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Geschichte der Stadt Billerbeck - Verlag für Regionalgeschichte

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<strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Billerbeck</strong>


<strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Billerbeck</strong><br />

Herausgegeben im Auftrag<br />

des Instituts <strong>für</strong> vergleichende Städtegeschichte<br />

von Werner Freitag<br />

unter Mitarbeit von<br />

Dörthe Gruttmann und Constanze Sieger<br />

<strong>Verlag</strong> <strong>für</strong> <strong>Regionalgeschichte</strong><br />

Bielefeld 2012


Eine Publikation des Instituts <strong>für</strong> vergleichende Städtegeschichte<br />

Gedruckt mit freundlicher Unterstützung<br />

<strong>der</strong> Wolfgang Suwelack-Stiftung<br />

Titelbild:<br />

Postkarte „Gruß aus <strong>Billerbeck</strong>“ von 1899 (Mersmann, Privatbesitz).<br />

Umschlag hinten:<br />

Schmuckkarte „<strong>Billerbeck</strong> die Perle <strong>der</strong> Baumberge“ (<strong>Stadt</strong>archiv <strong>Billerbeck</strong>).<br />

Vor<strong>der</strong>er Vorsatz:<br />

<strong>Billerbeck</strong> mit Richthof, Johanniskirche, Ludgerikapelle und Befestigung,<br />

1656 (LAV NRW W, Kartensammlung A 1249); <strong>Billerbeck</strong> 2012 in <strong>der</strong><br />

topographischen Karte 1:25.000 (Geobasis NRW).<br />

Hinterer Vorsatz:<br />

Luftaufnahme von <strong>Billerbeck</strong> 1934 (Franz Becks, Privatbesitz);<br />

Luftaufnahme von <strong>Billerbeck</strong> 2010 (van Os, Privatbesitz).<br />

Bibliografische Information <strong>der</strong> Deutschen Nationalbibliothek<br />

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation<br />

in <strong>der</strong> Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten<br />

sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.<br />

© <strong>Verlag</strong> <strong>für</strong> <strong>Regionalgeschichte</strong><br />

Alle Rechte vorbehalten<br />

www.regionalgeschichte.de<br />

ISBN 978-3-89534-909-6<br />

Redaktion: Ria Hänisch, Institut <strong>für</strong> vergleichende Städtegeschichte, Münster<br />

Kartographie: Thomas Kaling, Institut <strong>für</strong> vergleichende Städtegeschichte/<br />

Historische Kommission <strong>für</strong> Westfalen, Münster<br />

Gestaltung und Satz: Büro <strong>für</strong> Design, Martin Emrich, Lemgo<br />

Gestaltung unter Verwendung von Aufnahmen des Fotoarchivs <strong>der</strong><br />

LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen und<br />

des GSV Städteatlas <strong>Verlag</strong>s<br />

Druck: Hans Kock Buch- und Offsetdruck, Bielefeld<br />

Verarbeitung: Integralis Industriebuchbin<strong>der</strong>ei, Ronnenberg<br />

Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier nach iso 9706<br />

Printed in Germany


Inhaltsverzeichnis<br />

Vorwort ..................................................................................... 13<br />

Übergreifende Darstellungen<br />

Peter Ilisch<br />

Bischöfliche Siedlung und Wigbold <strong>der</strong> Bürger<br />

<strong>Billerbeck</strong> 809 – 1803 . ......................................................................... 21<br />

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1. Einführung .................................................................................. 21<br />

2. Siedlungsgeschichte . ......................................................................... 22<br />

2.1 Der Beginn: Eine Streusiedlung . ........................................................... 22<br />

2.2 Der Wigbold ............................................................................. 24<br />

2.3 Flächenwachstum und Verdichtung im 16. und 17. Jahrhun<strong>der</strong>t ............................. 27<br />

3. Die bischöfliche Präsenz in <strong>Billerbeck</strong> ........................................................ 30<br />

3.1 Der Villikationshof . ....................................................................... 30<br />

3.2 Schulte und Richter: Vom Hofverwalter zum „hoch<strong>für</strong>stlich-münsterischen Richter“ ......... 32<br />

3.3 Aus dem Schultenhof wird <strong>der</strong> Richthof: Funktionswandel und<br />

bischöfliche Präsenz im <strong>Stadt</strong>bild . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />

3.4 Fürstbischöflich-münsterisches Militär in <strong>Billerbeck</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39<br />

3.5 Adel in <strong>Billerbeck</strong>: Dienstadel und Ritter . .................................................. 41<br />

4. Der Wigbold <strong>Billerbeck</strong>: Zwischen Bürgergemeinde und bischöflich-landesherrlicher Direktive . .. 43<br />

4.1 Der <strong>Stadt</strong>richter .......................................................................... 46<br />

4.2 Der Wigbold als „eingeschränkte“ Bürgergemeinde . ........................................ 46<br />

4.3 Bürgerrechte und bischöflich (mit-)bestimmte Bürgerpflichten .............................. 52<br />

4.4 Die Befestigung des Wigbolds ............................................................. 57<br />

4.5 Rat, Bürgerschaft und Kirche ............................................................. 58<br />

5. Kleinstädtische Konturen: Zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte des Wigbolds ................. 60<br />

5.1 Grundlagen .............................................................................. 60<br />

5.2 Handwerkszweige und Gilden . ............................................................ 61<br />

5.3 Die Kaufmannschaft ..................................................................... 67<br />

5.4 Dienstleistungen ......................................................................... 69<br />

5.5 Tagelöhner .............................................................................. 70<br />

5.6 Mühlen .................................................................................. 70<br />

5.7 Jahrmärkte ............................................................................... 73<br />

6. Die Kirche(n) im Wigbold: Klerus, Gemeinde und fromme Praxis ............................... 73<br />

6.1 Kirchlicher Verwaltungssitz: Der Archidiakon ............................................. 73<br />

6.2 Die Pfarrkirche St. Johannes . .............................................................. 75


6 Inhaltsverzeichnis<br />

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6.3 Der Klerus <strong>der</strong> Pfarrei .................................................................... 82<br />

6.4 Die Ludgerikapelle ....................................................................... 85<br />

6.5 Die Gemeinde und ihre Mitwirkung an <strong>der</strong> Verwaltung <strong>der</strong> Pfarrei . .......................... 90<br />

6.6 Fürstbischöflich propagierter Kult und fromme Praxis: Die Verehrung des hl. Ludgerus ...... 93<br />

6.7 Sozial<strong>für</strong>sorge ........................................................................... 96<br />

7. Schulgeschichte . ............................................................................. 97<br />

7.1 Spätmittelalter und 16. Jahrhun<strong>der</strong>t ....................................................... 97<br />

7.2 Die tridentinischen Reformen: neue Lehrer – neue Schule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98<br />

7.3 Aufgeklärte Reformen .................................................................... 99<br />

7.4 Schulbildung auch <strong>für</strong> Mädchen ........................................................... 99<br />

Anmerkungen ................................................................................. 100<br />

Constanze Sieger<br />

Die Ludgerusstadt im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t ...................................................... 111<br />

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1. „Große Politik“ und „kleines“ <strong>Billerbeck</strong> ...................................................... 111<br />

1.1 Einführung . .............................................................................. 111<br />

1.2 <strong>Stadt</strong> ohne Städteordnung: Einführung <strong>der</strong> preußischen Gemeindeordnung<br />

in <strong>der</strong> Titularstadt <strong>Billerbeck</strong> .............................................................. 114<br />

1.2.1 <strong>Billerbeck</strong> wird preußisch – die Verwaltung bleibt französisch ......................... 114<br />

1.2.2 <strong>Stadt</strong> o<strong>der</strong> Titularstadt? . ............................................................. 116<br />

