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Download - Kindergarten und Schule in Südtirol

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Internationaler Tag der Philosophie 2012<br />

Kommunikation mit H<strong>in</strong>dernissen<br />

Seit zehn Jahren rufen die Vere<strong>in</strong>ten Nationen am dritten Donnerstag im November den Internationalen Tag der Philosophie<br />

aus. Das Motto 2012: „Future generations“. Zum Jubiläum wurde e<strong>in</strong> Teilaspekt des Themas im Rahmen des Philosophie-<br />

Unterrichts aufgegriffen <strong>und</strong> mit den Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schülern offl<strong>in</strong>e <strong>und</strong> onl<strong>in</strong>e behandelt: die „Kommunikation der Zukunft“.<br />

Es war e<strong>in</strong>es jener Projekte, das <strong>in</strong> der Vor<strong>und</strong><br />

Nachbereitung mit den Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />

Schülern mehr gebracht hat, als <strong>in</strong> der eigentlichen<br />

Durchführung. Doch der Reihe nach.<br />

Über 70 Jugendliche aus verschiedenen Oberschulen<br />

<strong>Südtirol</strong>s haben sich am 15. November<br />

2012 auf dem Bildungsserver blikk onl<strong>in</strong>e<br />

getroffen. Am Welttag der Philosophie wollten<br />

sie geme<strong>in</strong>sam über die Kommunikationsformen<br />

der Zukunft nachdenken. Die Idee dazu<br />

ist im Rahmen der Jahresplanung der Kerngruppe<br />

für das Fach Philosophie geboren worden.<br />

In den Schuljahren davor hat es zum Tag<br />

der Philosophie auf die jeweiligen <strong>Schule</strong>n beschränkte<br />

E<strong>in</strong>zelaktionen gegeben. 2012 sollte<br />

es etwas se<strong>in</strong>, das sowohl <strong>Schule</strong>n als auch<br />

Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler verb<strong>in</strong>det.<br />

„Das Medium ist die Botschaft.“ Mit diesem<br />

Gedanken hat der Medienphilosoph Marshall<br />

McLuhan schon <strong>in</strong> den 1960er-Jahren Aufsehen<br />

erregt. Beobachtet man die Entwicklung<br />

der sogenannten neuen Medien, so erweist<br />

sich Luhan auch heute noch als sehr visionär.<br />

E-Mail, Facebook <strong>und</strong> Twitter werden unabhängig<br />

vom Inhalt zu immer dom<strong>in</strong>anteren<br />

Pfeilern der Kommunikation im 21. Jahrh<strong>und</strong>ert.<br />

So ist es nur mehr als angebracht, am<br />

Tag der Philosophie mit Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />

Schülern über die Kommunikation der Zukunft<br />

nachzudenken.<br />

Ist das Medium selbst<br />

die Botschaft?<br />

Die Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler wurden von ihren<br />

Lehrpersonen im Vorfeld auf die Onl<strong>in</strong>e-<br />

Diskussion e<strong>in</strong>gestimmt <strong>und</strong> vorbereitet.<br />

Bra<strong>in</strong>storm<strong>in</strong>g, Themen sammeln <strong>und</strong> Argumente<br />

prüfen gehörten ebenso dazu wie theoretische<br />

Gedanken, etwa das 1949 entstandene<br />

Kommunikationsmodell von Shannon<br />

<strong>und</strong> Weaver. Dieses lässt sich – wie sich gezeigt<br />

hat – auch auf die allerneuesten Medien<br />

anwenden. Doch <strong>in</strong>wiefern hat Luhan immer<br />

noch Recht? Ist das Medium selbst die Botschaft<br />

<strong>und</strong> die eigentliche Botschaft verkommt<br />

zur fast schon lästigen Nebensächlichkeit?<br />

Diesen <strong>und</strong> ähnlichen Fragen sollten<br />

die Jugendlichen nachgehen. Als Medium<br />

wurde bewusst e<strong>in</strong> Chatsystem gewählt, um<br />

zu untersuchen, ob e<strong>in</strong>e relativ junge Kommunikationsform<br />

für „digital natives“, wie unsere<br />

Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler es s<strong>in</strong>d, vielleicht<br />

schon wieder veraltet <strong>und</strong> überholt ist.<br />

In Zusammenarbeit mit Harald Angerer, dem<br />

technischen Betreuer des <strong>Südtirol</strong>er Bildungsservers<br />

blikk, ist e<strong>in</strong>e Chat-Umgebung entstanden,<br />

die den Gedankenaustausch <strong>in</strong> drei separaten<br />

Themenräumen ermöglichte: „Medium<br />

der Zukunft – Visionen <strong>und</strong> Utopien“, „Rolle der<br />

traditionellen Kommunikation“ <strong>und</strong> „Gefahren<br />

<strong>und</strong> Fehlentwicklungen“. Am 15. November haben<br />

dann die Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler aus<br />

Brixen, Meran <strong>und</strong> Sterz<strong>in</strong>g versucht, sich über<br />

die unterschiedlichsten Themen auszutauschen.<br />

Dies hat sich im Nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> als nicht<br />

ganz leichtes Unterfangen entpuppt.<br />

Anonymität verh<strong>in</strong>dert<br />

ernsthafte Diskussion<br />

Die Rückmeldungen der Jugendlichen im<br />

Zuge der Nachbereitung waren sehr aufschlussreich:<br />

Das Medium sei – auf technischer<br />

Ebene – zu langsam <strong>und</strong> – aus argumentativer<br />

Sicht – zu schnell. Gedankengänge<br />

würden aus dem Zusammenhang gerissen<br />

<strong>und</strong> das größte Problem – diskussionswürdiger<br />

Inhalt – würde <strong>in</strong> der Menge des Belanglosen<br />

untergehen. So konnten Ideen zum Medium<br />

der Zukunft wie zum Beispiel Hologramm-Darstellung,<br />

Geruchsfernsehen oder<br />

3D-Inhalte nur bed<strong>in</strong>gt besprochen werden.<br />

Als größtes Problem hat sich die Anonymität<br />

erwiesen, wenn Fragen wie „Wer versteckt<br />

sich h<strong>in</strong>ter e<strong>in</strong>em Nickname?“ den Rest überlagerten.<br />

E<strong>in</strong> Schüler hat es auf den Punkt<br />

gebracht: „Anonymität verh<strong>in</strong>dert meist e<strong>in</strong>e<br />

ernsthafte Diskussion.“ E<strong>in</strong> trauriges Resümee,<br />

wenn man an Onl<strong>in</strong>e-Petitionen oder<br />

Me<strong>in</strong>ungsäußerungen verschiedenster Art im<br />

Internet denkt.<br />

McLuhan hat noch immer recht. Das Experiment<br />

hat viel über die heutige Form der Kommunikation,<br />

ihre Rahmenbed<strong>in</strong>gungen <strong>und</strong><br />

Konsequenzen ausgesagt.<br />

Christian Zelger, Kerngruppe Philosophie<br />

Februar 2013<br />

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