stärken stärken - Willow Creek
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titel-thema<br />
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Stärken entdecken<br />
Prinzipien individueller Entwicklung und<br />
erfolgreicher Führung<br />
Marcus Buckingham leitete als Vizepräsident<br />
von Gallup das Forschungsprojekt<br />
zur Talentsuche und Entwicklung<br />
von Mitarbeiterpotenzial. Heute<br />
ist er Managementberater und gehört<br />
laut Business Week zu den Top Ten der<br />
„Thought Leaders 2005“. Als er beim<br />
Leadership Summit in der <strong>Willow</strong><br />
<strong>Creek</strong> Gemeinde referierte, erhielt er<br />
Bestnoten. Wir sprachen mit ihm über<br />
die kniffligen Aufgaben von Leitungspersonen<br />
in der Gemeinde.<br />
Marcus, Ihrer Meinung<br />
nach gibt es wesentliche Unterschiede<br />
zwischen einem Manager und einem<br />
Leiter. Was ist ein Manager?<br />
Ein Manager ist ein Katalysator. Wenn<br />
man einen begabten Mitarbeiter einstellt<br />
und ihn sich selbst überlässt, wird<br />
er automatisch produktiv sein. Denn<br />
er ist begabt. Um produktiv zu sein,<br />
braucht er keinen Manager. Durch die<br />
Art aber, wie Manager Erwartungen formulieren,<br />
Beziehungen bauen, coachen<br />
oder Leistung anerkennen, kommt es<br />
zu einer kürzeren „Reaktionszeit“ zwischen<br />
dieser begabten Person und den<br />
Unternehmenszielen. Die natürlichen<br />
Fähigkeiten münden schneller in echte<br />
Leistung. So nimmt der Manager eine<br />
Vermittlerrolle ein zwischen Unternehmen<br />
und Mitarbeiter.<br />
Ein überragender Manager weiß, was<br />
einen Mitarbeiter einzigartig macht,<br />
und baut darauf. Darin liegt der Unterschied.<br />
Für den Managementbereich<br />
liegt die Herausforderung darin, sich<br />
so intensiv mit einem Menschen zu beschäftigen,<br />
dass man merkt, wie er oder<br />
sie sich von anderen unterscheidet – im<br />
Hinblick auf Begabungen, Lernstil und<br />
Motivation – und wie dann das Umfeld<br />
so gestaltet werden kann, dass diese<br />
Einzigartigkeit positiv zu Buche schlägt.<br />
Wenn man herausfinden kann, was einen<br />
Mitarbeiter einzigartig macht und<br />
Marcus Buckingham<br />
ist Berater von Unternehmen,<br />
die zu den<br />
500 umsatzstärksten<br />
der Welt gehören.<br />
auf Grundlage dieser Erkenntnis ein<br />
entsprechendes Arbeitsumfeld schafft,<br />
wird man als Manager überragend sein.<br />
Schafft man das nicht, wird man immer<br />
Mittelmaß bleiben.<br />
Ein überragender Manager weiß:<br />
Will man das Talent eines Menschen in<br />
Leistung umwandeln, muss man sich<br />
mit einigen Schlüsselvoraussetzungen<br />
beschäftigen, von denen zwei lauten:<br />
a) Die Begabungen eines Menschen<br />
sind dauerhaft und einzigartig und<br />
b) die meisten Erfolge im Hinblick auf<br />
Lernerfolge, Wachstum und Weiterentwicklung<br />
erzielt man im Bereich der<br />
größten Begabungen eines Menschen<br />
und nicht im Bereich der größten<br />
Schwächen.<br />
Beim Leadership Summit von <strong>Willow</strong><br />
<strong>Creek</strong> habe ich darauf hingewiesen,<br />
dass a) die meisten Menschen Management<br />
nicht auf die Art und Weise<br />
sehen, wie ich sie gerade beschrieben<br />
habe und b) selbst wenn Management<br />