2. Verwaltung <strong>der</strong> Titularstadt – Amtmannbürokratie und bürgerliche Mitsprache ................. 120<br />

2.1 Die Amtsverfassung 1844/1856 ............................................................. 120<br />

2.2 Verwaltungsorgane und Bürgerschaft . ..................................................... 122<br />

2.2.1 Vom Bürgermeister zum Ehrenamtmann ............................................. 122<br />

2.2.2 Beamte und Angestellte <strong>der</strong> Amtsverwaltung ......................................... 127<br />

2.2.3 Die Herren <strong>der</strong> Kleinstadt: Möglichkeiten bürgerlicher Mitbestimmung ................ 129<br />

2.3 Leistungsverwaltung <strong>für</strong> Kleinstadt und Amt .............................................. 132<br />

2.3.1 Neue öffentliche Aufgaben (1844–1873) ................................................ 133<br />

2.3.2 Die Sparkasse als Schnittstelle städtischen Wandels ................................... 135<br />

2.3.3 Die Intensivierung <strong>der</strong> Leistungsverwaltung:<br />

Orientierung an „städtischen“ Prinzipien (1892 – 1914) . ................................. 139<br />

2.4 Kleinstädtische Öffentlichkeit und Partizipationsinteressen um 1900 ....................... 144<br />

2.4.1 Formen <strong>der</strong> kleinstädtischen Teilhabe ............................................... 146<br />

2.4.2 Der <strong>Billerbeck</strong>er Anzeiger ............................................................ 146<br />

2.4.3 Debatten in <strong>der</strong> kleinstädtischen Öffentlichkeit ...................................... 148<br />

2.5 Das Schulwesen: <strong>Stadt</strong>, Staat und Kirche .................................................. 152<br />

2.5.1 Das Elementarschulwesen – Zuständigkeiten ......................................... 153<br />

2.5.2 Haupt- und Nebenschulen ........................................................... 156<br />

2.5.3 Die Rektoratsschule ................................................................. 163<br />

3. Kirchliche Erneuerung, Kulturkampf und gewachsenes Selbstbewusstsein:<br />

Die Pfarrei im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t ................................................................. 167<br />

3.1 Neue Strukturen <strong>der</strong> Seelsorge ............................................................ 167


Inhaltsverzeichnis<br />

7<br />

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3.1.1 Reform <strong>der</strong> Pfarrstruktur ............................................................ 167<br />

3.1.2 Wie<strong>der</strong>belebung barocker Frömmigkeit .............................................. 173<br />

3.2 Patron von Bistum und Pfarrei: Propagierung und Verehrung des hl. Ludgerus 1860–1873 ..... 174<br />

3.2.1 Das Jubiläum von 1860: Pfarrei, Kleinstadt und Bistum ................................ 174<br />

3.2.2 Die Nachwirkungen des Jubiläums ................................................... 179<br />

3.3 Der Kulturkampf: Vorort <strong>der</strong> Bistumspolitik und lokale Konfliktvermeidung ................. 181<br />

3.3.1 Bistumspolitik in <strong>Billerbeck</strong> – Die münsterischen Männerwallfahrten<br />

zum Ludgerusbrunnen .............................................................. 181<br />

3.3.2 Lokale Aushandlung und demonstrativer Katholizismus . .............................. 183<br />

3.4 Katholisches Selbstbewusstsein: Der Dombau 1892–1898 . ................................... 187<br />

3.5 Traditionelle Lebenswelt o<strong>der</strong> Milieu? Religiöses Leben um 1900 ........................... 198<br />

3.6 <strong>Billerbeck</strong> als Ludgerusstadt – Das Jubiläum 1909 ........................................... 202<br />

4. Strukturwandel <strong>der</strong> Landwirtschaft, Gewerbeentwicklung und kleinstädtische Strukturpolitik . .. 206<br />

4.1 Bevölkerungsentwicklung ................................................................ 207<br />

4.2 Von den Agrarreformen zur Intensivierung <strong>der</strong> Landwirtschaft (1822–1914) ................... 208<br />

4.2.1 Grundbedingungen <strong>der</strong> Landwirtschaft . .............................................. 208<br />

4.2.2 Agrarreformen und Verwissenschaftlichung <strong>der</strong> Landwirtschaft (1822–1884) ............ 210<br />

4.2.3 Intensivierung <strong>der</strong> Landwirtschaft (1883–1914) ......................................... 213<br />

4.3 Die <strong>Stadt</strong> als Bezugspunkt <strong>der</strong> Landwirtschaft .............................................. 216<br />

4.3.1 Landwirtschaftlicher Lokalverein und Landwirtschaftliche Winterschule . .............. 216<br />

4.3.2 Industrielle Weiterverarbeitung landwirtschaftlicher Produkte ....................... 219<br />

4.4 Handel, Handwerk und Industrie in <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> ............................................. 221<br />

4.4.1 Von <strong>der</strong> Leinwand- zur Nesselweberei (1840–1874) ..................................... 222<br />

4.4.2 Ringen um Strukturwandel und neue Erwerbsmöglichkeiten (1882–1893) .............. 224<br />

4.4.3 Lohn <strong>der</strong> Mühen? Fremdenverkehr, Industrie- und Kleingewerbeansiedlung<br />

in <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> (1895–1914) . .............................................................. 225<br />

4.5 Wirtschaftspolitik <strong>für</strong> <strong>Stadt</strong> und Landgemeinde: Bahnanschluss, Eingemeindung und<br />

Industrieansiedlung im Spiegel <strong>der</strong> lokalen Debatten . ...................................... 230<br />

4.5.1 Industrieansiedlung und Molkerei ................................................... 230<br />

4.5.2 Der Bahnanschluss ................................................................. 232<br />

4.5.3 Die Eingemeindung 1907–1914 ....................................................... 236<br />

4.5.4 Fortschrittsoptimismus und Technikbegeisterung . .................................... 238<br />

Anmerkungen ................................................................................. 245<br />

Dörthe Gruttmann<br />

Kleinstadt in <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne<br />

<strong>Billerbeck</strong> im 20. Jahrhun<strong>der</strong>t . ............................................................... 263<br />

.<br />

1. Große Politik und lokale Horizonte: <strong>Billerbeck</strong> 1918–1960 ....................................... 263<br />

1.1 <strong>Billerbeck</strong> in <strong>der</strong> Weimarer Republik: Politisierung und geschmälerte Zentrumsmacht ...... 264<br />

1.1.1 Die Revolution findet nicht statt: Der Arbeiter- und Bauernrat 1918 ..................... 264<br />

1.1.2 Der erneute Verzicht auf die Städteordnung 1920, die Eingemeindung 1921<br />

und <strong>der</strong> langsame Wandel <strong>der</strong> Verwaltungsstrukturen . ................................ 266


8 Inhaltsverzeichnis<br />

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1.1.3 Lokalpolitik ohne Parteien ........................................................... 270<br />

1.1.4 Die Entstehung von politischen Lagern in <strong>der</strong> Zentrumshochburg und<br />

die Reichstagswahlen 1919–1928 ..................................................... 276<br />

1.1.5 Das Zentrum und die Radikalisierung des rechten Parteienspektrums 1928–1933 ........ 280<br />

1.2 Die Zeit des Nationalsozialismus: Radikalisierung unter kleinstädtischen Vorzeichen ........ 286<br />

1.2.1 „Machtergreifung“ und „Gleichschaltung“ ........................................... 286<br />

1.2.2 Der Dualismus von Partei und Lokalpolitik . ........................................... 291<br />

1.2.3 Leistungsverwaltung unter NS-Vorzeichen ........................................... 295<br />

1.2.4 Ausgrenzung und Terror: Die Juden in <strong>Billerbeck</strong> ..................................... 299<br />

1.2.5 Der Zweite Weltkrieg und das Kriegsende ............................................ 301<br />

1.3 Die Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Nachkriegszeit und die Jahre des Wirtschaftswun<strong>der</strong>s ........... 307<br />

