Der in Elberfeld geborene Verleger und Publizist ... - BGV-Wuppertal
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Axel Flake/Heiko Schmidt<br />
<strong>Der</strong> <strong>in</strong> <strong>Elberfeld</strong> <strong>geborene</strong> <strong>Verleger</strong> <strong>und</strong> <strong>Publizist</strong> Walter Hammer (1888<br />
– 1966). E<strong>in</strong> Beitrag zu Jugendbewegung, Pazifismus <strong>und</strong> Widerstand.<br />
Wer war Walter Hammer?<br />
Jugendbildnis Walter Hammers, aufgenommen<br />
im Atelier Breker, <strong>Elberfeld</strong>, Wall u. Kirchstr.<br />
(Mit fre<strong>und</strong>licher Genehmigung des Instituts<br />
für Zeitgeschichte, München).<br />
Walter Hammer (d. i. Walter Hösterey,<br />
1888 – 1966), zunächst aktiv <strong>in</strong> der bürgerlichen<br />
Jugendbewegung, der er bis zu se<strong>in</strong>em<br />
Lebensende verb<strong>und</strong>en blieb, gehörte <strong>in</strong> der<br />
Weimarer Republik mit se<strong>in</strong>em Fackelreiter-<br />
Verlag zu den aktivsten Pazifisten, wurde 1933<br />
vorübergehend <strong>in</strong> „Schutzhaft“ genommen,<br />
emigrierte nach se<strong>in</strong>er Freilassung nach<br />
Amsterdam <strong>und</strong> 1934 nach Kopenhagen. Im<br />
Exil engagierter Antifaschist wurde er bei der<br />
Okkupation 1940 erneut verhaftet <strong>und</strong> bis 1945<br />
gefangen gehalten (KZ – Hochverratsprozeß –<br />
Zuchthaus).<br />
In Brandenburg wurde er 1945 befreit, begann<br />
mit dem Aufbau e<strong>in</strong>er Gedenkstätte mit<br />
Archiv, geriet aber mit der neuen Obrigkeit <strong>in</strong><br />
Konflikt <strong>und</strong> entzog sich 1950 der Repression<br />
durch Flucht. Er ließ sich <strong>in</strong> Hamburg nieder,<br />
wo er die Dokumentation von Widerstand <strong>und</strong><br />
Verfolgung mit se<strong>in</strong>em „Walter-Hammer-Archiv“<br />
fortführte. Nach se<strong>in</strong>em Tode bildete sich<br />
e<strong>in</strong> „Walter-Hammer-Kreis“ mit dem Ziel, se<strong>in</strong><br />
Andenken zu bewahren <strong>und</strong> se<strong>in</strong> Wirken fortzuführen<br />
1 .<br />
Die von dem Walter-Hammer-Kreis herrührenden<br />
Publikationen s<strong>in</strong>d leider stark hagiographisch<br />
geprägt, darauf basierende anderweitige<br />
Veröffentlichungen 2 verwerten oft nur<br />
diese. E<strong>in</strong>e umfassende, wissenschaftlichen<br />
Kriterien genügende politische Biographie<br />
steht noch aus. Dies kann hier natürlich nicht<br />
geleistet werden. Vielmehr ist es unsere Absicht,<br />
die zweifellos <strong>in</strong>teressante Biographie<br />
Hammers, se<strong>in</strong>en Denkstandort <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Praxis<br />
aus unserer Sicht darzustellen <strong>und</strong> erneut<br />
zur Diskussion zu stellen, weil an dieser Biographie,<br />
jenseits e<strong>in</strong>es re<strong>in</strong> historischen Interesses,<br />
so e<strong>in</strong>iges zu diskutieren ist 3 .<br />
E<strong>in</strong>leitendes zur Jugendbewegung<br />
Da das für Hammer so prägende Umfeld<br />
der Jugendbewegung äußerst unübersichtlich<br />
<strong>und</strong> dem heutigen Leser vermutlich wenig bekannt<br />
ist, hier zunächst e<strong>in</strong>ige Anmerkungen:<br />
Die Jugendbewegung entstand Ende des 19.<br />
Jahrh<strong>und</strong>erts als Reflex auf die Folgen gesellschaftlichen<br />
Wandels <strong>und</strong> <strong>in</strong> bewußter Abgrenzung<br />
gegen die Erwachsenenwelt. Durch geme<strong>in</strong>sames<br />
Handeln – Wanderungen, Musik<strong>und</strong><br />
Literaturabende, Jugendtreffen usw. –<br />
wurde e<strong>in</strong> spezifischer Geme<strong>in</strong>schaftsgeist geprägt<br />
<strong>und</strong> durch geme<strong>in</strong>same ‚S<strong>in</strong>nsuche‘ vertieft,<br />
welcher sich auch <strong>in</strong> Kleidung, Habitus<br />
<strong>und</strong> literarischer Produktion äußerte. Als Ele-<br />
60
mente des neuen Lebensstils wurden häufig<br />
Abst<strong>in</strong>enz (Alkohol <strong>und</strong> Nikot<strong>in</strong>) <strong>und</strong> Vegetarismus<br />
proklamiert. E<strong>in</strong>er zivilisationspessimistischen<br />
Haltung folgend, wurde der städtischen<br />
Umgebung die (heilsame <strong>und</strong> schützenswerte)<br />
Natur entgegengestellt. Es handelte sich<br />
nicht um e<strong>in</strong>e, auf e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Vere<strong>in</strong>igung bezogene<br />
Bewegung, es lassen sich vielmehr e<strong>in</strong>e<br />
Reihe von Großgruppen unterscheiden, denen<br />
höchst unterschiedliche politische Vorstellungen<br />
zugr<strong>und</strong>e lagen 4 . Zu nennen s<strong>in</strong>d die Bündische<br />
Jugend, der Wandervogel, die Freideutsche<br />
Jugend, die Deutsche Freischar, Völkische<br />
Bünde, Jungkonservative Bünde <strong>und</strong> die Jungenschafts-Richtung<br />
5 .<br />
Anläßlich der Jahrh<strong>und</strong>ertfeier der Völkerschlacht<br />
bei Leipzig versuchte e<strong>in</strong>e akademisch<br />
geprägte Gruppe aus dem Wandervogel<br />
1913 e<strong>in</strong>e übergeordnete Vere<strong>in</strong>igung akademischer<br />
Gruppen zu erreichen, was aber<br />
mißlang. Die 2000 Personen, u.a. Walter Hammer,<br />
Hans Paasche <strong>und</strong> Friedrich Wolf 6 , die<br />
dem Aufruf zum „Ersten Freideutschen Jugendtag“<br />
gefolgt waren, formulierten die nach<br />
dem Tagungsort auf dem Meißner <strong>in</strong> Hessen<br />
‚Meißner-Gelöbnis‘ genannte Formel, die folgendermaßen<br />
lautet:<br />
„Die Freideutsche Jugend will aus eigener<br />
Bestimmung, vor eigener Verantwortung, mit<br />
<strong>in</strong>nerer Wahrhaftigkeit ihr Leben gestalten. Für<br />
diese <strong>in</strong>nere Freiheit tritt sie unter allen Umständen<br />
geschlossen e<strong>in</strong>“ 7 .<br />
Jugend wurde bei den erwachsen gewordenen<br />
Freideutschen nicht nur als kalendarisches<br />
Lebensalter verstanden, sondern als e<strong>in</strong>e Weltanschauung<br />
<strong>und</strong> Lebensstil, dem Jugendbewegte,<br />
ebenso wie dem kameradschaftlichen<br />
Zusammenhang – auch über die politischen<br />
Grenzen h<strong>in</strong>weg -, oft bis an ihr Lebensende<br />
treu blieben. Besonders deutlich wird dieses im<br />
Fall Walter Hammer.<br />
Frühe Jahre:<br />
Walter Hammer <strong>und</strong> die Politik bis 1918<br />
Geboren wurde Hammer am 24. Mai 1888<br />
als Walter Hösterey im rhe<strong>in</strong>ischen <strong>Elberfeld</strong>.<br />
Se<strong>in</strong>e Eltern betrieben e<strong>in</strong> Bäckereigeschäft <strong>in</strong><br />
der Königstraße 104, der heutigen Friedrich-<br />
Ebert-Straße. Bereits 1906 veröffentlichte er<br />
se<strong>in</strong>e erste Schrift: „Wir K<strong>in</strong>der Gottes. Betrachtungen<br />
über wahres Christentum“, <strong>in</strong> der<br />
er e<strong>in</strong>em konfessionell-theologischen Religionsverständnis<br />
das „Erleben“ <strong>und</strong> das „Brüderliche“<br />
entgegensetzt. Ab 1908, also erst mit<br />
20 Jahren, gehörte er Gruppierungen der bürgerlichen<br />
Jugendbewegung an, nämlich dem<br />
„Alt-Wandervogel“ <strong>und</strong> dem „Deutschen Vortruppb<strong>und</strong>“,<br />
e<strong>in</strong>er stark lebensreformerisch<br />
ausgerichteten Gruppe, <strong>in</strong> deren Umfeld auch<br />
spätere Mitstreiter wie Hans Paasche aktiv waren.<br />
In beiden Gruppen erlangte er Leitungsfunktionen<br />
(Leiter des Vortrupp <strong>Wuppertal</strong>;<br />
Ortsgruppenleiter der <strong>Elberfeld</strong>er Wandervogel<br />
E.V.-Gruppe, Wandervogel E.V.-B<strong>und</strong>esführer).<br />
Ab 1912 gehörte er dann der „Freideutschen<br />
Jugend“ an 8 .<br />
Sowohl aus se<strong>in</strong>en zahlreichen Publikationen<br />
dieser Zeit, wie auch aus der überlieferten<br />
Materialsammlung <strong>in</strong> Hammers Nachlaß 9 , läßt<br />
sich die Breite se<strong>in</strong>er Themen ablesen.<br />
Besonders aufschlussreich ist Hammers<br />
Broschüre „Lebensreform <strong>und</strong> Politik“ aus<br />
dem Jahr 1910, der Erstl<strong>in</strong>gsschrift unter dem<br />
Pseudonym Walter Hammer 10 . Hier fordert er,<br />
die Politik müsse e<strong>in</strong> Teil der Ethik se<strong>in</strong> (S. 4).<br />
Man bef<strong>in</strong>de sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Übergangsperiode:<br />
„E<strong>in</strong>e Welt ist am Absterben, e<strong>in</strong>e andere im<br />
Entstehen begriffen“ (Vorwort). Politisch wird,<br />
am Vorbild der englischen Fabier (im Besonderen<br />
G. B. Shaw) orientiert, e<strong>in</strong>e Position zwischen<br />
Sozialismus <strong>und</strong> Liberalismus e<strong>in</strong>genommen.<br />
H<strong>in</strong>zu kommt die Rezeption Nietzsches:<br />
Die Sozialdemokratie werde e<strong>in</strong>e Bewegung<br />
gebären, die unter dem E<strong>in</strong>flusse Nietzsches<br />
über die heutige Sozialdemokratie h<strong>in</strong>ausgehe.<br />
Dann werde es zu e<strong>in</strong>er Spaltung der<br />
Partei kommen <strong>und</strong> sich erfüllen, was der<br />
Fabier Stead vorausgesagt habe: „Wenn Nietzsches<br />
Gedanken erst <strong>in</strong> die Massen e<strong>in</strong>gedrungen<br />
s<strong>in</strong>d, müssen sie wie Dynamit wirken“<br />
(S. 21). Hammer plädiert für e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>ternationale<br />
Vere<strong>in</strong>igung der Lebensreformer, hier<br />
liegt womöglich e<strong>in</strong> Kern se<strong>in</strong>es späteren<br />
Engagements für Völkerverständigung.<br />
1911 schrieb er – unter dem E<strong>in</strong>druck<br />
nationalistischer Pressehetze im Zuge der<br />
61
Marokko-Krise – e<strong>in</strong> Buch gegen die Generalanzeiger-Presse,<br />
die aus Profit<strong>in</strong>teressen staatstragende<br />
Volksverdummung betreibe <strong>und</strong> der<br />
Hemmschuh jeden Fortschritts sei. Es drohe e<strong>in</strong><br />
Niedergang der Kultur 11 . Zugr<strong>und</strong>e liegt den<br />
Ausführungen neben e<strong>in</strong>em Kulturpessimismus<br />
e<strong>in</strong>e etwas vage antikapitalistische Haltung 12 .<br />
Es f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> dieser Schrift erstmals Ansätze<br />
e<strong>in</strong>er pazifistischen Position, kritisiert er<br />
doch, die Generalanzeiger-Presse würde planmäßig<br />
Völkerverhetzung betreiben <strong>und</strong> die<br />
Massen zu nationalem Größenwahn erziehen,<br />
was zum unnötigen Krieg führen könne 13 .<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus schrieb Hammer mehrere<br />
Bücher über W<strong>in</strong>tersport, Vegetarismus (sehr<br />
wohlwollend rezensiert <strong>in</strong> der Zeitschrift „Ethische<br />
R<strong>und</strong>schau“ von Magnus Schwantje, e<strong>in</strong>em<br />
Vorkämpfer der Tierschutzbewegung 14 ),<br />
trat e<strong>in</strong> gegen Alkohol- <strong>und</strong> Nikot<strong>in</strong>-Konsum,<br />
klassische Themen der Jugendbewegung, die<br />
die althergebrachten Verhältnisse unerträglich<br />
fand, das Recht der Jugend auf e<strong>in</strong>e eigene Lebensweise<br />
e<strong>in</strong>forderte, den Ausbruch aus dem<br />
Bestehenden <strong>und</strong> den Aufbruch <strong>in</strong> etwas Neues<br />
proklamierte.<br />
Die Verknüpfung der verschiedenen Elemente<br />
wird deutlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Werbeblatt für<br />
Hammers „Dokumente des Vegetarismus“: In<br />
diesem „gr<strong>und</strong>legenden Werk über den modernen<br />
Vegetarismus (...) würdigen namhafte<br />
Fachleute die ethische <strong>und</strong> ästhetische, religiöse,<br />
ges<strong>und</strong>heitliche <strong>und</strong> wirtschaftliche<br />
Bedeutung dieser Lebensreform <strong>und</strong> Weltauffasssung,<br />
(...) wird den Beziehungen des Vegetarismus<br />
zum Sport, zum Militär <strong>und</strong> zum Alkoholismus<br />
nachgegangen“ 15 .<br />
Hammer muß als engagierter Agitator dieser<br />
Positionen angesehen werden, vor allem,<br />
aber nicht nur als <strong>Publizist</strong>. Das Proklamierte<br />
sollte im direkten Umfeld gelebt <strong>und</strong> demonstriert<br />
werden, die Kritik am Bestehenden <strong>und</strong><br />
das Neue sollten Teil e<strong>in</strong>es Lebensstils se<strong>in</strong>.<br />
Dies spiegeln auch se<strong>in</strong>e während des Ersten<br />
Weltkriegs verfaßten Schriften zum<strong>in</strong>destens<br />
teilweise wider.<br />
Festzuhalten bleibt, daß sich bereits weit<br />
vor dem Ersten Weltkrieg Gr<strong>und</strong>positionen<br />
herausbilden, die <strong>in</strong> Hammers politischem<br />
Denken präsent bleiben: e<strong>in</strong> gewisses Maß an<br />
(auch elitärem) Kulturpessimismus, die unentschiedene<br />
Position zwischen Liberalismus <strong>und</strong><br />
Sozialismus, die Vorstellung e<strong>in</strong>er umfassenden<br />
Lebensreform (hier also e<strong>in</strong> breiter Politikbegriff)<br />
sowie e<strong>in</strong>e ethische Begründung<br />
se<strong>in</strong>es „Sozialismus“, der selbst ziemlich unbestimmt<br />
bleibt.<br />
Walter Hammers explizit antimilitaristische<br />
Haltung hat sich wohl erst im Laufe des Krieges<br />
entwickelt. E<strong>in</strong>e F<strong>und</strong>amentalopposition<br />
gegen den Krieg lässt sich nicht erkennen. Ob<br />
sich Hammer wie die Meisten zeitweise dem<br />
Kriegsrausch h<strong>in</strong>gab, bleibt unklar, als aktiver<br />
Kriegsgegner trat er jedenfalls erst nach 1918<br />
hervor. 1914 meldete er sich offenbar nicht als<br />
Kriegsfreiwilliger. 1915 wurde er e<strong>in</strong>gezogen<br />
<strong>und</strong> kam als Frontsoldat an die Westfront – u.a.<br />
Verdun. 1917 soll er auf e<strong>in</strong>en Offizierslehrgang<br />
verzichtet haben 16 . Zugleich zeigte er <strong>in</strong><br />
den Kriegsjahren e<strong>in</strong>e rege Publikationstätigkeit.<br />
Die Informationen über Hammers Leben<br />
<strong>und</strong> Denken <strong>in</strong> dieser Zeit s<strong>in</strong>d spärlich 17 .<br />
Angesichts der dünnen Quellenlage bleibt<br />
vor allem e<strong>in</strong> Blick auf Hammers Publikationen<br />
während des Krieges, wobei berücksichtigt<br />
werden muß, daß diese unter den Bed<strong>in</strong>gungen<br />
der Zensur entstanden. Von e<strong>in</strong>er Fortsetzung<br />
der Propagierung jugendbewegter Positionen<br />
zeugt z.B. Hammers als Manuskript gedruckte<br />
„Ratschläge für e<strong>in</strong>en alkoholgegnerisch ges<strong>in</strong>nten<br />
angehenden Offizier“ aus dem Jahr<br />
1915. In dem zwei Seiten langen Text, der unter<br />
alten Bekannten aus dem Wandervogel <strong>und</strong><br />
Freideutschen verbreitet wurde, forderte er, der<br />
abst<strong>in</strong>ente Offizier solle sich nicht absondern,<br />
vielmehr se<strong>in</strong>e Haltung unaufdr<strong>in</strong>glich demonstrieren,<br />
ke<strong>in</strong>e Streitgespräche lostreten, sondern<br />
als Vorbild wirken, e<strong>in</strong>e ziemlich elitäre<br />
Vorstellung 18 . Allerd<strong>in</strong>gs dürfen diese Aktivitäten<br />
der Jahre 1914/15 nicht als gr<strong>und</strong>sätzliche<br />
Ablehnung des Krieges gewertet werden, <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em Brief vom 22.10.1914 schreibt er, der<br />
Alkoholmißbrauch berge die Gefahr, „trotz all<br />
unserer schönen Siege von unserem Erbübel<br />
<strong>in</strong>s Verderben gestürzt (zu) werden“. <strong>Der</strong> „Abst<strong>in</strong>entenb<strong>und</strong><br />
an höheren Schulen Germania“<br />
<strong>in</strong> <strong>Elberfeld</strong>, mit dem Hammer <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />
stand, ebenfalls von Gruppen der Jugendbewegung<br />
getragen, führte <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>ladung zur<br />
62
Gründungsversammlung im Mai 1915 e<strong>in</strong> Wort<br />
von Wilhelm II. an, um das Abst<strong>in</strong>ententum unter<br />
Soldaten zu fördern: „Diejenige Nation, die<br />
das ger<strong>in</strong>gste Quantum Alkohol zu sich nimmt,<br />
die gew<strong>in</strong>nt (den Krieg). Und das wollen wir<br />
se<strong>in</strong>!“ 19 .<br />
Auch <strong>in</strong> den anderen von Hammer während<br />
des Krieges veröffentlichten Schriften kann von<br />
e<strong>in</strong>er offen antimilitaristischen Haltung ke<strong>in</strong>e<br />
Rede se<strong>in</strong>. Er brachte e<strong>in</strong> Liederbuch heraus,<br />
das auch Wandervogel-Lieder enthielt 20 . Er<br />
schrieb e<strong>in</strong> Buch über die Soldatensprache 21 ,<br />
das Verballhornungen französischer Ausdrücke<br />
durch Soldaten karikierte. Auch hier sche<strong>in</strong>t<br />
wiederum e<strong>in</strong>e Form des Kulturpessimismus<br />
durch. Daneben schrieb er auch <strong>in</strong> offiziellem<br />
Auftrag zur Kriegsernährung 22 <strong>und</strong> war 1917<br />
Herausgeber der „Kriegsflugblätter. Feldzeitung<br />
des Infanterieregiments 457“.<br />
All diesen Schriften ist geme<strong>in</strong>sam, daß<br />
sie sich <strong>in</strong> den Vorworten im Rahmen der<br />
herrschenden Kriegsrhetorik bewegen, ke<strong>in</strong>e<br />
Distanz zu den offiziellen Zielen des Krieges<br />
erkennen lassen, sondern wie viele Andere<br />
auch den Sieg des Deutschen Kaiserreiches<br />
herbeiwünschen. Allerd<strong>in</strong>gs, so unser E<strong>in</strong>druck,<br />
ist <strong>in</strong> dieser Zeit wohl wesentlich<br />
Schlimmeres geschrieben worden. Hammers<br />
Schriften s<strong>in</strong>d zum<strong>in</strong>destens nicht so blutrünstig<br />
<strong>und</strong> den „Fe<strong>in</strong>d“ schmähend wie Andere.<br />
Den Frontsoldaten das schwere Los erleichtern,<br />
so dürfte se<strong>in</strong>e Position zu charakterisieren<br />
se<strong>in</strong>.<br />
Walter Hammer 1918-1919<br />
Über Hammers Haltung zur Revolution liegen<br />
uns ke<strong>in</strong>e Unterlagen vor. Sie dürfte zwiespältig<br />
gewesen se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>erseits dürfte er das<br />
Kriegsende begrüßt <strong>und</strong> die Absetzung des Kaisers<br />
als Vertreter des alten Systems wohl positiv<br />
gesehen haben. Andererseits sche<strong>in</strong>t er die zweite<br />
Phase der Revolution abgelehnt zu haben 23 .<br />
In dieser Zeit, <strong>in</strong> der er immer noch im heimatlichen<br />
<strong>Elberfeld</strong> se<strong>in</strong>en Lebensmittelpunkt<br />
hatte (bis zu se<strong>in</strong>em Umzug nach Hamburg<br />
1919) arbeitete er an dem „Buch der 236. Infanterie-Division“,<br />
welches Berichte von Soldaten<br />
dieser Division, die 1917-1918 an den<br />
großen Frankreich- <strong>und</strong> Flandernschlachten<br />
beteiligt war, mit vergleichend herangezogenen<br />
Akten aus der Kriegsgeschichtlichen Abteilung<br />
des Großen Generalstabes mosaikste<strong>in</strong>artig vere<strong>in</strong>igt.<br />
E<strong>in</strong>e zeitgenössische Kritik 24 hebt die<br />
geschickte Redigierung hervor, die den E<strong>in</strong>druck<br />
e<strong>in</strong>es hohen Authentizitätsgrades erzeuge<br />
<strong>und</strong> das Buch zu e<strong>in</strong>em deutschen Pendant<br />
zu Henri Barbusse „Le Feu“ mache.<br />
Ob beabsichtigt oder nicht, das Buch ist<br />
zunächst e<strong>in</strong> Dokument, das die damals<br />
aufkommende ‚Dolchstoßlegende‘ widerlegte.<br />
Diese Legende behauptete, daß die deutsche<br />
Armee „Im Felde unbesiegt“ gewesen sei, womit<br />
impliziert wird, daß sie den Krieg noch<br />
hätte gew<strong>in</strong>nen können. Aber auch die Offiziere,<br />
die <strong>in</strong> diesem Buch zu Wort kommen, berichten,<br />
daß e<strong>in</strong> ganzes Bataillon nur noch aus<br />
zwei Offizieren, vier bis fünf Unteroffizieren<br />
<strong>und</strong> zwanzig e<strong>in</strong>fachen Soldaten <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em<br />
leichten Masch<strong>in</strong>engewehr bestand, oder daß<br />
die Feldartillerie so stark „mitgenommen“ war,<br />
daß sie nur noch notdürftig mit entsprechenden<br />
Bedienungspersonal besetzt werden konnte.<br />
Auch heißt es, daß mit Kriegse<strong>in</strong>tritt der USA<br />
nach „ziemlich allgeme<strong>in</strong> verbreiteter Auffassung“<br />
klar war, daß „der Krieg für uns böse<br />
verlaufen mußte“, was den Rezensenten dazu<br />
veranlaßt zu folgern: „Mögen diejenigen jetzt<br />
endlich schweigen, die diese Belastung der<br />
Frontstimmung verschuldeten!“ 25 .<br />
E<strong>in</strong> weiterer Aspekt sche<strong>in</strong>t <strong>in</strong> der genannten<br />
Besprechung auf: das völlig neue Phänomen<br />
des <strong>in</strong>dustriellen Massenkrieges <strong>und</strong> die<br />
daraus resultierende spezifische Prägung, die<br />
nur die erfahren, die direkt daran beteiligt s<strong>in</strong>d<br />
– nicht die Etappe. <strong>Der</strong> später vielbeschworene<br />
‚Frontkämpfergeist‘ bestehe <strong>in</strong> der Erfahrung,<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Inferno nie gekannten Ausmaßes ‚h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>geworfen<br />
worden zu se<strong>in</strong>‘ <strong>und</strong> trotz furchtbarer<br />
Erlebnisse (Tod, Verstümmelungen, verschüttet<br />
werden, Trommelfeuer, Giftgas, das<br />
Auftreten der völlig neuen Panzerwaffe usw.),<br />
nicht die Kontrolle über das eigene ‚Ich‘ verloren<br />
zu haben – nicht verrückt geworden zu<br />
se<strong>in</strong>, trotz vollkommener S<strong>in</strong>nlosigkeit des Erlittenen.<br />
Kurz: e<strong>in</strong>e extreme menschliche<br />
Grenz- oder Todeserfahrung, durch die dann<br />
63
auch das Wort ‚Kameradschaft‘ e<strong>in</strong>en anderen<br />
Inhalt erhält als <strong>in</strong> der Propaganda.<br />
Diese Traumatisierung kann dazu führen,<br />
daß man nachträglich verrückt wird, bzw. kann<br />
wie bei Ernst Jünger <strong>und</strong> anderen, so ‚bewältigt‘<br />
werden, daß man glaubt, obwohl ke<strong>in</strong> militärischer<br />
Sieg zu erreichen war, den Sieg über<br />
sich selbst errungen zu haben <strong>und</strong> <strong>in</strong> dieser<br />
höheren Bewußtse<strong>in</strong>sebene der ‚Masch<strong>in</strong>e‘<br />
<strong>und</strong> ihrem ‚Stahlgewitter‘ getrotzt zu haben<br />
<strong>und</strong> sie dadurch besiegte. (Diese Position bedeutet<br />
natürlich ke<strong>in</strong>e automatische Ablehnung<br />
neuer ‚Stahlgewitter‘, <strong>und</strong> sowieso handelt es<br />
sich dabei unserer Auffassung nach lediglich<br />
um e<strong>in</strong>e neue, „hübsch“ verpackte Version von<br />
„Mann bewährt sich im Krieg“).<br />
Oder man kann – trotz des eigentümlichen<br />
Stolzes, nicht verrückt geworden zu se<strong>in</strong> – folgern,<br />
daß ‚die Masch<strong>in</strong>e‘ nicht besiegt wurde,<br />
sondern gesiegt hatte, <strong>in</strong>dem sie Hekatomben<br />
von Opfern verschlang <strong>und</strong> beim nächsten Mal<br />
weit mehr err<strong>in</strong>gen würde, so daß die e<strong>in</strong>zige<br />
Schlußfolgerung nur lauten könne „Nie wieder<br />
Krieg!“, <strong>und</strong> alle, die e<strong>in</strong>e neue „Badekur“ vorbereiteten,<br />
zu bekämpfen.<br />
Vor diesem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> wird das Fazit des<br />
Rezensenten verständlich: „<strong>Der</strong> deutsche Soldat<br />
war erbittert über diesen Krieg, der ihn als<br />
ob er Tier sei, <strong>in</strong> Stollen zusammenpreßte (...).<br />
Er wußte, daß er, (...) se<strong>in</strong> Ich überw<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />
sich für das Größere geopfert hatte; da er aber<br />
sah, daß die Masch<strong>in</strong>e doch stärker war, haßte<br />
er den Krieg. So g<strong>in</strong>g er aus dem Feldzug: als<br />
Pazifist <strong>und</strong> als bester Deutscher“ 26 .<br />
<strong>Der</strong> „Verlag Junge Menschen“<br />
<strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Produktion<br />
<strong>Der</strong> Verlag „Junge Menschen“ wurde 1920<br />
bzw. Ende 1919 <strong>in</strong> Hamburg auf Initiative von<br />
Knud Ahlborn 27 <strong>in</strong>s Leben gerufen. Zunächst<br />
e<strong>in</strong> Dreimannbetrieb, hatte er se<strong>in</strong>en Sitz <strong>in</strong> der<br />
Johnsallee 54, im dritten Stock des ‚Freideutschen<br />
Hauses‘, e<strong>in</strong>em ehemaligen Privatschulgebäude,<br />
„<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Verschlag“ 28 .<br />
<strong>Der</strong> Verlag brachte ab Ende 1919 bzw. Anfang<br />
1920 bis 1927 e<strong>in</strong>e Zeitschrift heraus, die<br />
ebenfalls „Junge Menschen“ hieß. Daneben erschienen<br />
1921 auch vier selbständige Schriften,<br />
deren Autoren <strong>und</strong> Themen denen der Zeitschrift<br />
