(567 KB) - .PDF - Gemeinde Wildschönau
(567 KB) - .PDF - Gemeinde Wildschönau
(567 KB) - .PDF - Gemeinde Wildschönau
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
erst am 2. Dezember 1848 offiziell die höchste<br />
Würde in der Habsburgermonarchie übernommen<br />
hatte, begann bereits im Frühjahr 1908 – verständlich<br />
schon allein aus klimatischen Gründen<br />
- eine Welle von entsprechenden patriotischen<br />
Initiativen. So setzte man etwa im April/Mai<br />
innerhalb weniger Tage in Schwoich, Nauders,<br />
Ehrwald, Kranebitten und Walchsee Kaiserlinden,<br />
und in St. Johann pflanzte man gar eine ganze<br />
Kaiserjubiläumsallee. Am Sonntag, den 24. Mai<br />
1908, war es dann auch in Oberau in der <strong>Wildschönau</strong><br />
so weit. Der in Innsbruck erscheinende<br />
„Allgemeine Tiroler Anzeiger“ berichtete in<br />
seiner Ausgabe vom 27. Mai:<br />
„Ein Doppelfest in Oberau in der <strong>Wildschönau</strong>.<br />
Man schreibt uns vom 25. Mai: Gestern nachmittags<br />
wurde in unserer <strong>Gemeinde</strong> ein kleines<br />
Doppelfest gefeiert. Einmal wurde am schönsten<br />
Platz des Dorfes eine Jubiläums-Linde gesetzt.<br />
Dazu waren erschienen: der Veteranenverein mit<br />
Fahne, die Feuerwehr, welche den Baum umpfl<br />
anzte und die Musik, die währenddessen ihre<br />
schneidigen Weisen und patriotischen Lieder hören<br />
ließ. Dann hielt Hochw. Herr Pfarrer Schartner<br />
eine begeisternde Ansprache, welche dann in<br />
die Volkshymne und in ein dreifaches Hoch auf<br />
unseren Kaiser ausklang. Hierauf wurde unserm<br />
Kapellmeister Herrn Josef Gföller, der schon 40<br />
Jahre dieses Amt in höchst uneigennütziger Weise<br />
bekleidet und keine Mühe scheute, uns unsere<br />
Musik zu eine der besten heranzubilden, feierlich<br />
das Ehrenbürgerdiplom der <strong>Gemeinde</strong> Oberau<br />
überreicht. Den Schluß bildete noch eine Probe<br />
der Feuerwehr und ein paar fröhliche Stunden<br />
beim Kellerwirt“.<br />
Kürzere Berichte über diese Festveranstaltung<br />
erschienen ebenso in anderen Tiroler Zeitungen,<br />
wobei auch der Platz der Jubiläumslinde<br />
„zwischen Pfarrhaus und Schulhaus“ genauer<br />
beschrieben wurde. Das Alte Schulhaus hinter<br />
dem Café Unterberger ist als solches den älteren<br />
Oberauern durchaus noch bekannt. Bis zur Errichtung<br />
der neuen großen Volksschule im Jahre<br />
1931 wurden die Oberauer Kinder hier und in<br />
anderen Häusern mehr oder weniger behelfsmäßig<br />
unterrichtet. Dass das spätere SPAR-Geschäft<br />
Steiner einst der Pfarrhof von Oberau war, dürfte<br />
hingegen weitgehend in Vergessenheit geraten<br />
sein, nachdem gerade um 1908/09 das neue Widum<br />
südlich der Kirche errichtet worden ist.<br />
<strong>Wildschönau</strong>er <strong>Gemeinde</strong>blatt<br />
Höhepunkte des Festaktes vom 24. Mai 1908 bildeten<br />
offensichtlich das Absingen der Volkshymne,<br />
wie man das „Gott erhalte, Gott beschütze …“<br />
offiziell nannte, und das dreifache „Hoch“ auf<br />
den Herrscher. Von den in den Zeitungsartikeln<br />
erwähnten Personen stand Pfarrer Johann Schartner<br />
damals noch am Beginn seines langen Wirkens<br />
in dieser Funktion an der Spitze der Pfarrei<br />
Oberau, die er von 1906 bis 1946 als Seelsorger<br />
betreute. Der Kapellmeister Josef Gföller vom<br />
Steinerbauern in Endfelden/Oberau sollte ebenfalls<br />
noch lange diese Tätigkeit ausüben. Er starb<br />
1928. Die Bronzeplatte neben den Priestergräbern<br />
an der Oberauer Pfarrkirche, in der die Verdienste<br />
von Josef Gföller für die Nachwelt festgehalten<br />
sind, spricht gar von einer 67jährigen Tätigkeit<br />
als Kapellmeister und Chorsänger. Seine Musikalität<br />
und Einsatzfreude sorgten dafür, dass die<br />
Oberauer Musik damals einen besonders guten<br />
Ruf genoss – was ja auch im Zeitungsbericht<br />
deutlich zum Ausdruck kommt. Die Verleihung<br />
der Ehrenbürgerwürde der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Wildschönau</strong><br />
(nicht Oberau, wie es im Zeitungsartikel irrtümlich<br />
heißt) an Josef Gföller stellte eine damals<br />
noch äußerst seltene Auszeichnung dar.<br />
Bei der Oberauer Feuerwehr, die neben den<br />
Veteranen und der Musik bei diesem Festakt<br />
im Mai 1908 offenbar besonders in Erscheinung<br />
trat, war wohl noch der Schwung der Neugründung<br />
im Jahre 1901 zu verspüren. Im Protokollbuch<br />
der neuen Einrichtung wurde zum Mai 1908<br />
vermerkt: „zur Parade ausgerückt“, und man<br />
benutzte die Feierlichkeit offensichtlich auch<br />
dazu, die Einsatzmöglichkeiten der jungen Wehr<br />
zu überprüfen und zugleich auch der Öffentlichkeit<br />
vorzuführen. Noch im Jahre 1954 veranlasste<br />
der damalige Kommandant der Oberauer<br />
Feuerwehr, der bekannte <strong>Gemeinde</strong>sekretär und<br />
Chronist Hans Mayr, eine Niederschrift, in der<br />
die beiden damals noch lebenden Zeitzeugen des<br />
Geschehens von 1908 Heinrich Klingler (Zimmermeister)<br />
und Josef Sandbichler (Obinghäusl)<br />
bezeugten, dass die Linde von der Feuerwehr gesetzt<br />
worden war. Daraus leitete man dann sogar<br />
ab, dass der Baum, obwohl auf <strong>Gemeinde</strong>grund<br />
gepflanzt, im Eigentum der Feuerwehr Oberau<br />
stehe. Auch der im Mai 1908 mit seiner Fahne<br />
ausgerückte Veteranenverein konnte damals noch<br />
nicht auf einen langen Bestand zurückblicken.<br />
Erst zehn Jahre vorher war diese patriotische