1.3.1 Administrative und politische Situation .............................................. 307<br />

1.3.2 Distanz und Integration: Flüchtlinge und Vertriebene werden Neubürger . .............. 309<br />

1.3.3 Von konsensorientierter „Herrschaft <strong>der</strong> Wenigen“ zum lokalen Parteiensystem ....... 311<br />

1.4 <strong>Stadt</strong>planung und Bauboom: Die 1950er Jahre ............................................. 315<br />

2. Landwirtschaft, Handwerk, Industrie und Tourismus:<br />

Von <strong>der</strong> ländlich geprägten Kleinstadt zur „Perle <strong>der</strong> Baumberge“ . .............................. 320<br />

2.1 Die Entwicklung <strong>der</strong> Landwirtschaft in den Gemeinden Kirchspiel und Beerlage sowie<br />

die <strong>Stadt</strong> als zentraler Ort <strong>für</strong> den Agrarsektor ............................................. 320<br />

2.1.1 Die Fortsetzung <strong>der</strong> Agrarmo<strong>der</strong>nisierung in <strong>der</strong> Weimarer Republik .................. 321<br />

2.1.2 Landwirtschaftliche Interessenverbände und ländliche Elite .......................... 326<br />

2.1.3 Zentralitätsgewinne <strong>für</strong> die <strong>Stadt</strong> . .................................................... 329<br />

2.1.4 Der Strukturwandel in <strong>der</strong> Landwirtschaft nach 1945 .................................. 331<br />

2.2 Industrieller Wandel und Ausbau <strong>der</strong> Dienstleistungen in <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Billerbeck</strong> .............. 334<br />

2.2.1 Die kleinstädtische Wirtschaftsstruktur in <strong>der</strong> Weimarer Zeit .......................... 334<br />

2.2.2 Das <strong>Billerbeck</strong>er Gewerbe und die nationalsozialistische Wirtschaftspolitik ............ 339<br />

2.2.3 Ausbau von Industrie und Dienstleistungen nach 1945 ................................ 342<br />

2.3 Der neue Wirtschaftsfaktor Fremdenverkehr:<br />

Die „Ludgerusstadt“ wird zur „Perle <strong>der</strong> Baumberge“ ....................................... 348<br />

2.3.1 Die Entdeckung <strong>der</strong> „Perle <strong>der</strong> Baumberge“ .......................................... 348<br />

2.3.2 Die Neubelebung des Tourismussektors ab 1950 ...................................... 352<br />

3. Die christlichen Pfarrgemeinden in <strong>Billerbeck</strong> 1900/20–1965 .................................... 355<br />

3.1 Die katholische Pfarrgemeinde in <strong>der</strong> Weimarer Zeit . ....................................... 356<br />

3.1.1 Pfarrstruktur, Kirchenjahr und Frömmigkeit ......................................... 356<br />

3.1.2 Der Ausbau des katholischen Vereinswesens . ......................................... 364<br />

3.2 Die Bedrohung <strong>der</strong> katholischen Glaubenswelt: Die Pfarrgemeinde im Dritten Reich ........ 367<br />

3.2.1 Erste nationalsozialistische Maßnahmen 1933 ........................................ 368<br />

3.2.2 Das Ludgerusjubiläum 1934 als katholische Glaubenskundgebung ..................... 369<br />

3.2.3 Der Rückzug in die Pfarrgemeinde . ................................................... 373<br />

3.3 Nachkriegszeit und Jahre des Wirtschaftswun<strong>der</strong>s: Die katholische und<br />

die protestantische Pfarrgemeinde 1945 – 1960 ............................................. 380<br />

3.3.1 Anknüpfung an die Zeit vor 1933 ...................................................... 380<br />

3.3.2 Das Ende <strong>der</strong> konfessionellen Homogenität:<br />

Die protestantische Pfarrgemeinde entsteht .......................................... 385


Inhaltsverzeichnis<br />

9<br />

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3.3.3 Die katholische Pfarrgemeinde in den 1950er Jahren:<br />

Erneuerung <strong>der</strong> Organisationsstruktur und Laienapostolat ........................... 390<br />

3.3.4 Das Ludgerusjubiläum 1959:<br />

Ein kirchliches Fest mit geringen städtischen Bezügen ................................ 393<br />

3.4 Die Trennung von katholischer Glaubens- und Bürgergemeinschaft:<br />

Ein Skandal im Jahr 1964 .................................................................. 399<br />

4. Kleinstädtisches Kultur- und Vereinsleben, neue Formen <strong>der</strong> Freizeitgestaltung und<br />

Teilhabe an <strong>der</strong> neuen Medienkultur ......................................................... 402<br />

4.1 Vereine und neue Medien bis 1933 ......................................................... 403<br />

4.1.1 Die Ausweitung des Vereinswesens, die überkommene Festkultur und<br />

die Begeisterung <strong>für</strong> den Sport ....................................................... 403<br />

4.1.2 Der Ausbau <strong>der</strong> Infrastruktur <strong>für</strong> Sport und Freizeit . ................................... 410<br />

4.1.3 Alte und neue Medien ............................................................... 414<br />

4.2 Beeinflussung und Ideologisierung <strong>der</strong> Freizeit in <strong>der</strong> Zeit des Nationalsozialismus .......... 417<br />

4.3 Die kleinstädtische Freizeit- und Festkultur nach 1945:<br />

Neue Medien und Erinnerung an vergangene Zeiten ....................................... 425<br />

4.3.1 Die soziale Öffnung <strong>der</strong> Vereine ...................................................... 425<br />

4.3.2 Unterhaltung o<strong>der</strong> Verfall <strong>der</strong> Sitten? Das Kino ....................................... 427<br />

4.3.3 <strong>Stadt</strong>funk und Freilichtbühne ........................................................ 428<br />

4.3.4 Das Ortsjubiläum 1959: Städtische Traditionssuche mit geringen Kirchenbezügen . ...... 432<br />

5. <strong>Billerbeck</strong> um 1970: Eine Kleinstadt im Umbruch .............................................. 439<br />

5.1 Visionen (von) einer mo<strong>der</strong>nen Kleinstadt . ................................................. 439<br />

5.1.1 Die Gebiets- und Kommunalreform 1969 ............................................. 440<br />

5.1.2 Die <strong>Stadt</strong>kernsanierung . ............................................................. 444<br />

5.1.3 Bürgerprotest gegen die „Kahlschlagsanierung“ . ...................................... 446<br />

5.2 Münsterländische Idylle o<strong>der</strong> Umgehungsstraße?<br />

<strong>Billerbeck</strong> und die Fremdenverkehrswerbung . ............................................. 451<br />

Tabellenanhang ................................................................................ 452<br />

Anmerkungen ................................................................................. 457<br />

Farbteil ..................................................................................... 480<br />

Orte und soziale Räume<br />

Peter Ilisch<br />

Ländliche Gesellschaft vor den Toren <strong>der</strong> Kleinstadt<br />

<strong>Billerbeck</strong>s Bauerschaften in Mittelalter und Früher Neuzeit ............................. 481<br />

