Bericht (pdf) - TTC Zürich Affoltern
Bericht (pdf) - TTC Zürich Affoltern
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Nicos vierwöchige Urlaubsreise mit Tischtennistraining<br />
in China (10.07.06 – 05.08.06)<br />
Einleitung<br />
Nachdem ich zusammen mit Viktor schon letztes Jahr chinesische Luft bei der<br />
Tischtennis-WM in Shanghai geschnuppert habe, war meine diesjährige Reise als<br />
halb erfahrener Chinabesucher kein absolutes Neuland mehr für mich.<br />
Die Reise<br />
Am Montag Mittag, 10. Juli ging es los, und ich setzte mich in den Zug von <strong>Zürich</strong><br />
über Basel nach Frankfurt a. M. (Deutschland), wo ich mich mit den anderen<br />
Reisenden am Flughafen traf. Neben den Organisatoren der Reise, Wei Li und Gert<br />
Rupinski, war noch Familie Kalies (Christine, Fredi und Theresa) mit dabei (siehe<br />
Abb. 1).<br />
Dann ging’s direkt mit dem Flieger nach Peking (Beijing), wo wir eine knappe Woche<br />
verweilten. Von Peking fuhren wir mit dem Nachtzug ins Trainingslager nach Xi’an<br />
der früheren Hauptstadt Chinas in der Provinz Shanxi. Trotz der 7 Millionen<br />
Einwohner macht Xi’an einen ziemlich provinziellen Eindruck.<br />
Abb. 1: von links nach rechts: Qiu Hui (Haupttrainer), Fredi Kalies, Wei Li Rupinski,<br />
Gert Rupinski, Theresa Kalies, Nico, Christine Kalies und Jiang Yi<br />
(Assistenztrainer).
Die Reise mit dem Nachtzug stellte ein besonderes Erlebnis dar. Wie nicht anders zu<br />
erwarten, war nach Murphys Gesetz unser Schlafwagenabteil das letzte Abteil, wobei<br />
der Zug natürlich auch vom letzten Gleis abfuhr. Mit unseren schweren<br />
Gepäckstücken war das Erreichen unseres Schlafplatzes also eine ziemlich Schweiss<br />
treibende Angelegenheit. Zunächst waren wir auf drei unterschiedliche Abteils<br />
aufgeteilt, aber nach ein paar geschickten Tauschmanövern von unserer<br />
Dolmetscherin Wei Li konnten wir die Übernachtung auf zwei Abteils reduzieren. Die<br />
Fahrt in einem chinesischen Nachtzug ist schon etwas besonderes und lässt sich am<br />
ehesten mit viel Alkohol aushalten. Nach dreiwöchigem Aufenthalt in Xi’an traten<br />
wir am Samstag, 5. August, die Rückreise morgens um 5 Uhr an. Nach einstündiger<br />
Autofahrt zum Flughafen von Xi’an ging es mit dem Flieger zurück nach Peking, von<br />
wo aus nach fünfstündigem Aufenthalt unser Rückflug nach Frankfurt a. M. startete.<br />
In Frankfurt verabschiedete ich mich von den Rupinskis und Kalies’ und fuhr nach<br />
einer weiteren Stunde Aufenthalt mit dem Zug zurück nach <strong>Zürich</strong>, wobei ich einmal<br />
in Basel umsteigen musste. In <strong>Zürich</strong> am Hauptbahnhof angekommen war es<br />
inzwischen 0.30 Uhr. Ich erwischte gerade noch die letzte Tram zu mir nach Hause.<br />
Völlig geschafft öffnete ich um 1.00 Uhr meine Wohnungstür und liess mich<br />
unmittelbar ins Bett fallen.<br />
Die Hotels<br />
In der ersten Woche in Peking übernachteten wir in einem Zweisternehotel (Rujia).<br />
Die Zimmer waren zwar relativ einfach aber dennoch ausreichend gross und sauber.<br />
In Xi’an übernachteten wir im Hotel direkt beim Sportzentrum des Yin He<br />
Tischtennisclubs (Shanxi). Hier war der Komfort nicht ganz gemäss schweizerischem<br />
Standard. Die Zimmer waren nicht ganz so sauber, und wandernde Ameisen teilten<br />
das Zimmer mit uns. Trotz dieser Mängel war das verantwortliche Zimmermädchen<br />
äusserst penibel. Unter anderem machte die gute Frau einen ziemlichen Aufstand<br />
wegen eines Fleckes im Leintuch (Herkunft und Art ist bis heute nicht geklärt,<br />
vermutlich ein Melonenfleck), was nicht nur einmal zu einer lautstarken<br />
Auseinandersetzung mit Wei Li und Gert führte. Naja, einmal kurz gewaschen war<br />
der Fleck auch schon weg und die Sache erledigt. Ihren nächsten starken Auftritt hatte<br />
die „Chefin“ bei der Zimmerabnahme als sie tatsächlich jeden Kleiderbügel, jede<br />
Schranktür und auch sonst alles andere mehrmals überprüfte. An dieser Stelle sollte<br />
aber erwähnt werden, dass wir abgesehen von dieser einzigen Ausnahme eigentlich<br />
nie irgendwelche Probleme mit den Einheimischen hatten. Wir wurden immer und<br />
überall aufmerksam und freundlich behandelt.<br />
Abb. 2: (a) Zimmer im Hotel in Xi’an, (b) Blick aus dem Zimmer.
