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Urheberrechtliche Hinweise zur Nutzung Elektronischer Bachelor ...

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<strong>Urheberrechtliche</strong> <strong>Hinweise</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nutzung</strong> <strong>Elektronischer</strong> <strong>Bachelor</strong>-Arbeiten<br />

Die auf dem Dokumentenserver der Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern (ZHB) gespeicherten<br />

und via Katalog IDS Luzern zugänglichen elektronischen <strong>Bachelor</strong>-Arbeiten der Hochschule<br />

Luzern – Soziale Arbeit dienen ausschliesslich der wissenschaftlichen und persönlichen<br />

Information.<br />

Die öffentlich zugänglichen Dokumente (einschliesslich damit zusammenhängender Daten) sind<br />

urheberrechtlich gemäss Urheberrechtsgesetz geschützt. Rechtsinhaber ist in der Regel 1 die<br />

Hochschule Luzern – Soziale Arbeit. Der Benutzer ist für die Einhaltung der Vorschriften<br />

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Die <strong>Nutzung</strong>srechte sind:<br />

- Sie dürfen dieses Werk vervielfältigen, verbreiten, mittels Link darauf verweisen. Nicht erlaubt<br />

ist hingegen das öffentlich zugänglich machen, z.B. dass Dritte berechtigt sind, über das Setzen<br />

eines Linkes hinaus die <strong>Bachelor</strong>-Arbeit auf der eigenen Homepage zu veröffentlichen (Online-<br />

Publikation).<br />

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Autorin/Rechteinhaberin in der von ihm/ihr festgelegten Weise nennen.<br />

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Allfällige abweichende oder zusätzliche Regelungen entnehmen Sie bitte dem urheberrechtlichen<br />

Hinweis in der <strong>Bachelor</strong>-Arbeit selbst. Sowohl die Hochschule Luzern – Soziale Arbeit als auch die<br />

ZHB übernehmen keine Gewähr für Richtigkeit, Aktualität und Vollständigkeit der publizierten<br />

Inhalte. Sie übernehmen keine Haftung für Schäden, welche sich aus der Verwendung der<br />

abgerufenen Informationen ergeben. Die Wiedergabe von Namen und Marken sowie die öffentlich<br />

zugänglich gemachten Dokumente berechtigen ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der<br />

Annahme, dass solche Namen und Marken im Sinne des Wettbewerbs- und Markenrechts als frei zu<br />

betrachten sind und von jedermann genutzt werden können.<br />

Luzern, 16. Juni 2010<br />

Hochschule Luzern<br />

Soziale Arbeit<br />

Dr. Walter Schmid<br />

Rektor<br />

1 Ausnahmsweise überträgt die Hochschule Luzern – Soziale Arbeit das Urheberrecht an Studierende <strong>zur</strong>ück. In diesem Fall ist<br />

der/die Studierende Rechtsinhaber/in.


Bauernhofsucht<br />

SoziokultureleAnimation<br />

Freizeit-undErlebnisangeboteinderLandwirtschaft<br />

-eineChancefürdieSoziokultureleAnimation<br />

Bachlorarbeit<br />

AusbildungsgangSoziokultureleAnimation<br />

KursBB/TZ05<br />

MarianneStössel,DanielBünter


Bachlorarbeit<br />

Ausbildungsgang Soziokulturelle Animation<br />

Kurs BB/TZ 05<br />

Marianne Stössel, Daniel Bünter<br />

Bauernhof sucht Soziokulturelle Animation<br />

Freizeit- und Erlebnisangebote in der Landwirtschaft – eine Chance für die Soziokulturelle<br />

Animation<br />

Diese <strong>Bachelor</strong>arbeit wurde eingereicht im Januar 2010 in 4 Exemplaren <strong>zur</strong> Erlangung des vom<br />

Fachhochschulrat der Hochschule Luzern ausgestellten Diploms für Soziokulturelle Animation.<br />

Diese Arbeit ist Eigentum der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit. Sie enthält die persönliche<br />

Stellungnahme des Autors/der Autorin bzw. der Autorinnen und Autoren.<br />

Veröffentlichungen – auch auszugsweise – bedürfen der ausdrücklichen Genehmigung durch die<br />

Leitung <strong>Bachelor</strong>.<br />

Reg. Nr.:


Vorwort der Schulleitung<br />

Die <strong>Bachelor</strong>arbeit ist Bestandteil und Abschluss der beruflichen Ausbildung an der Hochschule<br />

Luzern, Soziale Arbeit. Mit dieser Arbeit zeigen die Studierenden, dass sie fähig sind, einer berufsrelevanten<br />

Fragestellung systematisch nachzugehen, Antworten zu dieser Fragestellung zu<br />

erarbeiten und die eigenen Einsichten klar darzulegen. Das während der Ausbildung erworbene<br />

Wissen setzen sie so in Konsequenzen und Schlussfolgerungen für die eigene berufliche Praxis<br />

um.<br />

Die Bachlorarbeit wird in Einzel- oder Gruppenarbeit parallel zum Unterricht im Zeitraum von<br />

zehn Monaten geschrieben. Gruppendynamische Aspekte, Eigenverantwortung, Auseinandersetzung<br />

mit formalen und konkret-subjektiven Ansprüchen und Standpunkten sowie die Behauptung<br />

in stark belasteten Situationen gehören also zum Kontext der Arbeit.<br />

Von einer gefestigten Berufsidentität aus sind die neuen Fachleute fähig, soziale Probleme als<br />

ihren Gegenstand zu beurteilen und zu bewerten. Soziokulturell-animatorisches Denken und<br />

Handeln ist vernetztes, ganzheitliches Denken und präzises, konkretes Handeln. Es ist daher<br />

nahe liegend, dass die Diplomandinnen und Diplomanden ihre Themen von verschiedenen Seiten<br />

beleuchten und betrachten, den eigenen Standpunkt klären und Stellung beziehen sowie auf<br />

der Handlungsebene Lösungsvorschläge oder Postulate formulieren.<br />

Ihre <strong>Bachelor</strong>arbeit ist somit ein wichtiger Fachbeitrag an die breite thematische Entwicklung der<br />

professionellen Sozialen Arbeit im Spannungsfeld von Praxis und Wissenschaft. In diesem Sinne<br />

wünschen wir, dass die zukünftigen Soziokulturellen Animatorinnen und Animatoren mit ihrem<br />

Beitrag auf fachliches Echo stossen und ihre Anregungen und Impulse von den Fachleuten aufgenommen<br />

werden.<br />

Luzern, im Januar 2010<br />

Hochschule Luzern, Soziale Arbeit<br />

Leitung <strong>Bachelor</strong><br />

1


Abstract<br />

Erlebnis- und Freizeitangebote im landwirtschaftlichen Bereich sind bei der nichtbäuerlichen<br />

Bevölkerung im Trend. Zudem bietet dieser Bereich einen neuen Betriebszweig für Bauernbetriebe.<br />

Es gibt zahlreiche landwirtschaftliche Betriebe, welche gute Voraussetzungen bieten,<br />

um solche Angebote zu lancieren. Allerdings gibt es für die landwirtschaftlichen Betriebsleitenden<br />

zahlreiche Gründe, warum sie keine Freizeit- und Erlebnisangebote machen.<br />

Nach der Einleitung zu dieser Arbeit werden die aktuelle Situation der Schweizer Landwirtschaft,<br />

sowie die Bedürfnisse der nichtbäuerlichen Gesellschaft gegenüber der Landwirtschaft<br />

erläutert.<br />

Die Forschungsarbeit beschäftigt sich mit der zentralen Frage, ob die Soziokulturelle Animation<br />

den landwirtschaftlichen Betriebsleitenden durch eine Zusammenarbeit auf den jeweiligen<br />

Betrieben Unterstützung bieten kann. Dabei zeigen die Erkenntnisse der Forschung auf,<br />

dass die Betriebsleitenden mit zahlreichen Einfluss- und Realisierungsfaktoren konfrontiert<br />

werden. Aus diesem Grund entwickelten die Autorin und der Autor ein Modell, welches diese<br />

verschiedenen Faktoren aufzeigt und in einen Zusammenhang bringt.<br />

Die Erkenntnisse der vorliegenden Arbeit sind, dass die Soziokulturelle Animation mit ihren<br />

Funktionen eine Bereicherung für Freizeit- und Erlebnisangebote im landwirtschaftlichen<br />

Bereich sein kann, wie es auch für die Soziokulturelle Animation eine Bereicherung darstellt.<br />

Allerdings ist eine berufliche Bereicherung durch eine Zusammenarbeit von Soziokultureller<br />

Animation und Betriebsleitenden nicht einfach gegeben, weil finanzielle Rentabilität bei dieser<br />

Zusammenarbeit in der derzeitigen landwirtschaftlichen Situation schwer zu erreichen<br />

sein dürfte.<br />

2


Inhaltsverzeichnis<br />

Vorwort der Schulleitung ..........................................................................................1 <br />

Abstract.......................................................................................................................2 <br />

Tabellen- und Abbildungsverzeichnis .....................................................................5 <br />

1 Einleitung ..............................................................................................................7 <br />

1.1 Ausgangslage und Motivation.....................................................................................7 <br />

1.2 Fragestellung und leitende Annahme.........................................................................7 <br />

1.3 Ziele, Adressatinnen und Adressaten.........................................................................8 <br />

1.4 Aufbau der Arbeit........................................................................................................8 <br />

2 Die Schweizer Landwirtschaft...........................................................................10 <br />

2.1 Schweizer Landwirtschaft im Wandel der Zeit..........................................................10 <br />

2.2 Struktur der Schweizer Landwirtschaft .....................................................................11 <br />

2.2.1 Anzahl und Grösse der Bauernbetriebe............................................................12 <br />

2.2.2 Beschäftigte in der Schweizer Landwirtschaft...................................................14 <br />

2.2.3 Innerbetriebliche Diversifikation ........................................................................17 <br />

2.2.4 Ausbildung, Alter und Arbeitszeit ......................................................................18 <br />

2.2.5 Topographische Lage und Betriebsgrösse nach Region ..................................20 <br />

2.2.6 Zoneneinteilung in der Landwirtschaft ..............................................................21 <br />

3 Politische Rahmenbedingungen der Schweizer Landwirtschaft ...................22 <br />

3.1 Aufgabe der Agrarpolitik ...........................................................................................22 <br />

3.1.1 Entwicklung der Agrarpolitik..............................................................................22 <br />

3.1.2 Frühe Kritik an der Agrarpolitik..........................................................................23 <br />

3.1.3 Einforderung ökologischer Leistungen..............................................................23 <br />

3.1.4 Neuorientierung der Agrarpolitik ab 1993 .........................................................24 <br />

3.1.5 Multifunktionale Landwirtschaft.........................................................................25 <br />

3.1.6 Aktueller Auftrag der Landwirtschaft .................................................................26 <br />

3.2 Direktzahlungen........................................................................................................27 <br />

3.2.1 Gemeinwirtschaftliche und ökologische Leistungen .........................................28 <br />

3.3 Einfluss der Raumplanung auf die Landwirtschaft....................................................29 <br />

3.4 Aktuelle Situation - Freihandel und Milchmarkt ........................................................32 <br />

3.4.1 Agrarfreihandelsabkommen mit der Europäischen Union ................................32 <br />

3.4.2 Aufhebung der Milchkontingentierung ..............................................................32 <br />

4 Betriebsentwicklungsstrategien und Diversifikation......................................34 <br />

4.1 Wachstum.................................................................................................................35 <br />

4.2 Konzentration............................................................................................................35 <br />

4.3 Reduktion..................................................................................................................36 <br />

4.4 Diversifikation ...........................................................................................................36 <br />

5 Freizeit- und Erlebnisangebote in der Landwirtschaft....................................38 <br />

5.1 Agrotourismus...........................................................................................................38 <br />

5.2 Aktuelle Situation des Agrotourismus.......................................................................38 <br />

5.3 Vergleich mit Österreich ...........................................................................................40 <br />

5.4 Gesellschaftlicher Anspruch .....................................................................................40 <br />

5.5 Chancen und Hindernisse für Schweizer Landwirtschaftsbetriebe...........................41 <br />

6 Soziokulturelle Animation .................................................................................42 <br />

6.1 Einleitung..................................................................................................................42 <br />

6.2 Einbettung in den Kontext der Sozialen Arbeit .........................................................42 <br />

6.3 Perspektiven der Soziokulturellen Animation ...........................................................43 <br />

6.4 Adressatinnen und Adressaten der Soziokulturellen Animation...............................43 <br />

6.5 Ziele, Funktion und Interventionsposition der Soziokulturellen Animation................45 <br />

6.6 Methoden der Soziokulturellen Animation ................................................................48 <br />

6.7 Zusammenfassung ...................................................................................................49 <br />

3


7 Empirische Forschung.......................................................................................50 <br />

7.1 Methodisches Vorgehen...........................................................................................50 <br />

7.1.1 Methode ............................................................................................................50 <br />

7.1.2 Auswahl der Interviewexpertinnen und Interviewexperten................................50 <br />

7.1.3 Interviewfragen..................................................................................................51 <br />

7.1.4 Durchführung der Interviews.............................................................................53 <br />

7.2 Auswertung der Interviews .......................................................................................54 <br />

7.2.1 Ausgangslage ...................................................................................................54 <br />

7.2.2 Paraphrasierung................................................................................................54 <br />

7.2.3 Thematische Ordnung.......................................................................................54 <br />

7.2.4 Thematischer Vergleich ....................................................................................55 <br />

7.3 Konzeptualisierung ...................................................................................................57 <br />

7.4 Theoretische Generalisierung...................................................................................57 <br />

8 Erkenntnisse aus der Forschung......................................................................58 <br />

8.1 Ereignisse nach Themenkreisen ..............................................................................58 <br />

8.1.1 Einstellung <strong>zur</strong> landwirtschaftlichen Lebenswelt...............................................58 <br />

8.1.2 Persönliche Kompetenzen ................................................................................61 <br />

8.1.3 Betriebliche Projekte .........................................................................................62 <br />

8.1.4 Politische und wirtschaftliche Lage ...................................................................64 <br />

8.1.5 Motivation für Freizeit- und Erlebnisangebote ..................................................65 <br />

8.1.6 Realisierungsfaktoren für Freizeit- und Erlebnisangebote ................................66 <br />

8.1.7 Zusammenarbeit ...............................................................................................67 <br />

8.1.8 Gesellschaftlicher Ansatz..................................................................................69 <br />

8.2 Einfluss- und Realisierungsfaktorenmodell für Freizeit- und Erlebnisangebote .......72 <br />

8.2.1 Hauptebenen der Faktoren ...............................................................................73 <br />

8.2.2 Realisierungsfaktoren im engeren Sinn ............................................................74 <br />

8.2.3 Realisierungsfaktoren im weiteren Sinn............................................................76 <br />

8.2.4 Einflussfaktoren.................................................................................................79 <br />

8.2.5 Einsatz des Einfluss- und Realisierungsfaktorenmodells .................................81 <br />

8.2.6 Fazit für das Einfluss- und Realisierungsfaktorenmodell ..................................82 <br />

9 Schlussfolgerungen ...........................................................................................83 <br />

9.1 Bezug zu den Fragestellungen.................................................................................83 <br />

9.2 Folgerungen für die Soziokulturelle Animation .........................................................85 <br />

9.3 Fazit..........................................................................................................................87 <br />

10 Schlusswort ......................................................................................................88 <br />

Quellenverzeichnis ..................................................................................................90 <br />

Anhang......................................................................................................................93 <br />

4


Tabellen- und Abbildungsverzeichnis<br />

Abb. 1, S. 12:<br />

Entwicklung der Anzahl Bauernbetriebe nach Grössenskala und Region. In<br />

Bundesamt für Landwirtschaft [BLW] (2009a). Agrarbericht 2008 (S. 11).<br />

Bern: Autor.<br />

Abb. 2, S. 13:<br />

Anzahl Betriebe und landwirtschaftliche Nutzfläche pro Betrieb. In Bundesamt<br />

für Statistik [BFS] (2008). Schweizer Landwirtschaft. Taschenstatistik<br />

2008 (S. 9). Neuenburg: Autor.<br />

Abb. 3, S. 14: Betriebe nach Grössenklasse. In Bundesamt für Statistik [BFS] (2008).<br />

Schweizer Landwirtschaft. Taschenstatistik 2008 (S. 9). Neuenburg: Autor.<br />

Abb. 4, S. 14:<br />

Entwicklung der Anzahl Beschäftigten. In Bundesamt für Landwirtschaft<br />

[BLW] (2009a). Agrarbericht 2008 (S. 12). Bern: Autor.<br />

Abb. 5, S. 15:<br />

Beschäftigte nach Wirtschaftssektor, 2005. In Bundesamt für Statistik [BFS]<br />

(2008). Schweizer Landwirtschaft. Taschenstatistik 2008 (S. 6). Neuenburg:<br />

Autor.<br />

Abb. 6, S. 16:<br />

Anzahl Beschäftigte in der Schweizer Landwirtschaft. In Bundesamt für<br />

Statistik [BFS] (2008). Schweizer Landwirtschaft. Taschenstatistik 2008 (S.<br />

11). Neuenburg: Autor.<br />

Abb. 7, S. 17:<br />

Beschäftigte nach Wirtschaftssektor, 2005. In Bundesamt für Statistik [BFS]<br />

(2007). Schweizer Landwirtschaft. Taschenstatistik 2007 (S. 10). Neuenburg:<br />

Autor.<br />

Abb. 8, S. 18:<br />

Innerbetriebliche Diversifikation, 2005. In Bundesamt für Statistik [BFS]<br />

(2008). Schweizer Landwirtschaft. Taschenstatistik 2008 (S. 11). Neuenburg:<br />

Autor.<br />

Abb. 9, S. 18:<br />

Ausbildungsstufe der BewirtschafterInnen, 2005. In Bundesamt für Statistik<br />

[BFS] (2008). Schweizer Landwirtschaft. Taschenstatistik 2008 (S. 26).<br />

Neuenburg: Autor.<br />

Abb. 10, S. 19:<br />

Anteil der BewirtschafterInnen nach Altersklassen, 2005. In Bundesamt für<br />

Statistik [BFS] (2008). Schweizer Landwirtschaft. Taschenstatistik 2008 (S.<br />