.<br />

.<br />

1. Die Siedlungsgeschichte ..................................................................... 481<br />

2. Grundlage des Wirtschaftens: Die Bodennutzung .............................................. 484<br />

2.1 Das Ackerland ........................................................................... 484<br />

2.2 Die gemeinen Marken und ihre Berechtigten ............................................... 485


10 Inhaltsverzeichnis<br />

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.<br />

3. Der Hof als Wirtschaftseinheit . ................................................................ 487<br />

3.1 Hausbestand und Wohnbedingungen . ..................................................... 487<br />

3.2 Der Getreideanbau ....................................................................... 492<br />

3.3 Die Viehzucht ............................................................................ 494<br />

4. Grund- und Leibherrschaft . ................................................................... 496<br />

5. Wachsende soziale Ungleichheit auf dem Lande ............................................... 498<br />

5.1 Kleinstelleninhaber und Heuerlinge . ...................................................... 499<br />

5.2 Landhandwerker ........................................................................ 500<br />

5.3 Eine Baumberger Spezialität: Der Sandsteinabbau ......................................... 500<br />

5.4 Ausblick ................................................................................. 501<br />

6. Der Son<strong>der</strong>fall Beerlage . ...................................................................... 501<br />

Anmerkungen ................................................................................. 502<br />

Peter Ilisch<br />

Adel und Adelshäuser im Kirchspiel <strong>Billerbeck</strong> ............................................. 507<br />

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1. Die Kolvenburg . .............................................................................. 507<br />

1.1 Von <strong>der</strong> Burg Overwater zur Kolvenburg . ................................................... 507<br />

1.2 Die Kolvenburg im Besitz auswärtiger Adelsfamilien . ....................................... 509<br />

1.3 Die Gebäude <strong>der</strong> Kolvenburg ............................................................. 509<br />

1.4 Die Kolvenburg und <strong>der</strong> Wigbold <strong>Billerbeck</strong> ............................................... 512<br />

2. Das Haus Hameren .......................................................................... 513<br />

2.1 Das Haus Hameren unter Goswin von Raesfeld ............................................ 513<br />

2.2 Das Haus Hameren-Raesfeld nach 1543: Die obere Burg . ..................................... 516<br />

2.3 Nie<strong>der</strong>hameren nach 1543: Das Haus Hameren-Pallandt (-Schil<strong>der</strong>) .......................... 519<br />

2.4 Das wie<strong>der</strong>vereinigte Haus Hameren ab 1755 ............................................... 520<br />

2.5 Rekonstruktion <strong>der</strong> Burg Hameren ........................................................ 521<br />

2.6 Haus Hameren als Grund- und Gutsherrschaft . ............................................. 524<br />

2.7 Haus Hameren und die Kirche: Frömmigkeit und Repräsentation ........................... 526<br />

Anmerkungen ................................................................................. 529<br />

Christof Spannhoff<br />

Die christlichen <strong>Billerbeck</strong>er Begräbnisstätten<br />

Vom Mittelpunkt kleinstädtischen Lebens zum Ort <strong>der</strong> Stille . ............................ 533<br />

.<br />

1. Kirchhöfe als Begräbnisorte . .................................................................. 533<br />

2. Die <strong>Billerbeck</strong>er Kirchhöfe bis 1800 ............................................................ 534<br />

2.1 Der Johanniskirchhof .................................................................... 534<br />

2.2 Der Ludgerikirchhof ...................................................................... 537<br />

2.3 Kleinstädtische Bestattungspraxis vor 1800 ................................................ 538<br />

3. Die Verlegung <strong>der</strong> <strong>Billerbeck</strong>er Bestattungsplätze Anfang des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts . .................. 539<br />

3.1 Raumnot in <strong>Billerbeck</strong>: Versuche <strong>der</strong> Verlegung in <strong>der</strong> katholischen Aufklärung . ............. 540


Inhaltsverzeichnis<br />

11<br />

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3.2 Die Verlegung <strong>der</strong> Begräbnisplätze 1808 . ................................................... 541<br />

3.3 Fehlplanungen und erneute Platzprobleme ............................................... 542<br />

4. Bestattungspraxis im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t . ......................................................... 543<br />

4.1 Der neue Friedhof: Ort <strong>der</strong> Ästhetik und bürgerlichen Ordnung . ............................. 543<br />

4.2 Protestanten nicht „nach <strong>der</strong> Reihe“! ..................................................... 545<br />

5. Vom Johanniskirchhof zum Johanniskirchplatz ................................................ 547<br />

5.1 Bauliche Aufwertung ..................................................................... 547<br />

5.2 Vom Standort „maro<strong>der</strong> Speicherhäuschen“ zur „guten Stube“ <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> .................... 548<br />

Anmerkungen ................................................................................. 550<br />

Matthias M. Ester<br />

Der Jüdische Friedhof in <strong>Billerbeck</strong><br />

Begräbnisstätte – Familienarchiv – Gedenkort . ............................................ 555<br />

.<br />

.<br />

.<br />

1. <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> jüdischen Gemeinschaft in <strong>Billerbeck</strong> im Überblick . ............................. 556<br />

2. Frühgeschichte des Friedhofs ................................................................. 558<br />

3. Religiöse Identität und Verbürgerlichung ..................................................... 561<br />

4. Familiengeschichten im Spiegel <strong>der</strong> Grabsteine ............................................... 563<br />

5. Friedhof und Shoah-Gedenken ................................................................ 566<br />

6. Gestaltung des Vorplatzes und Verantwortung <strong>für</strong> das jüdische Kulturerbe ...................... 567<br />

Anmerkungen ................................................................................. 570<br />

Kirsten Bernhardt<br />

Armenversorgung in <strong>Billerbeck</strong><br />

Das Haus Hamerensche Armenhaus ........................................................ 575<br />

.<br />

.<br />

1. Stiftung des Armenhauses .................................................................... 575<br />

2. Struktur und Verwaltung <strong>der</strong> Stiftung . ......................................................... 577<br />

3. Aufnahmebedingungen und Pflichten <strong>der</strong> Pfründner . .......................................... 578<br />

4. Wohnverhältnisse <strong>der</strong> Pfründner . ............................................................. 579<br />

5. Versorgung <strong>der</strong> Pfründner .................................................................... 579<br />

6. Umstrukturierung im letzten Drittel des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts ....................................... 581<br />

7. Fortbestand im 20. Jahrhun<strong>der</strong>t .............................................................. 584<br />

Anmerkungen ................................................................................. 586<br />

Ria Hänisch<br />

Vereine im Wirtshaus<br />

Kleinstadtkultur in <strong>Billerbeck</strong> um 1900 . .................................................... 591<br />

1. <strong>Billerbeck</strong>: Die kleine <strong>Stadt</strong> mit <strong>der</strong> großen Wirtshaus-Dichte ................................... 594<br />

2. Wirte, Wirtefamilien und Wirteverein – Kontinuität und Wandel eines Berufsstandes ............ 596


12 Inhaltsverzeichnis<br />

.<br />

.<br />

.<br />

.<br />

3. Funktionen <strong>der</strong> Schankstuben, Wirts- und Gasthäuser – Formen <strong>der</strong> Kommunikation ............ 598<br />

3.1 Wirts- und Gasthäuser als Orte des Handels ................................................ 599<br />

3.2 Wirts- und Gasthäuser als Orte <strong>der</strong> Geselligkeiten und Feste . ................................ 600<br />

3.3 Wirts- und Gasthäuser als Orte des erstarkenden Fremdenverkehrs . ......................... 601<br />

3.4 Neue Medien in den Wirts- und Gasthäusern .............................................. 602<br />

4. Die Entwicklung des Vereinswesens in <strong>Billerbeck</strong> ............................................. 604<br />

4.1 Die Schützenbru<strong>der</strong>schaft St. Johanni . ..................................................... 604<br />

4.2 Der Pfarr-Cäcilien-Verein <strong>Billerbeck</strong> ....................................................... 607<br />

4.3 Der Landwirtschaftliche Lokalverein Darfeld, <strong>Billerbeck</strong>, Beerlage und Osterwick ............ 610<br />

4.4 Der Kriegerverein <strong>Billerbeck</strong> .............................................................. 611<br />

4.5 Die Theatergesellschaft Fidelio ........................................................... 612<br />

Anmerkungen ................................................................................. 614<br />

