Spielhaus Projekt - Ökologie-Zentrum Aachen
Spielhaus Projekt - Ökologie-Zentrum Aachen
Spielhaus Projekt - Ökologie-Zentrum Aachen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Kleingärten in <strong>Aachen</strong><br />
Im vergangenen Jahr haben wir uns mit dem Thema Kleingärten in <strong>Aachen</strong> in unserem<br />
Rundbrief Nr. 64 beschäftigt. Wir haben die Gartenkolonie Mariabrunnstraße und eine Gärtnerin<br />
vorgestellt.<br />
Seitdem ist das Thema Garten um eine weitere Facette reicher geworden. Seit diesem Jahr gibt<br />
es an zwei Stellen in <strong>Aachen</strong>, Gut Hebscheid und in der Soers die Möglichkeit, Parzellen mit<br />
verschiedenen Gemüsesorten für jeweils eine Saison zu mieten und auf diese Weise mit selbst<br />
erzeugten Lebensmitteln den eigenen Speiseplan zu bereichern. Im Herbst werden wir über die<br />
Erfahrungen mit dieser Art des gärtnerns berichten.<br />
In diesem Rundbrief soll ein seit vielen Jahren ökologisch bewirtschafteter Garten in der<br />
Gartenanlage Sonnenscheinstraße vorgestellt werden.<br />
2<br />
Der Garten wurde jahrzehntelang von Christel und Schorsch<br />
Steinberger gemeinsam mit viel Sachkenntnis, Zeitaufwand und<br />
Liebe betrieben. Seit dem Tod ihres Mannes bewirtschaftet Christel<br />
den Garten alleine.<br />
Die Gartenanlage Sonnenscheinstraße wurde 1980 gegründet und<br />
feierte Anfang Mai 2010 ihr dreißigjähriges Bestehen. Damit ist sie<br />
die jüngste Gartenanlage in <strong>Aachen</strong>.<br />
Die ersten GärtnerInnen übernahmen das Land im Februar 1980 als<br />
umgepflügtes Wiesenland. Die Grundstücke waren durch Pfosten<br />
abgesteckt. Mit dabei war auch Christel Steinberger mit ihr<br />
Ehemann. Christel hatte als Kind schon die Vorzüge eines
Hausgartens kennen gelernt. Ihr Mann brachte landwirtschaftliche Erfahrungen aus seiner<br />
Herkunftsfamilie mit.<br />
Die einzelnen Parzellen in der Gartenanlage Sonnenscheinstraße sind über 300 qm groß,<br />
wobei das Häuschen höchsten 24 qm Fläche beanspruchen darf. Insgesamt umfasst die<br />
Anlage 85 Gärten, wobei vor ca. 15 Jahren Gärten hinzukamen, weil eine Gartenanlage am<br />
Madrider Ring umsiedeln musste wegen des Baus des städtischen Betriebshofes.<br />
Die Gartenanlage grenzt direkt an den Rödgerbach und liegt auf Forster Gebiet.. Im zweiten<br />
Weltkrieg waren auf dem Gelände Stollen mit einer Betondecke angelegt, die als<br />
Luftschutzbunker dienten. In den 50er Jahren des 20sten Jahrhunderts wurden diese Stollen<br />
abgerissen und statt dessen das Gelände als Hausmülldeponie genutzt. Später wurde die<br />
Deponie zugekippt und als Weideland bis 1980 genutzt. Vor der Umnutzung als Gartenland<br />
wurde durch Bodenproben sicher gestellt, dass das Gelände nicht durch Schadstoffe belastet<br />
war.<br />
Eine erhebliche Belastung stellt heute das wachsende Gewerbegebiet an der Neuenhofstraße<br />
da. Die dort errichteten Autohäuser beleuchten nachts ihre Parkplätze taghell. Früher war es<br />
abends dunkel, heute wird es selbst in der Nacht nicht mehr richtig dunkel. Christel befürchtet,<br />
dass auch die Vögel unter dieser starken Beleuchtung leiden. In ihrem Garten fühlen sich<br />
Kohlmeise,( Blaumeise), Amsel, Zaunkönig und Heckenbraunelle wohl. Leider nimmt in den<br />
letzten Jahren die Elster überhand, die sich gerne als Nesträuber betätigt. In einigen Teichen<br />
der Anlage räubert der Fischreiher und an den vielen Insektennisthilfen holt sich der<br />
Buntspecht und auch die ein oder andere Meise gerne einen Leckerbissen (Maden) ab,<br />
weshalb diese mittlerweile durch Maschendraht geschützt sind.<br />