27). Neuenburg: Autor.<br />

5


Abb. 11, S. 19:<br />

Tatsächliche wöchentliche Arbeitszeit Arbeitnehmender und Selbständigerwerbender<br />

Vollzeitbeschäftigter. In Bundesamt für Statistik [BFS] (2008).<br />

Schweizer Landwirtschaft. Taschenstatistik 2008 (S. 28). Neuenburg: Autor.<br />

Abb. 12, S. 20:<br />

Durchschnittliche Grösse der landwirtschaftlichen Betriebe, 2005. In Bundesamt<br />

für Statistik [BFS] (2008). Schweizer Landwirtschaft. Taschenstatistik<br />

2008 (S. 10). Neuenburg: Autor.<br />

Abb. 13, S. 21:<br />

Gebiete und Zonen des Produktionskatasters. In Bundesamt für Landwirtschaft<br />

[BLW] (2008b). Die landwirtschaftlichen Erschwerniszonen der<br />

Schweiz (S. 16). Bern: Autor.<br />

Tab. 14, S. 24:<br />

Bericht des Volkswirtschaftsdepartements. In Eidgenössische Volkswirtschaftdepartement<br />

(2007). Gefunden am 11. Nov. 2009 unter<br />

http://www.ow.ch/dl.php/de/46766d7a2a336<br />

Abb. 15, S. 27:<br />

Direktzahlungen. In Bundesamt für Statistik [BFS] (2008). Schweizer<br />

Landwirtschaft. Taschenstatistik 2008 (S. 5). Neuenburg: Autor.<br />

Abb. 16, S. 34:<br />

Betriebsentwicklungsstrategien für die landwirtschaftliche Produktion. In<br />

Schweizer Bauernverband [SBV] (2008). Vielfältiges Unternehmertum in<br />

der Landwirtschaft – Situationsbericht 2007 (S. 28). Bern. Autor.<br />

Tab. 17, S. 42<br />

Ein Positionsvorschlag. In Moser et al. (1999). Soziokulturelle Animation:<br />

Grundfrage, Grundlage, Grundsätze (S. 38). Luzern: Verlag für Soziales<br />

und Kulturelles.<br />

Abb. 18, S. 71:<br />

Bevölkerungswachstum und Bestand. In Bundesamt für Statistik [BFS].<br />

(2008). Gefunden am 27. Nov. 2009, unter<br />

www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/01/02/blank/key/bevoelkerun<br />

gsstand.html.<br />

6


1 Einleitung<br />

1.1 Ausgangslage und Motivation<br />

Beide Autoren haben eine Verbindung zum landwirtschaftlichen Bereich. Daniel Bünter ist<br />

auf einem nicht mehr betriebenen Bauernhof aufgewachsen und konnte so die Vorzüge der<br />

Infrastrukturen geniessen. Marianne Stössel konnte auf dem elterlichen Betrieb nicht nur<br />

geniessen, sondern durfte auch aktiv mit anpacken.<br />

Des Weiteren haben beide durch ihre beruflichen Stellen und persönliches Engagement Erfahrung<br />

und Freude an der Gestaltung von Freizeit- und Erlebnisangeboten für Kinder und<br />

Jugendliche. Das Autorenteam ist der Ansicht, dass es Potential für Freizeit- und Erlebnisangebote<br />

in den landwirtschaftlichen Betrieben gibt. Die Autoren sind auch der Ansicht, dass<br />

Bauernhöfe durch ihre spannenden und vielfältigen Einrichtungen und die ländliche Umgebung<br />

für aktivierende und lustvolle Angebote im Freizeit- und Erlebnisbereich prädestiniert<br />

sind. Dieses Potential soll für verschiedene Beteiligte sinnvoll und nachhaltig erschlossen<br />

werden.<br />

1.2 Fragestellung und leitende Annahme<br />

Durch das Praxisprojekt und persönliche Erfahrungen begründet, leiteten die Autorin und der<br />

Autor folgende Annahme her:<br />

Die Zusammenarbeit von landwirtschaftlichen Betriebsleitenden mit der Soziokulturellen<br />

Animation ist eine berufliche Bereicherung für beide Seiten.<br />

Aus dieser leitenden Annahme wurden die nachfolgenden Fragen abgeleitet, welche als<br />

Grundlage für die Ausarbeitung der <strong>Bachelor</strong>arbeit dienen sollen:<br />

• Welche Hindernisse und Chancen bestehen für landwirtschaftliche Betriebe in der<br />

Schweiz, die im Bereich von Freizeit- und Erlebnisangeboten tätig sind oder es<br />

werden möchten?<br />

• Welche Einflussfaktoren spielen bei landwirtschaftlichen Betriebsleitenden eine<br />

Rolle, die Angebote im Freizeit- und Erlebnisbereich lancieren oder ausbauen wollen?<br />

• Wie kann sich die Soziokulturelle Animation auf einzelnen landwirtschaftlichen Betrieben<br />

im Bereich von Freizeit- und Erlebnisangebote einbringen?<br />

7


Die Autorin und der Autor gehen davon aus, dass es zahlreiche Betriebe gibt, welche bereits<br />

Ressourcen auf ihrem Hof besitzen, um Angebote im Freizeit- und Erlebnisbereich anzubieten.<br />

Verschiedene Gründe wie zum Beispiel Unsicherheit im Umgang mit potentiellen Nutzergruppen,<br />

mangelnde zeitliche Ressourcen oder finanzielle Überlegungen hindern die<br />

landwirtschaftlichen Betriebsleitenden oft daran, solche Angebote anzustreben.<br />

Die Autorin und der Autor sehen für die Soziokulturelle Animation eine gute Möglichkeit, auf<br />

Grund ihrer Kompetenzen mit landwirtschaftlichen Betriebsleitenden zusammenzuarbeiten,<br />

um solche Angebote auf verschiedene Weise zu ermöglichen.<br />

1.3 Ziele, Adressatinnen und Adressaten<br />

Ein wesentliches Ziel dieser <strong>Bachelor</strong>arbeit ist es zu erforschen, ob die Zusammenarbeit mit<br />

landwirtschaftlichen Betrieben ein neues Arbeitsfeld für die Soziokulturelle Animation sein<br />

könnte und welche Anforderungen damit verbunden wären. Dabei geht es nicht um die Förderung<br />

einer Zusammenarbeit verschiedener Betriebe wie zum Beispiel bei einer Regionalentwicklung.<br />

Das Autorenteam fokussiert bei der Zusammenarbeit explizit die Bedürfnisse<br />

der einzelnen Betriebe.<br />

Die vorliegende Arbeit richtet sich in erster Linie an Soziokulturelle Animatorinnen und Animatoren,<br />

die sich mit ihren beruflichen Ansätzen auf Freizeit- und Erlebnisangebote in der<br />

Landwirtschaft einlassen wollen.<br />

Weiter sollen Betriebsleitende aus der Landwirtschaft, bei denen ein grundsätzliches Interesse<br />

an solchen Angeboten vorhanden ist, angesprochen werden. Die Arbeit soll landwirtschaftliche<br />

Betriebsleitende ermutigen, sich auf neue Berufszweige einzulassen.<br />

Für Fachstellen im landwirtschaftlichen Bereich soll sie eine Orientierung geben, wie eine<br />

Zusammenarbeit beider Berufsfelder aussehen könnte.<br />

1.4 Aufbau der Arbeit<br />

Nach den einleitenden Unterkapiteln werden anhand von einschlägiger Literatur die aktuelle<br />

Situation, die politischen Rahmenbedingungen und die Entwicklung der Schweizer Landwirtschaft<br />

in den Kapiteln 2 bis 4 beschrieben. Im Kapitel 5 wird konkret auf das Thema «Freizeit-<br />

und Erlebnisangebote in der Landwirtschaft» sowie die Bedürfnisse der Bevölkerung<br />

eingegangen.<br />

Im anschliessenden Kapitel 6 wird die Soziokulturelle Animation beschrieben, wie sie in der<br />

Schweiz an der Hochschule Luzern für Soziale Arbeit vermittelt wird.<br />

Im Kapitel 7 wird auf das Vorgehen der empirischen Forschungsmethode der Leitfadeninterviews<br />

eingegangen, deren Erkenntnisse hinterher im Kapitel 8 aufgezeigt werden. Unter anderem<br />

leitet das Autorenteam aus der Forschungsarbeit ein Einfluss- und Realisierungsfak-<br />

8


torenmodell ab, welches Soziokulturellen AnimatorInnen und landwirtschaftlichen Betriebsleitenden<br />

helfen soll, sich ihrer Situation mit Bezug auf die Lancierung von neuen Angeboten<br />

bewusst zu werden (Kapitel 8.2).<br />

Im Kapitel 9 wird die Schlussfolgerung in Bezug auf die Fragestellung erläutert sowie Folgerungen<br />

auf die Rolle der Soziokulturelle Animation im Bereich von Freizeit- und Erlebnisangeboten<br />

in der Landwirtschaft eingegangen.<br />

Das Schlusswort, Visionen der Verfassenden, sowie das Quellenverzeichnis und der Anhang<br />

runden die Arbeit ab.<br />

Alle Kapitel dieser Arbeit wurden von Marianne Stössel und Daniel Bünter gemeinsam verfasst.<br />

9


2 Die Schweizer Landwirtschaft<br />

Die Schweizer Bauern und Bäuerinnen befinden sich heute einmal mehr im Mittelpunkt politischer<br />

Diskussionen. Parteien buhlen um ihre Gunst und weitere Reformen im Agrarbereich<br />

stehen an. Doch die Landwirtschaft befindet sich nicht erst seit gestern im Umbruch. Die<br />

Industrialisierung führte auch im landwirtschaftlichen Bereich zu einer Mechanisierung. Die<br />

Produktivität konnte gesteigert werden, gleichzeitig nahm die Zahl der Beschäftigten im<br />

landwirtschaftlichen Bereich drastisch ab. Um 1850 waren noch rund zwei Drittel der<br />

Schweizer Beschäftigten in der Landwirtschaft tätig (Peter Moser, 1994, S. 11). 2008 sind es,<br />

nach Zahlen des Bundesamt für Statistik, noch gut 4.6% der Beschäftigten (BFS, 2008, S.<br />

6).<br />

2.1 Schweizer Landwirtschaft im Wandel der Zeit<br />

Ab dem 19. Jahrhundert wurde die Schweizer Landwirtschaft stark durch die Industrialisierung<br />

geprägt: Billigeres Getreide aus dem Ausland gelangte immer häufiger in die Schweiz,<br />

die Inlandproduktion und der Selbstversorgungsgrad nahmen ab. Die verschiedenen Bauern<br />

schlossen sich in unterschiedlichen Verbänden und Organisationen zusammen, um ihre Interessen<br />

gegenüber dem Staat und der sich rasch ändernden Gesellschaft vertreten zu<br />

können. (Jonas Bieri & Rafael Ganzfried, 2008, S. 16)<br />

Dies geschah ab den frühen 1890er Jahren mit den Bauernbünden zuerst auf oppositioneller<br />

Ebene. Mit der Gründung des Schweizerischen Bauernverbandes (SBV) 1897, entwickelte<br />

sich eine enge Zusammenarbeit mit den Bundesbehörden. (Moser, 1994, S.393)<br />

Wie aus Peter Mosers Werk «Der Stand der Bauern: bäuerliche Politik, Wirtschaft und Kultur<br />

gestern und heute» hervorgeht, gab es aber auch nach der Gründung des SBV verschiedene<br />

bäuerliche Oppositionsgruppierungen und Interessenzusammenschlüsse, die andere<br />

Meinungen und Ansichten als der SBV vertraten. (Moser, 1994, S.393)<br />

Geprägt wurden die Schweizer Landwirtschaft und die Agrarpolitik auch wesentlich durch die<br />

beiden Weltkriege. So konnte die Schweizer Bevölkerung während des Ersten Weltkrieges<br />

nur un<strong>zur</strong>eichend mit Nahrungsmitteln durch die eigene Landwirtschaft versorgt werden. Um<br />

dem zukünftig entgegenzuwirken, entwickelte Friedrich Traugott Wahlen (Bundesbeamter<br />

und später Bundesrat) 1937 einen Plan («Plan Wahlen»), mit dem der Selbstversorgungsgrad<br />

der Schweiz erhöht werden konnte. Durch die sogenannte «Anbauschlacht» während<br />

dem Zweiten Weltkrieg wurde eine annähernd hundertprozentige Selbstversorgung erreicht.<br />

Ab Mitte des letzten Jahrhunderts wurde der Inlandmarkt für landwirtschaftliche Produkte<br />

durch Handelshemmnisse für ausländische Anbieter geschützt. Dieser Protektionismus führte<br />

in den achtziger Jahren zu einer erheblichen Überproduktion. Infolgedessen erfuhr die<br />

Agrarpolitik in den neunziger Jahren eine enorme Umkrempelung. Im Zuge dieser Änderun-<br />

10


gen ist die Liberalisierung der Agrarmärkte vorangetrieben worden. (Bieri & Ganzfried, 2008,<br />

S. 16)<br />

2.2 Struktur der Schweizer Landwirtschaft<br />

Die Schweizer Landwirtschaft ist nach wie vor von bäuerlichen Familienbetrieben geprägt,<br />

von selbstständig erwerbenden Haushalten. Ihr Anteil an der landwirtschaftlichen Produktion<br />

im Jahr 1990 machte 87% aus. 2004 betrug ihr Anteil noch 78%. Der Produktionsanteil der in<br />

der Landwirtschaft tätigen, nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften (institutionelle Einheiten,<br />

deren Transaktionen sich von jenen ihrer Eigentümer unterscheiden und die als Marktproduzent<br />

in der Haupttätigkeit Waren und nichtfinanzielle Dienstleistungen produzieren) stieg<br />

parallel dazu an. (BFS, 2006, S. 11)<br />

Die Entwicklung der landwirtschaftlichen Struktur (gemeinhin auch als Strukturwandel bekannt)<br />

ist ein Prozess der Anpassung an veränderte wirtschaftliche Rahmenbedingungen.<br />

Diese Veränderung zeigt sich schwergewichtig in der Verminderung der Anzahl Betriebe bei<br />

gleichzeitiger Vergrösserung der durchschnittlichen Betriebsfläche. Weitere wichtige Indikatoren<br />

sind der Rückgang der landwirtschaftlichen Bevölkerung und die fortschreitende Mechanisierung.<br />

(BLW, 2007, S. 10)<br />

Nachfolgend wird ein Einblick gegeben in die aktuelle Struktur der Landwirtschaft anhand der<br />

Betriebszahlenentwicklung, Anzahl Beschäftigter, der Tätigkeitsfelder sowie der geographischen<br />

Lage. Die folgenden Ausführungen beziehen sich hauptsächlich auf Angaben des<br />

Agrarberichts 2008 (BLW, 2009), der Taschenstatistik Schweizer Landwirtschaft 2008 des<br />

Bundesamtes für Statistik (BFS, 2009) und auf einzelne weitere Quellen.<br />

11


2.2.1 Anzahl und Grösse der Bauernbetriebe<br />

Seit mehreren Jahren nimmt die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe stetig ab. In den<br />

fünfziger und sechziger Jahren lag die durchschnittliche Abnahme pro Jahr bei rund 2%. In<br />

den darauffolgenden zwei Jahrzehnten gestaltete sich die Abnahme etwas geringer. Durch<br />

die oben erwähnte Neuorientierung der Agrarpolitik in den neunziger Jahren setzte wieder<br />

ein erhöhter Strukturwandel ein.<br />

Die jährliche Abnahmerate der Kleinstbetriebe schwächte sich seit der Jahrtausendwende im<br />

Vergleich mit den neunziger Jahren markant ab. Bei den Betrieben der Grössenklasse drei<br />

bis zehn Hektaren und zehn bis 20 Hektaren stieg sie jedoch leicht an. Eine schwache Abnahmerate<br />

war in dieser Zeitspanne neu auch in der Grössenklasse 20 bis 25 Hektaren zu<br />

beobachten. Somit stieg die Wachstumsschwelle von 20 auf 25 Hektaren. Das bedeutet,<br />

dass seit der Jahrtausendwende die Anzahl der Betriebe in der Grössenklasse bis 25 Hektaren<br />

per Saldo ab- und über diesem Wert zugenommen hat. (BLW, 2009a, S. 10)<br />

Entwicklung der Anzahl landwirtschaftlicher Betriebe nach Grössenklassen und Regionen<br />

Abb. 1: Entwicklung der Anzahl Bauernbetriebe nach Grössenskala und Region<br />

(BLW, 2009a, S. 11)<br />

12


Anzahl Betriebe und landwirtschaftliche Nutzfläche pro Betrieb<br />

(LN = landwirtschaftliche Nutzfläche)<br />

Abb. 2: Anzahl Betriebe und landwirtschaftliche Nutzfläche pro Betrieb<br />

(BFS, 2008, S. 9)<br />

Rund 1500 Betriebe haben zwischen 1990 und 2006 jährlich ihre Aktivitäten eingestellt, pro<br />

Tag sind das mehr als vier Betriebe. Vor allem kleinere Betriebe sind aufgegeben worden.<br />

Wie bereits erwähnt, haben die Betriebe mit mehr als 20 Hektaren demgegenüber zugenommen.<br />

Die Anzahl Biobetriebe hat 2006 erstmals seit 1996 im Vergleich zum Vorjahr abgenommen.<br />

Andererseits hat die biologisch bewirtschaftete landwirtschaftliche Nutzfläche<br />

(von 2005 bis 2006) leicht zugenommen. (BFS, 2008, S. 9)<br />

Somit lag 2006 die Durchschnittsgrösse eines Schweizer Landwirtschaftbetriebs bei 17 Hektaren.<br />

Die zuvor erwähnte Zunahme des biologisch bewirtschafteten Landes trotz des Rückgangs<br />

biologisch geführter Betriebe, ist in der oben stehenden Grafik nicht ersichtlich und bezieht<br />

sich auf weitere Angaben des BFS, das diese in seinem Taschenkalender <strong>zur</strong> Schweizer<br />