tatsächlich eher als Coaching bzw. charakterliche<br />
und aufgabenorientierte<br />
„Entwicklungshilfe“ gesehen wird, viele<br />
das Pferd von hinten aufzäumen. Ihrer<br />
Meinung nach konzentriert sich die<br />
Aufgabe des Managers vor allem darauf,<br />
Fehler von Mitarbeitern zu korrigieren<br />
bzw. auszubügeln.<br />
Vor kurzem haben wir eine Umfrage<br />
durchgeführt, bei der eine Frage lautete:<br />
„Ihr Vorgesetzter spricht mit Ihnen<br />
über Ihre Leistung. Worum dreht sich<br />
das Gespräch überwiegend?“ 25% gaben<br />
„Stärken“ an, 75% „Schwächen“. Will<br />
man also beschreiben, was einen guten<br />
Manager von einem überragenden unterscheidet,<br />
dann ist es genau das: Die<br />
Fähigkeit, individuelle Unterschiede<br />
wahrzunehmen und diese positiv zu<br />
nutzen. Das Komische: Niemand hat<br />
bisher Individualisierung als die entscheidende<br />
Fähigkeit eines Managers<br />
zur Mitarbeiterförderung herausgestellt.<br />
Ich frage mich warum, denn wenn man<br />
mit überragenden Managern spricht,<br />
geht es um nichts anderes.<br />
Kann man das auch leisten,<br />
wenn man für viele Mitarbeiter<br />
verantwortlich ist?<br />
Viele Manager, die ich kenne, legen sich<br />
für jeden Mitarbeiter einen speziellen<br />
Bogen an, auf dem sie alle Beobachtungen<br />
und Gedanken eintragen. Das<br />
ähnelt mit der Zeit einem komplexen<br />
Schachspiel. Das ist auch der Grund, warum<br />
viele wirklich gute Manager Schach<br />
spielen und nicht Dame. Beim Dame-<br />
Spiel bewegen sich alle Figuren in die<br />
gleiche Richtung, beim Schach hingegen<br />
bewegt sich jede Figur individuell.<br />
Die besten Manager schreiben die Stärken<br />
ihrer Mitarbeiter auf. Verfügbare<br />
Informationen werden eingesetzt, um<br />
die Beschreibung der Stärken zu verfeinern.<br />
So füllt sich im Laufe der Zeit<br />
der Bogen. Es ist keine Personalakte, in<br />
der Fehler festgehalten werden, sondern<br />
dient der Überlegung: An welchem Platz<br />
ist diese Person am besten aufgehoben?<br />
Die Aufgabe des Managers ist nicht, eine<br />
ideale Welt zu bauen, in der diese Person<br />
erfolgreich arbeiten kann, sondern<br />
das Leistungspotenzial der ihm anvertrauten<br />
Mitarbeiter zu optimieren.<br />
Und was macht eine<br />
Leitungsperson aus?<br />
In der Fachliteratur heißt es oft, dass<br />
eine Führungspersonen eine Kombination<br />
von vier Eigenschaften benötigt:<br />
Initiative, Kreativität, Mut zu den eigenen<br />
Überzeugungen zu stehen und<br />
Integrität. Das sind gute Eigenschaften<br />
– aber wer sie besitzt, leitet nicht<br />
zwangsläufig. Die Hauptverantwortung<br />
eines Leiters besteht darin, eine Gruppe<br />
von Menschen in eine bessere Zukunft<br />
zu führen und sie so zu bewegen, dass<br />
sie sich an der Gestaltung dieser besseren<br />
Zukunft aktiv beteiligen möchten.<br />
Das bedeutet natürlich, dass die Leitungsperson<br />
a) eine genaue Vorstellung<br />
von dieser Zukunft hat und b) selbstbewusst<br />
und stark genug ist, um glauben<br />
zu können, dass diese Zukunft Realität<br />
werden kann. Zudem muss man über<br />
die Fähigkeit verfügen, durch Bilder,<br />
Geschichten, Worte und Kommunikationsfähigkeiten<br />
viele Menschen davon<br />
zu überzeugen, dass diese Zukunft<br />
wahr werden kann. Menschen haben<br />