Die ersten Jahre wurde im Garten der Steinbergers noch Mineraldünger benutzt, jedoch seit 12<br />
Jahren wird er konsequent ökologisch bewirtschaftet. Als Düngemittel dienen nur Kompost ,<br />
Hornspäne und selbst hergestellte Jauchen z.B. aus Brennnesseln, Comfrey oder Beinwell.<br />
3
Verdünnt kommt diese Jauche als Spritzmittel zur Bekämpfung von Pilzerkrankungen und zur<br />
Pflanzenstärkung zum Einsatz.<br />
Dem Pflanzenschutz dienen auch so genannte Beipflanzungen: so schützt z.B. Wermut die<br />
Johannisbeerbüsche vor der Johannisbeergallmücke, Dill vertreibt den Kohlweißling, Knoblauch<br />
vertreibt die Wühlmäuse, Bohnenkraut hilft den Busch- und Stangenbohnen gegen die<br />
Bohnenlaus und Kohl wird durch die Beipflanzung von Tagetis vor den wurzelangreifenden<br />
Nematoden geschützt. Neben Apfel- und Birnbaum wird zur Stärkung Beinwell gepflanzt . Die<br />
Obstbäume schützt Christel mit einem Leimring rund um den Stamm gegen die Larven des<br />
Frostspanners und den Kirschbaum zusätzlich mit Gelbtafeln zum Schutz vor der<br />
Kirschfruchtfliege. In der kurzen Zeit, wo diese Insekten fliegen werden im Baum mit Leim<br />
bestrichene gelbe Tafeln aufgehängt. Die Kirschfruchtfliegen, die auf die Farbe Gelb "fliegen"<br />
werden so wirksam bekämpft.<br />
Außerdem dienen Insektennisthilfen dem integrierten Pflanzenschutz.<br />
4<br />
Zum Biogarten gehört natürlich auch<br />
ein Totholzhaufen, der Igeln und<br />
Insekten als Unterschlupf dient.<br />
Leider hat es in den letzten Jahren<br />
keinen Igel mehr in Christels Garten<br />
gegeben, der die Schnecken<br />
wegfressen könnte. So muß Christel<br />
sich dieser Plagegeister selbst<br />
erwehren.<br />
Neben dem kleinen Rasenstück, auf<br />
dem man im Schatten des<br />
Kirschbaums wunderbar ausruhen<br />
kann, liegt ein kleiner Gartenteich,<br />
der zahlreiche Tiere beherbergt und<br />
mit seinem reichhaltigen Leben zur<br />
stillen Beobachtung anregt. Über<br />
dem Wasser schwirren Libellen und<br />
auf der Wasseroberfläche rennen<br />
zahlreiche Wasserläufer herum.<br />
Genaueres Hinsehen verlangt das<br />
Entdecken der beiden Frösche, die sich leider in diesem Teich nicht fortpflanzen können, da die<br />
zahlreichen Lurche mit den knallroten Bäuchen mit Vorliebe Froschlaich fressen. Der Teich ist<br />
auch bevölkert mit Libellenlarven, die 2-3 Jahre im Wasser verbringen und nach der Häutung<br />
als Libelle schlüpfen.<br />
Der Garten bietet ein so reichhaltiges Angebot an Obst und Gemüse, dass die weitgehende<br />
Ernährung aus dem eigenen Garten gesichert ist. Es ist allerdings notwendig, sich<br />
saisongerecht zu ernähren. Im Mai gibt es nur Spinat, Radieschen und Schnittsalat und frische<br />
Kräuter. Aber ab Juni gibt es eine große Vielfalt zu ernten. die Kartoffen aus dem eigenen<br />
Garten reichen von August bis mindestens Weihnachten. Bohnen, Mangold, Tomaten und<br />
Paprika werden durch Einfrieren auch im Winter nutzbar. Überschüssiges Obst und Gemüse<br />
wird verschenkt oder als Saft verarbeitet. Weißkohl wird durch milchsaure Vergärung haltbar<br />
gemacht.<br />
So fördert der Garten rundum die Gesundheit: er dient der Entspannung, hält fit durch Arbeit an<br />
der frischen Luft und liefert gesunde Nahrungsmittel. Es erfordert aber auch einige Arbeit und<br />
Zeit, um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen. Im Frühjahr fällt die meiste Arbeit an. Ca
zwei Stunden täglich können veranschlagt werden. Seit sie in Rente ist, geht Christel fast<br />
täglich in den Garten, mit Ausnahme der Monate, in denen der Garten sich im Winterschlaf<br />
befindet.<br />
Seit 2006 beteiligt sich Christel am Öko-Garten-Audit, das vom Freundeskreis Botanischer<br />