Chinesisches Essen<br />
Gerüchteweise hört man ja immer wieder, dass die Chinesen so ziemlich alles essen,<br />
was essbar ist. Dazu gehören u. a. auch Hunde und Ratten. Ich kann definitiv<br />
versichern, dass wir weder das eine noch das andere gegessen haben!<br />
Die chinesische Küche zeichnet sich dadurch aus, dass sie deutlich weniger fetthaltig<br />
und damit gesünder als unsere einheimische Küche ist. In der Regel war das Essen<br />
ziemlich gut. Im Hotel in Peking gab es zum Frühstück ein reichhaltiges Buffet.<br />
Ansonsten gingen wir meistens auswärts Essen. Im Gegensatz zur Schweiz ist das<br />
Essen in chinesischen Restaurants für unsere Verhältnisse geradezu spott billig. Für<br />
umgerechnet 1 € bis 2 € pro Person bekommt man ein ausgezeichnetes und<br />
ausreichendes Essen einschliesslich Getränke. Das einzige Problem, welches uns des<br />
öfteren beschäftigte, war die Tatsache, dass es in den seltensten Fällen Cola Light zu<br />
bestellen gab. Da das Mineralwasser in China generell ohne Kohlensäure ist und<br />
entsprechend fad schmeckt, stellten Tee und Bier (vorzugsweise Ananasbier bzw.<br />
Pfirsichbier) die einzige Alternative dar. Eine klassische Spezialität, die man in<br />
Peking natürlich unbedingt einmal gegessen haben muss, ist Pekingente (Peking Kăo<br />
Yà), die wir in einem speziellen Restaurant für Ente probierten (siehe Abb. 3).<br />
Abbildung 4 zeigt eine Aufnahme von einem gemeinsamen Abendessen mit<br />
Bekannten von Wei Li und Gert.<br />
Im Sportzentrum Yin He waren im Prinzip drei Mahlzeiten pro Tag inklusive, wobei<br />
wir aber abends meistens auswärts Essen gingen. Die drei Essen bestanden immer aus<br />
einem Buffet, wobei einige von uns (einschliesslich mir) Mühe hatten, schon am<br />
frühen morgen traditionell chinesisch zu Essen. Kaffe, Brot, Honig oder Marmelade<br />
Abb. 3: Pekingente in einem speziellen Restaurant für Ente in Peking.
standen eigentlich nicht auf dem Programm. Auf Nachfrage wurde für uns speziell<br />
dann Kaffe (fertiger Nescafé mit Milch und Zucker), (ungetoastetes) Toastbrot und<br />
Marmelade organisiert. Dafür mussten wir aber in einen anderen Raum gehen, damit<br />
die anderen Gäste unser Spezialfrühstück nicht sehen konnten.<br />
Unbedingt erwähnt werden sollte noch, dass wir in Xi’an mehrmals zum Jiao Zi Essen<br />
gingen (siehe Abb. 5). Hierbei handelt es sich um ein chinesisches Nationalgericht,<br />
welches es in hunderten von verschiedenen Varianten gibt. Im wesentlichen sind Jiao<br />
Zi gefüllte Teigtaschen, wobei die Füllung entweder aus Fleisch oder vegetarisch sein<br />
kann. Nicht nur optisch sondern auch geschmacklich erinnern diese Teigtaschen sehr<br />
an schwäbische Maultaschen, was das Schwabenherz natürlich erfeut!<br />
Abb. 4: Gemeinsames Essen in Peking mit Bekannten von Wei Li und Gert.<br />
Abb. 5: Das chinesische Nationalgericht Jiao Zi.
