Ausg. 18 - apr

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EDITORIAL Einzelbetriebliches Tarifverhalten kein Thema Die im Zusammenhang mit dem Leitartikel in der apr Nr. 9/1998 gestartete Umfrage zur Anwendung des Manteltarifs in der Papierverarbeitung fand, wie von manchen befürchtet und von manchen erhofft, keinen großen Zuspruch. Die Rücklaufquote war zu gering, als daß es Sinn machte, sie statistisch auszuwerten. Vor allem Betriebe, die die apr und die beteiligten Redakteure gut kennen und dementsprechend Vertrauen haben, antworteten. Klar wurde mit der Umfrage auch, daß weder von den beteiligten Arbeitgeberverbänden noch von der IG Medien eine öffentliche Diskussion über dieses Thema erwünscht ist. Die apr akzeptiert die Entscheidung ihrer Leser, ihr Wissen bzw. ihre Verfahrensweisen nicht offenzulegen, selbstverständlich, wohlwissend, daß das Thema hinter „vorgehaltener Hand“ weiter heftig kontrovers diskutiert wird. Unter den nicht repräsentativen Rückantworten läßt sich feststellen,daß die deutliche Mehrheit der Firmen nach Tarifvertrag bezahlt und die Meinung überwiegt, die im Tarifvertrag vorgesehene Flexibilität reiche nicht aus. Viele der Antwortenden, etwa die Hälfte, möchten die 35-Stunden-Woche mit vollem Lohnausgleich nicht einführen. Erwartungsgemäß waren nur wenige Antworten enthalten, die zugestanden, daß sie unterhalb des Tarifvertrags bezahlen. Von den Tarifpartnern wurden nachvollziehbarerweise Maßnahmen ergriffen, um klarzumachen, warum der Fragebogen nicht beantwortet werden sollte. Diese näher darzulegen, könnte als Wehleidigkeit ausgelegt werden und soll deshalb hier unterbleiben. Die Meinung von Insidern läßt sich wie folgt zusammenfassen: „Das Tarifgeschäft ist ein besonderes. – Die, die unter den Unternehmern mehr darüber wissen wollen, sollten mitarbeiten und ansonsten, solange sie nichts davon verstehen, schweigen und vor allem nichts in die Öffentlichkeit tragen.“ Einige mögen vergessen, daß die Kraft des Faktischen mancherlei Verträge ad absurdum führt. Dies zeigt das Beispiel der Bauindustrie, in der mittlerweile im Osten darüber diskutiert wird, einen neuen Ecklohn einzuführen, der deutlich unter dem Lohnniveau des Tarifvertrags der Bauindustrie liegt. Ursache hierfür ist die Tatsache, daß die Baubetriebe im Osten vielfach 13 DM pro Stunde und weniger bezahlen, und damit dieser Lohn reale Bedeutung hat, ohne daß er im Tarifvertrag der Bauindustrie für vergleichbare Lohngruppen annähernd vorgesehen ist. Hinzugefügt werden muß dabei, daß in der Bauindustrie in Ostdeutschland die Arbeitslosigkeit 25% beträgt. und damit die Arbeitssituation noch dramatischer als in der Papierverarbeitung sein dürfte. Ein weiteres, sowohl den Arbeitgeberverbänden wie den Gewerkschaften bekanntes Phänomen, das bei der Anwendung von Tarifverträgen eine Rolle spielt,ist die Verlagerung von Arbeitsplätzen vom Inland ins Ausland, vor allem bei großen Konzernen. Nach einer der apr vorliegenden internen Statistik stieg z. B. in einem großen deutschen Konzern zwischen 1991 und 1997 die Zahl von im Ausland beschäftigten Mitarbeitern von 159 000 auf 189 000, während die Zahl der im Inland Beschäftigten von 243 000 auf 197 000 sank. Zusammengefaßt formuliert, reagieren große Konzerne wie folgt: „Wenn die Lohnkosten so hoch sind, daß eine Produktion im Inland nicht mehr wirtschaftlich ist (natürlich spielen hierbei auch Genehmigungsverfahren, Verordnungen und andere politische Hemmnisse eine Rolle), verlagern wir die Produktion bei nächster Gelegenheit, im Zweifelsfall bei einer anstehenden Neuinvestition, ins Ausland.