entsprachen. Es handelt sich sozusagen<br />
um verwandte, aber vom Umfang her den Rahmen<br />
der Zeitschrift sprengende Schriften, die<br />
als billige, kle<strong>in</strong>formatige Broschüren herausgebracht<br />
wurden, darunter Hans Paasches<br />
„Mukara“. Neben den „Jungen Menschen“<br />
produzierte der Verlag auch die Zeitschrift<br />
„Die Junge Geme<strong>in</strong>de“. <strong>Der</strong> Verlag hat se<strong>in</strong>e<br />
Tätigkeit 1922 e<strong>in</strong>gestellt, bzw. ist <strong>in</strong> dem <strong>in</strong><br />
diesem Jahr gegründeten „Fackelreiterverlag“<br />
(s.u.) fortgesetzt worden – die Zeitschriften<br />
waren etwas langlebiger.<br />
Ende 1919 erschien die achtseitige Nullnummer<br />
der Zeitschrift „Junge Menschen“,<br />
später das „Blaue Heft“ genannt. Im Format 18<br />
x 14 cm., mit „Halbmonatschrift für Deutschlands<br />
Jugend“ untertitelt <strong>und</strong> der Angabe „1.<br />
Jahrg.,1. Band, 1. Heft“ (o.J.) gekennzeichnet,<br />
kann es leicht mit dem gleichgroßen, eigentlichen<br />
ersten (grünlichen) Heft verwechselt werden.<br />
In dieser Werbenummer, herausgegeben<br />
von Walter Hammer <strong>und</strong> Knud Ahlborn,<br />
Schriftleitung Fritz Klatt 29 , wird programmatisch<br />
erklärt: die Zeitschrift richte sich vor<br />
allem an Jungen <strong>und</strong> Mädchen im Alter von 14<br />
– 20 Jahren, aber auch an Ältere, die der<br />
Jugend verb<strong>und</strong>en seien. Betont wird der überparteiliche<br />
Charakter der Zeitschrift, „die<br />
strenge Ablehnung jeder politischen <strong>und</strong> religiösen<br />
Fanatisierung der Jugend, von welcher<br />
Seite oder Partei dies auch immer versucht<br />
werde“. <strong>Der</strong> Inhalt der Beiträge sei unbeschränkt,<br />
gefordert werde aber e<strong>in</strong>e „unbed<strong>in</strong>gte<br />
<strong>in</strong>nere Wahrhaftigkeit“. Aufsätze zur<br />
Kunst, geschichtliche Betrachtung des eigenen<br />
Volkes <strong>und</strong> der Menschheit, naturwissenschaftliche<br />
Betrachtung, das ,Menschliche‘ (Philosophie,<br />
Weltanschauung, Religion) sollen ersche<strong>in</strong>en<br />
<strong>und</strong> den Lesern Raum für e<strong>in</strong>e freie<br />
Aussprache gegeben werden. Programmatisch<br />
zeigen sich die Herausgeber hier also diffusjugendbewegt,<br />
von Sozialismus ist noch ke<strong>in</strong>e<br />
Rede, ebenso wie 1921, als der Text noch e<strong>in</strong>mal<br />
umformuliert wurde: „(...) Das Blatt dient<br />
der freien Jugendbewegung vorzugsweise im<br />
Meißner S<strong>in</strong>ne <strong>und</strong> im Geiste des Vorkriegs-<br />
Wandervogels <strong>und</strong> ist allem Mißbrauch der<br />
64
Titelblatt „Junge Menschen“, November 1924, Sonderheft „Bauhaus Weimar“.<br />
65
Jugend Fe<strong>in</strong>d. Insbesondere wendet sich das<br />
Blatt gegen religiöse <strong>und</strong> politische Fanatisierung<br />
<strong>und</strong> gegen Aufputschung zu Rassen-,<br />
Klassen- <strong>und</strong> Völkerhaß“ 30 .<br />
Den eigentlichen Beg<strong>in</strong>n der „Jungen Menschen“<br />
markiert das Heft 2 – 3 des Jahrganges<br />
1920 31 . Nach dem (relativ belanglosen) Heft 1<br />
wurde zum reicher illustrierten Großformat gewechselt.<br />
Die Gliederung des Heftes <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en<br />
ersten Teil, der im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es Forums Aufsätze<br />
zu unterschiedlichsten Themen aus dem Umfeld<br />
der Jugendbewegung brachte – <strong>und</strong> <strong>in</strong><br />
denen auch tatsächlich sehr unterschiedliche<br />
Positionen zum Ausdruck kamen –, e<strong>in</strong>en Teil<br />
mit Notizen <strong>und</strong> meist von Walter Hammer<br />
verfaßten Glossen, sowie e<strong>in</strong>em größeren Anzeigenteil.<br />
Die Auflage betrug zunächst 12 000 Exemplare.<br />
Hammer gab später e<strong>in</strong>en Höchststand<br />
von 20 000 Exemplaren an 32 . Da sie auch an<br />
Jugende<strong>in</strong>richtungen verschickt wurde, dürfte<br />
ihre tatsächliche Leserschaft aber deutlich<br />
größer gewesen se<strong>in</strong>.<br />
Bis zu der Zäsur Ende 1923 hatten die<br />
Hefte <strong>in</strong> der Regel e<strong>in</strong>en Umfang von 16 Seiten,<br />
gelegentlich 24 oder sogar 32 Seiten. Die<br />
Ersche<strong>in</strong>ungsweise war zunächst halbmonatlich,<br />
mit dem 4. Jahrgang 1923, zweifellos <strong>in</strong><br />
Zusammenhang mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten<br />
<strong>in</strong>folge der Inflation, erfolgte e<strong>in</strong><br />
Wechsel auf monatliches Ersche<strong>in</strong>en. In Wirklichkeit<br />
beg<strong>in</strong>nt die monatliche Ersche<strong>in</strong>ungsweise<br />
schon im Sommer 1922 mit der Umstellung<br />
auf monatlich ersche<strong>in</strong>ende Doppelhefte.<br />
Ende 1923 waren die wirtschaftlichen Probleme<br />
so groß, daß Hammer die E<strong>in</strong>stellung<br />
der Zeitschrift ankündigte, das Dezemberheft<br />
brachte dann auch zahlreiche Abschiedsworte<br />
auf die Zeitschrift. Nach e<strong>in</strong>em Vierteljahr<br />
Pause erschien die Zeitschrift dann wieder.<br />
Ab Jahrgang 2 gab Walter Hammer die „Jungen<br />
Menschen“ alle<strong>in</strong> heraus, womit sich auch<br />
die <strong>in</strong>haltliche Ausrichtung änderte. Knud Ahlborn<br />
wollte e<strong>in</strong>en „Zeitschriftenstil, [der] die jungen<br />
Akademiker ansprechen sollte“, Hammer<br />
wollte „ke<strong>in</strong>e Beschränkung auf e<strong>in</strong>en exklusiven<br />
Kreis, sondern Breitenwirkung auf junge Menschen<br />
aller Gruppen, Bünde <strong>und</strong> Schichten“ 33 .<br />
<strong>Der</strong> Untertitel der Zeitschrift „Junge Menschen“<br />
lautete ursprünglich „Halbmonatsschrift<br />
für die Jugend Deutschlands“ (bei der Nullnummer<br />
von (1919) <strong>und</strong> 1. Jg., Heft 1, Januar<br />
1920), wurde geändert <strong>in</strong> „Blatt der deutschen<br />
Jugend [-] Stimme des neuen Jugendwillens“<br />
(ab 1. Jg. (1920), Heft 2-3) <strong>und</strong> lautete zum<br />
Schluß „Monatshefte für Politik, Kunst, Literatur<br />
<strong>und</strong> Leben aus dem Geiste der jungen Generation“<br />
(ab 4. Jg. (1923), Heft 11). Damit<br />
wird die Breite der Themen deutlich, die auch<br />
zur Herausgabe spezieller Themenhefte führte.<br />
Im E<strong>in</strong>zelnen erschienen von diesen:<br />
– Zur Bildendenen Kunst: Backste<strong>in</strong>gotik,<br />
Ernst Barlach, Meister Bertram, August<br />
Böckstiegel, Conrad Felixmüller, Willi<br />
Geißler, Hans Haffenrichter, Sella Hasse,<br />
Ed. Hopf, Alfred Mahlau, Frans Masereel,,<br />
Karl Thylmann, Leo Tilgner, He<strong>in</strong>rich<br />
Vogeler <strong>und</strong> Friedrich Wild;<br />
– Zu Dichtung <strong>und</strong> Dramatikern: Henri<br />
Barbusse, Otto Flake, Walter Gättke, Hermann<br />
Hesse, Kurt Heynicke, Arthur<br />
Holitscher, Georg Kaiser, Klab<strong>und</strong>, He<strong>in</strong>rich<br />
Lersch <strong>und</strong> Arbeiterdichtung, Alfons<br />
Paquet, Eduard Re<strong>in</strong>acher, Ernst Toller,<br />
Fritz von Unruh, Frank Wedek<strong>in</strong>d, Franz<br />
Werfel <strong>und</strong> Friedrich Wolf;<br />
– Zu Philosophen <strong>und</strong> Pädagogen: Paul<br />
Natorp, Leonhard Nelson, Hans Nuch,<br />
Franz Oppenheimer, Wilhelm Ostwald<br />
<strong>und</strong> Gustav Wyneken;<br />
– Zu <strong>Publizist</strong>en: Ferd<strong>in</strong>and Avenarius,<br />
Hellmut von Gerlach, Kurt Hiller, Karl<br />
Kraus <strong>und</strong> Theodor Less<strong>in</strong>g;<br />
– Zu ‚Märtyrern‘: Gustav Landauer, Hans<br />
Paasche <strong>und</strong> Walther Rathenau;<br />
– Zu Kultur- <strong>und</strong> Zeitproblemen: Bauhaus,<br />
Europa, Fürsorgeerziehung, Gandhi <strong>und</strong><br />
die Quäker, Geme<strong>in</strong>schaftsschule, Körperkultur,<br />
Naturschutz, Religionsheft<br />
(Hans-Joachim Schoeps), Sexuelle Ethik,<br />
Vegetarismus, Volkshochschule, Weltb<strong>und</strong><br />
der Jugend <strong>und</strong> Freie Schulgeme<strong>in</strong>de<br />
Wickersdorf.<br />
L<strong>in</strong>kspolitische Inhalte brachte das Themenheft<br />
vom März 1922 über den sozialistisch-anarchistischen<br />
Politiker Gustav Landauer,<br />
der <strong>in</strong> der ersten Münchner Räterepublik<br />
66
Volksbeauftragter (Kultusm<strong>in</strong>ister) war <strong>und</strong> im<br />
November 1918 von Freikorpssoldaten im<br />
Gefängnis Stadelheim bestialisch ermordet<br />
wurde.<br />
1922 gab es mehrere versuchte Bombenanschläge,<br />
die dem Verlag oder ihrem Herausgeber<br />
galten. Die Brand- <strong>und</strong> Sprengbomben –<br />
Reaktion der Reaktion – wurden aber früh genug<br />
entdeckt. Bei den Tätern gab es e<strong>in</strong>e personelle<br />
Überschneidung mit dem Rathenau-<br />
Mord, der <strong>in</strong> den „Jungen Menschen“ breit behandelt<br />
wurde 34 .<br />
<strong>Der</strong> KPD stand Hammer ablehnend gegenüber,<br />
von der Sowjetunion schien ihm e<strong>in</strong>e<br />
eigenartige Fasz<strong>in</strong>ation auszugehen, die aber<br />
durch Befürchtungen, es handele sich um e<strong>in</strong>e<br />
heraufziehende Jakob<strong>in</strong>erherrschaft, überlagert<br />
wird 35 .<br />
An den politischen Themenheften läßt sich<br />
e<strong>in</strong>e zunehmende Politisierung Hammers ablesen,<br />
der 1923 schreibt: „Damit die Welt aufhört<br />
e<strong>in</strong> Tollhaus zu se<strong>in</strong>, muß nächst dem Kriege<br />
auch die kapitalistische Wirtschaftsordnung<br />
überw<strong>und</strong>en werden (...)“ 36 <strong>und</strong> im nächsten<br />
Jahr ist er, wie auch Fritz von Unruh, Carl von<br />
Ossietzky <strong>und</strong> Dr. Adolf Grabowsky, Reichstagskandidat<br />
für die neugegründete „Republikanische<br />
Partei Deutschlands“ (RPD). Die Partei<br />
will Sammelbecken für enttäuschte DDP-<br />
(„Deutsche Demokratische Partei“) <strong>und</strong> SPD-<br />
Wähler se<strong>in</strong>, aber auch für den rechten Bereich.<br />
Entsprechend vertritt sie e<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung<br />
der E<strong>in</strong>heits- <strong>und</strong> Freiheitsidee von 1848,<br />
gemahnt an das „E<strong>in</strong>igungswerk Bismarcks“<br />
<strong>und</strong> verb<strong>in</strong>det dies mit vorsichtigen Sozialisierungsforderungen<br />
<strong>und</strong> e<strong>in</strong>em Anklang von demokratischem<br />
Staatssozialismus. Die Parteigründung<br />
scheiterte jedoch, da sie nicht die erforderliche<br />
Anzahl von 60 000 Stimmen erreichte<br />
37 .<br />
Politisch bemerkenswert ist auch das Themenheft<br />
vom Oktober 1925 über den 1933 im<br />
Karlsbader Exil von Nationalsozialisten ermordeten<br />
Theodor Less<strong>in</strong>g, das Texte von <strong>und</strong><br />
über Less<strong>in</strong>g brachte. Hier wird Less<strong>in</strong>g engagiert<br />
verteidigt, der 1924 durch se<strong>in</strong>e sozialkritische<br />
Stellungnahme zum Justizfall Friedrich<br />
Haarmann <strong>und</strong> 1925 durch se<strong>in</strong>e Charakterstudie<br />
über H<strong>in</strong>denburg – <strong>in</strong> der er vor der Wahl<br />
H<strong>in</strong>denburgs zum Reichspräsidenten ausdrücklich<br />
warnte – scharfer Kritik ausgesetzt<br />
war. E<strong>in</strong>e auch für Weimarer Verhältnisse ungewöhnlich<br />
heftige Hetzkampagne folgte,<br />
1926 mußte er se<strong>in</strong> Lehramt aufgeben.<br />
1926 stellten Themenhefte das pazifistische<br />
Engagement Mahatma Gandhis vor <strong>und</strong> die<br />
philosophischen Gr<strong>und</strong>l<strong>in</strong>ien <strong>in</strong> Leonard Nelsons<br />
Werk. Nelson vertrat <strong>in</strong>nerhalb der Sozialdemokratie<br />
e<strong>in</strong>en radikal-sozialistischen Ansatz<br />
<strong>und</strong> war 1925 mit se<strong>in</strong>en Anhängern aus der<br />
SPD ausgeschlossen worden, gründete dann<br />
den Internationalen Sozialistischen Kampfb<strong>und</strong><br />
(ISK). Im Oktoberheft wurde für die Republikschutzorganisation<br />
„Reichsbanner“ geworben,<br />
<strong>in</strong> dessen Reichsausschuß Hammer 1925 saß,<br />
<strong>und</strong> zwar auf dem „radikal-pazifistischen (Kurt<br />
Hiller-) Flügel, der sich zugleich für die E<strong>in</strong>heitsfront<br />
e<strong>in</strong>setzte“. Er wirbt ab diesem Jahr <strong>in</strong><br />
Theorie <strong>und</strong> Praxis für den Resozialisierungsgedanken,<br />
wird korrespondierendes Ehrenmitglied<br />
der „Liga für Menschenrechte“ 38 .<br />
Das Dezemberheft 1927, das letzte der<br />
„Jungen Menschen“, war dem Herausgeber der<br />
„Fackel“, Karl Kraus, gewidmet.<br />
„Die Junge Geme<strong>in</strong>de“, ebenfalls von Walter<br />
Hammer herausgegeben <strong>und</strong> teilweise den<br />
„Jungen Menschen“ beigelegt, glich im Aufbau<br />
<strong>und</strong> Konzept den „Jungen Menschen“,<br />
sollte aber den jüngeren Leserkreis abdecken<br />
<strong>und</strong> – da häufiger ersche<strong>in</strong>end <strong>und</strong> dadurch aktueller<br />
– den Anzeigen- <strong>und</strong> Kle<strong>in</strong>meldungsteil<br />
der „Jungen Menschen“ übernehmen. (Erst<br />
1927 erschien sie als feste<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>ene Beilage<br />
der Zeitschrift „Junge Menschen“). Auch <strong>in</strong><br />
dieser Zeitschrift s<strong>in</strong>d die Rubriken stark politisierend<br />
formuliert <strong>und</strong> mit guten Karikaturen<br />
versehen. <strong>Der</strong> Gew<strong>in</strong>n der Zeitschrift wurde an<br />
geme<strong>in</strong>nützige Zwecke bzw. an E<strong>in</strong>richtungen<br />
der Jugendbewegung abgeführt. 20% g<strong>in</strong>gen<br />
fest an die „Jugendburg Ludwigste<strong>in</strong>“, für die<br />
sich Hammer immer stark e<strong>in</strong>setzte.<br />
In den acht Jahrgängen der „Jungen Menschen“<br />
mit <strong>in</strong>sgesamt 125 Heften <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Gesamtauflage von 1 298 500 Exemplaren,<br />
spiegelt sich e<strong>in</strong> leichtes Zurücktreten des<br />
‚Jugend‘-Moments zugunsten e<strong>in</strong>er, allerd<strong>in</strong>gs<br />
begrenzten, L<strong>in</strong>kspolitisierung Hammers 39 .<br />
67
Die Wertungen über die Zeitschrift gehen<br />
weit ause<strong>in</strong>ander. So schrieb Axel Eggebrecht,<br />
langjähriger Mitarbeiter der „Weltbühne“,<br />
1927 <strong>in</strong> der „Literarischen R<strong>und</strong>schau“: „Ke<strong>in</strong><br />
Parteiprogramm, aber im ganzen entschieden<br />
l<strong>in</strong>ks, rücksichtslos im Kampf gegen jede Form<br />
der Reaktion“ 40 .<br />
Die Zeitschrift wird auch heute noch überwiegend<br />
positiv beurteilt, aber „Sozialismus<br />
erfuhr se<strong>in</strong>e Verwirklichung im herrschaftsfreien<br />
<strong>und</strong> autarken Geme<strong>in</strong>schaftsidyll, nicht<br />
<strong>in</strong> der Analyse <strong>und</strong> Überw<strong>in</strong>dung e<strong>in</strong>er von<br />
Widersprüchen geprägten Klassengesellschaft“<br />
41 , so Schuchart, der außerdem kritisch<br />
anmerkt, es sei versucht worden, zu Unterschiedliches<br />
zu vere<strong>in</strong>en, so daß dieses Konglomerat<br />
diffus gewesen <strong>und</strong> die Wirkung der<br />
Zeitschrift daher eher begrenzt gewesen sei.<br />
So skurril die Zeitschrift oft wirken muß, so<br />
f<strong>in</strong>den sich doch fast <strong>in</strong> jedem Heft <strong>in</strong>teressante<br />
Texte <strong>und</strong> Graphiken. Politisch beschränkt,<br />
aber mutig <strong>und</strong> e<strong>in</strong>deutig gegen Militarismus<br />
<strong>und</strong> Reaktion <strong>in</strong> den Glossen <strong>und</strong> Rubriken,<br />
z. B. im „Pranger“.<br />
Diese Vielfalt spiegelt sich auch <strong>in</strong> den<br />
Anzeigen wider: Ernstzunehmendes, Kurioses,<br />
viel Eigenwerbung. So f<strong>in</strong>den sich z.B. 1922 <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em Heft (3. Jg., Heft 7/8) Anzeigen für:<br />
Lichtbildervorträge über Jugendwandern, e<strong>in</strong>en<br />
schriftk<strong>und</strong>igen Wirtschaftsberater <strong>und</strong> Graphologen<br />
– der den Lesern des Blattes 20% Rabatt<br />
e<strong>in</strong>räumen will –, Paasches „Mukara“, e<strong>in</strong>en<br />
Lichtkampf-Verlag, Lodenmäntel, Klampfen-<br />
Fideln-Lauten, Arbeiterdichter bei E. Diederichs,<br />
Hordentöpfe <strong>und</strong> Schnellkocher, S<strong>in</strong>alco-<br />
Limonade, Kurt Kläbers Buch „Neue Saat“, erschienen<br />
bei der sozialdemokratischen Volksbuchhandlung<br />
<strong>in</strong> Jena <strong>und</strong> den ersten Band der<br />
„Schwarzen Bücher“: „Anarchistische Moral“<br />
von Kropotk<strong>in</strong>, erschienen im Buchverlag von<br />
Ernst Friedrichs „Freie Jugend“.<br />
Unzweifelhaft ist auch, daß Hammers Zeitschrift<br />
viele junge Autoren <strong>und</strong> Künstler gefördert<br />
hat, <strong>in</strong>dem sie ihnen Gelegenheit zur Publikation<br />
ihrer Arbeiten gab. Zu nennen s<strong>in</strong>d<br />
hier etwa die Graphiker Leo Tilgner 42 <strong>und</strong> Willi<br />
Geissler 43 oder auch Kurt Kläber, heute vielleicht<br />
bekannter unter se<strong>in</strong>em Pseudonym Kurt<br />
Held 44 .<br />
Die „Jungen Menschen“ hatten auch entscheidenden<br />
Anteil an der Durchsetzung des<br />
Expressionismus <strong>in</strong> der Jugendbewegung, wo<br />
vorher Naturalismus <strong>und</strong> Jugendstil dom<strong>in</strong>ierten<br />
45 . Es f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> der Zeitschrift zahlreiche<br />
bemerkenswerte Graphiken, außer den Genannten<br />
von Schlaghecke, Sella Hasse, Otto<br />
Larsen, Karl Thylmann, Hugo Sieker u. a. Herausragend<br />
<strong>in</strong> künstlerischer Perspektive ist sicher<br />
das Bauhaus-Sonderheft von 1924 (5. Jg.,<br />
Heft 8) mit dem Umschlagentwurf des Bauhaus-Meisters<br />
Joost Schmidt.<br />
<strong>Der</strong> Fackelreiter Verlag <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Produktion<br />
<strong>Der</strong> von 1922 bis 1933 existierende Fackelreiter-Verlag<br />
wurde unter Hammers Leitung<br />
zum bedeutendsten pazifistischen Verlag der<br />
Weimarer Republik. Bemerkenswert ist die<br />
Entwicklung dieses Verlages <strong>in</strong> buchgestalterischer,<br />
v.a. aber auch <strong>in</strong> politischer H<strong>in</strong>sicht. Bis<br />
1926 brachte der Verlag vor allem Schriften zu<br />
den klassischen Themen der Jugendbewegung,<br />
konzentriert <strong>in</strong> der Reihe „Junge Republik“.<br />
Nachdem 1927 ke<strong>in</strong> neues Buch herausgebracht<br />
wurde, beg<strong>in</strong>nt 1928 e<strong>in</strong>e neue Phase<br />
der Verlagsproduktion. Obwohl die alten Titel<br />
(auch <strong>in</strong> neuen Auflagen) im Programm blieben<br />
<strong>und</strong> neue „jugendbewegte“ Titel erschienen,<br />
dom<strong>in</strong>iert nun e<strong>in</strong> radikaler <strong>und</strong> kämpferischer<br />
Pazifismus das Verlagsprogramm. H<strong>in</strong>zu<br />
kamen e<strong>in</strong>ige Titel, die im weiteren S<strong>in</strong>ne „soziale<br />
Probleme“ zum Gegenstand hatten. Parallel<br />
zu dieser Entwicklung hatte Hammer 1927<br />
die „Jungen Menschen“ auslaufen lassen,<br />
1928/29 erschien als Fortsetzung die Zeitschrift<br />
„<strong>Der</strong> Fackelreiter“.<br />
Fackelreiter-Verlag bis 1926<br />
Gegründet wurde der Fackelreiter-Verlag<br />
1922, Verlagsort war zunächst Werther bei Bielefeld.<br />
Verlagsname <strong>und</strong> Signet beziehen sich<br />
auf die Tradition der Jugendbewegung (Meissner-Treffen)<br />
<strong>und</strong> der Aufklärung 46 . <strong>Der</strong> Verlag<br />
übernahm Paasches Buch „Mukara“, das bis<br />
1929 sieben Auflagen mit <strong>in</strong>sgesamt 60.000<br />
68
Exemplaren erlebte <strong>und</strong> damit der auflagenstärkste<br />
Titel der Verlagsproduktion war, sowie<br />
O. Wanderers (d.i Otto Buch<strong>in</strong>ger, Mar<strong>in</strong>eobergeneralarzt<br />
a.D., Lebensreformer)“ „Paaschebuch“<br />
aus Hammers altem „Verlag Junge Menschen“.<br />
Exkurs Hans Paasche:<br />
Hans Paasche wurde am 3.4.1881 <strong>in</strong><br />
Rostock als Sohn des späteren nationalliberalen<br />
Reichstagsvizepräsidenten Hermann Paasche<br />
geboren. Als Mar<strong>in</strong>eoffizier reichte Hans<br />
Paasche 1908 se<strong>in</strong>en Abschied e<strong>in</strong>. E<strong>in</strong> e<strong>in</strong>schneidendes<br />
Erlebnis, das diesen Schritt mit<br />
auslöste, war, neben der allgeme<strong>in</strong>en kolonialen<br />
Überheblichkeit den Ure<strong>in</strong>wohnern gegenüber,<br />
die brutale Niederschlagung des „Maji-<br />
Maji“-Aufstandes <strong>in</strong> Deutsch-Ostafrika im<br />
Jahre 1905. Zwar basierte der Entschluß auf<br />
antikolonialistischen <strong>und</strong> ersten pazifistischen<br />
Überlegungen, doch trat er im September 1914<br />
– im Glauben, es handele sich um e<strong>in</strong>en Verteidigungskrieg<br />
– wieder <strong>in</strong> den aktiven Kriegsdienst<br />
e<strong>in</strong>. Er wurde aber im Januar 1916 entlassen,<br />
da er se<strong>in</strong>e Gr<strong>und</strong>überzeugungen auch<br />
<strong>in</strong> der Öffentlichkeit vertrat. Danach betätigte<br />
er sich aktiv gegen den Krieg <strong>und</strong> verteilte im<br />
Untergr<strong>und</strong> diesbezogenes verbotenes Schrifttum,<br />
was 1917 zu e<strong>in</strong>er Verurteilung wegen<br />
‚Hochverrates‘ führte. Als ‚Schutzhäftl<strong>in</strong>g‘<br />
wurde er am 9.11.1918 von revolutionären Soldaten<br />
befreit, zum Reichstag gefahren <strong>und</strong> <strong>in</strong><br />
den ersten Berl<strong>in</strong>er Arbeiter- <strong>und</strong> Soldatenrat<br />
gewählt. Dort setzte er sich für die Verhaftung<br />
der am Krieg schuldigen <strong>und</strong> der den Krieg<br />
verlängernden Personen e<strong>in</strong> 47 .<br />
Se<strong>in</strong>e Ende 1908 mit e<strong>in</strong>er jüdischen Frau<br />
geschlossene Ehe soll Paasche, der sich auch<br />
für das Frauenwahlrecht e<strong>in</strong>setzte, gleichberechtigt<br />
geführt haben. Schriftstellerisch betätigte<br />
sich Paasche zunächst mit typischen Kolonialthemen<br />
wie Jagd- <strong>und</strong> Reiseschilderungen.<br />
Daneben widmete er sich e<strong>in</strong>em frühen<br />
Umwelt- <strong>und</strong> Tierschutz <strong>und</strong> unter E<strong>in</strong>fluß der<br />
Jugendbewegung lebensreformerischen Themen.<br />
In se<strong>in</strong>em 1919 veröffentlichten Buch<br />
„Me<strong>in</strong>e Mitschuld am Weltkrieg“ forderte er<br />
e<strong>in</strong>e geistig-politische Überw<strong>in</strong>dung des preußischen<br />
Militarismus. Berühmt wurden se<strong>in</strong>e<br />
f<strong>in</strong>gierten satirischen Reisebriefe e<strong>in</strong>es tapferen<br />
afrikanischen Kriegers, der über die absurden<br />
Zustände ‚im <strong>in</strong>nersten Deutschland‘ berichtet.<br />
Sie erschienen zuerst 1912-1913 <strong>in</strong> der<br />
von Paasche mitgegründeten Zeitschrift „<strong>Der</strong><br />
Vortrupp“, später <strong>in</strong> mehreren Auflagen <strong>in</strong><br />
Walter Hammers Zeitschriften 48 <strong>und</strong> se<strong>in</strong>er<br />
Buchproduktion <strong>in</strong> mehreren Auflagen, wurden<br />
auch nach dem Zweiten Weltkrieg mehrfach<br />
nachgedruckt <strong>und</strong> liegen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er zusätzlich<br />
illustrierten Fassung vor 49 .<br />
„Hans Paasche erfuhr ..., daß er auf der<br />
Todesliste der rechtsradikalen Gegenrevolutionäre<br />
stand, dachte aber nicht an Flucht. Am<br />
21. Mai 1920 erschienen 60 Soldaten der Brigade<br />
Ehrhardt … E<strong>in</strong>e Denunziation lag vor,<br />
der Pazifist unterhalte hier e<strong>in</strong> Waffenlager zur<br />
Vorbereitung der kommunistischen Revolution.<br />
Als Hans Paasche <strong>in</strong> Badehose …ahnungslos<br />
gegen das Haus herankam <strong>und</strong> beim Anblick<br />
der Soldaten erschrocken <strong>in</strong> den Wald zurücktrat,<br />
wurde er erschossen“ 50 .<br />
<strong>Der</strong> tragische Tod Paasches führte zu e<strong>in</strong>er<br />
Art Märtyrerstatus, der <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> Hammers<br />
Schriftum aufsche<strong>in</strong>t.<br />
Bis e<strong>in</strong>schließlich 1926 erschienen lediglich<br />
sechs weitere Titel sowie die als Monatsschriften<br />
gekennzeichneten zehn Broschüren<br />
der Reihe „Junge Republik“. Von diesen sechs<br />
Büchern, eigentlich noch kle<strong>in</strong>formatige Broschüren<br />