Sehenswürdigkeiten<br />
In China gibt es natürlich jede Menge Sehenswürdigkeiten, die man unbedingt mal<br />
besucht haben sollte. Insbesondere in Peking hatten wir ein sehr volles und<br />
anstrengendes Programm zu absolvieren.<br />
Der erste kulturelle Höhepunkt war der Besuch der Verbotenen Stadt (Gu Gong),<br />
welche in der Nähe des Platz des himmlischen Friedens liegt (siehe Abb. 6 (a)). Am<br />
Haupteingang erkennt man ein Bild von Mao Zedong (Abb. 6 (b)). Die verbotene<br />
Stadt ist ein riesiges in sich abgeschlossenes Gelände. Nach dem Durchqueren eines<br />
Eingangstores erreicht man einen Innenbereich (Abb. 6 (c)), der dann zum nächsten<br />
Tor führt. So ist es möglich immer weiter in den inneren Kern der Verbotenen Stadt<br />
vorzudringen. Alle Bereiche sehen ziemlich ähnlich aus, und am Ende weiss man<br />
nicht wirklich wie weit im Innern man sich gerade befindet. Früher war es nur<br />
bestimmten Personenkreisen erlaubt, die innere Stadt zu betreten und auch wieder zu<br />
verlassen. Die Bereich ganz im Innern waren nur sehr elitären Kreisen zugänglich.<br />
Abbildung 6 (d) zeigt als Beispiel einen steinernen Treppenaufgang mit speziell<br />
eingemeiselten Figuren.<br />
Des weiteren besuchten wir diverse Tempel. In Peking sind die bekanntesten beiden<br />
Tempel der Lamatempel und der Himmlische Tempel. Die meisten Chinesen gehören<br />
der buddhistischen Religion an und verehren bzw. beten diverse Buddhas in den<br />
Tempeln an. Die Buddhas sind meistens sehr farbig dargestellt wie es der<br />
Farbenfrohheit des chinesischen Volkes entspricht. Abbildung 7 (a) zeigt den Eingang<br />
zum Lamatempel und (b) ein Beispiel für eine Buddhaskulptur.<br />
Abb. 6: (a) Blick in Richtung Platz des himmlischen Friedens vom (b) Haupteingang<br />
der verbotenen Stadt aus gesehen. (c) Innerhalb der verbotenen Stadt. (d)<br />
Steinener Treppenaufgang.
Abb. 7: (a) Eingang zum Lamatempel. (b) Buddhaskulptur.<br />
Der Himmelstempel ist kein Tempel im eigentlichen Sinne sondern eine riesige<br />
Parkanlage mit vielen meist museumsartigen Gebäuden. Abbildung 8 (a) zeigt eine<br />
Allee im Innern des Himmelstempels mit Blick in Richtung des grossen Turmes (b).<br />
Bevor wir zur Grossen Mauer fuhren machten wir noch einen Abstecher in den<br />
Tempel der roten Schnecken (siehe Abb. 9 (a)). Hierbei handelt es sich um ein riesiges<br />
Gelände, welches im wesentlichen aus Wald besteht und klimatisch an die Tropen<br />
erinnert. Verschiedene Wanderwegen führen zu diversen Buddhadarstellungen,<br />
Tierkreiszeichen und anderen interessanten Dingen. Die Abb. 9 (b) zeigt einen<br />
Ausschnitt aus dem Bereich mit den 500 Buddhas. Jeder Buddha ist für einen anderen<br />
Lebensbereich zuständig. Abbildung 9 (c) zeigt eine grosse Buddha-Skulptur. Jedes<br />
Jahr ist im chinesischen Kalender einem Tierkreiszeichen zugeordnet. Gemäss diesem<br />
Kalender sind Gert, Theresa und ich im Jahre des Affen geboren, d. h. 1968 bzw.<br />
1992.<br />
Das nächste Highlight unserer Besichtigungen war der Besuch der Grossen Mauer.<br />
Die ca. 6000 km lange Mauer stellt wirklich ein imposantes Bauwerk dar, welches<br />
jeder Chinatourist einmal besucht haben muss. Vom Busparkplatz aus kann die Mauer<br />
zu Fuss oder mit der Seilbahn erreicht werden (siehe Abb. 10 (a)). Wir entschieden<br />
uns für die Fahrt mit der Seilbahn (Abb. 10 (b)), da es noch genug zu laufen gab.<br />
Abb. 8: (a) Allee im Himmelstempel. (b) Grosser Turm.