eine natürliche und auch legitime<br />
Angst vor dem Unbekannten, vor der<br />
Zukunft. Wie verwandelt ein Leiter diese<br />
legitime Angst in Kompetenz? Durch<br />
Klarheit. Beständigkeit. Leidenschaft.<br />
Klarheit ist das Mittel gegen Angst.<br />
Eine überragende Leitungsperson ist<br />
in der Lage, für vier oder fünf Schlüsselbereiche<br />
eine lebendige und spezifische<br />
Klarheit herzustellen. Das unterscheidet<br />
sie von einer durchschnittlichen<br />
oder einer guten Leitungsperson.<br />
Ich bin oft überrascht, wie unnötig vage<br />
viele Leiter oft sind und keine exakte<br />
Beschreibung der Zukunft liefern. Die<br />
meisten Leitbilder sind dafür ein gutes<br />
Beispiel: Sie sind entweder zu allgemein<br />
oder zu komplex. Die besten sind<br />
einfach klar.<br />
Haben Sie dafür ein<br />
Beispiel?<br />
Nehmen wir Bill Hybels. Sieht man<br />
sich an, was er für <strong>Willow</strong> <strong>Creek</strong> bewegt<br />
hat, findet man keine Verallgemeinerungen.<br />
Wenn er über die bessere Zukunft<br />
spricht, die er gestalten will, dann<br />
ist da eine unglaubliche Lebendigkeit –<br />
und die knipst er nicht an, wenn er die<br />
Bühne betritt. Es gab vorher eine intensive<br />
Auseinandersetzung mit dem jeweiligen<br />
Thema, es wurde gefragt: „Wie<br />
wird das aussehen? Was werden wir anbieten?“<br />
Danach malt er uns dann ein<br />
konkretes Bild vor Augen.<br />
Oder nehmen wir Martin Luther<br />
Kings berühmte Rede: „Ich habe einen<br />
Traum, dass eines Tages ... die Söhne<br />
früherer Sklaven und die Söhne früherer<br />
Sklavenhalter miteinander am Tisch<br />
der Brüderlichkeit sitzen werden.“<br />
Das kann ich sehen. Bei der Rede, die<br />
er einen Tag vor seiner Ermordung in<br />
Memphis hielt, sprach er von dem Tag,<br />
an dem ein schwarzer Junge und ein<br />
weißes Mädchen Hand in Hand auf<br />
derselben Straßenseite gehen, in derselben<br />
Klasse unterrichtet werden und<br />
aus demselben Wasserspender trinken.<br />
Das kann ich sehen! Verfügt man also<br />
bereits über einen natürlichen Optimismus<br />
und ein natürliches Selbstbewusstsein,<br />
muss man noch diszipliniert an<br />
einer Sache arbeiten: An der Fähigkeit,<br />
zunehmend lebendig zu sein, zunehmend<br />
spezifisch, wenn man anderen<br />
beschreibt, wo man hin will.<br />
Sie haben viele Leitungsgremien<br />
von Unternehmen beraten, die<br />
laut dem Magazin „Fortune“ zu den<br />
500 umsatzstärksten der Welt gehören.<br />
In letzter Zeit haben Sie dann öfter mit<br />
der <strong>Willow</strong> <strong>Creek</strong> Association zu tun gehabt<br />
und sich mit dem Thema Gemeindeleitung<br />
befasst. Gibt es Parallelen?<br />
Ich glaube, dass Leitung und Management<br />
– ob in der freien Wirtschaft oder<br />
in der Gemeinde – bleiben, was sie<br />
Man muss<br />
verstanden<br />
haben, wie<br />
und wo jeder<br />
einzigartig ist.<br />
sind, nämlich Leitung und Management.<br />
Wenn man möchte, dass die eigene<br />
Gemeinde wächst und aufblüht,<br />
dann muss man unbedingt verstanden<br />
haben, dass ehrenamtliche wie hauptamtliche<br />
Mitarbeiter – die genau dabei<br />
helfen sollen – an einem Platz eingesetzt<br />
werden, der hundertprozentig<br />
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