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1 VORREITER UND PIONIERE HISTORISCHER ABRISS UND ARCHITEKTURGESCHICHTE DES GENOSSENSCHAFTLICHEN WOHNUNGSBAUS Abb 4: Am Bahndamm. Modellsiedlung der Wohnausstellung Basel von 1930 Von den Anfängen bis heute Peter Würmli Die Rolle des ACV Christof Wamister Kapital Baukultur Dorothee Huber
10 | TEIL 1 – Vorreiter und Pioniere VON DEN ANFÄNGEN BIS HEUTE – EIN HISTORISCHER ABRISS Peter Würmli Abb 5: Erstes genossenschaftliches Bauprojekt: Überbauung der Basler Wohngenossenschaft an der Buchen-/Eichenstrasse von 1912–13 Seit über 100 Jahren gibt es in der Region Basel Wohngenossenschaften. Sie stellen als Selbsthilfeorganisation oder als gemeinnütziger Bauträger Wohnraum für verschiedene Zielgruppen zur Verfügung und haben mit ihrer Tätigkeit und ihrem Wohnungsbestand die bauliche und soziale Entwicklung der Region mitbestimmt. Ihre Bedeutung für die Siedlungsentwicklung war nicht immer gleich stark; es gab Perioden, die von Veränderungen und Innovationen geprägt waren und solche, bei denen eher die Konsolidierung im Vordergrund stand. Die Wurzeln des Genossenschaftswesens reichen in der Schweiz mit den Markgenossenschaften und den bäuerlichen Allmendgenossenschaften bis ins Mittelalter zurück, relevant wurden die Genossenschaften als basisdemokratische Organisations- und Rechtsform im städtischen Umfeld aber erst als Folge der ökonomischen und sozialen Entwicklung des späten 19. Jahrhunderts. Zu dieser Zeit begann die Stadt Basel – wie andere Schweizer Städte auch – als Folge der Industrialisierung stark zu wachsen. Die Textilindustrie und in ihrem Gefolge die Farbstoffindustrie erlebten einen Aufschwung und benötigten Arbeitskräfte. Deshalb zogen immer mehr Menschen aus den umliegenden ländlichen Regionen in die Stadt. Neue Stadtquartiere entstanden, die Bautätigkeit konnte mit dieser stürmischen Entwicklung kaum Schritt halten. Zwischen 1850 und 1900 wuchs die Bevölkerung der Stadt Basel von knapp 28’000 Personen auf 109’000 Personen an. Die Folgen waren Wohnungsknappheit und steigende Mieten, beengte und unhygienische Wohnverhältnisse, eine wachsende soziale Ungleichheit. Diese Missstände waren insbesondere nach den grassierenden Cholera- und Typhusepidemien auch den Behörden bewusst und wurden beispielsweise in einer 1889 durchgeführten Wohnungs-Enquête festgehalten. Als Reaktion auf diese Untersuchung entstand das Hochbautengesetz, welches erstmals Minimalstandards für sanitäre Verhältnisse, Belichtung und Belüftung definierte. Weitergehende Massnahmen, wie die Subventionierung von Baugesellschaften, die Schaffung einer Wohnungskommission und ein staatliches Enteignungsrecht, wurden aber 1900 in einer Volksabstimmung abgelehnt.
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