Abb. 9: (a) Eingang zum Tempel der roten Schnecken. (b) Waldgebiet mit den 500<br />
Buddhas. (c) Grosse Buddha-Darstellung. (d) Theresa, Gert und ich sind<br />
„Affen“.<br />
Etwas überraschend fanden wir auch einen Stein mit deutscher Inschrift, der zu Ehren<br />
der Firma Henkel aufgestellt wurde (Abb. 10 (c). Die Henkel-Gruppe half bei der<br />
Restauration der Grossen Mauer. Auf der Mauer kann man in der Tat eine beliebig<br />
lange Strecke laufen und eine beliebig lange Zeit verbringen. Wie Abb. 10 (d) zeigt,<br />
ist das Wetter wie sehr oft in China ziemlich diesig, sodass die Sichtweite eher<br />
beschränkt ist. Dass die Welt auch in China ziemlich klein ist, wurde uns an der<br />
Grossen Mauer wieder einmal demonstriert als wir zwei Innerschweizer trafen, die im<br />
Rahmen einer Chinarundtour ebenfalls die Mauer bestiegen.<br />
Ein absoluter Höhepunkt unserer Ausflüge war der Besuch der Gruben mit der<br />
Terrakottaarmee, welche sich ca. 40 km östlich von Xi’an befinden. Die<br />
Terrakottaarmee wird auch als 8. Weltwunder bezeichnet. Sie diente als Grabbeilage<br />
für den Qin-König Ying Zheng den Begründer der Qin-Dynastie. Ying Zheng liess<br />
sich 221 v. Chr. zum ersten Kaiser (Shi Huang Di) von China ausrufen. 38 Jahre lang<br />
waren 700'000 Handwerker und Arbeiter mit dem Bau dieser monumentalen<br />
Grabstätte beschäftigt. Die Terrakottaarmee besteht aus ca. 8000 Tonkrieger, 600<br />
Tonpferde und 125 Streitwagen aus Holz. Die Abbildungen 11 (a)-(d) zeigen die Lage<br />
der Gruben sowie tönerne Terrakottakrieger- und pferde.<br />
Unser letzter grösserer gemeinsamer Ausflug führte uns zum Berg Huashan (siehe<br />
Abb. 12). Dieser gehört zu den 5 berühmten Gebirgszügen Chinas. Mit 2160 m<br />
markiert die Süderhebung die höchste Stelle dieses Gebirges. Da die Wanderung bei<br />
sehr starker Hitze ziemlich anstrengend war, haben wir darauf verzichtet die
Abb. 10: (a) Tafel mit Fusswegen und Seilbahnstrecken zur Grossen Mauer. (b)<br />
Seilbahn zur Mauer (c) Stein zu Ehren der Firmengruppe Henkel. (d) Blick<br />
entlang der Mauer bei diesiger Wetterlage.<br />
Abb. 11: Terrakottaarmee: (a) Lage der Grabhügel, (b) Beschreibung der<br />
verschiedenen Lagepunkte, (c) grosse Halle mit Terrakottakriegern, (d)<br />
tönerne Pferdeformation.