ger<strong>in</strong>gen Umfangs, s<strong>in</strong>d Walter A. Berendsohns<br />
„Ethik des studentischen Lebens“<br />
sowie die Bücher des Gefängnis-Erziehers<br />
Otto Zirker <strong>und</strong> Wolf Ritter-Bern (d.i. Wolfgang<br />
Ritter-Záhony) über Jugendliche <strong>in</strong> Fürsorge-<br />
bzw. Strafanstalten thematisch aufs<br />
Engste mit der Jugendbewegung verb<strong>und</strong>en.<br />
Die Schriftenreihe „Junge Republik“, untertitelt<br />
mit „Bauste<strong>in</strong>e zum neuen Werden“,<br />
bot ausführlichere Darstellungen v.a. von Autoren<br />
der Zeitschrift „Junge Menschen“ <strong>und</strong><br />
schließt <strong>in</strong>haltlich eng an die Zeitschrift an. Es<br />
wurde offenbar versucht, hier zentrale Themen<br />
ausführlicher abzuhandeln als es der begrenzte<br />
Raum der Zeitschrift erlaubt. Geme<strong>in</strong>sam ist<br />
den Autoren das Bekenntnis zur Republik <strong>und</strong><br />
der Ernst, e<strong>in</strong>en Neuanfang im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er umfassenden<br />
Lebensreform zu propagieren. Allerd<strong>in</strong>gs<br />
f<strong>in</strong>det sich der diffuse ideologische Mix,<br />
69
der für die bürgerliche Jugendbewegung so<br />
charakteristisch ist, auch hier. Als extremes<br />
Beispiel dafür kann Heft 10: „Begriff <strong>und</strong><br />
Wege der Sozialisierung“ e<strong>in</strong>es Dr. Ernst Neumann<br />
gelten.<br />
Unter Sozialisierung versteht Neumann<br />
„die menschliche Geme<strong>in</strong>schaft so e<strong>in</strong>zurichten,<br />
daß der Mensch nicht Mittel zum Zweck,<br />
sondern Selbstzweck ist“ (S. 4). Die Gedankenwelt<br />
des Sozialismus beruhe auf drei Pfeilern:<br />
1. der religiösen Wertung des Lebens, 2. der<br />
Wirtschaftsk<strong>und</strong>e, 3. der biologischen Wissenschaft<br />
der Rassenhygiene 51 (S. 8). Alle<strong>in</strong> durch<br />
die Propagierung dieser Themen solle die<br />
Sozialisierung (= Sozialismus) durchgesetzt<br />
werden. Andererseits f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> der Reihe<br />
auch gehaltvollere Titel, wie etwa Nr. 6: „Die<br />
Politik der jungen Generation“, wo Stimmen<br />
aus unterschiedlichen Jugendorganisationen<br />
dokumentiert werden, darunter Wandervogel,<br />
Freideutsche, Arbeiterjugend, Jungsozialisten<br />
<strong>und</strong> Freie Proletarische Jugend.<br />
<strong>Der</strong> Forum-Charakter der „Jungen Menschen“<br />
f<strong>in</strong>det sich, mit allen Vor- <strong>und</strong> Nachteilen,<br />
somit auch <strong>in</strong> der Reihe „Junge Republik“<br />
wieder. Pazifistische Positionen f<strong>in</strong>den sich,<br />
dom<strong>in</strong>ieren aber nicht das Verlagsprogramm.<br />
Zu nennen ist hier Friedrich Franz v. Unruhs<br />
Essay „Ges<strong>in</strong>nung“ (1924), <strong>in</strong> dem er die<br />
Wandlung se<strong>in</strong>es älteren Bruders Fritz v.<br />
Unruh, bekannt als expressionistischer Dichter,<br />
vom l<strong>in</strong>ientreuen preußischen Offizier zum<br />
Pazifisten darlegt. Herausragend <strong>in</strong> dieser<br />
Phase der Verlagsproduktion ist ‚Ritter-Berns‘<br />
„<strong>Der</strong> Drahtzaun“ (1926), im größeren Format<br />
<strong>und</strong> mit e<strong>in</strong>em, dem Expressionismus verpflichteten,<br />
recht e<strong>in</strong>drucksvollen Schutzumschlag<br />
von Eduard Hopf ausgestattet. Inhaltlich<br />
wird <strong>in</strong> dem Buch scharfe Kritik an der<br />
Zwangsfürsorge geübt.<br />
Insgesamt muß der Fackelreiter-Verlag <strong>in</strong><br />
dieser Phase (1922 – 1926) noch als Anhängsel<br />
der Zeitschrift „Junge Menschen“ angesehen<br />
werden, die wohl auch Hammers Aufmerksamkeit<br />
<strong>und</strong> Arbeitskraft stark <strong>in</strong> Anspruch nahm.<br />
Die E<strong>in</strong>stellung der Zeitschrift begründete er,<br />
abgesehen von den wirtschaftlichen Nöten, v.a.<br />
mit der Absicht, sich dem Ausbau des Buchverlags<br />
zu widmen 52 . Mogge spricht allerd<strong>in</strong>gs<br />
auch von e<strong>in</strong>em „Stehenbleiben“, die Macher<br />
der Zeitschrift waren älter geworden, arriviert,<br />
<strong>und</strong> neue ‚Junge‘ konnten kaum mehr gewonnen<br />
werden 53 . Auch wenn Hammer der Jugendbewegung<br />
weiterh<strong>in</strong> verb<strong>und</strong>en blieb, das Ende<br />
der Zeitschrift „Junge Menschen“ markiert<br />
e<strong>in</strong>e biographische Zäsur.<br />
Die Zeitschrift „<strong>Der</strong> Fackelreiter“<br />
<strong>Der</strong> neue Name sollte vermutlich e<strong>in</strong>er Verwechselung<br />
mit e<strong>in</strong>er Jugendzeitschrift vorbeugen,<br />
denn Hammer hatte <strong>in</strong> den „Jungen<br />
Menschen“ häufiger darauf h<strong>in</strong>gewiesen, daß<br />
se<strong>in</strong>e Zeitschrift sich nicht nur an Heranwachsende,<br />
sondern an geistig ‚junge‘ Menschen<br />
richtete, die das ‚alte‘ Denken des deutschen<br />
Kaiserreiches überw<strong>und</strong>en hätten.<br />
Diese von Hammer herausgegebenen „Monatsheft(e)<br />
für Freiheit, Fortschritt, Frieden <strong>und</strong><br />
Recht“ schlossen im Januar 1928 direkt an das<br />
Dezemberheft der e<strong>in</strong>gestellten Zeitschrift<br />
„Junge Menschen“ an <strong>und</strong> erschienen bis Heft<br />
5 – 6, Mai –Juni 1929 54 . Die neue Zeitschrift<br />
war, offenbar aus Kostengründen 55 , nicht mehr<br />
im Illustrierten-, sondern im Kle<strong>in</strong>format<br />
(Oktav) hergestellt <strong>und</strong> weniger stark bebildert.<br />
Auch das hochglanzartige Papier der letzten<br />
Hefte der „Jungen Menschen“ wurde durch e<strong>in</strong><br />
gröberes Papier ersetzt, abgesehen von e<strong>in</strong>igen<br />
Tafeln. <strong>Der</strong> Werbeteil wurde ganz überwiegend<br />
von Anzeigen des Fackelreiter-Verlages bestritten,<br />
so daß auf äußerst ger<strong>in</strong>ge E<strong>in</strong>nahmen <strong>in</strong><br />
diesem Bereich geschlossen werden muß.<br />
Die Konzeption der neuen Zeitschrift hatte<br />
– wie schon bei den „Jungen Menschen“ –<br />
Forumcharakter: „DER FACKELREITER ist<br />
absolut unabhängig von allen Partei- <strong>und</strong> Wirtschaftsmächten.<br />
Diese Monatshefte verkünden<br />
ke<strong>in</strong>e Dogmen, sondern bahnen neuen Gedanken<br />
<strong>und</strong> jungem Wollen den Weg. Widersprüche<br />
s<strong>in</strong>d zwischen den e<strong>in</strong>zelnen Beiträgen e<strong>in</strong>es<br />
Heftes durchaus möglich; jeder Mitarbeiter<br />
vertritt se<strong>in</strong>e eigene Auffassung. Maßgebend<br />
für die Aufnahme ist: zentrale Erfassung <strong>und</strong><br />
radikale Durchdenkung brennender Zeitfragen“<br />
56 . Im Aufsatzteil veröffentlichten wiederum<br />
namhafte Autoren, <strong>in</strong>sbesondere pazi-<br />
70
fistische. Trotz des wachsenden Buchbereiches<br />
des Fackelreiter-Verlages hat Hammer selbst<br />
e<strong>in</strong>ige Artikel veröffentlicht 57 – auch dürften<br />
die kurzen Rubriktexte, die r<strong>und</strong> e<strong>in</strong> Drittel des<br />
Heftumfanges ausmachen, wiederum von ihm<br />
verfaßt worden se<strong>in</strong>.<br />
Dem Aufsatzteil folgten Kurzgeschichten<br />
oder Gedichte sowie Buchbesprechungen.<br />
Hieran schloß e<strong>in</strong> Rubrikteil mit Kurzmeldungen<br />
an, e<strong>in</strong> ‚Schwarzes Brett‘ verwies auf kommende<br />
Veranstaltungen (Bildungsveranstaltungen<br />
von Volkshochschulen, Veranstaltungen von<br />
demokratischen Jugendorganisationen usw.).<br />
An die zehnjährige Wiederkehr der Ermordung<br />
des Sozialdemokraten Kurt Eisner <strong>und</strong><br />
des sozialistischen Anarchisten Gustav Landauer,<br />
die beide auch Antimilitaristen waren,<br />
wurde im Aprilheft 1929 er<strong>in</strong>nert 58 . Es fanden<br />
sich kritische Stellungnahmen von Schoenaichs,<br />
der <strong>in</strong> dieser Zeit als Nobelpreiskandidat<br />
gehandelt wurde, bezüglich des umstrittenen<br />
Panzerkreuzerbaues, zum Reichsbanner <strong>und</strong><br />
befürwortende bezüglich der Kriegsdienstverweigerung<br />
59 . Die Paneuropa-Bewegung des<br />
Grafen Richard N. von Coudenhove-Kalergi<br />
wurde <strong>in</strong> den Heften kontrovers diskutiert.<br />
Über den Weltjugendfriedenskongreß <strong>in</strong> Eerde/<br />
Niederlande wurde im Novemberheft 1928<br />
durch Otto Re<strong>in</strong>emann, dem Leiter der Berl<strong>in</strong>er<br />
Ortsgruppe der pazifistischen „Weltjugendliga“,<br />
ausführlich Bericht erstattet. Kurt<br />
Großmann machte als Generalsekretär der<br />
pazifistischen „Deutschen Liga für Menschenrechte“<br />
auf e<strong>in</strong>en speziellen Zuchthausskandal<br />
aufmerksam 60 . Auch Kurt Hiller steuert mehrere<br />
Beiträge bei, u. a. über „Das Problem<br />
des Indizienbeweises“ 61 , <strong>und</strong> schließlich tritt<br />
ebenso der Dramatiker Peter Mart<strong>in</strong> Lampel <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>zelnen Heften auf 62 .<br />
In der Rubrik ‚Pressespiegel‘ wurden mit<br />
Vorliebe selbstentlarvende oder bedrohende<br />
Zitate aus der Rechtspresse gebracht 63 , aber<br />
auch antipazifistische Äußerungen aus dem<br />
KPD-Umfeld vermerkt 64 . Mit fe<strong>in</strong>s<strong>in</strong>niger<br />
Ironie werden Pressemeldungen betitelt oder<br />
abschließend <strong>in</strong> wenigen Sätzen kommentiert<br />
65 . Fast <strong>in</strong> jedem Heft wird der ‚Prahlhelm‘,<br />
so wird der <strong>in</strong> Reden <strong>und</strong> Aufmärschen martialisch<br />
auftretende rechtsradikale ‚Stahlhelmb<strong>und</strong>‘<br />
bezeichnet, <strong>in</strong> den Kle<strong>in</strong>meldungen ‚gewürdigt‘.<br />
Thema s<strong>in</strong>d auch – oft lokale – Aktivitäten<br />
der Nationalsozialisten, die Zeitschrift<br />
kann <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sicht heute noch als brauchbare<br />
Quelle dienen.<br />
Streng genommen ist „<strong>Der</strong> Fackelreiter“<br />
ke<strong>in</strong>e wirklich neue Zeitschrift, sondern e<strong>in</strong>e<br />
Fortführung der „Jungen Menschen“. Jedoch<br />
traten kulturelle, <strong>in</strong>sbesondere aber philosophische<br />
<strong>und</strong> lebensreformerische Themen <strong>in</strong> den<br />
H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>. Durch die Konzentrierung auf –<br />
im engeren S<strong>in</strong>ne – politische Themen, macht<br />
die Zeitschrift e<strong>in</strong>en stärker kämpferischeren<br />
E<strong>in</strong>druck.<br />
Exkurs Pazifismus (<strong>in</strong> Deutschland)<br />
Die ethisch-humanitäre Kulturströmung<br />
des Pazifismus erhielt im Deutschen Reich<br />
durch die Gründung der „Deutschen Friedensgesellschaft“<br />
(DFG) im Jahre 1892 ihre erste<br />
tragfähige Organisationsbasis 66 . Initiiert wurde<br />
die quasi als Gegenstück zum ‚Alldeutschen<br />
Verband‘ gegründete DFG durch Bertha von<br />
Suttner (Autor<strong>in</strong> von „Die Waffen nieder!“,<br />
Friedensnobelpreis 1905) <strong>und</strong> Alfred Hermann<br />
Fried (Friedensnobelpreis 1911). Sie forderte<br />
die Überw<strong>in</strong>dung des Krieges durch Schiedsgerichtsbarkeit,<br />
gleichmäßige Abrüstung <strong>und</strong><br />
Staatenkonföderation. Fried vertrat e<strong>in</strong>en<br />
„organisatorischen Pazifismus“, nachdem die<br />
„zwischenstaatliche Anarchie“ vollsouveräner<br />
Staaten durch e<strong>in</strong>e zu schaffende, auf Freiwilligkeit<br />
<strong>und</strong> Gleichberechtigung beruhende<br />
„zwischenstaatliche Organisation“ zu ersetzen<br />
sei, die e<strong>in</strong>e „zwischenstaatliche Ordnung“<br />
zum Wohle aller herstellen sollte. In gewisser<br />
Konkurrenz hierzu stand Ludwig Quiddes<br />
(Friedensnobelpreis 1927) „ethischer Pazifismus“,<br />
der zwar ähnliche Gr<strong>und</strong>ansätze vertrat,<br />
aber durch die Forderung der Überw<strong>in</strong>dung der<br />
doppelten Moral (Töten im Frieden, Töten im<br />
Krieg) stärker ethisch ausgerichtet war. Beide<br />
Richtungen betonten die staatliche Ebene als<br />
Handlungsträger, lehnten <strong>in</strong>dividuelle Handlungen<br />
ab <strong>und</strong> vertraten die Legitimität von<br />
(echten) Verteidigungskriegen.<br />
Als Nachfolger des „organisatorischen Pazifismus“<br />
betonten die ‚gemäßigten Pazifisten‘<br />
e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>ternationale Rechtsordnung (Völker-<br />
71
echt, Völkerb<strong>und</strong>) als wichtiges Mittel der<br />
Friedenssicherung, gestanden ihr daher e<strong>in</strong><br />
Exekutivrecht bei Vertragsbruch e<strong>in</strong>es Staates<br />
zu <strong>und</strong> billigten den (echten) Verteidigungskrieg.<br />
Demgegenüber trat 1920 der ‚radikale Pazifismus‘<br />
auf, der maßgeblich von Kurt Hiller<br />
begründet wurde, ethisch die unbed<strong>in</strong>gte Unverletzlichkeit<br />
des menschlichen Lebens vertrat<br />
<strong>und</strong> <strong>in</strong>dividuelles Handeln unter Bereitschaft<br />
zu größten persönlichen Opfern forderte,<br />
z.B. durch Kriegsdienstverweigerung,<br />
Arbeitsverweigerung <strong>in</strong> Rüstungsbetrieben<br />
<strong>und</strong> Generalstreik. Diese Richtung hatte e<strong>in</strong>e<br />
starke Aff<strong>in</strong>ität zum Sozialismus <strong>und</strong> wollte<br />
formale Demokratie durch Mitbestimmungsdemokratie<br />
ersetzen. Mitte der zwanziger Jahre<br />
wurde die Position von Hiller zum „Revolutionären<br />
Pazifismus“ weiterentwickelt, der<br />
nunmehr die Verwirklichung des Sozialismus<br />
zur Vorraussetzung e<strong>in</strong>es dauerhaften Friedens<br />
erklärte, Kriegsdienstzwang zwar ablehnte,<br />
aber die freiwillige Teilnahme an Bürgerkriegen<br />
oder an Kriegen sozialistischer Staaten gegen<br />
kapitalistische Staaten forderte, wobei er,<br />
als ‚freiheitlicher Sozialist‘ den bolschewistischen<br />
Kommunismus ablehnend, e<strong>in</strong>e ‚defensive<br />
Bürgerkriegstheorie‘ vertrat. Organisatorisch<br />
wurde diese Richtung 1926 <strong>in</strong> der kle<strong>in</strong>en<br />
„Gruppe Revolutionärer Pazifisten“ (GRP) zusammengeschlossen,<br />
der sozialdemokratische,<br />
sozialistische <strong>und</strong> kommunistische <strong>Publizist</strong>en<br />
<strong>und</strong> Schriftsteller angehörten. Die kommunistische<br />
Gruppe um A. Ste<strong>in</strong><strong>in</strong>ger, die e<strong>in</strong>e „offensive<br />
Bürgerkriegstheorie“ vertrat <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en<br />
„roten Militarismus“ forderte, verließ die GRP<br />
1929.<br />
Die KPD-Führung lehnte den Pazifismus<br />
als ‚bürgerliche Ideologie‘ ab. Dem Völkerrechtsdenken<br />
vieler Pazifisten <strong>und</strong> dem damaligen<br />
Völkerb<strong>und</strong> stand sie mit Skepsis <strong>und</strong><br />
auch Ablehnung gegenüber.<br />
<strong>Der</strong> Anarchismus hatte durch se<strong>in</strong>en radikalen<br />
Antimilitarismus (z.B. Ernst Friedrichs<br />
„Krieg dem Kriege!“) gewisse Übere<strong>in</strong>stimmungen<br />
mit dem Pazifismus. Trennend war<br />
freilich die unterschiedliche Staatse<strong>in</strong>schätzung,<br />
weshalb die Anarchisten Völkerb<strong>und</strong>, Paneuropa-Idee<br />
<strong>und</strong> e<strong>in</strong>e geplante pazifistische<br />
Internationale ablehnten. Trotzdem kam es im<br />
<strong>und</strong> nach dem Ersten Weltkrieg zu e<strong>in</strong>er Zusammenarbeit<br />
mit bürgerlich-pazifistischen<br />
Organisationen (E. Friedrich, G. Landauer).<br />
Besonders aktiv war der westdeutsche Landesverband<br />
der DFG, der unter Fritz Küster,<br />
Herausgeber der Zeitung „Das andere Deutschland“<br />
mit e<strong>in</strong>er Höchstauflage 44.000 im Jahre<br />
1928, die meisten E<strong>in</strong>tritte verzeichnete. Hatte<br />
die DFG als re<strong>in</strong> bürgerliche Organisation um<br />
1900 ca. 6.000 Mitglieder gehabt, so stieg die<br />
Zahl nach dem Ersten Weltkrieg von ca. 6.000,<br />
kont<strong>in</strong>uierlich bis zu e<strong>in</strong>em Höchststand von<br />
30.000 im Jahre 1927, wobei sich die Friedensbewegung<br />
<strong>in</strong> der Weimarer Republik durch<br />
Neugründungen gleichzeitig stark zersplitterte<br />
(Dachorganisation: „Deutsches Friedenskartell“)<br />
<strong>und</strong> die Zahl der mit dem Pazifismus<br />
sympathisierenden Nichtorganisierten nicht<br />
abschätzbar ist. E<strong>in</strong>e 1927 <strong>in</strong> Zwickau durchgeführte<br />
„Volksabstimmung gegen den Krieg“<br />
erreichte z.B. 86 842 Unterschriften <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e<br />
weitere des Westdeutschen Landesverbandes<br />
der DFG 137.000. Ursächlich für die H<strong>in</strong>wendung<br />
weiterer, d. h. nicht re<strong>in</strong> bürgerlicher<br />
Bevölkerungsschichten, waren natürlich das<br />
Kriegserlebnis <strong>und</strong> die Kriegsfolgen, sowie die<br />
Tatsache, daß sich Teile der SPD zeitweise<br />
e<strong>in</strong>er Zusammenarbeit öffneten <strong>und</strong> e<strong>in</strong>ige prom<strong>in</strong>ente<br />
Sozialdemokraten (Paul Löbe, G.<br />
Radbruch, Anna Siemsen, H. Ströbel) den Weg<br />
<strong>in</strong> die DFG fanden. Allgeme<strong>in</strong> bekannt ist aber<br />
auch, daß die SPD, 1928 wieder an die Regierung<br />
gekommen, e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutig antipazifistische<br />
Militärpolitik betrieb, zuweilen sogar<br />
e<strong>in</strong>e militaristische – Stichwort ‚Wehrhaftmachung‘.<br />
Am 20.9.1931 wurde von der SPD-<br />
Führung sogar e<strong>in</strong> Unvere<strong>in</strong>barkeitbeschluß<br />
bezüglich SPD <strong>und</strong> DFG verkündet. H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />
waren die Kritik von Pazifisten im Rahmen<br />
der Panzerkreuzerdebatte sowie die Frage<br />
der Kriegsdienstverweigerung.<br />
Auch Literaten wie Hiller, v. Ossietzky<br />
(Nobelpreis 1935) <strong>und</strong> Tucholsky traten der<br />
DFG bei <strong>und</strong> spektakulärer Weise auch ehemalige<br />
Generäle (v. Deiml<strong>in</strong>g, v. Schoenaich).<br />
Viele aktive Kriegsteilnehmer aus allen Bevölkerungsschichten<br />
waren unter den Neumitgliedern<br />
67 . Gemessen an den Mitgliederzahlen an-<br />
72
derer Organisationen 68 war der Pazifismus <strong>in</strong><br />
der Weimarer Republik allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>e recht<br />
begrenzte Ersche<strong>in</strong>ung, se<strong>in</strong>e Wirkung <strong>in</strong>sgesamt<br />
ger<strong>in</strong>g: Sie konnte die zunehmende Militarisierung<br />
der Gesellschaft nicht aufhalten.<br />
Fackelreiter-Verlag 1928-1933<br />
Über Walter Hammers Werdegang <strong>in</strong> diesen<br />
Jahren <strong>und</strong> se<strong>in</strong> politisches Engagement außerhalb<br />
des Verlages ist wenig bekannt 69 . Er<br />
sche<strong>in</strong>t se<strong>in</strong>e ganze Kraft dem Fackelreiter-<br />
Verlag gewidmet zu haben.<br />
Politisch stand Hammer <strong>in</strong> diesen Jahren<br />
der SPD relativ nahe 70 , neben se<strong>in</strong>er Mitarbeit<br />
im Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold wurde er<br />
1928 Mitglied im Reichsausschuß des „Republikanischen<br />
Reichsb<strong>und</strong>es“ um den rechten<br />
Sozialdemokraten Wolfgang He<strong>in</strong>e 71 . Hammer<br />
saß, so unser E<strong>in</strong>druck, zwischen so ziemlich<br />
allen Stühlen: zwischen Bürgertum <strong>und</strong> Arbeiterbewegung,<br />
zwischen den vielen Fraktionen<br />
der Jugendbewegung. Zwiespältig war auch<br />
se<strong>in</strong>e Position bezüglich der Sozialdemokratie:<br />
Von se<strong>in</strong>er pazifistischen Seite aus stand er<br />
L<strong>in</strong>kssozialisten nahe, se<strong>in</strong>e Ordnungsvorstellungen<br />
<strong>und</strong> die Ablehnung e<strong>in</strong>er zweiten, sozialistischen<br />
Revolution brachte ihn rechten<br />
Sozialdemokraten nahe, die andererseits oft<br />
wenig antimilitaristisch waren.<br />
E<strong>in</strong>e Episode blieb Hammers „Republikanische<br />
Werbestelle des Fackelreiter-Verlages“,<br />
<strong>in</strong> der er 1932 im Auftrag des Preußischen Innenm<strong>in</strong>isteriums<br />
Mappen mit Bildern republikanischer<br />
Politiker herstellte <strong>und</strong> vertrieb 72 .<br />
Unter dem Titel „Männer – Köpfe – Charaktere.<br />
Führer <strong>und</strong> Redner des republikanischen<br />
Deutschlands – Rufer <strong>und</strong> Kämpfer für Volksrecht,<br />
für Freiheit <strong>und</strong> Frieden“ erschienen 4<br />
von 80 geplanten Mappen mit jeweils fünf Bildern.<br />
Die Mappen enthielten nicht nur Porträtfotos<br />
von demokratischen Politikern, sondern<br />
auch von bedeutenden Pazifisten 73 . Angesichts<br />
der wachsenden Gefahr durch den Nationalsozialismus<br />
sollten hier verantwortungsvolle<br />
Politiker <strong>und</strong> Redner als Gegenbeispiel vorgestellt<br />
werden. Hammer gehörte 1932 auch zu<br />
den Unterzeichnern e<strong>in</strong>er gegen die von der<br />
Regierung Papen erwogene Wiedere<strong>in</strong>führung<br />
der allgeme<strong>in</strong>en Wehrpflicht gerichtete Protestresolution<br />
der ‚Gruppe Revolutionärer Pazifisten‘<br />
74 .<br />
Vor allem aber betrieb Hammer <strong>in</strong> dieser<br />
Zeit den Fackelreiter-Verlag. Mit dem Jahr<br />
1928 beg<strong>in</strong>nt die neue Phase der Verlagsgeschichte:<br />
<strong>Der</strong> Verlag wird politischer 75 , die Verlagsproduktion<br />
wird ausgeweitet, <strong>in</strong> der Buchgestaltung<br />
werden zum Teil Fotomontagen verwendet,<br />
die Typographie wird teilweise an Vorbildern<br />
der „Neuen Typographie“ ausgerichtet.<br />
Obwohl alte Titel (zum Teil <strong>in</strong> neuen Auflagen,<br />
z.B. Paasches „Mukara“) im Programm<br />
blieben <strong>und</strong> neue „jugendbewegte“ Titel erschienen,<br />
dom<strong>in</strong>iert nun e<strong>in</strong> entschiedener <strong>und</strong><br />
kämpferischer Pazifismus das Verlagsprogramm<br />
76 . Vor allem aber wurde der Fackelreiter-Verlag<br />
der wohl bedeutendste pazifistische<br />
Verlag der Spätphase der Weimarer Republik.<br />
Während geme<strong>in</strong>h<strong>in</strong> die Jahre 1924 – 1928<br />
als die ruhigen Jahre der Weimarer Republik<br />
angesehen werden, als Phase „relativer Stabilisierung“,<br />
die auf Krieg, Revolution, Ruhrkampf,<br />
l<strong>in</strong>ke Aufstände, Inflation <strong>und</strong> rechtsradikale<br />
Putschversuche folgte, bevor im Laufe<br />
des Jahres 1928 jener komplexe Radikalisierungs-<br />
<strong>und</strong> Zerfallsprozeß der Republik e<strong>in</strong>setzte,<br />
so muß doch der Beg<strong>in</strong>n der Remilitarisierung<br />
der Gesellschaft bereits auf das Jahr<br />
1925 datiert werden. Mit der Wahl H<strong>in</strong>denburgs<br />
zum Reichskanzler war das Signal gesetzt,<br />
es folgten die Aufhebung des Uniformverbots,<br />
der Versuch H<strong>in</strong>denburgs, die kaiserlichen<br />
Fahnenfarben wieder e<strong>in</strong>zuführen 77 . Das<br />
1926 verabschiedete ‚Schmutz- <strong>und</strong> Sch<strong>und</strong>gesetz’<br />
bot konservativen Richtern die Gelegenheit,<br />
Pazifisten, L<strong>in</strong>ke u.a. effektiv zu verfolgen.<br />
Und dies taten sie auch, er<strong>in</strong>nert sei nur an<br />
die Prozesse gegen Bruno Vogel, Quidde, J.R.<br />
Becher, He<strong>in</strong>rich Wandt <strong>und</strong> andere. Vor diesem<br />
H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> wird nachvollziehbar, daß<br />
Hammer nun der Veröffentlichung antimilitaristischer<br />
Schriften den Vorrang gab.<br />
Mit 14 von 22 Titeln machen die antimilitaristischen<br />
Schriften <strong>in</strong> der zweiten Phase der<br />
Verlagsgeschichte den Großteil aus, wobei die<br />
Bücher selbst sehr unterschiedlich s<strong>in</strong>d. Neben<br />
73
e<strong>in</strong>er empirisch-analytischen Schrift wie Lehmann-Russbüldts<br />
78 „Die Blutige Internationale<br />
der Rüstungs<strong>in</strong>dustrie“, <strong>in</strong> der Ausmaß <strong>und</strong><br />
Verflechtung von Industrie <strong>und</strong> Waffenhandel<br />
untersucht werden, <strong>und</strong> Büchern des prom<strong>in</strong>enten<br />
Pazifisten von Schoenaich stehen<br />
Kriegsbücher im Stile der „Neuen Sachlichkeit“<br />
wie Johannsens „Vier von der Infanterie“<br />
<strong>und</strong> expressionistisch gefärbte Romane mit<br />
religiösen Anklängen wie Brandts „Trommelfeuer.<br />
Symphonie der Kriegs-Toten“.<br />
Hier soll nun ke<strong>in</strong>e umfassende Interpretation<br />
der e<strong>in</strong>zelnen Bücher folgen, aber auf<br />
e<strong>in</strong>ige problematische Aspekte h<strong>in</strong>gewiesen<br />