Landwirtschaft 2008 veröffentlichte.<br />

Die flächenmässige Vergrösserung der landwirtschaftlichen Betriebe ist auch bei den nichtbiologisch<br />

bewirtschafteten ersichtlich. Die nachfolgende Darstellung illustriert die allgemeine<br />

Entwicklung, hin zu flächenmässig grösseren landwirtschaftlichen Betrieben.<br />

13


Landwirtschaftliche Betriebe nach Grössenklasse<br />

Abb. 3: Betriebe nach Grössenklasse<br />

(BFS, 2008, S. 9)<br />

2.2.2 Beschäftigte in der Schweizer Landwirtschaft<br />

Die rückläufige Anzahl Beschäftigter in der Schweizer Landwirtschaft ist, wie zu Beginn des<br />

Kapitels erwähnt, ein weiteres Indiz für die Strukturentwicklung.<br />

Entwicklung der Anzahl Beschäftigten in der Schweizer Landwirtschaft<br />

Abb. 4: Entwicklung der Anzahl Beschäftigten<br />

(BLW, 2009a, S. 12)<br />

14


Die Anzahl der Beschäftigten in der Landwirtschaft ging in den neunziger Jahren um rund<br />

50‘000 Personen <strong>zur</strong>ück. Von diesem Rückgang waren ausschliesslich die familieneigenen<br />

Arbeitskräfte betroffen. Die Zahl der familienfremden Arbeitskräfte stieg demgegenüber in<br />

derselben Zeitspanne leicht an. Um weitere 30‘000 Personen ist die Zahl der Beschäftigten<br />

nach der Jahrtausendwende gesunken.<br />

Die Abnahmerate der Anzahl Beschäftigten in der Landwirtschaft war zwischen 2000 und<br />

2007 mit 2,3% um 0,4 Prozentpunkte höher als die Abnahme der landwirtschaftlichen Betriebe<br />

(siehe Abb. 4, S. 14). In den neunziger Jahren war noch das Gegenteil der Fall: Die Beschäftigten<br />

nahmen um nur 2,2% ab, die Betriebe jedoch um 2,7% pro Jahr. (BLW, 2009a,<br />

S. 12)<br />

Beschäftigte in der Schweiz nach Wirtschaftssektor, 2005<br />

Abb. 5: Beschäftigte nach Wirtschaftssektor, 2005<br />

(BFS, 2008, S. 6)<br />

Zusammen mit der Forstwirtschaft, dem Gartenbau und der Fischerei zählt die Landwirtschaft<br />

zum primären Wirtschaftssektor. 1905 arbeitet 40% der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft,<br />

2008 sind es noch 4,6%. Im Jahr 2005 entfielen 7,3% der Ausgaben der öffentlichen<br />

Hand auf die Landwirtschaft und die Ernährung. 65% davon sind in Form von Direktzahlungen<br />

dem landwirtschaftlichen Sektor überwiesen worden. (Bieri & Ganzfried, 2008, S.<br />

22)<br />

15


Anzahl Beschäftigte in der Schweizer Landwirtschaft<br />

Abb. 6: Anzahl Beschäftigte<br />

(BFS, 2008, S. 11)<br />

Die oben stehende Abbildung veranschaulicht die Abnahme der Anzahl Beschäftigten im<br />

landwirtschaftlichen Bereich. Nur 46% der Beschäftigten arbeiten im Jahr 2006 Vollzeit (BFS,<br />

2008, S. 11).<br />

Die Darstellung zeigt unter anderem auch, dass der Anteil der Frauen, welche Teilzeit in der<br />

Landwirtschaft arbeiten, gegenüber den Männern zugenommen hat.<br />

59% aller Bewirtschaftenden (und/oder deren PartnerIn) gaben 2005 an, ausserdem einer<br />

ausserbetrieblichen Tätigkeit nachzugehen (BFS, 2007, S. 10).<br />

Aus der nachfolgenden Darstellung ist ersichtlich, in welchen ausserbetrieblichen Bereichen<br />

die BewirtschafterInnen tätig waren.<br />

16


Ausserbetriebliche Tätigkeiten der Bewirtschaftenden, 2005<br />

in % der Bewirtschaftenden, welche einer ausserbetrieblichen Tätigkeit nachgehen<br />

Abb. 7: Beschäftigte nach Wirtschaftssektor, 2005<br />

(BFS, 2007, S. 10)<br />

2.2.3 Innerbetriebliche Diversifikation<br />

Ausser der Variante einer ausserbetrieblichen Tätigkeit nachzugehen, ist auch die innerbetriebliche<br />

Diversifikation eine Möglichkeit, das Einkommen zu steigern. In der Taschenstatistik<br />

der Schweizer Landwirtschaft, welche das Bundesamt für Statistik 2008 herausgab (S.<br />

11), heisst es, dass 42% der Betriebe im Jahre 2005 eine oder mehrere Diversifikationsarten<br />

kennen.<br />

Als Diversifikation wird die Aufnahme und Ausübung zusätzlicher Tätigkeiten im Umfeld der<br />

eigentlichen Urproduktion bezeichnet. Zur Urproduktion im landwirtschaftlichen Sektor werden<br />

Acker-, Wiesen-, Obst-, Wein- und Gemüsebau, Beerenkulturen, Zucht- und Nutztierhaltung<br />

sowie die Bewirtschaftung der zu einem Landwirtschaftsbetrieb gehörenden privaten<br />

Waldungen gezählt.<br />

So wird zum Beispiel auf einem landwirtschaftlichen Betrieb ein Mehrwert durch die Verarbeitung<br />

und Vermarktung hofeigener Produkte erzielt. Diese Mehrwertschöpfung durch Direktvermarktung<br />

fällt in die Kategorie der Diversifikation. Auch in diese Kategorie fallen unter<br />

anderem Umwelt- oder Sozialdienstleistungen, Agrotouristische Angebote wie auch Dienste<br />

für die Landwirtschaft. (SBV, 2007, S. 8)<br />

Das Kapitel 4 «Betriebsentwicklungsstrategien und Diversifikation» geht vertieft auf die Diversifikation<br />

sowie auf weitere Strategieansätze ein, mit der Bewirtschaftende landwirtschaftlicher<br />

Betriebe ihr Einkommen steigern können.<br />

Die unten stehende Abbildung zeigt, dass 2005 bei den innerbetrieblichen Diversifikationen<br />

Freizeitangebote und Übernachtungsmöglichkeiten (mit etwas mehr als 5%) als vierthäufigste<br />

Tätigkeit in diesem Bereich angegeben wurden.<br />

17


Innerbetriebliche Diversifikation, 2005<br />

in % aller Betriebe (mehrere Tätigkeiten pro Betrieb möglich)<br />

Abb. 8: Innerbetriebliche Diversifikation, 2005<br />

(BFS, 2008, S. 11)<br />

2.2.4 Ausbildung, Alter und Arbeitszeit<br />

Durch den Strukturwandel nahm die durchschnittliche Betriebsgrösse stetig zu. Dies gekoppelt<br />

mit immer komplexeren landwirtschaftlichen Betriebsführungsmethoden führte dazu,<br />

dass von den Betriebsleitenden immer bessere Ausbildungen gefordert werden. In diesem<br />

Sinne erhalten seit 2007 nur noch jene Betriebe Direktzahlungen, die durch Personen mit<br />

einer entsprechenden beruflichen Ausbildung geleitet werden. (BFS, 2008, S. 26)<br />

Ausbildungsstufe der BewirtschafterInnen, 2005<br />

nach Betriebsgrössenklasse in Hektaren landwirtschaftlicher Nutzfläche<br />

Abb. 9: Ausbildungsstufe der BewirtschafterInnen, 2005/ Nach Betriebsgrössenklasse<br />

(BFS, 2008, S. 26)<br />

Ersichtlich ist in der zuvor stehenden Abbildung, dass mit zunehmender Betriebsfläche die<br />

Bewirtschaftenden besser ausgebildet sind.<br />

18


So werden Betriebe mit mehr als 20 Hektaren landwirtschaftlicher Nutzfläche überwiegend<br />

von Personen mit einer weiterführenden Ausbildung bewirtschaftet. (BFS, 2007, S. 26)<br />

Anteil der BewirtschafterInnen nach Altersklassen, 2005 in ha landwirtschaftlicher Nutzfläche<br />

Abb. 10: Anteil der BewirtschafterInnen nach Altersklassen, 2005<br />

(BFS, 2008, S. 27)<br />

Es fällt auf, dass die kleineren Betriebe zum grössten Teil von über 50-jährigen Personen<br />

bewirtschaftet werden. Nach wie vor üblich und wahrscheinlich ist bei vielen Landwirtschaftsbetrieben<br />

die Nachfolgeregelung innerhalb der Familie. Gut 50% der Nachfolgenden<br />

der jetztig über 50-jährigen sind voraussichtlich Familienmitglieder. (BFS, 2008, S. 27)<br />

Tatsächliche wöchentliche Arbeitszeit Arbeitnehmender und Selbständigerwerbender Vollzeitbeschäftigter<br />

Abb. 11: Tatsächliche wöchentliche Arbeitszeit Arbeitnehmender und Selbständigerwerbender Vollzeitbeschäftigter<br />

(BFS, 2008, S. 28)<br />

Diese Grafik zeigt, dass die wöchentlichen Arbeitsstunden der Selbständigerwerbenden und<br />

Angestellten, die in der Forst- und Landwirtschaft vollzeitlich tätig sind, über dem Durchschnitt<br />

der anderen Wirtschaftsbranchen liegt. (BFS, 2008, S. 28)<br />

19


2.2.5 Topographische Lage und Betriebsgrösse nach Region<br />

Stark geprägt ist die Grösse der landwirtschaftlichen Betriebe auch durch die jeweilige Region<br />

respektive die topographische Lage, in der sie sich befinden. So finden sich die grösseren<br />

Betriebe häufig im Nordwesten, wo sich viele extensiv bewirtschaftete Weiden befinden. In<br />

der Zentralschweiz hingegen dominieren Betriebe mit weniger als 20 Hektaren landwirtschaftlicher<br />

Nutzfläche und häufiger Hanglage. 81% der auf Pflanzenbau spezialisierten Betriebe<br />

lagen 2006 in der Talregion. (BFS, 2008, S. 10)<br />

Durchschnittliche Grösse der landwirtschaftlichen Betriebe, 2005<br />

Abb. 12: Durchschnittliche Grösse der landwirtschaftlichen Betriebe, 2005<br />

(BFS, 2008, S. 9)<br />

20


2.2.6 Zoneneinteilung in der Landwirtschaft<br />

Um den sehr unterschiedlichen geographischen Ausgangslagen der Schweizer Landwirtschaft<br />

Rechnung zu tragen, entwickelten die politisch Verantwortung Tragenden einen landwirtschaftlichen<br />

Produktionskataster, anhand dessen die gesamte Fläche der Schweizer<br />

Landwirtschaft in unterschiedliche Erschwerniszonen eingeteilt ist. Zum Beginn dieser Einteilung<br />

stand in den 1930er Jahren die Unterscheidung zwischen Berg- und Talgebieten entlang<br />

der 800 Meter-Höhenlinie. Im Landwirtschaftsgesetz von 1951 setzte sich der Bund das<br />

Ziel, der Berglandwirtschaft besonders Rechnung zu tragen. Das System der Zoneneinteilung<br />

wurde laufend verfeinert. Mit Massnahmen und weitern agrarpolitischen Instrumenten<br />

wird anhand der Zoneneinteilung versucht, möglichst differenziert auf die geographisch bedingten<br />

Produktionserschwernisse Rücksicht zu nehmen. So wird zum Beispiel die Höhe von<br />

Direktzahlungen entsprechend der Zonenzugehörigkeit unterschiedlich berechnet. Auch<br />

Strukturverbesserungsmassnahmen können je nach Zone anders ausfallen. Der landwirtschaftliche<br />

Produktionskataster umfasst sowohl Berg- und Talgebiet als auch das Sömmerungsgebiet.<br />

Das Sömmerungsgebiet umfasst die alpwirtschaftlich genutzte Fläche, welche<br />

nur während den Sommermonaten genutzt werden kann. Das Berggebiet wird in vier verschiedene<br />

Bergzonen unterteilt, das Talgebit in Hügel- und Talzone. (BLW, 2008b)<br />

Gebiete und Zonen des Produktionskatasters<br />

Abb. 13: Gebiete und Zonen des Produktionskatasters<br />

(BLW, 2008b, S. 16)<br />

21


3 Politische Rahmenbedingungen der Schweizer Landwirtschaft<br />

3.1 Aufgabe der Agrarpolitik<br />

Durch die vom Bund geführte Agrarpolitik werden die rechtlichen, wirtschaftlichen und sozialen<br />

Verhältnisse in der Land- und Forstwirtschaft geregelt. Markt-, Sozial- und Strukturpolitik<br />

sind die tragenden Säulen der Agrarpolitik. Die Ausgestaltung dieser Politik richtet sich nach<br />

den Aufgaben, die vom Bund und schliesslich vom Volk der Landwirtschaft übertragen werden.<br />

Besteht nun ihr primärer Auftrag darin, die Nahrungsmittelversorgung sicherzustellen,<br />

so wird zum Beispiel durch staatlich garantierte Preise, Absatzgarantien und Handelshemmnisse<br />

gegenüber ausländischen Agrarprodukten die Inlandproduktion gefördert und geschützt.<br />

Ist nun aber der Auftrag der Landwirtschaft, die Attraktivität und Artenvielfalt der<br />

Landschaft zu erhalten, so werden durch die Agrarpolitik Massnahmen festgelegt, die diesem<br />

Zweck dienen. Zum Beispiel können solche Massnahmen zusätzliche Arbeitsleistungen<br />

für eine besonders naturnahe Bewirtschaftung abgelten oder die aus einer extensiven Bewirtschaftung<br />

resultierenden Ertragseinbussen kompensieren.<br />

3.1.1 Entwicklung der Agrarpolitik<br />

Die heutige Landwirtschaft weist nur noch geringe Ähnlichkeit mit jener vor fünfziger Jahren<br />

auf. Neben den Veränderungen durch intensive Mechanisierung wuchsen der wirtschaftliche<br />

Druck auf die Landwirtschaft, so wie die von den Konsumenten und vom Bund gestellten<br />

Anforderungen. Ziel des 1951 verabschiedeten Landwirtschaftsgesetz war es, durch eine<br />

produktive Landwirtschaft und einen gesunden Bauernstand die Versorgung der Bevölkerung<br />

auch in Krisenzeiten sicher zu stellen. Die so kontrollierte Landwirtschaft mit Übernahmegarantien<br />

und fixierten Preisen führte, wie im Kapitel 2.1 «Schweizer Landwirtschaft im<br />

Wandel der Zeit» bereits erwähnt, zu einer erheblichen Überproduktion. Zusätzliche Kosten<br />

entstanden aus der somit nötig gewordenen Überschussverwertung. Um für die wichtigsten<br />

Agrarprodukte eine Absatzgarantie und feste Preise zu erwirken, setzte der Bund unter anderem<br />

Schwellenpreise für Importprodukte fest. Weiter intervenierte er mit Zöllen, Importkontingenten<br />

und mit einer kostendeckenden Übernahme von Überschüssen hauptsächlich aus<br />

der Milch- und Butterproduktion (Stichwort «Butterberg»). An ihre Grenzen stiess diese Politik<br />

Ende der achtziger Jahre. Neben der immer grösseren Belastung des Bundeshaushalts<br />

durch die so anfallenden Kosten stieg der Konsumtourismus ins angrenzende Ausland. Einflussreich<br />

auf die Änderung der Agrarpolitik waren auch die globalen Entwicklungen im Wirtschaftsbereich.<br />

Durch die Anstrengungen <strong>zur</strong> Liberalisierung des Welthandels erhöhte sich<br />

zuerst im Rahmen des GATT-Abkommens (General Agreement on Tarifs and Trades) und<br />

später durch die WTO-Verhandlungen (World Trade Organization) der Druck auf die<br />

Schweiz, die protektionistischen Massnahmen zu Gunsten der einheimischen Landwirtschaft<br />

abzubauen. Zusätzlich rückten die ökologischen Defizite der intensiven Landwirtschaft in den<br />

22


Blick der Verantwortlichen. 1992 zeigte der Bundesrat die Grenzen der bisherigen Agrarpolitik<br />

auf und schlug eine Neuorientierung vor. (Landwirtschaftlicher Informationsdienst, 2009)<br />

3.1.2 Frühe Kritik an der Agrarpolitik<br />

Kritik an der Agrarpolitik kam aber nicht erst 1992 auf. Bereits 1972 kritisierten Ökonomen<br />

wie Henner Kleinewefers (1972, zit. in Moser, 1994, S. 319) die offizielle Agrarpolitik. Sie<br />

strebten eine weitgehende Neudefinierung und einen massiv beschleunigten Strukturwandel<br />

an. So waren es zu Beginn der siebziger Jahre nicht primär Ökologen, die eine Extensivierung<br />

der Nahrungsmittelproduktion in der Schweiz forderten, sondern Ökonomen. Kleinewefers<br />

Postulat lautete, die Agrarpolitik habe dafür zu sorgen, dass die Landwirtschaft verstärkt<br />

das «öffentliche Gut» Umwelt reproduzieren und «konsumfrei» machen soll. Bei den bäuerlichen<br />

Kreisen stiess dieses Postulat jedoch auf Unwillen. Diese Ablehnung hatte nach Moser<br />

mit der bäuerlichen Welt Ende der sechszier Jahre zu tun. Die Bauern und Bäuerinnen, deren<br />

Arbeitszeiten von der Freizeit kaum getrennt waren, definierten sich und ihre gesellschaftliche<br />

Stellung mehrheitlich über die geleistete Arbeit. Die Bauern und Bäuerinnen empfanden<br />

es als „Almosen fürs Nichtstun“, sich durch Direktzahlungen entschädigen zu lassen,<br />

die weder an die Menge noch an die Qualität von landwirtschaftlich erzeugten Produkten<br />

gebunden sind. (Moser, 1994, S. 319-320)<br />

3.1.3 Einforderung ökologischer Leistungen<br />

Die Idee jedoch, Bauern und Bäuerinnen auch für weitere Tätigkeiten als ausschliesslich für<br />

die Nahrungsmittelproduktion finanziell zu entschädigen, war bereits Ende der fünfziger Jahre<br />

präsent. Dies zu Beginn jedoch nur hinsichtlich der Berggebiete. So wurde zum Beispiel<br />