Abb. 12: Berg Huashan.<br />
Gebirgsspitze zu erklimmen. Des weiteren machte der Weg dorthin einen nicht ganz<br />
sicheren Eindruck.<br />
Am letzten Tag vor unserer Abreise haben wir noch unter der Führung des<br />
Haupttrainers einen kürzeren Gang auf der gewaltigen Stadtmauer von Xi’an<br />
gemacht. Diese umgibt den inneren Stadtkern Xi’ans. Wie uns unser Coach erklärte,<br />
ist es das Ziel, in nicht allzu ferner Zukunft den gesamten Bereich innerhalb der<br />
Mauer im traditionellen chinesischen Stil nachzubauen, um damit das grösste<br />
Museum der Welt zu erschaffen. Das erscheint mir ein gewaltiges Vorhaben, was aber<br />
in einem Lande wie China nicht unmöglich ist.<br />
Einkaufen<br />
China ist ein Einkaufsparadies für Europäer, da die in China hergestellten Produkte<br />
extrem günstig sind, während importierte Ware in der Regel auf dem gleichen<br />
Preisniveau wie in Deutschland oder der Schweiz liegt. Insbesondere kann man bei<br />
Kleidungsstücken aller Art, Taschen, Rucksäcken, Geldbeutel, Gürtel, CDs, DVDs<br />
und kleinen Geschenken für den Bekanntenkreis jede Menge Geld sparen. Zum<br />
Beispiel gibt es T-Shirts für umgerechnet 2 bis 3 CHF (1 bis 2 €), Rucksäcke für 5 bis<br />
10 CHF (3 bis 7 €) und CDs bzw. DVDs für 1 CHF (60 Cents). Beim Kauf sollte<br />
einem einfach klar sein, dass scheinbare Markenware unter Umständen nur billige<br />
Nachahmungen sind, die aber qualitativ nicht unbedingt schlecht sein müssen. Das<br />
Grundprinzip für einen Chinaaufenthalt sollte also lauten „mit leeren Koffern hin und<br />
mit vollen Koffern zurück“!<br />
Für den Chinatouristen ist es wichtig zu wissen, dass der ausgeschriebene<br />
Verkaufspreis für ein Produkt praktisch nie bezahlt wird ausser in staatlichen<br />
Geschäften. Feilschen um den Preis und zwar in ganz gehörigem Masse gehört in
China zum guten Ton. Ein diesbezügliches Highlight stellt der Hong Qiao Markt in<br />
Peking dar. Hierbei handelt es sich um ein dreistöckiges Verkaufsgebäude, wo es von<br />
Textilien über Elektronikartikel bis zu Geschenkartikeln alles zu haben gibt. Eine gute<br />
Einkaufsstrategie ist es, dort den erstgenannten Preis um mindestens einen Faktor 10<br />
zu unterbieten, um am Schluss bei einem Einkaufspreis von ca. 20-30% des<br />
Startpreises zu landen. Natürlich waren wir auch in diversen Tischtennisshops.<br />
Allerdings liegt dort der Verhandlungsspielraum nur bei ca. 15-20% so wie wir es von<br />
unseren Shops kennen. Während chinesisches Material (Hölzer, Beläge, …) viel<br />
billiger ist als bei uns, zahlt man für japanisches oder deutsches Material beinahe die<br />
gleichen Preise wie bei uns. Es ist bemerkenswert, dass die meisten Shops relativ<br />
schlecht durchsortiert sind, d. h., man findet nur eine beschränkte Anzahl an Belägen,<br />
Hölzer und Textilien. Insbesondere Beläge gibt es nur mit maximaler<br />
Schwammstärke.<br />
Massagen<br />
Da es für mich quasi unmöglich war, mein eingeplantes Reisegeld für Lebensmittel,<br />
Essen und Geschenke auszugeben, hab ich eine wesentlich angenehmere Möglichkeit<br />
gefunden, mein Geld zu investieren. Ich habe mir nämlich fast jeden zweiten Tag eine<br />
chinesische Massage gegönnt und dabei die unterschiedlichsten Varianten ausprobiert<br />
wie z. B. Kopfmasse, Fussreflexzonenmassage, Ganzkörpermassage und Ölmassage.<br />
Bei den Massagepreisen merkt man schon das Preisgefälle von Peking nach Xi’an,<br />
obwohl selbst in Peking die Preise relativ günstig sind im Vergleich zu den hiesigen<br />
Preisen. Während eine einstündige Ganzkörpermassage in Peking ca. 22 CHF (14 €)<br />
kostete, gab es in Xi’an für das gleiche Geld noch zusätzlich eine einstündige<br />
Ölmassage. Allerdings war das Massagestudio in Peking deutlich professioneller und<br />
auch etwas sauberer.<br />
Trainingslager<br />
Der Hauptgrund für meine Reise war ja eigentlich das dreiwöchige Trainingslager im<br />
