Baukunst und Kunstakademie
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<strong>Baukunst</strong> <strong>und</strong> <strong>Kunstakademie</strong><br />
Ein Umriß zur Geschiente der Architekturabteilung der Kunst-Akademie zu Düsseldorf,<br />
Zum H<strong>und</strong>ertjährigen Jubiläum der Akademie-Neugründung am 1. November 1919<br />
von Prof. Dr. Richard Klajfrheck* Mitglied der <strong>Kunstakademie</strong><br />
Die Geschichte der Düsseldorfer Kunst <strong>und</strong> der Düsseldorfer <strong>Kunstakademie</strong> ist bisher von<br />
allen Bearbeitern ausschließlich als ein Kapitel der Geschichte der Malerei behandelt worden.<br />
Sie beginnt mit Johann Wilhelm von der Pf als, dem kurfürstlichen Mä^en, aus dessen Kunstsammlungen<br />
sich unmittelbar die <strong>Kunstakademie</strong> entwickelt hat. Wenn man von seinen künstlerischen<br />
Verdiensten um Düsseldorf redet, so denkt man lediglich seiner unvergleichlichen<br />
Gemäldesammlung, die seit dem Jahre 1805 den Gr<strong>und</strong>stock der Alten Pinakothek zu München<br />
bildet. Die Kurfürstliche <strong>Kunstakademie</strong> (1769 — 1805) wird nach den Arbeiten der Maler Lambert<br />
Krähe <strong>und</strong> Johann Peter Langer beurteilt. Und ebenso die im Jahre 1819 neubegründete Akademie<br />
ausschließlich nach den Werken ihrer Maler. Aber diese völlig einseitige Beurteilung gibt von der<br />
Geschichte <strong>und</strong> Bedeutung der Düsseldorfer Kunst <strong>und</strong> Akademie ein ganz falsches Bild. Um es<br />
von vornherein einmal richtig zu skizzieren: wenn die Akademie im Jubiläumsjahre der Neugründung<br />
nach jahrelangenVorarbeiten <strong>und</strong> Verhandlungen ihren bisherigen Klassen für Maler <strong>und</strong><br />
Bildhauer auf breit angelegter Gr<strong>und</strong>lage eine Architekturabteilung <strong>und</strong> Klassen für Garten-,<br />
dekorative, angewandte <strong>und</strong> Flächenkunst <strong>und</strong> Lehrwerkstätten angegliedert hat <strong>und</strong> beim Eintritt<br />
in das neue Jahrh<strong>und</strong>ert diese noch weiter auszubauen gedenkt* so stellt sie damit nur ihren früheren<br />
Abb. 1. Düsseldorf* Die ehemalige <strong>Kunstakademie</strong> (altes kurfürstliches Scnloi/)<br />
Links Eingang zum Galeriehof — Im Vordergr<strong>und</strong> die Hauptwache. Vgl. Abb. 2 — 7,<br />
195<br />
30<br />
W. M. B. IV 7 8
Abb. 2. Dusseldorf. Schnitt durch das ehemalige Galeriegebaude<br />
Nach Nie. de Pigages Katalog von 1778. Vgl. Abb. 1, 3—7<br />
Abb. 3. Dusseldorl. Ehemaliges üaleriegebaude<br />
Vgl. Abb. 1, 2, 4 7<br />
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Abk. 4. Düsseldorf. Scknitt durck die ekemalige Akademie (altes kurfürstliches Scklol?)<br />
Links alter Galeriebau. Nach einer Aufnahme von 1756. Vgl. Abb. 1-3, 5-7<br />
Abk. 5. Düsseldorf, Alte Akademie<br />
Liaks ehemalige Gemäldegaleric. Rechts ehemaliges kurfürstliches Schloß Vgl. Abb. 1-4, 6, 7. 197<br />
30*
Zustand wiederher<strong>und</strong>nimmt eine in den letzten Jahrzehnten durch falsch orientierte Organisationseinflüsse<br />
unterbrochene Überlieferung der Zeit Johann Wilhelms, der kurfürstlichen wie der<br />
preußischen Akademie der ersten Jahrzehnte -wieder auf.<br />
Die Düsseldorfer Gemäldegalerie Johann Wilhelms war ja nur ein Teil, <strong>und</strong> nicht einmal der<br />
ausschlaggebende Teil seiner ausgedehnten Kunstbestrebungen. DaJ? seine sog. „Schatzkammer".<br />
eine Überfülle ausgesuchter kunstgewerblicher Kostbarkeiten, seine w<strong>und</strong>erbaren ^Vaffen-.<br />
Medaillen-, Plastiken-, Antiken-, Instrumenten- <strong>und</strong> 'wissenschaftlichen Sammlungen in nicht<br />
geringerem MaJ?e seine Interessen dauernd fesselten, ist viel zu wenig bekannt. Aber dabei handelt<br />
es sich nicht ausschließlich um Johann AVilhelms Sammelleidenschaft, Ihm war darum zu tun, das<br />
Kunsthandwerk in seinen niederrheinischen Landen zu heben <strong>und</strong> beleben. Man liebt es, von einer<br />
^Düsseldorf er Malerschule" unter JohannWilhelm zu reden <strong>und</strong> die große Zahl klangvoller Namen<br />
aufzuführen. Aber nicht weniger bedeutend war Johann Wilhelms Düsseldorfer Kunsthandwerkerkolonie:<br />
Johann Franz Douven, Peter Boy» Johann Jacob Buchhoven, Michael Posner, Johann<br />
Conrad Sartor waren seine Kunstdemailöre. VidoTasso stand jahrelang mit einer Schar italienischer<br />
Damastwirker in seinen Diensten. Wilhelm Bird als Kunstschlosser. Carlo Bonaveri, Francesco<br />
Orsolini, Gorini, Gualardi, Antonio Rizzo, Bugliachi, Antonio Fabri u. a. als Kunststuckatöre,<br />
Guidemont Guimet de Beaulie, Isaac Naville, Lagisse, Fürstenfeld, Dionysius de Four <strong>und</strong> Noel de<br />
Nou als Kunstuhrmacher. Giorgio Stella, Simon Eckart <strong>und</strong> Johann Carmer als ,,Kabinettsjubiliere*\<br />
Dann die Kunsthandwerker Isaac <strong>und</strong> Franziscus Guimon, Jacob Peravard u. a. Anton Lautenschein,<br />
der bew<strong>und</strong>erte Kunstschreiner. Die geschickten Medaillenschneider Johann Linck, Johann Heinrich<br />
Hanckamer, Gabriel le Clerc, Johann Seiter usw. Ihre Arbeiten zählen zu den besten ihrer<br />
Zeit, Dann nicht zu vergessen der unvergleichliche ^Vaffenmeister Hermann Bongard. Die Arbeiten<br />
dieser Meister wird man in den Sammlungen des Bayrischen National-Museums zu München <strong>und</strong><br />
in den ehemaligen kgl. Schlössern dort wiederfinden. Johann Wilhelm suchte aus allen Gegenden<br />
„aller rarer Manufacturen Liebhaber <strong>und</strong> erfahrene Leuthe auch andere von nutzbaren Handwerkhs-<br />
Leuthen zue Einpflanzung <strong>und</strong> Besetzung allhie zu bawen angefangener Statt beyzubringen*\ Damit<br />
berühren wir das wichtigste Kapitel der Kunstbestrebungen Johann Wilhelms, seine großen Bauunternehmungen<br />
<strong>und</strong> die Stadterweiterung Düsseldorfs, das beim Heimgänge des Kurfürsten ein<br />
ganz neues Aussehen erhalten <strong>und</strong> um die Hälfte seines früheren Flächeninhaltes sich ausgedehnt<br />
hatte* Im Mittelpunkte der großzügigen Unternehmungen stand, neben den Architekten Paul Reiner,<br />
Michael Cagnon, Domenico Martinelli, Jacobus du Bois, Antonio Riva <strong>und</strong> Aloysius Bartolus oder<br />
Bartoly, die Gestalt des kurfürstlichen Oberbaudirektors Mathias Graf von Alberti.<br />
Ein vergessener Barockarchitekt. Aber nicht allein einer der Hauptträger der Kunstbestrebungen<br />
Johann Wilhelms, sondern auch eine interessante gelehrte Persönlichkeit. Er war Mitglied der von<br />
dem Cosmographen der Republik Venedig, Marcus Vinzenz Coronelly, gegründeten „Akademie der<br />
Argonauten**. Das Bayrische National-Museum zu München bewahrt von ihm noch einen Erdglobus<br />
mit der Inschrift Matteo Conte di Alberti. Aber auch andere wissenschaftliche Experimente<br />
beschäftigten ihn, <strong>und</strong> damit gewann er das besondere Vertrauen des ebenfalls wissenschaftlich rege<br />
interessierten Kurfürsten, der ihn zu seinem Generaladjutanten <strong>und</strong> Generalwachtmeister des kurfürstlich<br />
pfälzischen Artillerie- <strong>und</strong> Ingenieurcorps ernannte. Man hat lange Zeit den Namen Alberti<br />
nicht weiter umschreiben können, bis Paul Clemen im Jahre 1898 bei Gelegenheit der Veröffentlichung<br />
des grandiosen Schloßprojektes für Düsseldorf im dortigen Historischen Museum den<br />
Grafen als Verfasser festlegen konnte 1 ). Genauere Angaben über seine Lebensumstände findet man<br />
in der Prachthandschrift von George Marie Raparini, Johann Wilhelms Cabinets-Secretario.'")<br />
Theodor Levin hat dazu noch wertvolle archivalische Ergänzungen liefern können. 3 ) Raparini nennt<br />
den kurfürstlichen Oberbaudirektor „castrorum praefectus et supremus aedificorum director".<br />
*) Paul Clemen in der Zeitschrift für Bauwesen. 1898, 5- 158.<br />
^) «,Lc portrait du vrai me.fitc dantf la perttonnc scr. de mons. TElccteur Palatin"' im Besitz von Herrn Otto Plauni auf der<br />
Fahneburg bei Düsseldorf.<br />
3 ) Düsseldorfer Jahrbuch XX, S. 123.<br />
198
6. Düsseldorf. Ekcmali^e Akademie (altes kurfürstliches Scklol?)<br />
Nach einer Aufnahme von 1756. Vgl. Abh. 4 u. 7<br />
Abk. 7. Düsseldorf. Ehemaliges Schloß<br />
Gruodrfl?. Rechts die Wache mit dem Galcriehof. Nach einer Aufnahme von 1756<br />
199
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ALL. 8. Schloß Bensberg, Heutiger Zustand<br />
Vgl. Abb. 10, 11<br />
Alberti stammt aus Venedig. Seine künstlerischen <strong>und</strong> wissenschaftlichen Studien hatte er in<br />
Paris gemacht. Um 1695 steht er in Johann Wilhelms Diensten, für den er die neue Oper baut.<br />
Die Italiener Gorini <strong>und</strong> Gualardi haben die reichen Stuckdekorationen geschaffen, Antonio Bernardi<br />
die Theaterdekorationen. Aber leider ist der Bau, der seinerzeit so viel künstlerische Pracht<br />
entfaltet hat nicht mehr erhalten. Auch keine Pläne desselben. Einige Jahre nach Vollendung der<br />
Oper fesselte Alberti ein größerer Auftrag. Johann Wilhelm wollte um das Jahr 1698 seine Residenz<br />
von Düsseldorf nach Heidelberg<br />
verlegen, die von den Franzosen zerstörte<br />
Stadt neu aufführen lassen, deren Ausbau<br />
in der Ebene von einem Riesensehlol?-<br />
projekt bekrönt werden sollte. Johann<br />
Wilhelm plante so etwas, wie später<br />
Erlangen, Mannheim <strong>und</strong> Karlsruhe geworden<br />
sind. Die Architekten Flemal<br />
<strong>und</strong> Dörr <strong>und</strong> der Bildhauer Heinrich<br />
Charasky waren mit den Vorarbeiten<br />
betraut. Alberti entwarf den Schloßbau.<br />
Die Pläne selbst sind nicht mehr erhalten,<br />
wohl noch im Münchener Geheimen<br />
Staatsarchiv die Begleitschreiben.<br />
Aber nach diesen ist es recht schwer,<br />
sich ein klares Bild von Albertis Ideen<br />
zu bilden. 1 ) Im übrigen scheiterten die<br />
großzügigen Pläne am Widerstände der<br />
Heidelberger Bevölkerung, Ebenso<br />
Johann Wilhelms Absicht, das zerstörte<br />
Schloß auf dem Berge wieder herzustellen.<br />
Der Kurfürst wandte sich<br />
Afcb. 9. ScUoi? Bensberg. Mittelstück der Ruckfront<br />
l) Levin, a. a. O. S* 137. — Karl Lohmey^r, geplante<br />
Umbauten <strong>und</strong> Verlegungen des Heidelberger<br />
Schlosses in der Barockzeit. Mitt. d. Heidelberger<br />
Schlosses. Band I. SAH. - Richard Kiapheck,<br />
Geschichte der <strong>Kunstakademie</strong> zu Düsseldorf.<br />
Band I, Seite 51.<br />
200
nunmehr mit erhöhtem Interesse dem Ausbau Düsseldorfs zu. Die alte Grafenburg auf dem<br />
Burgplatz wurde wiederhergestellt <strong>und</strong> auf das prächtigste ausgebaut.<br />
Die altehrwürdige Burg des 13. Jahrh<strong>und</strong>erts, die der Ausgang des späteren Düsseldorfs gewesen,<br />
das sich zu Fül?eu ihrer Mauern <strong>und</strong> Graben sammelte, ward auch der Ausgang für Johann<br />
Wilhelms Düsseldorfer Kunstbestrebungen. Ihre frühere Geschichte <strong>und</strong> Schicksalsschläge kann<br />
ich hier übergehen 1 ). Im Jahre 1698 begann die üppige Wiederherstellung des durch eine Pulverexplosion<br />
einige Jahrzehnte vorher beschädigten Baus. Neben Alberti waren auch die Baumeister<br />
Domenico Martelli, der Schöpfer des Lichtensteinschen Majoratshauses in Wien, <strong>und</strong> Antonio<br />
Riva hier tätig. Ein ganz klares Bild ist von dem Ausbau heute leider nicht mehr zu gewinnen.<br />
Die Beschießungen in den Jahren 1758 <strong>und</strong> 1794 haben das Schlol? böse mitgenommen. Die kostbare<br />
Einrichtung ging teils verloren, teilswar sie nach Mannheim oder München in Sicherhext<br />
gebracht worden. Der Bruch der <strong>Kunstakademie</strong> vom Jahre 1873, die sich in der alten Burg eingerichtet<br />
hatte, hat die letzte Erinnerung an Johann Wilhelms Schloßbau bis auf den einen r<strong>und</strong>en<br />
Eckturm beseitigt* Aus alten Aufnahmen aus dem Jahre 1756 (Abb. 4,6,7) <strong>und</strong> Darstellungen vor<br />
dem letzten Brande (Abb. 1, 3, 5) kann man sich nur dürftig eine Vorstellung von dem einstigen<br />
W\inderbau schaffen. Und ein W<strong>und</strong>erbau war es in der Tat! Man mui? sich nur einmal von der<br />
prächtigen Ausstattung der einzelnen Räume, den eingelegten, reich gemusterten Böden aus seltenen<br />
kostbaren Hölzern, Metall, Elfenbein <strong>und</strong> Schildkröten* dem Mobiliar, den Wand- <strong>und</strong> Deckenmalereien<br />
der Johann Franz Douven, Adriana Spielberg, Jan van Kessel u. a., von der Schatzkammer<br />
<strong>und</strong> den Kunstsammlungen erzählen lassen durch den Chevalier de Blainville <strong>und</strong> Herrn<br />
Zacharias von Uffenbach, die in den Jahren 1705 <strong>und</strong> 1711 das Schloß besuchten, <strong>und</strong> die alten<br />
Klapheck h <strong>Baukunst</strong> am Nifidcrrhein I. S. 185 ff.<br />
Abt. 10. Schloß Bensberg. Wiederherstellungs versuch von Rickard Klapheck<br />
Vgl. Abb. 8<br />
201
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202
Inventare 1 ). Das Schloff war schließlich ein unwohnliches Magazin geworden. Und um nui<br />
einigermaßen Raum zu schaffen., ließ Johann Wilhelm nebenan durch Jacobus du Bois da«<br />
neue Galeriegebäude, das sog. „Kunsthaus" errichten (Abb. 1—5, 7).<br />
Wenn man den Schloßhof nach dem Marktplatz zu verließ durch die neugeschaffenen Arkaden,<br />
vorbei an der großen Fontaine von Gabriel Chevalier de Grupello, die später ÄU Gr<strong>und</strong>e ging, so lag<br />
vor dem viereckigen Südostturm zunächst die Wache (Abb. 7)* Ein langgezogener Flügel, vor<br />
den eine offene Wandel- <strong>und</strong> Säulenhalle lief (Abb. 1). An beiden Enden eingefaßt von Pavillons<br />
mit reich gegliederter Attika. Und über das Ganze ließ der nordöstliche r<strong>und</strong>e Eckturm des<br />
Schlosses seine Haube hinausragen. Eine malerische Kulisse. Und städtebaulich der reizvolle<br />
Abschluß vom Marktplatze aus. Durch den einen Pavillon betrat man den Galeriehof (Abb. 3).<br />
Und hier öffnete sich dem Südflügel des Schlosses der hufeisenförmige Galeriebau (Abb. 7). Heute<br />
ist nur noch ein Flügel der Anlage erhalten. Aber der reich illustrierte Prachtkatalog der<br />
Gemäldesammlung von Nicolas de Pigage hat uns nicht allein Gr<strong>und</strong>riß <strong>und</strong> Schnitt (Abb. 2),<br />
sondern auch von jeder Wand der Galeriesäle die Anordnung der Kunstschätze bildlich überliefert 2 ).<br />
Der Bau war recht einfach. Ein Nutzbau, der schlichte Rahmen für die Kostbarkeiten, die er<br />
fassen sollte. Nur die Mittelachse des Mittelbaus hatte sich in einem vortretenden Risalit eine<br />
reichere Gliederung gestattet, oben in einer Attika das Portraitmedaillon Johann Wilhelms <strong>und</strong><br />
seiner Gemahlin. In der Mitte des Hofes stand einstens die Riesenpyramide, die phantastische<br />
plastische Allegorie von Grupello, die später den Mannheimer Paradeplatz schmücken mußte. Im<br />
Erdgeschoß des Galeriebaus standen die Plastiken. Im Obergeschoß hingen die Gemälde. Abner<br />