werden. Hammers Intention bei der Veröffentlichung<br />
dieser Bücher steht wohl fest, er wollte<br />
vor Krieg <strong>und</strong> Militarismus warnen, gerade <strong>in</strong><br />
dieser Zeit. Ebenso die Autoren. Ob die Mittel<br />
zum Zweck jedoch adäquat waren, wird zuweilen<br />
<strong>in</strong> Zweifel gezogen.<br />
<strong>Der</strong> Osnabrücker Literaturwissenschaftler<br />
Thöm<strong>in</strong>g hat am Beispiel von Johannsens<br />
„Vier von der Infanterie“ die Ambivalenz<br />
‚sachlicher‘ Kriegsdarstellungen zu demonstrieren<br />
versucht: Die „Ästhetisierung der Kriegstechnik“,<br />
die „Bildflut der Materialschlacht-<br />
Beschreibungen“, sprachliche Gestaltung mit<br />
noch aus feudaler Zeit stammenden Versatzstücken,<br />
ließe, so Thöm<strong>in</strong>g, sogar die <strong>in</strong>tendierte<br />
Anklage vergessen 79 . Johannsens Buch<br />
hatte Erfolg, es wurde <strong>in</strong> 14 Sprachen übersetzt<br />
<strong>und</strong> von G.W. Pabst, e<strong>in</strong>em der prom<strong>in</strong>entesten<br />
Vertreter der „Neuen Sachlichkeit“ auf dem<br />
Gebiet des Films, sofort verfilmt. <strong>Der</strong> Tonfilm<br />
„Westfront 1918“ wurde zunächst von der<br />
Film-Oberprüfstelle nicht zugelassen, kam<br />
dann aber doch <strong>in</strong> die K<strong>in</strong>os. (Mit der Vorlage<br />
hatte die harmlose Filmfassung jedoch nur<br />
noch wenig Ähnlichkeit) 80 . Wer sich heute das<br />
Filmplakat ansieht, auf dem vier gleichförmige<br />
Soldatengesichter im Profil abgebildet s<strong>in</strong>d,<br />
würde wohl nicht darauf kommen, daß es sich<br />
um e<strong>in</strong>en Anti-Kriegsfilm handelt.<br />
Es macht den Ansche<strong>in</strong>, als habe Hammer<br />
so ziemlich alles irgendwie gegen den Krieg<br />
gerichtete veröffentlichen wollen, was er bekommen<br />
konnte, wobei das weltanschaulich<br />
<strong>und</strong> politisch Diffuse auch <strong>in</strong> dieser Phase<br />
sichtbar wird. Nicht vergessen werden soll<br />
aber, daß e<strong>in</strong>ige der Bücher des Fackelreiter-<br />
Verlages ohne Zweifel bedeutende antimilitaristische<br />
Schriften s<strong>in</strong>d, so etwa das bereits<br />
genannte Buch von Lehmann-Russbüldt, „Eros<br />
im Stacheldraht“ von dem Sozialdemokraten<br />
<strong>und</strong> Freidenker Hans Otto Henel, die Aufklärungsschrift<br />
über den 1915 an den Armeniern<br />
verübten Völkermord des Gewerkschafters <strong>und</strong><br />
Angehörigen der westdeutschen Richtung der<br />
DFG He<strong>in</strong>rich Vierbücher 81 . Und darüber h<strong>in</strong>aus<br />
hat der Fackelreiter-Verlag andere <strong>in</strong>teressante<br />
Titel herausgebracht, so etwa von Schönaichs<br />
Hugenberg-Roman „Die Peitsche des<br />
August Schmidt“, Henels sozialer Roman „Die<br />
Kellner<strong>in</strong> Molly“ 82 , die Real-Utopie „Wahn-<br />
Europa 1934“ von Hanns Gobsch u.a.<br />
Aus buchgestalterischer Sicht s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige<br />
bee<strong>in</strong>druckende Schutzumschläge zu vermerken,<br />
leider wird nicht immer der Autor der Illustration<br />
genannt. Auffallend ist die Komb<strong>in</strong>ation<br />
von Fotomontage-Umschlägen <strong>und</strong> durchgehender<br />
Gestaltung im Stil der „Neuen Typographie“<br />
bei e<strong>in</strong>igen der antimilitaristischen Romane<br />
(Riss, Johannsen): alles ganz „sachlich“.<br />
Bemerkenswert ist auch die sehr vielfältige<br />
<strong>und</strong> ideenreiche Verlagswerbung. In Form von<br />
Broschüren, Klappkarten <strong>und</strong> Werbeblättern<br />
mit ‚reißerischen‘, großformatigen Überschriften,<br />
die oftmals geradezu Flugblatt-Charakter<br />
hatten, oder mit <strong>in</strong> der Wortwahl persönlich gehaltenen<br />
Werbeanschreiben 83 . Zu Weihnachten<br />
<strong>und</strong> Ferienbeg<strong>in</strong>n, auch zum „Volkstrauertag“,<br />
gab es spezielle Werbeblätter.<br />
Daß Walter Hammer se<strong>in</strong>en Verlag weniger<br />
als Geschäft, sondern als Mittel zur Propagierung<br />
politischer Inhalte verstand, zeigt auch e<strong>in</strong><br />
Blick auf die Preisgestaltung: „Die blutige Internationale“<br />
gab es für 1 RM, Vierbüchers<br />
Armenien-Buch für 0,90 RM, Johannsens<br />
Bücher für 2,50 bzw. 1,35 RM. Die umfangreichen<br />
Le<strong>in</strong>enbände lagen zwischen 2,80 <strong>und</strong> im<br />
Höchstfall (Riss) bei 6,00 RM.<br />
Neben den Büchern des Fackelreiter-Verlags<br />
vertrieb Hammer auch Bücher anderer<br />
Verlage, natürlich <strong>in</strong>haltlich nahestehende Schriften<br />
aus zahlreichen Kle<strong>in</strong>verlagen der Jugendbewegung,<br />
aber auch verschiedene Bücher des<br />
Malik-Verlages (Ottwalt, Weiskopf, Grosz, „30<br />
neue Erzähler des neuen Deutschland“), e<strong>in</strong>es<br />
74
des ISK-Verlages „Öffentliches Leben“, Bücher<br />
von Kurella, Hodann, Otto Rühle, Fr.<br />
Wolf, Erik Reger, O. M. Graf <strong>und</strong> anderen,<br />
allerd<strong>in</strong>gs auch Bücher bürgerlicher Autoren<br />
verschiedenster Couleur 84 .<br />
Hervorzuheben ist Hammers Mitarbeit an<br />
e<strong>in</strong>er Initiative „Gebt Bücher an Gefangene“.<br />
Gegen Spende verschickte Hammer Bücher<br />
se<strong>in</strong>es Verlags im doppelten Wert der Spende<br />
an Insassen von Jugendstrafanstalten 85 . Laut<br />
Verlagsprospekt vom November 1932 wurde<br />
dies auf „Wärmestuben <strong>und</strong> Arbeitslager“ ausgeweitet<br />
86 . Im selben Prospekt hieß es auch, die<br />
Bücher des Fackelreiter-Verlags würden <strong>in</strong> nur<br />
r<strong>und</strong> 300 (von 4835) Buchhandlungen <strong>in</strong><br />
Deutschland angeboten. Schon aus diesem<br />
Gr<strong>und</strong> konnte der Verlag nicht die Auflagenhöhen<br />
der Großverlage erreichen, damit auch<br />
nicht die Verbreitung erzielen, wie sie die Anti-<br />
Kriegsbücher von Remarque oder Renn hatten.<br />
<strong>Der</strong> auflagenstärkste Titel war Paasches „Mukara“<br />
mit 60.000 Exemplaren, Johannsens<br />
„Vier von der Infanterie“ konnte immerh<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />
20 000 Exemplaren ersche<strong>in</strong>en. Daneben s<strong>in</strong>d<br />
die Bücher des Fackelreiter-Verlages <strong>in</strong> viele<br />
Sprachen übersetzt worden, Gobschs „Wahneuropa<br />
1934“ erschien bis 1932 <strong>in</strong> 14 Übersetzungen,<br />
Lehmann-Russbüldts „Blutige Internationale“<br />
<strong>in</strong> 10 <strong>und</strong> „Vier von der Infanterie“<br />
<strong>in</strong> 13 Übersetzungen. Insgesamt sollen 53<br />
fremdsprachige Ausgaben erschienen se<strong>in</strong> 87 .<br />
Widerstand, Exil, Haft<br />
Daß Walter Hammer als prom<strong>in</strong>enter Pazifist<br />
von den zur Macht gelangten Nationalsozialisten<br />
verfolgt wurde, kann nicht überraschen:<br />
Pazifismus <strong>und</strong> Anti-Militarismus gehörten<br />
zu den stärksten Fe<strong>in</strong>dbildern der Reaktion<br />
<strong>in</strong> der Weimarer Republik. Er<strong>in</strong>nert sei nur<br />
an die Hetze gegen Prom<strong>in</strong>ente wie Ossietzky<br />
durch diverse reaktionäre Gruppierungen oder<br />
Störaktionen bei K<strong>in</strong>oaufführungen von „Im<br />
Westen nichts Neues“ usw. All dies wurde dann<br />
von staatlichen Instanzen durch Aufführungsverbote,<br />
Beschlagnahmungen <strong>und</strong> Verurteilungen<br />
ergänzt. Bei der von den Nationalsozialisten<br />
<strong>in</strong>itiierten „Säuberung des deutschen<br />
Schrifttums“ ab 1933 lag e<strong>in</strong> Hauptaugenmerk<br />
auf anti-militaristischer Literatur. In e<strong>in</strong>er Liste<br />
„Entstellende Kriegsliteratur“ f<strong>in</strong>den sich<br />
natürlich auch e<strong>in</strong>ige Bücher des Fackelreiter-<br />
Verlags 88 . Eigentlich hätten es noch mehr Titel<br />
se<strong>in</strong> können.<br />
„1933 5.März: ... Beim Versuch, wichtige<br />
Papiere <strong>in</strong> Sicherheit zu br<strong>in</strong>gen, „Schutzhaft“:<br />
SA-Kaserne Pirna, dann ca. acht Wochen Kazett<br />
Dresdner „Mathildenschlößchen“. Nach<br />
Freilassung [= ca. Mai 1933] fortgesetzte Schikanen<br />
der sattsam bekannten Art. Mehr als<br />
h<strong>und</strong>erttausend Reichsmark Fackelreiter-Bücher<br />
vernichtet, verbrannt auf dem Scheiterhaufen“<br />
schreibt Hammer dreißig Jahre später<br />
89 .<br />
Nach se<strong>in</strong>er Freilassung zog er von Berl<strong>in</strong><br />
nach Hamburg-Uhlenhorst, wo er versuchte,<br />
unter dem Tarnnamen „Uhlenhorster Buch <strong>und</strong><br />
Bild GmbH“ se<strong>in</strong>e <strong>Verleger</strong>tätigkeit wieder<br />
aufzunehmen. Er konnte aber nur noch e<strong>in</strong><br />
Buch herausbr<strong>in</strong>gen: Rolf Italiaanders <strong>in</strong>haltlich<br />
harmlosen Jungen-Roman „Flußzigeuner“,<br />
allerd<strong>in</strong>gs nur <strong>in</strong> wenigen Exemplaren.<br />
Die Buchbestände des Fackelreiter-Verlages<br />
sollen vernichtet worden se<strong>in</strong>. Später tauchen<br />
etliche Titel davon <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Prospekt der Kopenhagener<br />
Buchhandlung Poulsen auf (ca.<br />
1938). Dort heißt es zu Henels noch 1933 erschienenen<br />
„Kellner<strong>in</strong> Molly“: „Anfang 1933<br />
erschienen, bald darauf verboten <strong>und</strong> vernichtet.<br />
Von den 5000 Exemplaren der ersten Auflage<br />
kamen nur noch 2 – 300 <strong>in</strong> den Buchhandel“<br />
90 .<br />
Im November 1933 ist Hammer, so schrieb<br />
er nach 1945 91 , zu se<strong>in</strong>em alten Fre<strong>und</strong> Fritz<br />
von Unruh nach Genua gereist, um „zu planen<br />
<strong>und</strong> zu beraten“, kehrte aber nach Hamburg<br />
zurück. Mit e<strong>in</strong>er erneuten Verhaftung rechnend,<br />
ist Walter Hammer kurz vor Weihnachten<br />
1933 nach Amsterdam geflüchtet. Dort hat er<br />
kurze Zeit <strong>in</strong> der Literatur-Abteilung des Senders<br />
Hilversum gearbeitet, der zu der sozialdemokratisch<br />
geprägten R<strong>und</strong>funkorganisation<br />
VARA gehörte <strong>und</strong> auch e<strong>in</strong> deutschsprachiges<br />
Programm machte 92 . Im September 1934 fuhr<br />
er nach Locarno, wo er zusammen mit Ludwig<br />
Quidde am Weltfriedenskongreß teilnahm. Im<br />
Anschluß daran hat Hammer alte Bekannte be-<br />
75
sucht <strong>und</strong> versucht, neue Verb<strong>in</strong>dungen zu<br />
knüpfen. So traf er sich mit Arthur Holitscher,<br />
Ernst Glaeser, Walter Victor, Otto Braun u.a. 93 .<br />
Noch 1934 ist Hammer dann nach Kopenhagen<br />
übersiedelt, wo er bis zu se<strong>in</strong>er Verhaftung<br />
1940 ansässig war. Zur Exilzeit Hammers<br />
<strong>in</strong> Dänemark s<strong>in</strong>d die Informationen spärlich,<br />
e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Aufsatz hierzu ist leider nicht sehr<br />
hilfreich 94 . Es lassen sich aber verschiedene<br />
dokumentarische Splitter f<strong>in</strong>den, die e<strong>in</strong>en<br />
E<strong>in</strong>druck von Hammers Tätigkeit <strong>in</strong> dieser Zeit<br />
vermitteln.<br />
Laut Helmut Müssener ist Hammer im Exil<br />
e<strong>in</strong> „E<strong>in</strong>zelkämpfer“ gewesen 95 , was angesichts<br />
se<strong>in</strong>er vielfältigen Kontakte e<strong>in</strong>e überraschende<br />
E<strong>in</strong>schätzung ist. Richtig ist, daß<br />
Hammer sich, nach allem, was wir bislang wissen,<br />
nicht fest an e<strong>in</strong>e Partei o.ä. geb<strong>und</strong>en hat.<br />
Er hat aber mit verschiedenen Gruppierungen<br />
<strong>und</strong> E<strong>in</strong>zelpersonen zusammengearbeitet, darunter<br />
v.a. Sozialdemokraten <strong>und</strong> natürlich<br />
Leute aus der Jugendbewegung.<br />
Zu diesen gehörte der Literaturwissenschaftler<br />
<strong>und</strong> „Junge Menschen“-Mitarbeiter<br />
Walter A. Berendsohn, der Mitte 1933 nach<br />
Dänemark emigrierte. 1939 arbeitete Berendsohn<br />
an se<strong>in</strong>em Buch „Die humanistische<br />
Front“, e<strong>in</strong>er Pionierleistung der Erforschung<br />
der Exilliteratur. Nach Steffensen g<strong>in</strong>g diese<br />
Arbeit auf Anregungen Walter Hammers<br />
zurück, der Berendsohn bei der Sammlung von<br />
Material unterstützte <strong>und</strong> natürlich auch zu den<br />
Subskribenten des Buches gehörte 96 . Hammer<br />
hat auch den USPD/SPD-Mann Hans Re<strong>in</strong>owski,<br />
der aus der Arbeiter-Jugendbewegung<br />
kam, seit 1933 <strong>in</strong> Dänemark war <strong>und</strong> mit se<strong>in</strong>en<br />
satirischen Gedichten <strong>in</strong> vielen Exilzeitungen<br />
vertreten war, zu e<strong>in</strong>er Zusammenstellung<br />
animiert <strong>und</strong> den Kontakt zu dem Schweizer<br />
<strong>Verleger</strong> Emil Oprecht vermittelt. Unter dem<br />
Pseudonym Hans Re<strong>in</strong>ow erschien der Band<br />
„Lied am Grenzpfahl“ im Jahr 1940 97 . E<strong>in</strong>e alte<br />
Bekanntschaft bestand mit den Reformpädagogen<br />
aus Leonhard Nelsons ISK (Internationaler<br />
Sozialistischer Kampfb<strong>und</strong>), die ab 1934 <strong>in</strong><br />
Dänemark mit dem Aufbau e<strong>in</strong>er sozialistischen<br />
Versuchsschule begannen. Diese kamen<br />
ebenfalls aus der Jugendbewegung, aus dem<br />
Kreis um Gustav Wyneken. In „Jungen Menschen“<br />
f<strong>in</strong>den sich diesbezüglich viele H<strong>in</strong>weise.<br />
Hammer gehörte auch zu den Mitunterzeichnern<br />
e<strong>in</strong>es ISK-Flugblattes im Jahr 1932.<br />
In Dänemark traf er nun M<strong>in</strong>na Specht wieder,<br />
<strong>in</strong> der Weimarer Republik prom<strong>in</strong>entes ISK-<br />
Mitglied <strong>und</strong> Leiter<strong>in</strong> des berühmten Landerziehungsheims<br />
„Walkemühle“ <strong>in</strong> Melsungen<br />
bei Kassel <strong>und</strong> war oft zu Gast <strong>in</strong> der dänischen<br />
Neugründung 98 . Hammer hatte aber auch Kontakt<br />
zu e<strong>in</strong>er Widerstandsgruppe der bündischen<br />
Jugend, die teils <strong>in</strong> Deutschland, teils <strong>in</strong><br />
der Emigration tätig war, vor allem <strong>in</strong> den Niederlanden.<br />
Es handelt sich dabei um die<br />
Gruppe um die Zeitschrift „Kameradschaft“,<br />
die 1940/41 zerschlagen wurde 99 .<br />
Daneben gehörte Hammer auch zu den<br />
regelmäßigen Besuchern des 1936 <strong>in</strong> Kopenhagen<br />
gegründeten Emigrantenheims. Dieses<br />
war e<strong>in</strong> überparteilicher Treffpunkt der Emigranten<br />
mit ca. 300 Mitgliedern. Hier gab es<br />
e<strong>in</strong>e Bibliothek, hier fanden Veranstaltungen<br />
statt. Geme<strong>in</strong>sam mit der dänischen Organisation<br />
„Fris<strong>in</strong>det Kulturkamp“ (Freis<strong>in</strong>niger Kulturkampf)<br />
veranstaltete das Emigrantenheim<br />
im September 1937 e<strong>in</strong>e Gegenausstellung gegen<br />
e<strong>in</strong>e offizielle nationalsozialistische Propagandaausstellung<br />
„Das deutsche Buch“ <strong>in</strong><br />
der Kunstakademie Charlottenborg: „Den<br />
tyske Kulturkamp“ (<strong>Der</strong> deutsche Kulturkampf).<br />
Haupt<strong>in</strong>itiatoren waren dabei Walter<br />
Hammer <strong>und</strong> Otto Piehl (SAJ, Gewerkschafter,<br />
1933 KZ Fuhlsbüttel, später Mitgründer der<br />
Walter-Hammer-Kreise), der ab 1936 der Leiter<br />
des Emigrantenheims für die tägliche Betreuung<br />
der Mitglieder war. Das Emigrantenheim<br />
war aber auch die Arena für die Austragung<br />
alter <strong>und</strong> neuer Konflikte zwischen den<br />
Emigranten, v.a. zwischen Sozialdemokraten<br />
<strong>und</strong> Kommunisten, aber auch unter den verschiedenen<br />
Fraktionen. Piehl z.B. soll sich Mitte<br />
1938 Positionen Willi Münzenbergs angenähert<br />
haben, was zu e<strong>in</strong>em Boykott des Emigrantenheims<br />
durch die KPD-Mitglieder, dann zum<br />
Rücktritt Piehls von se<strong>in</strong>em Amt führte 100 .<br />
Walter Hammer selbst soll 1938 e<strong>in</strong>en – als<br />
streng geheim gekennzeichneten – „Versuch<br />
e<strong>in</strong>er Klassifizierung deutscher <strong>Publizist</strong>en“<br />
verfaßt <strong>und</strong> sozialdemokratischen Zeitungen<br />
<strong>und</strong> Verlagen zugeleitet haben, <strong>in</strong> dem unter der<br />
76
Kategorie „Kommunisten hetzerischer Art, unbelehrbar<br />
fanatische Stal<strong>in</strong>isten, Todfe<strong>in</strong>de der<br />
Sozialfaschisten“ ausgerechnet der Vagab<strong>und</strong>en-<br />
Schriftsteller Jonny Rieger geführt wurde 101 .<br />
Hammers Hauptaktivität auf politischem<br />
Gebiet dürfte aber das gewesen se<strong>in</strong>, was er<br />
später als „Touristenverarztung“ bezeichnete.<br />
Täglich hat er nachmittags, nach der Arbeit 102 ,<br />
deutsche Touristen <strong>und</strong> Geschäftsreisende aufgesucht<br />
– im Hotel, im Hafen, wo die Touristenschiffe<br />
lagen, im Tivoli, auf der Straße –<br />
<strong>und</strong> versucht, sie <strong>in</strong> Gespräche zu verwickeln,<br />
ihnen illegale Druckschriften zu überreichen.<br />
„Für jeden ‚Patienten‘ hatte ich derart die<br />
richtige ‚Mediz<strong>in</strong>‘ zu Hand“, schrieb er nach<br />
1945 103 . Er erzählte von der Freiheit <strong>in</strong> Dänemark,<br />
machte Witze <strong>und</strong> hat, se<strong>in</strong>er Darstellung<br />
nach, damit Erfolg gehabt. Er schrieb persönlich<br />
gehaltene Briefe an Hotelgäste, denen<br />
Flugblätter der „Deutschen Freiheitspartei“<br />
beigelegt waren, v.a. aber vertrieb er antifaschistische<br />
Schriften „aller, wohl 57 verschiedener<br />
Richtungen“ 104 . Insgesamt habe er im<br />
Laufe der Zeit r<strong>und</strong> 100 verschiedene illegale<br />
Druckschriften im Angebot gehabt. E<strong>in</strong> Teil davon<br />
sei ihm über Edo Fimmen <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Internationale<br />
Transportarbeiter-Föderation (ITF)<br />
geliefert worden 105 . Außerdem hat Hammer e<strong>in</strong>en<br />
kle<strong>in</strong>en, von ihm verfaßten Katalog mit<br />
deutscher Exilliteratur an die Touristen verteilt.<br />
Es handelt sich dabei um e<strong>in</strong>en kommentierten,<br />
97 Titel umfassenden Katalog „Deutsche Bücher“<br />
der Buchhandlung „H. P. Poulsen’s Boghandel“,<br />
der e<strong>in</strong>e exzellente Auswahl l<strong>in</strong>ker<br />
bzw. antifaschistischer Belletristik <strong>und</strong> Sachbücher<br />
anzeigt. Darunter f<strong>in</strong>den sich auch<br />
mehrere Titel des Fackelreiter-Verlags 106 . Begonnen<br />
hat Hammer mit dieser mutigen <strong>und</strong><br />
e<strong>in</strong>fallsreichen Kampfform 1935. E<strong>in</strong>e im<br />
Nachlaß bef<strong>in</strong>dliche hektographierte Schrift<br />
aus dem März 1940 läßt darauf schließen, daß<br />
er bis zum Beg<strong>in</strong>n der Okkupation auf diese<br />
Weise gearbeitet hat 107 .<br />
Nachdem 1934 der Plan, mit Unterstützung<br />
des Kopenhagener <strong>Verleger</strong>s Erichsen e<strong>in</strong>en<br />
Europäischen Verlag der Völkerverständigung<br />
aufzubauen, gescheitert war, da Erichsen verstarb<br />
108 , <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e andere Möglichkeit als <strong>Verleger</strong><br />
zu wirken, offenbar nicht bestand, hat sich<br />
Hammer also vollauf dem Vertrieb gewidmet,<br />
<strong>und</strong> dies auf bee<strong>in</strong>druckende Weise.<br />
Hammers politische Entwicklung im Exil<br />
knüpft nahtlos an die Endphase der Weimarer<br />
Republik an, e<strong>in</strong> Bruch ist nicht festzustellen.<br />
Se<strong>in</strong> Hauptanliegen war der Kampf gegen den<br />
Nationalsozialismus, <strong>in</strong> den Konflikten unter<br />
den Emigranten hat er ke<strong>in</strong>e herausragende<br />
Rolle gespielt 109 .<br />
Ab dem 9. April 1940 begann die Okkupation<br />
Dänemarks durch NS-Deutschland. In<br />
Kooperation mit der dänischen Widerstandsbewegung<br />
gelang vielen deutschen Emigranten<br />
die Flucht nach Schweden, nicht aber Walter<br />
Hammer. 1948 schrieb er, er habe den Zeitpunkt<br />
zur Flucht verpaßt, weil er zunächst Unterlagen,<br />
die Kampfgenossen <strong>in</strong> Gefahr br<strong>in</strong>gen<br />
konnten, sichern wollte 110 . Hammer plante<br />
dann noch e<strong>in</strong>en verspäteten Fluchtversuch,<br />
geme<strong>in</strong>sam mit der Tochter des 1939 <strong>in</strong> Kopenhagen<br />
verstorbenen Philipp Scheidemann, dem<br />
ehemaligen Landtagsabgeordneten Wolter <strong>und</strong><br />
dem früheren sozialdemokratischen Pressechef<br />
Erich Alfr<strong>in</strong>ghaus, der e<strong>in</strong> Boot besaß. Alfr<strong>in</strong>ghaus<br />
wurde von dänischen Polizisten verhaftet<br />
<strong>und</strong> nahm sich vor der drohenden Auslieferung<br />
das Leben 111 . Am 20.August 1940, also vier<br />
Monate nach Beg<strong>in</strong>n der Okkupation wurde<br />
Hammer „nach wochenlanger Jagd“ 112 von<br />
dänischen Polizisten verhaftet. Vor der Auslieferung<br />
unternahm er e<strong>in</strong>en Selbstmordversuch,<br />
der aber mißlang.<br />
Hammer wurde nach Berl<strong>in</strong> gebracht, saß<br />
dort fünf Monate im Gestapo-Keller der Pr<strong>in</strong>z-<br />
Albrecht-Straße, sieben Monate im Polizeipräsidium<br />
am Alexanderplatz <strong>und</strong> wurde anschließend<br />
<strong>in</strong>s KZ Sachsenhausen verlegt, wo<br />
er bis 1942 blieb (Häftl<strong>in</strong>gsnummer 37221).<br />
Bis zur Anklage sei er 39 mal „pe<strong>in</strong>lich“ – also<br />
unter Mißhandlungen – vernommen worden.<br />
Nach Verurteilung durch das Kammergericht<br />
Berl<strong>in</strong> wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“<br />
zu fünf Jahren Zuchthaus am 29. 10. 1942,<br />
blieb er bis zu se<strong>in</strong>er Befreiung am 27. 4. 1945<br />
im Zuchthaus Brandenburg <strong>in</strong>haftiert (Nr.<br />
945/42). 1943 wurde er denunziert <strong>und</strong> bestraft,<br />
weil er Briefe aus dem Zuchthaus<br />
geschmuggelt hatte. Als Schreiber <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
„Brennabor-Stadtkommando“ versorgte er<br />
77
1944 – nach Angaben e<strong>in</strong>es Mithäftl<strong>in</strong>gs –<br />
politische Gefangene mit Lektüre <strong>und</strong> Nachrichten<br />
von draußen 113 .<br />
Befreiung <strong>und</strong> neue Aufgabe<br />
Zusammen mit den Außenkommandos<br />
saßen im April 1945 ca. 4.500 Häftl<strong>in</strong>ge im<br />
Zuchthaus Brandenburg e<strong>in</strong>. <strong>Der</strong> Anteil der politischen<br />
Häftl<strong>in</strong>ge betrug 1940 ca. 50%. Nachdem<br />
an Hitlers Geburtstag, dem 20. April<br />
1945, noch 28 von <strong>in</strong>sgesamt über 1700 ‚Politischen‘<br />
h<strong>in</strong>gerichtet worden waren 114 , erfolgte<br />
die Befreiung am 27. April 1945, durch die<br />
Rote Armee. Die politischen Häftl<strong>in</strong>ge, die<br />
schon vorher „e<strong>in</strong>e gut funktionierende Widerstandsorganisation“<br />
unterhalten hatten, bildeten<br />
e<strong>in</strong>e Gruppe, die das Zuchthaus geschlossen<br />
verläßt 115 . Dies geschah e<strong>in</strong>en Tag nach der<br />
Befreiung auf Anraten des sowjetischen Befehlshabers,<br />
denn vor Ort drohte e<strong>in</strong> Artilleriegefecht.<br />
Die Gruppe hastete daraufh<strong>in</strong> durch<br />
das Niemandsland <strong>in</strong> Richtung Nauen 116 .<br />
Unter den Flüchtenden befand sich auch<br />
Walter Hammer, der aber durch se<strong>in</strong>e haftbed<strong>in</strong>gte<br />
Hüftgelenkentzündung bei Büschow liegen<br />
blieb <strong>und</strong> sich nach E<strong>in</strong>tritt der Waffenruhe<br />
<strong>in</strong> das Zuchthaushospital zurückschleppen<br />
mußte 117 . Noch als Genesender macht er sich an<br />
die Sicherung wichtiger Akten, denn das Zuchthaus<br />
wurde von den Sowjets 1945 bis 1947 zur<br />
Inhaftierung von Angehörigen der „Wlassow-<br />
Armee“ <strong>und</strong> anderer Personen, die der Kollaboration<br />
verdächtigt wurden, genutzt 118 .<br />
In der Folgezeit konnte Hammer aufgr<strong>und</strong><br />
der von ihm geretteten Unterlagen <strong>und</strong> gezielter<br />
Recherchen Häftl<strong>in</strong>gsschicksale klären <strong>und</strong><br />
Angehörigen Auskünfte geben 119 . Hammer, der<br />
selbst wohl nur knapp e<strong>in</strong>em Todesurteil entgangen<br />
war 120 , berichtete e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Brief<br />
über die psychische Belastung durch die dauernde<br />
Beschäftigung mit dem NS-Terror „von<br />
gräßlichen Träumen“ <strong>und</strong> ke<strong>in</strong>e „Woche ist vergangen,<br />
ohne daß ich zwischen den mich umlagernden<br />