Tischtennisclub Yinhe unter halbprofessionellen Bedingungen, um mich auf die<br />
anstehende Saison in der Nationalliga A vorzubereiten. Ziel des Lehrganges war für<br />
mich, meine Spielsicherheit insgesamt zu erhöhen, mich auf mein neues Material<br />
einzustellen, ein paar neue Tricks zu lernen und zu guter letzt auch ein paar Kilo<br />
abzuspecken. Es sei an dieser Stelle bemerkt, dass der Yinhe TT-Club der Verein der<br />
Topmannschaft aus der chinesischen Superleague ist mit den Spielern Ma Lin, Hao<br />
Shuai und Ko Lai Chack unter Cheftrainer Liu Guodong, dem Bruder des ehemaligen<br />
Olympiasiegers und Weltmeisters sowie jetzigem Cheftrainer der Herrennationalmannschaft<br />
Liu Guoliang.<br />
Das Training war aufgeteilt in eine Gruppe aus älteren Spielern (nur männlich) und<br />
einer Gruppe aus jüngeren Spielern (gemischt). Abbildung 13 zeigt die gesamte<br />
Trainingsgruppe am Ende unseres dreiwöchigen Aufenthaltes. In den ersten beiden<br />
Wochen hatte vor allem die jüngere Gruppe noch ein paar Spieler mehr. Von uns<br />
absolvierten nur Theresa und ich das volle Programm. Das bedeutete eine<br />
Trainingsschicht am Morgen von 2 ½ h und eine am Nachmittag von 2 h und dies<br />
jeweils von Montag bis Samstag. Nur der Sonntag war frei. Gert trainierte nur<br />
sporadisch zwischendurch mit, um entweder neues „chinesisches Materialkraut“ zu<br />
testen oder mit Theresa zu trainieren. Wei Li fungierte immer wieder als<br />
Dolmetscherin, da fast alle Spieler gar kein Englisch und die Trainer nur ganz, ganz<br />
minimales Englisch konnten. Eine Ausnahme bildete unsere neue Freundin Betty
Abb. 13: Trainingsgruppe am Ende unseres dreiwöchigen Aufenthaltes.<br />
(Wang Meng Xing) aus der jüngeren Gruppe, die am zweiten Tag mit mir trainierte<br />
(siehe Abb. 14). Betty spricht ausgezeichnetes, fast akzentfreies Englisch. Sie ist sehr<br />
offen und nett. Mit ihr konnte ich über Gott und die Welt reden, und sie erklärte mir u.<br />
a. die chinesische Philosphie des Tischtennis. Im Gegensatz zu ihren professionell<br />
und halb professionell trainierenden Kollegen, die kaum über eine Schulbildung<br />
verfügen, besucht sie eine weiterführende Schule und trainiert ähnlich wie unsereins<br />
normalerweise nur drei bis vier mal pro Woche. Trotzdem wäre sie mit ihrer<br />
Spielstärke ganz locker im schweizerischen Damennationalkader. Betty möchte in<br />
nicht allzu ferner Zukunft ins Ausland (vorzugsweise Deutschland) auf eine<br />
internationale Schule oder Universität. Vielleicht können wir ihr ja dabei helfen?!<br />
An den ersten paar Trainingstagen war es unsäglich heiss mit Aussentemperaturen<br />
von ca. 40°C. In der Trainingshalle war es sogar noch heisser, da diese nicht<br />
klimatisiert war, obwohl ansonsten alle Räume und Gebäude in China mit<br />
Klimaanlagen ausgestattet sind. Nach ein paar Tagen „kühlte“ es etwas ab, und<br />
Temperaturen im Bereich von 33°C-35°C waren normal. Diese vor allem für<br />
Europäer ungewohnten Spielbedingungen machten das Training zu einer extrem<br />
Schweiss treibenden Angelegenheit. In der Regel benötigte ich pro Trainingsschicht 3<br />
T-Shirts und trank 3 ½ l Wasser.<br />
An den ersten beiden Tagen spielten alle chinesischen Spieler innerhalb ihrer Gruppe<br />
nur Wettkampfmatches, um ein internes Ranking definieren zu können. Während<br />
dieser Zeit wurden wir lediglich als „Störobjekte“ betrachtet, denen immer gerade frei<br />
werdende Spieler zum Training zugeteilt wurden. Als Folge davon musste ich gleich<br />
am ersten Tag gegen einen 11-jährigen Youngster ein Match spielen, der kaum über<br />
den Tisch schaute, aber schon eine geschätzte Klassierungsstärke von gut A16 hatte.
Abb. 14: Nico & Betty.<br />
Abb. 15: VIP-Raum mit Bar. Auf dem Tisch stehen drei leere Flaschen<br />
Bittermelonenbier und eine Flasche „normales“ Hans Bier.