Garten, der GABCO, der Stadt <strong>Aachen</strong>, dem Stadtverband der Familiengärtner und anderen<br />
unterstützt wird. Ziel ist dabei, den ökologischen Gartenbau zu verbreiten und zu stärken. Für<br />
die Teilnehmenden bedeutet dies eine freiwillige Selbstverpflichtung und die Möglichkeit zur<br />
Teilnahme an Fortbildungen. In ihrer Gartenanlage sind bisher nur sieben weitere Gärten dabei,<br />
das ist weniger als 10 %. Hier ist noch sehr viel Überzeugungsarbeit notwendig, die früher<br />
immer gerne ihr Mann geleistet hat.<br />
Wegen Überalterung brauchen sich die Familiengärtner an der Sonnenscheinstraße keine<br />
Gedanken zu machen. Viele junge Familien haben Gärten übernommen, besonders Familien<br />
aus den ehemaligen Ostblockländern. So findet man an einem sonnigen Tag im Mai viele junge<br />
Leute, viele Kinder und ein buntes Sprachengewirr in der Gartenanlage. Gartenbau hat<br />
offensichtlich Zukunft. Umso mehr lohnt sich die Auseinandersetzung um den ökologischen<br />
Gartenbau, denn die Gärten <strong>Aachen</strong>s bieten eine wichtige Grundlage für die ökologische<br />
Qualität der Stadt, sei es als grüne Lunge oder als Grundlage für Artenvielfalt.<br />
Birgitta Hollmann<br />
5
<strong>Spielhaus</strong> <strong>Projekt</strong><br />
An einem sonnigen 6. April kamen Samantha Fagen(unten rechts), genannt Sam und Janine<br />
Baker (oben links.) mit dreistündiger Verspätung in Brüssel an, wo sie von Christian Herrwig,<br />
genannt Chris (unten links) und Susanne Baltes (oben rechts) abgeholt wurden. Alle vier sind<br />
TeilnehmerInnen des ASA-Süd-Nord Austauschprogramms mit dem Thema "Außerschulische<br />
Betreuung von Kindern und Jugendlichen" und bilden gemeinsam das ASA-Team.<br />
Sam und Janine stammen aus Manenberg, einem ehemaligen Township in Kapstadt, das<br />
während der Apartheit für die so genannten "Farbigen" reserviert war. Beide wurden geschickt<br />
von "Selfhelp Manenberg", der Partnerorganisation des Welthauses. Sie werden insgesamt drei<br />
Monate in <strong>Aachen</strong> bleiben und gemeinsam mit Susanne Baltes und Chris Herrwig (1.v.r.)<br />
verschiedene Formen der außerschulischen Kinder- und Jugendarbeit kennen zu lernen. Im<br />
September werden Susanne und Chris nach Kapstadt fliegen um in drei Monaten beim Aufbau<br />
einer Betreuung von Kindern nach der Schule zu helfen.<br />
Dieses <strong>Projekt</strong> heißt "Speelhuis Manenberg", was in Afrikaans, der meistgenutzten Sprache der<br />
"Farbigen" <strong>Spielhaus</strong> heißt nach dem Vorbild des <strong>Spielhaus</strong>es Kennedypark in <strong>Aachen</strong>.<br />
In den ersten zwei Wochen lernten Sam, Janine, Susanne und Chris die Leute vom Welthaus<br />
<strong>Aachen</strong> und von der Agenda21 Partnerschaft <strong>Aachen</strong>-Kapstadt kennen, erkundeten die<br />
Wohnumgebung von Sam und Janine, lernten die historische Altstadt und das Drei-Länder-Eck<br />
kennen und staunten nicht schlecht über das Klinikum.<br />
Die erste Herausforderung gab es schon nach einer Woche, als Sam und Janine das <strong>Projekt</strong> in<br />
einer achten Klasse im Amos-Comenius-Gymnasium vorstellten. Die SchülerInnen waren<br />
fasziniert von den Erzählungen aus dem Alltag der Menschen in den ehemaligen Townships<br />
von Kapstadt. Keine Spur von Müdigkeit und Desinteresse. Zwei Stunden lang hingen die<br />
SchülerInnen gebannt an den Lippen der Vortragenden und aktivierten ihre Englischkenntnisse,<br />
um die Südafrikanerinnen mit Fragen zu löchern.<br />
6
Die Veranstaltung war so erfolgreich, dass der Lehrer um eine Wiederholung für die drei oberen<br />