Todesurteilen <strong>und</strong> Abschiedsbriefen<br />
nicht auch h<strong>in</strong>gerichtet worden wäre“ 121 .<br />
Für Herbst 1946, dann für Juli/August 1947,<br />
plante Hammer e<strong>in</strong>e Buchveröffentlichung über<br />
das Zuchthaus Brandenburg <strong>und</strong> betrieb hierfür<br />
e<strong>in</strong>gehende Quellenstudien 122 . Gleichzeitig traf<br />
er Vorbereitungen zur Neugründung des Fackelreiter-Verlages.<br />
Doch sche<strong>in</strong>en hierbei Probleme<br />
aufgetaucht zu se<strong>in</strong> 123 , denn Weiss-Rüthels<br />
Sachsenhausenbuch „Nacht <strong>und</strong> Nebel“ ersche<strong>in</strong>t<br />
1949 noch im ‚gastlichen Rahmen‘ des<br />
Potsdamer VVN-Verlages.<br />
Se<strong>in</strong>e auf das Zuchthaus Brandenburg bezogene<br />
Tätigkeit führte am 19. 1. 1948 – also<br />
noch im Vorfeld der DDR-Gründung – zur Genehmigung<br />
der Fortführung des „Forschungs<strong>in</strong>stitut(es)<br />
Zuchthaus Brandenburg“ unter<br />
Hammers Leitung als e<strong>in</strong>em Teil des „Brandenburgischen<br />
Landesarchivs“, welches (zunächst)<br />
auf e<strong>in</strong> Jahr monatlich 600,- RM Honorar<br />
<strong>und</strong> bis zu 400,- RM für Nebenkosten übernahm.<br />
<strong>Der</strong> M<strong>in</strong>ister sprach „für ... (die) bisherige<br />
Arbeit, die ... (Hammer) zur Erforschung<br />
der Geschichte des Zuchthauses Brandenburg<br />
... geleistet ... (hatte – ausdrücklich –<br />
se<strong>in</strong>e) Anerkennung aus“ 124 .<br />
Das Forschungs<strong>in</strong>stitut mietete 1948 fünf<br />
Räume an <strong>und</strong> beschäftigte fünf Mitarbeiter,<br />
die u.a. täglich 40 bis 50 Briefe verschickten.<br />
Gleichzeitig erfolgte der Aufbau e<strong>in</strong>es Archivs<br />
mit 1000 Dokumenten, e<strong>in</strong>er Fachliteratursammlung<br />
<strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Porträt-Bildersammlung<br />
von knapp 600 H<strong>in</strong>gerichteten 125 . Am 22. 10.<br />
1948 schrieb Thomas Mann an Walter Hammer:<br />
„Sehr geehrter Herr Hammer, haben Sie<br />
Dank für Ihre packenden Mitteilungen! Die<br />
ganze Welt weiss heute, dass <strong>in</strong> Deutschland<br />
während Hitlers <strong>und</strong> Himmlers Schreckensherrschaft<br />
tausende von heldenhaften Männern<br />
<strong>und</strong> Frauen lebten, die unter völlig hoffnungslosen<br />
Umständen bereit waren, für Wahrheit,<br />
Freiheit <strong>und</strong> Menschenwürde ihr Leben <strong>in</strong><br />
die Schanze zu schlagen. ... ihre Geschichte im<br />
E<strong>in</strong>zelnen muss noch geschrieben werden; ...<br />
dass Sie e<strong>in</strong>e der Stätten ihres stummen Martyriums<br />
jetzt zu e<strong>in</strong>er Gedenk- <strong>und</strong> Weihestätte<br />
ausgestalten, ist e<strong>in</strong>e gute nationale Tat, ... Ihr<br />
sehr ergebener Thomas Mann“ 126 . In e<strong>in</strong>er<br />
„Programmatischen Erklärung“ des Forschungs<strong>in</strong>stitutes<br />
Brandenburg heißt es: „Ungeachtet<br />
des leidenschaftlich <strong>und</strong> erbittert geführten politischen<br />
Tageskampfes, der zunächst noch e<strong>in</strong>e<br />
schon für bald geplant gewesene umfassende<br />
78
<strong>und</strong> allen gerecht werdende Geschichtsschreibung<br />
unmöglich macht, muß sich die vorbereitende<br />
Geschichtsforschung unvore<strong>in</strong>genommen<br />
<strong>und</strong> überparteilich größter Sachlichkeit befleißigen<br />
<strong>und</strong> von vornhere<strong>in</strong> unges<strong>und</strong>er Legendenbildung<br />
vorbeugen. Unbekümmert <strong>und</strong><br />
unbestechlich, über alle Zonen- <strong>und</strong> Ländergrenzen<br />
h<strong>in</strong>wegschauend, muß sie sich freihalten<br />
von jeder dogmatischen Engherzigkeit. <strong>Der</strong><br />
Kampf gegen die Hitlertyrannei soll sich ohne<br />
E<strong>in</strong>seitigkeit wahrheitsgetreu <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er ganzen<br />
bunten Mannigfaltigkeit spiegeln, ...“ 127 . Schon<br />
für 1949 wurden die f<strong>in</strong>anziellen Mittel des<br />
Forschungs<strong>in</strong>stitutes, laut Hammer durch die<br />
„Sowjetische Militäradm<strong>in</strong>istration <strong>in</strong> Deutschland“<br />
(SMAD), gestrichen 128 . Wie Hammer<br />
dieses Jahr f<strong>in</strong>anziell überbrückte, ist nicht bekannt.<br />
Am 25.2.1950 erfolgte se<strong>in</strong>e Absetzung<br />
129 . Wir s<strong>in</strong>d hierüber nur durch se<strong>in</strong>e eigenen<br />
Aussagen <strong>in</strong>formiert:<br />
„Da ich <strong>in</strong> etlichen wichtigen Fragen e<strong>in</strong>e<br />
re<strong>in</strong> persönliche eigenmächtige Entscheidung<br />
nicht glaubte verantworten zu können, regte ich<br />
die Bildung e<strong>in</strong>es Kuratoriums an <strong>und</strong> schlug<br />
für dieses beratende Gremium, das natürlich<br />
paritätisch zusammengesetzt se<strong>in</strong> mußte, aus<br />
dem Kreise ehemaliger politischer Mitgefangener<br />
mehrere me<strong>in</strong>er bewährtesten Mitarbeiter<br />
aus allen beteiligten politischen <strong>und</strong> religiösen<br />
Lagern vor. E<strong>in</strong>e heftige Reaktion auf soviel<br />
Objektivität <strong>und</strong> Toleranz ließ nicht lange auf<br />
sich warten. Bald kam aus Berl<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Dutzend<br />
Prom<strong>in</strong>ente der stal<strong>in</strong>istischen Orthodoxie<br />
angefahren, ... an ihrer Spitze Professor Dr.<br />
Robert Havemann 130 <strong>und</strong> der neugebackene<br />
Polizeipräsident Waldemar Schmidt 131 . Da<br />
auch Fritz Lange 132 auftauchte, stand fest, daß<br />
... die Zerstörung des Werkes e<strong>in</strong>e beschlossene<br />
Sache war. Nach e<strong>in</strong>er bloß oberflächlichen<br />
Orientierung ... genügte ... Fritz Lange der<br />
Anblick e<strong>in</strong>iger Bilder, um ihn vor Wut aus der<br />
Haut fahren zu lassen ... Da h<strong>in</strong>gen zwar mehr<br />
als 100 Bilder von H<strong>in</strong>gerichteten der drei<br />
größten kommunistischen Widerstandsgruppen<br />
(Saefkow-Jacob-Baestle<strong>in</strong>, Tomschik-Uhrig <strong>und</strong><br />
Beppo Römer), daneben aber auch e<strong>in</strong>e Menge<br />
Nichtkommunisten: eigenwillige Akademiker,<br />
Diplomaten, Geistliche <strong>und</strong> sogar „Schumacher-Leute!“<br />
(„Gefährlicher noch als die<br />
Nazis!“). Man fuhr anschließend geme<strong>in</strong>sam<br />
nach dem Zuchthaus auf dem Görden, dort bildete<br />
sich dann e<strong>in</strong> re<strong>in</strong> stal<strong>in</strong>istisches „Kuratorium“,<br />
welches aus der Kette der Totenehrung<br />
sogleich zwei Kernstücke herausbrach.<br />
Ich hatte drei Todeszellen ... unter Denkmalschutz<br />
gestellt. ... Fritz Lange wetterte über<br />
solche „Raumvergeudung“; e<strong>in</strong>stimmig beschloß<br />
man, diese drei Todeszellen sofort wieder<br />
<strong>in</strong> Benutzung zu nehmen, man brauche<br />
heute jede Zelle, überdies sei Pietät nichts als<br />
bürgerliche Sentimentalität. Man sei auch<br />
nicht gr<strong>und</strong>sätzlich Gegner der Todesstrafe,<br />
weshalb das Fallbeil ke<strong>in</strong>eswegs <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />
Museum gehöre, denn sonst müsse man auch<br />
jedes Gewehr <strong>in</strong>s Museum hängen, womit e<strong>in</strong>mal<br />
jemand erschossen worden sei. ... Fritz<br />
Lange [gab] ... das von der Stadt <strong>in</strong> Schutz genommene<br />
Fallbeil ... nach Luckau <strong>in</strong>s Zuchthaus,<br />
wo dann drei Schwerverbrecher damit<br />
h<strong>in</strong>gerichtet wurden 133 ...<br />
Bekanntlich hatte man im Zuchthaus Brandenburg<br />
die H<strong>in</strong>richtungsstätte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er gewöhnlichen<br />
Autogarage improvisiert. Die Russen<br />
haben 1946 e<strong>in</strong>en Hühnerstall daraus gemacht.<br />
... [Daher] hatte ich ... die Richtstätte<br />
auf dem Görden pe<strong>in</strong>lich genau rekonstruiert,<br />
... <strong>Der</strong> E<strong>in</strong>weihungstag für diese Richtstätte<br />
war schon festgelegt 134 , im In- <strong>und</strong> Ausland<br />
rüsteten die H<strong>in</strong>terbliebenen zu e<strong>in</strong>er Pilgerfahrt<br />
über alle Grenzen h<strong>in</strong>weg nach Brandenburg<br />
– u m s o n s t! Polizeipräsident Waldemar<br />
Schmidt forderte: „Das Panoptikum<br />
wird zugemauert!“<br />
... [Das] „Kuratorium“ [stimmte] dieser<br />
Forderung ... wiederum e<strong>in</strong>stimmig zu. Darüber<br />
h<strong>in</strong>aus wurde noch beschlossen, mich sofort<br />
unter Kuratell zu stellen ...<br />
In Brandenburg ..., suchten mich noch am<br />
gleichen Tage zwei Beamte der ... Sicherheitspolizei<br />
auf, verlangten die Schlüssel des Instituts,<br />
um e<strong>in</strong>en von der „Regierung <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>“<br />
e<strong>in</strong>getroffenen Befehl durchzuführen, wo Lange<br />
sofort durchgesetzt hatte, daß alle drei Museumssäle,<br />
me<strong>in</strong>e Werkstätten <strong>und</strong> Büros geschlossen<br />
<strong>und</strong> versiegelt wurden. Das ... Wirken<br />
des Forschungs<strong>in</strong>stituts ... hatte er als „Spionage“<br />
<strong>und</strong> „Landesverrat“ beschimpft“ 135 .<br />
79
Hammer floh daraufh<strong>in</strong> <strong>in</strong> die B<strong>und</strong>esrepublik<br />
<strong>und</strong> baute <strong>in</strong> Hamburg das private „Walter-<br />
Hammer-Archiv“ mit Themenschwerpunkt<br />
„Deutscher Widerstand“ auf. Se<strong>in</strong> Material<br />
wurde <strong>in</strong> der B<strong>und</strong>esrepublik <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Reihe<br />
von Veröffentlichungen genutzt, <strong>in</strong> denen auch<br />
der Widerstand aus der Arbeiterbewegung<br />
e<strong>in</strong>schließlich der Kommunisten dargestellt<br />
wurde; sehr ungewöhnlich für e<strong>in</strong>e Zeit, <strong>in</strong> der<br />
dort der Widerstand von Kommunisten nicht<br />
als solcher anerkannt war (Widerstand im<br />
Krieg wurde dort oft sogar noch als Verrat angesehen<br />
<strong>und</strong> zwar nicht nur vom dort 1951<br />
wieder zugelassenen „Stahlhelm“-B<strong>und</strong> ...) 136 .<br />
Hammer erhielt 1953 das B<strong>und</strong>esverdienstkreuz<br />
1. Klasse <strong>und</strong> 1964 das Großkreuz des<br />
B<strong>und</strong>esverdienstordens. Er starb am 9.12.<br />
1966. Se<strong>in</strong> Hamburger Archiv g<strong>in</strong>g – se<strong>in</strong>em<br />
Wunsch gemäß – im Sommer 1967 an das<br />
Institut für Zeitgeschichte <strong>in</strong> München 137 .<br />
Seit se<strong>in</strong>em Tode er<strong>in</strong>nerte der „Walter-<br />
Hammer-Kreis“ <strong>in</strong> Hamburg an Hammers<br />
Lebenswerk <strong>und</strong> geistig-politisches Erbe. <strong>Der</strong><br />
Kreis gab 1967 „Die bleibende Spur. E<strong>in</strong> Gedenkbuch<br />
für Walter Hammer 1888-1966“<br />
(Hrsg.: B. E. Hammer-Hösterey u. H. Sieker,<br />
Hamburg o.J.) <strong>und</strong> 1981 e<strong>in</strong>en Teilnachdruck<br />
der Zeitschrift „Junge Menschen“ (Ausgewählt<br />
<strong>und</strong> mit e<strong>in</strong>er Darstellung zur Biographie W.<br />
Hammers <strong>und</strong> der Geschichte der deutschen<br />
Jugendbewegung versehen von W. G. Oschilewski)<br />
heraus. Auch f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> „Freiheit <strong>und</strong><br />
Recht. Die Stimme der deutschen Widerstandskämpfer<br />
<strong>und</strong> Verfolgten“ Arbeiten aus dem<br />
Walter-Hammer-Kreis (Hefte Juli 1993; Juli<br />
1994).<br />
Schlußbetrachtung<br />
An Walter Hammers Biographie lassen sich<br />
zentrale Konfliktl<strong>in</strong>ien der ersten zwei Drittel<br />
des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts diskutieren, sicher noch<br />
ausführlicher als <strong>in</strong> diesem Aufsatz.<br />
Insgesamt blieb Hammer se<strong>in</strong>en Wurzeln <strong>in</strong><br />
der Jugendbewegung auch später noch verhaftet<br />
<strong>und</strong> damit auch den weltanschaulichen<br />
Widersprüchlichkeiten <strong>und</strong> Fragmenten bürgerlicher<br />
Ideologien. Widersprüchlich blieb<br />
auch se<strong>in</strong>e Positionierung <strong>in</strong> der politischen<br />
Landschaft se<strong>in</strong>er Zeit.<br />
Andererseits hatte Walter Hammer se<strong>in</strong>e<br />
Stärken eher als ‚Macher’ denn als e<strong>in</strong> Theoretiker.<br />
Es muß anerkannt werden, daß Hammer<br />
sich mit hohem persönlichen E<strong>in</strong>satz, mit satirischer<br />
Schärfe <strong>und</strong> großem Mut für se<strong>in</strong> Anliegen,<br />
dem Widerstand gegen Militarismus <strong>und</strong><br />
Krieg, später gegen die Herrschaft des Nationalsozialismus,<br />
engagiert hat, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Maße<br />
<strong>und</strong> mit e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>fallsreichtum, der Respekt<br />
abnötigt.<br />
Anmerkungen<br />
Bei dem vorliegenden Aufsatz handelt es sich um<br />
e<strong>in</strong>e überarbeitete Neufassung (Überarbeitung:<br />
A. F.). Die Erstveröffentlichung erfolgte im August<br />
2003 <strong>in</strong>: „Die Vitr<strong>in</strong>e. Fachblatt für l<strong>in</strong>ke<br />
Bibliomanie“, Berl<strong>in</strong>, Heft 3 mit zusätzlichen<br />
Abbildungen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Bibliographie der Verlage<br />
„Junge Menschen“ <strong>und</strong> „Fackelreiter“<br />
(Näheres unter: www.dievitr<strong>in</strong>e.de).<br />
Die Pseudonymauflösungen erfolgten nach: Eymer,<br />
Wilfrid 1997, Eymers Pseudonymen Lexikon,<br />
Bonn.<br />
Besten Dank an alle, die uns bei unserer Arbeit unterstützt<br />
haben!<br />
1 Die Haltung des Walter-Hammer-Kreises muß<br />
fairerweise auch vor dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> des damaligen<br />
politischen Klimas <strong>in</strong> der BRD gesehen<br />
werden, wo Emigranten vor allem bis <strong>in</strong><br />
die 1960er Jahre h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>, teilweise aber auch danach<br />
noch, Ignoranz bzw. offene Ablehnung<br />
entgegengebracht wurde. Andererseits schaden<br />
unkritische Darstellungen, hier nahezu e<strong>in</strong> Personenkult,<br />
eher dem Ansehen des Gepriesenen,<br />
als daß sie es fördern.<br />
2 „Die bleibende Spur . E<strong>in</strong> Gedenkbuch für<br />
Walter Hammer 1888 – 1966“, 1967 herausgegeben<br />
von Hammers Witwe Erna Hammer-<br />
Hösterey <strong>und</strong> Hugo Sieker (Das Buch enthält<br />
v.a. lobende Texte von Fre<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Ges<strong>in</strong>nungsgenossen).<br />
Oschilewski 1981 (Teilnachdruck<br />
der von Hammer herausgegebenen Zeitschrift<br />
„Junge Menschen“ nebst biographischer<br />
Skizze <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Darstellung der Jugendbewegung<br />
von Oschilewski); Knauer 1983,<br />
Schmidt-Dumont 1997 usw.; kritisch dagegen<br />
Mogge o.J (a) sowie Schuchardt o.J.<br />
3 Es sei an dieser Stelle darauf h<strong>in</strong>gewiesen, daß<br />
aus re<strong>in</strong> praktischen Gründen der umfangrei-<br />
80
che Teilnachlaß Walter Hammers, der sich im<br />
Institut für Zeitgeschichte/München bef<strong>in</strong>det,<br />
nur ger<strong>in</strong>gfügig berücksichtigt werden konnte.<br />
Auch wurde das Archiv der deutschen Jugendbewegung<br />
nur stichprobenartig e<strong>in</strong>gesehen.<br />
Vgl. u.a.: „Inventar zu den Nachlässen der<br />
deutschen Arbeiterbewegung für die zehn westdeutschen<br />
Länder <strong>und</strong> West-Berl<strong>in</strong>“, 1993.<br />
S. 229 ff.: Ludwigste<strong>in</strong>, S. 231 ff.: Institut für<br />
Zeitgeschichte). Darüberh<strong>in</strong>aus konnten weitere<br />
Nachlässe von Personen, die mit Hammer<br />
<strong>in</strong> Kontakt standen <strong>und</strong> sich <strong>in</strong> anderen Archiven<br />
bef<strong>in</strong>den, nur sehr unvollständig überprüft<br />
werden. Insofern steht das hier Gesagte gewissermaßen<br />
unter Vorbehalt. Korrigierende oder<br />
ergänzende H<strong>in</strong>weise s<strong>in</strong>d sehr erwünscht!<br />
4 Wie politisch-heterogen dieses Umfeld war,<br />
wird deutlich angesichts der Tatsache, daß der<br />
bürgerlichen Jugendbewegung Personen wie<br />
der NS-Hofbildhauer Arno Breker oder der<br />
kriegsverherrlichende Schriftsteller Ernst Jünger<br />
entstammen, aber auch Leute wie Ernst Toller,<br />
Erich Mühsam, Karl Korsch, Karl August<br />
Wittfogel oder die Mitbegründer der l<strong>in</strong>ksradikalen<br />
Kommunistischen Arbeiter-Partei<br />
(KAPD) Alexander Schwab <strong>und</strong> Bernhard Reichenbach<br />
sowie Mitglieder der „Weißen Rose“,<br />
der h<strong>in</strong>gerichtete Widerstandskämpfer Adolf<br />
Reichwe<strong>in</strong> <strong>und</strong> der h<strong>in</strong>gerichtete „Spion“ <strong>und</strong><br />
„Held der Sowjetunion“ Richard Sorge (vgl.<br />
u.a.: Müller 1977). Die meisten bürgerlichen<br />
Jugendbewegten s<strong>in</strong>d aber wohl geblieben, was<br />
sie waren: bürgerlich.<br />
5 Die Literatur über die Jugendbewegung ist<br />
außerordentlich umfangreich. Sicher noch<br />
nicht überholt ist das gut illlustrierte Werk von<br />
Pross 1964. E<strong>in</strong>e kurze Zusammenfassung bietet<br />
Treziak 1986.<br />
6 War Teilnehmer laut Knauer 1983, S. 172. F.<br />
Wolf veröffentlichte später auch <strong>in</strong> Hammers<br />
Publikationen, H. Paasche sollte ebd. e<strong>in</strong>e besondere<br />
Rolle zufallen.<br />
7 Text nach: Oschilewski 1981, S. 340. Beachte<br />
auch: Ahlborn 1923, S. 218 <strong>und</strong> 220; „Die bleibende<br />
Spur“, o.J. (1967), S. 283.<br />
8 Über Familie, K<strong>in</strong>dheit <strong>und</strong> Jugend sei, so<br />
Walther G. Oschilewski, nichts Genaueres bekannt.<br />
Vgl.: Oschilewski 1981, S. X. Es kommt<br />
Oschilewski ebd. seltsam vor, daß sich Hammer<br />
selbst zu dieser Lebensphase nie schriftlich<br />
geäußert hat. Zu Hammers Leitungsfunktionen<br />
siehe: „Die bleibende Spur“, o.J. (1967),<br />
S. 271; Hammer 1921, S. 254.<br />
9 Geme<strong>in</strong>t ist der Teilnachlaß im Archiv der deutschen<br />
Jugendbewegung, Burg Ludwigste<strong>in</strong>/<br />
Witzenhausen. Im Folgenden zitiert als ‚Nachlaß‘<br />
mit Nennung der Mappennummer.<br />
10 „<strong>Der</strong> Unterzeile von Nietzsches ‚Götterdämmerung<br />
– Oder wie man mit dem Hammer philosophiert’<br />
– entlehnte er se<strong>in</strong>en neuen Namen“<br />
[= d. h. das Pseudonym „Walter Hammer“]<br />
(Knauer 1983, S. 172).<br />
Die <strong>in</strong>tensive Nietzsche-Rezeption Hammers<br />
belegt auch se<strong>in</strong> 1913 veröffentlichtes Buch<br />
„Nietzsche als Erzieher“. Zu diesem Zusammenhang<br />
s.a. Schuchart o.J. <strong>und</strong> Herfurth o.J.<br />
11 Hammer 1911, S. 55. Zur damals schon rückläufigen<br />
Generalanzeigerpresse, die ihren E<strong>in</strong>fluß aber<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Städten – u.a. <strong>Wuppertal</strong> – behaupten<br />
konnte, siehe z.B.: Kosch 1963, Bd. 1, S. 381.<br />
12 „Mehr <strong>und</strong> mehr verlegte man die Konkurrenz<br />
auf Vielseitigkeit <strong>und</strong> Billigkeit. Es wuchs der<br />
Zeitungskapitalismus heran mit se<strong>in</strong>er bösartigsten<br />
Folgeersche<strong>in</strong>ung: der Generalanzeiger-Presse.<br />
Diese wurde e<strong>in</strong> Ort der Reklame<br />
<strong>und</strong> ermöglichte es dadurch, daß der Kapitalismus<br />
<strong>in</strong> bedauerlichem Maße sogar auf nichtwirtschaftliche<br />
Interessengebiete, auf Kunst<br />
<strong>und</strong> Literatur, übergriff“ ebd, S. 5 f.<br />
13 Ebd., S. 54.<br />
14 „Ethische R<strong>und</strong>schau. Monatsschrift zur Läuterung<br />
<strong>und</strong> Vertiefung der ethischen Anschauungen<br />
<strong>und</strong> zur Förderung ethischer Bestrebungen“,<br />
Hrsg.: Magnus Schwantje. 3. Jg. (1914),<br />
Heft 11 – 12, Nov.-Dez. 1914 (zweites Friedensheft),<br />
S. 117.<br />
15 Nachlaß Hammer, Mappe 29.<br />
Wie ambivalent diese Szenerie war, zeigt e<strong>in</strong><br />
Beispiel aus Hammers Korrespondenz mit<br />
Erich Matthes <strong>in</strong> den Jahren 1913 bis 1914, der<br />
<strong>in</strong> se<strong>in</strong>em gleichnamigen Verlag <strong>in</strong> Leipzig<br />
die Monatsschrift „Körperkultur“ herausgab.<br />
Hammer wollte hierzu Beiträge liefern, dar<strong>in</strong><br />
se<strong>in</strong>e Werke besprochen sehen. In e<strong>in</strong>er Ause<strong>in</strong>andersetzung<br />
um unbezahlte Rechnungen<br />
bestreitet Matthes, Hammer „irgendwelche<br />
jüdische Handlungsweise vorgeworfen“ zu<br />
haben, es sei alles durchaus korrekt abgelaufen<br />
(Brief Matthes an W. Hammer vom 25. 8. 1914,<br />
Nachlaß, Mappe 48. Das Schreiben Hammers,<br />
welches diesem Brief vorausg<strong>in</strong>g, liegt nicht<br />
vor! Dies soll hier nicht generalisiert werden,<br />
aber zeigen, daß e<strong>in</strong> gewisses Maß an latentem<br />
Antisemitismus <strong>in</strong> dieser ‚alternativen Szene‘<br />
durchaus vorkam.<br />
81
16 Vgl. u.a. „Die bleibende Spur“, o.J. (1967),<br />
S. 172.<br />
17 Vgl. Oschilewski 1981, S. XI; „Die bleibende<br />
Spur“, S. 271 f. Im Hauptteil des Buches wird<br />
die Kriegszeit fast gar nicht angesprochen.<br />
18 E<strong>in</strong> Exemplar f<strong>in</strong>det sich im Nachlaß, Mappe<br />
37. Es enthält auch e<strong>in</strong>e Auflistung gleichges<strong>in</strong>nter<br />
Gruppierungen.<br />
19 Beide Dokumente im Nachlaß, Mappe 37.<br />
20 „Wie e<strong>in</strong> stolzer Adler. Die beliebtesten Lieder<br />
<strong>Der</strong>er vom Inf.-Reg.457“, den ausrückenden<br />
Vierh<strong>und</strong>ertsieben<strong>und</strong>fünfzigern mit guten<br />
Wünschen auf den Weg gegeben von Robert<br />
Schaefer, Vizekonsul a.D., <strong>Elberfeld</strong>. Hrsg.:<br />
Walter Hammer o.J. (1917), Vorwort, S. 3:<br />
„Sangesfreudigkeit zeichnete das deutsche Volk<br />
von jeher aus. Sangesfroh ist der <strong>in</strong>s Feld h<strong>in</strong>ausgezogene<br />
Kern des deutschen Volkes, der<br />
seit drei Jahren im Fe<strong>in</strong>desland zähe standhält<br />
<strong>und</strong> gegen e<strong>in</strong>e ganze Welt von Fe<strong>in</strong>den zu<br />
kämpfen hat. Nun <strong>in</strong> diesem fürchterlichen R<strong>in</strong>gen<br />
um Se<strong>in</strong> <strong>und</strong> Nichtse<strong>in</strong> a l l e s <strong>in</strong> die Wagschale<br />
geworfen werden muß, alle guten Geister<br />
des deutschen Volkes wachgerufen <strong>und</strong> <strong>in</strong>s<br />
Feld geführt werden müssen, soll uns auch die<br />
deutsche Sangesfreudigkeit mithelfen an der<br />
bevorstehenden Erkämpfung des Endsieges.<br />
(...) Und solange die Blüte unseres Volkes noch<br />
s<strong>in</strong>gend <strong>in</strong> den Kampf zieht, solange brauchen<br />
wir uns nicht zu sorgen: solange wird der Sieg<br />
auf unserer Seite bleiben. (...) Warum solle sich<br />
der Soldat stumm <strong>und</strong> verdrossen, <strong>und</strong> nicht<br />
sich mit Lust <strong>und</strong> Liebe an die Lösung se<strong>in</strong>er<br />
harten Aufgaben machen?“.<br />
21 „Fettigkeiten naplü! Anschluß boku! E<strong>in</strong> lustig<br />
Büchel Soldaten-Deutsch“, <strong>Elberfeld</strong> 1917.<br />
22 „Die Gefahr der Fleischüberschätzung“, Manuskriptdruck,<br />
Abdruck nur gegen Zahlung des<br />
üblichen Honorars, Hrsg.: Walter Hammer,<br />
Königstr. 104, <strong>Elberfeld</strong>. Dar<strong>in</strong>: „Die Korrespondenz<br />
des vom Autor dieser Zeilen geleiteten<br />
Werbeamtes für Kriegsernährung steht den<br />
Tagesblättern kostenlos zur Verfügung“.<br />
23 „Die Nähe zu Positionen der Mehrheitssozialdemokratie<br />
entsprach ... e<strong>in</strong>er vehementen Kritik „terrorisierender<br />
Klassenherrschaft“, [die] ... Walter<br />
Hammer <strong>in</strong> dem Aufruf „Revolution“ im November<br />
1918 ... (ausdrückte)“ (Schuchart o.J., S. 148).<br />
24 Dr. Erich Troß, <strong>in</strong>: Frankfurter Zeitung,<br />
23.12.1920 (vollständiger Separatabdruck <strong>in</strong><br />
Privatsammlung A. F.).<br />
25 Vgl.: ebd.<br />
26 Vgl.: ebd.<br />
27 Knut Ahlborn, <strong>in</strong>: „Die bleibende Spur“, o.J.<br />
(1967), S. 72.<br />
Knud Ahlborn, Dr. med.: * Hamburg 1888,<br />
† Kampen auf Sylt 1977, Ende 1919 bis ca.<br />
Ende 1921 Mitherausgeber der „Jungen Menschen“,<br />
Mitgründer der Freideutschen Jugend,<br />
Klappholttal-Gründer (Siedlung der Jugendbewegung<br />