Birdt hatte die kunstvolle Treppe geschaffen. Gerhard Josef Karsch hatte das Treppenhaus ausgemalt<br />
<strong>und</strong> Antonio Milanesi, Domencio Zanetti, Antinio Pellegrini <strong>und</strong> Martin Fischer die Decken<br />
der Galeriesäle mit Scheinarchitekturen. Das war, neben dem Schlosse, die Stätte, die im<br />
18. Jahrh<strong>und</strong>ert aus aller Herren Länder die vornehmsten Namen nach Düsseldorf lockte <strong>und</strong> wo<br />
im folgenden Jahrh<strong>und</strong>ert sich die <strong>Kunstakademie</strong> einrichtete* Und bis zum Akademiebrand vom<br />
Jahre 1873 war der dekorative Schmuck der Wände <strong>und</strong> Decken noch erhalten.<br />
Ein glücklicherer Stern als über dem Düsseldorfer Schloß, Oper <strong>und</strong> Marstall <strong>und</strong> Johann<br />
Wilhelms Plänen für Heidelberg hat über Albertis Schloßbau zu Bensberg gestanden, wenn auch<br />
die Jahre 1792 <strong>und</strong> folgende, während deren es als Lazarett der kaiserlichen Heere benutzt wurde,<br />
ihm übel mitgespielt haben, <strong>und</strong> wenn auch das Jahr 1805 ihm bis auf geringere Dinge alle Kunstwerke<br />
entführte <strong>und</strong> die Umgestaltung zu einem Kadettenhause in den Jahren 1838 bis 1842 den<br />
stolzen Bau arg entstellt hat. Die Treppenhäuser wurden verlegt <strong>und</strong> dabei natürlich die einst so<br />
bew<strong>und</strong>erten Deckenmalereien beseitigt. Die für die Geschichte der Barockplastik in den Rheinlanden<br />
höchst interessanten Stukkaturen 'wurden bis auf wenige Reste abgeschlagen. Marmorkamine<br />
<strong>und</strong> Balkongitter wurden herausgerissen. Die offenen mit Arkaden belebten Galerien der Außenflügel<br />
wurden zugemauert <strong>und</strong> ebenso der innere Hof, so daß die perspektivische Raumwirkung<br />
des Schloßhofes ganz außerordentlich beeinträchtigt worden ist (Abb. 8). Ich habe versucht, den<br />
einstigen Zustand zeichnerisch wieder herzustellen (Abb. 10,11). Alte Darstellungen bei JanWeenix<br />
in der Alten Pinakothek zu München <strong>und</strong> in der Raparinischen Handschrift waren die Unterlagen.<br />
Dazu der erhaltene Gr<strong>und</strong>riß vor der Entstellung 3 ). Albertis Studienjahre in Paris sind unverkennbar.<br />
Die großen Franzosen Leveau <strong>und</strong> Hardouin Mansard schwebten seinen Arbeiten vor<br />
Augen. Vor allem aber Versailles, in dem Zurücktreten der Seitenflügel, der Kniestellung der<br />
Hof gebäude, dem Abnehmen der Stockwerkhöhen bis zu den nur eingeschossigen Außenbauten mit<br />
Vasen <strong>und</strong> Putten auf der Attika <strong>und</strong> den Terrassenanlagen, die hier alle Zufälligkeiten der gegebenen<br />
!) Des Herrn von Blainville Reisebeschreibung durch Holland, Oberdeutschland usw. übersetzt von Johann Tobias Köhler,<br />
1764 Band I. — Herrn Zacharjaa Conrad von Uffenbachs Merkwürdige Reifen durch Niedersachsen, Holland <strong>und</strong> Engelland.<br />
III. Teil 1754. — Klapheck, Geschichte der <strong>Kunstakademie</strong> zu Düsseldorf 1919. Anlagen.<br />
2 ) Nicoiaa de Pigage, La galerie eleetorale de Düsseldorf ou catalogue raisonne" et figure de sei tableaux etc. 1788.<br />
3 ) Klapheck, <strong>Baukunst</strong> tm Niederrhein II, Abb. 35.<br />
203<br />
W. M. B. IV 7/8
Natursituation hoch oben auf dem Bergesrücken ausschalten <strong>und</strong> eine ausgedehnte Architekturschöpfung<br />
von der Regelmäßigkeit eines kristallinischen Gebildes einleiten. Und das alles, um die<br />
Breiten- <strong>und</strong> Höhenwirkung der Hauptfassade mit dem schön gegliederten Tambour <strong>und</strong> den<br />
Ecktürmen <strong>und</strong> die Raumwirkung des SchloJ?hofes zu steigern. Die bauliche Einzelbehandlung ist<br />
freilich oberitalienischer Hochrenaissance, die Fenster- <strong>und</strong> Portaleinfassungen, die Säulenstellungen<br />
<strong>und</strong> Bossenquaderungen, die Eckverklammerung, Profile <strong>und</strong> das Hauptgesims mit den Konsolen<br />
(Abb. 9). Alberti hatte auf Bensberg den ganzen Stab der kurfürstlichen Hofkünstler <strong>und</strong> Kunsthandwerker<br />
um sich versammelt. Die Reiseliteratur des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts beschreibt mit beredten<br />
Worten die einstigen Herrlichkeiten. Und selbst die wenigen Reste an Stuckdekorationen <strong>und</strong><br />
Pellegrinis grandioses Deckengemälde in einem der Ecktürme können heute noch eine gewisse<br />
Vorstellung davon vermitteln. 1 )<br />
Das war aber nur der Auftakt zu Johann Wilhelms <strong>und</strong> Albertis großen Bauplänen, Bensberg<br />
war nur das abgelegene Jagdschloß für vorübergehenden Aufenthalt. In Düsseldorf, der ständigen<br />
Residenz, war dagegen die alte Grafenburg, trotz der Umbauten, für die prunkhafte Hofhaltung<br />
des Kurfürsten auf die Dauer zu beengt geworden, <strong>und</strong> der neue Galeriebau konnte die zahlreichen<br />
neuen Kunstschätze nicht mehr fassen. Er "war übrigens, wie Pigage uns mitteilt, nur ,*ad interim"<br />
gebaut worden, denn JohannAVilhelm schwebte als Bekrönung der von ihm geschaffenen Neustadt<br />
<strong>und</strong> seiner künstlerischen Bestrebungen <strong>und</strong> als würdigen Rahmen seiner Schätze eine neue Residenz<br />
vor. Albertis Projekt dazu ist im Historischen Museum der Stadt Düsseldorf noch erhalten. 2 )<br />
Es war nicht etwa eines der vielen Idealprojekte des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts. Für einen Mann, der<br />
Kaiser von Armenien werden wollte <strong>und</strong> deshalb mit den armenischen Notabein, dem Papst<br />
<strong>und</strong> Peter dem Großen in Unterhandlung stand, der mit einer unendlichen Zähigkeit gleichsam<br />
aus dem Nichts die größte <strong>und</strong> bedeutendste deutsche Kunstsammlung in zwei, drei Jahrzehnten<br />
zustande gebracht hatte <strong>und</strong> der keine Schwierigkeiten scheute, die Herrlichkeiten des antiken<br />
Rom in Originalabgüssen um sich in Düsseldorf zu vereinigen, war das Unmögliche möglich. Er<br />
hat ernstlich an die Ausführbarkeit des Albertischen Planes gedacht. Nur die ungünstigen<br />
politischen <strong>und</strong> finanziellen Verhältnisse <strong>und</strong> der Tod des Kurfürsten haben die Ausführung<br />
verhindert. Der fabelhafte Schloßentwurf bedarf eigentlich keiner Beschreibung. Er spricht in<br />
der regelmäßigen Gruppierung der einzelnen Bautrakte um die sieben Höfe herum ganz für sich.<br />
Die bebaute Flache wäre mindestens viermal größer gewesen als die des Berliner Schlosses, Vom<br />
Rheinufer aus hätte sich die gewaltige Anlage über die ganze Tiefe der Stadt hinaus erstreckt.<br />
Und noch darüber hinaus. Denn hinter einem französischen Garten mit Terrassen, Laubengängen<br />
<strong>und</strong> Wasserkünsten -war als Abschluß noch eine eigene Schloßanlage gedacht. Ein monumentales<br />
Trianon. Und der Hauptbau wäre ein Uber-Versailles geworden, ein achtes AVeltw<strong>und</strong>er, wie<br />
es bei Raparini beschrieben.<br />
Das war der Kern der baukünstlerischen Bestrebungen am Hofe Johann ^^ilhelms zu Düsseldorf,<br />
Um Alberti, von dem in Köln noch die Ursulinerinnenkirche stammen soll <strong>und</strong> der auch als Schöpfer<br />
für Schloß Ehreshoven im Kreise Wipperführt in Frage käme 3 )* sammelte sich eine große Anzahl<br />
von Baumeistern, die ich aber für den hier gegebenen Rahmen nur namentlich anführen konnte.<br />
Sie waren die Schöpfer von Johann Wilhelms neuem Düsseldorf.<br />
1) Klapheck, a. a. O. 11. Abb. I. 3, 36, 37<br />
*) Klapheck, a.a.O. II. Afcb.27.<br />
3 ) Klaphcck, a. a, O. H, Abb. 45. — Clernen, Kunstdenkmäler der Kreise Gumtnersbach, ^Valdbroel <strong>und</strong> ^Vipperfiihrt.<br />
Berarbeitet von Edm<strong>und</strong> Renard. Düsseldorf 1902, S. 92. ff. — F. W. Bredt <strong>und</strong> Bruno Hirschfeld i. d. Mitteilungen des<br />
Rhein. Vereins für Denkmalspflege <strong>und</strong> Heitnatoscliutz V. S. 270 ff<br />
204
II.<br />
Im unmittelbaren Anschluß an die Kunstbestrebungen Johann Wilhelms entwickelte sich die<br />
Kurfürstliche <strong>Kunstakademie</strong> (1769 -1805). Ihre Geschichtsschreiber. Wiegmann<br />
<strong>und</strong> Schaarschmidt, haben in ihren Darstellungen die <strong>Baukunst</strong> im Rahmen der alten<br />
Akademie ganz übergangen. 1 ) Damit scheidet ein wesentlicher Faktor für die Beurteilung der<br />
ersten Düsseldorfer Kunsthochschule aus. Aus der „Kurfürstlichen Maler-, Bildhauer- <strong>und</strong><br />
<strong>Baukunst</strong>akademie lv haben sie nicht allein eine Malerakademie gemacht, sondern auch alle<br />
dekorativen Gebiete, die mit der <strong>Baukunst</strong> zusammenhängen, ganz autfer Betracht gelassen. Es<br />
war die eigenartige Auffassung der Akademien in der zweiten Hälfte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts von<br />
der ,,Hohen Kunst"" der Tafelmalerei <strong>und</strong> dem Historienbilde, die allein Aufgabe der Kunstkademien<br />
waren ; von dekorativer <strong>und</strong> angewandter Kunst, die mehr <strong>und</strong> mehr als Angelegenheit des Kunsthandwerka<br />
sich aus dem Rahmen der Akademie löste <strong>und</strong> für die man später Kunstgewerbe- <strong>und</strong><br />
Handwerkerschulen gründete; von<strong>Baukunst</strong>,dieals technische <strong>und</strong> kunstgeschichtliche AVissenschaften<br />
den Baugewerks- <strong>und</strong> Technischen Hochschulen zugewiesen <strong>und</strong> an den Akademien nur noch als<br />
eine Art Hilfswissenschaft der Ornament- <strong>und</strong> Formenlehre für die Maler angesehen wurde. Die<br />
Akademien des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts aber waren noch Allgemeinschulen für alle Gebiete der bildenden<br />
Künste. Wie innerhalb der Kunstbestrebungen Johann Wilhelms die <strong>Baukunst</strong> einen breiten<br />
Raum einnahm, so auch im Rahmen der von seinem Nachfolger Karl Theodor gegründeten Akademie.<br />
Und nichts ist bezeichnender für ihre Bedeutung ander alten Düsseldorfer Kunsthochschule als die<br />
Namen <strong>und</strong> die rege Anteilnahme der auswärtigen Akademiemitglieder an der Weiterentwicklung<br />
der blühenden Architekturabteilung. Sie standen mit den in Düsseldorf tätigen Mitgliedern in regem<br />
Gedankenaustausch <strong>und</strong> schenkten der Akademiesammlung ihre Entwürfe. So entstand die in hohem<br />
Maße interessante, bisher aber kaum gewürdigte Sammlung von Bauentwürfen des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts, die<br />
neben der überreichen, fastlSOOO Stücke zählenden Sammlung von Handzeichnungen alter Meister <strong>und</strong><br />
der Fülle der dekorativen Entwürfe, von der im Anhang, im „Archiv für Geschichte <strong>und</strong> Aesthetik der<br />
Architektur" noch die Rede sein'wird, nicht zu den unwesentlichen Schätzen der Bestände des Kupferstichkabinetts<br />
der Düsseldorf er <strong>Kunstakademie</strong> zählt. Für den ersten Akademiedirektor Lambert Krähe<br />
war eine Kunsthochschule ohne Architekturabteilung einfach <strong>und</strong>enkbar, da er als Maler ja seine<br />
Hauptaufträge in Mannheim <strong>und</strong> Benrath von der <strong>Baukunst</strong> erhalten hatte. Und dasselbe feine<br />
Verständnis des Sich-anpassens <strong>und</strong> Zusammenarbeitens mit der Architektur zeichnet auch die<br />
erhaltenen dekorativen Entwürfe der übrigen Maler der Akademie aus.<br />
Zuerst hatte Lambert Krähe Josef Erb als Professor an die Architekturklasse berufen. Die<br />
Forschung zur Geschichte der alten Akademie wird immer erschwert bleiben, da die alten Akademieakten<br />
nur noch in lückenhaften Auszügen erhalten, die in den Sammlungen bewahrten Zeichnungen<br />
nicht alle signiert sind <strong>und</strong> schließlich die <strong>Baukunst</strong> der Zeit am Niederrhein <strong>und</strong> in dem benachbarten<br />
Westfalen noch viel zu wenig bearbeitet worden ist. Erb wird bei dem Ausbau Düsseldorfs in<br />
den letzten Jahrzehnten des f 8. Jahrh<strong>und</strong>erts reiche Beschäftigung gef<strong>und</strong>en haben. Damals entstand<br />
das neue Düsseldorf mit seiner so bew<strong>und</strong>erten Bau- <strong>und</strong> MVohnkultur, das „nette, reinliche, -wohlhabende<br />
Düsseldorf, eine -wohlgebaute Stadt, schöne massive Häuser, gerade <strong>und</strong> helle Straßen.<br />
Man -wetteifert miteinander, -wer sein Haus am schönsten, am bequemsten bauen soll-\ wie George<br />
Förster nach seinem Besuch in Düsseldorf im Jahre 1790 berichtet 2 ). Die letzten Jahrzehnte<br />
haben leider viele Erinnerungen dieser lebhaften Bautätigkeit beseitigt. Auch das erschwert die<br />
Forschung über die einzelnen Architektenmitglieder der alten Akademie. Neben Erb waren<br />
damals W auters, Flügel, Huschberge r, Kaes, der Erbauer der Statthalterresidenz,<br />
Peter Köhler <strong>und</strong> Karl Friedrich Schäffer in Düsseldorf tätig, Schäffer<br />
*) R. Wfcgtnan, Die Kgl. Kunst-Akademie zu Düsseldorf, 1856. — Friedrich Schaarschmidt, Geschichte der Düsseldorfer<br />
Kunst, 1902.<br />
a ) George Forster, Ansichten vom Niederrhein, 1791, I. S. 106.<br />
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Abb. 12. Karl Lespilliez: Entwurf zu einer R<strong>und</strong>kircke<br />
Im Besitz der Sammlungen der Akademie zu Düsseldorf. Vgl. Abb. 13<br />
war der letzte Professor für Architektur an der alten Akademie. Zwischen ihm <strong>und</strong> Erb waren<br />
noch Abel Schlicht, der durch seine reichen perspektivischen Darstellungen seiner Zeit<br />
bew<strong>und</strong>erte Dekorateur, <strong>und</strong> Peter Krähe, der Sohn des Akademiedirektors, berufen worden.<br />
Der junge Krabe war der bedeutendste unter ihnen. Von ihm enthalten die Sammlungen der<br />
Düsseldorfer Akademie noch eine Anzahl sehr interessanter Blätter. Er ist in seiner künstlerischen<br />
Bedeutung bisher aber viel zu wenig beachtet worden. Die Künstlerlexika bringen von<br />
ihm nur unvollständige Notizen, Naglers Künstlerlexikon hat sogar aus dem bürgerlichen<br />
<strong>und</strong> später geadelten Krähe zwei verschiedene Künstlerpersönlichkeiten gemacht <strong>und</strong> läßt die eine<br />
Maler, die andere Baumeister sein, während Krähe sich in beiden Künsten betätigt hat. Erst<br />
Hermann Schmitz hat ihn in seiner ausgezeichneten Darstellung über die „Berliner Baumeister am<br />
Ausgange des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts" an der Hand des Nachlasses im Besitz von Baurat Krähe in Braunschweig<br />
in großen Umrißlinien skizzieren können 1 ). Aber noch interessanter ist das reiche<br />
Material in den Düsseldorfer Sammlungen, das Krahes Jugend <strong>und</strong> seine Tätigkeit in Düsseldorf<br />
<strong>und</strong> auch teilweise noch seine spätere Zeit vorführt.<br />
206<br />
Hermann Schmitz, Berliner Baumeister vom Ausgange des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts. Berlin 1914, S. 44.