Klassen 9, 10 und 11 bat, die am 27. Mai mit ca. 60 SchülerInnen statt fand und wieder auf<br />
große Resonanz bei den Jugendlichen stieß.<br />
Neben vielen persönlichen Begegnungen gab es auch ein Zusammentreffen mit der<br />
Europaabgeordneten und Schirmherrin der Agenda21-Partnerschaft <strong>Aachen</strong>-Kapstadt Sabine<br />
Verheyen, die eine Delegationsreise nach Südafrika plant und sich bereit erklärte, vor Ort<br />
"Selfhelp Manenberg" zu besuchen, um auch für politische Unterstützung für das <strong>Projekt</strong><br />
"<strong>Spielhaus</strong> Manenberg" zu sorgen.<br />
Die letzte Aprilwoche verbrachte das ASA-Team auf der Burg Rieneck im Spessart, um sich mit<br />
ca. 70 anderen jungen Leuten in Workshops und Diskussionen auf den Aufenthalt im Ausland<br />
vorzubereiten und um sich mit interkulturellen Unterschieden, Rassismus und Migration<br />
auseinander zu setzen.<br />
Die beiden ersten Mai-Wochen lernte das ASA-Team intensiv verschiedene <strong>Projekt</strong>e des<br />
Pädagogischen <strong>Zentrum</strong>s kennen. Die ersten Tage waren den Offenen Ganztagsgrundschulen<br />
(OGS) Reumontstraße und Kurbrunnenstraße vorbehalten. Sie erfuhren das Konzept der OGS,<br />
nahmen an Teamsitzungen teil und begleiteten die Kinder bei den Mahlzeiten, den<br />
Hausaufgaben und Freizeit-Aktivitäten. Von besonderem Interesse war das Konzept der Kinder-<br />
Konferenz.<br />
An den folgenden Tagen standen ein Besuch des interkulturellen Kinder- und Jugendhauses<br />
auf dem Plan und die Vorstellung des Konzepts "Sprach- und Kulturmittler". Es ergaben sich<br />
intensive Diskussionen mit den Programm-Teilnehmenden über die Frage ihres<br />
Integrationsprozesses in Deutschland. Außerdem lernten Sam und Janine die Arbeit des<br />
Psychosozialen <strong>Zentrum</strong>s in Empowerment-Gruppen für traumatisierte Jugendliche kennen.<br />
Den Abschluß der Zeit im Pädagogischen <strong>Zentrum</strong> bildete eine Präsentation des <strong>Spielhaus</strong>-<br />
<strong>Projekt</strong>es und eine intensive Diskussion mit den MitarbeiterInnen.<br />
Ein Ausflug nach Monschau ins Rote Haus und ins Glasmuseum sowie ein Besuch auf dem<br />
Altstadt-Flohmarkt in <strong>Aachen</strong> brachten am Wochenende Entspannung und Abwechslung in das<br />
randvolle Programm.<br />
Ab Mitte Mai verbrachte das ASA-Team zwei Wochen im <strong>Spielhaus</strong> Kennedypark, wo sie die<br />
alltägliche Arbeit miterlebten und mitgestalteten. Sie machten Hausaufgaben mit den Kindern,<br />
bemalten gemeinsam eine Wand, spielten Fußball und Tischtennis und Sam entdeckte ihre<br />
Liebe zu dem Spiel "Mensch ärgere dich nicht".<br />
Fortsetzung folgt im nächsten Heft<br />
Birgitta Hollmann<br />
7
Neues vom Schwedenpark<br />
Im letzten Jahr hat sich das Gelände des Schwedenparks wie auch das Baugelände dahinter<br />
sehr stark verändert. Im Januar 2010 kreischten die Motorsägen und ein unter Denkmalschutz<br />
stehender riesiger Ahorn wurde gefällt. Angeblich war dieser Baum von einem Pilz befallen und<br />
vom Fachbereich Umwelt zur Fällung frei gegeben worden. Anwohner und Augenzeugen<br />
zweifeln die Notwendigkeit dieser Fällaktion an. Anfang<br />
April fielen erneut drei Bäume der Motorsäge zum Opfer,<br />
auch sie aus Verkehrssicherungsgründen. Ein Sturm<br />
hatte das Wurzelwerk der Bäume bereits gelockert und<br />
sie teilweise in Schräglage gebracht.<br />
Beseitigt wurden die Bäume im Auftrag der Firma RWE,<br />
der das Gelände hinter dem Schwedenpark gehört und<br />
die dort seit vielen Jahren eine aufwendige<br />
Wohnbebauung verwirklichen will. Der Schwedenpark<br />