Er servierte mich glatt mit 3:0 ab, sodass ich gleich richtig „geeicht“ wurde. Ab dem<br />
3. Tage startete das normale Systemtraining, und nach ein paar Geschenken für die<br />
Trainer konnten wir dann in der Gruppe der älteren Spieler mittrainieren. Diese<br />
Spieler waren allesamt stärker als ich mit einer geschätzten Spielstärke von A17-A20<br />
gemäss schweizerischem Klassierungssystem. Allerdings sind diese Spieler für<br />
chinesische Verhältnisse alle zu schwach, um jemals in der Superleague spielen zu<br />
können. Die stärksten unter ihnen konnten gerade mal als Sparringspartner für die drei<br />
Topspieler fungieren. Der erste Kommentar des Haupttrainers war, als er uns das erste<br />
mal sah, dass wir alle viel zu dick seien und abnehmen müssten. Des weiteren war es<br />
für ihn völlig unverständlich, wie so ein alter Hobbyspieler wie ich, sich so quälen<br />
könne und das auch noch im Urlaub.<br />
Beim morgendlichen Systemtraining spielten Theresa und ich meistens gemeinsam<br />
mit einem chinesischen Spieler, wobei wir uns nach jedem Ballwechsel immer<br />
abwechselten. Die Übungen, die wir spielten, sind für europäische Verhältnisse<br />
ungewohnt monoton und beinhalten kaum eine Abwechslung, wobei jede Übung pro<br />
Spieler ca. 20 min dauert. Es wird sehr viel Wert auf die Vorhand gelegt, und es gibt<br />
kaum spezielle Übungen für die Rückhand. Nach dem Einspielen ist es z. B. eine<br />
typische Übung, nur mit der Vorhand zu ziehen, wobei der Gegenüber die Bälle über<br />
60-70% der Vorhandseite des Tisches frei verteilt. Bei einer anderen Übung muss<br />
man einfach abwechselnd eine Vorhand und eine Rückhand spielen (1:1), um danach<br />
das ganze im Rhythmus mit 2:1 oder 2:2 fortzusetzen. Die Nachmittagsschicht begann<br />
immer mit einem halbstündigen Aufschlagtraining gefolgt von einem 90-minütigen<br />
Balleimertraining. Das Balleimertraining war für einen Konditionsbolzen wie mich<br />
natürlich ziemlich brutal, obwohl die Balleinwerfer (Trainer & Spieler) bei uns das<br />
Tempo drastisch reduzierten und kürzere Serien spielten. Insbesondere beim<br />
Balleimertraining fällt einem die extrem gute Athletik der chinesischen Spieler auf.<br />
Die Besten spielten teilweise ellenlange Serien unter höchstem Tempo wie ich es<br />
noch nie bei einem Balleimertraining gesehen habe. Das ist wirklich unglaublich!<br />
Die Abende haben wir meistens im VIP-Raum im oberen Teil der Halle verbracht, der<br />
normalerweise den Sponsoren, Topspielern und Funktionären vorbehalten bleibt<br />
(siehe Abb. 15). Wir tranken Bier, Cola Light und Wein, wobei sich mein Konsum<br />
vorwiegend auf das sehr alkoholarme Melonenbier oder Ananasbier beschränkte. Das<br />
harte Training, die gesunde chinesische Küche sowie der Verzicht auf manche<br />
Kalorienbombe haben dazu geführt, dass ich während der drei Trainingswochen<br />
immerhin 4 ½ kg abgenommen habe. Eigentlich hätte ich mir noch etwas mehr<br />
erhofft. Auf alle Fälle habe ich gemerkt, dass ich am Ende des Lehrgangs etwas<br />
schneller auf den Beinen war als zu Beginn.<br />
Gar nicht so selten gab es im Fernsehen (meistens auf CCTV5) ein Tischtennisspiel<br />
aus der Superleague zu sehen. In Europa wird man ja diesbzgl. nicht besonders<br />
verwöhnt. Allerdings nutzten wir natürlich auch die Gelegenheit, ein Heimspiel der<br />
Topmannschaft vom Yinhe Tischtennisclub live anzuschauen (siehe Abb. 16). Das<br />
Match lief im Prinzip recht ähnlich wie ein Bundesligaspiel in Ochsenhausen ab. Es<br />
hatte ca. 1000 Zuschauer, die - wie es in China so üblich ist - einen Höllenlärm<br />
verursachten. Es wurde nach dem neuen Olympiamodus mit Dreiermannschaften auf<br />
einem Tisch gespielt. Von der gegnerischen Mannschaft kannte ich keinen Spieler.<br />
Aber jeder von ihnen wäre ein hochklassiger Weltranglistenspieler, wenn er denn<br />
international spielen dürfte. Das ist schon ziemlich beeindruckend. Schlussendlich<br />
gab es einen 3:1 Sieg für die Yinhe Heimmannschaft, und alle gingen glücklich nach<br />
Hause!