Ä.DD. 13- Karl Lespillicz: Entwurf zu einer R<strong>und</strong>kirche<br />
Im Besitz der Sammlungen der Akademie zu Düsseldorf. Vgl. Abb, IS 207
Peter Krähe wurde im Jahre 1758 in Mannheim geboren, wohin damals sein Vater nach dem<br />
Bombardement von Düsseldorf mit den ihm anvertrauten Kunstschätzen sich begeben hatte. Peter<br />
von Verschaffelt, der vielseitige Maler, Bildhauer <strong>und</strong> Baumeister an der Akademie zu Mannheim,<br />
der Erbauer des Zeughauses dort <strong>und</strong> der Kirche in Oggersheim, soll sein Lehrer gewesen<br />
sein. Die Rückkehr desVaters <strong>und</strong> der Kunstsammlungen nach Düsseldorf, seine <strong>und</strong> Verschaffelts<br />
Mitarbeit an Nicolas de Pigages Schloßbau in dem benachbarten Benrath zogen auch den jungen<br />
Krähe an den Niederrhein, wo er an der Düsseldorfer <strong>Kunstakademie</strong> seine baukünstlerischen<br />
Studien fortsetzte.<br />
Die Organisation der Architekturabteilung der alten Düsseldorfer Akademie ist handschriftlich<br />
noch erhalten 1 ). Sie ist für unsere zeitlichen Verhältnisse der Reorganisation der Kunstschulen<br />
nicht uninteressant. Außer dem üblichen akademischen Unterricht wurden die Schüler auch zur<br />
praktischen Mitarbeit herangezogen, denn „die Professoren dürfen es den Lehrlingen nicht versagen,<br />
ihnen in ihren Werkstätten besondere Anweisung zu geben 1 "*. Das war jener praktische Werkstättenbetrieb,<br />
der so ausgezeichnete handwerkliche <strong>und</strong> dekorative Talente entwickelt hat. Für die<br />
Aufnahme in die Archtekturabteilnng galt technische Vorbildung als selbstverständliche Voraussetzung.<br />
Hier unterschied man nicht mehr zwischen „Lehrling 1 * <strong>und</strong> „Akademist", was heute dem<br />
Schüler <strong>und</strong>Meisterschuler oder immatrikuliertenStudierenden entsprechen würde. Die Architekturabteilung<br />
galt gewissermaßen als eine Oberstufe. Im Gegensatz zu den Vorbereitungsklassen für<br />
]) Librum Accademiae ElectoralisPicturae Sculpturae et Architecturae. Prachteinband im Besitz der Akademie. Abgedruckt<br />
bei Klapheck. Geschichte der Akademie zu Düsseldorf. I. Anlage V.<br />
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Abb. 14. Peter Krabe: Entwurf zu einem Marstall<br />
Aus den Sammlungen der Akademie zu Düsseldorf. Vgl- Abb. 15<br />
208
8 Abb. 15. Peter Krake: Entwarf zu einem Marstall<br />
Aus den Sammlungen der Akademie zu Düsseldorf, Vgl. Abb. 14.
die Lehrlinge der Malerei mußten alle Vorkenntnisse anderswo <strong>und</strong> wohl meistens in einer praktischen<br />
Lehrzeit erworben sein. Denn ,,dijenigen, welche sich der <strong>Baukunst</strong> haubtsächlich widmen<br />
wollen, werden dazu nicht angenommen, sie haben denn anderweits die Rechenkunst (d. h. technische<br />
Vorkenntnisse) erlernet <strong>und</strong> seyen darin fähig bef<strong>und</strong>en worden"» MVollte nun ein Architektenlehrling<br />
als Akademist aufgenommen werden, so mußte er „ein großes Projekt mit Materialien-<br />
<strong>und</strong> Kosten-Überschlag der Akademischen Versammlung (d, h. dem Kollegium der Sitz <strong>und</strong><br />
Stimme habenden ordentlichen Mitglieder) übergeben 1 ".<br />
Aus den siebziger Jahren ist von dem jungen Peter Krähe, der damals vielleicht noch keine<br />
20 Jahre zählte, eine Akademistenarbeit }lpropraemio",d.h. für die silberne Akademistenmedaille,<br />
erhalten. Fassade, Schnitt <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>riß einer ausgedehnten Schloßanlage. Vor einer oval<br />
gezogenen reichen Pilasterfassade mit Mittel- <strong>und</strong> Eckrisaliten eine geräumige Grande Cour,<br />
während vor den Seitenflügeln zwischen vorgezogenen Eckpavillons <strong>und</strong> offenen Säulenarchitekturen<br />
mit reich belebten Attiken obenaufdem Plattformwandelgang besondere Basse Cours angelegt<br />
sind. Trotz mancher verwandter Züge mit seinem LehrcrVerschaffelt zeigt der Entwurf den<br />
jungenKrahe schon als einen selbständigen <strong>und</strong> ausgereiften Baukünstler. In dieser Zeit verbrachte<br />
der Architekturstudierende noch nicht seine besten Jahre mit derVorbereitung zum Abiturientenexamen,<br />
sondern hatte in dem Alter schon längst seine bautechnische <strong>und</strong> baukünstlerische Ausbildung<br />
erworben. Man studiere nur einmal das Material der übrigen Akademistenarbeiten in<br />
den Sammlungen der Düsseldorfer Akademie! Und nur durch die frühzeitige praktische Betätigung<br />
ist es zu verstehen, dal? die Akademie im Jahre 1780 den damals erst 22 Jahre alten Akademisten<br />
Peter Krähe zu ihrem Ordentlichen Mitglied <strong>und</strong> zum Professor der Architekturklasse berufen<br />
konnte. Entwürfe für Marställe, Theater, Kirchen, Privathäuser aus der späteren Düsseldorfer<br />
Zeit zeigen eine geschickte Anordnung des Gr<strong>und</strong>risses <strong>und</strong> ein gereifteres Empfinden für die bauliche<br />
Einzelheit. Die Aufgabe eines fürstlichen Marstalls, mitten auf einem geräumigen Hof <strong>und</strong><br />
regelmäßig umstellt von niedrigeren Trakten für Dienerwohnungen <strong>und</strong> Remisen, ähnlich gegliedert<br />
'wie der Hauptbau <strong>und</strong> nach dem Innenhof sich öffnend in offenen Bogenstellungen, ist in verschiedenen<br />
Losungen bearbeitet worden. Ich bringe hier einen der Entwürfe (Abb. 14, 15). Die<br />
einzelnenBauteilederMittel- <strong>und</strong> Eckstücke des äußerenBaurechtecks sind ausgezeichnet zumHauptbau<br />
in Maßstab, Gewicht <strong>und</strong> imrhythmischenVerhältnis orientiert. DerVergleich mit den Arbeiten<br />
von Wilhelm Ferdinand Lipper in Münster i. Westfalen, der im Jahre 1773 dort Johann Conrad<br />
Schlaun in derVollendung des fürstbischöflichen Schlosses ablöste <strong>und</strong> dessen vornehmer Rombergscher<br />
Hof ebendort vom Jahre 1780 mit seiner durchgehenden Pilasterarchitektur von den Zeitgenossen<br />
so bew<strong>und</strong>ert wurde 1 ), liegt sehr nahe. Durch das gastliche Haus Jacobi, das damals<br />
die vornehmsten Namen Deutschlands, die der Kunstschätze wegen nach Düsseldorf kamen, in<br />
seinen Mauern beherbergte, herrschten die herzlichsten gesellschaftlichen* geistigen <strong>und</strong> künstlerischen<br />
Beziehungen zu Münster. Die Fürstin Gallitzin <strong>und</strong> der Minister „der verständige, edle <strong>und</strong> ruhige"<br />
Franz von Fürstenberg mit ihrem Fre<strong>und</strong>eskreise, den Hamann, Kindlinger» Dohm, Hemsterhuys,<br />
Buchholz, Sonnenberg, FriedrichLeopold von Stolberg usw. weilten oft längere Zeit in Düsseldorf,<br />
<strong>und</strong> Jacobi bei ihnen in Münster. Bei diesen engen Beziehungen beider Städte brachte der<br />
Münsterische Adolf von Vagedes auch keine fremde Note mit an den Niederrhein, als er im<br />
Jahre 1806 die Bautätigkeit des Kreises um Peter Krähe in Düsseldorf fortzusetzen hatte. Die Verwandtschaft<br />
des Charakters derLandschaft, des heimischen Baumaterials, des Backsteins, die engen ge~<br />
sellschaf tlichen <strong>und</strong> geistigenZusammenhänge <strong>und</strong> eine verwandteAVohn-<strong>und</strong>Lebenskultur hatten auch<br />
dem in den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrh. eindringenden französischen Klassizismus verwandte<br />
Formen entliehen. Lippers Vorliebe für ovale Säle mit klassizistisch entworfener Wandaufteilung,<br />
reichen Gebälken <strong>und</strong> Säulenstellungen in denSchlÖssern zu Münster <strong>und</strong>Vehlen, Glanzstücke des<br />
Stiles Ludwig XVI. auf deutschem Boden 2 ), kehren auch in Krahes Arbeiten wieder. Er hat für<br />
Karl Theodor einen ovalen Konzertsaal <strong>und</strong> einen ovalen Theatersaal entworfen, die er im Inneren<br />
') Kerckerinck-Klapkeek, Alt-Westfalen. Die Bauentwicklung Westfalens seit der Renaissance, Stuttgart 1912, Abb. 343.<br />
2 ) Kcrcfcerincfc-Klapheck a. a. O. Abb. 326, 327.<br />
210
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durch eine Wandelhalle <strong>und</strong> nach Außen in einer klar gegliederten klassizistischen Fassade mit einem<br />
reichen Säulenmittelstück zwischen den flachen Kuppeln über beiden Sälen zu einer monumentalen<br />
Baukulisse verband (Abb. 16—18). Krähe wie dem schöngeistigen Kreis um Jacobi mag bei<br />
dem fortgesetzten Kommen <strong>und</strong> Gehen der zahlreichen Fremden, nachdem die Albertische Oper<br />
beseitigt werden mußte, ein Wiederaufleben der glänzenden Düsseldorfer Theaterzeit unter Johann<br />
Wilhelm vorgeschwebt haben. Die große mittlere Auffahrt mit dem Doppeltreppenhaus, zu dessen<br />
Aufgang die Wagen anfahren können, dahinter Raum genug zum Wenden <strong>und</strong> Unterstellen der<br />
Karossen. Garderoberäume zu beiden Seiten des Treppenhauses, die Zugänge zu den einzelnen<br />
Rängen aus den ovalen Vorbauten am Ende des AiVandelganges, die versteckten Verbindungen<br />
ovaler Treppenläufe in den Zwickeln der Hauptsäle <strong>und</strong> die Gruppierung der Nebenräume zu diesen<br />
machen den Entwurf überaus interessant. In diesem Zusammenhange seien auch die Pläne von<br />
Johann Christian Mannlich für das „the'atre de socie'te'"' für den Herzog Christian IV. von<br />
dem mit Düsseldorf nahe verwandten Hof zu Pfalz-Zweibrücken erwähnt (Abb. 19—21). Der<br />
bewegliche <strong>und</strong> vielgereiste Mannlich war ebenfalls Schüler von Verschaff elt gewesen <strong>und</strong> auch er hat<br />
212<br />
Abi. 19. Christian Männlich: Entwurf für das Geaellscnaftstheater in Zweibrückt<br />
Aus den Sammlungeu der Akademie zu Düsseldorf Vgl. Abb. 20 <strong>und</strong> 21
Abb. 20. Christian Mannlich: Schnitt durch das Gesellschaftstneater in Zweibrücken<br />
OriginaUcichnung ja der Akademie zu Düsseldorf. Vgl. Abb. 19, 21<br />
später als Zweibrückener Baudirektor, wie seinLehrer <strong>und</strong> der junge Krähe, die Palette mit dem Zeichenbrett<br />
vertauscht. Männlich war außerordentliches Mitglied der Düsseldorfer Akademie <strong>und</strong> hat sich<br />
hier verschiedentlich aufgehalten* Die Hof künstler zu Düsseldorf, Mannheim <strong>und</strong> Zweibrücken bildeten<br />
damals eine große zusammenhängende Künstlergemeinde. In einem ausf ührliehenBegleitschreibe n<br />
zu seinen Entwürfen bat Mannlich die Düsseldorfer Akademie um Hilfe <strong>und</strong> Rat für die weitere<br />
Ausstattung seines kleinen Theaters <strong>und</strong> erläutert eingehend deren Anlage <strong>und</strong> Dekoration. Aus der<br />
neuen Entdeckung römisch-antiker <strong>Baukunst</strong> verbreitet er sich über antike Amphitheater <strong>und</strong> deren<br />
Säuleneinrahmung im Hinter gr<strong>und</strong>e des Zuschauerraumes,die architektonische Einrahmung des Bühnen^<br />
bildes, den bildlichen Schmuck antiker Theater usw. Als Öfen hatte er zwei große, innen hohle Obelisken<br />
in den Zuschauerraum gestellt, die unter dem Podium her geheizt wurden. DieTempelfassade mit dem<br />
Abb, 21. Christian Männlich: Gr<strong>und</strong>riß zum Gesellschaftstheater in Zweibrucken<br />
OriginalzeLchnung in der Akademie zu Düsseldorf. Vgl. Abb, 19, 20<br />
213
Atb. 22. Peter Krake: Entwurf zu einer R<strong>und</strong>Wche.<br />
Original2cicknung in der Akademie zu Düsseldorf. Vgl- Abb. 23.<br />
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Atb. 23, Peter Kralle: ScWtt zu dem Entwurf in ALb. 22<br />
OriginalzeicKnung in der Akademie zu Düsseldorf ; , .<br />
314
Abb. 24. Peter Krabe: Entwurf zu einer Resident<br />
Originalzeielinung In der Akademie zu Düsseldorf. Vgl- Abb. 25<br />
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Abb. 25. Peter Krähe- Gr<strong>und</strong>ril? zu Abb. 24<br />
Originalzeichnung in der Akademie zu Düsseldorf<br />
215
Apollobild, den Säulenstellungen vor einem Backsteinhintergr<strong>und</strong>, erinnert wieder an Lippers ehemaliges<br />
Theater zu Münster aus den Jahren 1773—1775 *).<br />
Neben demTempel zu Paestum <strong>und</strong> den Ausgrabungen von Pompeji war das Pantheon zu Rom<br />
das Ideal der <strong>Baukunst</strong> dieser Tage geworden. Der R<strong>und</strong>bau beschäftigte fast alle Baumeister<br />
des römisch-französischen Klassizismus <strong>und</strong> der unter seinem Einfluß stehenden deutschen Architekten.<br />
Lipper wölbte seine ovalen Säle zu Münster <strong>und</strong> Vehlen mit reichen Kassettendecken.<br />
Ebenso Pigage den r<strong>und</strong>en Gartensaal zu Benrath, Lipper schuf später in Nürnberg den<br />
Kuppelbau der Deutschordenskirche: Soufflot das Pantheon zu Paris; Gontard die französische<br />