selbst gehört eigentlich der Stadt <strong>Aachen</strong> und ist eine<br />
öffentliche Grünfläche. Allerdings hat die Stadt <strong>Aachen</strong><br />
die Pflege des Schwedenpark dem EBV vertraglich<br />
überlassen.<br />
Bisher haben sich die Verwertungsinteressen an dem<br />
Baugelände hinter dem Schwedenpark nicht realisieren<br />
lassen. Seit dem Abriß 2003 liegt das Gelände brach.<br />
Immer wieder entwickelt sich eine interessante<br />
Pflanzenvielfalt, die auf die besonderen<br />
Standortbedingungen zurück zu führen ist. Das<br />
Grundwasser bildet immer wieder Teiche und sumpfige<br />
8
Zonen, die von den entsprechenden Pflanzen<br />
besiedelt werden. Der Besitzer des Geländes<br />
zerstört diesen Bewuchs regelmäßig und versucht,<br />
das Gelände trocken zu legen, was bisher aber<br />
nur sehr unzureichend gelingt. Die Feuchtigkeit<br />
und das auf dem Gelände anstehende<br />
Grundwasser hängt zusammen mit der Tallage<br />
des Geländes. Die Wurm fließt unterirdisch durch<br />
die Brabantstraße und in der Vergangenheit war<br />
das heutige Baugelände von Mühlgräben, einem<br />
Mühlteich und der Weißen Mühle geprägt. Die<br />
Tallage und die hohe Randbebauung machen das<br />
Gelände ungeeignet für die geplante<br />
Wohnbebauung, da die Belüftungssituation, die<br />
Feuchtigkeit und die Verschattung erhebliche<br />
Probleme bereiten.<br />
Die Umzäunung des Geländes mit einem Bauzaun<br />
hat außerdem dazu geführt, dass BewohnerInnen<br />
des Viertels den Schwedenpark nicht mehr<br />
betreten können. Statt dessen halten sich in den<br />
Sommermonaten hier dauerhaft Menschen ohne<br />
Obdach auf, die sich Zelte und kleine Hütten<br />
bauen und unbehelligt von sozialer Kontrolle Drogen konsumieren.<br />
Diese Entwicklung hat zur Folge, dass der Schwedenpark extrem vermüllt wird und dass sich<br />
erst recht weder Anwohner noch spielende Kinder auf das Gelände trauen.<br />
Um den Schwedenpark als Stadtbiotop für Kinder und interessierte Anwohner wieder<br />
zugänglich zu machen, ist die Beseitigung des Bauzaunes unbedingt notwendig. Nur eine<br />
regelmäßige Nutzung baut soviel soziale Kontrolle auf, dass das Gelände als Wohnraum für<br />
Drogenkonsumenten unattraktiv wird. Darüber hinaus sollte eine Nutzung gefunden werden, die<br />
dem Charakter des Geländes angemessen ist. Zum Beispiel könnte eine Natur-AG der nahe<br />
gelegenen Grundschule Luisenstraße die Betreuung des Schwedenparks übernehmen. Das<br />
wäre sowohl im Sinne der Naturerziehung der Kinder als auch im Sinne des Erhalts dieses<br />
einmaligen Stadtbiotops.<br />
Birgitta Hollmann<br />
9
Die Quellen der <strong>Aachen</strong>er Bäche<br />
„Eine Quelle ist ein lokaler oder flächiger Grundwasseraustritt, der zumindest teilweise<br />
zu einem Abfluss führt, einschließlich der in diesem Bereich lebenden Pflanzen und<br />
Tiere. Zum Quellbereich gehören auch das den Grundwasseraustritt umgebende,<br />
vernässte Gebiet mit seiner Vegetation und der Beginn des abfließenden Baches (max.<br />
100 Meter).“ (Definition nach Landesamt für Umweltschutz Rheinland-Pfalz, 1996).<br />
Das Grundwasser ist der größte Süßwasserkörper auf der Erde. Es birgt mit ca. 12 Millionen<br />
Kubik-Kilometern ungefähr 30 Prozent der weltweiten Süßwasservorkommen, weitaus mehr als<br />
alle Flüsse und Seen zusammen.<br />
Grundwasser ist in unseren niederschlagsreichen Gebieten meist überall im Untergrund<br />
vorhanden. Es bewegt sich nicht in eng begrenzten Wasserkörpern wie an der Oberfläche,<br />
sondern entlang der reichlich vorhandenen Poren, Hohlräume und Spalten, die miteinander in<br />
Verbindung stehen und einen durchgehenden Transport des Wassers ermöglichen. Auch das<br />
