BdB Verbandszeitung Oktober Nr. 36.indd - FB Sozialwesen / FH ...
BdB Verbandszeitung Oktober Nr. 36.indd - FB Sozialwesen / FH ...
BdB Verbandszeitung Oktober Nr. 36.indd - FB Sozialwesen / FH ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Fachteil<br />
2.5.2 Qualitätsziele<br />
und Qualitätsplanungen<br />
Eine Dokumentation des Qualitätsmanagements<br />
sollte Beobachtungen und Aussagen<br />
dazu enthalten, welche gegenwärtigen<br />
Probleme im Qualitätssystem bestehen<br />
und welche zukünftigen Verbesserungen<br />
der Dienstleistungen angestrebt werden.<br />
Die Dokumentation sollte Auskunft gegen,<br />
welche Beurteilungen zur Zufriedenheit<br />
mit dem Berufsbetreuer vorliegen und<br />
wie sich die Zufriedenheit der Betreuten,<br />
der Vormundschaftsgerichte und anderer<br />
Interessenten entwickeln soll. Letztlich ist<br />
auch zu beschreiben, wie all das gemessen<br />
und bewiesen werden kann.<br />
Aufgrund der Erhebungen zum Ist-Stand<br />
und der Soll-Konzeptionierungen sollten<br />
Planungen nachgewiesen werden, wie der<br />
Berufsbetreuer gedenkt, Diskrepanzen zu<br />
beseitigen und zukünftige Zielstellungen<br />
zu erreichen. Vielleicht findet sich für den<br />
Berufsbetreuer mehr Unterstützung bei<br />
der Erreichung der Qualitätsziele als er<br />
denkt, wenn Vormundschaftsgerichte und<br />
Betreute hierüber informiert werden.<br />
2.5.3 Qualitätsbewertungen<br />
Damit das System des Qualitätsmanagements<br />
der Betreuungskanzlei nicht nur<br />
auf dem Papier steht, sondern tatsächlich<br />
zur Verbesserung der Betreuungspraxis<br />
beiträgt, sollte ein Qualitätskonzept laufende<br />
und stichprobenartige Überprüfungen<br />
der Funktionsfähigkeit, sogenannte<br />
’Audits’, enthalten. Deren Ergebnisse<br />
müssen aufgezeichnet werden. Dabei<br />
kann es sich sowohl um die Aufzeichnung<br />
von Problemen und Fehlermeldungen in<br />
der Praxis handeln als auch um Ergebnisse<br />
von Überprüfungen, die intern oder durch<br />
Externe durchgeführt werden. 27<br />
Moderne Sozialgesetze enthalten bereits<br />
solche Verpflichtungen für Vertragseinrichtungen,<br />
indem Qualitätsmanagementsysteme<br />
einzuführen und Qualitätsprüfungen<br />
zu ermöglichen sind. 28 Im<br />
Rahmen des Qualitätsmanagements im<br />
<strong>Sozialwesen</strong> sind Audits zur Qualitätsbewertung<br />
immer wieder in der Diskussion 29 ,<br />
und deren Einführung ist auch für zukünftige<br />
Gestaltungen des Betreuungsgesetzes<br />
deswegen nicht auszuschließen. Bei aller<br />
Skepsis, die in der Praxis gegenüber<br />
Audits herrschen; es zeigt sich anschließend<br />
immer, welche Produktivität die<br />
Beschäftigung mit der eigenen Qualität<br />
birgt. 30<br />
Das Qualitätskonzept für Berufsbetreuung<br />
muss sich an seinen eigenen Vorgaben<br />
messen lassen. Grundlage hierfür<br />
sind die formulierten Leistungs- und<br />
Prozessbeschreibungen, die Qualitätsziele<br />
und Qualitätsplanungen sowie die Ergebnisse<br />
zum Stand der Zufriedenheit von<br />
Betreuten, Vormundschaftsgerichten und<br />
anderen Interessierten.<br />
Im Rahmen interner Audits kann der<br />
Berufsbetreuer anhand einer Checkliste<br />
sein Qualitätshandbuch durchgehen und<br />
die Realität daraufhin kritisch zu reflektieren.<br />
Es kann durchaus interessante<br />
Einblicke in die Funktionalität der Managementdokumentation<br />
geben, wenn<br />
unter Kollegen ein Wettbewerb durchgeführt<br />
wird, wie lange zum Auffinden einer<br />
Gesetzesnorm gebraucht wird und wie<br />
verständlich diese einer mental gehandicapten<br />
Person erläutert werden kann.<br />
Sofern die Ergebnisse dokumentiert und<br />
verbessert werden, handelt es sich hier<br />
schon um ein internes Audis.<br />
Sehr produktiv sind Audits durch externe<br />
Personen, die dem Berufsbetreuer ohne<br />
Betriebsblindheit helfen können, Stand<br />
und Optimierungspotentiale der eigenen<br />
Qualitätsorganisation zu ermitteln.<br />
Prozessbeschreibungen oder ’Verfahrens-<br />