1959 versucht, die Überschusssituation in der Milchproduktion unter anderem mit dem Appell<br />

an, die ProduzentInnen im Berggebiet <strong>zur</strong> Aufgabe ihrer Milchlieferung in den Griff zu bekommen.<br />

Die Einführung produktionsunabhängiger Direktzahlungen sollte es den landwirtschaftlichen<br />

Betrieben in diesen Gebieten ermöglichen, trotz dem Ausscheiden aus der<br />

Milchproduktion ihre zuvor im produktionsbezogenen Rahmen anfallenden landschaftlichen<br />

Leistungen weiter erbringen zu können. Diese landschaftlichen Leistungen lagen unter anderem<br />

wesentlich im Interesse des Tourismus. Aber erst in den siebziger Jahren gewann das<br />

Anliegen der Landschaftsgestaltung und –erhaltung stärker an Gewicht. Dies ist auf die allmähliche<br />

Kenntnisnahme der ökologischen Schäden <strong>zur</strong>ückzuführen. Im Verlauf der achtziger<br />

Jahre ertönte dann der Ruf, die Landwirtschaft solle mehr ökologische Leistungen<br />

erbringen, statt Nahrungsmittel zu produzieren, die auf dem Weltmarkt billiger zu beziehen<br />

sind. Gefordert wurden die Wiederherstellung ökologischer Ausgleichsflächen und der Erhalt<br />

wertvoller Biotope. (Moser, 1994, S. 320-321)<br />

23


3.1.4 Neuorientierung der Agrarpolitik ab 1993<br />

1993 wurde durch einen Parlamentsbeschluss eine umfassende Agrarreform eingeleitet.<br />

Kernstück der Reform war die Trennung von Einkommens- und Preispolitik, sowie die Umwandlung<br />

von Subventionen zu an Verpflichtungen gebundene Direktzahlungen. Schrittweise<br />

reduziert wurden die staatlich garantierten Produktpreise und gemäss den Anforderungen<br />

der WTO wurde der Grenzschutz verringert. (Bier & Ganzfried, 2008, S. 30)<br />

Seit 1998 erhalten Landwirte und Bäuerinnen nur dann finanzielle Unterstützung vom Bund,<br />

wenn sie die definierten Auflagen im Bereich der Tierhaltung und der Ökologie einhalten.<br />

Landwirte und Bäuerinnen werden somit nicht mehr «nur» als Nahrungsmittelproduzenten<br />

betrachtet. Neu wird ihnen auch eine grosse Verantwortung in der Pflege der Kulturlandschaft<br />

und im Erhalt der natürlichen Lebensgrundlage zugestanden.<br />

Diese neu definierten Aufgaben der Bauern und Bäuerinnen werden mit dem Ausdruck Multifunktionalität<br />

umschrieben. (Landwirtschaftlicher Informationsdienst, 2009)<br />

In der nachfolgenden Darstellung sind die Reformschritte der Agrarpolitik zusammengestellt.<br />

Übersicht der Reformschritte in der Agrarpolitik<br />

AP 2002 AP 2007 AP 2011<br />

1993 – 1998 1999 – 2003 2004 – 2007 2008 – 2011<br />

Deregulierung<br />

„mehr Ökologie“<br />

Deregulierung<br />

„mehr Markt“<br />

Deregulierung<br />

„Wettbewerbsfähigkeit“<br />

Deregulierung<br />

„Wettbewerbsfähigkeit“<br />

Einführung produkteunabhängiger<br />

Direktzahlungen<br />

Preissenkung<br />

Anreiz für besondere<br />

ökologische Leistungen<br />

Umbau des Grenzschutzes<br />

(WTO)<br />

Abschaffung Preisund<br />

Absatzgarantie<br />

Aufhebung Butyra und<br />

Käseunion<br />

Bindung Direktzahlungen<br />

an ökologischen<br />

Leistungsnachweisen<br />

Aufhebung Milchkontingentierung<br />

und vollständige<br />

Liberalisierung<br />

des Käsemarkts<br />

mit Europa<br />

Versteigerung Fleischimportkontin-gente<br />

Anpassungen Strukturverbesser-ungen<br />

und soziale Begleitmassnahmen<br />

Weiterer Abbau der<br />

Marktstützung<br />

Umlagerung der Mittel<br />

der Marktstützung zu<br />

den Direktzahlungen<br />

Reproduktion der<br />

Mittel im Zahlungsrahmen<br />

Lockerung im Bodenund<br />

Pachtrecht<br />

Tab. 14: Bericht des Volkswirtschaftsdepartements zum Nachtrag des Einführungsgesetzes zum Bundesgesetz<br />

über die Landwirtschaft sowie zum bäuerlichen Boden- und Pachtrecht<br />

(Eidgenössisches Volkswirtschaftdepartement, 2007, S. 2)<br />

24


3.1.5 Multifunktionale Landwirtschaft<br />

Die Bezeichnung der multifunktionalen Landwirtschaft umschreibt die vielfältigen Funktionen,<br />

welche die Landwirtschaft spätestens seit den agrarpolitischen Reformen ab 1993 von Staates<br />

wegen zu erfüllen hat. Zu diesen Funktionen zählen die Sicherstellung der Bevölkerungsernährung,<br />

die Pflege der Kulturlandschaft, die Erhaltung natürlicher Produktionsgrundlagen<br />

sowie der Artenvielfalt und ein Beitrag <strong>zur</strong> sozialen und wirtschaftlichen Lebensfähigkeit<br />

im ländlichen Raum. Eine solche multifunktionale Landwirtschaft trägt wesentlich zu einer<br />

nachhaltigen Entwicklung bei. Im Landwirtschaftsartikel sind die multifunktionalen Aufgaben<br />

der Landwirtschaft festgehalten. Weitere Informationen <strong>zur</strong> Begrifflichkeit der multifunktionalen<br />

Landwirtschaft finden sich auf der Homepage des BLW,<br />

http://www.blw.admin.ch/old/agrarbericht0/anhang/d/begriffe.htm.<br />

Doch auch die multifunktionale Landwirtschaft hat ihren Preis. Die vom Markt nicht abgegoltenen<br />

Leistungen müssen separat bezahlt werden. Da die Landschaftspflege standortgebunden<br />

ist, kann sie nicht einfach an einem x-beliebigen Ort eingekauft werden. (BLW, 2004,<br />

S.10)<br />

25


3.1.6 Aktueller Auftrag der Landwirtschaft<br />

In der Bundesverfassung ist der Auftrag der Landwirtschaft im Artikel 104 festgehalten. Der<br />

Landwirtschaftsartikel wurde erstmals 1996 durch das Volk und die Stände in die Bundesverfassung<br />

aufgenommen. In diesem Artikel erkennbar ist, dass der Bund dafür sorgt und somit<br />

(mit)verantwortlich ist, dass die Landwirtschaft ihren verfassungsmässigen Auftrag erfüllen<br />

kann. Nach Artikel 104 sorgt der Bund dafür, dass die Landwirtschaft einen wesentlichen<br />

Beitrag <strong>zur</strong> sicheren Versorgung der Bevölkerung, Pflege der Kulturlandschaft, Erhaltung der<br />

natürlichen Lebensgrundlagen und der dezentralen Besiedelung des Landes leistet. Dieser<br />

Beitrag soll durch eine nachhaltige und auf den Markt ausgerichtete Produktion erbracht<br />

werden.<br />

Zusätzlich werden im Artikel Befugnisse und Aufgaben des Bundes benannt. Diese bilden<br />

die Grundlage für Massnahmen, mit welchen das Verfassungsziel erreicht werden soll. Die<br />

Massnahmen, die der Bund ergreift, sollen so ausgerichtet sein, dass die Landwirtschaft ihre<br />

multifunktionale Aufgabe erfüllen kann.<br />

Landwirtschaftsartikel in der Bundesverfassung, 1999<br />

Art. 104 Landwirtschaft<br />

1 Der Bund sorgt dafür, dass die Landwirtschaft durch eine nachhaltige und auf den Markt ausgerichtete Produktion einen<br />

wesentlichen Beitrag leistet <strong>zur</strong>:<br />

a. sicheren Versorgung der Bevölkerung;<br />

b. Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen und <strong>zur</strong> Pflege der Kulturlandschaft;<br />

c. dezentralen Besiedlung des Landes.<br />

2 Ergänzend <strong>zur</strong> zumutbaren Selbsthilfe der Landwirtschaft und nötigenfalls abweichend vom Grundsatz der Wirtschaftsfreiheit<br />

fördert der Bund die bodenbewirtschaftenden bäuerlichen Betriebe.<br />

3 Er richtet die Massnahmen so aus, dass die Landwirtschaft ihre multifunktionalen Aufgaben erfüllt. Er hat insbesondere<br />

folgende Befugnisse und Aufgaben:<br />

a. Er ergänzt das bäuerliche Einkommen durch Direktzahlungen <strong>zur</strong> Erzielung eines angemessenen Entgelts<br />

für die erbrachten Leistungen, unter der Voraussetzung eines ökologischen Leistungsnachweises.<br />

b. Er fördert mit wirtschaftlich lohnenden Anreizen Produktionsformen, die besonders naturnah, umwelt- und tierfreundlich<br />

sind.<br />

c. Er erlässt Vorschriften <strong>zur</strong> Deklaration von Herkunft, Qualität, Produktionsmethode und Verarbeitungsverfahren für<br />

Lebensmittel.<br />

d. Er schützt die Umwelt vor Beeinträchtigungen durch überhöhten Einsatz von Düngstoffen, Chemikalien und anderen<br />

Hilfsstoffen.<br />

e. Er kann die landwirtschaftliche Forschung, Beratung und Ausbildung fördern sowie Investitionshilfen leisten.<br />

f. Er kann Vorschriften <strong>zur</strong> Festigung des bäuerlichen Grundbesitzes erlassen.<br />

4 Er setzt dafür zweckgebundene Mittel aus dem Bereich der Landwirtschaft und allgemeine Bundesmittel ein.<br />

Landwirtschaftsartikel, Art. 104 der Bundesverfassung<br />

(Art. 104 BV)<br />

26


3.2 Direktzahlungen<br />

Mit der Agrarreform 1993 wurde auch das Direktzahlungssystem eingeführt. Die Direktzahlungen<br />

sind produktionsunabhängig. Ziel der Direktzahlungen ist es, die gesellschaftlich geforderten<br />

gemeinwirtschaftlichen und ökologischen Leistungen der Landwirtschaft abzugelten.<br />

Der Übergang von den produktionsbezogenen Subventionen hin zu den produktionsunabhängigen<br />

Direktzahlungen erfolgte schrittweise. (BLW, 2004, S.10)<br />

Die Direktzahlungen ermöglichen eine Trennung der Einkommens- und der Preispolitik. Sie<br />

sollen das landwirtschaftliche Einkommen ergänzen, so dass ein angemessenes Entgelt für<br />

die im Rahmen der Multifunktionalität erbrachten Aufgaben resultiert. Dabei sollen auch Produktionsformen<br />

gefördert werden, die besonders naturnah, tier- oder umweltfreundlich sind.<br />

(Bundesbehörden der Schweizerischen Eidgenossenschaft, 2009)<br />

Geleistete Direktzahlungen 1<br />

Abb. 15: Direktzahlungen<br />

(BFS, 2008, S. 5)<br />

Seit der ersten Agrarpolitikreform stagnierten die Direktzahlungen auf einem hohen Niveau.<br />

Zu erwarten ist, dass sie im Rahmen der Agrarpolitik 2011 (siehe Tab. 14, S. 24) abnehmen<br />

werden.<br />

27


3.2.1 Gemeinwirtschaftliche und ökologische Leistungen<br />

Im Rahmen des Direktzahlungssystems werden die verschiedenen Leistungen durch unterschiedliche<br />

Beiträge abgegolten. Es wird zwischen allgemeinen und ökologischen Direktzahlungen<br />

unterschieden. Flächenbeiträge (gekoppelt an die Nutzfläche des jeweiligen Bauernhofes)<br />

und Beiträge für Raufutter verzehrende Tiere (Wiederkäuer, Pferde etc.) zählen zu<br />

den allgemeinen Direktzahlungen. Diese Beiträge sollen eine flächendeckende <strong>Nutzung</strong> und<br />

Pflege sicherstellen. Für erschwerte Produktionsbedingungen in der Hügel- und Bergregion<br />

erhalten die Bewirtschaftenden zusätzliche Hangbeiträge und Beiträge für die Tierhaltung<br />

unter erschwerten Produktionsbedingungen. Somit werden die regionalen Bewirtschaftungserschwernisse<br />

berücksichtigt. Diese Berücksichtigung soll dafür sorgen, dass die Grundleistungen<br />

in allen Regionen der Schweiz erbracht werden. Grundbedingung für den Bezug von<br />

Direktzahlungen, ausgenommen in den Sömmerungsgebieten, ist die Erfüllung des ökologischen<br />

Leistungsausweises (ÖLN). (BLW, 2009b)<br />

Besondere Leistungen werden durch ökologische Direktzahlungen unabhängig von den allgemeinen<br />

Direktzahlungen abgegolten. Diesbezüglich bestehen verschiedene Programme,<br />

an denen Bäuerinnen und Landwirte teilnehmen können. Die Teilnahme ist bei diesen Programmen<br />

freiwillig. Die teilnehmenden Betriebe erhalten Beiträge unter anderem für extensiv<br />

bewirtschaftete Wiesen, Ackerschonstreifen, Hecken, Feld- und Ufergehölz sowie Hochstamm-Feldobstbäume<br />

– alles sogenannte ökologische Ausgleichsflächen, deren Vorhandensein<br />

für eine lebendige Artenvielfallt nötig ist. Auch Gewässerschutz- und Sömmerungsbeiträge<br />

gehören zu den ökologischen Direktzahlungen. Besonders tierfreundliche Stallungen<br />

sowie überdurchschnittlicher Auslauf für Nutztiere ins Freie werden ebenfalls gefördert.<br />

Diese Tierwohlprogramme sind sogenannte Ethnoprogramme. Um in den Genuss dieser<br />

Beiträge zu kommen, müssen Anforderungen erfüllt werden, die über die Bestimmungen des<br />

Tierschutzgesetzes hinausreichen. (BLW, 2004, S.10)<br />

28


3.3 Einfluss der Raumplanung auf die Landwirtschaft<br />

Die öffentliche Raumplanung bestimmt die Ausgestaltung der Schweizer Landwirtschaft<br />

massgeblich mit. Die Rahmenbedingungen, welche durch das Raumplanungsgesetz gegeben<br />

werden, beeinflussen direkt die wirtschaftlichen Tätigkeiten des einzelnen landwirtschaftlichen<br />

Betriebes.<br />

Zu den gesetzlichen Grundlagen der Raumplanung auf Bundesebene gehören namentlich<br />

der Verfassungsartikel bezüglich Raumplanung (Art. 75) sowie das Bundesgesetz über die<br />

Raumplanung (RPG) und die dazugehörige Verordnung (RPV). Gemäss Verfassung tragen<br />

die Kantone im Bereich der Raumplanung die Hauptverantwortung.<br />

Bundesverfassung Artikel 75 Raumplanung<br />

Art. 75 Raumplanung<br />

1 Der Bund legt Grundsätze der Raumplanung fest. Diese obliegt den Kantonen und dient der zweckmässigen<br />

und haushälterischen <strong>Nutzung</strong> des Bodens und der geordneten Besiedlung des Landes.<br />

2<br />

Der Bund fördert und koordiniert die Bestrebungen der Kantone und arbeitet mit den Kantonen zusammen.<br />

3<br />

Bund und Kantone berücksichtigen bei der Erfüllung ihrer Aufgaben die Erfordernisse der Raumplanung.<br />

Raumplanung, Art 75 der Bundesverfassung<br />

(Art. 75 BV)<br />

Das Raumplanungsgesetz gibt die Grundsätze und Ziele der Raumplanung in der Schweiz<br />

vor. Es regelt die Verantwortlichkeiten im Bereich der Raumplanung zwischen Bund, Kantonen<br />

und Gemeinden und weist den verschiedenen Akteuren ihre diesbezüglichen Aufgaben<br />

zu. Das Gesetz definiert die raumplanerischen Instrumente, welche auf den Ebenen des<br />

Bundes, der Kantone und der Gemeinden zum Einsatz kommen. Es wirkt somit auf verschiedene<br />

relevante Sachgebiete wie Umwelt, Wirtschaft, Gesellschaft, Verkehr und so weiter<br />

ein. In der Regel sind auf kantonaler Ebene die Planungs- und Baugesetze, auf Gemeindeebene<br />

die Bauordnungen (bestehend aus Zonenplan und Bauvorschriften) die gesetzlichen<br />

Grundlagen der Raumplanung.<br />

Durch diese gesetzlichen Grundlagen will der Bund eine nachhaltige ökologische und ökonomische<br />

sowie sozial ausgewogene Raumentwicklung in der Schweiz fördern. Die unterschiedlichen<br />

Bedürfnisse an den Lebensraum Schweiz sollen aufeinander abgestimmt werden.<br />

Bereits in den Zielen des Bundesgesetzes für Raumplanung lassen sich Verbindungen mit<br />

dem Landwirtschaftsartikel der Bundesverfassung herstellen. So soll das Raumplanungsgesetz<br />

auf eine angemessene Dezentralisation hinwirken sowie eine ausreichende Versorgungsbasis<br />

des Landes sichern. Eben diese beiden Punkte werden auch im Landwirt-<br />

29


schaftsartikel der Bundesverfassung erwähnt. Danach soll die Landwirtschaft einen wesentlichen<br />