Chronik ..................................................................................... 620<br />

Abkürzungen . .................................................................................. 624<br />

Quellen ..................................................................................... 625<br />

Literatur ..................................................................................... 629<br />

Orts- und Personenregister . ..................................................................... 651<br />

Autorinnen und Autoren ........................................................................ 672


13<br />

Vorwort<br />

„<strong>Billerbeck</strong>. Bischof und Kleinstadt von 809/1302 bis<br />

1960/1970“ – dieser Titel stand im Vorfeld <strong>der</strong> Publikation<br />

des vorliegenden Buches zur Debatte. Doch<br />

gab es einige gewichtige Argumente gegen diesen<br />

Vorschlag: Der Haupttitel <strong>Billerbeck</strong> hätte isoliert<br />

gestanden; die Bezeichnung Kleinstadt wäre vielleicht<br />

in <strong>Billerbeck</strong> nicht gerne gehört worden, und<br />

sowohl die Aneinan<strong>der</strong>reihung von Jahreszahlen<br />

als auch das Schlagwort Bischof hätten möglicherweise<br />

Unverständnis hervorgerufen. So haben wir<br />

uns entschieden, den vielfach bewährten Titel „<strong>Geschichte</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>“ zu nutzen.<br />

Für den ursprünglich angedachten Buchtitel<br />

sprach hingegen die historische Aussagekraft, denn<br />

Bischof und Kleinstadt waren tatsächlich prägende<br />

Faktoren in <strong>der</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>Billerbeck</strong>s. Sie sind die<br />

Leitmotive dieses Buches, auch wenn sie im Titel<br />

nicht genannt werden. Die genannten Jahreszahlen<br />

stehen ebenfalls in Zusammenhang mit Bischof und<br />

Kleinstadt. Auf ca. 700 Seiten zeigen die Autorinnen<br />

und Autoren die Beziehungen zwischen dem<br />

Bischof von Münster und <strong>Billerbeck</strong> auf und gehen<br />

dem „kleinstädtischen“ Profil <strong>der</strong> Berkelstadt nach.<br />

Dabei werden das Umland, zunächst die Bauerschaften,<br />

später das sogenannte Kirchspiel und die<br />

Beerlage, nicht vergessen.<br />

Einem Bischof begegnen die Besucher <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong><br />

auch im Jahr 2012 auf Schritt und Tritt: Dem hl. Ludgerus.<br />

Da <strong>der</strong> erste Bischof von Münster in <strong>Billerbeck</strong><br />

wirkte und hier 809 starb, ist seine Person im<br />

<strong>Stadt</strong>bild nach wie vor präsent. Der Sterbeort des<br />

heiligen Bischofs ist in Gestalt des mächtigen, 1898<br />

eingeweihten Ludgerusdoms zu besichtigen, und<br />

<strong>der</strong> Ort, an dem Ludgerus <strong>der</strong> Überlieferung nach<br />

taufte, lädt als Brunnenanlage mitten im Grünen<br />

zum Verweilen ein. Auch in den Bauerschaften verweisen<br />

zahlreiche Bildstöcke und Denkmäler, etwa<br />

die pittoreske Ludgerirast, auf den Grün<strong>der</strong>bischof.<br />

All diese Erinnerungsorte machen deutlich, dass<br />

Ludgerus <strong>für</strong> die Zeitgenossen früherer Jahrhun<strong>der</strong>te<br />

mehr war als nur einer von vielen Bischöfen<br />

des übergeordneten Bistumssitzes Münster. Er war<br />

Patron und Identifikationssymbol <strong>der</strong> <strong>Billerbeck</strong>er<br />

Bevölkerung. Dem Heiligen eine monumentale<br />

Kirche zu errichten, war um 1900 Ausdruck von<br />

kleinstädtischem Selbstbewusstsein. Dieses aber<br />

speiste sich auch und gerade daraus, dass Ludgerus<br />

im Heiligenhimmel des Bistums Münster seit dem<br />

17. Jahrhun<strong>der</strong>t eine wichtige Position einnahm. Er<br />

war ein Heiliger, dessen Vita jedem bekannt war,<br />

dessen Fürbitte viele suchten und den es in Andachten,<br />

Prozessionen und Wallfahrten zu verehren galt.<br />

Die Wallfahrt nach <strong>Billerbeck</strong> zu seinem Sterbeort<br />

begann im 18. Jahrhun<strong>der</strong>t, um dann in <strong>der</strong> Zeit um<br />

1900 – parallel zur Errichtung des Ludgerusdoms –<br />

ihren Höhepunkt zu erleben.<br />

In <strong>der</strong> <strong>Billerbeck</strong>er Ludgerusverehrung spiegeln<br />

sich somit Abschnitte <strong>der</strong> Frömmigkeitsgeschichte.<br />

Die vorliegende <strong>Stadt</strong>geschichte thematisiert die<br />

Ludgerusverehrung als Teil <strong>der</strong> Tridentinischen<br />

Reformen des 17. Jahrhun<strong>der</strong>ts und als Element von<br />

„katholischer Lebenswelt“ und „katholischem Milieu“<br />

in <strong>der</strong> Neuzeit. Mit diesen beiden Begriffen <strong>der</strong><br />

Forschung wollen wir andeuten, dass Kirche und<br />

Gläubige sich im 19. und im frühen 20. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

also in <strong>der</strong> Zeit von Industrialisierung, Agrarmo<strong>der</strong>nisierung<br />

und ansatzweise vollzogener Demokratisierung<br />

mit neuen Verhältnissen konfrontiert<br />

sahen. Es kam zu einer Intensivierung des religiösen<br />

Lebens und zu einer Stärkung <strong>der</strong> Kirchenhierarchie.<br />

Die Ludgerusverehrung wurde damit ein<br />

wichtiges kirchenpolitisches Instrument <strong>für</strong> die Bischöfe<br />

des 19. und 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts. Die Gestalt des<br />

heiligen Bischofs <strong>der</strong> Vergangenheit eignete sich


14 Vorwort<br />

hervorragend, um zu aktuellen Fragen Stellung zu<br />

nehmen. <strong>Billerbeck</strong> war somit ein „Vorort“ <strong>der</strong> Bistumspolitik,<br />

wie es in einer zeitgenössischen Quelle<br />

heißt. Bischöfe pilgerten in die Berkelstadt, um an<br />

den Wirkungsstätten des Heiligen wichtige Predigten<br />

zu halten, so im Kulturkampf gegen den preußischen<br />

Staat, in <strong>der</strong> NS-Zeit gegen Rassenwahn<br />

und in den Nachkriegsjahren gegen nachlassende<br />

Glaubensintensität.<br />

Kirchenpolitische Nützlichkeit und fromme Heiligenverehrung<br />

sind allerdings nur ein Aspekt des<br />

Zusammenhangs von Bischof und Kleinstadt: Ein<br />

zweiter Aspekt ist die Rolle des Bischofs von Münster<br />

als Inhaber weltlicher Gewalt. Schon <strong>für</strong> die Zeit<br />

bald nach dem Ableben des hl. Ludgerus sind die<br />

Bischöfe als Besitzer eines großen Hofes nahe seinem<br />

Sterbeort nachweisbar, dem viele an<strong>der</strong>e Höfe<br />

zugeordnet waren. Zu diesem Hof gehörten Gebäude<br />

– etwa <strong>der</strong> spätere Richthof, Befestigungen und<br />

Mühlen –, aber auch Herrschafts- und Besitzrechte,<br />

so das Gerichtswesen, Abgaben und Dienste. Rund<br />

um den Hof ließen sich im Spätmittelalter ‚kleine<br />

Leute‘ nie<strong>der</strong> – die Siedlung <strong>Billerbeck</strong> entstand.<br />