auf Sylt, später Volkshochschule bzw.<br />
Akademie), veröffentlichte im Verlag „Junge<br />
Menschen“ <strong>und</strong> im Verlag „Fackelreiter“,<br />
1905: Gründer des Hamburger Wandervere<strong>in</strong>s<br />
(des späteren ‚B<strong>und</strong> Deutscher Wanderer‘),<br />
1907: Gründer der ‚Akademischen Freischar<br />
Gött<strong>in</strong>gen‘, 1913: beim Treffen auf dem Hohen<br />
Meißner. Vgl.: Ahlborn 1989; „Die bleibende<br />
Spur“, o.J. (1967), S. 66, 70-73, 81-84, 99, 277;<br />
Helwig 1980, S. 35 f., 76, 80, 144, 162; „Junge<br />
Menschen“, 1981, S. 1-4, 134 ff.; Pross 1964,<br />
S. 90, 93, 94, 155 f., 165, 194, 220, 224 f., 490,<br />
504; Wolschke-Bulmahn o.J., S. 256, Ziemer/Wolf<br />
2 1961, S. 439-447, 459 ff.<br />
28 Vgl.: Erich Lüths Schilderung <strong>in</strong> „Die bleibende<br />
Spur“, o.J. (1967), S. 65 ff. (Lüth wurde<br />
Volontär der Zeitschrift <strong>in</strong> ihrer Anfangsphase)<br />
<strong>und</strong> die Schilderung von Knud Ahlborn (Ebd.,<br />
S. 72). Im Sommer 1922 verzog Schriftleiter<br />
Hammer nach Werther i.W., war 1925 bis 1929<br />
<strong>in</strong> Bergedorf ansässig <strong>und</strong> zuletzt <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>.<br />
Vgl.: „Die bleibende Spur“, o.J. (1967), S. 69,<br />
72, 272; Oschilewski, 1981, S. XIX, 42.<br />
29 Dr. phil. Fritz Klatt, Jugendbewegter, war nur<br />
sehr kurzzeitig <strong>in</strong> der Redaktion der „Jungen<br />
Menschen“ (Beitrag „Jugendwerte“ im ersten<br />
Heft. Im Heft 2-3, S. 16 wird bereits se<strong>in</strong> Austritt<br />
gemeldet), 1923: Veröffentlichung „Schöpferische<br />
Pause“, 1927: Teilnehmer e<strong>in</strong>er Englandfahrt<br />
der deutschen Jungmannschaft nach<br />
Großbritannien. Vgl.: Beitrag Ahlborns, <strong>in</strong>:<br />
„Die bleibende Spur“, o.J. (1967), S. 72; Helwig<br />
1980, S. 144, 165; Pross 1964, S. 287, 374;<br />
Seywald 1994, S. 57: Nr. 133 <strong>und</strong> S. 245:<br />
Nr. 714.<br />
30 Vgl.: Ahlborn 1921 (bzw. Neudruck 1989),<br />
Anzeige auf h<strong>in</strong>terem Deckel (außen).<br />
31 Vgl.: Wilhelm Mogge o.J.(a), S. 364.<br />
32 Vgl.: „Junge Menschen“, 1. Jg. (1920), Heft<br />
2-3, S. 16; Hammer 1946, Zwecks Legitimation,<br />
S. 1, Nachlaß Uhlmann, Kasse 1.<br />
33 Vgl.: Erich Lüth (e<strong>in</strong> Zeuge des Streites), <strong>in</strong>:<br />
„Die bleibende Spur“, o.J. (1967), S. 65.<br />
34 Vgl.: „Junge Menschen“, u.a. 3. Jg. (1922),<br />
Heft 15-16, Aug. 1922, S. 202, 4. Jg. (1923),<br />
Heft 6, Juni 1923, S. 142.<br />
82
In den „Jungen Menschen“ wurde auch über<br />
Reaktionen berichtet, die den Rathenau-Mord<br />
begrüßten. So heißt es <strong>in</strong> zwei Rubrikmeldungen<br />
z.B.: Stadtverordneter Wiegershaus, von<br />
dem ‚völkische`Jugend <strong>Elberfeld</strong>s sich <strong>in</strong><br />
Schlepptau hat nehmen lassen, tat am Tage der<br />
Rathenau-Beerdigung den Ausspruch: „Für<br />
mich ist Rathenau e<strong>in</strong> Saujude, der an dem<br />
Elend Deutschlands schuld ist““ <strong>und</strong> „In Barmen<br />
wurde den Schulk<strong>in</strong>dern von Rektor Gehr<strong>in</strong>g<br />
<strong>in</strong> der Schule an der Hatzfelder Straße der<br />
Meuchelmord an Rathenau be<strong>in</strong>ahe als e<strong>in</strong>e<br />
Heldentat mit den Worten geschildert: „Rathenau<br />
war Außenm<strong>in</strong>ister. Er hat zu allen Maßnahmen<br />
der Entente Ja <strong>und</strong> Amen gesagt <strong>und</strong><br />
stehts der Entente nachgegeben. Durch diese<br />
nachgiebige Politik hat er die Patrioten aufgeregt<br />
<strong>und</strong> erbittert <strong>und</strong> aus dieser Erbitterung<br />
sei der Mord entstanden“ („Junge Menschen“,<br />
3. Jg. (1922), Heft 17/18, Sept. 1922, S. 221<br />
<strong>und</strong> 222).<br />
35 Textbeispiele: Rußland! – Sph<strong>in</strong>x! 1 7 6 6 1 1 8<br />
H<strong>in</strong>richtungen – die Zahlen stammen aus den<br />
amtlichen Listen der Sowjetregierung <strong>und</strong> werden<br />
von dieser ke<strong>in</strong>eswegs bestritten. Für die<br />
Schulen wendet man im gleichen Lande mehr<br />
auf als für die beträchtlichen Militärlasten.<br />
Und das Land, <strong>in</strong> dem H<strong>und</strong>erttausende Hungers<br />
sterben, kann der kommunistischen Partei<br />
Deutschlands monatlich 10 Millionen Mark bewilligen,<br />
jetzt sogar 12 Millionen, mit denen<br />
man Zeitungen drucken <strong>und</strong> Schulen für Agitatoren<br />
unterhalten kann. Was für e<strong>in</strong> rätselhaftes<br />
Land! Was für e<strong>in</strong> Volk! Mit e<strong>in</strong>em Gemisch von<br />
Grausen <strong>und</strong> Bew<strong>und</strong>erung sieht man nach<br />
Rußland, der Heimat Tolstois, Dostojewskis,<br />
Krapotk<strong>in</strong>s. Ex oriente lux? (...)<br />
Schrittmacher der Plutokratie. – Das Zentralorgan<br />
der U. S. P., die „Freiheit“, schrieb am 30.<br />
Juli: „Die deutsche K. P. D., die von dem Gelde<br />
ausgehalten wird, das die Sowjetregierung den<br />
verhungernden russischen Arbeitern <strong>und</strong> Bauern<br />
entzieht, ist für den deutschen Kapitalismus<br />
e<strong>in</strong>e wahre Gottesgabe. Sie hetzt die deutschen<br />
Arbeiter gegene<strong>in</strong>ander <strong>und</strong> sichert dadurch<br />
den Bestand der kapitalistischen Gesellschaft“<br />
[„Junge Menschen“, 3. Jg. (1922), Heft 15-16,<br />
Aug. 1922, S. 201, Rubrik Umschau].<br />
36 Vgl.: „Junge Menschen“, 4. Jg. (1923), Heft 2,<br />
S. 24.<br />
37 Vgl.: „Die bleibende Spur“, o. J., (1967), S. 272;<br />
„Maud von Ossietzky erzählt“, 1988, S. 66 f.;<br />
Oschilewski 1981, S. XVII f.; Mogge o.J.<br />
38 Vgl.: W. Hammer 1946, Zwecks Legitimation,<br />
S. 1, Nachlaß Uhlmann, Mappe 43.<br />
39 Zahlenangaben nach: Nachlaß Mappe 43 (Blatt<br />
<strong>in</strong> Masch<strong>in</strong>enschrift „Zur <strong>Publizist</strong>ik der Jugendbewegung“,<br />
Autor: vermutlich Hammer).<br />
40 Vgl.: Axel Eggebrecht 1927, <strong>in</strong>: „Literarische<br />
Welt“, Teilabschrift <strong>in</strong> Masch<strong>in</strong>enschrift,<br />
1 Seite, Nachlaß, Mappe 43.<br />
41 Vgl.: Schuchart o.J., S. 154.<br />
42 Arbeiten Leo Tilgners, der wie W. Geissler <strong>und</strong><br />
K. Kläber aus der Jugendbewegung stammte,<br />
f<strong>in</strong>den sich z.B. auf folgenden Titelblättern der<br />
„Jungen Menschen“: 1. Jg., Heft 2-3 (Erstveröffentlichung),<br />
3. Jg., Heft 6 <strong>und</strong> Heft 19-20,<br />
4. Jg., Heft 3.<br />
43 Willi (Wilhelm) Geissler (Geißler) gehörte<br />
1919 auch zu den Mitbegründern der jugendbewegten<br />
„Neudeutschen Künstlergilden“.<br />
Später stand er der „Gruppe progressiver<br />
Künstler“ um F. W. Seiwert, Gerd Arntz <strong>und</strong><br />
He<strong>in</strong>rich Hoerle nahe. Graphiken von Geissler<br />
f<strong>in</strong>den sich etwa im Theodor-Less<strong>in</strong>g-Heft<br />
(Okt. 1925) <strong>und</strong> natürlich <strong>in</strong> dem ihm gewidmeten<br />
Sonderheft (Nr. 3, 1924). Für den<br />
Fackelreiter-Verlag stattete er Hoffmanns<br />
„Frontsoldaten“ aus.<br />
44 Kurt Kläber, e<strong>in</strong> „Pionier der revolutionären<br />
Arbeiterliteratur“, so Theo P<strong>in</strong>kus <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />
biographischen Notiz zu Kläbers Sammelband<br />
„Barrikaden an der Ruhr. Erzählungen“,<br />
gehörte v.a. 1921 bis 1922 zu den Mitarbeitern<br />
von „Junge Menschen“. Er redigierte auch die<br />
Themen-Hefte „Arbeiterdichtung“ (Nr. 7/8,<br />
1922) <strong>und</strong> „Jugend <strong>und</strong> Arbeiter“ (Nr. 19/20,<br />
1922). Später wurde er literarischer Leiter des<br />
KPD-nahen Internationalen Arbeiter-Verlags<br />
(IAV) <strong>und</strong> Mitherausgeber der „L<strong>in</strong>kskurve“,<br />
im Schweizer Exil dann als „Kurt Held“ Verfasser<br />
von Jugendromanen, darunter: „Die<br />
Rote Zora <strong>und</strong> ihre Bande“.<br />
45 Vgl. Geissler 1975.<br />
46 „Weshalb Fackelreiter-Verlag? <strong>Der</strong> Fackelreiter<br />
war das Symbol der Freideutschen Jugend,<br />
die im Oktober 1913 zum Hohen Meißner zog<br />
<strong>und</strong> dort gelobte, „<strong>in</strong> eigener Bestimmung, vor<br />
eigener Verantwortung, mit <strong>in</strong>nerer Wahrhaftigkeit<br />
ihr Leben zu gestalten“. Die Veröffentlichungen<br />
des Fackelreiter-Verlages s<strong>in</strong>d beseelt<br />
vom Geiste dieser Meißner-Formel“, so<br />
der Verlagsprospekt „Zehn Jahre im Dienst<br />
e<strong>in</strong>er Ges<strong>in</strong>nung(,) im Kampf für Frieden, Freiheit,<br />
Kultur <strong>und</strong> Recht“, o.J. (1932), S. 10.<br />
83
47 Vgl. z.B.: Helga Paasche o.J, S. 305-324,<br />
306 f.; Donat 1983, S. 297-298; Paasche 1991,<br />
S. 15 ff.<br />
48 Zusätzlich erschien „Jungen Menschen“, 2. Jg.<br />
(1921), Heft 10 als Sonderheft über Hans<br />
Paasche.<br />
49 Vgl. z.B.: Paasche o.J., S. 316; Donat 1983,<br />
Paasche, S. 298; Paasche 1992, S. 20 ff., illustrierte<br />
Fassung: Paasche 1994.<br />
50 H. Paasche o.J., S. 308.<br />
51 Hier ist anzumerken, daß rassenhygienische,<br />
eugenische, sozialtechnologische (usw.) Ideen<br />
schon während des Kaiserreichs, aber auch <strong>in</strong><br />
der Weimarer Republik <strong>in</strong> nahezu allen politischen<br />
Lagern verbreitet waren. E<strong>in</strong> äußerst unübersichtliches<br />
<strong>und</strong> politisch ärgerliches Gebiet.<br />
Vgl. Schwartz 1995. Neumanns Position<br />
ist mittelschlimm: Er huldigt e<strong>in</strong>em auf e<strong>in</strong>e<br />
konkrete Bevölkerung bezogenen Rassenbegriff,<br />
ke<strong>in</strong>em typologisch abstraktem wie gewöhnliche<br />
Antisemiten etc. Zur Unterscheidung<br />
vgl. Bock 1986. In den „Jungen Menschen“<br />
spielte die Problematik ebenfalls e<strong>in</strong>e<br />
Rolle (5. Jg., Heft 1 sowie 8. Jg., Heft 9 = Themenheft)<br />
<strong>und</strong> <strong>in</strong> Brandts „Trommelfeuer“.<br />
52 „Junge Menschen“, 8. Jg., Heft 8, Editorial.<br />
53 Vgl. Mogge o.J. (a), S. 368.<br />
54 Die E<strong>in</strong>stellung des „Fackelreiter“ erzwangen<br />
f<strong>in</strong>anzielle Verluste, „welche mit solchen<br />
Kampfzeitschriften fast immer verknüpft s<strong>in</strong>d“,<br />
sodaß der „Verlag ... se<strong>in</strong>e f<strong>in</strong>anzielle Kraft h<strong>in</strong>fort<br />
auf se<strong>in</strong>e Buchveröffentlichungen konzentrieren“<br />
(mußte). Vgl.: „<strong>Der</strong> Fackelreiter“,<br />
2. Jg. (1929), Heft 5-6, Mai-Juni 1929, zweite<br />
Textseite nach S. 257.<br />
55 Hammer berichtet ca. 1927 Alfred Ehrenteich<br />
über f<strong>in</strong>anzielle Verluste bei der Zeitschrift<br />
„Junge Menschen“ <strong>in</strong> Höhe von 25.000 Mark.<br />
Vgl.: Alfred Ehrenteichs Angaben <strong>in</strong>: „Die<br />
bleibende Spur“, o.J. (1967), S. 100.<br />
56 Vgl.: „<strong>Der</strong> Fackelreiter“, 1. Jg. (1928), Heft<br />
Januar 1928, Vorsatzblatt.<br />
57 „Reichsbanner <strong>und</strong> Kriegsdienstverweigerung“<br />
(1. Jg. (1928), Heft März 1928, S. 126-129); „Es<br />
kommt auf jede Stimme an“ (1. Jg. (1928), Heft<br />
Mai 1928, S. 197-205); „Professor Victor Basch<br />
als Pionier der deutsch-französischen Verständigung“<br />
(1. Jg. (1928), Heft Juni 1928, S. 247-<br />
255); [Rezension:] „Die Natur als Arzt <strong>und</strong> Helfer“<br />
[von Dr. Friedrich Wolf] (1. Jg. (1928), Heft<br />
August 1928, S. 352-354); [Rezension:] „E<strong>in</strong><br />
neues Buch von Bruno Vogel“ [Buchtitel: Es lebe<br />
der Krieg] (1. Jg. (1928), Heft Nov. 1928, S. 504-<br />
505); „Für die Geistesfreiheit“ bzw. „Wo bleibt<br />
die Jugend?“ (2. Jg. (1929), Heft Febr. 1929,<br />
S. 84-85 [betr. Jugendbewegung]; „Zum Sexualstrafrecht“<br />
(2. Jg. (1929), Heft März 1929,<br />
S. 128).<br />
58 Auszug aus e<strong>in</strong>er Rede Eisners: „<strong>Der</strong> Sozialismus<br />
<strong>und</strong> die Jugend“, die Ernst Toller bei e<strong>in</strong>er<br />
Eisner-Gedenkveranstaltung vorgetragen hatte<br />
(S. 165) <strong>und</strong> Aufzeichnungen aus dem Hafttagebuch<br />
(1893-1894) Landauers (S. 168-171).<br />
59 Dr. h.c. Paul Freiherr von Schoenaich (1866-<br />
1954): Ausbildung <strong>in</strong> der kaiserl. Mar<strong>in</strong>e,<br />
1887: Leutnant, anschl. 3jährige Dienstzeit<br />
(u.a. Referent im preuß. Kriegsm<strong>in</strong>isterium),<br />
Ehrendoktor der Berl<strong>in</strong>er Tierärztlichen Hochschule<br />
wegen se<strong>in</strong>er Verdienste um das Militärveter<strong>in</strong>ärwesen<br />
im Ersten Weltkrieg an der<br />
West- <strong>und</strong> Ostfront, 1915: Berufung <strong>in</strong>s<br />
Kriegsm<strong>in</strong>isterium – dort erste Zweifel an der<br />
Weisheit der deutschen Führung <strong>und</strong> an der offiziellen<br />
deutschen Politik, bis Anfang 1919 als<br />
Oberst im Kriegsm<strong>in</strong>isterium – dann Regimentskommandeur<br />
bis zum Austritt aus der<br />
Reichswehr im Juli 1919 wegen se<strong>in</strong>er loyalen<br />
Haltung zur Weimarer Republik, setzte sich für<br />
Verständigungspolitik <strong>und</strong> Abrüstung <strong>und</strong> gegen<br />
Antisemitismus <strong>und</strong> preußisch-deutschen<br />
Militarismus e<strong>in</strong> (zahlr. Artikel u.a. <strong>in</strong>: „Die<br />
Weltbühne“, „Das Andere Deutschland“, „Die<br />
Welt am Montag“, „Generalanzeiger für Dortm<strong>und</strong>“,<br />
„Vossische Zeitung“, „Junge Menschen“,<br />
„<strong>Der</strong> Fackelreiter“, Buchveröffentlichungen,<br />
Auftritte als Redner im In- <strong>und</strong> Ausland,<br />
auf mehreren <strong>in</strong>ternationalen Kongressen,<br />
pflegte Kontakte zu ausländischen Generälen,<br />
die Pazifisten geworden waren), Mitglied des<br />
Reichsbanners, 1918-1928: Mitglied der Deutschen<br />
Demokratischen Partei, 1922: E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong><br />
die „Deutsche Friedensgesellschaft (stand auf<br />
der Seite des SPD-kritischen Westdeutschen<br />
Landesverbandes, der sich für die Kriegsdienstverweigerung<br />
aussprach), ab 1922: Anhänger<br />
der Freiwirtschaftslehre (die er mit dem<br />
Pazifismus zu verb<strong>in</strong>den suchte), 1925: Bildungsreisen<br />
<strong>in</strong> die SU <strong>und</strong> nach Paläst<strong>in</strong>a,<br />
1932: unterschrieb die Forderung nach e<strong>in</strong>er<br />
E<strong>in</strong>heitsfront von SPD <strong>und</strong> KPD gegen den<br />
Nationalsozialismus (ISK-Wahlplakat zur<br />
Reichstagswahl), 1933: mehrere Wochen <strong>in</strong><br />
„Schutzhaft“, nach dem Zweiten Weltkrieg: beteiligt<br />
an der Neugründung der Deutschen Friedensgesellschaft,<br />
vorübergehend Mitglied der<br />
CDU [Vgl. z.B.: „Die Friedensbewegung“,<br />
84
1983, S. 199, 338 ff. <strong>und</strong> von Schoenaichs<br />
Buch „Zehn Jahre Kampf“].<br />
60 Vgl.: Kurt Großmann, „<strong>Der</strong> Himmelsblaue“,<br />
<strong>in</strong>: „<strong>Der</strong> Fackelreiter“, 2. Jg. (1929), Heft<br />
Januar 1929, S. 14-17.<br />
61 In: „<strong>Der</strong> Fackelreiter“, 1. Jg. (1928), Heft Dez.<br />
1928, S. 529-530.<br />
62 Siehe: „<strong>Der</strong> Fackelreiter“, 2. Jg. (1929), Foto<br />
im Bildteil zwischen S. 24/25. Eigene<br />
Beiträge: „Me<strong>in</strong> Lebenslauf“ (1. Jg. (1928),<br />
Heft Dez. 1928, S. 536-537); „In eigener<br />
Sache“ (2. Jg. (1929), Heft April 1929, S. 153-<br />
158); [Rezension:] Willa Cathner „E<strong>in</strong>er von<br />
uns“ (2. Jg. (1929), Heft Mai-Juni 1929,<br />
S. 219-220).<br />
63 E<strong>in</strong> besonders krasses Beispiel aus dem 1. Jg.<br />
(1928), Heft 1, Januar 1928, S. 454: „TONART<br />
UM HITLER: „Wenn e<strong>in</strong> notorischer (!)<br />
Kriegsdienstverweigerer wie der Genosse<br />
Loebe schreit: ‚Nie wieder Krieg!‘ ..., wenn v.<br />
Gerlach, Schoenaich, Quidde <strong>und</strong> Genossen<br />
sich <strong>in</strong> Besudelung ihres eigenen Nestes, ihres<br />
Vaterlandes, geradezu überschlagen <strong>und</strong> trotzdem<br />
noch an ke<strong>in</strong>em Galgen baumeln ... Herr<br />
Staatsanwalt, verstehen Sie nun unsere Forderung?<br />
Wenn Sie nicht die Moskauer Drahtzieher<br />
fassen können, so greifen Sie wenigstens <strong>in</strong><br />
Deutschland zu. Ob der Bolschewist den Landesverrat<br />
aus Dummheit oder Gew<strong>in</strong>nsucht<br />
verübt, ist bei se<strong>in</strong>en verheerenden Auswirkungen<br />
gleichgültig. <strong>Der</strong> Täter gehört an die Wand<br />
...“ Dr. R. L. (Reichstagsabgeordneter?) im<br />
Westdeutschen Beobachter“.<br />
64 Beispiel aus dem 2. Jg. (1929), Heft 5-6, Mai-<br />
Juni 1929, S. 242: „KOMMUNISTEN GEGEN<br />
PAZIFISTEN! „Die verschärfte Kriegsgefahr<br />
<strong>und</strong> die vergrößerten Anstrengungen, gerade<br />
die Jugend ideologisch <strong>und</strong> praktisch auf den<br />
Krieg vorzubereiten, machten e<strong>in</strong>en verschärften<br />
Kampf der revolutionären Front dagegen notwendig.<br />
Auch gegen die pazifistische Agitation<br />
unter der Jugend, die <strong>in</strong> diesem Zusammenhang<br />
besondere Bedeutung gew<strong>in</strong>nt, d e n n<br />
s i e i s t T e i l d i e s e r K r i e g s v o r -<br />
b e r e i t u n g ...“ Junge Garde“.<br />
65 Beispiel aus dem 2. Jg. (1929), Heft 3, März<br />
1929, S. 145, <strong>in</strong> der Rubrik ‚Briefkasten‘:<br />
„Panzerkreuzer? Ne<strong>in</strong>, Eisbrecher! Zwei deutsche<br />
L<strong>in</strong>ienschiffe hatte man von Kiel aus <strong>in</strong> die<br />
Ostsee geschickt, e<strong>in</strong>gefrorene Schiffe dort zu<br />
befreien. <strong>Der</strong>art sollten Panzerkreuzer-Gegner<br />
bekehrt werden. Aber schließlich klappte es<br />
nicht mehr, die L<strong>in</strong>ienschiffe drangen nicht<br />
mehr durch, Eisbrecher taten not. Da s<strong>in</strong>d auf<br />
Ersuchen deutscher Schiffahrtsgesellschaften<br />
zwei russische Eisbrecher von Len<strong>in</strong>grad <strong>in</strong> See<br />
gestochen, um 100 Schiffe, die <strong>in</strong> der Ostsee<br />
zwischen Bornholm <strong>und</strong> Kiel e<strong>in</strong>gefroren liegen,<br />
zu befreien. Parole: N i c h t Panzerkreuzer,<br />
sondern E i s b r e c h e r!“.<br />
66 Zu den im Folgenden gemachten Angaben<br />
siehe: „Lexikon“, Bd. 14, S. 56 f.; Holl 1988,<br />
S. 73 ff. ; „Die Friedensbewegung“, 1983; „Im<br />
Kampf für Völkerverständigung“, 1977; „21<br />
Monate sozialdemokratische Koalitionspolitik<br />
1928-1930. Handbuch der Kommunistischen<br />
Reichstagsfraktion“, o.J. (ca. 1930).<br />
67 Ob Walter Hammer der DFG angehörte, konnte<br />
leider noch nicht geklärt werden. Laut Bag<strong>in</strong>sky<br />
1946, zweite Textseite, war Hammer auch im<br />
1919 gegründeten „Friedensb<strong>und</strong> der Kriegsteilnehmer“<br />
„an hervorragender Stelle“ tätig.<br />
68 <strong>Der</strong> Stahlhelm. B<strong>und</strong> der Frontsoldaten hatte<br />
um 1925 ca. 400.000 Mitglieder (Vgl.: „Das<br />
große Lexikon ...“, 1993, S. 557).<br />
69 Sowohl <strong>in</strong> „Die bleibende Spur“ als auch bei<br />
Oschilewski 1981 f<strong>in</strong>den sich diesbezüglich<br />
kaum Angaben.<br />
70 Erhalten ist auch e<strong>in</strong> mit „Werte Genossen“<br />
überschriebener, leider nicht adressierter Brief<br />
vom 20. Januar 1933, <strong>in</strong> dem Hammer Vorschläge<br />
zur Veröffentlichung von Henels<br />
„Molly“ <strong>in</strong> verschiedenen „Parteizeitungen“<br />
macht. Ähnliche Vere<strong>in</strong>barungen gebe es auch<br />
mit dänischen <strong>und</strong> österreichischen Blättern.<br />
<strong>Der</strong> Brief schließt: „Mit besten Parteigrüßen“.<br />
Vermutlich handelt es sich bei den „Genossen“<br />
um Sozialdemokraten (Nachlaß, Mappe 44).<br />
71 Vgl.: „Die bleibende Spur“, o.J. (1967), S. 273.<br />
72 Ebd. Vgl. auch: Werbeprospekt im Nachlaß,<br />
Mappe 44.<br />
73 Ebd. Dort programmatisch: „Anschauungsunterricht<br />
für den deutschen Staatsbürger, besonders<br />
aber für jene rückgradlosen Unglückswürmer,<br />
die – unwürdig der republikanischen<br />
Freiheit – im politischen Infantilismus stecken<br />
zu bleiben drohen <strong>und</strong> erst noch zu Staatsbürgern<br />
heranreifen müssen; ... Schwer<strong>in</strong>dustrie,<br />
lüstern auf neue Profite, beschäftigungslos gewordene<br />
Berufsmilitärs, unbelehrbare Anbeter<br />
des Giftgases, reaktionäre Gewalten, Nutznießer<br />
von Rüstung, Krieg, Inflation, haben<br />
sich große Teile des ahnungslosen, wie immer<br />
tatwilligen <strong>und</strong> opferbereiten Jungvolkes gekauft,<br />
schicken diese bedauernswerten Söldl<strong>in</strong>ge<br />
vor gegen die darbenden, zu Arbeitslosig-<br />
85
keit verdammten großen grauen Massen des<br />
deutschen Volkes. Ins Gelobte Land ihres Dritten<br />
Reiches soll die Fahrt gehen – mit diesem<br />
Versprechen machen die Heilande um Hitler<br />
alle Spießer rebellisch, ... Nationalistische<br />
Orgien weisen den Weg nach „Wahn-Europa“.<br />
Mit brutalen Vorkriegsmanieren möchte man<br />
Deutschland abermals <strong>in</strong> e<strong>in</strong> großes „Stahlbad“<br />
h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>kutschieren. ... Es soll wirklich<br />
nicht ohne zw<strong>in</strong>genden Gr<strong>und</strong> Personenkult getrieben<br />
werden, aber es ist angesichts der frechen<br />
Herausforderungen im Hitler-Lager doch<br />
endlich e<strong>in</strong>mal an der Zeit, im Bild zu zeigen,<br />
wie der wirkliche Typ des politischen Führers<br />
ausschaut. Diese Bildermappen sollen mit zu<br />
der Befähigung beitragen, verantwortungsbewußte<br />
Staatsmänner <strong>und</strong> Politiker zu unterscheiden<br />
von skrupellosen Demagogen, von<br />
politischen Abenteurern <strong>und</strong> Hochstaplern“.<br />
74 Vgl.: „Die Weltbühne“, 28. Jg. (1932), Heft 46,<br />
S. 742 f.<br />
75 Vgl.: den Slogan: – „Politisch wird der Mensch<br />
gescheiter Durch Bücher mit dem Fackelreiter!“<br />
Katalog des Fackelreiter-Verlages (Vgl.:<br />
„Zehn Jahre...“, o. J., 1932).<br />
76 „Unbekümmert um „Konjunktur“ hat der<br />
Fackelreiter-Verlag schon seit zehn Jahren<br />
se<strong>in</strong>e vornehmste Aufgabe dar<strong>in</strong> gesehen, das<br />
Bild der Kriegswirklichkeit wachzuhalten <strong>und</strong><br />
das Kriegsübel an der Wurzel zu bekämpfen. Er<br />
soll auf diesem Wege fortschreiten <strong>und</strong> derart<br />
den Boden für e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>iges <strong>und</strong> befriedetes<br />
Europa vorbereiten helfen“ [„Zehn Jahre ...“,<br />
o.J. (1932), S. 13].<br />
77 Nach Thöm<strong>in</strong>g 1981, S. 232.<br />
78 Otto Lehmann-Russbüldt, 1873-1964:. Vor<br />
dem Ersten Weltkrieg <strong>in</strong> der Freidenkerbewegung<br />
aktiv („Giordano-Bruno-B<strong>und</strong>“ <strong>und</strong><br />
„Deutscher Monistenb<strong>und</strong>“). Am 16.11.1914<br />
gründete er mit K. v. Trapper-Laski den pazifistischen<br />
„B<strong>und</strong> Neues Vaterland“ – 1922 <strong>in</strong><br />
„Deutsche Liga für Menschenrechte“ umbenannt<br />
–, dessen Geschäftsleiter er bis 1926<br />
blieb. Im April 1915 Teilnehmer der Gründungsveranstaltung<br />
der „Zentralorganisation<br />
für e<strong>in</strong>en dauernden Frieden“ <strong>in</strong> Den Haag. Er<br />
sympathisierte mit dem l<strong>in</strong>ken SPD-Flügel,<br />
arbeitete aber auch mit kommunistischen Organisationen<br />
zusammen. Nach 1918 widmete er<br />
sich der Verständigung mit Frankreich <strong>und</strong><br />
Polen <strong>und</strong> kämpft gegen die „Schwarze Reichswehr“.<br />
Von erheblicher Bedeutung war für ihn<br />
die „Entpreußung“ Deutschlands. Se<strong>in</strong>e Schrift<br />
„Die blutige Internationale ...“ (1929) erschien<br />
bis 1933 <strong>in</strong> fünf Auflagen mit <strong>in</strong>sgesamt 40 000<br />
Exemplaren. Nach Reichstagsbrand verhaftet,<br />
gelang ihm im März 1933 die Flucht über die<br />
Niederlande nach London, wo er mit R. Olden<br />
<strong>und</strong> E. Toller die „Deutsche Liga für Menschenrechte<br />
– im Exil“ <strong>in</strong>s Leben rief. Er entwickelt<br />
<strong>in</strong> England e<strong>in</strong>e wirkungsvolle publizistische<br />
Tätigkeit. 1935/36: beteiligte er sich an<br />
der <strong>in</strong> Paris gegründeten „Deutschen Volksfront“.<br />
1941 – 1948: Hrsg. der „R<strong>und</strong>briefe des<br />
Flüchtl<strong>in</strong>gs“. Er kehrte 1951 nach Berl<strong>in</strong><br />
zurück <strong>und</strong> wurde Ehrenpräsident der „Deutschen<br />
Liga für Menschenrechte“, aus der er<br />
1954 aus Protest gegen deren Propaganda <strong>in</strong><br />
der DDR austrat. Vgl.: Wieland 1983, Lehmann-Rußbüldt,<br />
S. 249 f.<br />
„<strong>Der</strong> große Aufschwung (der Schrift „Die Blutige<br />