Kirche auf dem Gendarmenmarkt zu Berlin; Ixnard, der später in Koblenz mit Peter Krähe<br />
zusammen wirkte, die Klosterkirche zu St. Blasien. Auch von Krähe ist in den Düsseldorfer<br />
Sammlungen aus dem Jahre 1781 der Entwurf einer Zentralkirche für den Erlöser <strong>und</strong> die zwölf<br />
Aposteln erhalten, die in reich bewegten Silhouetten über dem Tempelgiebel der Vorhalle <strong>und</strong><br />
den Attiken des Umgangs schweben (Abb. 22,23), Im Innern ruht die Kuppel auf 24 Säulen, <strong>und</strong> ein<br />
Kapellenkranz rahmt den Mittelbau ein, Die Düsseldorfer Sammlungen besitzen eine ganze<br />
Anzahl ähnlicher Entwürfe von Krähe <strong>und</strong> anderen. Hier sei nur noch ein Entwurf von Karl<br />
Albert Lespilliez, dem Oberhofbaudirektor in München erwähnt (Abb. 12, 13) Auch<br />
Lespilliez, der frühere Schüler von Cuvilliers, war Mitglied der Düsseldorfer Akademie.<br />
!) Kerckcrinck-KlapHcck, a. a. O. Abb. 346.<br />
TiPtri<br />
216<br />
Akt. 26. Peter Krake: Gr<strong>und</strong>riß einer tiscKöflicken Residenz<br />
Originalzeicilnung in der Akademie zu Düsseldorf. Vgl. Abb. 27, 28<br />
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Abb. 27. Peter Krabe ; Entwurf zu einer bischöflichen Residenz<br />
Originalzeichnung in der Akademie zu Düsseldorf. Vgl. Abb. 26 <strong>und</strong> 28<br />
Aber neben der Vorliebe für den R<strong>und</strong>bau <strong>und</strong> die reicheVerwendung schwerer römischer Säulen-<br />
Stellungen für die Gliederung des Au#enbaus ist auch die Verbindung verschiedener Baugruppen für<br />
den römisch-französischen Klassizismus der Zeit charakteristisch. Krahes Marställe zeigten schon<br />
die feine Begabung in der Abwägung <strong>und</strong> Anordnung verschiedener Bauten zu einander <strong>und</strong> zu<br />
einem gemeinsamen Formenzusammenhang. Dieselbe klare Anordnung begegnet uns bei den Entwürfen<br />
von Zentralkircben in Verbindung mit ausgedehnten Hofanlagen, um die sich eine bischöfliche<br />
Residenz oder Wohnungen für dessen Kapitulare gruppieren 1 ) (Abb. 24—28).<br />
] ) Vgl, auch Schmitz, a. a. O. Abb. S. 264, 265.<br />
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Abb. 28. Peter Krähe: Schnitt zu Abb. 26<br />
in der Akademie zu Düsseldorf. Vgl, Abb. 27 217
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. 29. Sckloß Benratk, Gesamtansicht,Vorderfront<br />
'<br />
Aher weit wichtiger als der Einfluß des französischen Klassizismus der Monumentalarchitektur<br />
<strong>und</strong> der geschickten Baugruppenkompositionen, <strong>und</strong> interessanter als der formale Zusammenhang<br />
mit den gleichzeitigen Münsterischen Klaösizisten war der Einflui? des benachbarten Schlosses<br />
B e n r a t h von Nikolas de Pigage. Die Originalpläne gelangten wieder in die Sammlungen<br />
der Akademie (Abb. 29—47). *)<br />
Das liebenswürdige Jahrh<strong>und</strong>ert des Rokoko kennt seihst in Frankreich keinen zweiten Bau,<br />
der in so genialer Weise dem Bautyp der „maison de plaisance" von Jeacques Francois Blondel,<br />
jener Anlage, bei der Vestibül <strong>und</strong> der r<strong>und</strong>e oder ovale Gartensaal in der Hauptachse liegen,<br />
-während sich die übrigen Räume symmetrisch darum gruppieren» eine geradezu klassische Ausbildung<br />
gegeben hätte, wie in Benrath. Auf deutschem Boden kann keiner der Bauten des jüngeren<br />
Francois Cuivillies, der Simon Louis Du Ry, Gontard, Kesslau« Lespilliez, Heinrich Roth,<br />
Valerian Funck, Gouven Vater <strong>und</strong> Sohn oder Johann Konrad Schlauo, was die meisterhafte<br />
Raumausnutzung des interessanten Gr<strong>und</strong>risses angeht, den Vergleich mit Benrath aufnehmen. Das<br />
äußerlich so bescheidene Häuschen am Weiher ist nämlich der entzückendste Betrug, den man sich<br />
denken kann, denn kein Mensch, der zum ersten Mal das Schloß aufsucht, wird ahnen können,<br />
•wieviel Räume sein Inneres birgt. Der Hauptbau faßt allein, neben sieben Treppen <strong>und</strong> den<br />
Korridoren, r<strong>und</strong> achtzig Zimmer! Er ist nicht, wie er sich äußerlich gibt, durchgehend nur zwei^<br />
stöckig. Man vergleiche die Gr<strong>und</strong>risse <strong>und</strong> Schnitte aus der Sammlung der Akademie! (Abb.31—34<br />
36, 38). Nach der Gartenseite zu zahlt er freilich nur 2 Stockwerke (Abb. 31, 34, 35). In der<br />
Mittelachse ist er indessen dreigeschossig, wenn man von dem hoch in das Dachgeschoß einschneidenden<br />
Kuppelraum des r<strong>und</strong>en Gartensaales absieht (Abb. 33). Die Fensterachsen der Räume<br />
11 <strong>und</strong> 12 in der Gr<strong>und</strong>rißabbildung sind vierstöckig (Abb. 36, 37). Am Ende des Vestibüls (Nr. 1)<br />
liegen vor dem Gartensaal (Nr. 3) zwei Binnenhöfe (Nr. 2), um die sich der Bau wieder viergeschossig<br />
aufhaut (Abb. 32). Ganz klar wird einem der verzwickte Bauorganismus erst, wenn man<br />
an der Hand der Gr<strong>und</strong>risse <strong>und</strong> Schnitte st<strong>und</strong>enlang in ihm treppauf, treppab herumgewandert<br />
ist. Ein erster Besuch verwirrt selbst den erfahrensten Gr<strong>und</strong>rißler. Man mag diese komplizierte<br />
Anlage in ihrer äußersten Raumausnutzung fast als Künstelei, als Spielerei ansprechen.<br />
Aber sie verdankt ihre Gestaltung nur Erwägungen rein praktischer Wohnbedürfnisse.<br />
Das Schloß war als Sommeraufenthalt eines fürstlichen Paares mit kleinem engsten Gefolge<br />
<strong>und</strong> entsprechender Dienerschaft für die unmittelbare Aufwartung gedacht. Der Gedanke des<br />
intimen zurückgezogenen Landlebens ohne besondere Repräsentation bestimmte die Anlage <strong>und</strong><br />
*) Vgl. Jul. Michael in der Deutflehen Bauzeitung 1912 — Edm<strong>und</strong> Renard, Das Neue Schloff Benrath, Leipzig 1913 —<br />
Klapheck, a. a. O. II, S. 150 ff.<br />
218
die symmetrische Aufteilung des Gr<strong>und</strong>risses. In den beiden Winkeln zwischen dem Vestibül<br />
(Nr. 1) <strong>und</strong> dem Garten- <strong>und</strong> Konzertsaal (Nr. 3) einerseils <strong>und</strong> den beiden nach dem Garten gelegenen<br />
Audienz- <strong>und</strong> Gesellschaftsräumen (Nr. 4) andererseits, war auf der einen Seite das<br />
Wohnquartier des Kurfürsten, auf der anderen Seite der Kurfürstin. Jeder hatte seinen eigenen<br />
Wohn- <strong>und</strong> Schlafraum (Nr. 5), der sich in einem vorspringenden Risalit nach einem Privatgarten<br />
öffnet (Abb.30u. 41), Alle diese Räume sind, abgesehen von dem r<strong>und</strong>enGartensaal, gleich hoch <strong>und</strong> entsprechen<br />
den äußeren Fensterrahmen des Erdgeschosses (Abb. 39—42). Aus dem Schlaf* <strong>und</strong>Wohnraum<br />
(Nr. 5) gelangt man nach der Vorderfront in einen intimeren Wohnraum, der indessen ebenso<br />
wie die anschließenden Räume 11 <strong>und</strong> 12 nur bis zweidrittel der Fensteröffnung reichen, während<br />
das obere Drittel ein Zwischengeschoß beleuchten muß. Die Anlage dieser Räume entspricht<br />
denjenigen, die sich um die beiden Binnenhöfe lagern, den Räumen 6—9 <strong>und</strong> den korrespondierenden<br />
Zwiachengeßchoßräumen (Abb. 32). Nach dem Binnenhof zu öffnet sich das Schlafe<br />
gemach in ein ifchambre d'alcove" oder ,,chambre de lit" (Nr. 6). Die ,,ruelles" zu beiden Seiten,<br />
die Nebengemächer, sind zu ovalen Kabinetten ausgebildet (Nr. 7 u, Abb. 44). Das eine führt in das<br />
Toilettenzimmer mit anschließendem Abortraum (Nr. 9), das andere zum Badezimmer (Nr. 8).<br />
Die Zugänge zu den ovalen Kabinetten (Nr. 7) <strong>und</strong> ihren Nebenräumen aus dem Schlafgemach<br />
sind Geheimtüren, damit die geschlossene Raumwirkung des Schlafgemaches nicht gestört wird<br />
(Abb. 41). Nr. 11 ist der Raum des Kammerdieners oder der Kammerfrau, In dem Mauerstück<br />
zwischen dem ovalen Seitenkabinett (Nr. 7) <strong>und</strong> dem Wohnzimmer (Nr. 10) führt aus dem<br />
Schlafgemach (Nr. 5), wie aus dem Dienerzimmer (Nr. 11) eine Treppe in die über den Räumen<br />
11 <strong>und</strong> 6—9 in dem Zwischenstück um den Lichthof angebrachten Dienerräume, außerdem aus<br />
Zimmer Nr. 11 ein geräumiger Gang mit AiVandschränken in das Toilettenzimmer (Nr. 9). Die<br />
Abb. 30. Schloß Bcnratt. Seitenansicht des Hauptbaus. Vgl. Gr<strong>und</strong>riß Atb. 36 u. 38<br />
219<br />
W. M. ß. IV. 7/8
Abb. 31 u, 32, Schloß BenratL Originalzeichnungen im Besitz der <strong>Kunstakademie</strong> zu Düsseldorf<br />
Abb. 31. Schnitt durch die Räume 4 u. 3 Abb. 32. Schnitt durch
Abb. 33 u. 34. Sctloi? Benratt. OriginalzeicKnungen im Besitz der <strong>Kunstakademie</strong> zu Düsseldorf<br />
Abb. 33. Schnitt durch die Räume 1 u. 3 Abb. 34. Schnitt durch die Räume 4 u, 3<br />
Vgl, Gr<strong>und</strong>riß Abb. 36<br />
221<br />
33'
Abb. 35* Schloß B e n r a t L. Gartenfront<br />
Dienerschaft hatte demnach zur Bedienung des fürstlichen Paares eigene Verkehrsmöglichkeiten,<br />
ohne die Herrschaftsräume oder das herrschaftliche Treppenhaus benutzen zu müssen. Ihre<br />
Räume wie Verbindungen liegen ganz verborgen. Für die Entresolräume der Vorderfront war<br />
in dem Mauerstück zwischen dem Vestibül (Nr. 1) <strong>und</strong> Zimmer Nr. 12 auf dem linken Flügel eine<br />
Geheimtreppe angebracht, der auf dem anderen Flügel auf halber Höhe des Haupttreppenhauses<br />
ein verborgener Zugang entsprach. Wandschränke in den gegenüber oder seitlich gelegenen<br />
Ecken des Treppenhauses<br />
sollten wieder die geschlossene<br />
Raumwirkung auf dem Treppenpodest<br />
betonen <strong>und</strong> zur<br />
Täuschung des fremden Besuchers<br />
über den Reichtum der<br />
Raumausnutzung beitragen.<br />
Das herrschaftliche Treppenhaus<br />
(Nr. 13) führt in das Mansardengeschoß<br />
(Abb. 38). Über<br />
dem vorderen Teil des Vestibüls<br />
liegt die Kapelle (Nr. 14 u.<br />
Abb. 47). Über den fürstlichen<br />
Schlafgetnäehern (Nr. 5) liegen<br />
die Gesellschaftsräume für<br />
das Gefolge (Nr. 15), Dazwischen<br />
vier Quartiere für die<br />
All. 36. Schloß Benratk. Gr<strong>und</strong>riß Erdgeschoß Kammerherren <strong>und</strong> die Hof-<br />
222
All. 37. Schloß B e n r a th. Mittelbau, Vorderfront. Vgl. Alb. 29<br />
damen, bestehend aus einem Wohnzimmer (Nr. 16 u. Abb. 46), einem Schlafzimmer mit<br />
anschließender Alkove <strong>und</strong> seitlichen Wandschränken oder Zugängen (Nr. 17) <strong>und</strong> einem Kabinett<br />
(Nr. 18 u. Abb. 45). Man wird auch hier über die geschickte Raumausnutzung <strong>und</strong> die bequemen<br />
Verdingungsmöglichkeiten für die Bedienung überrascht. Raum 19 ist für die Dienerschaft<br />
bestimmt, <strong>und</strong> von hier führen neben den Alkoven Gänge in die Schlafzimmer <strong>und</strong> Treppen<br />
hinunter in das Zwischengeschoß, ferner ein Gang zu den nach der Vorderfront gelegenen Räumen<br />
<strong>und</strong> dem Gesellschaftssaal. Die<br />
Haupttreppe bleibt auch hier<br />
den Herrschaften vorbehalten.<br />
Zwischen den beiden Lichthöfen<br />
sind vor der Kuppel des<br />
Gartensaals weitere Dienerzimmer<br />
mit einem Korridor zu<br />
den Geheimtreppen angebracht<br />
<strong>und</strong> einem Treppenaufgang zum<br />
Belvedere, das über das Dach<br />
hinausragt (Abb. 33 u. 38).<br />
Die innere Ausstattung von<br />
Schloß Benrath ist eines der<br />
graziösesten Beispiele für die<br />
Übergangszeit vomRokoko zum<br />
Klassizismus. Das Detail wie<br />
das Abstimmen der farbigen <strong>und</strong><br />
Abb. 38. Scllol? Benratl. Gr<strong>und</strong>riß, Dachgeschoß<br />
223
Abb. 39. Scklol? Benratb. Vestibül. Vgl Gr<strong>und</strong>riß Abb. 36 Nr. 1<br />
dekorativen Einzelheit zueinander ist von außerordentlichem künstlerischen Reiz <strong>und</strong> der Bestimmung<br />
der einzelnen Räume w<strong>und</strong>erbar angepaßt. Das handwerkliche Können der Stuckkünstler,<br />
Fußbodenarbeiter, Tischler, Schreiner, Schlosser, der dekorativen Maler <strong>und</strong> Bildhauer ist ebenso<br />
bew<strong>und</strong>ernswert wie die Gesamtanlage. Teils brachte Pigage seine Mitarbeiter aus Mannheim<br />
mit. Aber auch in Düsseldorf konnte er alte Überlieferungen aus der Zeit des Kurfürsten<br />
Johann Wilhelm, die auf allen Gebieten des Kunsthandwerks noch fortlebten, verwenden. Aber<br />
weit interessanter <strong>und</strong> für die Folgezeit "wichtiger als der Reichtum des dekorativen Details sind<br />
die überaus schönen Raumverhältnisse, das klangvolle Abstimmen der verschiedenen Zimmer-<br />
•<br />
224
Abb. 40. SchloJ? Benratl. Gartensaal. Vgl. Gr<strong>und</strong>riß Abb. 36 Nr. 3 ".<br />
höhen zur Ausdehnung, vom breiten hohen Kuppelsaal (Abb. 40), den Langsälen (Abb. 42), den<br />