Damit sind wir beim zweiten wichtigen Datum <strong>der</strong><br />

<strong>Billerbeck</strong>er <strong>Geschichte</strong> angekommen: Bischof Otto<br />

gewährte 1302 <strong>der</strong> wachsenden Siedlung ein eingeschränktes<br />

<strong>Stadt</strong>recht; <strong>der</strong> Bischof behielt sich<br />

aber wichtige Rechte vor, so dass <strong>der</strong> Wigbold <strong>Billerbeck</strong><br />

von <strong>der</strong> weltlichen Herrschaft des Bischofs<br />

abhängig blieb. Und diese bischöfliche Herrschaft<br />

verän<strong>der</strong>te sich: Es entwickelte sich ein Territorium<br />

und dann ein frühneuzeitliches Staatswesen. Der<br />

Bischof bzw. seine Verwaltung bestimmte über die<br />

Höhe <strong>der</strong> Steuern, das Gerichtswesen, das Militär,<br />

das Gewerbe in Gestalt <strong>der</strong> Zünfte und die Verhältnisse<br />

auf dem „platten Land“, d.h. in den Bauerschaften.<br />

Erst 1803, mit <strong>der</strong> Auflösung des Fürstbistums<br />

Münster, verlor <strong>der</strong> Bischof seine weltlichen<br />

Kompetenzen an das Königreich Preußen; er blieb<br />

aber Oberhirte einer sich erneuernden Kirche.<br />

Mit dem Begriff Wigbold ist <strong>der</strong> zweite Strang unserer<br />

<strong>Stadt</strong>geschichte bereits angesprochen worden:<br />

das Kleinstädtische an <strong>Billerbeck</strong>. We<strong>der</strong> Dorf noch<br />

<strong>Stadt</strong>, so kann man den Wigbold <strong>Billerbeck</strong> von 1302<br />

bis 1803 beschreiben. Die Forschung nutzt da<strong>für</strong> den<br />

Begriff „Min<strong>der</strong>stadt“. Orte wie <strong>Billerbeck</strong> wiesen<br />

eine Befestigung auf, Handwerker und Kaufleute<br />

wohnten in ihnen und auch Rat und Bürgermeister<br />

waren <strong>für</strong> die Bürger tätig. Doch gleichzeitig waren<br />

diese Min<strong>der</strong>städte politisch kaum handlungsfähig<br />

und besaßen im Territorium keine Mitspracherechte.<br />

Auch nach dem Ende des Fürstbistums Münster<br />

än<strong>der</strong>te sich dieser kleinstädtische Charakter<br />

nicht. Denn als die preußische Verwaltung im Zuge<br />

<strong>der</strong> kommunalen Neuordnung 1834 <strong>Billerbeck</strong> das<br />

<strong>Stadt</strong>recht nach <strong>der</strong> neuen Städteordnung anbot,<br />

entschied sich die ehemalige Min<strong>der</strong>stadt <strong>für</strong> die<br />

Annahme <strong>der</strong> Landgemeindeordnung. <strong>Billerbeck</strong><br />

wurde 1844 Titularstadt, also eine Gemeinde, die<br />

sich <strong>Stadt</strong> nennen durfte, aber mit den umliegenden<br />

Gemeinden Kirchspiel und Beerlage zu einem<br />

Amtsbezirk zusammengeschlossen wurde. Nicht<br />

<strong>Stadt</strong>parlament und Bürgermeister, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong><br />

preußische Amtmann hatte zunächst das Sagen.<br />

Demzufolge fragt unsere Kleinstadtgeschichte<br />

danach, inwieweit sich städtisches Leben trotz<br />

dieser rechtlichen Schranken entwickelte. Und so<br />

zeigen die Beiträge zum 19. und zur ersten Hälfte<br />

des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts einige Sachverhalte auf, die<br />

wir mit <strong>Stadt</strong> verbinden, die aber wenig mit einer<br />

Großstadt gemein hatten:<br />

1) Zentralörtlichkeit: Die Landwirtschaft im Kirchspiel<br />

und in <strong>der</strong> Beerlage erlebte einen umfassenden<br />

Mo<strong>der</strong>nisierungsprozess, benötigte aber die<br />

<strong>Stadt</strong>; in <strong>Billerbeck</strong> befanden sich Geschäfte, weiterführende<br />

Schulen, etwa die Landwirtschaftliche<br />

Winterschule, Gaststätten, eine Molkerei und<br />

ein Bahnhof.<br />

2) Gewerbestandort und Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung:<br />

<strong>Stadt</strong> bedeutet eine Vielfalt von Gewerbe und<br />

Handel. Dies wird bereits an <strong>der</strong> <strong>Geschichte</strong> des<br />

Wigbolds bis 1803 deutlich. Im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

existierten eine anfangs bescheidene Textilindustrie,<br />

ferner Handwerk und Handel und nicht<br />

zuletzt die Wallfahrt, welche allesamt <strong>für</strong> Einkommen<br />

sorgten. In dem Maße wie die Wallfahrt<br />

abnahm, trat <strong>der</strong> Fremdenverkehr an ihre Stelle.


Vorwort<br />

15<br />

3) „Die Herren <strong>der</strong> Kleinstadt“: Keine Parteien, son<strong>der</strong>n<br />

wenige wohlhabende, angesehene Bürger<br />

bestimmten zusammen mit Amtmann und Klerus<br />

die Politik in <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>. Wir sprechen deshalb<br />

in unserem Buch von einer kleinstädtischen Elite.<br />

Erst nach 1945 ersetzte eine von Parteien bestimmte<br />

kommunale Selbstverwaltung diesen<br />

Politikstil.<br />

4) Kommunikatives Zentrum: <strong>Stadt</strong> bedeutet Öffentlichkeit<br />

und Kommunikation. Das kleinstädtische<br />

Leben zeichnete sich durch ein breites kirchliches<br />

und auch weltliches Vereinswesen aus, das<br />

<strong>für</strong> Kleinstadtkultur in Gestalt von Laientheater,<br />

Gesang, Bildung und Sport sorgte. Die hohe Zahl<br />

an Gaststätten stützte dieses Vereinswesen, ermöglichte<br />

das <strong>Stadt</strong>gespräch, aber auch das Zusammensein<br />

<strong>der</strong> „Herren <strong>der</strong> Kleinstadt“. Eine<br />

Zeitung, <strong>der</strong> <strong>Billerbeck</strong>er Anzeiger, bot seit 1874<br />

die Möglichkeit, sich über die Geschehnisse in<br />

<strong>Stadt</strong> und Amt zu informieren und Kritik anzubringen.<br />

Und in <strong>der</strong> Zeit des Wirtschaftswun<strong>der</strong>s<br />

sorgte ein in <strong>der</strong> jungen Bundesrepublik einzigartiger<br />

Lokalfunk <strong>für</strong> kleinstädtische Öffentlichkeit.<br />

5) Daseinsvorsorge und <strong>Stadt</strong>visionen: <strong>Stadt</strong> bedeutet<br />

auch, dass Lebensqualität verbessert und<br />

Wirtschaft geför<strong>der</strong>t wurden; Armenversorgung,<br />

Kanalisation, Krankenhaus und Stromversorgung<br />

sind <strong>für</strong> die Kleinstadt <strong>Billerbeck</strong> zu nennen.<br />