Beitrag <strong>zur</strong> dezentralen Besiedlung und <strong>zur</strong> Sicherstellung der Bevölkerungsversorgung<br />

leisten (vgl. Kapitel 3.1.6).<br />

Bundesgesetz über die Raumplanung<br />

Art. 1 Ziele<br />

1<br />

Bund, Kantone und Gemeinden sorgen dafür, dass der Boden haushälterisch genutzt wird. Sie stimmen ihre<br />

raumwirksamen Tätigkeiten aufeinander ab und verwirklichen eine auf die erwünschte Entwicklung des<br />

Landes ausgerichtete Ordnung der Besiedlung. Sie achten dabei auf die natürlichen Gegebenheiten sowie<br />

auf die Bedürfnisse von Bevölkerung und Wirtschaft.<br />

2<br />

Sie unterstützen mit Massnahmen der Raumplanung insbesondere die Bestrebungen,<br />

a. die natürlichen Lebensgrundlagen wie Boden, Luft, Wasser, Wald und die Landschaft zu schützen;<br />

b. wohnliche Siedlungen und die räumlichen Voraussetzungen für die Wirtschaft zu schaffen und zu erhalten;<br />

c. das soziale, wirtschaftliche und kulturelle Leben in den einzelnen Landesteilen zu fördern und auf eine<br />

angemessene Dezentralisation der Besiedlung und der Wirtschaft hinzuwirken;<br />

d. die ausreichende Versorgungsbasis des Landes zu sichern;<br />

e. die Gesamtverteidigung zu gewährleisten.<br />

Bundesgesetz über die Raumplanung, Art 1 Ziele<br />

(Art. 1 RPG)<br />

Im Bundesgesetz über die Raumplanung wird weiter vorgeschrieben, dass die Kantone die<br />

zulässige <strong>Nutzung</strong> ihres Bodens via <strong>Nutzung</strong>spläne ordnen. In den <strong>Nutzung</strong>splänen muss<br />

mindestens zwischen Bau-, Landwirtschafts- und Schutzzone unterschieden werden. Die<br />

Landwirtschaftszone dient der langfristigen Sicherung der Ernährungsbasis, der Erhaltung<br />

der Landschaft und des Erholungsraums sowie dem ökologischen Ausgleich und soll dementsprechend<br />

weitgehend von Überbauungen freigehalten werden. (RPG, Art. 14 und 16 8 )<br />

Diese Trennung von Baugebiet und Nichtbaugebiet gilt als fundamentaler Grundsatz in der<br />

Raumplanung.<br />

In einem am 23. März 2007 in der Bauernzeitung erschienenen Artikel benennt Ulrich Ryser<br />

[Leiter des Bereichs Treuhand und Schätzungen des SBV] die Trennung von Nichtbaugebiet<br />

und Baugebiet als einen zentralen Pfeiler der Raumplanung. Durch diese Unterscheidung<br />

könne eine totale Zersiedelung der Schweiz verhindert werden. Die damit erreichte Trennung<br />

innerhalb des Bodenmarktes soll das Landwirtschaftsland so gut wie möglich vor dem Siedlungsdruck<br />

schützen. (Ryser, 2007)<br />

Als einer der wenigen Bereiche des Bau- und Planungsrechts wird das Bauen ausserhalb<br />

der Bauzone weitgehend durch das Bundesrecht selbst geregelt.<br />

30


Welche Bauvorhaben in der Landwirtschaftszone als zonenkonform gelten und somit den<br />

definierten Zonenzweck erfüllen, wird durch entsprechende Artikel im Raumplanungsgesetz<br />

und in der Raumplanungsverordnung bestimmt.<br />

Gustav Munz (2007) informierte in einem Artikel in der Fachzeitschrift «Geomatik Schweiz»<br />

über die Teilrevision des Raumplanungsgesetzes und ihre Auswirkungen auf die Landwirtschaft.<br />

So wurden mit der Teilrevision des Bundesgesetzes über die Raumplanung 2007 die<br />

Möglichkeiten bezüglich Gebäudenutzung ausserhalb der Bauzone und für zusätzliche nichtlandwirtschaftliche<br />

Tätigkeiten auf landwirtschaftlichen Betrieben im Grundsatz erweitert.<br />

Gegenüber vorangegangenem Recht werden nichtlandwirtschaftliche Tätigkeiten mit einem<br />

engen sachlichen Bezug zu den landwirtschaftlichen Aktivitäten besser gestellt. Zu solchen<br />

Aktivitäten zählen Angebote wie Gästezimmer auf dem Bauernhof, Schlafen im Stroh oder<br />

sozialtherapeutische Tätigkeiten, bei denen das Leben auf dem Bauernhof einen wesentlichen<br />

Bestandteil der Betreuung ausmacht. (Munz, 2007)<br />

Im selben Artikel sind die Änderungen im Bereich der Anerkennung nichtlandwirtschaftlicher<br />

Tätigkeiten übersichtlich aufgeführt. Diese Aufstellung hat das Autorenteam nachfolgend<br />

übernommen.<br />

• Die Einrichtung von solchen Nebenbetriebsformen steht neu auch landwirtschaftlichen<br />

Betrieben offen, deren Existenz nicht von einem zusätzlichen Einkommen<br />

abhängt;<br />

• Massvolle bauliche Erweiterungen können zugelassen werden, wenn dafür in bestehenden<br />

Gebäuden zu wenig Raum <strong>zur</strong> Verfügung steht;<br />

• Es kann auch Personal angestellt werden, das nur im nichtlandwirtschaftlichen<br />

Nebenbetrieb arbeitet, sofern die dabei anfallende Arbeit zum überwiegenden Teil<br />

durch die Bewirtschafterfamilie geleistet wird.<br />

(Munz, 2007)<br />

Weiter wird in diesem Artikel festgehalten, dass die Kantone ermächtigt sind, einschränkende<br />

Bestimmungen zum Bauen ausserhalb der Bauzone zu erlassen, wenn die Änderungen<br />

im Raumplanungsgesetz mit den gesamträumlichen Vorstellungen des Kantons nicht übereinstimmen.<br />

(Munz, 2007)<br />

31


3.4 Aktuelle Situation - Freihandel und Milchmarkt<br />

Aktuell sind zwei agrarpolitische Diskussionen auch in der breiten Öffentlichkeit präsent: Das<br />

Agrarfreihandelsabkommen mit der EU und die Aufhebung der Milchkontingentierung. An<br />

dieser Stelle soll nicht die detaillierte Diskussion zu diesen beiden Themen wiedergegeben<br />

werden. Festzuhalten ist bei diesen Themen, dass sie Unsicherheiten bei einem grossen Teil<br />

der bäuerlichen Bevölkerung auslösen. Dies lässt sich bei der Verfolgung der diesbezüglichen<br />

Berichterstattung in den Medien beobachten. Aber auch die vom Autorenteam getätigten<br />

Interviews weisen darauf hin (vgl. Kapitel 8.1.4). Weiter ist ein unsicheres und skeptisches<br />

Abwarten bezüglich dem Freihandelsabkommen und dem Milchmarkt eine logische<br />

Folge. Beide Bereiche entziehen sich dem direkten Einfluss der einzelnen landwirtschaftlichen<br />

Betriebe, beeinflussen aber deren wirtschaftliche Tätigkeit voraussichtlich enorm.<br />

3.4.1 Agrarfreihandelsabkommen mit der Europäischen Union<br />

Um die Zukunftssicht der jungen Bewirtschaftenden im landwirtschaftlichen Bereich in Erfahrung<br />

zu bringen, hat das Bundesamt für Landwirtschaft im Rahmen des Agrarberichts 2008<br />

gemeinsam mit der Forschungsanstalt «Agroscope Reckenholz-Tänikon» (ART) ein Projekt<br />

durchgeführt (BLW, 2009a). Im Bericht dazu hält das Bundesamt für Landwirtschaft fest,<br />

dass ein allfälliges EU-Agrarfreihandelsabkommen sowie die «World Trade Organisation»<br />

(WTO) teilweise starke Existenzängste hervorrufen. „Die Stimmung geht angesichts dieser<br />

Herausforderung von optimistisch bis stark pessimistisch“ (S. 37). Einzelne der am Projekt<br />

teilnehmenden Landwirte und Landwirtinnen fühlen sich als Spielball der Wirtschaft und Politik,<br />

da die Schweizer Landwirtschaft nach wie vor massgeblich von ihnen gelenkt wird. (BLW,<br />

2009a, S 37).<br />

3.4.2 Aufhebung der Milchkontingentierung<br />

Im Gegensatz zum Freihandelsabkommen mit der EU, das sich noch in der Verhandlungsphase<br />

befindet, wurde die Milchkontingentierung bereits am 1. Mai 2009 aufgehoben. Dementsprechend<br />

ruhiger ist es in den Medien um dieses Thema. In den landwirtschaftsbezogenen<br />

Medien blieb die Neuorganisation des Milchmarkts jedoch ein wichtiges Thema. Die unsichere<br />

Situation auf dem Milchmarkt war mehrmals Thema in den durch das Autorenteam<br />

geführten Interviews. Aus diesem Grund wird an dieser Stelle ein kurzer Überblick über die<br />

Entstehung der Kontingentierung gegeben.<br />

Peter Moser beschreibt diese im Artikel «(K)ein freier Markt nach der Kontingentierung»<br />

(Schweizer Bauer, 29. April 2009). Nachfolgende Ausführungen stützen sich auf diesen Artikel.<br />

In den 1950/60er- Jahren stieg die Milchablieferung stark an. Moser nennt drei Phänomene,<br />

die zu diesem Anstieg führten: Die Motorisierung, die liberale Handelspolitik und der<br />

Strukturwandel innerhalb der Landwirtschaft. Zuvor benötigte Nahrungsmittelproduktion für<br />

32


Zugtiere wurden durch die Motorisierung überflüssig. Dadurch wurden grosse Flächen, die<br />

zuvor für die Futterproduktion eben dieser Zugtiere verwendet worden waren, frei und konnten<br />

neu für die Milchproduktion verwendet werden. Die Milchproduktion konnte auch durch<br />

die liberale Handelspolitik bezüglich von Futtermittelimporten noch ausgedehnt werden. Die<br />

Futtermittelimporte und die Motorisierung beschleunigten den Strukturwandel in der Landwirtschaft<br />

zusätzlich. Es wurden weniger Arbeitskräfte auf den landwirtschaftlichen Betrieben<br />

benötigt als zuvor und somit lebten auch immer weniger Personen auf den Betrieben. Mit<br />

diesem Rückgang ging auch der Eigenmilchkonsum der landwirtschaftlichen Betriebe <strong>zur</strong>ück<br />

und die Verkehrsmilchproduktion stieg noch weiter an. Mit der 1977 eingeführten einzelbetrieblichen<br />

Kontingentierung wollten die Behörden gemeinsam mit den Milchverbänden nicht<br />

nur die Menge und den Preis stabilisieren. Gleichzeitig strebten sie mit diesen Massnahme<br />

an, dass die Milchproduktion wieder stärker an die betriebseigenen Futtergrundlagen gebunden<br />

wird. Ein Milchkontingent war bei der Einführung ein Ablieferungsrecht, das an die jeweilige<br />

landwirtschaftlich bewirtschaftete Betriebsfläche gebunden war. Bei der Agrarreform in<br />

den Neunziger-Jahren wurde diese Bodengebundenheit der Kontingente aufgehoben. Ab<br />

diesen Zeitpunkt konnten die Kontingente als Eigentumstitel anonym gehandelt werden. Dies<br />

verhinderte nach Moser, dass eine sinnvolle Selbstorganisation der Milchproduzenten <strong>zur</strong><br />

Steuerung der Produktion im Einklang mit den Konsumenten zustande kam. (Moser, 2009)<br />

Das Parlament beschloss 2003 die Aufhebung der Milchkontingentierung auf den 1. Mai<br />

2009 im Rahmen der Agrarpolitik 2007 (siehe auch Tab. 14).<br />

Trotz der Vorbereitungszeit und der Möglichkeit des vorzeitigen Ausstiegs für die einzelnen<br />

Milchproduzierenden aus der Kontingentierung war am Stichtag, dem 1. Mai 2009, die Situation<br />

auf dem Milchmarkt unklar, unbefriedigend und für einen grossen Teil der Produzierenden<br />

verunsichernd. Zwar wurden Produzentenorganisationen (PO) und Produzenten-<br />

Michverwertungsorganisationen (PMO) gegründet, aber eine einheitliche und durchgreifende<br />

Mengenführung zwischen Produzenten und Verarbeitern konnte nicht realisiert werden. Um<br />

eine solche einheitliche und sinnvolle Mengenführung auszuarbeiten, die sich unter anderem<br />

nach den aktuellen Marktbedürfnissen ausrichtet, wurde am 29. Juni 2009 die «Branchenorganisation<br />

Milch» gegründet (BO Milch). In dieser Organisation ist der grösste Teil der Milchbranchenakteure<br />

von den Produzenten über die Verarbeitenden bis zu den Detaillisten vertreten.<br />

Am 27. November 2009 hat die Delegiertenversammlung der «Branchenorganisation<br />

Milch» das vom Vorstand vorgeschlagene Modell für eine marktgerechte Mengenführung der<br />

Molkereimilch gutgeheissen. Um das Modell vom Bundesrat als allgemeingültig erklären zu<br />

lassen und somit die gewünschte Stabilisierung des Milchmarktes zu erreichen, wird ein<br />

diesbezügliches Gesuch gestellt.<br />

33


4 Betriebsentwicklungsstrategien und Diversifikation<br />

Strukturwandel, Agrarreformen, Aufhebung der Milchkontingentierung, Verhandlungen über<br />

Freihandelsabkommen – die Schweizer Landwirtschaft befindet sich in stetem Wandel. Dies<br />

kann, wie bereits unter dem Kapitel 3.4 «Aktuelle Situation - Freihandel und Milchmarkt»<br />

erwähnt, Unsicherheiten auslösen. Nichtsdestotrotz müssen sich die Landwirte und Landwirtinnen<br />

mit diesen Ausgangslagen auseinandersetzen, wenn sie ihren Betrieb halten wollen<br />

und sich entsprechend anpassen. Durch die Standortgebundenheit ist aber ein Bauernbetrieb<br />

nicht gleich flexibel wie die meisten gewerblichen Betriebe oder bodenunabhängigen<br />

Unternehmen. Hinzu kommt, dass nach Aussage des Situationsberichts 2007 des Schweizer<br />

Bauernverbandes (S. 29) die Einkommen und Arbeitsverdienste für viele Bauernfamilien seit<br />

Jahren unbefriedigend sind. Gekoppelt mit der sich ändernden politischen und strukturellen<br />

Ausgangslage verlangt dies erfolgversprechende Entwicklungsstrategien der einzelnen<br />

landwirtschaftlichen Betriebe. (SBV, 2007, S. 29)<br />

In Anlehnung an Bernhard Lehmann (2002) werden im Situationsbericht vier verschiedene<br />

Strategieansätze für die betriebliche Entwicklung genannt: Diversifikation, Konzentration,<br />

Wachstum und Reduktion in Kombination mit ausserlandwirtschaftlichem Zusatzerwerb (zit.<br />

in Schweizer Bauernverband 2008, S. 28). Um diese Strategien besser zu veranschaulichen,<br />

erstellte der Schweizer Bauernverband eine Darstellung in Anlehnung an Lehmann.<br />

Betriebsentwicklungsstrategien für die landwirtschaftliche Produktion<br />

Abb. 16: Betriebsentwicklungsstrategien für die landwirtschaftliche Produktion. Eigene Darstellung des<br />

SBV in Anlehnung an Lehmann. (SBV, 2007 S. 28)<br />

34


Weiter ist im Situationsbericht 2007 festgehalten, dass diese Strategien im Einzelfall oft<br />

kombiniert werden, „beispielsweise Flächenwachstum mit Konzentration und Konzentration<br />

mit Reduktion“ (SBV, 2007, S. 29).<br />

Die nachfolgenden Ausführen bezüglich der vier Betriebsentwicklungsstrategien beziehen<br />

sich auf den bereits genannten Situationsbericht 2007 des Schweizerischen Bauernverbands.<br />

4.1 Wachstum<br />

Landwirtschaftliche Betriebe können auf verschiedene Arten wachsen: Flächenmässig oder<br />

innerhalb bestehender Betriebszweige, die aufgestockt werden. Die innere Aufstockung wird<br />

meist in Verbindung mit einer Reduktions- oder Konzentrationsstrategie realisiert. Durch flächenmässiges<br />

Wachstum kann das Kostenniveau eines landwirtschaftlichen Betriebes gesenkt<br />

werden. „Betriebe mit ungünstigen betrieblichen Strukturen weisen meist höhere Produktionskosten<br />

je erzeugte Produktions- oder Dienstleistungseinheit auf“ (SBV, 2007, S .<br />

30).<br />

Um aber die heutzutage vorhandenen technischen Möglichkeiten auszuschöpfen und somit<br />

das Kostenniveau senken zu können, muss ein minimaler <strong>Nutzung</strong>sumfang bestehen. Somit<br />

sind Landwirte und Landwirtinnen, die ihre betrieblichen Strukturen verbessern wollen, meist<br />

auf Wachstum angewiesen. Flächenmässiges Wachstum ist insofern begrenzt, als die landwirtschaftliche<br />

Nutzfläche unvermehrbar ist. Wenn ein Betrieb flächenmässig wachsen will,<br />

ist er darauf angewiesen, entsprechendes Land pachten oder bei einer Betriebsauflösung<br />

erwerben zu können. (SBV, 2007, S. 30)<br />

4.2 Konzentration<br />

Bei der Strategie der Konzentration richten Landwirte und Landwirtinnen ihren Betrieb meist<br />

auf einen spezifischen Betriebszweig aus. Ziel dabei ist, sich vollständig oder schwerpunktmässig<br />

auf einen Betriebszweig zu konzentrieren, mit dem eine möglichst hohe Wertschöpfung<br />

erreicht werden kann. Dazu werden Betriebszweige ausgewählt, für welche die jeweiligen<br />

Betriebsleitenden entweder am besten ausgebildet sind und die ihren persönlichen Fähigkeiten<br />

am stärksten entsprechen oder die bezüglich der vorhandenen Betriebsstruktur<br />

oder dem jeweiligen Umfeld am erfolgversprechendsten erscheinen. (SBV, 2007, S. 31)<br />