Schlafräumen (Abb. 41) <strong>und</strong> dem Vestibül (Abb. 39) bis zu den kleinen ovalen Kabinetten<br />
(Abb. 44) <strong>und</strong> vor allem den Mansardenzimmern (Abb. 45,46). Die <strong>Baukunst</strong> am Niederrhein hat<br />
in der Tat nichts behaglicheres schaffen können, als die Räume des Dachgeschosses, die von einer<br />
traulichen Wohnlichkeit erfüllt sind, Drei Meter hoch nur sind diese Zimmer angelegt, <strong>und</strong><br />
gerade in diesen glücklichen Höhen- <strong>und</strong> Breitenverhältnissen, verb<strong>und</strong>en mit einer diskreten<br />
225
Alb. 4L SckloJ? BenratL Schlafzimmer. Vgl. Gr<strong>und</strong>riß Abi, 36 Nr. 5<br />
Zurückhaltung in der Verwendung dekorativen Schmuckes <strong>und</strong> der äußerst soliden Bearbeitung<br />
des Materials liegt der Hauptreiz der Räume. Die Kapellenanlage im Mansardengeschol? mit den<br />
verglasten Logen oben für die Dienerschaft ißt in ihrer geschickten Anpassung an die durch das<br />
Dachprofil gegebenen Verhältnisse eine der originellsten Schöpfungen des Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>und</strong> ein<br />
Raum von höchst intimer Wirkung. Man glaubt, im Salon eines modernen Ozeandampfers zu<br />
sein (Abb. 47).<br />
Zwei dreiseitige Kavalierhäuser rahmen das LustschloJ? an der Vorderfront um den oval geführtenWeiher<br />
ein. An ihrem Ende erhebt sich je ein kleines Torhaus (Abb. 29). Diese Flügel^<br />
bauten sind ganz schlicht, ein einfaches Mansardendach, nur an den Kopfenden mit vorspringenden<br />
Risaliten belebt. DieTorhäuschen haben sich freilich etwas reichere Gliederung erlaubt (Abb. 43).<br />
Mitten in den gebogenen Fassaden der Kavalierhäuser führt ein Hausteinportal in einen Hof, um<br />
226
Abb. 42. ScKlol? B e n r a t k Vgl. Gr<strong>und</strong>riß Abb. 36 Nr. 4<br />
den sich, eine neue Überraschung, nicht weniger als 90 Räume sammeln! 1 ) Bei der anspruchslosen<br />
Gliederung der Seitenbauten bedurfte es keines besonderen dekorativen Reichtums, um den<br />
Hauptbau aus der Gesamtanlage hervorzuheben: Pigage gab dem Bau ein eigenartiges DachprofU,<br />
den Dachfenstern einen reicheren Rahmen, schmückte die Fensterbögen des Untergeschosses mit<br />
harmlosen Girlanden. Sonst blieb alles schmucklos, nur daf? die vier Pavillonrisalite durch Eckverquaderung<br />
architektonisch hervorgehoben wurden. Bei den Seitenpavillons liegen die Fenster<br />
in tiefen Muschelnischen, deren einrahmende Außenflächen oval vorgezogen <strong>und</strong> an den Ecken<br />
gequadert sind. Büsten auf schön gezeichneten Sockeln zu beiden Seiten der Tür. Darüber in<br />
Vgl. Gr<strong>und</strong>rii? bei Rcnard <strong>und</strong> Michael, a. a. O.<br />
227<br />
31<br />
W. M. B. IV 7/8
einem Flachrelief Puttenszenen.<br />
r<br />
Etwas reicher sind die beiden<br />
Pavillons der Mittelachse gegliedert.<br />
Um nun dem an sich<br />
schlichten Bau gegenüber den<br />
Kavalierhäusern noch ein besonderes<br />
Relief zu geben, setzte<br />
Pigage ihn auf einen niedrigen<br />
Sockel, dessen Plattform vor<br />
demVestibül in einer breit auslaufenden<br />
Freitreppe hinunter<br />
zum Weiher führt. (Abb. 37)<br />
Für die Wagenauffahrt waren<br />
zu beiden Seiten Rampen angebracht,<br />
die vier bergische<br />
Löwen bewachen. Es ist dieaelbe<br />
bew<strong>und</strong>erungswürdige<br />
Überleitung wie auf der Gartenfront<br />
aus dem r<strong>und</strong>en Garten-<br />
Abb. 43, ScKloJ? Benratli. Seitliches Torhaus. Vgl. Abb. 29<br />
saal <strong>und</strong> von der Plattform<br />
hinunter zum Garten (Abb.35). Baumkulissen füllen die Zwischenräume zu den Seitenbauten. Die<br />
ganze Anlage um den r<strong>und</strong>enWeiher atmet in ihrer Geschlossenheit eine feierliche Ruhe (Abb,29).<br />
Es konnte gar nicht ausbleiben, dal? ein solcher Bau durch die vorbildlich raffinierte Raumausnutzung<br />
eines genial ausgeklügelten Gr<strong>und</strong>risses mit seinen bequemenVerbindungen versteckter<br />
Treppen <strong>und</strong> Zwischengeschosse, durch den Zauber stimmungsvoller Raumverhältnisse, deren<br />
künstlerische Wirkung sich mit einem Minimum dekorativer Gliederung begnügen konnte, durch<br />
die Intimität behaglicher Räume<br />
<strong>und</strong> durch die Solidität der Holz<strong>und</strong><br />
sonst der Materialbehandlung<br />
das Ideal bürgerlicher Bau<strong>und</strong><br />
Wohnkultur im Zeitalter der<br />
Aufklärung in den Ländern am<br />
Niederrhein wurde. Der Einfluß<br />
dieses Schloßbaus, vor allem seines<br />
Obergeschosses, beherrschte in<br />
der Tat in diesen Tagen die ganze<br />
neuzeitliche Bautätigkeit am<br />
Niederrhein, an erster Stelle in<br />
Düsseldorf <strong>und</strong> in den aufblühenden<br />
bergischen Industriestädten<br />
Elberfeld, Solingen <strong>und</strong><br />
Mülheim am Rhein, wo die<br />
alteingesessenen Fabrikantengeschlechter<br />
eine rege Bautätigkeit<br />
entfalteten. Dann der Einfluß aut<br />
die Entwurfstätigkeit in der Architekturabteilung<br />
der <strong>Kunstakademie</strong>,<br />
Möglicherweise hat auch<br />
ALL ÄA<br />
Abb. 44.<br />
i r\ i i/ L' Peter Krähe neben seinem Vater<br />
•cülotf Denrath. Uvales Kabinett,<br />
Vgl. Gr<strong>und</strong>riß Abb- 36 Nr, 7<br />
Lambert, von dem in Benrath<br />
228
eine Anzahl Deckenbilder stammen<br />
(die Entwürfe dazu gelang ten<br />
wieder in die Sammlungen der<br />
Düsseldorfer Akademie), <strong>und</strong><br />
seinem Lehrer Verschaffelt, der<br />
den plastischen Schmuck lieferte<br />
<strong>und</strong> höchstwahrscheinlich auch<br />
als Architekt mitgearbeitet hat,<br />
in jüngeren Jahren bei dem Schloßbau<br />
Verwendung gef<strong>und</strong>en. Die<br />
Wirren desSiebenjahrigenKrieges<br />
hatten die ruhige Fortführung des<br />
Bauwerkes unterbrochen, so daß<br />
er erst nach zwanzig Jahren, d. h.<br />
um die Mitte der siebziger Jahre,<br />
vollendet werden konnte. Möglicherweise<br />
hat Peter Krähe auch<br />
auf der Düsseldorfer Akademie<br />
noch den Unterricht des Benrather<br />
Baumeisters erfahren. Pigage war<br />
Außerordentliches Mitglied der<br />
Akademie. Er verlebte zwar die<br />
meiste Zeit als Oberbaudirektor<br />
in Mannheim <strong>und</strong> Schwetzingen.<br />
Abk. 45. SchloßBenrath. Kabinett im Dachgeschoß<br />
Vgl. Abb. 38 Nr.X t%<br />
Dienstliche Aufträge, wie die Anlage des alten Hofgarten?, des Marstalles, der Schloßwache<br />
(Abb. 1) usw. riefen ihn aber von Zeit zu Zeit nach Düsseldorf. Für die Zeit des Düsseldorfer<br />
Aufenthaltes mußte er, ebenso wie der Londoner Kupferstecher Valentin Green, nach den<br />
Satzungen für die „abwesenden<br />
außerordentlichen Mitglieder" an<br />
der Akademie Unterricht erteilen.<br />
Die Fülle der in den Sammlungen<br />
der Akademie erhaltenen Entwürfe<br />
zeigt auch deutlichst den starken<br />
<strong>und</strong> vorherrschenden Einfluß von<br />
Schloß Benrath; es sind Garten-,<br />
Bade- <strong>und</strong> bürgerliche Wohnbauten,<br />
von denen hier eine kleine<br />
Auslese zum ersten Male veröffentlicht<br />
wird (Abb. 48—56). In<br />
der äußeren Gliederung wie der<br />
gr<strong>und</strong>rißlichen Anlage, der Raumausnutzung,<br />
der Wandaufteilung,<br />
dem herausragenden Kuppelsaal<br />
in der Hauptachse, um den sich<br />
in symmetrischer Anordnung die<br />
in der Höhe <strong>und</strong> wieder durch<br />
Zwischengeschossedifferenzierten<br />
Räume sammeln, redet der Geist<br />
von Schloß Benrath zu uns. Der<br />
Vergleich mit den verwandten<br />
Akt, 46. Schloß Benrath, Kabinett im Dachgeschoß<br />
229<br />
34*
Alt. 47. Schloß BenratL. Kapelle im Dachgeschoß. Vgl. Atb- 38 Nr. 14<br />
, Anlagen im Park zu Nymphenburg ist in hohem Maj?e interessant. Vielleicht waren die Düsseldorfer<br />
Entwürfe für den dortigen Hofgarten, der einst eine Anzahl Gartenhäuser besaß, oder für<br />
den Park zu Benrath bestimmt.<br />
Über den Einfluß von Schloj? Benrath auf die infolge der Stadterweiterung in den achtziger<br />
Jahren einsetzende rege Wohnhausbautätigkeit in Düsseldorf wird demnächst eine reich illustrierte<br />
Aachener Doktordissertation von SültenfuJ? ausführlich berichten. Peter Krähe scheidet um diese<br />
Zeit als Ordentliches Akademiemitglied an der Akademie aus, da er als Baudirektor in kurtrierische<br />
Dienste übertrat. Er baute in Koblenz das Theater <strong>und</strong> eine Anzahl Bürgerhäuser am<br />
Schloßplatz, dann in der Franzosenzeit Denkmäler für die Helden der Revolution, bis er im<br />
Jahre 1803 nach Braunschweig berufen wurde, wo er eine reiche Tätigkeit entfaltete. Aber<br />
durch die Organisation der Düsseldorfer Akademie <strong>und</strong> die Stellung seines Vaters blieb die<br />
lebendige Verbindung mit Düsseldorf noch lange Zeit erhalten. Aus dieser Nach-Düsseldorfci--<br />
Zeit bringe ich aus den Sammlungen der Akademie noch einen interessanten Entwurf von Peter<br />
Krähe für eine Synagoge in Verbindung mit einem Rabbiner- <strong>und</strong> Kantorhaus, einem rituellen<br />
Bad, einer Wochentagsschule usw. (Abb,57-6!). Das Bauprogramm einer Synagoge ist immer recht<br />
komplizierter Natur <strong>und</strong> verlangt für die zahlreichen rituellen Anforderungen, die ausführlich<br />
in den Religionscodices des Maimonides <strong>und</strong> des Schulchan-Aruch, in den Satzungen für die<br />
Einrichtung <strong>und</strong> Ausstattung der Synagogen (Hilchoth Bcth-ha-Knesseth) aufgezeichnet sind,<br />
eine streng sachliche Beantwortung. Und Peter Krahes Entwurf hat eine mustergültige Losung<br />
für die vielen Anforderungen gef<strong>und</strong>en (Abb. 59—60).<br />
230
Abb. 48 u. 49. Entwurf zu einem Badekaus. Originalzeicbnungen der <strong>Kunstakademie</strong> zu Dusseldorf<br />
231
Abb. 50. Entwurf 2u einem Badeliaus. Vgl. Abb. 51 53<br />
Originalzeiclinun^ der <strong>Kunstakademie</strong> zu Düsseldorf<br />
232<br />
Abb. 51. Gr<strong>und</strong>rii? eines Badeliause? zu Abb. 50<br />
Onginal2eichttung der <strong>Kunstakademie</strong> zu Düsseldorf
Abb. 52. Schnitt durch das Badehauö in ALL. 50 u. 51<br />
Originalzeichnung der <strong>Kunstakademie</strong> zu Düsseldorf<br />
Abbf 53, Kellergr<strong>und</strong>riJ? zu dem Entwurf eines Badehauses in Abb. 50—52<br />
Originalzcichnung der <strong>Kunstakademie</strong> zu Düsseldorf<br />
233
Abb. 54—56<br />
Entwurf zu einem<br />
Gartenschlouchen<br />
Vorderansicht<br />
Gr<strong>und</strong>riß<br />
Querschnitt<br />
Originalzeichnungen<br />
der <strong>Kunstakademie</strong><br />
zu Düsseldorf<br />
234
ADD. 57, Peter Krake : Entwurf zu einer Synagoge<br />
Vgl. Schnitt u. Gr<strong>und</strong>riß Abb. 58—60. Originalzeichnungen der <strong>Kunstakademie</strong> zu Düsseldorf<br />
Nach Osten der eigentliche Kultraum (A), die schola oder Beth-ha-Knesseth, mit dem Alierheiligsten<br />
an der Ostwand, dem Schrein der Thorarollen, dem Aron-ha-Kodesch, <strong>und</strong> in der<br />
Mitte der abgegrenzte Raum des Almemor, wohin man in feierlichem Umzug die Thorarollen<br />
tragt <strong>und</strong> verliest, Neben dem Eingang für die Männer im Erdgeschoi? (E) führt eine räumlich<br />
flTl<br />
Abb. 58. Peter Krane: Schnitt zu einem Entwurf einer Synagoge mit Rakbinerhaus<br />
Vgl. Gr<strong>und</strong>risse Abb. 59 u. 60. Fassaden Abb. 57 u, 61. Orfginalzeichnungen der <strong>Kunstakademie</strong> zu Düsseldorf<br />
235<br />
35<br />
W. M B. IV,
Abb. 59 u. 60. Peter Krabe: Entwurf für eine Synagoge mit Rabbinerkaus. Vgl. Abb. 57, 58, 61<br />
Originalzeichnungen der <strong>Kunstakademie</strong> zu Düsseldorf<br />
streng getrennte Treppe (F) hinauf zu den Emporen der Frauen. Ein anderer Durchgang (C) zu<br />
dem geheimnisvollen, von Mauern umzogenen Umgang rings um den Betraum. ^Vie heim Tempel<br />
des Hiram: „Und er haute einen Umgang". Wieder für sich getrennt <strong>und</strong> aus dem Vorhof zugänglich<br />
ist das rituelle Bad mit seinen Ankleideräumen (D). Halbkreisförmig legt sich der<br />
236 ' *
•I*<br />
JUL<br />
Abb. 61. Peter Krähe: Rabbinerbaus zu der Gr<strong>und</strong>rißanlage Abb. 59 u. 60<br />
im Besitz der <strong>Kunstakademie</strong> zu Düsseldorf<br />
Vorhof vor den Tempeleingang (H), Er ist kein unwesentlicher Faktor der ganzen Anlage, da<br />
der jüdische Kult Öffentliche Umzüge, die auf die feierlichen Prozessionen auf dem Festplatz des<br />
Tempels zu Jerusalem zurückgehen, liebt, während der Hohepriester das Brandopfer bringt. Bei<br />
großen Festtagen konnte der Umzug bei dem Kraheschen Entwurf auch noch den Durchgang C<br />