Hinzu traten eine <strong>Stadt</strong>planung und eine<br />

Neudefinition des <strong>Stadt</strong>gebietes, welche in <strong>Billerbeck</strong><br />

mit <strong>der</strong> Eingemeindung 1921 dann den<br />

engen Rahmen des einstigen Wigbolds sprengte.<br />

Damit einhergehend waren sich Verwaltung und<br />

die „Herren <strong>der</strong> Kleinstadt“ bewusst, dass sie <strong>für</strong><br />

die wirtschaftliche Entwicklung Vorsorge treffen<br />

mussten. Dies zeigt sich etwa beim Werben um<br />

einen Bahnanschluss, bei <strong>der</strong> Ansiedlung von<br />

Industrie und bei <strong>der</strong> Vermarktung <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong><br />

den Fremdenverkehr.<br />

Doch kann Kleinstadtgeschichte sich nicht allein<br />

auf diese fünf Punkte erstrecken. Es ist auch<br />

notwendig, nach den Verbindungen zwischen <strong>der</strong><br />

„großen“ Politik und den lokalen Geschehnissen zu<br />

fragen. Katholische Lebenswelt und katholisches<br />

Milieu waren mit <strong>der</strong> „großen“ Politik verwoben.<br />

Man – und das waren im Kaiserreich (1871–1918)<br />

tatsächlich nur die Männer und erst in <strong>der</strong> Weimarer<br />

Republik (1918–1933) auch die Frauen – wählte<br />

schichtenübergreifend die Zentrumspartei, weil sie<br />

<strong>für</strong> die kirchlichen Belange eintrat. Vor Ort warben<br />

Klerus, die Spitzen von Kirchspiel und <strong>Stadt</strong> sowie<br />

die Vereine <strong>für</strong> das Zentrum. Auch wird in diesem<br />

Buch dargestellt, auf welche Weise kleinstädtische<br />

Verhältnisse den Nationalsozialismus vor Ort erst<br />

möglich und schließlich akzeptabel machten. Die<br />

menschenverachtende Politik <strong>der</strong> neuen Machthaber<br />

– sichtbar in <strong>der</strong> Ausgrenzung <strong>der</strong> <strong>Billerbeck</strong>er<br />

Juden – entsprach nicht nur Weisungen von „oben“,<br />

son<strong>der</strong>n wurde durch die lokale Politik gestützt. In<br />

<strong>der</strong> Nachkriegszeit und den Jahren des Wirtschaftswun<strong>der</strong>s<br />

brachen in <strong>der</strong> Kleinstadt viele <strong>der</strong> alten<br />

Strukturen auf. Große Politik und Lokalpolitik<br />

verbanden sich; konfessionelle Gebundenheit im<br />

Wahlverhalten fand ihr Ende, nicht zuletzt auch<br />

deshalb, weil wie an<strong>der</strong>swo im Münsterland protestantische<br />

Flüchtlinge und Vertriebene zuzogen.<br />

Auch im kulturellen Leben kam es teilweise zu<br />

Brüchen: Vereinswesen und Pfarrgemeinde prägten<br />

nicht mehr ausschließlich das Freizeitverhalten<br />

in <strong>der</strong> Kleinstadt; <strong>der</strong> Siegeszug neuer Medien<br />

erfasste auch <strong>Billerbeck</strong>. All dies führte dazu, dass<br />

die Bedeutung des hl. Ludgerus im Gedächtnis und<br />

im Alltagsleben <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> zurückging. Die einstige<br />

Ludgerusstadt definierte sich nun als wirtschaftlich<br />

gesunde, landschaftlich attraktive „Perle <strong>der</strong> Baumberge“,<br />

die sich von den Hinterlassenschaften des<br />

Wigbolds und <strong>der</strong> alten Kleinstadt zu lösen suchte.<br />

Die Erschließung großer Flächen <strong>für</strong> Einfamilienhäuser,<br />

<strong>der</strong> Abriss alten Baubestandes, neue öffentliche<br />

Funktionsbauten und die Auslagerung <strong>der</strong><br />

strukturprägenden Gewerbe aus <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> waren<br />

<strong>für</strong> die 1960er und 1970er Jahre bestimmend. Von <strong>der</strong><br />

alten Kleinstadt blieben die baulichen Erben <strong>der</strong><br />

ruhmreichen katholischen Vergangenheit: Der Dom,<br />

die Kirche St. Johannes und <strong>der</strong> Johanniskirchplatz<br />

sowie <strong>der</strong> Stolz <strong>der</strong> Kleinstadtbürger, das Rathaus.<br />

Üblich <strong>für</strong> die Erstellung einer <strong>Stadt</strong>geschichte<br />

wäre es nun gewesen, die geschil<strong>der</strong>ten Leitfra-


16 Vorwort<br />

gebürtige <strong>Billerbeck</strong>er Dr. Peter Ilisch wurde als<br />

Autor <strong>für</strong> einen großen Überblicksartikel gewonnen.<br />

Darüber hinaus – und auch dies war Wolfgang<br />

Suwelack ein Anliegen – haben Dörthe Gruttmann<br />

und Constanze Sieger erste Forschungsergebnisse<br />

in einer von ihnen organsierten, semesterübergreifenden<br />

Vortragsreihe <strong>der</strong> Volkshochschule (Forum<br />

„<strong>Billerbeck</strong>er <strong>Stadt</strong>geschichte(n)“) in <strong>Billerbeck</strong><br />

prä sentiert. Zusätzlich führten die beiden Historikerinnen<br />

zusammen mit dem Unterzeichner an<br />

<strong>der</strong> Universität Münster mit Masterstudenten ein<br />

Forschungsseminar zu <strong>Billerbeck</strong> durch. Sechs Abschlussarbeiten<br />

zu <strong>Billerbeck</strong> entstanden daraus,<br />

von denen zwei in Gänze publiziert wurden. Für<br />

ihre Recherchen, die in dieses Buch einflossen, gilt<br />

Caroline Alice Brozska, Martina Glanemann, Martin<br />

Riepe, Katja Rössler, Frank Scheele und André<br />

Schnepper ein herzliches Dankeschön.<br />

Die großzügige Projektfinanzierung durch Wolfgang<br />

Suwelack wird nicht mit <strong>der</strong> Fertigstellung<br />

dieses Buches enden. Denn unmittelbar nach dem<br />

Abschluss <strong>der</strong> Redaktionsarbeiten haben Constanze<br />

Sieger und Dörthe Gruttmann mit <strong>der</strong> Abfassung<br />

ihrer Doktorarbeiten zur Kleinstadt <strong>Billerbeck</strong><br />

begonnen. Insofern sind wissenschaftliche Nachwuchsför<strong>der</strong>ung<br />

und Auftragsforschung eine überaus<br />

fruchtbare Verbindung eingegangen. Wir, das<br />

Institut <strong>für</strong> vergleichende Städtegeschichte und<br />

<strong>der</strong> Unterzeichner, sprechen Wolfgang Suwelack<br />

<strong>für</strong> sein bürgerschaftliches Engagement Dank und<br />

Anerkennung aus. Wir hoffen, dass dieser <strong>Billerbeck</strong>er<br />

Weg auch an<strong>der</strong>swo beschritten wird.<br />

Für das Institut <strong>für</strong> vergleichende Städtegeschichte<br />

stellt die <strong>Geschichte</strong> <strong>Billerbeck</strong>s ein wichtiges<br />

Referenzprojekt dar, belegt dieses Buch doch<br />

einmal mehr die Kompetenz des Instituts als wissenschaftlicher<br />

Dienstleister. Zudem stärkt dieses<br />

Forschungsprojekt das westfälische Standbein des<br />

Instituts. Dies ist ganz im Sinne des Landschaftsverbandes<br />

Westfalen-Lippe, <strong>der</strong> neben <strong>der</strong> Universität<br />

Münster <strong>der</strong> zweite Hauptgesellschafter des Instituts<br />

ist.<br />

Abschließend gilt es, weiteren Dank auszusprechen.<br />

Ohne die Hinweise, Hilfestellungen und Korgen<br />

nach Bischof und Kleinstadt in viele Aufsätze<br />

zu zerglie<strong>der</strong>n. Portionsweise würden dann dem<br />

Leser die Zusammenhänge nahegebracht. Die vorliegende<br />

<strong>Stadt</strong>geschichte ist aber einem an<strong>der</strong>en<br />

Vorgehen verpflichtet. In drei umfangreichen Kapiteln,<br />

d.h. in drei Überblicksdarstellungen, geht es<br />

um die <strong>Geschichte</strong> <strong>Billerbeck</strong>s in Mittelalter und<br />