oberflächennahe Grundwasser fließt immer in Richtung des Gefälles, also der Schwerkraft<br />
folgend. Grundwasser kann bis in Tiefen von mehreren Tausend Metern vorkommen, wobei in<br />
solch großen Tiefen der Wassertransport nur sehr langsam stattfindet.<br />
Selten handelt es sich dabei um Löcher im Felsen oder im Boden, aus denen das Wasser<br />
hervorsprudelt. Vor allem in niederschlagsreichen Gebieten und in den Mittelgebirgen sind es<br />
oft eher undeutlich begrenzte, flächenhafte Bereiche auf Wiesen oder im Wald, in denen sich<br />
das unterirdisch fließende Wasser sammelt und schließlich einen Abfluss findet.<br />
Welche Quellentypen gibt es allgemein?<br />
Nach der Art ihrer Entstehung unterscheidet man unter anderem Schichtquellen, Störungs- oder<br />
Verwerfungsquellen, Karstquellen, Überlaufquellen und andere. Nach der Form des<br />
Grundwasseraustritts an der Oberfläche spricht man von Sturzquellen (sog. Rheokrenen),<br />
Tümpelquellen (Limnokrenen) oder Sickerquellen (Helokrenen). Sickerquellen sind die<br />
häufigsten und oft unspektakulär wirkenden, daher oft übersehenen Quellentypen. In<br />
Geländesenken sieht man vernässte Stellen mit höherer Vegetation, an den sich das<br />
Grundwasser in kleinen Mulden oder Pfützen sammelt. Der Grundwasserabfluss kann dennoch<br />
mengenmäßig bedeutend sein. Botanisch können diese Quellen sehr interessant sein und viele<br />
Arten bergen. Unter den Tieren findet man zahlreiche hydrophile Arten, die nicht unbedingt im<br />
Wasser leben, sondern feuchte Lebensräume suchen. Im landwirtschaftlich genutzten Gebiet<br />
sind solche Quellen oft kaum erkennbar. Oft sind es einfach feuchte Wiesen, unterhalb derer<br />
sich ein kleiner Bach bildet. Durch die Mahd oder Beweidung durch das Vieh haben sich oft<br />
Kleinseggenriede oder Röhrichtgesellschaften gebildet. Ebenso kommt es vor, dass<br />
Sickerquellen als Viehtränken gefasst werden. Da sie oft klein und eher unauffällig sind, werden<br />
gerade die Sickerquellen oft übersehen und daher verändert: zugeschüttet, verunreinigt oder<br />
als Viehtränke gefasst. Darunter leidet die Qualität des darunter liegenden Fließgewässers. In<br />
Nordrhein-Westfalen alleine gibt es zwischen 100.000 und 150.000 Quellen.<br />
Wie sehen die Quellen der <strong>Aachen</strong>er Bäche aus?<br />
Die meisten <strong>Aachen</strong>er Bäche entspringen in den gut wasserdurchlässigen <strong>Aachen</strong>er Sanden,<br />
einem Sediment der Kreidezeit (ca. 80 Mio. Jahre). Unter diesem Sand liegen relativ<br />
wasserundurchlässige Schichten, der Hergenrather Ton. Hier staut sich das Wasser und<br />
sammelt sich. Die Schichtgrenze liegt im <strong>Aachen</strong>er Wald etwa bei 200 – 220 Meter Höhe.<br />
Deshalb entspringen viele kleine Bäche auf diesem Höhenniveau. Meist sind es unauffällige<br />
Sickerquellen, feuchte Wiesen, unterhalb derer ein Wassergraben oder ein Teich liegt, aus dem<br />
dann ein Bach entspringt. Die Siebenquellen in Seffent bilden jedoch eine höchst<br />
10
emerkenswerte Ausnahme. Hier handelt es sich um einen Quelltopf im Kalkstein, der<br />
Orsbacher Feuersteinkreide. Quelltöpfe entstehen dort, wo das Grundwasser den Kalkstein<br />
auflöst und sich ein mehr oder weniger runder Quellaustritt bildet.<br />
Die Quellen der Wurm zum Beispiel liegen in der Nähe des Grindelwegs und des Stauweihers<br />
Diepenbenden. Das Wasser stammt aus dem <strong>Aachen</strong>er Wald. Während die Wassertemperatur<br />
kurz unterhalb der Quelle selten mehr als 12 Grad beträgt, kann sie im Unterlauf der Wurm, z.B.<br />
bei Kalkofen, im Sommer bis zu 25 Grad ansteigen.<br />