<strong>und</strong> den Umgang um den Betraum benutzen. Auf den Vorhöfen finden auch wohl die Hochzeitprozessionen<br />
mit dem Brautpaar unter dem Brauthimmel, der Chuppa, statt oder der Aufbau<br />
der Laubhütte oder die Gemeinde vereinigt sich hier nach Eintritt des Neumondes zum Gebet.<br />
Ein schlichtes, aber vornehm entworfenes Privathaus schließt nach der Straße das feierliche<br />
Geheimnis ab, nur daß eine hebräische Inschrift hoch oben über der Attika des Daches den Zweck<br />
der Anlage verrät (Abb. 61). Ahnliche Anordnungen eines Pfarrhauses nach der Straße <strong>und</strong> einer<br />
Kirche dahinter im Hof kehrt übrigens aus dieser Zeit noch verschiedentlich bei kleinen christlichen<br />
Gemeinden in Düsseldorf wieder. Das Wohnhaus bei dem Entwurf von Peter Krähe hatte<br />
noch verschiedene Bauaufträge zu erfüllen (Abb. 59,60). G ist die Wohnung des Rabbiners <strong>und</strong> hat<br />
237<br />
35*
eigenen Treppenaufgang (K). F die Wohnung des Kantors, wieder mit eigenem Treppenhaus (J).<br />
Der Raum D über dem Hauptdurchgang dient als Kinderschule <strong>und</strong> Wochentagssynagoge, während<br />
die Räume im obersten Stockwerk als Krankenzimmer bestimmt waren. In der sachlich klaren<br />
Beantwortung des Bauprogramms liegt architektonisch ein Reiz, den die polytechnische <strong>und</strong><br />
kunstgeschichtlich verbildete äußerliche <strong>Baukunst</strong> des 19 Jahrh<strong>und</strong>erts nie hat erreichen können.<br />
Das Bild der Hofanlage mit dem hinausragenden Giebel vor dem Bethause hat mit den Moschee-<br />
Synagogen, jenen Monstregebilden des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts, nichts gemein <strong>und</strong> ist bei allem Verzicht<br />
auf formale Anleihen bei der Kunst des Orients in ihrer zeitlichen eigenen Formensprache ganz<br />
erfüllt von dem geheimnisvollen Reiz eines dem NichtJuden fremden Kultes (Abb. 57). Wie<br />
aagt doch Gottfried Semper vom Kirchenbau des 19 Jahrh<strong>und</strong>erts? „Wir wollen Kunst, man gibt<br />
uns Zahlen <strong>und</strong> Regeln. Wir wollen Neues, man gibt uns etwas, was noch älter ist <strong>und</strong> noch<br />
entfernter von den Bedürfnissen unserer Zeit. Aber nur einen Herrn kennt die Kunst: das Bedürfnis<br />
1 , d h. die klare Beantwortung praktischer Zweckforderungen.<br />
Die Architektenschule der Düsseldorfer Akademie war die Hauptausbildungsstätte der<br />
heimischen Baumeister geworden. Bei dem Mangel an wissenschaftlichen Vorarbeiten <strong>und</strong> den<br />
nur lückenhaft überlieferten alten Akademieakten ist es zurzeit leider noch gar nicht möglich,<br />
die Bedeutung <strong>und</strong> den Einfluß der früheren Architekturabteilung richtig einschat2en zu können.<br />
Viele der Namen, die hier ihre Ausbildung erhielten, sind einstweilen nicht weiter zu umschreiben.<br />
Nur die in den Sammlungen der Akademie erhaltenen Entwürfe der Studienzeit<br />
können einen gewissen Anhaltspunkt geben. Und wie die ,,Jahrh<strong>und</strong>ert-Ausstellung 1650 — 1800''<br />
zu Darmstadt im Jahre 1914 mit den Arbeiten der Eich, Bury, Langer, Lips, Kobell, Schütz <strong>und</strong><br />
Ziesenis ein ganz neues Bild von der Bedeutung der Klassen für Malerei an der alten kurfürstlichen<br />
<strong>Kunstakademie</strong> zu Düsseldorf schuf, so -wird auch ein Studium über die frühere Architekturabteilung,<br />
für das die Sammlungen von Entwürfen in der Akademie der Ausgang sein wird»<br />
mit einer großen Überraschung zu rechnen haben I*)<br />
*) Vgl. die Aufstellung der Mitglieder <strong>und</strong> Schüler der alten Akademie bei Klapheck, Geschichte der Düsseldorfer <strong>Kunstakademie</strong><br />
Bd. I, Anlage VII.<br />
238<br />
Abb. 62. E. Fanrenkamp: Theater für Krefeld
Abb. 63.j Friedrich Becker: Entwurf für das Rathaus in Schwerte i.-<br />
IIL<br />
Im Jahre 1805 brach die kurfürstliche <strong>Kunstakademie</strong> zusammen. Mit dem Abtransport der<br />
Kunstsammlungen hatte sie ihren natürlichen Halt verloren. Die meisten Mitglieder der<br />
Akademie folgten ihnen nach Bayern. Aber der große Einfluß der Düsseldorfer Architektenschule<br />
überdauerte noch viele Jahre hinaus die alte Akademie^ <strong>und</strong> in ihr fanden Adolf von<br />
Vagedes aus Münster, der im Jahre 1806 nach Düsseldorf berufen wurde <strong>und</strong> den Ausbau der<br />
Stadt jenseits der Walle leitete <strong>und</strong> auch sonst am Niederrhein <strong>und</strong> im Bergischeu Lande eine<br />
große Bautätigkeit entfaltete, dann Johann Peter Cremer aus Köln, neben Vagedes in den<br />
ersten Jahrzehnten des neuen Jahrh<strong>und</strong>erts der führende Baumeister <strong>und</strong> Städtebauer der Rheinlande,<br />
der ein neues Aachen <strong>und</strong> Elberfeld geschaffen hat, <strong>und</strong> schließlich Karl Friedrich<br />
Schinkel» der nach der Angliederung der Rheinlande an Preußen in Aachen wie Düsseldorf<br />
interessante Bauaufträge erhielt, ihre wertvollsten Mitarbeiter.*) In Elberfeld beispielsweise<br />
fanden Vagedes <strong>und</strong> Cremer gleich einen ganzen Stab ehemaliger Schüler der Düsseldorfer<br />
Akademie vor: Unten Schrievers, Pelz, Klaas, Otto v. Lasseaulx u. a. m-**)<br />
Die nivellierende einheitliche Note des Berliner Klassizismus der Schinkel <strong>und</strong> seiner Schule hat<br />
die Überlieferungen der alten Düsseldorfer Architektenschule nicht ganz ausschalten können.<br />
Mit der Neugründung der Akademie im Jahre 1819 erhielt die Düsseldorfer Hochschule durch<br />
die Berufung von Karl Friedrich Schäffer auch eine lebendige Überlieferung der alten<br />
Architekturschule. Schäffer war, wie wir bereits hörten, der letzte Professor der früheren Architekturabteilung<br />
gewesen. Für Peter Cornelius, den ersten Düsseldorfer Akademiedirektor unter<br />
preußischer Herrschaft, wie für seinen Vertreter, den gelehrten Karl Mosler, der die Geschäfte<br />
des Sekretärs der Akademie führte <strong>und</strong> auf die Organisation der neuen Hochschule bestimmenden<br />
Einfluß hatte, war die Verbindung von Malerei <strong>und</strong> Architektur eine ganz selbstverständliche<br />
Voraussetzung für eine <strong>Kunstakademie</strong>, die in der Hauptsache monumentale Wandmalerei pflegen<br />
wollte, so daß ein Lehrstuhl für Plastik demgegenüber einstweilen noch zurücktrat. Erst im<br />
Jahre 1862 wurde durch die Berufung von August Wittig ein Lehrstuhl für Bildhauerei eingerichtet.<br />
Die neue Düsseldorfer Architektenschule ward wieder die Hauptausbildungsstätte der<br />
Baumeister im Westen der Monarchie. Unter den Studierenden, die ausschließlich auf der<br />
*) Vgl. Klapheck, Die <strong>Baukunst</strong> der Rheinprovinz im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert in dem Sammelwerk ..Die Rheinprovinz 1815-<br />
herausgegeben von Josef Hansen, Bonn 1917.<br />
**) Mitteilungen des Rheinischen Vereins für Denkmalspflege <strong>und</strong> Heimatschutz, IV. S. 74 ff.<br />
239
Düsseldorfer Akademie ihre Ausbildung erhielten, nenne ich Bruno Schmitz. Bezeichnend für die<br />
Stellung des Architekturprofessors ist auch die Tatsache, dal? mit ihr fast durchgehend der nicht<br />
unwichtige Posten des Ständigen Sekretärs der Akademie verb<strong>und</strong>en "war. Schaff ers Nachfolger war<br />
der gelehrte <strong>und</strong> in allen Künsten bewanderte Rudolf Wiegmann (1838—1865), Ihm folgte Ernst<br />
Giese, der Erbauer des Düsseldorfer Stadttheaters <strong>und</strong> nach dem SchloJ?brand vom Jahre 1873,<br />
in Verbindung mit Riffarth, der neuen Akademie am Sicherheitshafen. Dann der durch seine<br />
,,KunsttopographieDeutschlands" bekannt gewordene Gotiker Wilhelm Lotz* Der letzte Inhaber<br />
der Professur für <strong>Baukunst</strong> war der vielseitige Architekt <strong>und</strong> Maler Adolf Schill (1880-1911).<br />
Die Zahl der Architekturstudierenden nahm freilich in den drei letzten Jahrzehnten immer<br />
mehr ab, so dal? schließlich von der Architekturabteilung nur noch ein architektonischer Formen<strong>und</strong><br />
Ornamentunterricht für Maler <strong>und</strong> Bildhauer übrig blieb. Und das hängt mit der allgemeinen<br />
Entwicklung unserer Kunstschulen zusammen. Die Akademien hatten nach <strong>und</strong> nach ihren alten<br />
Charakter als Allgemeinschulen für alle Gebiete der bildenden Künste verloren <strong>und</strong> sich immer<br />
mehr zu Malerakademien entwickelt. Zunächst wurde nur in ganz seltenen Fällen der alte<br />
Werkstättenbetrieb wieder aufgenommen. Die Verbindung mit dem Handwerk löste sich.<br />
Andererseits wurde die Ausbildung des Baukünstlers ebenfalls von der der Maler <strong>und</strong> Bildhauer<br />
getrennt. Sie war Sache der Technischen Hochschulen <strong>und</strong> der Baugewerkschulen geworden.<br />
In dieser Trennung von Architektur, dekorativen Künsten <strong>und</strong> Kunsthandwerk lag der Hauptgr<strong>und</strong><br />
der Mißverhältnisse in der künstlerischen Ausbildung der letzten Jahrzehnte <strong>und</strong> des Sichnichtmehrverstehens<br />
der einzelnen Künste, seitdem die <strong>Baukunst</strong> vorwiegend eine mehr technische<br />
<strong>und</strong> wissenschaftliche., denn künstlerisch gestaltende Ausbildung verlangte, die dekorativen Künste<br />
gar nicht mehr im Zusammenhang mit der Architektur erzogen wurden <strong>und</strong> deren strenge dekorative<br />
Linie verloren, <strong>und</strong> der kunstgewerbliche Entwurf <strong>und</strong> die handwerkliche Ausführung<br />
nicht mehr in derselben Hand lagen. Diese Trennung ist natürlich durchaus widersinnig, da<br />
Architektur einerseits <strong>und</strong> andererseits Raumkunst mit ihren verschiedenen kunstgewerblichen<br />
Aufgaben gar nicht voneinander zu trennen <strong>und</strong> die dekorative Malerei <strong>und</strong> Plastik einfach als<br />
Teile der Architektur anzusprechen sind; auf der anderen Seite aber die dekorativen Künste<br />
ihre wertvollste Anregung von der freien Kunst erhalten. Um diesem Mangel in der künstlerischen<br />
Ausbildung zu begegnen, gründete man zunächst Kunstgewerbe- <strong>und</strong> Handwerkerschulen,<br />
Ihre Entwicklung ist, gegenüber den Resultaten der Technischen Schulen, die in der Hauptsache<br />
für die Vorbereitung zum Staatsdienst <strong>und</strong> der Bauverwaltung zugeschnitten waren, in hohem<br />
Maße interessant. Man wollte dem Handwerk wieder „Kunst" zuführen <strong>und</strong> gründete Ornamentzeichnerschulen.<br />
Entwurf <strong>und</strong> Ausführung mußten aber in einer Hand liegen. Die Idee des<br />
Werkstättenbetriebs tauchte auf Das materialgerechte Gestalten des Gegenstandes <strong>und</strong> dessen<br />
gute künstlerischen Verhältnisse wurden entscheidend. Der nächste Schritt führte dazu, die einzelnen<br />
Gegenstände <strong>und</strong> ihren Rahmen, den Raum, zueinander künstlerisch abzustimmen. Aus<br />
der Ornamentzeichnerschule wurde eine Schule für praktisches Kunstgewerbe <strong>und</strong> Raumkunst.<br />
Und ihre Führer Peter Behrens, Adalbert Niemeyer, Richard Riemerschmied, Bruno Paul, Paul<br />
Schultze-Naumburg usw. kamen nicht von den durch technische <strong>und</strong> kunstgeschichtliche Wissenschaftlichkeit<br />
künstlerisch veräuj?erlichten Technischen Schulen, sondern von der Malerei. Aus<br />
diesen Maler-Kunstgewerbler-Raumkünstlern wurden schließlich Architekten. Künstlerische<br />
Sachlichkeit der Materialbehandlung <strong>und</strong> der W^ohnanforderungen <strong>und</strong>» von der bildenden Kunst<br />
herkommend, ein ausgeprägteres Empfinden für rhythmische Form- <strong>und</strong> farbige Behandlung gaben<br />
ihnen den unleugbaren Vorsprung gegenüber der Mehrzahl der Architekten, die auf die übliche<br />
Vorbildung auf den technischen Schulen zurückblicken konnten. Die Bedeutung der modernen<br />
Kunstgewerbeentwicklung darf nicht unterschätzt werden, denn sie steuerte direkt auf eine<br />
Wiederherstellung des früheren Akademieprogramms lost „Eine Allgemeinschule für das Gesamt*<br />
gebiet der angewandten Künste, in der Architekten, Maler <strong>und</strong> Bildhauer, Kunstgewerbler <strong>und</strong><br />
Gärtner auf einheitlicher Gr<strong>und</strong>lage ausgebildet werden", das war das, was Hermann Muthesius,<br />
der verdienstliche literarische <strong>und</strong> geistige Führer der Bewegung forderte.<br />
240
CXXXXX) QO<br />
J<br />
Abb. 64 u. 65, Friedrich Becker: Entwurf für die Friedhofs anläge in Saarbrücken.<br />
241
Akt. 66. Friedrick B ecker<br />
Entwurf für Kirche. Pfarr- <strong>und</strong> SckulKaus in Köln-EkrenfelJ<br />
Vgl. Abb. 67<br />