Früher Neuzeit (Peter Ilisch), im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

(Constanze Sieger) und im 20. Jahrhun<strong>der</strong>t (Dörthe<br />

Gruttmann). Alle drei Autoren präsentieren dem<br />

Leser die Ergebnisse intensiver Forschungen; demzufolge<br />

finden sich viele neue Informationen und<br />

Zusammenhänge in den Texten, doch auch Bekanntes<br />

wird in ein an<strong>der</strong>es Licht gerückt. Im Anschluss<br />

an die drei Rahmendarstellungen werden dem Leser<br />

unter <strong>der</strong> Überschrift „Orte und soziale Räume“<br />

diejenigen markanten Bauwerke und Plätze <strong>der</strong><br />

Kleinstadt bzw. ihres Umlandes präsentiert, die<br />

in den Rahmendarstellungen nicht näher behandelt<br />

werden. Dabei wird herausgearbeitet, wie die<br />

Menschen mit diesen Orten umgingen, sie „erfuhren“<br />

und gestalteten, wie Orte also zum Faktor lokaler<br />

Identität wurden. Thematisiert werden Bauerschaften,<br />

d.h. das Umland <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>, Adelshäuser,<br />

die Begräbnisplätze von Christen, <strong>der</strong> Friedhof <strong>der</strong><br />

Juden als Teil jüdischer Kleinstadtgeschichte, das<br />

Armenhaus sowie die Gaststätten und die mit ihnen<br />

verwobene Vereinskultur.<br />

Dass diese intensive Forschung über <strong>Billerbeck</strong><br />

möglich wurde und in Buchform zusammengefasst<br />

werden konnte, ist Wolfgang Suwelack zu verdanken.<br />

Der <strong>Billerbeck</strong>er Unternehmer beauftragte im<br />

Frühjahr 2009 das Institut <strong>für</strong> vergleichende Städtegeschichte<br />

an <strong>der</strong> Westfälischen Wilhelms-Universität,<br />

eine <strong>Geschichte</strong> <strong>Billerbeck</strong>s zu erstellen, und<br />

betraute den Unterzeichner mit Konzeption und<br />

Herausgeberschaft. Die von Wolfgang Suwelack bereitgestellten<br />

Projektgel<strong>der</strong> ermöglichten es Dörthe<br />

Gruttmann und Constanze Sieger, sich in die Forschungsdebatten<br />

zur Kleinstadt einzuarbeiten, die<br />

Teilprojekte zu konturieren, erste Thesen auf Fachtagungen<br />

zu präsentieren und in den Archiven in<br />

<strong>Billerbeck</strong>, Coesfeld und Münster zu forschen. Der


Vorwort<br />

17<br />

rekturen von Heimatfreunden und Historikern vor<br />

Ort hätte dieses Buch nicht entstehen können. Wir<br />

bedanken uns bei den <strong>Billerbeck</strong>er Bürgern, die<br />

das Forum „<strong>Billerbeck</strong>er <strong>Stadt</strong>geschichte(n)“ mit Interesse<br />

verfolgt und <strong>für</strong> die Publikation Fotografien<br />

und Postkarten zum Abdruck zur Verfügung gestellt<br />

haben. Auch den Leihgebern, <strong>der</strong>en Abbildungen<br />

und historischen Materialien wir <strong>für</strong> unsere Forschungen<br />

nutzen durften, sagen wir ein herzliches<br />

Dankeschön. Zu nennen sind in diesem Zusammenhang<br />

die Familien Fasse und Franke, welche uns<br />

die „Fasse-Chronik“ zur Verfügung gestellt haben,<br />

die Familie Ilisch, insbeson<strong>der</strong>e Rotraud Ilisch, die<br />

eine unkomplizierte Arbeit mit dem <strong>Billerbeck</strong>er<br />

Anzeiger ermöglichte, und die Damen und Herren<br />

Franz Becks, Julia Budde, Gerda Elberfeld, Heinrich<br />

Elkmann, Christa Gundt, Josef Mersmann, Helmut<br />

Nienau, Walter Suwelack und Friedrich Wasmer sowie<br />

die Ev. Kirchengemeinde, die Kolpingsfamilie<br />

und die Freilichtbühne. Ein großes Dankeschön gebührt<br />

Dieter Nagorsnik, <strong>der</strong> im <strong>Stadt</strong>archiv <strong>Billerbeck</strong><br />

immer hilfsbereit unsere Arbeit unterstützte<br />

und viele Hinweise gab. Hilfen erfuhren wir auch<br />

im Landesarchiv NRW, Abteilung Westfalen und<br />

im Bistumsarchiv Münster, bei <strong>der</strong> LWL-Denkmalpflege,<br />

Landschafts- und Baukultur in Westfalen<br />

sowie dem Deutschen Museum in München. Ferner<br />

möchten wir uns bei Frau Bürgermeisterin Marion<br />

Dirks, <strong>Billerbeck</strong>, Frau Ulla Ewelt, <strong>Billerbeck</strong>, Prof.<br />

Dr. Hans-Walter Schmuhl, Bielefeld, Frau Barbara<br />

Steinberg, Münster, und Propst Hans-Bernd Serries,<br />

<strong>Billerbeck</strong>, bedanken.<br />

Der persönliche Dank des Herausgebers gilt dem<br />

Team des IStG. An erster Stelle ist Ria Hänisch zu<br />

nennen. Durch ihr großes Engagement bei Lektorat<br />

und Redaktion ist die pünktliche und qualitätsvolle<br />

Fertigstellung <strong>der</strong> <strong>Billerbeck</strong>er <strong>Stadt</strong>geschichte<br />

möglich geworden. Ferner geht ein Dank an Thomas<br />

Kaling <strong>für</strong> die Anfertigung anschaulicher und<br />

aussagekräftiger Karten und Grafiken sowie <strong>für</strong><br />

die Bildbearbeitung, Dr. Mechthild Siekmann <strong>für</strong><br />

ihre Hilfen bei <strong>der</strong> Redaktion, Bildrecherche und<br />

<strong>für</strong> wichtige Hinweise, Peter Kramer <strong>für</strong> die Hilfen<br />

bei <strong>der</strong> Erstellung des Quellen- und Literaturverzeichnisses,<br />

Ursula Bolling und Dr. Angelika Lampen<br />

<strong>für</strong> die Koordination des Projektes sowie an<br />

die studentischen Hilfskräften Joel Behne, Thomas<br />

Erwig, Daniel Fischer, Sophie Goldammer-Brill, Sophie<br />

Spiegler und Jessica Wessels <strong>für</strong> kleine und<br />

große Zuarbeiten. Auch das Team <strong>der</strong> Abteilung <strong>für</strong><br />

westfälische Landesgeschichte des Historischen<br />

Seminars <strong>der</strong> Westfälischen Wilhelms-Universität<br />

hat das Buchprojekt unterstützt; zu nennen sind<br />

in diesem Zusammenhang Liane Buttler, Daniela<br />

Schulte und Sarah Thieme. Abschließend sei allen<br />

Autorinnen und Autoren <strong>für</strong> ihre kollegiale Mitarbeit<br />

gedankt.<br />

Münster, den 10. September 2012<br />

Prof. Dr. Werner Freitag<br />

Wissenschaftlicher Vorstand des Instituts<br />

<strong>für</strong> vergleichende Städtegeschichte und<br />

Inhaber <strong>der</strong> Professur <strong>für</strong> westfälische und<br />

vergleichende Landesgeschichte

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