Eins und eins macht vier - caet.ch
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Verhalten<br />
Eine Ents<strong>ch</strong>eidung, die zum einen darauf<br />
gründet, si<strong>ch</strong> das Leben ni<strong>ch</strong>t von seinem<br />
Haustier bestimmen zu lassen, aber zum anderen<br />
ni<strong>ch</strong>t gerade als partners<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er<br />
Spaziergang dur<strong>ch</strong>geht, denn s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong>:<br />
Wel<strong>ch</strong>er der beiden Liebenden sollte denn<br />
dann auf sein geliebtes Büsi verzi<strong>ch</strong>ten? Soll<br />
etwa das Los bestimmen?<br />
Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> dem ultimativen Tipp<br />
S<strong>ch</strong>on vor dem Tag X kann hieraus eine<br />
Drucksituation entstehen, die so man<strong>ch</strong>en<br />
na<strong>ch</strong> jedem Strohhalm greifen lässt: Da werden<br />
Bekannte befragt <strong>und</strong> das Internet konsultiert,<br />
Fa<strong>ch</strong>bü<strong>ch</strong>er gewälzt <strong>und</strong> Magazine<br />
dur<strong>ch</strong>stöbert – alles auf der Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> dem<br />
ultimativen Tipp: Wie kriege i<strong>ch</strong> zwei Katzen<br />
dazu, si<strong>ch</strong> zu mögen – oder einander<br />
wenigstens friedvoll zu ignorieren ... Au<strong>ch</strong><br />
die pharmazeutis<strong>ch</strong>e Abteilung verspri<strong>ch</strong>t<br />
Hilfe: Von Ba<strong>ch</strong>-Blüten (die je na<strong>ch</strong> Charakter<br />
<strong>und</strong> Verhalten der Katze gegen Dominanz,<br />
Eifersu<strong>ch</strong>t, Opferhaltung etc. helfen<br />
sollen) über Pheromon-Präparate, die mittels<br />
eines elektris<strong>ch</strong>en Verdampfers in der Steckdose<br />
die gesamte Wohnung in ein Meer<br />
von (für den Mens<strong>ch</strong>en geru<strong>ch</strong>losen) Wohlfühl-Hormonen<br />
tau<strong>ch</strong>en <strong>und</strong> den Tieren damit<br />
die Streitlust nehmen sollen bis hin zu regelre<strong>ch</strong>ten<br />
Psy<strong>ch</strong>opharmaka. Obs hilft oder<br />
ni<strong>ch</strong>t, jedenfalls s<strong>ch</strong>eint es ni<strong>ch</strong>ts zu geben,<br />
das es ni<strong>ch</strong>t gibt – nur eines ist offenbar ni<strong>ch</strong>t<br />
zu haben: die eine <strong>und</strong> einzige Vorgehens-<br />
36<br />
© Katzen Magazin 3/07<br />
weise, die immer <strong>und</strong> in jedem Fall mit egal<br />
wel<strong>ch</strong>en Katzen funktioniert. Die Samtpfoten<br />
bleiben eben au<strong>ch</strong> in dieser Hinsi<strong>ch</strong>t hö<strong>ch</strong>st<br />
eigenwillige <strong>und</strong> <strong>ch</strong>arakterli<strong>ch</strong> sehr unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e<br />
Wesen. Wie beim Mens<strong>ch</strong>en<br />
gibt es au<strong>ch</strong> bei den Büsis Kandidaten, die<br />
einander sympathis<strong>ch</strong>, glei<strong>ch</strong>gültig oder<br />
au<strong>ch</strong> spinnefeind sind.<br />
Si<strong>ch</strong>er ist davon auszugehen, dass si<strong>ch</strong> zwei<br />
glei<strong>ch</strong> alte Katzen, die einander im Temperament<br />
ähnli<strong>ch</strong>er sind, besser vertragen<br />
werden, als dies bei einer ruhebedürftigen<br />
Katzen-Greisin der Fall ist, die si<strong>ch</strong> plötzli<strong>ch</strong><br />
mit spielwütigem Junggemüse herumärgern<br />
muss – do<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> hier, ebenso wie bei<br />
der These, dass zwei glei<strong>ch</strong>ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e<br />
Katzen si<strong>ch</strong> besser verstehen sollen, gibt es<br />
Ausnahmen, wel<strong>ch</strong>e die Regel bestätigen.<br />