In den Monaten vor <strong>und</strong> nach der Revolution ist besonders viel über Kunst- <strong>und</strong> Kunsthochschulen<br />
geschrieben worden. Man hat eine Fülle von Reformvorschlägen gemacht. Nicht selten<br />
ganz phantastische <strong>und</strong> radikale, die nur zeigen, daß ihre Anreger dem künstlerischen Unterrichtsbetrieb<br />
recht fernstehen <strong>und</strong> meist selbst gar keine ausübenden Künstler sind. Die Zeit der Zünfte<br />
<strong>und</strong> der Ausbildung von Lehrlingen <strong>und</strong> Gesellen bei einem Meister möchte man wieder heraufführen<br />
oder als Ersatz eine Schule schaffen, die die künstlerische wie handwerkliche Ausbildung<br />
übernimmt <strong>und</strong> die volkswirtschaftliche Seite besonders betonen -wird. Es kehren in allen diesen<br />
Debatten dieselben Schlagworte wieder: Die Qualität soll den Mangel an Rohstoffen ersetzen.<br />
Die Architektur sei die Mutter der bildenden Künste, um die sich alles andere zu gruppieren habe.<br />
Kunst sei nicht erlernbar, sondern nur das Handwerkliche. Die Ausbildung des Künstlers habe<br />
daher auf handwerklicher Gr<strong>und</strong>lage zu beruhen. Aber diese heute lauten Forderungen sind durchaus<br />
nicht neuen Datums <strong>und</strong> aus den neuen politischen <strong>und</strong> wirtschaftlichen Verhältnissen erwachsen.<br />
Jeder, der über die moderne Kunstgewerbebewegung unterrichtet ist, entsinnt sich, dal? Walter Crane<br />
schon vor Jahrzehnten ausgerufen hat, ,,daJ? der einzige wirksame Unterricht nur in der Werkstatt<br />
242
empfangen werden kann. Ich bin überzeugt, dal? die wahre Wurzel <strong>und</strong> Basis im Handwerk liegt<br />
<strong>und</strong> dal? die künstlerische Erfindungskraft abnimmt in dem Maße, wie die Kunst ihre Verbindung<br />
mit dem Handwerk lockert. 4 ' Und Emerson schrieb; „Die Schönheit muß zu den nützlichen Künsten<br />
zurückkehren, <strong>und</strong> der Unterschied zwischen der hohen <strong>und</strong> der nützlichen Kunst muß schwinden".<br />
Auch in Deutschland -wurde dieser Standpunkt schon lange vor dem Kriege von berufenen Köpfen<br />
•wie Hermann Muthesius, Bruno Paul« Wilhelm Kreis u. a. vertreten, <strong>und</strong> eine Reform des künstlerischen<br />
Unterrichts gepredigt. Von Bruno Paul ist in den letzten Wochen eine Schrift über die<br />
„Erziehung der Künstler an Staatlichen Schulen" erschienen. Sie ist eine der einsichtsvollsten<br />
Äußerungen der jüngsten Zeit zu diesem Thema <strong>und</strong> in ihrer Sachlichkeit — Bruno Paul ist eben<br />
Unterrichtsf achmann — wertvoll wegen der praktischen Vorschläge: „Durch Verschmelzung der<br />
Akademien mit Kunstgewerbeschulen"\ schreibt er, „unter Hinzunahme von baukünstlerischen<br />
Abteilungen, die möglichenfalls Technischen Hochschulen entnommen werden können, werden<br />
Kräfte <strong>und</strong> Mittel in sinngemäßer AVeise für eine ges<strong>und</strong>e Kunsterziehung verwandt* Diese Maßregel<br />
ist also notwendig oft anerkannt, betont <strong>und</strong> angestrebt, aber nicht zielbewußt durchgeführt<br />
worden, weil verwaltungstechnische, Personal- <strong>und</strong> Rangfragen die Durchführung verhinderten*\<br />
Die ,,verwaltungstechnischen, Personal- <strong>und</strong> Rangfragen" bestehen darin, daß die <strong>Kunstakademie</strong>n<br />
<strong>und</strong> Technischen Hochschulen dem Kultusministerium unterstehen, die Kunstgewerbe- <strong>und</strong> die<br />
Handwerkerschulen dagegen, mit Ausnahme der zu einer Akademie ausgebauten Kunstgewerbeschule<br />
zu Breslau <strong>und</strong> der Unterrichtsanstalt des Staatlichen Kunstgewerbe^Museums zu Berlin, dem<br />
Handelsministerium. Das ist ganz ausgezeichnet, was Bruno Paul da vorträgt. Nur irrt er in einem<br />
Punkte: Die von ihm vorgeschlagene Maßregel der Vereinigung von <strong>Kunstakademie</strong> <strong>und</strong> Kunst-<br />
AbL. 67. Friedrich Becker: Gr<strong>und</strong>riß zu Abb. 66<br />
243<br />
W. M. ß, IV 7/8
Gewerbeschule „unter Hinzunahme von baukünstlerischen Abteilungen", die, weil sie bereits vorhanden<br />
waren, nicht eigens einer Technischen Hochschule zu entnehmen waren, ist schon seit vielen<br />
Jahren zielbewußt angestrebt <strong>und</strong> schließlich auch bei Uber-windung großer Schwierigkeiten in einer<br />
Kunststadt durchgeführt werden: in Düsseldorf.<br />
Die Düsseldorfer Kunstgewerbeschule nahm als einzige reine Kunstgewerbeschule<br />
gegenüber den übrigen „Kunstgewerbe- <strong>und</strong> Handwerke rschulen" des preußischen Handelsministeriums<br />
immereine Ausnahmestellung ein. Durch Angliederung einer Architekturabteilung <strong>und</strong> Gartenbaukunstk<br />
asse,für die besondereAufnahmebedingungen gestellt waren, durch dieBerufung vonMännern<br />
wie Peter Behrens, Rudolf Bosselt, F. H. Ehmcke, Wilhelm Kreis, Hubert Netzer u* a. <strong>und</strong> durch<br />
die ausgezeichnete Abteilung für Schrift <strong>und</strong> Textil entwickelte sie sich im Laufe der Jahre zu einer<br />
Art Hochschule für <strong>Baukunst</strong> <strong>und</strong> angewandte Kunst. Gleichzeitig suchte die Düsseldorfer<br />
Akademie unter der zielbe wußten Leitung von FritzRoeber* der als früherer Lehrer für Kulturgeschichte<br />
<strong>und</strong> später als Sekretär der Akademie wie kaum ein anderer die im Laufe des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
entstandenen Mängel der <strong>Kunstakademie</strong>n richtig erkannte, aber auch Mittel <strong>und</strong> Wege<br />
der Beseitigung zu finden verstand(I), das frühere Akademieprogramm wieder herzustellen. Mit der<br />
Berufung von Josef Huber <strong>und</strong> Karl Ederer richtete er eigene Werkstätten für Mosaik<br />
<strong>und</strong> Glasmalerei ein. Im Einverständnis von Staat <strong>und</strong> Stadt, von Kultus-* <strong>und</strong> Handelsministerium<br />
<strong>und</strong> dem Leiter der Düsseldorfer Kunstgewerbeschule, Wilhelm Kreis, hat er zum 1. April<br />
1919 die wesentlichen Teile der Kunstgewerbeschule an die Akademie übernommen. Zu den bisherigen<br />
MVerkstätten der Akademie gesellen sich nun neue mit^Verkmeistern für Weberei, Stickerei,<br />
Schrift, Tapeten-, Zeug- <strong>und</strong> Schriftdruck <strong>und</strong> Buchbinderei. Werkstätten für Metallarbeiten <strong>und</strong><br />
Keramik werden folgen. Freilich wird erst die Vollendung des Akademieneubau* (Abb. 88) den Werk"<br />
stättenbetrieb auf ganz breiter Gr<strong>und</strong>lage gestatten. Bis dahin stehen den Studierenden<br />
die^Vcrkstätten der Städtischen Unterrichtsanstalten zurVerfügung. Durch diese neuen akademischen<br />
Lehrgänge erhalt die Düsseldorfer Kunsthochschule eine erhöhte volkswirtschaftliche Bedeutung,<br />
<strong>und</strong> es wird praktisch das vorbereitet, was Bruno Paul für die Kunstschule der Zukunft fordert,<br />
nämlich: ,,daß die Durchschnittstalente der Studierenden zu wertvollen Arbeitskräften werden, die<br />
für die Veredelung unserer Produktion unentbehrlich sind, wahrend die Kraft starker Talente den<br />
Nutzen einer gründlichen, handwerklich sachlichen Ausbildung <strong>und</strong> ästhetischen Erziehung erfährt*".<br />
Es ist ihr dabei vollkommen freigestellt, sich eigene Wege zu bahnen <strong>und</strong> sich, ihrer Begabung<br />
entsprechend, auf dem Gebiet der freien Kunst zu betätigen, deren Klassen neben den neuen weiter<br />
bestehen bleiben. So ist tatsächlich das alte Unterrichtsprogramm der kurfürstlichen Akademie<br />
wieder hergestellt. Und damit nimmt die Düsseldorfer <strong>Kunstakademie</strong> unter ihren Schwestern<br />
ein« Ausnahmestellung ein.<br />
Im Mittelpunkt der neuen Einrichtungen stehen die Meisterateliers für Architektur.<br />
Da der Unterricht die künstlerische Ausbildung in den Vordergr<strong>und</strong> stellt, bedingt die<br />
Aufnahme als unumgängliche Voraussetzung den Nachweis ausreichender technischer Kenntnisse.<br />
Also auch hier werden alte Aufnahmebedingungen der kurfürstlichen Akademie wieder lebendig.<br />
Für Architekten wird der erfolgreiche Besuch einer Staatlichen Baugewerkschule, für<br />
Gartenarchitekten der Besuch einer Staatlichen Gartenbauschule im ganzen als ausreichend<br />
angesehen. Ausschlaggebend bleibt aber immer die künstlerische Begabung. Der Unterricht<br />
besteht im selbständigen Losen zeitgemäßer Bauaufgaben vom schlichten Arbeiterhause bis zu<br />
reicher angelegten Gebäuden <strong>und</strong> der Lösung städtebaulicher Auf gaben, wobei auf die harmonische<br />
Ausgestaltung der Verhältnisse, die zweckentsprechende Detaillierung des Außenbaus <strong>und</strong> die<br />
Raumgestaltung im Inneren, wie auf die Anpassung des Gebäudes an die Umgebung Wert gelegt<br />
•wird. Die dekorativen Künste, das Kunstgewerbe <strong>und</strong> die Gartenkunst, die dem Gartenarchitekten<br />
Baron Engelhardt übertragen worden ist, sollen in ihren künstlerischen, technischen <strong>und</strong><br />
materiellen Voraussetzungen <strong>und</strong> Wirkungen in besonderen Studien gangen, in praktischen Übungen<br />
der farbigen Behandlung des Baues außen <strong>und</strong> innen (Wi lhelm Döringer), in angewandter<br />
Kunst, Mosaik <strong>und</strong> Glasmalerei (KarlEderer <strong>und</strong> Josef Huber-Feldkirch), Textil-<br />
244
kunst <strong>und</strong> Schriftzeichnen (Ernst Aufseeser) <strong>und</strong> dekorativer Plastik, für die neben dem<br />
durch seine Münchener Brunnenschöpfungen bekannt gewordenen Hubert Netzer nun noch<br />
der feinsinnige Richard Langer berufen worden ist, behandelt werden. Durch dieses Zusammenwirken<br />
von <strong>Baukunst</strong> mit Malerei, Bildhauerei, Gartenkunst <strong>und</strong> Kunstgewerbe sollen die<br />
Künstler wieder wie früher empfinden lernen, dal? der Standort, die Anlage, die Ausführung, der<br />
Schmuck des Bauwerks außen <strong>und</strong> innen <strong>und</strong> die Gartenanlage ein künstlerisches Ganzes bilden<br />
müssen. Der Baukünstler muß die Schwesterkünste ihrer Eigenart entsprechend verwenden lernen.<br />
Maler, Bildhauer <strong>und</strong> Kunstgewerbler -werden sich den strengen Forderungen der <strong>Baukunst</strong> wieder<br />
anpassen <strong>und</strong> sich zu gemeinsamer verständnisvoller Arbeit wie einst zusammenfinden. Aber auch<br />
die wirtschaftlichen <strong>und</strong> theoretischen Fragen, die von Tag zu Tag an Bedeutung gewinnen, <strong>und</strong><br />
zeitgemäße technische Fragen sind in den Unterrichtsplan einbegriffen. Neben den bisher üblichen<br />
Vorlesungen an der Akademie über Kunst- <strong>und</strong> Literaturgeschichte sind neue über Städtebau,<br />
Gr<strong>und</strong>nßgestaltung, Eisenbeton, moderne Baufragen <strong>und</strong> Baugeschichte,Theaterdekoration <strong>und</strong> alte<br />
Techniken mit Vorführungen in den Sammlungen des Kunstgewerbemuseums eingerichtet worden.<br />
Als Sekretär der Akademie wurde ein Bauhistoriker berufen.<br />
Die Leitung der drei Meisterateliers für <strong>Baukunst</strong> ist Fritz Becker, W ilhelm Kreis<br />
<strong>und</strong> E. Fahrenkamp übertragen worden. Ihre Lehrwerkstätten haben, ihrer persönlichen<br />
baukünstlerischen Begabung entsprechend, auch jede eine eigene Note erhalten, Becker: Kleinwohnungswesen,<br />
bürgerliche Bauweise, Siedlungen <strong>und</strong> städtebauliche Aufgaben. Kreis: Monumentalbau<br />
<strong>und</strong> seine Einfügung in das Städtebild <strong>und</strong> architektonische Gartengestaltung, Fahrenkamp:<br />
Künstlerische Durchbildung im Einzelnen, MVohnungsbau <strong>und</strong> Raumkunst. Es steht jedem<br />
Abb. 68. E. Fanrenkamp: Haus Ott bei Aachen<br />
245<br />
36-
Abb. 69 u. 70. E. Fahrenkamp : Landhaus Gottschalk in Kawerswerth<br />
Studierenden frei, welchem Atelier er sich anschließen will. Der vierte Architekt Karl W ach<br />
leitet gemeinsam mit den Lehrern für angewandte Kunst den architektonischen Unterricht für<br />
Nichtarchitekten. Becker, Kreis <strong>und</strong> Fahrenkamp, die früheren Leiter der Architekturabteilung<br />
der Düsseldorfer Kunstgewerbeschule, sind den Lesern von „Wasmutbs Monatsheften für <strong>Baukunst</strong><br />
h1i noch in Erinnerung von den Entwürfen der für 1915 geplanten Großen Düsseldorfer<br />
Jahrh<strong>und</strong>ert-Ausstellung (vergl. Band II, S. 93—109). Die Ausstellung •wäre ein Glanzpunkt in der<br />
Geschichte des Ausstellungswesens <strong>und</strong> in der Geschichte der Ausstellungsarchitektur geworden,<br />
Becker <strong>und</strong> Kreis hatten gemeinsam das kilometerweite Ausstellungsgelände städtebaulich in der<br />
