Tagungsdokumentation - SVSP
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5. Zürcher Geriatrieforum Waid, 19. Mai 2005, Les extrêmes se touchent:<br />
Das Gesundheitswesen und die Fragilität am Lebensbeginn und Lebensende<br />
Für alte und hochbetagte Menschen ist die Erhaltung der Selbständigkeit zentrales Anliegen<br />
– autonome Lebensführung das Ziel. Neuere Studien von Höpflinger 3 zeigen, dass in<br />
Zukunft die Zahl behinderter Lebensjahre eher sinken dürfte, dass damit die Zunahme der<br />
Lebenserwartung nicht zwingend mit einer Zunahme der Jahre in Behinderung verbunden<br />
ist. So stieg im Zeitvergleich<br />
zwischen 1981/82 und 1997/99<br />
die behinderungsfreie Lebenserwartung<br />
für 65-jährige Männer<br />
von 11.5 auf 13 Jahre, für<br />
Frauen sogar von 12 auf 16<br />
Jahre.<br />
Gut 2/3 der hochbetagten, über<br />
85-jährigen Menschen in der<br />
Schweiz sind selbständig und<br />
somit frei von funktional definierter<br />
Pflegebedürftigkeit. Insgesamt<br />
nur rund 10-12 % der<br />
über 65-Jährigen sind als pflegedürftig<br />
zu betrachten, wobei<br />
bei den 65- bis 74-Jährigen dieser<br />
Anteil gut unter 10 % liegt. Er steigt dann bei den über 85-Jährigen auf 30-35 % 4 .<br />
Moderne medizinische Interventionen, heute oft auf hohem technischem Niveau, können<br />
die Fähigkeit alter Menschen zur selbständigen Lebensführung unterstützen und verbessern<br />
– man denke hier an die Operationen des grauen Stars oder an Gelenksersatz-<br />
Operationen. Sie tragen auch zu einer Verbesserung der Behandlung von akuten Erkrankungen<br />
und deren Rehabilitation bei, was wiederum die Chancen erhöht, nach Unfall oder<br />
Krankheit die selbständige Lebensführung wiederzuerlangen.<br />
Die Alltagserfahrung zeigt zudem, dass bei hochbetagten, chronisch kranken Menschen<br />
Sterben nicht mehr den zentralen Stellenwert hat wie bei jüngeren Menschen. Sterben<br />
wird oft hingenommen als unabwendbarer Endpunkt des bis zu diesem Zeitpunkt bereits<br />
langen gelebten Lebens – was nicht hingenommen wird, ist die Aussicht auf eine lange<br />
Dauer von Pflegebedürftigkeit, schlechter Lebensqualität und Abhängigkeit.<br />
Medizin mit und beim alten Menschen bedeutet damit, die Alltagsfunktionen in das Zentrum<br />
der Bemühungen zu stellen. Dies setzt spezielle Methoden der Diagnostik voraus<br />
(multidimensionales geriatrisches Assessment) ebenso wie spezielle Methoden der<br />
Behandlung (Verbindung von akutmedizinischen mit rehabilitativen Methoden) 5 .<br />
Welche Versorgungsstrukturen sind nun geeignet, den Wunsch alter, chronisch kranker<br />
Menschen nach Unabhängigkeit zu unterstützen ? Genügen die jetzigen Strukturen ?<br />
3 Zusammenfassung in: Höpflinger F. Gesundheitliche Situation und Pflegebedürftigkeit älterer<br />
Menschen in der Schweiz. In: Carigiet E., Grob D. (Hrsg): Der alte Mensch im Spital –<br />
Altersmedizin im Brennpunkt. Eigenverlag des Gesundheits- und Umweltdepartementes der Stadt<br />
Zürich 2003<br />
4 Höpflinger F. siehe (2)<br />
5 Truttman B. Gilgen R. Das geriatrische Assessment und die geriatrische Rehabilitation:<br />
Kernmethoden altersmedizinischer Arbeit. In: Carigiet E, Grob D. (Hrsg): Der alte Mensch im Spital<br />
– Altersmedizin im Brennpunkt. Eigenverlag des Gesundheits- und Umweltdepartementes der<br />
Stadt Zürich 2003.<br />
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