Internationale ...“) erfolgte, als ich 1930<br />
nachweisen konnte, „daß die Firmen Krupp<br />
<strong>und</strong> Thyssen während des Ersten Weltkrieges<br />
(...) den fe<strong>in</strong>dlichen Mächten (...) mittelbar<br />
oder unmittelbar Vorräte an Kriegsbedürfnissen<br />
geliefert haben“. <strong>Der</strong> Oberreichsanwalt<br />
des Reichsgerichts <strong>in</strong> Leipzig eröffnete daraufh<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong> Ermittlungsverfahren wegen „Kriegsverrat“<br />
gegen Krupp <strong>und</strong> Thyssen. Das Verfahren<br />
wurde niedergeschlagen, da die genannten<br />
Firmen nachweisen konnten, daß die deutschen<br />
Behörden sogar alle E<strong>in</strong>zelheiten der Preisberechnung<br />
mitvere<strong>in</strong>bart hatten. Es handelte<br />
sich besonders um Infanterie-Schutzschilde für<br />
die Schützengräben, die über Holland den<br />
Engländern billiger geliefert wurden als der<br />
Reichsregierung. Ferner g<strong>in</strong>gen ganze Güterzüge<br />
von kriegswichtigen Stahlprodukten von<br />
Deutschland über die Schweiz an Frankreich.<br />
Vgl.: Lehmann-Rußbüldt, <strong>in</strong>: „Die bleibende<br />
Spur“, o. J. (1967), S. 125 f.<br />
79 Vgl.: Thöm<strong>in</strong>g 1981, S. 242. Zwar f<strong>in</strong>det sich<br />
auf der ersten Textseite des Buches e<strong>in</strong>e formal<br />
kriegsverherrlichende Stelle: „Da steigt schon<br />
drüben im Dorf majestätisch e<strong>in</strong> riesenhafter<br />
Spr<strong>in</strong>gbrunnen aus Erde, Qualm, Ste<strong>in</strong>en,<br />
Staub <strong>und</strong> Splittern“ („Vier von der Infanterie“,<br />
S. 9), doch folgen derart drastische Schilderungen<br />
der Kriegsschrecken, daß e<strong>in</strong> ‚Vergessen<br />
der Anklage‘ – nach Lektüre des ganzen<br />
Buches – nicht möglich ersche<strong>in</strong>t. Man lese als<br />
Gegenstück z.B. J. M. Wehners „Sieben vor<br />
Verdun“.<br />
Richtig ist natürlich, daß die „Sachlichkeit“ e<strong>in</strong>er<br />
Darstellung allgeme<strong>in</strong> zu höchst ambivalenten<br />
86
Interpretationen führen kann. Die „ungeschm<strong>in</strong>kte“<br />
Darstellung des Krieges muß nicht<br />
unmittelbar zur Ablehnung des Krieges führen,<br />
zum<strong>in</strong>dest kann sie als Verherrlichung rezipiert<br />
werden, doch ist dieses bei Johannsens Buch –<br />
auch im S<strong>in</strong>ne von „pazifistischer Kriegspropaganda“<br />
(Sclutius 1929) – nicht der Fall. Problematisch<br />
ist allerd<strong>in</strong>gs die Buchverfilmung. Bedenklich<br />
s<strong>in</strong>d auch spätere Äußerungen des Autors.<br />
80 Die Zulassung wurde im April 1933 natürlich<br />
widerrufen. Pabst selber, 1925 berühmt geworden<br />
durch se<strong>in</strong>en sozial-kritischen Film „Die<br />
freudlose Gasse“, dann auch genannt der „rote<br />
Pabst“, verfilmte 1931 die „Dreigroschenoper“,<br />
allerd<strong>in</strong>gs nicht zur Zufriedenheit von Brecht<br />
<strong>und</strong> Weill. Pabst emigrierte, kehrte aber nach<br />
NS-Deutschland zurück <strong>und</strong> drehte l<strong>in</strong>ientreue<br />
Filme. Nach 1945 machte er dann NS-kritische<br />
Filme. Vorgeworfen wurde ihm, es fehle die eigene<br />
Handschrift, es mangele ihm an Kohärenz.<br />
Vgl. : www.deutsches-film<strong>in</strong>stitut.de.<br />
81 Hier f<strong>in</strong>den sich allerd<strong>in</strong>gs herabsetzende<br />
Äußerungen gegen „die Türken“. Sie seien, so<br />
Vierbücher, „ke<strong>in</strong> Kulturvolk im großen S<strong>in</strong>ne<br />
des Wortes“, hätten ke<strong>in</strong>e Literatur, Baukunst,<br />
Wissenschaft etc., seien aber extrem militaristisch<br />
(S. 31). Indirekt sollte mit diesen (untauglichen)<br />
Äußerungen wohl das Wilhelm<strong>in</strong>ische<br />
Kaiserreich kritisiert werden, welches sich<br />
„solche“ Verbündete suchte bzw. sich mit solchen<br />
auf „e<strong>in</strong>e Stufe stellte“ <strong>und</strong> deren Untaten<br />
deckte.<br />
Zu Vierbücher s. auch Donats Nachwort zur<br />
Neuausgabe (Vierbücher 1987). Nach He<strong>in</strong>sohn<br />
1998 (S. 80) wurde der Genozid von den<br />
türkischen Regierungen zunächst zugegeben,<br />
später aber geleugnet.<br />
82 Das Buch erschien noch 1933, wurde aber sofort<br />
verboten, wie auch „Die blutige Internationale“.<br />
Vgl. den Stempel auf dem Verlags-Katalog<br />
„Zehn Jahre ...“ (im Nachlaß, Mappe 44).<br />
83 Vgl.: den umfangreichen Bestand im Nachlaß,<br />
Mappe 44.<br />
84 Vgl.: Verlagsprospekt „Herzlichen Dank allen<br />
unseren Fre<strong>und</strong>en“, November 1932, Nachlaß,<br />
Mappe 44.<br />
85 Vgl.: „<strong>Der</strong> Fackelreiter“, 1. Jg. (1928), Heft 12,<br />
Anhang.<br />
86 Vgl. Verlagsprospekt „Herzlichen Dank ...“,<br />
Nachlaß, Mappe 44.<br />
87 Laut Verlagskatalog „Zehn Jahre ...“, o. J. (1932).<br />
88 Vgl. Berendsohn 1946, S. 18 f. Genannt werden<br />
Henel (Eros im Stacheldraht), Lamprecht<br />
(Regiment Reichstag), Seiffert (Brandfackeln<br />
über Polen), Riss (Die große Zeit), Unruh<br />
(Ges<strong>in</strong>nung).<br />
89 W. Hammer: Lebenslauf vom 9.4.1963, S. 2, Masch<strong>in</strong>enschrift<br />
im Institut für Zeitgeschichte <strong>in</strong><br />
München: Archiv Walter Hammer ED 106, Bd. 1.<br />
90 Vgl. Prospekt „Deutsche Bücher“, Nachlaß<br />
Mappe 69.<br />
91 Notizen aus der Emigration, S. 2 f. E<strong>in</strong>e Abschrift<br />
des <strong>und</strong>atierten Textes bef<strong>in</strong>det sich im<br />
ABA/Kopenhagen. <strong>Der</strong> 12seitige Text dürfte<br />
kurz nach Hammers Befreiung entstanden se<strong>in</strong>,<br />
jedenfalls war ihm zu diesem Zeitpunkt über<br />
Unruhs Verbleib noch nichts weiter bekannt.<br />
92 Notizen aus der Emigration, S. 8. ABA.<br />
93 Notizen aus der Emigration, S. 3 ff. ABA.<br />
94 Steffensen 1993. <strong>Der</strong> Autor, Professor für deutsche<br />
Literatur an der Universität Kopenhagen,<br />
verstarb bereits 1974. Wann der Aufsatz geschrieben<br />
wurde, wird nicht vermerkt. E<strong>in</strong><br />
großes Manko besteht dar<strong>in</strong>, daß auf Belege im<br />
e<strong>in</strong>zelnen verzichtet wurde <strong>und</strong> die benutzten<br />
Quellen nur summarisch angegeben wurden.<br />
95 Müssener 1973, S. 119.<br />
96 Steffensen 1993, S. 508, 289.<br />
97 „Exil <strong>in</strong> Dänemark“, 1993, S. 615 ff. Das NS-<br />
Propaganda- <strong>und</strong> das NS-Außenm<strong>in</strong>isterium<br />
konnten erfolgreich Druck auf Schweizer<br />
Behörden ausüben, so daß diese den Großteil<br />
der Auflage beschlagnahmten.<br />
98 „Exil <strong>in</strong> Dänemark“, 1993, S. 272 ff.<br />
99 Klönne 1982, S. 96.<br />
100 „Exil <strong>in</strong> Dänemark“, 1993, S. 608 ff.<br />
101 Vgl.: „Exil <strong>in</strong> Dänemark“, S. 635, 651 (Anm.<br />
36). Allerd<strong>in</strong>gs sei der Text dermaßen dilettantisch<br />
abgefaßt, die Kategorien so abstrus, daß<br />
an der Urheberschaft Hammers gezweifelt werden<br />
darf. Womöglich e<strong>in</strong>e Fälschung?<br />
102 Was das für e<strong>in</strong>e Arbeit war, wovon er gelebt<br />
hat, ist bislang unbekannt.<br />
103 „Notizen aus der Emigration“, S. 11. E<strong>in</strong>e kurze<br />
Darstellung hat er auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Zeitungsartikel<br />
unter dem Titel „Touristenverarztung <strong>in</strong> Kopenhagen“<br />
veröffentlicht (Zeitungsausschnitt ohne<br />
Quellenangabe im Nachlaß, Mappe 6).<br />
104 „Touristenverarztung <strong>in</strong> Kopenhagen“ (Nachlaß<br />
Mappe 6).<br />
105 Ebd. Bei „Exil <strong>in</strong> Dänemark“, 1993, S. 28,<br />
heißt es zudem, Hammer sei Kontaktmann der<br />
ITF <strong>in</strong> Kopenhagen gewesen, e<strong>in</strong>er <strong>in</strong> der Widerstandsbewegung<br />
sehr aktiven, vor allem von<br />
Seeleuten getragenen Gewerkschaft.<br />
87
106 E<strong>in</strong> Exemplar im Nachlaß, Mappe 69. Wir haben<br />
noch nicht prüfen können, ob es die Buchhandlung<br />
gab oder ob der Katalog f<strong>in</strong>giert ist.<br />
Nach den Ersche<strong>in</strong>ungsdaten der angezeigten<br />
Bücher zu schließen (z. B. Brechts Werke bei<br />
Malik), muß der Katalog 1938 oder später hergestellt<br />
worden se<strong>in</strong>.<br />
107 „Beobachtungen <strong>und</strong> Gespräche. Hungert man<br />
<strong>in</strong> Deutschland?“ <strong>Der</strong> 7seitige Text ist mit<br />
‚Klass van Dijk’ unterschrieben <strong>und</strong> handschriftlich<br />
ergänzt „WH“ (= Walter Hammer).<br />
Gerichtet ist der Text offensichtlich an Reichsdeutsche<br />
(Nachlaß, Mappe 61). Im ABA Kopenhagen<br />
f<strong>in</strong>det sich darüber h<strong>in</strong>aus e<strong>in</strong>e 9seitige<br />
hektographierte Schrift „<strong>Der</strong> deutsche<br />
Tourist. Informationen für Deutsche“ aus dem<br />
Jahr 1936, die aber äußerst sowjetfre<strong>und</strong>lich<br />
ist. Ob diese Schrift auch zu den von Hammer<br />
verteilten gehört, ist nicht belegt.<br />
108 Vgl. e<strong>in</strong>en Text von Hammer „Europäische<br />
Verlagsanstalt“ vom 15. April 1946, Nachlaß<br />
Mappe 59.<br />
109 Vgl. aber Anm. 101.<br />
110 „Zwecks Legitimation als ‚Opfer des Faschismus“,<br />
Dezember 1948, S. 2: Nachlaß Uhlmann,<br />
Kasse 1.<br />
111 Walter Hammer: „Musste das se<strong>in</strong>? Vom Leidensweg<br />
der aus Dänemark ausgelieferten<br />
deutschen Emigranten“ (1948), S. 2. E<strong>in</strong> Exemplar<br />
der hektographierten Schrift f<strong>in</strong>det sich<br />
<strong>in</strong> der Sammlung Exil-Literatur der Deutschen<br />
Bücherei <strong>in</strong> Leipzig.<br />
112 Ebd.<br />
113 Übersetzung e<strong>in</strong>es Kapitels aus dem im flämischen<br />
Orig<strong>in</strong>al erschienenen Buch des Theaterdirektors<br />
Gust Joanna Bastisensen „Bekent<br />
Nooit“ (Gestehe nie!). Nachlaß, Mappe 69.<br />
114 Die Zahl von 1.700 H<strong>in</strong>richtungen politischer<br />
Häftl<strong>in</strong>ge ist nicht gesichert – sie könnte höher<br />
liegen. Vgl.: Endlich 1999, S. 243.<br />
115 Vgl.: „Brandenburgische Gedenkstätten ...“,<br />
1992, S. 251.<br />
116 Vgl.: W. Hammer, R<strong>und</strong>schreiben vom<br />
1. 9.1945, S. 1, Nachlaß Mappe 59.<br />
117 Vgl.: W. Hammer, „Zwecks Legitimation als<br />
‚Opfer des Faschismus‘“, 20.8.1946, masch<strong>in</strong>enschriftliche<br />
Ab- oder Durchschrift, 2 Textseiten,<br />
Nachlaß Uhlmann, Kasse 1, S. 2. Hammer<br />
war vom 20.5. – 10.7.1945 im Zuchthaushospital<br />
laut (W. Hammer), „Forschungs<strong>in</strong>stitut<br />
... Für Auskünfte <strong>und</strong> Besche<strong>in</strong>igungen ...“,<br />
Druck, 1 Textseite, Nachlaß, Mappe 59.<br />
118 Vgl.: „Brandenburgische Gedenkstätten ...“,<br />
1992, S. 251; „Die bleibende Spur“, o.J.<br />
(1967), S. 274.<br />
119 Vgl.: „Die bleibende Spur“, o.J. (1967), S. 274.<br />
Es s<strong>in</strong>d zahlreiche Namenslisten von Toten <strong>und</strong><br />
von Überlebenden erhalten, die Hammer <strong>in</strong><br />
R<strong>und</strong>schreiben an Bekannte <strong>und</strong> ehemalige<br />
Mitarbeiter verschickte. Vgl. z.B.: Nachlaß,<br />
Mappe 59. Zu Hammers Tätigkeit gehörte darüber<br />
h<strong>in</strong>aus die „Entlarvung geme<strong>in</strong>gefährlicher<br />
Gauner“. Damit me<strong>in</strong>te er Insassen des Zuchthauses<br />
Brandenburg, die ke<strong>in</strong>e politischen Gefangenen<br />
waren, aber von der Roten Armee<br />
freigelassen, sich nun falsche Akademikertitel<br />
aneigneten <strong>und</strong> Anträge auf Anerkennung als<br />
„Opfer des Faschismus“ (OdF) stellten. Vgl.: W.<br />
Hammer, „Zwecks Legitimation als Opfer des<br />
Faschismus“, 20.8.1946, S. 2, Nachlaß Uhlmann,<br />
Kasse Nr. 1 <strong>und</strong> W. Hammer, R<strong>und</strong>schreiben<br />
vom 1. 9. 1945, Nachlaß, Mappe 59.<br />
Laut Hammers Angaben vernichteten die nichtpolitischen<br />
Häftl<strong>in</strong>ge kurz nach der Befreiung<br />
„körbeweise Listen, Akten <strong>und</strong> Dokumente“, sodaß<br />
er im Mai 1945 nur „e<strong>in</strong>ige Stöße aufschlußreicher<br />
Papiere“ „aus dem Gerümpel“<br />
retten konnte. Er berichtete weiter, daß vom<br />
h<strong>in</strong>terlassenen Eigentum der Häftl<strong>in</strong>ge nichts<br />
mehr erreichbar war. Vgl.: W. Hammer, R<strong>und</strong>schreiben<br />
vom 1. 9.1945, Nachlaß, Mappe 59;<br />
(W. Hammer), „Forschungs<strong>in</strong>stitut Brandenburg<br />
... Auskunftsblatt“, Januar 1950, erste <strong>und</strong><br />
dritte Textseite, Nachlaß Mappe 59.<br />
120 Vgl.: Walter Hammer, „Zwecks Legitimation<br />
als Opfer des Faschismus“, 20.8.1946, Nachlaß<br />
Uhlmann, Kasse 1, S. 2. 1944 meldete Prof. Dr.<br />
Walter A. Berendsohn Kurt Hiller den verme<strong>in</strong>tlichen<br />
Tod von Walter Hammer. Hiller<br />
verfaßte daraufh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Nachruf. Hammers<br />
dänische Lebensgefährt<strong>in</strong>, die er seit 1935<br />
kannte <strong>und</strong> von der er durch se<strong>in</strong>e Verhaftung<br />
im Jahre 1940 getrennt worden war, hatte aufgr<strong>und</strong><br />
der falschen Todesmeldung e<strong>in</strong>en Anderen<br />
geheiratet. Vgl.: Hammer o.J. (1946), Was<br />
man heute, S. 1. Noch im Mai 1946 meldet der<br />
NWDR mit ‚freudiger Überraschung‘, daß<br />
Hammer überlebt hat. Vgl.: Sächs. StA Leipzig,<br />
Bestand Börsenvere<strong>in</strong> der Deutschen Buchhändler<br />
<strong>in</strong> Leipzig, masch<strong>in</strong>enschriftlicher Auszug<br />
aus der Reportage vom 15.5.1946, 1 Seite.<br />
121 Vgl.: Adolf Grimme <strong>in</strong> „Die bleibende Spur“,<br />
o.J. (1967), S. 252. Se<strong>in</strong> Beitrag enthält ke<strong>in</strong>e<br />
Jahresangabe <strong>und</strong> ist daher möglicherweise erst<br />
nach 1950 geschrieben.<br />
88
122 Vgl.: W. Hammer, „Zwecks Legitimation ...“,<br />
20.8.1946, S. 2, Nachlaß Uhlmann, Kasse 1<br />
(dort wird auch e<strong>in</strong> geplanter Zuchthaus-Film<br />
aufgeführt <strong>und</strong> als gegenwärtige Aufgabe: Artikel<br />
für die <strong>in</strong>- <strong>und</strong> ausländische Presse erwähnt,<br />
die sich vermutlich auch auf das Zuchthaus<br />
beziehen); W. Hammer, R<strong>und</strong>schreiben<br />
„Liebe Kampfgenossen <strong>und</strong> Ges<strong>in</strong>nungsfre<strong>und</strong>e“,<br />
Brandenburg/Havel 28.1.1947, masch<strong>in</strong>enschriftlich,<br />
1 Textseite mit e<strong>in</strong>er handschriftlichen<br />
Postkarte von Walter Hammer,<br />
FHI, Nachlaß Dreßler. Schon im R<strong>und</strong>schreiben<br />
vom 1.9.1945 ist von „Quellenstudien für<br />
Hörspiel, Film <strong>und</strong> Roman“ die Rede. Vgl.:<br />
Walter Hammer, R<strong>und</strong>schreiben vom 1.9.1945,<br />
S. 1, Nachlaß, Mappe 59.<br />
E<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>ladung vom dänischen Außenm<strong>in</strong>isterium<br />
zu e<strong>in</strong>er Vortragsreise steht vermutlich<br />
ebenfalls hiermit <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung. Vgl.: Erwähnung<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em handschriftlichen Schreiben mit<br />
unleserlicher Unterschrift – nicht von Hammer,<br />
<strong>in</strong>: Akte des Börsenvere<strong>in</strong>s der Deutschen<br />
Buchhändler <strong>in</strong> Leipzig (StA Leipzig). Zu<br />
Arnold Weiss-Rüthels Buch „Nacht <strong>und</strong> Nebel.<br />
E<strong>in</strong> Sachsenhausen-Buch“, schrieb Hammer<br />
als Herausgeber 1949 e<strong>in</strong> Vorwort.<br />
123 Die Zulassung wurde zwar Ende 1946 beantragt,<br />
aus den Unterlagen des Börsenvere<strong>in</strong>s<br />
geht aber e<strong>in</strong>e Genehmigung nicht hervor.<br />
1947 spricht Hammer von Problemen mit der<br />
Lizenz <strong>und</strong> der Papiervergabepraxis – plant<br />
aber schon e<strong>in</strong>e Dokumentenedition zusammen<br />
mit Karl Raddatz. Vgl.: W. Hammer, „Liebe<br />
Kampfgenossen ...“, R<strong>und</strong>schreiben vom 28. 1.<br />
1947, S. 1, Nachlaß, Mappe 59. E<strong>in</strong> generelles<br />
Problem der Neugründung war das Fehlen von<br />
Belegexemplaren der bisherigen Verlagsproduktion.<br />
Hammer bat se<strong>in</strong>e Mitarbeiter <strong>und</strong><br />
Fre<strong>und</strong>e um Sammlung solcher Bücher, Zeitschriften,<br />
Prospekte, Besprechungen usw. Vgl.:<br />
W. Hammer, R<strong>und</strong>schreiben vom 1.9.1945,<br />
S. 2, Nachlaß, Mappe 59. In: „Ja. Zeitung der<br />
Jungen Generation“, vierzehntägig, 1. Jg.<br />
(1947), ohne Nummernangabe (Nr. 1?), Ausgabe<br />
vom 2. 11. 1947, f<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong> Artikel<br />
ohne Verfasserangabe, der das Konzept dieser<br />
neuen Zeitung vorstellt, sich hierbei auf die<br />
Zeitschrift „Junge Menschen“ beruft <strong>und</strong> über<br />
dessen Herausgeber Walter Hammer berichtet<br />
– u.a. über dessen Absicht der Neugründung<br />
des Fackelreiter-Verlages. Vgl.: Zeitungsausschnitt,<br />
offenbar von S. 1, im Archiv der deutschen<br />
Jugendbewegung, Nachlaß, Mappe 63.<br />
Genauere Untersuchungen zu dieser Zeitung<br />
stehen noch aus.<br />
124 Vgl.: Abschrift des Ernennungsschreibens,<br />
Nachlaß, Mappe 59. <strong>Der</strong> hohe SED-Funktionär<br />
Karl Schirdewan betonte 1948 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Aufsatz<br />
die Notwendigkeit von Forschungsstellen<br />
der Geschichte des Antifaschismus bei den verschiedenen<br />
Landesverbänden der VVN. Diese<br />
müßten e<strong>in</strong> Gesamtbild erstellen, welches über<br />
partei- <strong>und</strong> weltanschauliche Grenzen h<strong>in</strong>wegreiche,<br />
da „Sozialisten <strong>und</strong> Demokraten“ die<br />
„Kräfte des Widerstandes gegen den Faschismus“<br />
waren. Vgl.: Leo 1992, S. 144 mit Quellenangabe:<br />
Karl Schirdewan, Die politische<br />
Bedeutung <strong>und</strong> Wirksamkeit der Forschungsarbeit<br />
über die deutsche Widerstandsbewegung<br />
gegen das Nazi-Regime, <strong>in</strong>: „Unser Appell“,<br />
Zeitschrift der VVN, Berl<strong>in</strong>, Februar 1948).<br />
Laut Oschilewski 1981, S. XXI g<strong>in</strong>g die Initiative<br />
zur Gründung des Forschungs<strong>in</strong>stitutes<br />
Brandenburg von W. Hammer <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />
mit dem engeren Vorstand der VVN aus.<br />
125 Vgl.: „Brandenburg(:) das deutsche S<strong>in</strong>g-<br />
S<strong>in</strong>g“, o.J. (ca. 1952), S. 10 (Rede Hammers im<br />
NWDR am 30.8.1950). Archiv <strong>und</strong> Bibliothek<br />
waren im Gebäude der Handelskammer Brandenburg<br />
untergebracht. Vgl.: Hammer 1950,<br />
Das Totenhaus auf dem Görden, <strong>in</strong>: „Das frei<br />
Wort“, 1. Jg. (1950), Nr. 30, vom 7.9.1950, S. 5.<br />
126 Vgl.: Briefabdruck <strong>in</strong>: „Die bleibende Spur“, o.J.<br />
(1967), S. 234. E<strong>in</strong>e ähnliche Bek<strong>und</strong>ung, die offenbar<br />
im gleichen Zusammenhang im September<br />
1948 abgegeben wurde, stammt von Hermann<br />
Hesse. Vgl.: Abdruck <strong>in</strong>: „Brandenburg.<br />
Das deutsche S<strong>in</strong>g-S<strong>in</strong>g“, o.J. (ca. 1952), S. 7.<br />
127 (Hammer, W.) o.J. (ca. 1948), Forschungs<strong>in</strong>stitut<br />
Brandenburg des Landesarchivs Potsdam.<br />
Archiv – Bibliothek – Museum. Programmatische<br />
Erklärung <strong>und</strong> Bitte um Mitarbeit, 3 Textseiten,<br />
S. 1, Nachlaß Uhlmann, Kasse 1.<br />
128 Vgl.: „Brandenburg(:) das deutsche S<strong>in</strong>g-<br />
S<strong>in</strong>g“, o.J. (ca. 1952), S. 10 (Rede Hammers im<br />
NWDR am 30.8.1950); Hammer, Das Totenhaus<br />
auf dem Görden, – 1950, S. 5.<br />
129 Datum der Absetzung laut Walter Hammer, Die<br />
Bilderstürmer von Brandenburg. Schafft neue<br />
Gr<strong>und</strong>lagen für die Geschichtsschreibung, <strong>in</strong>:<br />
„Das Freie Wort“, 1. Jg. (1950), Nr. 27, vom<br />
18.8.1950, S. 3. Hammer gehörte dem Landesvorstand<br />
der „Vere<strong>in</strong>igung der Verfolgten des<br />
Naziregimes“ (VVN) an. Vgl.: W. Hammer,<br />
„Forschungs<strong>in</strong>stitut Brandenburg ... Für Auskünfte<br />
<strong>und</strong> Besche<strong>in</strong>igungen ...“, e<strong>in</strong>seitiger<br />
89
Druck o.J. (ca. 1948), Nachlaß, Mappe 59.<br />
Möglicherweise war dies ursächlich für se<strong>in</strong>e<br />
Absetzung: Die VVN war ursprünglich e<strong>in</strong>e<br />
unabhängige, überparteiliche Organisation, <strong>in</strong><br />
der neben Kommunisten auch Sozialdemokraten,<br />
Überlebende des 20. Juli 1944, Katholiken,<br />
Zeugen Jehovas <strong>und</strong> größtenteils rassisch<br />
Verfolgte organisiert waren. Die VVN geriet <strong>in</strong><br />
der SBZ ab 1948, zunächst verdeckt, dann auch<br />
öffentlich unter immer stärkeren Druck, sich<br />
offiziell zur Politik der SED zu bekennen – am<br />
21.2.1953 wurde schließlich ihre ‚Selbstauflösung‘<br />
bekannt gegeben. Nachfolgeorganisation<br />
wurde das „Komitee der Antifaschistischen<br />
Widerstandskämpfer“, e<strong>in</strong> Gremium ohne Mitgliederbasis,<br />
bestehend aus 32 bekannten Persönlichkeiten,<br />
mehrheitlich SED-Funktionäre.<br />
Dieses Gremium ordnete an, daß Treffen ehemaliger<br />
VVN-Mitglieder, „die den Charakter<br />
e<strong>in</strong>er Sitzung haben“, untersagt s<strong>in</strong>d. Vgl.:<br />
Schütrumpf 1996, S. 145 ff. Vgl. auch Reuter/Hansel<br />
1997.<br />
130 Havemann war selbst ehemaliger Häftl<strong>in</strong>g des<br />
Zuchthauses Brandenburg. Zu se<strong>in</strong>er Beteiligung<br />
an der Absetzung Hammers f<strong>in</strong>den sich<br />
ke<strong>in</strong>e H<strong>in</strong>weise <strong>in</strong>: Havemann 1990 (a), Havemann<br />
1990 (b); Havemann 1990 (c).<br />
131 Ehemaliger Häftl<strong>in</strong>g des Zuchthauses Brandenburg,<br />
Großberl<strong>in</strong>er SED-Abgeordneter, 1950-<br />
1953: Polizeipräsident von Ost-Berl<strong>in</strong>. Vgl.:<br />
„Brandenburg[:] Das deutsche S<strong>in</strong>g-S<strong>in</strong>g“, o.J.<br />
(ca. 1952), S. 10; Oschilewski 1981, S. XXI.<br />
132 1945-1948: Oberbürgermeister von Brandenburg,<br />
1949-1954: Vorsitzender der „Zentralen<br />
Kommission für staatliche Kontrolle“, 1950-<br />
1958: Abgeordneter der Volkskammer <strong>und</strong><br />
Kandidat des ZK der SED, 1954-1958: Volksbildungsm<strong>in</strong>ister.<br />
Vgl.: „Wer war wer – DDR“,<br />
1992, S. 267 f. Hammer sieht ihn offenbar als<br />
Initiator se<strong>in</strong>er Ablösung.<br />
133 Angaben über den Verbleib des Fallbeils s<strong>in</strong>d<br />
unklar: In der 1988 e<strong>in</strong>gerichteten Nationalen<br />
Mahn- <strong>und</strong> Gedenkstätte Zuchthaus Brandenburg<br />
wurde e<strong>in</strong>e Nachbildung des Fallbeils ausgestellt.<br />
Vgl.: „Brandenburger Gedenkstätten<br />
...“, 1992, S. 157. Das heute <strong>in</strong> der Brandenburger<br />
Gedenkstätte ausgestellte Fallbeil<br />
stammt nicht „aus dem Zuchthaus Brandenburg<br />
(...), sondern aus dem Zuchthaus Torgau;<br />
das Brandenburger Beil wurde erst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en<br />
See geworfen <strong>und</strong> bef<strong>in</strong>det sich heute im Deutschen<br />
Historischen Museum <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>“ (Endlich<br />
1999, S. 244).<br />
134 Das Museum sollte im April 1950 e<strong>in</strong>geweiht<br />
werden. Vgl.: W. Hammer, R<strong>und</strong>schreiben vom<br />
18.6.1949, Nachlaß Uhlmann, Kasse 1.<br />
135 Vgl.: „Brandenburg[:] das deutsche S<strong>in</strong>g-<br />
S<strong>in</strong>g“, o.J. (ca. 1952), S. 10 f. (Rede Hammers<br />
im NWDR am 30.8.1950).<br />
<strong>Der</strong> von Walter Hammer für e<strong>in</strong>e Gedenkstätte<br />
im Zuchthaus Brandenburg zusammengetragene<br />
geschlossene Bestand, zu dem Hammer<br />
auch e<strong>in</strong> Register erstellte, ist nicht erhalten geblieben.<br />
Er wurde vollständig ause<strong>in</strong>andergerissen.<br />
Sehr wenige Unterlagen g<strong>in</strong>gen an die<br />
VVN. Über den Verbleib des Hauptbestandes<br />
<strong>und</strong> des Registers ist nichts bekannt. E<strong>in</strong>zelner<br />
Schriftwechsel f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> manchen Häftl<strong>in</strong>gsnachlässen<br />
(frdl. Mitt. von Herrn Fritz<br />
Görlitz, pensionierter Leiter der 1988 e<strong>in</strong>gerichteten<br />
Gedenkstätte Brandenburg, vom<br />
18.6.2003).<br />
Zu prüfen bleibt, ob sich über die Absetzung<br />
noch Vorgänge <strong>in</strong> Akten der Kontrollkommission<br />
oder des MfS bef<strong>in</strong>den.<br />
136 Vgl.: u.a. „<strong>Der</strong> lautlose Aufstand“. Bericht<br />