geschicktesten Weise aufgeteilt <strong>und</strong> eine einheitliche Baukomposition geschaffen, die ausgezeichnet<br />
zu den Grünanlagen der Gartenstadt überleitete. Neben Kreis, Becker <strong>und</strong> Fahrenkamp waren die<br />
übrigen Bauten in der Hauptsache Schülern der drei Vorsteher der Meisterateliers an der Akademie<br />
übertragen worden. Die Ausstellung war so gleichsam die Visitenkarte der an die Akademie übernommenen<br />
Architekturabteilung der ehemaligen Kunstgewerbeschule.<br />
Das vorliegende Heft bringt von Becker Entwürfe für die Friedhofsanlage in Saarbrücken<br />
(Abb. 64, 65), für die Bebauung eines Geländes in Köln-Ehrenfeld, für eine protestantische Kirche,<br />
Pfarr- <strong>und</strong> Schulhaus (Abb. 66, 67) <strong>und</strong> für das Rathaus in Schwerte (Abb. 63), Arbeiten von wohl-<br />
246
Abi. 71 u. 72. E. Fahrenkamp; Landhaus Netzer bei Düsseldorf -<br />
tuender Sachlichkeit, feinfühliger Anpassung an das gegebene Gelände <strong>und</strong> glückliche Versuche der<br />
Wiederbelebung des heimischen Backsteinbaus. Die Pflege rheinisch-westfälischer künstlerischer<br />
Eigenart mit ihren uralten Beziehungen zu den benachbarten Niederlanden <strong>und</strong> Vlamland wird<br />
überhaupt eine der wichtigsten Aufgaben der Düsseldorfer Kunst bleiben. In diesem Festhalten an<br />
jahrh<strong>und</strong>ertalte Traditionen liegt eine Stärke, die allen revolutionären Erscheinungen gegenüber sich<br />
viel einsichtsvoller behaupten konnte! Durch die Berufungen der beiden führenden typischen<br />
rheinischen Maler August Deusser <strong>und</strong> Max Ciarenbach an die Akademie hat die<br />
Pflege heimischer Eigenart eine besondere Stütze erhalten. Auch durch die Berufung des jugend^=<br />
liehen rheinischen Architekten E. Fahrenkamp, der heute schon zu den gesuchtesten Landhausarchitekten<br />
in den Rheinlanden zählt. Die Intimität der Detailbehandlung seiner Bauten (Abb. 68-74)<br />
ist eine reizvolle Bereicherung der heimischen Backsteinarchitektur. Seine Monumentalentwürfe<br />
247
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243
Alb. 75. E. FaKrcntamp : Entwurf zum Lraelitücben Friedkof in Düsseldorf
Abb. 76. Wilhelm Kreis: Entwurf für die Neue Volksoper in Berlin<br />
250 Abb. 77. Wilhelm Kreis i Entwurf einer Kohlenaufbereitungsanlage
Abt. 78. Wilkeljm Kreis; Die Wiltonwerft in Rotterdam<br />
fcO<br />
Abt. 79. E. Fakrenkamp: Koklenauftereitungsanlage der Zecke Ludwig tei Esckweiler
für den jüdischen Friedhof in Düsseldorf (Abb. 75), das Theater in Crefeld (Abb. 62) <strong>und</strong> Industriebauten<br />
(Abb. 79), lediglich als Zweckanlagen gelöst, wirken durch ihre architektonische Sachlichkeit<br />
<strong>und</strong> die rhythmische Behandlung der Baumassen.<br />
Wi lhelm Kreis, der Schöpfer der Architekturabteilung der früheren Düsseldorfer<br />
Kunst- Gewerbeschule,bald<br />
schon<br />
ein Fünfziger,<br />
kann seit seinen<br />
ersten jugendlichen<br />
Erfolgen<br />
heute bereits auf<br />
eine große Entwicklung<br />
zurückschauen.<br />
Von<br />
Haus aua der<br />
geborene Monu~<br />
mental- <strong>und</strong><br />
Denkmalsarchi -<br />
tekt. Die pompöse<br />
Front des<br />
Museums in<br />
Halle (Abb.83) ist<br />
der Versuch neuer<br />
Möglichkeiten.<br />
Das Pathos seiner<br />
Jugend, sein Enthusiasmus,<br />
wie<br />
bei seinem Lehrer<br />
Wallot durch das<br />
politische ErlebnisBismarcks<br />
<strong>und</strong><br />
das künstlerische<br />
Wagners bestimmt,<br />
hat sich<br />
mit den Jahren<br />
nicht unvorteilhaft<br />
gewandelt.<br />
Haus Lucius bei<br />
Eltvillea.Rhein*)<br />
<strong>und</strong> Haus Stroth*<br />
mann in Minden<br />
i. W. (Abb. 82)<br />
sind dafür sprechende<br />
Belege.<br />
Vor allem aber<br />
haben die verschiedenen<br />
Auf-<br />
252<br />
AU>. 80. Wilhelm Kreis: Warenhaus Tietz in ElberfeU<br />
*) Abb. 105-111 in<br />
„Moderne Villen <strong>und</strong><br />
Landhäuser", Verlag<br />
Ernst Waamuth A.-G,
gaben von Nutz- <strong>und</strong> Zweckbauten seinerWarenhausauftrage in Köln, Elberfeld, Essen, Dortm<strong>und</strong>,<br />
Chemnitz <strong>und</strong> Karlsruhe auf seine ganze Entwicklung eingewirkt. Sie sind als Zweckbauten architektonisch<br />
organischer, sachlicher <strong>und</strong> klarer als Messeis <strong>und</strong> Olbrichs Entwürfe (Abb. 80, 81)-<br />
Anetelle des Unbestimmten, nach oben sich Auflösenden, Impressionistischen, Unbegrenzten der<br />
steilen Pfeiler gibt er in einem festen horizontalen Abschluß die klare architektonisch begrenzte<br />
Form. Und innerhalb dieses Rahmens haben seine Portale <strong>und</strong> der plastische Schmuck an dem<br />
Ort, für den sie geschaffen worden, einen bestimmten architektonischen Akzent. Noch klarer<br />
begegnet uns diese architektonische Sachlichkeit in seinen Industriebauten (Abb. 77, 78) <strong>und</strong> dem<br />
Entwurf für die Neue Berliner Volksoper (Abb* 76).<br />
Abb. 81. Wilhelm Kreis: Warenhaus Tietz in K5b<br />
253<br />
37'
Abb. 82- Wilhelm Kreis: Haus Strotnmann in Minden I.W.<br />
Wie die Entwürfe iür die Ausstellung 1915, so ist durch dieUngunst der zeitlichen Verhältnisse<br />
auch ein anderes für Düsseldorf wichtiges Projekt von Karl Wa c h einstweilen noch auf<br />
unabsehbare Zeit von derVerwirklichung entfernt: Düsseldorf bedarf einer zweiten Rheinbrücke,<br />
einer bequemeren Zufahrtsstraße von der Neustadt zur Altstadt <strong>und</strong> eines Rathausneubaus. Anläßlich<br />
des Wettbewerbs eines generellen Bebauungsplanes für Grotf-Düsseldorf im Jahre 1912 sind<br />
verschiedene Vorschläge dafür gemacht worden. Bei den städtebaulichen, verkehrstechniseben<br />
<strong>und</strong> bodenpolitischen Schwierigkeiten <strong>und</strong> dem Wunsche, von dem Charakter der Altstadt zu er^<br />
254<br />
Abb. 83. Wilhelm Kreis: Museum in Halle
Akk. 84. Karl Wack: Entwurf für den Ratkauaneukau in Verbindung mit einer zweiten Rkeinkrucke in<br />
Düsseldorf. Vgl. Abk. 85-87<br />
halten, was nur erhaltungswürdig ist, hat keiner der Entwürfe eine endgültige Lösung geben<br />
können. Die Vorzüge des neuen Projektes von Wach müssen einmal in einem anderen Zusammenhangeeingehend<br />
behandelt werden. Die breite Zufahrtsstraße von der Neustadt mit der einheitlichen<br />
Bebauungj*führt auf den Turm <strong>und</strong> dessen Durchfahrt, um den sich zu beiden Seiten symmetrisch<br />
die Anlage gruppiert (Abb. 85, 87). Vor dem einen Flügel breitet sich der Marktplatz aus, an seiner<br />
Schmalseite mit dem malerischen Abschluß der Fassade der alten Maxkirche (Abb. 86). Und nach<br />
der Rheinfront erhält das heute eintönige Stadtbild in Verbindung mit der neuen Brücke <strong>und</strong> der<br />
allmählichen Steigerung der Bautrakte <strong>und</strong> dem hinausragenden Stadtturm einen monumentalen<br />
Mittelpunkt von klarer Silhouettenzeichnung (Abb. 84),<br />
fWSUAUS W VERBINDUNG MIT<br />
EINER NEUEN RHON&RUECKE<br />
DER STADT DUE33ELÖORF<br />
QRUNDRI33 IN ÖRÜCKENHÖHE<br />
MA33T.1QOO<br />
Akk. 85. Karl Wack: Situationsplan zu Akfc. 84, 86, 87 255
Abb. 86. Karl Wack; Ansickt des neu geplanten Marktplatzes in Düsseldorf. Vgl. Akt. 85<br />
Ein anderes Wachsches Projekt, die neue <strong>Kunstakademie</strong>, ist, was das Hauptgebäude<br />
anlangt, im Rohbau vollendet <strong>und</strong> wird im Laufe des kommenden Jahres wohl bezogen werden<br />
können (Abb. 88). Auf einem ausgedehnten Gelände, auf dem das Vieh für die Tiermaler<br />
-weidet, wo die Studierenden dem Sport nachgehen können <strong>und</strong> die echte niederrheinische Landschaft<br />
beginnt, sind die verschiedenen Pavillons der Landschafts-, Tier- <strong>und</strong> Figurenmaler, der<br />
Plastiker <strong>und</strong> der Werkstätten für angewandte Kunet verteilt. Der Hauptbau -wird die Architekturabreilung,<br />
die Zeichenklassen, Verwaltung <strong>und</strong> Sammlungen aufnehmen. Alles ganz schlichte<br />
Nutzbauten, Nur daJ? das Mittelstück des Hauptbaus, das im Hauptgeschol? den Festsaal aufnimmt,<br />
sich reicheren Schmuck erlaubt hat. (Abb. 89).<br />
Die vor dem Kriege schon begonnene neue Akademie ist ihrer schlichten <strong>und</strong> schmucklosen<br />
Zweck- <strong>und</strong> Nutzbauten wegen gleichsam ein Symbol der künstlerischen Aufgaben, die uns die<br />
256
Alk 87. Karl Wach:<br />
Mittelstuck des neu geplanten Rathauses in Düsseldorf mit der Aufsatzstraße<br />
von der Neustadt. Vgl. Abb. 85<br />
Zukunft lassen wird. Die Zeit der reichen Verwaltungs- <strong>und</strong> Warenhausbauten ist vorbei. Die<br />
bittere Not der Gegenwart <strong>und</strong> das Grauen einer Ungewissen Zukunft zwingen uns zu den<br />
schlichtesten Not- <strong>und</strong> Zweckbauten, um unserer Wohnungsnot Herr werden zu können. Schmucklose<br />
Backsteinbauten werden unsere W^ohnstätten sein. Der Anstrich wird die Wandbespannung,<br />
selbst die Papiertapete ersetzen müssen. Der dekorative Schmuck wird auf ganz schlichte Stuckrahtnen<br />
<strong>und</strong> die einfachsten farbigen ornamentalen <strong>und</strong> figürlichen Dinge sich beschränken. Unsere<br />
Möbel werden von unserer Armut erzählen können. Aber dann mul? das in letzter Zeit oft geprägte<br />
Wort Wahrheit werden, dal? künstlerische Qualität den Mangel an Rohstoffen zu ersetzen habe,<br />
um die Armut der Zeit mit künstlerischer Kultur zu durchdringen. Die Zweckmäßigkeit des Bauens<br />
muß von rhythmischer Gliederung <strong>und</strong> einem ausgeprägten Sinn für handwerkliche Bearbeitung<br />
257
KUNSTAKADEMIE DÜSSELDORF<br />
GARTLNANL&iEN<br />
Abb. 88. Karl Wach: Gesamtanlage der Neuen <strong>Kunstakademie</strong> zu Düsseldorf<br />
beherrscht sein. "Wie vor h<strong>und</strong>ert Jahren. Damals, als zwar noch eine Aussicht auf eine bessere<br />
Zukunft bestand, schrieb Karl Friedrich Schinkel: „Zweckmäßigkeit ist das Gr<strong>und</strong>prinzip alles<br />
Bauens. Zweckmäßigkeit eines jeden Gebäudes, daj? ein geistiges voraussetzt ist Zweckmäßigkeit<br />
der Raumverteilung, höchste Ersparnis des Raumes, höchste Ordnung in der Verteilung, höchste<br />
Bequemlichkeit im Räume. Zweckmäßigkeit der Konstruktion: bestes Material, beste Bearbeitung<br />
<strong>und</strong> Fügung des Materials, sichtbarste Andeutung des besten Materials, der besten Bearbeitung <strong>und</strong><br />
Fügung des Materials. Zweckmäßigkeit des Schmuckes <strong>und</strong> der Verzierung; beste Wahl des Ortes<br />
der Verzierung, besteAVahl der Verzierung, beste Bearbeitung der Verzierung". — Damit ist alles<br />
gesagt, was der Bau- <strong>und</strong> Wohnkultur unserer Gegenwart nottut.<br />
Zum Schluß: "Wie es nicht Aufgabe der Universitäten ist. Dichter erziehen zu wollen, so kann<br />
es nicht Aufgabe der Kunsthochschulen sein, jeden ihrer Studierenden als Künstler in das Leben<br />
zu entlassen. Wer eine <strong>Kunstakademie</strong> bezieht, welche es auch sei, tut es auf eigene Gefahr. Denn<br />
Kunst ist keine Wissenschaft, ist weder lehrbar noch erlernbar. Sie ist ein vergeistigtes Handwerk,<br />
Was kann da die <strong>Kunstakademie</strong> den Studierenden sein? Sie ist, da die Zeit der Zünfte vorbei, der<br />
Ersatz der Ausbildung von Lehrlingen in der Werkstatt eines Meisters. Und wie dieser seine<br />
Lehrlinge nur Handwerkliches lehren konnte, so auch die Akademie. Das vergeistigte Handwerk<br />
verlangt aber eine Persönlichkeit, Künstlerische Individualitäten werden indessen nicht auf Kunst<strong>und</strong><br />
Kunsthochschulen herangebildet, sondern in der Schule des Lebens, der Erfahrungen <strong>und</strong> Kämpfe,<br />
vorausgesetzt, daß der Schüler auch menschlich <strong>und</strong> geistig in seiner Veranlagung die Voraussetzungen<br />
zum vergeistigten Handwerk in sich mitbringt. Fehlt diese Voraussetzung, so muß die Akademie<br />
aus ihm einen Kunsthandwerker machen, d» h. einen für die Gesellschaft brauchbaren Menschen,<br />
der sich durch seiner Hände solide Arbeit behaupten kann. Und solcher Hände bedürfen wir zur<br />
Veredelung unserer Produktion heute mehr denn zuvor! Ob aber die Geschicke der neuen<br />
Düsseldorfer Akademie Persönlichkeiten unter den Studierenden zuführen — sie sind zu allen Zeiten<br />
Ausnahmeerscheinungen gewesen — das muß erst die Zeit lehren.<br />
Richard<br />
Klapheck-Düsseldorf.<br />
Für die Schriftleituntf der Monatshefte verantwortlich: GÜNTHER WASMUTH, Berlin - Verlag von ERNST WASMUTH<br />
A.-G., Berlin W 8, Mui*r&t«a*trrfe 31 — Druck von IMBERG & LEFSON G. m. b. H, Berlin SW 48, Wilhelm.tratfe 118
CD<br />
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