Der Kupferbach entspringt östlich der Eupener Straße. Das Grundwasser sammelt sich in<br />
einem Teich, dessen Auslauf den Bach speist. Später ist sein Wasser ausreichend, um den<br />
Stauweiher bei Waldhausen zu füllen.<br />
Der Johannisbach vereint mehrere Quellbäche, die rund um das Gut Hanbruch und Blockhaus<br />
entspringen. Eine seiner Quellen befindet sich im Untergeschoss des Haus Blockhaus.<br />
Die Quelle der Pau liegt nicht am Wassersprung an der Maria Theresia-Allee, sondern einige<br />
hundert Meter weiter oberhalb im Wald. Hier wird ihr Wasser gesammelt und geht unter<br />
anderem in eine Leitung, deren Wasser den Marktbrunnen, die Hotmannspief, den Teich am<br />
Veltmannplatz und andere Brunnen speist. Ein Teil tritt am Wassersprung zutage und fließt von<br />
dort aus in den Hangeweiher.<br />
Vielen bekannt ist auch die Pionierquelle im <strong>Aachen</strong>er Wald, nahe der Monschauer Straße. Ihr<br />
Wasser fließt in den Kupferbach.<br />
12<br />
Der kleine Quellteich des<br />
Beverbachs östlich der Monschauer<br />
Straße bei Gut Hebscheid
Typisch für eine Sickerquelle ist eine der Hauptquellen des Beverbachs, die sich östlich der<br />
Monschauer Straße, nahe der Autobahn, auf einer Wiese befindet. Meist sammelt sich das<br />
Wasser hier in einem kleinen schlammigen Teich, der als Viehtränke dient. In Trockenzeiten<br />
sieht man nur einen (manchmal eingezäunten) feuchten Bereich auf der Kuhweide, in dem das<br />
Gras etwas höher wächst. Solche Quellen sind gefährdet, weil ihre Pflanzengemeinschaften<br />
vom Vieh zertreten werden. Im schlammigen Grund des Teiches sind zahlreiche rote<br />
Schlammröhrenwürmer zu sehen, ein Hinweis darauf, dass das Wasser durch den Dung der<br />
Tiere sehr nährstoffreich ist.<br />
Die Messung verschiedener physikalischer Parameter am 13. Juni 2010 ergab für die zwei<br />
Haupt-Quellbäche des Beverbachs sehr unterschiedliche Werte, was die Temperatur, den pH-<br />
Wert und den Nährstoffgehalt betrifft. Daran wird deutlich, dass das Umfeld einer Quelle die<br />
Qualität des Grundwassers stark beeinflusst.<br />
Messung am Quellbach Grüne Eiche, im Wald:<br />
pH-Wert: 5,2<br />
Temperatur: 14,2 Grad<br />
Sauerstoffgehalt (mg): 8,75<br />
Gehalt an gelösten Nährstoffsalzen: 0,0 ppt<br />
(ppt = Parts per Trillion, eine Konzentrations-Angabe)<br />
Messung am Quellteich an der Monschauer Straße, östlich Gut Hebscheid, am Ausfluss des<br />
Fassungsrohrs des Quellbachs:<br />
pH-Wert: 7,0<br />
Temperatur: 13,8<br />
Sauerstoffgehalt (mg) 3,78<br />
Gehalt an gelösten Nährstoffsalzen: 0,3<br />
Der Waldbach zeigt höhere Sauerstoffwerte, weil er schon länger mit der Atmosphäre in<br />
Kontakt ist. Der pH-Wert ist im Wald niedriger, was auf die Huminsäuren des Waldbodens<br />
zurückgeht. Dafür hat die Wiesenquelle eine sehr viel höhere Konzentration an Nährsalzen,<br />
was auch den höheren pH-Wert mit verursacht. Der Grund ist Mineraldünger und Tierdung.<br />
Bei den oben genannten Quellen handelt es sich meistens um so genannte Überlauf- oder<br />
Schichtquellen. Das Grundwasser der wasserdurchlässigen Schichten läuft am Kontakt zum<br />
Grundwasserstauer über (s. Skizze unten, Beispiel 5-3). Bei absteigenden Quellen folgt das<br />
Grundwasser der Schwerkraft. Bei aufsteigenden Quellen steht es unter Druck und steigt in der<br />
Quelle auf.<br />
Außer diesen Quellen gibt es rund um das Stadtgebiet noch zahlreiche kleinere und wenig<br />
bekannte Quellen, zum Beispiel am Berensberg, in der Soers und in Haaren. Das liegt zum<br />
einen an den relativ hohen Niederschlägen in unserer Gegend und an den günstigen<br />
