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Kritik der reinen Vernunft (2nd edition)

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<strong>Kritik</strong> <strong>der</strong> <strong>reinen</strong> <strong>Vernunft</strong> (<strong>2nd</strong> <strong>edition</strong>) 46<br />

Klasse hat, wie man sieht, keine Korrelate, die allein in <strong>der</strong> zweiten Klasse angetroffen werden. Dieser<br />

Unterschied muß doch einen Grund in <strong>der</strong> Natur des Verstandes haben.<br />

2te Anmerk. Daß allerwärts eine gleiche Zahl <strong>der</strong> Kategorien je<strong>der</strong> Klasse, nämlich drei sind, welches eben<br />

sowohl zum Nachdenken auffor<strong>der</strong>t, da sonst alle Einteilung a priori durch Begriffe Dichtomie sein muß.<br />

Dazu kommt aber noch, daß die dritte Kategorie allenthalben aus <strong>der</strong> Verbindung <strong>der</strong> zweiten mit <strong>der</strong> ersten<br />

ihrer Klasse entspringt.<br />

So ist die Allheit (Totalität) nichts an<strong>der</strong>es als die Vielheit als Einheit betrachtet, die Einschränkung nichts<br />

an<strong>der</strong>es als Realität mit Negation verbunden, die Gemeinschaft ist die Kausalität einer Substanz in<br />

Bestimmung <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en wechselseitig, endlich die Notwendigkeit nichts an<strong>der</strong>es als die Existenz, die durch<br />

die Möglichkeit selbst gegeben ist. Man denke aber ja nicht, daß darum die dritte Kategorie ein bloß<br />

abgeleiteter und kein Stammbegriff des <strong>reinen</strong> Verstandes sei. Denn die Verbindung <strong>der</strong> ersten und zweiten,<br />

um den dritten Begriff hervorzubringen, erfor<strong>der</strong>t einen beson<strong>der</strong>en Aktus des Verstandes, <strong>der</strong> nicht mit dem<br />

einerlei ist, <strong>der</strong> beim ersten und zweiten ausgeübt wird. So ist <strong>der</strong> Begriff einer Zahl (die zur Kategorie, <strong>der</strong><br />

Allheit gehört) nicht immer möglich, wo die Begriffe <strong>der</strong> Menge und <strong>der</strong> Einheit sind (z.B. in <strong>der</strong> Vorstellung<br />

des Unendlichen), o<strong>der</strong> daraus, daß ich den Begriff einer Ursache und den einer Substanz beide verbinde,<br />

noch nicht sofort <strong>der</strong> Einfluß, d.i. wie eine Substanz Ursache von etwas in einer an<strong>der</strong>en Substanz werden<br />

könne, zu verstehen. Daraus erhellt, daß dazu ein beson<strong>der</strong>er Aktus des Verstandes erfor<strong>der</strong>lich sei; und so bei<br />

den übrigen.<br />

3te Anmerk. Von einer einzigen Kategorie, nämlich <strong>der</strong> <strong>der</strong> Gemeinschaft, die unter dem dritten Titel<br />

befindlich ist, ist die Übereinstimmung mit <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Tafel <strong>der</strong> Logischen Funktionen ihm<br />

korrespondierenden Form eines disjunktiven Urteils nicht so in die Augen fallend, als bei den übrigen.<br />

Um sich dieser Übereinstimmung zu versichern, muß man bemerken: daß in allen disjunktiven Urteilen die<br />

Sphäre (die Menge alles dessen, was unter ihm enthalten ist) als ein Ganzes in Teile (die untergeordneten<br />

Begriffe) geteilt vorgestellt wird, und, weil einer nicht unter dem an<strong>der</strong>en enthalten sein kann, sie als einan<strong>der</strong><br />

koordiniert, nicht subordiniert, so daß sie einan<strong>der</strong> nicht einseitig, wie in einer Reihe, son<strong>der</strong>n wechselseitig,<br />

wie in einem Aggregat, bestimmen (wenn ein Glied <strong>der</strong> Einteilung gesetzt wird, alle übrigen ausgeschlossen<br />

werden, und so umgekehrt), gedacht werden.<br />

Nun wird eine ähnliche Verknüpfung in einem Ganzen <strong>der</strong> Dinge gedacht, da nicht eines, als Wirkung, dem<br />

an<strong>der</strong>en, als Ursache seines Daseins, untergeordnet, son<strong>der</strong>n zugleich und wechselseitig als Ursache in<br />

Ansehung <strong>der</strong> Bestimmung <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en beigeordnet wird, (z.B. in einem Körper, dessen Teile einan<strong>der</strong><br />

wechselseitig ziehen, und auch wi<strong>der</strong>stehen,) welches eine ganz an<strong>der</strong>e Art <strong>der</strong> Verknüpfung ist, als die, so im<br />

bloßen Verhältnis <strong>der</strong> Ursache zur Wirkung (des Grundes zur Folge) angetroffen wird, in welchem die Folge<br />

nicht wechselseitig wie<strong>der</strong>um den Grund bestimmt, und darum mit diesem (wie <strong>der</strong> Weltschöpfer mit <strong>der</strong><br />

Welt) nicht ein Ganzes ausmacht. Dasselbe Verfahren des Verstandes, wenn er sich die Sphäre eines<br />

eingeteilten Begriffes vorstellt, beobachtet er auch, wenn er ein Ding als teilbar denkt, und, wie die Glie<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Einteilung im ersteren einan<strong>der</strong> ausschließen und doch in einer Sphäre verbunden sind, so stellt er sich die<br />

Teile des letzteren als solche, <strong>der</strong>en Existenz (als Substanzen) jedem auch ausschließlich von den übrigen<br />

zukommt, doch als in einem Ganzen verbunden vor.<br />

§ 12<br />

Es findet sich aber in <strong>der</strong> Transzendentalphilosophie <strong>der</strong> Alten noch ein Hauptstück vor, welches reine<br />

Verstandesbegriffe enthält, die, ob sie gleich nicht unter die Kategorien gezählt werden, dennoch, nach ihnen,<br />

als Begriffe a priori von Gegenständen gelten sollten, in welchem Falle sie aber die Zahl <strong>der</strong> Kategorien<br />

vermehren würden, welches nicht sein kann. Diese trägt <strong>der</strong> unter den Scholastikern so berufene Satz vor:<br />

quodlibet ens est unum, verum, bonum. Ob nun zwar <strong>der</strong> Gebrauch dieses Prinzips in Absicht auf die<br />

Folgerungen (die lauter tautologische Sätze gaben) sehr kümmerlich ausfiel, so, daß man es auch in neueren

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