über die Widerstandsbewegung des deutschen<br />
Volkes 1933-1945, an der Textredaktion waren<br />
beteiligt Walter Hammer, Guntram Prüfer <strong>und</strong><br />
Günther Weisenborn, Hrsg.: Günther Weisenborn,<br />
Hamburg: Rowohlt o.J. (1953); „Du hast<br />
mich heimgesucht bei Nacht“. Abschiedsbriefe<br />
<strong>und</strong> Aufzeichnungen des Widerstandes 1933-<br />
1945, Hrsg.: Helmut Gollwitzer, Käthe Kuhn,<br />
Re<strong>in</strong>hold Schneider, München 1954, 2. durchges.<br />
Aufl.: 1954 (auch an diesem Werk arbeitete<br />
Hammer, laut Oschilewski 1981, S. XXII<br />
mit); „Theodor Haubach zum Gedächtnis“,<br />
Hrsg.: Walter Hammer, Frankfurt a. M., 2. verbesserte<br />
<strong>und</strong> ergänzte Aufl.: 1955; Walter<br />
Hammer 2. überarb. 1956, Hohes Haus <strong>in</strong> Henkers<br />
Hand“. Rückschau auf die Hitlerzeit, auf<br />
Opfergang <strong>und</strong> Leidensweg deutscher Parlamentarier<br />
1933-1945, (Frankfurt a.M. 1956)<br />
2. überarb. Aufl., Frankfurt a.M.: Europäische<br />
Verlagsanstalt 1956; Arno Klönne, Gegen den<br />
Strom. Bericht über den Jugendwiderstand im<br />
Dritten Reich, Hannover/Frankfurt a.M.: Norddeutsche<br />
Verlagsanstalt. O. Goedel o.J. (1957):<br />
S. 130 f., 138, 151, 179 (Anm. 56 <strong>und</strong> 61) erwähnen<br />
Hammers Material. E<strong>in</strong>e Zeitungsausschnittsammlung<br />
mit Artikeln von Hammer<br />
f<strong>in</strong>det sich im Archiv der deutschen Jugendbewegung,<br />
Nachlaß, Mappe 61.<br />
137 Vgl.: „Die bleibende Spur“, o.J. (1967), S. 275,<br />
291.<br />
90
Quellen<br />
a) Archive<br />
– ABA (Arbejderbevaegelsens Bibliotek og<br />
Arkiv), Kopenhagen: Bestände: Arkiv 152:<br />
Nachlaß Walter Uhlmann: Kasse [Nr.] 1: Mappe<br />
Korrespondence med Walter og. Erna Hammer<br />
<strong>und</strong> Kasse [Nr.] 2.<br />
Karton 32.17, Mappe 327/573: Gamouflerde<br />
illegale tryk fra Tyskland (<strong>Der</strong> deutsche Tourist).<br />
– Archiv der deutschen Jugendbewegung (Burg<br />
Ludwigste<strong>in</strong>), Witzenhausen: Bestand: Nachlaß<br />
Walter Hammer mit 101 Mappen, Gliederung:<br />
Teil I: Persönliches Material, Teil II: <strong>Publizist</strong>.<br />
Tätigkeit bis 1933, Teil III: Jugendbewegung,<br />
Teil IV: Widerstand, Dokumentation, Publ.<br />
Tätigkeit nach 1933, Teil V: Korrespondenz<br />
(= Mappen Nr. 74-101: alphabetisch geordnet,<br />
enthält teils mehrere Personen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Mappe<br />
bzw. e<strong>in</strong>er Nr., Mappen Nr. 100 <strong>und</strong> 101 enthalten<br />
Korrespondenz mit nicht-identifizierten Personen):<br />
Mappen 1-73.<br />
– Deutsche Bücherei Leipzig: Sammlung: Exilliteratur<br />
(W. Hammer, Mußte das se<strong>in</strong>?, hektografiert,<br />
5 Textseiten).<br />
– Fritz-Hüser-Institut für deutsche <strong>und</strong> <strong>in</strong>ternationale<br />
Arbeiterliteratur, Dortm<strong>und</strong>: Bestand:<br />
Nachlaß Dreßler: Dre-51.<br />
– Institut für Zeitgeschichte, München: Archiv<br />
Walter Hammer 1911-1970 ED 106.<br />
– SächsStAL (StA Leipzig): Bestand: F 23721:<br />
Börsenvere<strong>in</strong> der Deutschen Buchhändler zu<br />
Leipzig.<br />
b) Literatur<br />
Ahlborn, Knud 1923, Meißnertagung 1923, <strong>in</strong>:<br />
Junge Menschen, 4. Jg. (1923), Heft 10, Okt.<br />
1923, S. 218-220.<br />
Ahlborn, Knud 1989, Klappholttal. Die Idee e<strong>in</strong>es<br />
Jugendlagers, Hamburg: Verlag Junge Menschen<br />
1921/Repr<strong>in</strong>t mit e<strong>in</strong>em Nachwort von<br />
Manfred Wedemeyer, o. Hrsg. [= Manfred Wedemeyer<br />
<strong>in</strong> Klappholttal?], o.O. [Druck: Westerland],<br />
o.V., 1989.<br />
Bag<strong>in</strong>sky, Albert 1946, E<strong>in</strong> militanter Pazifist, <strong>in</strong>:<br />
Badische Neueste Nachrichten, vom 19.10.<br />
1946, [Abschrift im Inst. f. Zeitge., München:<br />
Archiv Walter Hammer ED 106/Bd. 1].<br />
Berendsohn, Walter A. 1946, Die humanistische<br />
Front, Erster Teil, Zürich 1946.<br />
Boberach, He<strong>in</strong>z 1988, Sollmann, Wilhelm, <strong>in</strong>: Biographisches<br />
Lexikon der Weimarer Republik,<br />
Hrsg.: Wolfgang Benz <strong>und</strong> Hermann Graml,<br />
München: C. H. Beck, S. 317.<br />
Bock, Gisela 1986, Zwangssterilisation im Nationalsozialismus.<br />
Studien zur Rassenpolitik <strong>und</strong><br />
Frauenpolitik, Opladen, 1986.<br />
Borries, Achim von 1983, Mart<strong>in</strong> Buber, <strong>in</strong>: Die<br />
Friedensbewegung, S. 57-59.<br />
Brandenburg[:] Das deutsche S<strong>in</strong>g-S<strong>in</strong>g, zwei<br />
R<strong>und</strong>funkreden <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e programmatische Erklärung<br />
von Walter Hammer, [Hrsg.: offensichtlich<br />
Walter Hammer], Privatdruck o.O. [Druck:<br />
Hamburg] o.J. (ca. 1952).<br />
Brandenburgische Gedenkstätten für die Verfolgten<br />
des NS-Regimes. Perspektiven, Kontroversen<br />
<strong>und</strong> <strong>in</strong>ternationale Vergleiche, Hrsg.: M<strong>in</strong>isterium<br />
für Wissenschaft, Forschung <strong>und</strong> Kultur<br />
des Landes Brandenburg <strong>in</strong> Zusammenarbeit<br />
mit der Brandenburgischen Landeszentrale für<br />
politische Bildung, enthält: Beiträge des <strong>in</strong>ternationalen<br />
Gedenkstätten-Colloquiums <strong>in</strong> Potsdam<br />
am 8. <strong>und</strong> 9. März 1992 <strong>und</strong> Empfehlungen<br />
der Expertenkommission zur Neukonzeption<br />
der brandenburgischen Gedenkstätten vom Januar<br />
1992, Druck: Berl<strong>in</strong>: Edition Hentrich<br />
1992.<br />
Das große Lexikon des Dritten Reiches, Hrsg.:<br />
Christian Zentner <strong>und</strong> Friedemann Bedürftig,<br />
(München: Südwest Verlag 1985) Lizenzausg.:<br />
Augsburg: Weltbild 1993.<br />
Die bleibende Spur. E<strong>in</strong> Gedenkbuch für Walter<br />
Hammer 1888-1966, Hrsg.: Erna Hammer-<br />
Hösterey u. Hugo Sieker, Druck: Hamburg<br />
Erich Janßen o.J. (1967).<br />
Die Friedensbewegung. Organisierter Pazifismus<br />
<strong>in</strong> Deutschland, Österreich <strong>und</strong> der Schweiz,<br />
Hrsg.: Helmut Donat <strong>und</strong> Karl Holl, mit e<strong>in</strong>em<br />
Vorwort von Dieter Lattmann, Düsseldorf: Econ<br />
1983.<br />
Donat, Helmut 1983, He<strong>in</strong>z Kraschutzki, <strong>in</strong>: Die<br />
Friedensbewegung. S. 232-233.<br />
Donat, Helmut 1983, Hans Paasche, <strong>in</strong>: Die Friedensbewegung,<br />
S. 297-298.<br />
E.[ckardt], U.[we] 1995, Walter Hammer <strong>und</strong> die<br />
<strong>Wuppertal</strong>er Jugendbewegung, <strong>in</strong>: Romerike<br />
Berge, 45. Jg. (1995), Heft 4, S. 39.<br />
E<strong>in</strong><strong>und</strong>zwanzig (21) Monate sozialdemokratische<br />
Koalitionspolitik 1928-1930. Handbuch der<br />
Kommunistischen Reichstagsfraktion, mit Beiträgen<br />
von Eduard Alexander et alii. Hrsg.: im<br />
Auftrag des ZK der KPD, [Berl<strong>in</strong>] o. J. (ca. 1930).<br />
Endlich, Stefanie 1999, Brandenburg, <strong>in</strong>: Stefanie<br />
Endlich et alii. Gedenkstätten für die Opfer des<br />
Nationalsozialismus. E<strong>in</strong>e Dokumentation, Bd.<br />
2, Hrsg.: B<strong>und</strong>eszentrale für politische Bildung,<br />
Bonn, S. 243.<br />
91
Ethische R<strong>und</strong>schau. Monatsschrift zur Läuterung<br />
<strong>und</strong> Vertiefung der ethischen Anschauungen <strong>und</strong><br />
zur Förderung ethischer Bestrebungen, Hrsg.:<br />
Magnus Schwantje. 3. Jg. (1914), Heft 11/12,<br />
November-Dezember 1914 (zweites Friedensheft),<br />
S. 117.<br />
Exil <strong>in</strong> Dänemark. Deutschsprachige Wissenschaftler,<br />
Künstler <strong>und</strong> Schriftsteller im dänischen<br />
Exil nach 1933, Hrsg.: Willy Dähnhardt<br />
<strong>und</strong> Birgit S. Nielsen, Heide i. Holste<strong>in</strong> 1993.<br />
Geflüchtet unter das dänische Strohdach. Schriftsteller<br />
<strong>und</strong> bildende Künstler im dänischen Exil<br />
nach 1933, (Ausstellungskatalog von Willy<br />
Dähnhardt <strong>und</strong> Brigit S. Nielsen), Heide i. Holste<strong>in</strong>:<br />
Westholste<strong>in</strong>ische Verlagsanstalt Boyen &<br />
Co. 1988.<br />
Geissler, Wilhelm 1975, Kunst <strong>und</strong> Künstler <strong>in</strong> der<br />
Jugendbewegung. E<strong>in</strong> Beitrag zur Geschichte<br />
der Jugendbewegung. Burg Ludwigste<strong>in</strong>, Schriftenreihe<br />
des Archivs der deutschen Jugendbewegung:<br />
Band 1, Witzenhausen 1975.<br />
Greuner, Ruth 1965, Wandlungen e<strong>in</strong>es Aufrechten.<br />
Lebensbild Hellmut von Gerlachs. Humanistische<br />
<strong>und</strong> revolutionär-demokratische Traditionen des<br />
Bürgertums: Bd. 16: Hrsg.: Sekretariat des Zentralvorstandes<br />
der Liberal-Demokratischen Partei<br />
Deutschlands, Berl<strong>in</strong>-O.: <strong>Der</strong> Morgen. 1965.<br />
Hammer, Walter 1906, Wir K<strong>in</strong>der Gottes. Betrachtungen<br />
über wahres Christentum. Werdohl <strong>in</strong><br />
Westf.: Wilhelm Scholz.<br />
Hammer, Walter 1910, Lebensreform <strong>und</strong> Politik,<br />
Schöneberg/Berl<strong>in</strong>: Verlag Lebensreform Rudolf<br />
Leichter.<br />
Hammer, Walter 1911, Die Generalanzeiger-Presse<br />
e<strong>in</strong> Herd der Korruption, 2.Aufl. Leipzig: Dr.<br />
Hugo Vollrath.<br />
Hammer, Walter 1913, Nietzsche als Erzieher,<br />
Leipzig: Dr. Hugo Vollrath.<br />
Hammer, Walter 1915, „Ratschläge für e<strong>in</strong>en alkoholgegnerisch<br />
ges<strong>in</strong>nten angehenden Offizier“,<br />
(„Nur als Handschrift gedruckt“), 2 Textseiten ,<br />
o.O. (Archiv der deutschen Jugendbewegung,<br />
Nachlaß, Mappe 37).<br />
Hammer, Walter 1916, Die Gefahr der Fleischüberschätzung<br />
(Als Manuskript gedruckt). Walter<br />
Hammer, Königstr. 104, <strong>Elberfeld</strong>.<br />
Hammer, Walter 1917, Fettigkeiten – naplü! Anschluß<br />
– boku! E<strong>in</strong> lustig Büchel Soldaten-<br />
Deutsch, <strong>Elberfeld</strong>.<br />
Hammer, Walter 1921, Brüderlich vere<strong>in</strong>t!, <strong>in</strong>:<br />
Junge Menschen, 2. Jg. (1921), Heft 16, Ende<br />
Aug. 1921, S. 254.<br />
He<strong>in</strong>sohn, Gunnar 1998, Lexikon der Völkermorde,<br />
Re<strong>in</strong>bek bei Hamburg: Rowohlt.<br />
Helwig, Werner 1980, Die Blaue Blume des Wandervogels.<br />
Vom Aufstieg, Glanz <strong>und</strong> S<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er<br />
Jugendbewegung, (1. Aufl.: Gütersloh: Sigbert<br />
Mohn 1960), erweiterte Neuauflage: Hrsg./<br />
Nachwort: Walter Sauer, Heidenheim a. d.<br />
Brenz: Südmarkverlag Fritsch.<br />
Herfurth, Thomas o.J., Zarathustras Adler im Wandervogelnest.<br />
Formen <strong>und</strong> Phasen der Nietzsche-Rezeption<br />
<strong>in</strong> der deutschen Jugendbewegung,<br />
<strong>in</strong>: Jahrbuch des Archivs der deutschen<br />
Jugendbewegung: 17. Bd. (1986-1987), Hrsg.:<br />
Stiftung Jugendburg Ludwigste<strong>in</strong> <strong>und</strong> Archiv<br />
der deutschen Jugendbewegung [-] Burg Ludwigste<strong>in</strong>,<br />
Witzenhausen, S. 63–110.<br />
Holl, Karl 1988, Pazifismus <strong>in</strong> Deutschland, Frankfurt<br />
a.M.: Suhrkamp 1988.<br />
Im Kampf für Völkerverständigung[,] Abrüstung<br />
<strong>und</strong> Frieden. Deutsche Friedensgesellschaft –<br />
Vere<strong>in</strong>igte Kriegsdienstgegner, Hrsg.: B<strong>und</strong>esvorstand<br />
der DFG-VK, Essen 1977.<br />
Inventar zu den Nachlässen der deutschen Arbeiterbewegung<br />
für die zehn westdeutschen Länder <strong>und</strong><br />
West-Berl<strong>in</strong>. Im Auftrag des Archivs der sozialen<br />
Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung bearbeitet<br />
von Hans-Holger Paul, München 1993.<br />
Ja. Zeitung der Jungen Generation, Verantwortl.:<br />
Hugo Kielgast <strong>und</strong> He<strong>in</strong>rich Keul, Berl<strong>in</strong>-W.:<br />
Halbeck-Verlag, 1. Jg. (1947), ohne Nummernangabe<br />
(Nr. 1?), Ausgabe vom 2. 11.1947.<br />
Junge Menschen: Monatshefte für Politik, Kunst,<br />
Literatur <strong>und</strong> Leben aus dem Geiste der jungen<br />
Generation der zwanziger Jahre 1920 – 1927,<br />
ausgewählt <strong>und</strong> mit e<strong>in</strong>er Darstellung zur Biographie<br />
Walter Hammers <strong>und</strong> der Geschichte der<br />
deutschen Jugendbewegung versehen von Walther<br />
G. Oschilewski, Hrsg.: Walter-Hammer-<br />
Kreis durch Erna Hammer-Hösterey <strong>und</strong> Otto<br />
Piehl, Hamburg, [Druck: Frankfurt a. M.: dipa-<br />
Verlag] 1981, 2. Aufl.: dito 1982.<br />
Kläber, Kurt 1973, Barrikaden an der Ruhr. Erzählungen.<br />
Mit e<strong>in</strong>er biographischen Notiz von<br />
Theo P<strong>in</strong>kus, Frankfurt.<br />
Klönne, Arno o.J. (Vorwort 1957), Gegen den Strom.<br />
Bericht über den Jugendwiderstand im Dritten<br />
Reich, Hannover/Frankfurt a. M.: O. Goedel.<br />
Klönne, Arno 1982, Bündische Emigration <strong>und</strong><br />
bündischer Widerstand. Die Gruppe um die<br />
„Kameradschaft“, <strong>in</strong>: „Die Niederlande <strong>und</strong> das<br />
deutsche Exil“, Hrsg.: Dittrich <strong>und</strong> Würzner,<br />
Königste<strong>in</strong>/Ts.<br />
92
Knauer, Wilfried 1983, Walter Hammer (eigentl.<br />
Hösterey), <strong>in</strong>: Die Friedensbewegung, S. 172-173.<br />
Kriegsflugblätter. Feldzeitung des Infanterieregiments<br />
457, Hrsg.: Walter Hammer, o. O., 1917.<br />
Leo, Annette 1992, Antifaschismus <strong>und</strong> Kalter<br />
Krieg. E<strong>in</strong>e Geschichte von Verengung, Verdrängung,<br />
Erstarrung, <strong>in</strong>: Mythos Antifaschismus.<br />
E<strong>in</strong> Traditionskab<strong>in</strong>ett wird kommentiert,<br />
Begleitbuch zur Ausstellung <strong>in</strong> der Museumswerkstatt<br />
im Thälmannpark, Hrsg.: Kulturamt<br />
[Berl<strong>in</strong>-]Prenzlauer Berg mit dem Aktiven Museum<br />
Faschismus <strong>und</strong> Widerstand <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> e.V.,<br />
Berl<strong>in</strong>: Christoph L<strong>in</strong>ks Verlag, S. 143-153.<br />
Lexikon, erarbeitet nach den Unterlagen der Lexikon-Redaktion<br />
des Verlages F. A. Brockhaus,<br />
o.O.: L<strong>in</strong>gen-Verlag 1973–1974, 20 Bde.<br />
Maud von Ossietzky erzählt, mit e<strong>in</strong>em Gespräch<br />
zwischen Rosal<strong>in</strong>de v. Ossietzky-Palm <strong>und</strong><br />
Ursula Madrasch-Groschopp, (1. Aufl.: Berl<strong>in</strong>-<br />
O.: Buchverlag <strong>Der</strong> Morgen 1966), 2. erw. Neuaufl.:<br />
Berl<strong>in</strong>-O.: Buchverlag <strong>Der</strong> Morgen 1988.<br />
Mogge, Wilhelm o.J. (a) [Rezension:] „Junge Menschen“<br />
<strong>in</strong> Auswahl, <strong>in</strong>: Jahrbuch des Archivs der<br />
deutschen Jugendbewegung, 14. Bd. (1982-<br />
1983), Hrsg.: Stiftung Jugendburg Ludwigste<strong>in</strong><br />
<strong>und</strong> Archiv der deutschen Jugendbewegung [-]<br />
Burg Ludwigste<strong>in</strong>, Witzenhausen, S. 362-370.<br />
Mogge, Wilhelm o.J. (b), Jude, Preuße, Jugendbewegter.<br />
Hans-Joachim Schoeps (1909-1980), <strong>in</strong>:<br />
Jahrbuch des Archivs der deutschen Jugendbewegung,<br />
14. Bd. (1982-1983), Hrsg.: Stiftung<br />
Jugendburg Ludwigste<strong>in</strong> <strong>und</strong> Archiv der deutschen<br />
Jugendbewegung [-] Burg Ludwigste<strong>in</strong>,<br />
Witzenhausen, S. 227-240.<br />
Müller, Hans-Harald 1977, Intellektueller L<strong>in</strong>ksradikalismus<br />
<strong>in</strong> der Weimarer Republik. Se<strong>in</strong>e<br />
Entstehung, Geschichte <strong>und</strong> Literatur – dargestellt<br />
am Beispiel der Berl<strong>in</strong>er Gründergruppe<br />
der Kommnunistischen Arbeiter-Partei Deutschlands.<br />
Kronberg/Ts., S. 24-37.<br />
Müssener, Helmut 1973, Die Exilsituation <strong>in</strong> Skand<strong>in</strong>avien,<br />
<strong>in</strong>: Die deutsche Exilliteratur 1933-1945,<br />
Hrsg.: Manfred Durzak, Stuttgart, S. 114-134.<br />
Oschilewski, Walther G. 1981, Stimme des neuen Jugendwillens.<br />
Walter Hammers Leben <strong>und</strong> Werk,<br />
<strong>in</strong>: Junge Menschen. Monatshefte für Politik,<br />
Kunst, Literatur <strong>und</strong> Leben aus dem Geiste der<br />
jungen Generation der zwanziger Jahre, 1920 –<br />
1927, Hrsg.: Walter-Hammer-Kreis, Hamburg,<br />
[Druck: Frankfurt a. M.: dipa-Verlag], S. X-XXIV.<br />
Paasche, Hans 1991, „Ändert euren S<strong>in</strong>n“. Schriften<br />
e<strong>in</strong>es Revolutionärs, Hrsg.: Helmut Donat<br />
<strong>und</strong> Helga Paasche, mit e<strong>in</strong>em Nachwort von<br />
Robert Jungk, Bremen: Donat.<br />
Paasche, Hans 1994, Die Forschungsreise des Afrikaners<br />
Lukanga Mukara <strong>in</strong>s <strong>in</strong>nerste Deutschland,<br />
hg. <strong>und</strong> kommentiert von Cornelius Neutsch <strong>und</strong><br />
Karl H. Solbach, Leipzig: Gustav Kiepenheuer.<br />
Paasche, Helga o.J., E<strong>in</strong> Leben für unsere Zukunft.<br />
Hans Paasche zum 65. Geburtstag, <strong>in</strong>: Jahrbuch<br />
des Archivs der deutschen Jugendbewegung, 15.<br />
Bd. (1984-1985), Hrsg.: Stiftung Jugendburg<br />
Ludwigste<strong>in</strong> <strong>und</strong> Archiv der deutschen Jugendbewegung<br />
[-] Burg Ludwigste<strong>in</strong>, Witzenhausen,<br />
S. 305-324, 306 f.<br />
Pross, Harry 1964, Jugend, Eros, Politik. Die Geschichte<br />
der deutschen Jugendverbände, Bern/<br />
München/Wien: Scherz.<br />
Reuter, Elke/Hansel, Detlef 1997, Das kurze Leben<br />
der VVN von 1947 bis 1953. Die Geschichte der<br />
Vere<strong>in</strong>igung der Verfolgten des Naziregimes <strong>in</strong><br />
der sowjetischen Besatzungszone <strong>und</strong> <strong>in</strong> der<br />
DDR, Berl<strong>in</strong>.<br />
Scheer, Friedrich-Karl 1983, Deutsche Friedensgesellschaft<br />
(DFG), <strong>in</strong>: Die Friedensbewegung,<br />
S. 72-74.<br />
Schmidt-Dumont, Geralde 1997, Hammer, Walter<br />
(eigentlich Walter Hösterey), <strong>in</strong>: Demokratische<br />
Wege. Deutsche Lebensläufe aus fünf Jahrh<strong>und</strong>erten,<br />
Hrsg.: Manfred Asendorf <strong>und</strong> Rolf von<br />
Bockel, Stuttgart/Weimar: J. B. Metzler, S. 230-<br />
232.<br />
Schuchart, Wolfgang o.J., Sozialismus <strong>und</strong> Pazifismus.<br />
Skizzen zum politischen Programm der<br />
Zeitschrift „Junge Menschen“, <strong>in</strong>: Jahrbuch des<br />
Archivs der deutschen Jugendbewegung, 17. Bd.<br />
(1988-1992), Hrsg.: Stiftung Jugendburg Ludwigste<strong>in</strong><br />
<strong>und</strong> Archiv der deutschen Jugendbewegung<br />
[-] Burg Ludwigste<strong>in</strong>, Witzenhausen,<br />
S. 141-162.<br />
Schütrumpf, Jörn 1996, „Besprechungen zwischen<br />
ehemaligen VVN-Kameraden ... dürfen nicht<br />
mehr stattf<strong>in</strong>den.“ Antifaschismus <strong>in</strong> der DDR,<br />
<strong>in</strong>: Parteiauftrag: E<strong>in</strong> neues Deutschland. Bilder,<br />
Rituale <strong>und</strong> Symbole der frühen DDR, Hrsg.:<br />
Volker Vorsteher, Buch zur Ausstellung des<br />
Deutschen Historischen Museums vom 13. Dezember<br />
1996 bis 11. März 1997 <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>,<br />
S. 142-152.<br />
Schwartz, Michael 1995, Sozialistische Eugenik.<br />
Eugenische Sozialtechnologien <strong>in</strong> Debatten <strong>und</strong><br />
Politik 1890–1933. Bonn.<br />
Sclutius, Karl Hugo 1929, Pazifistische Kriegspropaganda,<br />
<strong>in</strong>: Die Weltbühne, unter Mitarbeit von<br />
Kurt Tucholsky geleitet von Carl v. Ossietzky,<br />
Berl<strong>in</strong>, 25. Jg. (1929), 1. Halbjahr, Heft 14,<br />
2.4.1929, S. 517-522.<br />
93
Seywald, Aiga 1994, Die Presse der sozialen Bewegung.<br />
L<strong>in</strong>ksparteien, Gewerkschaften, Arbeiterkulturbewegung,<br />
Anarchismus, Jugendbewegung,<br />
Friedensbewegung, Lebensreform, Expressionismus,<br />
Kommentiertes Bestandsverzeichnis<br />
deutschsprachiger Periodika im Institut<br />
zur Erforschung der europäischen Arbeiterbewegung<br />
(Bochum), im Institut für Zeitungsforschung<br />
der Stadt Dortm<strong>und</strong> <strong>und</strong> im Fritz-Hüser-<br />
Institut für deutsche <strong>und</strong> ausländische Arbeiterliteratur<br />
der Stadt Dortm<strong>und</strong>, Essen: Klartext<br />
Verlag.<br />
Steffensen, Steffen 1993, Walter Hammer, Schriftsteller<br />
<strong>und</strong> Redakteur, <strong>in</strong>: Exil <strong>in</strong> Dänemark.<br />
Deutschsprachige Wissenschaftler, Künstler <strong>und</strong><br />
Schriftsteller im dänischen Exil nach 1933.<br />
Hrsg.: Willy Dähnhardt <strong>und</strong> Birgit S. Nielsen,<br />
Heide i. Holste<strong>in</strong>.<br />
Ste<strong>in</strong>berg, Hans-Josef 1983, August Siemsen, <strong>in</strong>:<br />
Die Friedensbewegung, S. 359-360.<br />
Thöm<strong>in</strong>g, Jürgen C. 1981, Literatur zwischen sozialrevolutionärem<br />
Engagement, „Neuer Sachlichkeit“<br />
<strong>und</strong> bürgerlichem Konservatismus, <strong>in</strong>:<br />
Berg/Böhme/Fähnders u.a.: Sozialgeschichte<br />
der deutchen Literatur von 1918 bis zur Gegenwart,<br />
Frankfurt/a. M.<br />
Treziak, Ulrike 1986, Deutsche Jugendbewegung<br />
am Ende der Weimarer Republik. Zum Verhältnis<br />
von Bündischer Jugend <strong>und</strong> Nationalsozialismus,<br />
Frankfurt a. M.<br />
Wer war wer – DDR. E<strong>in</strong> biographisches Lexikon,<br />
Hrsg.: Jochen Cerny unter Mitwirkung von<br />
Lothar Berthold et alii. 2. durchges. Aufl.: Berl<strong>in</strong>:<br />
Ch. L<strong>in</strong>ks 1992.<br />
Werner, Gerhart 1967, Walter Hammer, <strong>in</strong>: <strong>Wuppertal</strong>er<br />
Biographien: 7. Folge, Beiträge zur Geschichte<br />
<strong>und</strong> Heimatk<strong>und</strong>e des <strong>Wuppertal</strong>s:<br />
Hrsg.: im Auftrag der Abteilung <strong>Wuppertal</strong> des<br />
Bergischen Geschichtsvere<strong>in</strong>s von Marie-Luise<br />
Baum: Bd. 15, <strong>Wuppertal</strong>: Born-Verlag, S. 47-55.<br />
Werner, Gerhart 1980, <strong>Wuppertal</strong>er Nietzscheaner:<br />
Jes<strong>in</strong>ghaus, Hammer, Stöcker, Bertram, <strong>in</strong>: Genii<br />
loci dispersi: Beiträge zu „<strong>Wuppertal</strong>er<br />
Philosophen“, Hrsg.: Heide He<strong>in</strong>z, Würzburg:<br />
Johannes Königshaus u. Thomas Neumann,<br />
S. 60-89.<br />
Wie e<strong>in</strong> stolzer Adler. Die beliebtesten Lieder <strong>Der</strong>er<br />
vom Inf.-Reg.457, den ausrückenden Vierh<strong>und</strong>ertsieben<strong>und</strong>fünfzigern<br />
mit guten Wünschen<br />
auf den Weg gegeben von Robert Schaefer,<br />
Hrsg.: Walter Hammer, o. O., 1917.<br />
Wieland, Lothar 1983, Lehmann-Rußbüldt, <strong>in</strong>: Die<br />
Friedensbewegung, S. 249-250.<br />
Wolf, Hans 1973, Enno Narten[:] Begründer der<br />
Jugendburg Ludwigste<strong>in</strong>, Initiator des Archivs<br />
der Jugendbewegung (1899-1973) [Nachruf], <strong>in</strong>:<br />
Jahrbuch des Archivs der deutschen Jugendbewegung,<br />
5. Bd. (1973), Hrsg.: Günther Franz,<br />
Hans Wolf, Gerhard Ziemer, Burg Ludwigste<strong>in</strong><br />
[Witzenhausen], S. 121-123.<br />
Wolschke-Bulmahn, Joachim o.J., Kriegsspiel <strong>und</strong><br />
Naturgenuß. Zur Funktionalisierung der bürgerlichen<br />
Jugendbewegung für militärische Ziele,<br />
<strong>in</strong>: Jahrbuch des Archivs der deutschen Jugendbewegung,<br />
17. Bd. (1986-1987), Hrsg.: Stiftung<br />
Jugendburg Ludwigste<strong>in</strong> <strong>und</strong> Archiv der deutschen<br />
Jugendbewegung [-] Burg Ludwigste<strong>in</strong>,<br />
Witzenhausen, S. 251-270.<br />
Zehn Jahre im Dienst e<strong>in</strong>er Ges<strong>in</strong>nung, im Kampf<br />
für Frieden, Freiheit, Kultur <strong>und</strong> Recht, [Katalog]<br />
Berl<strong>in</strong>: Fackelreiter o.J. (1932).<br />
Ziechmann, Jürgen 1983, Leonard Nelson, <strong>in</strong>: Die<br />
Friedensbewegung, S. 278-279.<br />
Ziemer, Gerhard/Wolf, Hans1961, Wandervogel<br />
<strong>und</strong> Freideutsche Jugend, im Auftrag der Vere<strong>in</strong>igung<br />
Jugendburg Ludwigste<strong>in</strong> e.V., (1. Aufl.:<br />
Bad Godesberg: Voggenreiter 1961), 2. Aufl.:<br />
Bad Godesberg: Voggenreiter.<br />
Verfasser/Kontaktadressen der Verfasser:<br />
– Dipl.-Pol. Axel Flake, Graefestr. 67, 10967 Berl<strong>in</strong>,<br />
e-mail über: mercator67@compuserve.de<br />
(Wird das Thema weiterbearbeiten: Korrekturen,<br />
H<strong>in</strong>weise, Ergänzungen s<strong>in</strong>d sehr erwünscht!).<br />
– Heiko Schmidt, c/o Prometheus-Antiquariat,<br />
Wrangelstr. 48, 10999 Berl<strong>in</strong>, e-mail: <strong>in</strong>fo@<br />
prometheus-antiquariat.de.<br />
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