„Die Strategie <strong>zur</strong> Konzentration steht häufig mit einer Wachstumsstrategie oder mit einer<br />

Reduktionsstrategie in direktem Zusammenhang“ (SBV, 2007, S. 31).<br />

35


4.3 Reduktion<br />

Da die Arbeitskraft in Wirtschaftssektoren ausserhalb der Landwirtschaft meist besser bezahlt<br />

ist, wird bei der Reduktionsstrategie der landwirtschaftliche Betrieb so stark heruntergefahren,<br />

dass die jeweiligen Betriebsleitenden in einem andern Volkswirtschaftszweig tätig<br />

werden können. Dieses Vorgehen wird häufig gekoppelt mit einer Konzentrationsstrategie<br />

auf arbeitsextensive Betriebszweige wie zum Beispiel die Mutterkuhhaltung. (SBV, 2007, S.<br />

33)<br />

4.4 Diversifikation<br />

Für das bessere Verständnis der Statistik <strong>zur</strong> inneren Diversifikation landwirtschaftlicher Betriebe<br />

(Abb. 8, S. 18) unter Kapitel 2.2.3 «Innerbetriebliche Diversifikation», wurde bereits auf<br />

die Strategie der Diversifikation, die Aufnahme zusätzlicher Tätigkeiten im Rahmen des<br />

landwirtschaftlichen Betriebes, eingegangen.<br />

Diversifikation ist auf mehr als nur eine Art möglich. Man unterscheidet zwischen horizontaler,<br />

vertikaler und lateraler Diversifizierung. Bei der horizontalen Diversifizierung erbringt oder<br />

produziert ein Betrieb eine zusätzliche Leistung oder ein zusätzliches Produkt auf der gleichen<br />

Wirtschaftsstufe. Der Betrieb erweitert so seine Produktionspalette. Bei dieser Strategie<br />

werden beispielsweise zusätzlich flächen- oder arbeitsintensive Produktionszweige lanciert<br />

(z. B. Gemüsebau oder Geflügelzucht).<br />

Unter die vertikale Diversifikation fällt die Aufnahme von Tätigkeiten in einer vor- oder nachgelagerten<br />

Wirtschaftstufe. Diese Diversifizierung richtet sich an der Wertschöpfungskette<br />

aus. Klassisches Beispiel hierfür ist der Direktverkauf. Zusätzlich <strong>zur</strong> Produktion übernehmen<br />

die Betriebsleitenden den direkten Verkauf an die Konsumenten.<br />

Wird ein landwirtschaftlicher Betrieb in neuen, bis anhin auf dem Hof nicht vertretenen Bereichen<br />

tätig, wird das als laterale Diversifikation bezeichnet. Laterale Diversifikation ist nicht<br />

mit der bisherigen Produktion verbunden. Bauernhofferien, Kinderbetreuung oder die Ausübung<br />

eines Kunsthandwerks etwa gehören in die Kategorie der lateralen Diversifikation.<br />

(SBV, 2007, S. 33)<br />

Bezüglich Diversifikation wird oft auch von paralandwirtschaftlichen Aktivitäten oder von Paralandwirtschaft<br />

gesprochen. Der Begriff Paralandwirtschaft ist (noch) nicht einheitlich definiert.<br />

Der Schweizerische Bauernverband fasst unter Paralandwirtschaft wirtschaftliche Aktivitäten<br />

zusammen, die in Verbindung mit Pflanzenbau, Nutztierhaltung oder Bewirtschaftung<br />

landwirtschaftlicher Fläche stehen und somit neben den Agrargütern als Dienstleistungen<br />

angeboten werden. Paralandwirtschaftliche Aktivitäten können sehr vielseitig sein. Der<br />

Schweizerische Bauernverband geht in seinem Situationsbericht 2007 jedoch von fünf Bereichen<br />

aus, in welche die verschiedenen Aktivitäten eingeteilt werden können: Agrotourismus,<br />

36


Verarbeitung und Vermarktung von landwirtschaftlichen Produkten, Umweltdienstleitungen,<br />

Sozial- und Bildungsdienstleistungen, sowie Dienstleistungen, die von Landwirten und<br />

Landwirtinnen innerhalb und für die Landwirtschaft geleistet werden. (SBV, 2007, S. 39)<br />

Das Autorenteam geht nachfolgend detailliert auf den Bereich des Agrotourismus ein. Der<br />

Bereich der Sozial- und Bildungsdienstleistung kommt beim Fazit der Arbeit <strong>zur</strong> Sprache.<br />

37


5 Freizeit- und Erlebnisangebote in der Landwirtschaft<br />

5.1 Agrotourismus<br />

Eine einheitliche Definition von Agrotourismus hat sich bis anhin noch nicht durchgesetzt.<br />

Demnach ist auch das Verständnis, was Agrotourismus beinhaltet, nicht einheitlich. Gemäß<br />

Thomas Egger (2008, S. 6) umfasst der Begriff Agrotourismus alle touristischen Dienstleitungen,<br />

die auf einem Bauernhof angeboten werden können. Als Beispiel nennt er Beherbergung,<br />

Verpflegung und Freizeitangebote. Die Definition Agrotourismus beinhaltet demnach<br />

Freizeit- und Erholungsangebote in der Landwirtschaft. Allerdings beschränkt sich der<br />

Begriff Agrotourismus im Volksmund sowie in diversen Studien meistens auf die Übernachtungsangebote<br />

innerhalb der Möglichkeiten eines Landwirtschaftsbetriebes (Schweizer<br />

Berghilfe, 2007). Aus diesem Grund verwenden die Autorin und der Autor im landwirtschaftlichen<br />

Bereich den Begriff «Freizeit- und Erlebnisangebote». Zurzeit besteht auch keine einheitliche<br />

Definition für Freizeit- und Erlebnisangebote im landwirtschaftlichen Bereich.<br />

Grundsätzlich geht das Autorenteam jedoch davon aus, dass die Begriffe «Agrotourismus»<br />

und «Freizeit- und Erlebnisangebote in der Landwirtschaft» die gleichen Elemente beinhalten,<br />

der Begriff «Freizeit- und Erlebnisangebote» jedoch für den Volksmund offener ist. Die<br />

Autoren unterscheiden in ihrer Arbeit die Begriffe «Agrotourismus» und «Freizeit- und Erlebnisangebote<br />

im landwirtschaftlichen Bereich» indem sie beim Agrotourismus immer eine damit<br />

verbundene Beherbergungsmöglichkeit einbeziehen. Dies im Unterschied zum Begriff<br />

«Freizeit- und Erlebnisangebote im landwirtschaftlichen Bereich», bei dem eine Übernachtungsmöglichkeit<br />

auch ausgeschlossen werden kann. Das Autorenteam setzt weiter voraus,<br />

dass, wenn die Rede von «Freizeit- und Erlebnisangeboten» ist, bei einem Angebot nicht<br />

immer beide Elemente (Freizeit und Erlebnisse) enthalten sein müssen, sondern dass sich<br />

der Begriff auch auf ein Element beschränken kann. So kann zum Beispiel ein Angebot mit<br />

Erlebniselementen für einen Firmenanlass während der Arbeitszeit der Teilnehmenden und<br />

nicht in deren Freizeit statt finden. Gleiches gilt bei Angeboten für Schulklassen, wo die<br />

Schülerinnen und Schüler die Unterrichtszeit auf einem Betrieb kaum als Freizeit definieren<br />

würden.<br />

5.2 Aktuelle Situation des Agrotourismus<br />

Genaue Daten von Bauernbetrieben in der Schweiz, welche Freizeit- und Erlebnisangebote<br />

auf ihren Betrieben anbieten, gibt es nicht. Schätzungen zufolge machen in der Schweiz bis<br />

zu 2’000 Betriebe (3.1% aller Schweizer Betriebe) touristische Angebote (Hansueli Senn,<br />

2007). Die Ursache, dass es keine genauen Daten zu den agrotouristischen Angeboten gibt,<br />

liegt laut Senn darin, dass viele Betriebe keinen Anschluss an eine agrotouristische Organisation<br />

haben und daher nicht statistisch erfasst werden (2007, S.13).<br />

38


In der deutschsprachigen Schweiz gibt es drei etablierte Vereine, bei welchen Landwirtschaftsbetriebe<br />

mit touristischen Angeboten angeschlossen sein können. Bei diesen Vereinen<br />

stehen die Übernachtungsangebote im Vordergrund, weitere Angebote im Freizeit- und<br />

Erholungsbereich sind sekundär.<br />

«Ferien auf dem Bauernhof» ist ein Verein, welcher 230 Bauernbetriebe zählt und die grösste<br />

Auswahl an Bauernhofferien bietet. Das Angebot umfasst neben Ferienwohnungen und<br />

Ferienhäusern für Familien auch Massenlager, Alphütten, Campingplätze und zusätzliche<br />

Dienstleistungen. Weitere Informationen zum Verein «Ferien auf dem Bauernhof» finden sich<br />

auf der Homepage, http://www.bauernhof-ferien.ch.<br />

Der Verein «Schlafen im Stroh» oder im französischsprachigen Teil der Schweiz «Aventure<br />

sur la paille» zählt 200 Betriebe, welche den Gästen das Übernachten im Stroh mit Frühstück<br />

anbieten. Weitere Informationen zum Verein «Schlafen im Stroh» finden sich auf der<br />

Homepage, http://www.abenteuer-stroh.ch.<br />

Der Verein <strong>zur</strong> Entwicklung und Bewerbung eines ländlichen Tourismus in der Schweiz,<br />

«laendlicher-tourismus.ch», umfasst 3 Kategorien von Leistungsträgern: das Angebot lässt<br />

sich in die Kategorien Beherbergung, Restauration und Freizeitangebote in ländlicher Umgebung<br />

einteilen. Die Hauptziele sind die schweizweite Entwicklung und Bewerbung des ländlichen<br />

Tourismus. «laendlicher-tourismus.ch» ist die Nachfolgeorganisation des Westschweizer<br />

Kompetenzzentrums für ländlichen Tourismus (CRCTR), welches als Regio-Plus Projekt<br />

Bundesbeiträge erhalten hat. Bei diesem Verein können nebst Landwirten auch Nicht-<br />

Landwirte, welche Angebote im ländlichen Raum anbieten, eine Mitgliedschaft erwerben.<br />

Weitere Informationen zum Verein «laendlicher-tourismus.ch» finden sich auf der Homepage,<br />

http://www.laendlicher-tourismus.ch. Die meisten Betriebe, die bei «Ferien auf dem Bauernhof»<br />

oder «Schlafen im Stroh» Mitglied sind, besitzen zusätzlich die Mitgliedschaft beim<br />

Verein «laendlicher-tourismus.ch».<br />

Nebst den Vereinen, bei welchen es vorwiegend um die Beherbergung geht, gibt es auch ein<br />

Projekt, bei welchem die mehr als 220 mitmachenden Milchbetriebe sozusagen ihre Stalltür<br />

der breiten Bevölkerung öffnen. Dieses Projekt nennt sich «Stallvisite». Ziel dieses Projekts<br />

ist es, den Dialog zwischen Produzenten und Konsumenten zu fördern und so den Konsumenten<br />

über die Milchproduktion und deren Umfang aufzuklären. Erreichen möchte man<br />

dieses Ziel, indem der Milchproduzent aktiv das Gespräch mit den Besuchenden sucht.<br />

Auf einer schweizweiten Homepage sind die beteiligten Milchbetriebe nach Kantonen erfasst<br />

und ersichtlich. Weitere Informationen zum Projekt «Stallvisite» finden sich auf der Homepage,<br />

http://www.stallvisite.ch.<br />

Ein weiteres Projekt, das kantonal organisiert ist, hat sich darauf spezialisiert, Raum für kreatives<br />

Lernen anzubieten. Schulklassen können sich durch «Schule auf dem Bauernhof»<br />

(SchuB) bei einem der verzeichneten Betriebe melden. Das Projekt «SchuB» wird gemein-<br />

39


sam von der Lehrperson und der Bauernfamilie geplant, vorbereitet und ausgewertet. Unterstützt<br />

werden die Bäuerinnen und Bauern sowie Lehrpersonen von einer kantonalen Ansprechperson.<br />

«SchuB» hat derzeit 306 initiative Bauernbetriebe, welche sich beim Projekt<br />

beteiligen. Weitere Informationen zum Projekt «SchuB» finden sich auf der Homepage,<br />

http://www.schub.ch. Das Projekt «SchuB» wird nicht unter dem Agrotourismus gezählt. Das<br />

Autorenteam ist jedoch der Meinung, dass das Projekt «SchuB» ein Erlebnisangebot im<br />

landwirtschaftlichen Bereich sei.<br />

Nebst den vier grösseren genannten Institutionen, welche kaum untereinander kommunizieren,<br />

gibt es zahlreiche Bauernbetriebe, die Angebote im Bereich von Freizeit und Erlebnissen<br />

machen, jedoch nicht organisiert sind (Thomas Egger, Geneviève Favre & Marsilio Passaglia,<br />

2009).<br />

5.3 Vergleich mit Österreich<br />

Fritz Gattermayr (2006) erläutert, dass in Österreich im Jahre 1999 eine Agrarstrukturerhebung<br />

gemacht wurde. Dabei stellte man fest, dass rund 7% (15'500) der bäuerlichen Familien<br />

Zimmer oder Ferienwohnungen anbieten (zit. In Egger et al. 2009, S54). In der Schweiz<br />

schätzt man die touristischen Angebote auf 3.1%. Ein Grund weshalb man in Österreich<br />

mehr als das doppelt so grosse touristische Angebot im Vergleich <strong>zur</strong> Schweiz anbietet,<br />

könnte darin liegen, dass Österreich landesweit durch den Bundesverband «Urlaub am Bauerhof»<br />

organisiert ist. «Urlaub am Bauernhof» ist ein Dachverband, welcher alle Angebote<br />

bündelt und mit Qualitätskriterien vermarktet. „Mit «Urlaub am Bauernhof» verfügt Österreich<br />

über ein professionelles Management und Marketing“ (Egger et al. 2009, S.46).<br />

5.4 Gesellschaftlicher Anspruch<br />

Robert Huber, Theres Haller, Michael Weber und Bernard Lehmann (2007) machten mit ihrer<br />

Gruppe «Agrar-, Lebensmittel- und Umweltökonomie» der ETH Zürich eine explorative Studie,<br />

welche sich mit den künftigen gesellschaftlichen Bedürfnissen der Gesellschaft bezüglich<br />

der Landschaft und der damit verbundenen Rolle der Landwirtschaft befasst. Die Studie<br />

bezieht sich auf die weitere Zukunft bis ins Jahr 2020. Die Ergebnisse lassen sich anhand<br />

der Ansprüche der befragten Personen in drei Bereiche aufteilen: die Nahrungsmittelproduktion,<br />

die ökologische Funktion und die Erholungsfunktion im landwirtschaftlichen Raum.<br />

Die Gruppe kam zum Schluss, dass in dicht besiedelten und touristischen Standorten die<br />

erholungsrelevanten Ansprüche Vorrang haben werden. „Insbesondere die Beurteilung der<br />

erholungsbezogenen Funktionen und der Paralandwirtschaft spiegeln eine große Heterogenität<br />

in den Erwartungen an periphere Berggebiete als Erholungsräume für die Talbevölkerung.“<br />

(S. 409).<br />

40


Huber et al. (2007) weisen in ihrer Studie darauf hin, dass die Veränderung der Bedürfnisse<br />

Chancen und Gefahren für die multifunktionale Landwirtschaft bietet. Es sei für den zukünftigen<br />

Erfolg der Landwirtschaftsbetriebe wichtig, dass sie sich auf die Nachfrage nach öffentlichen<br />

Leistungen ausrichteten. Es gibt jedoch kein Patentrezept. Man muss sich bewusst<br />

sein, dass die Standortbestimmungen durch natürliche Gegebenheiten, Infrastrukturen, die<br />

regionale Ausrichtung, die bestehenden Abhängigkeiten innerhalb der Landwirtschaft, sowie<br />

auf Grund der individuellen Fähigkeiten der Betriebsleitenden, eine Rolle spielen für die Entwicklung<br />

eines landwirtschaftlichen Betriebs. „Nicht jeder Landwirt und jede Landwirtin in<br />

Stadtnähe wird in Zukunft zu einem Anbieter von Freizeitaktivitäten“ (Huber et al, 2007, S.<br />

410).<br />

5.5 Chancen und Hindernisse für Schweizer Landwirtschaftsbetriebe<br />

Wie die Beispiele aus dem Ausland und der Studie von der ETH Zürich aufzeigen, besteht im<br />

Bereich von Freizeit- und Erlebnisangeboten eine reale Chance für ein wachsendes Angebot<br />

in der Landwirtschaft. Allerdings gibt es auch noch ein paar Hindernisse, welche ein Wachsen<br />

des Bereiches behindern oder lange Zeit verhindert haben. So zum Beispiel war es bis<br />

<strong>zur</strong> Teilrevision des Bundesgesetzes über die Raumplanung von 2007 nicht möglich, zusätzliche<br />

bauliche Infrastrukturen für die Angebote von Freizeit- und Erlebnissen auf den<br />

landwirtschaftlichen Betrieben ein<strong>zur</strong>ichten (vgl. Kapitel 3.3). Wie aus dem Kapitel 3.2 «Direktzahlungen»<br />

ersichtlich wird, ist es für die Bauernbetriebe auch schwierig, sich für die<br />

Direktzahlungen mit Freizeit- und Erlebnisangeboten zu rechtfertigen. Solche Angebote sind<br />

nicht im System der Direktzahlungen vorgesehen.<br />

Sinnvoll für die Schweizer Landwirtschaft und ihre Freizeit- und Erlebnisangebote wäre eine<br />

landesweite Vernetzungsstelle, welche sämtliche Angebote umfasst. Wie beispielsweise in<br />

Österreich. Die Zersplitterung der Angebotsstrukturen ist in der Schweiz zu gross. Die meisten<br />

Bauernbetriebe sind nicht mit anderen Betrieben organisiert und bieten die Angebote im<br />