“ Typische deutsche Kleinund Mittelbetriebe der Papierverarbeitung haben diese Möglichkeiten nicht oder jedenfalls nicht ohne weiteres. Ihnen bleibt als Hilfsinstrument, sich in Lohnfragen still und leise zu arrangieren, und dies ist nicht nur wirtschaftlich vernünftig und gut. In vielen Betrieben ist auch der Kontakt zwischen Unternehmensführung und Betriebsrat bzw. den maßgeblichen Mitarbeitern so, daß diese genau wissen, welche Maßnahmen notwendig sind, um den Fortbestand des Unternehmens dauerhaft zu sichern. Bei wenigstens fünf Millionen Arbeitslosen ist es dabei leicht nachvollziehbar, wenn eine Belegschaft zu dem Ergebnis kommt, es sei besser, drei oder fünf Stunden länger zu arbeiten, als die Insolvenz des Betriebes zu riskieren. Die gewerkschaftlichen Überlegungen, durch die Arbeitszeitverkürzung würden neue Stellen geschaffen, spielen in diesem Zusammenhang eine untergeordnete Rolle. Von vielen Beteiligten, und keineswegs nur Unternehmen, denen Eigeninteresse unterstellt wird, werden sie im übrigen als falsch erachtet. G. W. Brucker 395 18/98
INHALT EDITORIAL ·NEUES IN KÜRZE Einzelbetriebliches Tarifverhalten kein Thema 395 Personalia 398 Kurznachrichten aus Europa 399 UNTERNEHMEN · MÄRKTE · PRODUKTE Stradivaris unter den Papieren:Emeric Thibierge und Jérôme Comar schaffen Qualitäten für repräsentative und kreative Zwecke 402 Die Entwicklung der Großhandelsverkaufspreise 404 „Von der leisen Revolution des Individuellen“ 405 Richard Dohse gestorben 406 Manzinger geht Allianz mit APP ein 406 Prowell baut neues Werk im sachsen-anhaltischen Burg 407 Kapitalerhöhung bei Weissenstein 407 PAPIERVERARBEITUNG · DRUCK Grundsteinlegung des neuen Wellpappenwerkes der Fa. Prowell im sachsen-anhaltischen Burg. Walki Wisa:Neue Maschine für extrabreite Verpackungspapiere 408 Leipziger Fachmesse Verpackung & Materialfluß 408 Firmenbericht aus Papierverarbeitung und Druck 408 PAPIERERZEUGUNG Abwasseraufbereitungsanlage in der Papiermacherschule Gernsbach 410 PTS-Streicherei-Symposium im Sheraton München 410 Firmen berichten aus Papiererzeugung und -verarbeitung 418 Impressum 418 Fa. Gruber + Weber wirbt auf seiner LKW-Flotte für Pro Carton. Gedruckt auf nopaCoat matt,zweiseitig doppelt gestrichenes Bilderdruckpapier der Nordland Papier AG, Dörpen/Ems – Umschlag:200 g/m 2 ,Innenteil:115 g/m 2 . 18/98 396
Seite 1: 5. Mai 1998 4 x im Monat 18 D 1096
Seite 5 und 6: NEUES IN KÜRZE PERSONALIA Carl Gü
Seite 7 und 8: UNTERNEHMEN · MÄRKTE · PRODUKTE
Seite 13 und 14: PAPIERVERARBEITUNG UND DRUCK Walki
Seite 15 und 16: PAPIERERZEUGUNG Abwasseraufbereitun
Seite 17 und 18: PAPIERERZEUGUNG die Abkürzung HASE
Seite 19 und 20: PAPIERERZEUGUNG freien Zustand anha
Seite 21 und 22: PAPIERERZEUGUNG Gleich zu Beginn ko
Seite 23 und 24: PAPIERERZEUGUNG großen ökologisch

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