Eins und eins macht vier - caet.ch
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Verhalten<br />
Interview<br />
spra<strong>ch</strong> Claudia Kasper<br />
na<strong>ch</strong> einigen Tagen. Die Halter/innen dürfen<br />
si<strong>ch</strong> dadur<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t beirren lassen <strong>und</strong><br />
müssen das einfa<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong>ziehen. Die neue<br />
Katze sollte sowieso zwei Monate drinnen<br />
behalten werden.<br />
Wie kann man den Druck etwas von den<br />
Katzen nehmen, wenn beide drinnen bleiben<br />
müssen?<br />
Die Situation wird ents<strong>ch</strong>ärft, wenn die Haltungsbedingungen<br />
denjenigen einer optimal<br />
gehaltenen Wohnungskatze entspre<strong>ch</strong>en.<br />
Man bietet also gute Infrastrukturen<br />
an: eine reizvolle Umgebung wie Unordnung,<br />
erhöhte Ruhe- <strong>und</strong> Aussi<strong>ch</strong>tsplätze,<br />
viele Verstecke <strong>und</strong> Rückzugsmögli<strong>ch</strong>keiten<br />
in Höhlenform, Kartons<strong>ch</strong>a<strong>ch</strong>teln sowie multifunktionale<br />
Flickenteppi<strong>ch</strong>e, die si<strong>ch</strong> eignen,<br />
um si<strong>ch</strong> darunter zu verstecken, sie zu<br />
packen <strong>und</strong> mit den Hinterbeinen darauf<br />
auszukratzen, in sie reinzubeissen oder<br />
darauf herumzuruts<strong>ch</strong>en. Im Sommer wissen<br />
die Katzen au<strong>ch</strong> einen vergitterten, absolut<br />
gesi<strong>ch</strong>erten Fensterplatz oder Balkon<br />
sehr zu s<strong>ch</strong>ätzen. Ausserdem kann man die<br />
Zeit des Aneinandergewöhnens mit Spielaktivitäten<br />
<strong>und</strong> individuell auf jedes Tier angepassten<br />
Naturheilmitteln unterstützen, um<br />
Spannungen abzubauen.<br />
Sollen die Leute zur Überwa<strong>ch</strong>ung einige<br />
Tage zu Hause bleiben?<br />
Wenn alles im normalen Rahmen abläuft,<br />
rei<strong>ch</strong>t ein Wo<strong>ch</strong>enende; na<strong>ch</strong> drei Tagen<br />
kann man also wieder arbeiten gehen.<br />
Wel<strong>ch</strong>es sind die häufigsten Fehler, die Halter/innen<br />
bei der Katzenzusammenführung<br />
ma<strong>ch</strong>en?<br />
Dass sie eine Katze der anderen im Käfig<br />
präsentieren bzw. sogar beide im Käfig nebeneinander<br />
stellen. Oder dass sie die Tiere<br />
auf dem Arm zueinander hintragen. Das<br />
geht alles ins glei<strong>ch</strong>e Kapitel: Sie zwingen<br />
den Tieren die Nähe zueinander auf, was<br />
ni<strong>ch</strong>t dem normalen Verhalten von Katzen<br />
entspri<strong>ch</strong>t, die si<strong>ch</strong> zuerst vorsi<strong>ch</strong>tig auf Distanz<br />
begegnen <strong>und</strong> über Gerü<strong>ch</strong>e kennen<br />
lernen wollen. Ein weiterer Fehler, der häu-<br />
fig ge<strong>ma<strong>ch</strong>t</strong> wird, ist, dass die Mens<strong>ch</strong>en<br />
s<strong>ch</strong>impfen, wenn die Katzen einander anfau<strong>ch</strong>en<br />
oder anknurren. Diese Einmis<strong>ch</strong>ung<br />
ist unnötig <strong>und</strong> kontraproduktiv. Andererseits<br />
existiert die weit verbreitete<br />
fals<strong>ch</strong>e Meinung, Katzen müssten ihre Konflikte<br />
generell selbst untereinander ausma<strong>ch</strong>en.<br />