Einzelnen und von sich aus an, eine Vernetzung fehlt. Gemäss Thomas Egger (2009) müsste<br />

als Erstes eine nationale Plattform für den Agrotourismus geschaffen werden. Deren Aufgabe<br />

wären die Koordination unter den verschiedenen Anbietern, das gemeinsame Marketing,<br />

sowie die Qualitätssicherung. Die Kantone und der Tourismus müssten ebenfalls in diese<br />

Plattform integriert werden, die Kantone, weil sie massgebend für die Kompetenzen im<br />

Bereich der Raumplanung. Die Vermarktung müsste in Zusammenarbeit mit dem Tourismus<br />

erfolgen sind. Egger (2009) merkt an: „Ein mögliches Endziel der Plattform ist die Schaffung<br />

einer einheitlichen Buchungszentrale“ (S.47).<br />

Solch eine Plattform ist derzeit im Aufbau unter der Führung des Schweizerischen Bauernverbands.<br />

Das Bundesamt für Landwirtschaft unterstützt das Vorhaben mit Mitteln aus der<br />

Absatzförderung.<br />

41


6 Soziokulturelle Animation<br />

6.1 Einleitung<br />

In diesem sechsten Kapitel der Arbeit beschreiben die Autoren die Soziokulturelle Animation,<br />

ihre Grundzüge, Ziele, Funktionen und Methoden. Der Grund warum die Soziokulturelle<br />

Animation an dieser Stelle genauer beschrieben wird, hat mit den Adressatinnen und Adressaten<br />

aus den landwirtschaftlichen Bereichen zu tun, damit sie sich ein genaueres Bild von<br />

der Soziokulturellen Animation machen können. Bei der Forschungsarbeit und den Interviews<br />

mit den bäuerlichen Familien stellte das Autorenteam fest, dass diese die Soziokulturelle<br />

Animation nicht oder nur minimal kennen. Die Autorin und der Autor beziehen sich bei<br />

der Beschreibung der Soziokulturellen Animation vorwiegend auf das Grundlagenwerk von<br />

Heinz Moser, Emanuel Müller, Heinz Wettstein und Alex Willener.<br />

6.2 Einbettung in den Kontext der Sozialen Arbeit<br />

Das Grundlagenwerk von Moser et al. (1999) zeigt eine historische Darstellung der Entwicklung<br />

der Soziokulturellen Animation. Verglichen mit verwandten Disziplinen wie Sozialarbeit<br />

und Sozialpädagogik ist die Soziokulturelle Animation ein verhältnismässig junges Fachgebiet<br />

und basiert auf den Grundlagenwissenschaften Soziologie, Psychologie, Ethnologie,<br />

Politologie und so weiter Im Unterschied <strong>zur</strong> Pädagogik gestaltet sich die Beziehung zwischen<br />

der Professionellen oder dem Professionellen und dem Zielpublikum nicht als ein Gefälle<br />

sondern auf gleicher Ebene. Soziale Arbeit konzentriert sich vorwiegend auf soziale<br />

Problemlagen, während sich die Soziokulturelle Animation auch auf den sozialen Wandel<br />

insgesamt beruft. Die Soziokulturelle Animation kann nicht einfach als eine Methode einer<br />

der beiden Disziplinen beschrieben werden; sie ist ein Phänomen eigener Art (Moser et al.,<br />

1999, S. 38) Die folgende Tabelle versucht die drei Disziplinen im Vergleich aufzuzeigen.<br />

Positionsvorschlag<br />

Sozialarbeit Sozialpädagogik Animation<br />

Beziehung zum Publikum KlientIn, Klientsystem Zu Erziehender PartnerIn, BürgerIn<br />

Ausgangspunkt<br />

Soziale Probleme und<br />

daraus sich ergebende<br />

Defizite<br />

Sozialisationsprobleme<br />

und daraus sich ergebende<br />

Schwierigkeiten<br />

Sozialer Wandel und<br />

daraus sich ergebende<br />

Bewältigungsaufgaben<br />

Hauptziel Defizitausgleich Lebensfähig machen Partizipation, Selbstorganisation<br />

Tab. 17: Ein Positionsvorschlag<br />

(Moser et al., 1999, S. 38)<br />

Man findet die Soziokulturelle Animation in verschiedenen Ländern und in unterschiedlichen<br />

Ausprägungen. So spricht man in Holland von soziokultureller Arbeit, in Deutschland von<br />

Freizeitpädagogik, in Frankreich ist sie als «animation socio-culurelle» bekannt. Sie alle sind<br />

mit der Soziokulturellen Animation verwandt – basieren aber nicht auf den selben Konzepten.<br />

(Moser et al., 1999, 14 -50)<br />

42


Die Soziokulturelle Animation, wie sie in der Schweiz an der Hochschule Luzern für Soziale<br />

Arbeit vermittelt wird, soll in den folgenden Kapiteln dargestellt werden.<br />

6.3 Perspektiven der Soziokulturellen Animation<br />

In der Soziokulturellen Animation gibt es in Bezug auf die Gesellschaft zwei verschiedene<br />

Perspektiven.<br />

Die erste Perspektive setzt mit ihrer Analyse beim gesellschaftlichen Wandel an. Das Individuum<br />

wird in einer Situation der Überforderung und der Orientierungsschwierigkeiten in einer<br />

sich verändernden Gesellschaft gesehen. Dem Individuum ist die Gestaltung seines Lebens<br />

durch einen gewissen zugeordneten Raum von der Gesellschaft aus der Hand genommen<br />

worden (Moser et al., 1999, S. 24). Als Beispiele für den gesellschaftlichen Wandel nennen<br />

Moser et al. (1999, S. 56 – 57) veränderte Familienstrukturen, veränderte Wohnverhältnisse<br />

oder die schwächere Einbindung von Menschen in traditionelle Lebensformen und die damit<br />

verbundene Zunahme unterschiedlicher Sinnangebote. Dieser Wandel erschwert es dem<br />

Menschen, sich zu orientieren.<br />

Die zweite Perspektive setzt bei der Entwicklung und der Freizeit und den damit verbundenen<br />

Möglichkeiten und Gefahren an. Die sinnvolle <strong>Nutzung</strong> dieser Zeit ist das Ziel, wobei<br />

diese vorerst auf den individuellen Gewinn ausgerichtet ist. Dazu zählt die Steigerung der<br />

Lebensqualität durch Projekte und Aktivitäten, in denen die Bedürfnisse und Fähigkeiten der<br />

Betroffenen effektiv zum Zuge kommen. Ein zusätzlicher Aspekt kommt durch das Vermitteln<br />

sozialer, kultureller und politischer Perspektiven zum Zuge. Die gesellschaftliche Analyse bei<br />

dieser zweiten Perspektive ordnet die Probleme beim Einzelnen und die <strong>Nutzung</strong> seiner<br />

Freizeit für sich und die Allgemeinheit. Dabei werden auch die gesellschaftlichen Einflüsse,<br />

die diese Probleme mitverursachen, benannt, wie beispielsweise die Ökonomisierung der<br />

Freizeit. Gemeinschaft und Kommunikation nehmen hierbei einen zentralen Platz ein. Zuerst<br />

im Sinne der individuellen Qualität und dann auch der gesellschaftlichen Qualität.<br />

Hier gerät die Soziokulturelle Animation teilweise in den Bereich des Pädagogischen. Anleiten,<br />

Belehren und ähnliches werden dabei stärker ins Blickfeld gerückt. (Moser et al., 1999,<br />

S. 25)<br />

6.4 Adressatinnen und Adressaten der Soziokulturellen Animation<br />

Wie breit die Zielgruppe der Soziokulturellen Animation ist, zeigen ihre Perspektiven.<br />

Schliesslich sind alle Menschen vom gesellschaftlichen Wandel betroffen und müssen entsprechende<br />

Anpassungsleistungen vollbringen. Gleichermassen verfügen alle Menschen<br />

über Freizeit und sie müssen sich daher mit der Frage beschäftigen, wie sie diese Zeit sinnvoll<br />

nutzen wollen. Klar ist auch, dass nicht alle Menschen gleich viel Unterstützung benötigen,<br />

um aktiv an Veränderungen teilzuhaben oder ihre Freizeit zu gestalten. Doch die<br />

43


Adressatinnen und Adressaten der Soziokulturellen Animation können grundsätzlich aus<br />

allen Bevölkerungsschichten kommen. „Dementsprechend ist die Adressatenschaft schicht-,<br />

alters- und kulturspezifisch und muss und soll sich nicht bestimmten Gruppen, zum Beispiel<br />

Randständigen oder Benachteiligten widmen“ (Moser et al., 1999, S. 103).<br />

Demzufolge sollte eine Kategorisierung der Adressatinnen und Adressaten nach Themen<br />

vorgenommen werden:<br />

Während einerseits gewisse Lebenslagen ganz eindeutig als problematisch und<br />

besonders schwierig erfasst und beschrieben werden und so Gegenstand der<br />

Animation werden, gibt es andererseits Problembeschreibungen <strong>zur</strong> heutigen Gesellschaft,<br />

die praktisch allgemein gelten und daher breit gefasst werden müssen.<br />

(Moser et al., 1999, S. 207)<br />

Daraus ergibt sich eine Einteilung nach gesamtgesellschaftlichen wie auch spezifischen<br />

Themen:<br />

• Altersgruppen (Kinder, Jugend, Seniorinnen und Senioren)<br />

• Grossgruppen, die nach anderen Merkmalen unterschieden werden können (zum<br />

Beispiel AusländerInnen, Frauen, etc.)<br />

• Kleinere Gruppen, die spezifische Lebensbedingungen aufweisen (Arbeitslose,<br />

Behinderte usw.) (Moser et al., 1999, S. 208)<br />

Marcel Spierts (1998, S. 64) schlägt eine ähnliche Unterteilung vor, allerdings macht er keine<br />

Unterscheidung von Gross- und Kleingruppen. Demnach nimmt Spierts bloss eine Einteilung<br />

nach Altersgruppen (zum Beispiel Kleinkinder, Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Seniorinnen<br />

und Senioren) und nach sozialpolitischen Kriterien (Mädchen/Frauen, Personen mit Migrationshintergrund,<br />

Randgruppen, Jugendliche ohne feste Bleibe etc.) vor.<br />

Die Unterteilung mit dem Begriff der Gruppen ist bei Moser et al. und Spierts zentral. Zwar ist<br />

der einzelne Mensch mit seinen Bedürfnissen, seinen Fähigkeiten <strong>zur</strong> Gestaltung seines<br />

Lebens, seiner Entwicklung und seinen Möglichkeiten und Chancen immer im Blickfeld der<br />

Soziokulturellen Animation, er wird aber immer in seinem sozialen Umfeld wahrgenommen.<br />

„Der Mensch wird als soziales Wesen verstanden, das nur im Bezug zu andern Menschen<br />

seine volle Existenz erreichen kann“ (Moser et al., 1999, S. 206).<br />

44


6.5 Ziele, Funktion und Interventionsposition der Soziokulturellen Animation<br />

Die Unterstützung der Individuen und Gruppen im gesellschaftlichen Wandel ist das Hauptziel<br />

in der Rolle als Soziokulturelle Animatorin oder Animator. Das übergeordnete Ziel lässt<br />

sich in Teilziele unterteilen, welche die verschiedenen Aktivitäten deutlich machen. Moser et<br />

al. (1999, S. 21 - 22) nennen sinngemäss folgende Teilziele der Soziokulturellen Animation:<br />

• Sie fördert die Kommunikation und Mitbeteiligung von Einzelnen, Gruppen und<br />

Gemeinschaften, indem sie diese miteinander in Verbindung bringt und Vernetzung<br />

ermöglicht. Sie leistet dadurch einen Beitrag zu Integration, vermehrter Partizipation,<br />

Selbstaktivität und Selbstorganisation.<br />

• Sie unterstützt die Artikulation von Bedürfnissen und Interessen durch die Betroffenen.<br />

Sie fördert die Fähigkeit, auf Bedürfnisse zu reagieren und Veränderungen<br />

zu realisieren.<br />

• Sie schafft geeignete Voraussetzungen für eigenständige soziale, kuturelle und<br />

politische Ausdrucksformen im persönlichen, nachbarschaftlichen, kommunalen,<br />

regionalen oder institutionellen Bereich. Sie setzt in der Arbeit mit ihren Zielgruppen<br />

unterschiedliche Techniken ein.<br />

• Sie trägt dazu bei, ungelöste soziale und interkulturelle Konflikte zu bearbeiten, zu<br />

regeln und geordnet auszutragen, indem sie Unterschiede beachtet und Entscheidungen<br />

ermöglicht.<br />

• Sie bietet Unterstützung und Beratung bei der Entwicklung, Durchführung und Beurteilung<br />

von Initiativen und Projekten im soziokulturellen Bereich an.<br />

• Sie erschliesst brachliegende soziokulturelle Kompetenzen und Ressourcen.<br />

Indem die Soziokulturelle Animation diese Teilziele verfolgt, nimmt sie bestimmte Funktionen<br />

wahr.<br />

Die Funktionen der Soziokulturellen Animation sind gemäss Moser et al.:<br />

• Integrationsfunktion, indem sie Kommunikation zwischen verschiedenen Individuen,<br />

Gruppen und Kulturen ermöglicht und stimuliert.<br />

• Partizipationsfunktion, indem sie alte Formen der gesellschaftlichen und kulturellen<br />

Beteiligungen aktiviert und neue Beteiligungsformen mit ihren Adressaten kreiert<br />

und durchsetzt.<br />

• Vernetzungsfunktion, indem sie den Aufbau sozialer und kultureller Netzwerke<br />

unterstützt und begleitet.<br />

45


• Funktion des Zeitmanagements, indem sie Gestaltungsmöglichkeiten freier Zeit<br />

für gesellschaftliches und kulturelles Engagement fördert und unterstützt und somit<br />

<strong>zur</strong> Erhöhung der Kompetenzen im Umgang mit – freier – Zeit beiträgt.<br />

• Edukative Funktion, indem sie primär im ausser- und nachschulischen (ausserhalb<br />

des formalen/institutionellen Bildungssystems) Bereich Bildungs- und Lerngelegenheiten<br />

erschliesst und anbietet.<br />

• Enkulturative Funktion, indem sie Selbstwahrnehmung, Selbstdarstellung und<br />

kulturellen Austausch fördert und somit das Hineinwachsen von Individuen und<br />

Gruppen in die Kulturen der sie umgebenden Gesellschaft fördert und erleichtert.<br />

• Ressourcenerschliessende, soziokulturelle Ausgleichsfunktion, indem über<br />

die Vernetzung vorhandene Ressourcen erschlossen werden, zum Tragen kommen<br />

und Ausgleichsfunktionen wahrgenommen werden können.<br />

• Funktion der Kritik und Solidarität, indem sie dazu beiträgt, Kritik an gesellschaftlichen<br />

Missständen artikulieren zu helfen und somit die Grundlage <strong>zur</strong> Aktivierung<br />

von Solidarität schaffen hilft.<br />

• Präventionsfunktion, indem sie gesellschaftliche Problemlagen frühzeitig wahrnimmt<br />

und informierend, unterstützend und ausgleichend zu deren Bearbeitung<br />

Beiträge leistet und so <strong>zur</strong> Verhinderung ihrer Chronifizierung beiträgt.<br />

(Moser et al., 1999, S.22)<br />

Grundsätzlich beruht die Teilnahme von Individuen und Gruppen an den Angeboten und<br />

Projekten der Soziokulturellen Animation auf Freiwilligkeit (Spierts, 1998, S. 68). Dies hängt<br />

vor allem damit zusammen, dass die Soziokulturelle Animation ihre Adressatinnen und<br />

Adressaten primär in ihrer Freizeit anspricht. „Der Anhaltspunkt für das Soziokulturelle Funktionieren<br />

ist vorwiegend, aber nicht ausschließend, die Freizeit und ihre Ausprägungen“<br />

(Spierts, 1998, S. 68).<br />

Aus den Funktionen leiten sich die vier Interventionspositionen von Soziokulturellen Animatorinnen<br />

und Animatoren ab.<br />

1. In der Konzeptionsposition erarbeiten Fachpersonen der Soziokulturellen Animation<br />

anhand von erhobenen Daten und von ausgewerteten und reflektierten Erfahrungen<br />

Konzepte. Für die systematische Auswertung der gesammelten Daten ist<br />

der Einbezug der Betroffenen erforderlich (Moser et al., 199, S. 156). Systemtheoretisch<br />

geht es dabei um das Beobachten des Systems (Michel Voisard, 2005, S.<br />

42). Dies ermöglicht es einerseits, die relevanten Informationen aus dem System<br />

zu bekommen, und verhindert anderseits, dass bei der Umsetzung von Aktionen<br />

46


über die Köpfe und Interessen der Betroffenen hinweg gehandelt wird. (Moser et<br />

al., 199, S. 43)<br />

2. In der Animationsposition aktivieren die Soziokulturellen Animatorinnen und<br />

Animatoren Individuen, Gruppen oder Gemeinschaften mit dem Ziel, Selbstständigkeit<br />

zu ermöglichen. Das Animieren bezieht sich dabei auf drei Schritte: anregen,<br />

ermutigen und befähigen. Ein entsprechendes Arrangement, welches die Beteiligten<br />

mit einschliesst, wird durch die Unterstützung der Soziokulturellen Animation<br />

geschaffen (Moser et al., 199, S. 128 – 129). In dieser Interventionsposition<br />

wird versucht, das System zu „irritieren“ (<strong>zur</strong> Veränderung an<strong>zur</strong>egen), zu ermutigen<br />

und zu befähigen. Die Soziokulturelle Animatorin und der Soziokulturelle Animator<br />

nimmt die nächste Interventionsposition ein, wenn die Irritation geglückt ist<br />

(Voisard, 2004, S. 46).<br />

3. Das System beginnt sich nach der Irritation anhand konkreter Aktionen selbst zu<br />

verändern. Die Fachpersonen der Soziokulturellen Animation unterstützen diesen<br />

Prozess aus der Organisationsposition, wobei der Bedarf an Unterstützung bei<br />

verschiedenen Adressatinnen und Adressaten variieren kann (Moser et al., 1999,<br />