Verhältnissen im Untergrund, die über einem Grundwasserstauer (meist der Hergenrather Ton,<br />
oder andere undurchlässige Verwitterungsschichten) einen guten Grundwasserleiter (die<br />
<strong>Aachen</strong>er Sande) vorweisen. Ist der geologische Untergrund sehr wasserdurchlässig (wie zum<br />
Beispiel Kalkstein), finden sich selbst in unserer regenreichen Gegend kaum Quellen oder<br />
andere kleine Oberflächengewässer. Das ist schon südlich von <strong>Aachen</strong> festzustellen, wo<br />
verbreitet Kalksteine der Devon- und Karbonzeit vorkommen.<br />
Manfred Vigener<br />
13
14<br />
Rinder auf der Wiese am Beverbach<br />
Welche ökologischen Merkmale hat eine Quelle?<br />
� Die Wassertemperatur ist eher niedrig (entsprechend der Temperatur des<br />
oberflächennahen Grundwassers und der örtlichen mittlerem Jahrestemperatur, ca. 8 –<br />
10 Grad) und schwankt das Jahr über kaum.<br />
� Im Vergleich zu einem Bach ist der Sauerstoffgehalt niedriger (Ca. 4 mg/l gegenüber ca.<br />
10 mg), da das Grundwasser wenig Kontakt mit der Atmosphäre hat.<br />
� Meist geringer Nährstoffgehalt<br />
� Häufig beschattet; das Licht spielt für die <strong>Ökologie</strong> eine geringe Rolle<br />
� Im Wasser leben manchmal artenarme Lebensgemeinschaften mit Spezialisten und<br />
pflanzlichen und tierischen Glazialrelikten (Quellschnecke Bythinella, Köcherfliege<br />
Crunoecia, Quellerbsenmuschel Pisidium personatum)<br />
� In der Vegetation findet man Pflanzen der Quellfluren wie das Gegenständige Milzkraut<br />
(Chrysosplenium oppositifolium), die Bachbunge (Veronica beccabunga), den<br />
Brennenden Hahnenfuß (Ranunculus flammula), Sumpfdotterblume (Caltha palustris)<br />
und andere.<br />
� Typisch sind amphibische, wasserüberflutete Lebensräume wie Moospolster, Röhrichte,<br />
Spritzwasserzonen, Rieselfluren und Dunkellebensräume.
Werbung Zypresse<br />
Herausgeber: <strong>Ökologie</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Aachen</strong> e.V. An der Schanz 1, 52064 <strong>Aachen</strong><br />
Tel.: 0241/8891425<br />
www.oekologie-zentrum-aachen.de<br />
info@oekologie-zentrum-aachen.de<br />
Öffnungszeiten: dienstags 10 - 12 Uhr<br />
mittwochs 16 - 18 Uhr<br />
und nach Vereinbarung<br />
Mitarbeit: Birgitta Hollmann, Manfred Vigener<br />
Druck: Zypresse, <strong>Aachen</strong>, gedruckt auf 100 % Recycling-Papier mit ökoPlus-Farben<br />
Ich möchte die Arbeit des <strong>Ökologie</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Aachen</strong> e.V. mit einer<br />
Spende unterstützen.<br />
Hiermit werde ich Fördermitglied des <strong>Ökologie</strong>-<strong>Zentrum</strong>s<br />
� Bitte buchen Sie meinen Beitrag von .......................EURO vierteljährlich von meinem Konto<br />
ab.<br />
Meine Bank heißt..........................................................................................................................<br />
BLZ..................................................KTO.......................................................................................<br />
Diese Einzugsermächtigung gilt solange, bis ich sie schriftlich widerrufe.<br />
� Ich richte zur Überweisung meiner Spende von ..............EURO einen Dauerauftrag ein.<br />
Konten des <strong>Ökologie</strong>-<strong>Zentrum</strong>s:<br />
Postbank Köln, BLZ 37010050, KTO 5266-503<br />
Sparkasse <strong>Aachen</strong>, BLZ 39050000, Kto. 23025638<br />
Datum...............................................Unterschrift............................................................................<br />
Adresse...........................................................................................................................................<br />
15