Bei den oben ges<strong>ch</strong>ilderten brutalen<br />
Aggressionen wie au<strong>ch</strong> bei subtileren Aggressionen,<br />
dur<strong>ch</strong> die si<strong>ch</strong> gewisse unsi<strong>ch</strong>ere<br />
Individuen terrorisieren lassen, muss<br />
man zwingend eingreifen! Einerseits wird<br />
also oft im fals<strong>ch</strong>en Moment, andererseits<br />
wiederum ni<strong>ch</strong>t eingegriffen, wo man wirkli<strong>ch</strong><br />
müsste.<br />
Was kann au<strong>ch</strong> längerfristig zu einem Problem<br />
führen?<br />
Dazu zählt aggressives Ans<strong>ch</strong>auen oder<br />
Köpf<strong>ch</strong>en geben als drohendes Imponiergehabe<br />
gegenüber unsi<strong>ch</strong>eren Partnern.<br />
Dass es si<strong>ch</strong> um ein aggressives<br />
Verhalten<br />
handelt, ist auf<br />
Gr<strong>und</strong> der Reaktion<br />
des Opfers ersi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>,<br />
das defensiv<br />
fau<strong>ch</strong>t. Oft wird<br />
dies von den Halterinnen<br />
<strong>und</strong> Haltern<br />
sogar fals<strong>ch</strong><br />
interpretiert, <strong>und</strong><br />
zwar wird fatalerweise<br />
das Opfer<br />
als Aggressor betra<strong>ch</strong>tet<br />
<strong>und</strong> unter Umständen<br />
sogar no<strong>ch</strong> ausges<strong>ch</strong>impft.<br />
Ein weiteres Problem kann<br />
dadur<strong>ch</strong> entstehen, dass die<br />
eine Katze der anderen wi<strong>ch</strong>tige<br />
Dur<strong>ch</strong>gänge verwehrt – z. B. zum<br />
Katzenklo oder Futterplatz – oder dass<br />
eine Katze neben der Katzentür im Hinterhalt<br />
liegt. Ausserdem verwehren man<strong>ch</strong>e<br />
Individuen ihren Partnern na<strong>ch</strong>ts den beliebten<br />
Platz auf dem Bett des Mens<strong>ch</strong>en.<br />
All diese Probleme zeigen si<strong>ch</strong> in der Regel<br />
aber ni<strong>ch</strong>t von Anfang an, sondern viel-<br />
lei<strong>ch</strong>t erst ab einer Wo<strong>ch</strong>e des gem<strong>eins</strong>amen<br />
Zusammenlebens. Deshalb sollte<br />
man die Tiere also gut beoba<strong>ch</strong>ten <strong>und</strong><br />
längerfristig im Auge behalten, denn sol<strong>ch</strong>e<br />
S<strong>ch</strong>ikanen können si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> über<br />
einen Zeitraum von Monaten langsam <strong>eins</strong><strong>ch</strong>lei<strong>ch</strong>en.<br />
Wie kann man die Katzen gr<strong>und</strong>sätzli<strong>ch</strong><br />
dabei unterstützen, si<strong>ch</strong> aneinander zu gewöhnen?<br />
Indem man viel mit ihnen spielt. Ausserdem<br />
kann man ihnen immer wieder mal<br />
Le Parfait ins Fell strei<strong>ch</strong>en. Das s<strong>ch</strong>afft<br />
einerseits einen «Familiengeru<strong>ch</strong>», andererseits<br />
ist Lecken in Si<strong>ch</strong>tkontakt der anderen<br />
Katze eine Aktivität, die friedli<strong>ch</strong>e<br />
Signale aussendet, <strong>und</strong> auf beide Tiere<br />
somit entspannend wirkt. Zusätzli<strong>ch</strong> kann<br />
man innere Blockaden mit individuell angepassten<br />
Naturheilmitteln abbauen.<br />
Foto: Tierfotoagentur/R. Ri<strong>ch</strong>ter<br />
© Katzen Magazin 3/07<br />
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