bevorzugt<br />

leicht feuchten Lehmboden, ist aber ansonsten recht<br />

anspruchslos.<br />

Auffallend sind im Frühjahr seine großen, weißen Blüten. <strong>Die</strong><br />

schirmartigen Blütenstände am Rand sind allerdings nur<br />

Schaublüten, die Insekten anlocken sollen. <strong>Die</strong>se sind steril, nur<br />

die inneren, unscheinbareren Blüten können befruchtet werden.<br />

Anfang September reifen leuchtend rote Beeren, als Wildfrucht<br />

ist sie weniger bekannt. Unreife und rohe Früchte, genau wie<br />

Blätter und Rinde enthalten das giftige Vibumin.<br />

Wunderschön verfärben sich die im Sommer hellgrünen Blätter<br />

zum Herbstbeginn zu einem kräftigen orange und werden<br />

schließlich rot, das macht ihn besonders attraktiv.<br />

Der wollige Schneeball bevorzugt eher trockene Standorte.<br />

Den bis zu 4-5m hohen Strauch kann man wiederholt stark<br />

zurückschneiden, ohne dass er Schaden nimmt. <strong>Die</strong> fasrigen,<br />

reißfesten Zweige wurden in früheren Zeiten gerne zum<br />

Verschnüren von Reisigbündeln benutzt.<br />

Schon mitten im Winter erscheinen die von einem dichten<br />

Haarpelz umgebenen, fast fertig ausgebildeten Anlagen der<br />

Blätter und Blüten.<br />

<strong>Die</strong> länglich eiförmigen Blätter sind nicht gelappt, sondern nur<br />

am Rand gezähnt und tragen eine starke, weißfilzige<br />

Behaarung. (daher der Name) Das schützt sie vor<br />

Wasserverlust.<br />

<strong>Die</strong> weißen, schirmartigen Doldenblüten öffnen sich von Mai bis<br />

Juni.<br />

Ab August reifen die länglichen etwas abgeflachten Früchte<br />

unterschiedlich von grün über rot zu schwarz. Es ist ein<br />

ungleicher Reifungsprozess, der aber für den wolligen<br />

Schneeball charakteristisch ist. <strong>Die</strong> Vögel wissen auch diese<br />

Wildfrucht zu schätzen.<br />

Christel Steinberger<br />

Quellennachweis: Bayer. Landesanstalt f. Landwirtschaft<br />

Großer Natur –und Landschaftsführer<br />

18


Herausgeber: <strong>Ökologie</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Aachen</strong> e.V. An der Schanz 1, 52064 <strong>Aachen</strong><br />

Tel.: 0241/8891425<br />

www.oekologie-zentrum-aachen.de<br />

info@oekologie-zentrum-aachen.de<br />

Öffnungszeiten: dienstags 10 - 12 Uhr<br />

mittwochs 16 - 18 Uhr<br />

und nach Vereinbarung<br />

Mitarbeit: ahu-AG, Birgitta Hollmann, Norbert Kuntz, Monika Nelißen, Christel<br />

Steinberger, Manfred Vigener<br />

Druck: Zypresse, <strong>Aachen</strong>, gedruckt auf 100 % Recycling-Papier mit ökoPlus-<br />

Farben<br />

Ich möchte die Arbeit des <strong>Ökologie</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Aachen</strong> e.V. mit einer<br />

Spende unterstützen.<br />

Hiermit werde ich Fördermitglied des <strong>Ökologie</strong>-<strong>Zentrum</strong>s<br />

♦ Bitte buchen Sie meinen Beitrag von .......................EURO vierteljährlich von meinem Konto<br />

ab.<br />

Meine Bank heißt..........................................................................................................................<br />

BLZ..................................................KTO.......................................................................................<br />

<strong>Die</strong>se Einzugsermächtigung gilt solange, bis ich sie schriftlich widerrufe.<br />

♦ Ich richte zur Überweisung meiner Spende von ..............EURO einen Dauerauftrag ein.<br />

Konten des <strong>Ökologie</strong>-<strong>Zentrum</strong>s:<br />

Postbank Köln, BLZ 37010050, KTO 5266-503<br />

Sparkasse <strong>Aachen</strong>, BLZ 39050000, Kto. 23025638<br />

Datum...............................................Unterschrift............................................................................<br />

Adresse...........................................................................................................................................<br />

19

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!