und Arbeitsanweisungen’ stellen<br />
die effektivste Grundlage für Überprüfungen<br />
eines Qualitätsmanagementsystems<br />
dar: Wird der Prozess wirklich in der<br />
Praxis umgesetzt? Stehen die notwendigen<br />
Ressourcen eigentlich wirklich<br />
zur Verfügung? Welche Probleme gab es<br />
bei der Prozessdurchführung, wo sind<br />
diese dokumentiert, wieso konnten diese<br />
entstehen und wurde der Prozess diesbezüglich<br />
optimiert? Und schließlich die<br />
wichtigste Frage: Was hat der Betreute<br />
von diesem Prozess und welche Beurteilungen<br />
dessen Zufriedenheit gibt es?<br />
Von den Berufsverbänden ist zu erwarten,<br />
dass sie Möglichkeiten eruieren, die<br />
Verbandsmitglieder in der Beurteilung<br />
der eigenen Betreuungsqualität durch<br />
BQA´s, also BetreuungsQualitätsAudits<br />
zu unterstützen. Voraussetzung hierfür<br />
sind freilich entsprechende Fortbildungen<br />
der Berufsbetreuer vor dem Hintergrund<br />
eines einheitlichen Normkonzepts wie<br />
des hier beschriebenen. Im Anschluss an<br />
ein Berufsverbandsaudit kann sich der<br />
Berufsbetreuer die Konformität mit der<br />
Qualitätsnorm zertifizieren lassen, oder<br />
sich selbst als konform erklären.<br />
Es bedarf entgegen weitgestreuter<br />
Auffassung nämlich nicht einer kostspieligen<br />
Zertifizierung durch eine externe<br />
Prüfstelle wie TÜV oder DEKRA. Die DIN-<br />
ISO selbst sieht die Möglichkeit einer<br />
Konformitätserklärung vor, die dem bereitwilligen<br />
Kunden als Nachweis der<br />
10<br />
Übereinstimmung und Vertrauenswürdigkeit<br />
genügen mag.<br />
2.6 Kontinuierliche Verbesserung<br />
Verbesserungspotentiale für die Betreuungsqualität<br />
liegen zunächst im Informationssystem<br />
über Fehler, die dem Berufsbetreuer<br />
während der Leistungserbringung<br />
bekannt werden oder unterlaufen. Außerdem<br />
sind Hinweise und Beschwerden<br />
von Betreuten und anderen Beteiligten<br />
eine Informationsquelle über Verbesserungsmöglichkeiten.<br />
Zur Verbesserung<br />
der Qualität trägt auch der Vergleich mit<br />
besseren Betreuungskanzleien und die<br />
gemeinsame Entwicklung von Optimierungsmöglichkeiten<br />
bei.<br />
2.6.1 Beschwerdemanagement<br />
Verbesserungshinweisen begegnet der<br />
Berufsbetreuer in unterschiedlichen Formen<br />
und selbst nach jahrelanger Etablierung<br />
hat man den Eindruck, mit einem<br />
Schild am Revers herum zu laufen, auf<br />
dem in großen Lettern steht: „Ich bin ein<br />
hilfebedürftiger Betreuer. Egal wer Sie sind<br />
und wovon Sie Ahnung haben. Bitte sagen<br />
Sie mir, was ich wie zu tun habe!“<br />
Trotzdem wird jeder erfolgreiche Berufsbetreuer<br />
rückblickend bestätigen, dass sich<br />
die Qualität der eigenen Betreuungsleistungen<br />
im Hinblick auf Betreutenorientierung<br />
und Sicherheit in den Prozessen auch<br />
aufgrund von kritischen Rückmeldungen<br />
verbessert hat.<br />
Für Berufsbetreuer, die eine berufsethisch<br />
gestützte Freiberuflichkeit praktizieren,<br />
stellen Rückmeldungen über eigene<br />
Fehler eine kostenlose Fortbildung dar. Es<br />
sollte auch bedacht werden, dass Kritiker,<br />
ob das nun Betreute, Rechtspfleger am<br />
Vormundschaftsgericht oder Pflegemitarbeiter<br />
sind, eigentlich nicht Gegner<br />
sondern Partner im Bemühen um eine<br />
kontinuierliche Verbesserung der Betreuungsarbeit<br />
sind.<br />
Im Rahmen eines formulierten Beschwerdemanagements<br />
sollte im Qualitätskonzept<br />
beschrieben werden, wie<br />
Fehlermeldungen stimuliert und bearbeitet<br />
werden und anschließend Rückmeldungen<br />
erfolgen. Die Dokumentation zum<br />
Qualitätsmanagement sollte unbedingt<br />
Maßnahmen enthalten, wie vor allem<br />
Betreute aufgefordert und angeregt werden,<br />
sich kritisch zu äußern und sich zu<br />
beschweren.<br />
Es gibt eine Vielzahl von Beispielen, wie<br />
mit witzigen Slogans das Thema Beschwerde<br />
aufgelockert werden kann, bis hin zur<br />
Möglichkeit, einen Preis für die Abgabe