Der Mens<strong>ch</strong> also steht bei einer Katzen-<br />
Zusammenführung weitgehend aussen vor<br />
<strong>und</strong> hat eigentli<strong>ch</strong> nur zwei Mögli<strong>ch</strong>keiten:<br />
Wenn es s<strong>ch</strong>on ni<strong>ch</strong>t den einzig ri<strong>ch</strong>tigen<br />
Weg gibt, bleibt ja nur übrig, mögli<strong>ch</strong>st<br />
wenig fals<strong>ch</strong> zu ma<strong>ch</strong>en – <strong>und</strong> zu hoffen,<br />
dass es klappt.<br />
Ruhig Blut!<br />
Wohlan, der grosse Tag ist da: Die beiden<br />
Büsis lernen si<strong>ch</strong> kennen. Bewährt hat si<strong>ch</strong><br />
(dies fällt in die Kategorie «Mögli<strong>ch</strong>st wenig<br />
fals<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>en») vor allem eines: Ruhe bewahren.<br />
Und dann no<strong>ch</strong> dies: Ruhe bewah-<br />
Wie kriege i<strong>ch</strong> zwei Katzen dazu, si<strong>ch</strong> zu mögen? Zahlrei<strong>ch</strong>e Hilfsmittel aus Naturheilk<strong>und</strong>e,<br />
Alternativ- oder S<strong>ch</strong>ulmedizin verspre<strong>ch</strong>en Unterstützung, können allein aber keine Erfolgsgarantie<br />
geben. Foto: M. Sock<br />
Ein Feind in meinem Haus! Für die Halter/innen<br />
gilt: Erst mal abwarten, Ruhe bewahren<br />
<strong>und</strong> bloss ni<strong>ch</strong>t eingreifen, solange die eingesessene<br />
Katze mit normalem Abwehrverhalten<br />
reagiert. Foto: C. Kasper<br />
ren. Das bedeutet im Wesentli<strong>ch</strong>en: So tun,<br />
als sei das neue Kätz<strong>ch</strong>en eigentli<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on<br />
immer da gewesen, <strong>und</strong> wirkli<strong>ch</strong>, aber wirkli<strong>ch</strong><br />
nur dann einzugreifen, wenn si<strong>ch</strong> die<br />
beiden Lieblinge ernsthaft an den Kragen<br />
wollen. Murren, Maunzen, Fau<strong>ch</strong>en, misstrauis<strong>ch</strong>es<br />
Beäugen <strong>und</strong> umeinander Herums<strong>ch</strong>lei<strong>ch</strong>en<br />
– all das gehört in den ersten<br />
Wo<strong>ch</strong>en zum normalen Verhaltensrepertoire<br />
<strong>und</strong> wird si<strong>ch</strong> im Normalfall mit der Zeit geben.<br />
Kritis<strong>ch</strong> wird es dann, wenn eine der<br />
beiden Katzen sofort <strong>und</strong> ohne Ankündigung<br />
zum gefährli<strong>ch</strong>en Frontalangriff übergeht.<br />
Hier bestehen keine guten Chancen,<br />
den «Aggressor» – der vermutli<strong>ch</strong> bereits<br />
sehr lange allein gelebt <strong>und</strong>/oder ni<strong>ch</strong>t mit<br />
anderen Katzen aufgewa<strong>ch</strong>sen ist – zu resozialisieren.<br />
Die sofortige räumli<strong>ch</strong>e Trennung<br />
der beiden Katzen ist dann die einzige<br />
Mögli<strong>ch</strong>keit, um Gröberes zu verhindern.<br />
Will man es in einem sol<strong>ch</strong>en Fall trotzdem<br />
versu<strong>ch</strong>en, die Katzen so weit zu bringen,<br />
dass sie eines Tages (viellei<strong>ch</strong>t!) friedli<strong>ch</strong> miteinander<br />
unter demselben Da<strong>ch</strong> leben, muss<br />
eine professionell geführte Verhaltenstherapie<br />
angegangen werden.<br />
Do<strong>ch</strong> weg vom s<strong>ch</strong>limmsten aller Fälle – hin<br />
zu den ersten, spannenden Tagen der Eingewöhnung:<br />
Es empfiehlt si<strong>ch</strong> (meist wird<br />
dies s<strong>ch</strong>on aus reiner Neugierde der Fall<br />
sein), die beiden Katzen tagsüber «unauffällig»<br />
zu beoba<strong>ch</strong>ten <strong>und</strong> na<strong>ch</strong>ts – der gesegneten<br />
Bettruhe aller Beteiligten wegen –<br />
die «neue» Katze in einem separaten Raum<br />
unterzubringen. Hier kann sie si<strong>ch</strong> in aller<br />
Ruhe vom Umzugsstress erholen <strong>und</strong> wenigstens<br />
einen Teil der neuen Behausung