Abb. 16: Heimspiel des Yinhe Tischtennisclubs. (a) Die gegenerische Mannschaft<br />
spielt mit blauen Trikots und die Heimmannschaft (Ko Lai Chack, Hao<br />
Shuai, Ma Lin, Liu Goudong) mit roten Trikots. (b) Ma Lin bei seinem<br />
ersten Match.
Zusammenfassung<br />
Wir hatten 4 tolle Wochen in China!<br />
Das Wetter hat uns fast nie im Stich gelassen. Es war immer heiss bis sehr heiss, und<br />
geregnet hat es nur sehr selten. Lediglich die durch die Umweltverschmutzung stark<br />
belastete Grossstadtluft ist für Mitteleuropäer sehr gewöhnungsbedürftig.<br />
Peking hat kulturell einiges zu bieten und sogar ein internationaleres Flair als<br />
Shanghai. Die Präsentation als Weltstadt wird vermutlich durch die Vorbereitungen<br />
auf die olympischen Spiele 2008 stark forciert. Im Gegensatz dazu wirkt Xi’an<br />
geradezu provinziell. Die Ausflüge und Besichtigungen waren zwar zum Teil<br />
anstrengend aber immer sehr interessant.<br />
Die Unterkünfte waren eher einfach und insbesondere das Hotel beim Sportzentrum<br />
war nicht ganz gemäss deutsch-schweizerischem Standard. Wenn man aber nicht<br />
besonders heikel oder anspruchsvoll ist, dann kann man damit durchaus leben.<br />
Immerhin hat mich der ganze Urlaub inklusive allem gerade mal 4150 CHF (2650 €)<br />
gekostet, was in Anbetracht des gebotenen Programms relativ günstig ist.<br />
Das Tischtennistraining war zwar unglaublich hart hat aber trotzdem verdammt viel<br />
Spass gemacht. Ich glaube auch, einiges davon profitiert zu haben. Bei Theresa sind<br />
die Fortschritte offensichtlich, denn bei ihr wurde die ganze Rückhandtechnik mit<br />
Erfolg komplett umgestellt. Insgesamt hatten wir Glück in so einer starken<br />
Trainingsgruppe gelandet zu sein. Das war aber wohl eher ein Zufall und nicht von<br />
vorne herein so geplant.<br />
Am Schluss geht noch ein ganz herzlich Dankeschön an die Organisatoren der Reise<br />
Gert & Wei Li Rupinski sowie an Familie Kalies für die vier gemeinsamen<br />
Urlaubswochen. Wir hatten eine spannende, interessante, lehrreiche aber auch<br />
spassige und erholsame Zeit, und es ist durchaus wahrscheinlich, dass dies nicht mein<br />
letzter Chinabesuch war!<br />
Zeittafel<br />
Datum<br />
Ereignis<br />
10. Juli Beginn der Reise: Abfahrt in <strong>Zürich</strong> um 12 Uhr<br />
11. Juli Ankunft in Peking zur Mittagszeit<br />
11. - 15. Juli Aufenthalt in Peking<br />
12. Juli Besichtigung der Verbotenen Stadt (Gu Gong)<br />
Einkaufsbummel u. a. im Hong Qiao Markt<br />
13. Juli Besuch des Lama Tempels (Yong He Gong)<br />
und des Himmelstempels (Tian Tan)<br />
14. Juli Besuch des Tempels der roten Schnecken (Hong Luo Si)<br />
und Fahrt zur Grossen Mauer<br />
15. Juli Einkaufsbummel u. a. im Hong Qiao Markt<br />
Fahrt mit dem Nachtzug nach Xi’an<br />
16. Juli Ankunft in Xi’an<br />
16. Juli – 5. August Aufenthalt und Trainingslager in Xi’an (Yinhe TT-Club)<br />
23. Juli Besichtigung der Terra-Cotta Armee<br />
30. Juli Fahrt zum Berg Huashan mit Wanderung<br />
4. August Begehen der Stadtmauer von Xi’an<br />
5. August Beginn der Rückreise um 5 Uhr morgens<br />
6. August Ankunft um 0.30 Uhr am HBF <strong>Zürich</strong>