S. 136). „Dies beinhaltet Handlungen, die von der Vorbereitung, Planung, Durchführung<br />

bis hin <strong>zur</strong> Auswertung reichen“ (Moser et al., 1999, S. 141). Strukturen<br />

werden durch das Schaffen von Arbeitsgefässen (zum Beispiel Arbeitsgruppen)<br />

geschaffen. Im Anschluss an das Beobachten (Konzeption) und das Irritieren<br />

(Animation) des Systems unterstützt diese Interventionsposition die erwünschte<br />

Systementwicklung (Voisard, 2004, S. 46).<br />

4. Die Mediationsposition ergibt sich aus einer Verbindung zwischen klassischer<br />

Mediation und dessen, was im weitesten Sinne als intermediäre Position zu verstehen<br />

ist. Das heisst, dass man von einer Mediation im engeren Sinne („Vermitteln<br />

als Konfliktlösen“ und „Vermitteln als Interessenausgleich“) und von Mediation<br />

in einem weiter gefassten Sinne ausgeht. Weiter gefasst bedeutet dies „Vermitteln<br />

als Problematisieren“ und „Vermitteln als Übersetzen“. Darunter versteht sich das<br />

frühzeitige Erkennen von Konfliktpotential und das darauf folgende Thematisieren<br />

dieser Beobachtung mit den Betroffenen. Mediation geschieht dabei immer unter<br />

Berücksichtigung von kulturellen Unterschieden. (Moser et al., 1999, S. 149 – 152)<br />

47


6.6 Methoden der Soziokulturellen Animation<br />

Die Methode widmet sich der Frage, wie Probleme angegangen werden sollen, dies im Gegensatz<br />

<strong>zur</strong> Interventionsfunktion, welche sich auf die Problemlösung fokussiert.<br />

Da das Autorenteam von Freizeit- und Erlebnisangeboten ausgeht und diese anhand von<br />

Projekten vollzogen werden, legt es den Schwerpunkt auf die Projektmethode, welche als<br />

zentrale Methode der Soziokulturellen Animation angesehen werden kann. Die zentrale Rolle<br />

der Projektmethode lässt sich mit der Breite der Einsatzmöglichkeiten und einigen spezifischen<br />

Eigenschaften erklären:<br />

• Projekte sind ideale Instrumente, um schnell auf neue Aufgabenstellungen und<br />

Herausforderungen reagieren zu können. Auf Grund des sozialen Wandels, der<br />

sich im soziokulturellen Feld bemerkbar macht, ist dies oftmals erforderlich.<br />

• Die Projektmethodik ist vielseitig einsetzbar und lässt sich auf zahlreiche Situationen<br />

anwenden, unabhängig von ihrem Arbeitsfeld.<br />

• Projekte haben die Möglichkeit, ungenutzte Ressourcen für bestimmte Anliegen zu<br />

mobilisieren.<br />

• Projekte weisen den Vorteil auf, dass die Fachpersonen nicht zu lange mit der selben<br />

Thematik beschäftigt bleiben und sich so immer wieder neuen Anliegen zuwenden<br />

können. Die Projekte können auch ohne Fachkraft weitergeführt werden,<br />

sofern die Voraussetzung einer partizipativen Anlage gewährleistet wurde.<br />

(Moser et al., 199, S. 162)<br />

Projekte nehmen für die Soziokulturelle Animation eine besondere Stellung ein, da sich in<br />

ihnen die Interventionspositionen fokussieren und bündeln. Dabei umfassen die Fach-, Methoden-,<br />

Sozial- und Selbstkompetenzen die Interventionskompetenzen in der Projektmethode.<br />

(Moser et al., 199, S. 172) Innerhalb eines Projektes können die angewendeten Methoden<br />

sehr unterschiedlich sein. Sie unterscheiden sich je nach Zielen, Adressatinnen und<br />

Adressaten und den vorhandenen Ressourcen. Moser et al. (1999) schreiben dazu: „Die<br />

Projektmethode kann man sich als einen übergeordneten Rahmen vorstellen, innerhalb dessen<br />

zahlreiche andere, je nach Projekt unterschiedliche Methoden, Instrumente oder Techniken<br />

<strong>zur</strong> Anwendung gelangen.“ (S.173)<br />

48


6.7 Zusammenfassung<br />

In diesem Kapitel wurden die Ziele und die Funktion der Soziokulturellen Animation aufgezeigt.<br />

Die Zielgruppe der Soziokulturellen Animation sind alle Menschen, da grundsätzlich<br />

alle vom gesellschaftlichen Wandel betroffen sind. Es gibt trotzdem Unterteilungen in Gruppen,<br />

die durch spezifische Merkmale unterschieden werden können. Die Soziokulturelle<br />

Animation hat primär mit Gruppen zu tun, jedoch sollen ebenso auch die Individuen gefördert<br />

und dazu ermächtigt werden, aktiv am Wandel der Gesellschaft teilzunehmen. Die Soziokulturelle<br />

Animation unterstützt sie dabei, um ihre eigenen Möglichkeiten zu sozialen, kulturellen<br />

und politischen Ausdrucksformen zu finden. Damit leistet die Soziokulturelle Animation einen<br />

Beitrag <strong>zur</strong> Integration, vermehrten Partizipation, Selbstaktivität und Selbstorganisation. Die<br />

Soziokulturelle Animation arbeitet mit vier Interventionspositionen, wobei die Projektmethode<br />

den übergeordneten Rahmen darstellt.<br />

Im nächsten Kapitel werden anhand der Forschungsarbeit Bedürfnisse von landwirtschaftlichen<br />

Betriebsleitenden aufgezeigt, die im Freizeit- und Erlebnisbereich tätig werden wollen.<br />

Anhand der Daten wird ermittelt, ob die Soziokulturelle Animation auch in der Lage sei, diesen<br />

Bedürfnissen mit ihren Ansätzen und Methoden entgegen zu kommen.<br />

49


7 Empirische Forschung<br />

7.1 Methodisches Vorgehen<br />

7.1.1 Methode<br />

Als Methode wählte das Autorenteam eine qualitative Befragung anhand von Leitfadeninterviews<br />

mit Expertinnen und Experten, wie sie von Horst Mayer (2004) beschrieben wurde.<br />

Das Autorenteam geht davon aus, dass sämtliche Betriebsleitende aus der Landwirtschaft in<br />

ihrer Tätigkeit Experten sind. Beim Leitfadeninterview sind die konkreten Aussagen über<br />

einen Gegenstand Ziel der Datenerhebung. Dem Interview liegen offen formulierte Fragen zu<br />

Grunde. „Durch den konsequenten Einsatz des Leitfadens wird einmal die Vergleichbarkeit<br />

der Daten erhöht und zum anderen gewinnen die Daten durch die Fragen eine Struktur“ (S.<br />

36). Der Leitfaden dient als Orientierung und soll sicherstellen, dass wesentliche Aspekte der<br />

Forschungsfragen innerhalb des Interviews nicht übersehen werden. Das Interview muss<br />

auch nicht strikt nach den Fragen, welche zuvor in einer Reihenfolge festgelegt worden sind,<br />

geführt werden. Die Interviewerin oder der Interviewer kann selbstständig entscheiden, wann<br />

sie oder er bei Ausschweifungen des Befragten wieder zum Leitfaden <strong>zur</strong>ückkehrt. Auch liegt<br />

es in der Entscheidung des Interviewenden, ob und wann er detaillierter nachfragt und ausholende<br />

Ausführungen des Befragten unterstützt.<br />

Michel Meuser und Ulrike Nagel bringen es auf den Punkt: „Der Leitfaden schneidet die interessierten<br />

Themen aus dem Horizont möglicher Gesprächsthemen heraus und dient dazu,<br />

das Interview auf diese Themen zu fokussieren“ (1997, S.488 zit. In Mayer, 2004, S. 42).<br />

7.1.2 Auswahl der Interviewexpertinnen und Interviewexperten<br />

Die Grundvoraussetzung für die Auswahl der Interviewexperten und Interviewexpertinnen<br />

war, dass die Personen BewirtschafterInnen eines landwirtschaftlichen Betriebes sind. Dabei<br />

sollten die Betriebe ein Minimum an 1,25 Standardarbeitskräfte nachweisen können.<br />

Die Betriebe sollten in der deutschsprachigen Schweiz liegen, wobei die Betriebe möglichst<br />

über verschiedene Regionen verteilt sein sollten. Von Vorteil, aber nicht unabdingbar, war<br />

die gute Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Dieses Kriterium leiteten die Autorin<br />

und der Autor aus der explorativen Studie der ETH Zürich ab (vgl. Huber et al., 2007).<br />

Als weitere Voraussetzung für die Interviewexperten und Interviewexpertinnen definierte das<br />

Autorenteam die nicht vorhandenen oder geringen Erfahrungen mit Freizeit- und Erlebnisangeboten<br />

auf dem eigenem Betrieb. Das Interesse an solchen Angeboten sollte jedoch grundsätzlich<br />

vorhanden sein.<br />

Ein weiteres Kriterium war das Alter. Die Verfassenden dieser <strong>Bachelor</strong>arbeit entschlossen<br />

sich, das Höchstalter auf 55 Jahre zu legen.<br />

Bei Paaren sollten wenn möglich immer beide Betriebsleitenden interviewt werden.<br />

50


Anhand dieser Grundvoraussetzungen wurden die Interviewexperten und Interviewexpertinnen<br />

ausgewählt. Im Anhang befindet sich eine detaillierte Tabelle mit Angaben zu den Betrieben<br />

der Expertinnen und Experten.<br />

Die verschiedenen Interviews wurden in dieser Arbeit vom Autorenteam bewusst anonymisiert,<br />

damit die Betriebsleitenden möglichst unbefangen berichten konnten. Die Betriebe und<br />

somit auch die jeweiligen Leitenden werden mit Buchstaben in alphabetischer Reihenfolge<br />

unterschieden.<br />

Auflistung der interviewten Betriebe<br />

Betrieb / Interviewdatum<br />

Betrieb A /<br />

22.06.09<br />

Betrieb B /<br />

31.08.09<br />

Betrieb C /<br />

17.07.09<br />

Betrieb D /<br />

16.07.09<br />

Betrieb E /<br />

14.07.09<br />

Betrieb F /<br />

25.08.09<br />

Betrieb G /<br />

30.06.09<br />

Betrieb H /<br />

31.08.09<br />

Betrieb I /<br />

16.07.09<br />

Betrieb J /<br />

17.08.09<br />

Beteiligte Betriebsgrösse /<br />

Zone<br />

Betriebsleiter 14.4 /<br />

Betriebsleiterin Talzone<br />

Betriebsleiter 30 /<br />

Betriebsleiterin Bergzone 1<br />

Betriebsleiter 27 /<br />

Talzone<br />

Betriebsleiter 27 /<br />

Betriebsleiterin Bergzone 1<br />

Betriebsleiter 15 /<br />

Betriebsleiterin Talzone<br />

Betriebsleiter 16.5 /<br />

Betriebsleiterin Bergzone 1<br />

wenige<br />

Bergzone 2 Talzone<br />

Betriebsleiterin 22 (inkl. 6 Wald) /<br />

Bergzone 1<br />

Betriebsleiter<br />

Betriebsleiterin<br />

Betriebsleiter<br />

Betriebsleiterin<br />

Betriebsleiter<br />

Betriebsleiterin<br />

16 /<br />

Hügelzone<br />

23 (inkl. 1 Wald) /<br />

Talzone<br />

Hügelzone<br />

15 /<br />

Hügelzone<br />

Talzone<br />

Standartarbeitskraft<br />

Hauptarbeitsbereich<br />

1.25 Milchwirtschaft<br />

2.7 Milchwirtschaft<br />

Schweinemast<br />

4.3 Milchwirtschaft<br />

Kartoffelanbau<br />

2.75 Milchwirtschaft<br />

Schweinemast<br />

1.8 Milchwirtschaft<br />

Obstanbau<br />

1.5 Milchwirtschaft<br />

Viehaufzucht<br />

1.25 Milchwirtschaft<br />

Schweinezucht<br />

etwas Holzverkauf im<br />

Winter<br />

1.25 Milchwirtschaft<br />

3 Milchwirtschaft<br />

Mastschweinezucht<br />

etwas Obst<br />

1.27 Mutterkuhhaltung<br />

Spielgruppe auf dem<br />

landwirtschaftlichen<br />

Betrieb<br />

7.1.3 Interviewfragen<br />

Zuerst definierte das Autorenteam verschiedene Themenblöcke, zu denen jeweils offen formulierte<br />

Hauptfragen gebildet wurden. Die Unterfragen dienten als Unterstützung, falls eine<br />

un<strong>zur</strong>eichende Antwort geliefert wurde.<br />

Der erste Entwurf des Interviewleitfadens wurde mit einer Fachperson von «AGRIDEA», die<br />

Schweizerische Vereinigung für die Entwicklung der Landwirtschaft und des ländlichen<br />

Raums, angeschaut und daraufhin entsprechend angepasst. Weitere Informationen zu<br />

«AGRIDEA» finden sich auf der Homepage von «AGRIDEA», http://www.agridea.ch.<br />

Im Folgenden sind die neun Themenblöcke und deren Hauptfragen aufgelistet. Die ausführlichen<br />

Interviewfragen mit den Unterfragen finden sich im Anhang.<br />

51


Themenblock 1 (fakultative Angaben zum Betrieb)<br />

• Angaben zum Betrieb<br />

Themenblock 2 (persönliche Einstellung zum landwirtschaftlichen Betrieb)<br />

• Wie sind Sie auf den Beruf Bauer/Bäuerin gekommen?<br />

• Was schätzen Sie am Bauer sein am meisten und am wenigsten?<br />

Themenblock 3 (Einstellung zum Thema Freizeit- und Erholungsraum in der Landwirtschaft)<br />

• Was halten Sie generell davon, auf landwirtschaftlichen Betrieben Freizeit- und Erlebnisangebote<br />

anzupreisen?<br />

Themenblock 4 (Erfahrungen - Hindernisse - Ängste)<br />

• Haben Sie bereits Erfahrungen im Bereich Dienstleistung auf und vom Bauernhof?<br />

• Gibt es Gründe, warum sie noch keine oder kaum Dienstleistungsangebote machen?<br />

Themenblock 5 (Aktivität des Betriebs)<br />

• Gibt es Dinge (Angebote, Produkte, Gegebenheiten etc.), welche Ihren Betrieb besonders<br />

kennzeichnen?<br />

• Welche Möglichkeiten für Freizeit- und Erlebnisangebote existieren auf Ihrem Betrieb oder<br />

könnten geschaffen werden?<br />

Themenblock 6 (vorhandene mögliche Ressource sowie Erträge)<br />

• Welche Kapazitäten (räumliche, finanzielle, zeitliche) stehen Ihnen für die Realisierung<br />

von Freizeit- und Erlebnisangeboten <strong>zur</strong> Verfügung?<br />

• Was müsste für Sie herausschauen, wenn sie Freizeit- und Erlebnisangebote gestalten<br />

(lassen) würden?<br />

• Welches Know-how könnten Sie für diese Arbeit einbringen?<br />

• Welches Know-how würden Sie gerne einbeziehen?<br />

Themenblock 7 (Realisierungsvorstellungen)<br />

• Wie könnten Freizeit- und Erlebnisangebote aussehen, die Sie im Rahmen Ihres Bauernhofs<br />

anbieten könnten?<br />

• Wie würden Sie Angebote, die Sie im Rahmen Ihres Bauernhofs für andere Personen<br />

anbieten würden, realisieren wollen?<br />

• Würden Sie Angebote in Zusammenarbeit mit anderen lancieren und durchführen wollen?<br />

Themenblock 8 (Art, Ausmass und Form von Zusammenarbeit)<br />

• Wie müsste eine Zusammenarbeit gestaltet werden?<br />

• Was ist Ihnen bei einer Zusammenarbeit wichtig?<br />

Themenblock 9 (abschliessend)<br />

• Was halten Sie vom Projekt «Bim Nachbuur dehei» (Projekt kurz erklären)?<br />

• Sehen Sie weitere Ideen und Möglichkeiten für Angebote?<br />

• Haben Sie noch weitere sonstige Anmerkungen für uns?<br />

52


7.1.4 Durchführung der Interviews<br />

Setting<br />

Alle Interviews wurden auf den jeweiligen Betrieben der Interviewpartnerinnen und Interviewpartner<br />

durchgeführt. Zum einen war dies eine gute Voraussetzung für eine möglichst<br />

ungezwungene Befragungssituation, zum anderen wurden die Befragten nicht noch zusätzlich<br />

durch eine Reise belastet. Der Zeitraum, während des Sommers, in dem die Interviews<br />

durchgeführt wurden, stellte sich ohnehin als schwierig heraus. Mehrfach musste ein Termin<br />

auf Grund der Wetterlage und den damit verbundenen Aufgaben auf dem Betrieb, beispielsweise<br />

das Mähen von Heu, verschoben werden.<br />

Bis auf zwei Interviews war immer das Betriebsleiterpaar am Interview beteiligt. Dies war den<br />

Autoren auch wichtig, denn sie gingen davon aus, dass die Einstellungen eventuell zwischen<br />

den Frauen und Männern unterschiedlich sein könnte. Bei einem Interview war nur der Betriebleiter<br />

und bei einem andern nur die Betriebsleiterin anwesend.<br />

Beim ersten Interview waren beide Personen des Autorenteams anwesend, um einen einheitlichen<br />

Eindruck für die Durchführung der weiteren Interviews zu erhalten. Alle anderen<br />

Interviews wurden entweder von der Autorin oder dem Autor allein durchgeführt.<br />

Die Gespräch wurden mit einem Aufnahmegerät aufgezeichnet mit dem Vorteil, dass sich die<br />

Befragerin oder der Befrager vollumfänglich auf das Interview konzentrieren konnte und nicht<br />

zusätzlich durch das Schreiben von Notizen beschäftig war.<br />

Ablauf<br />

Vor dem Interview erläuterten die Autorin und der Autor jeweils die Ziele der Forschungsarbeit<br />

und erklärten kurz die Möglichkeiten der Soziokulturellen Animation. Das Autorenteam<br />

versuchte sich auch genau an den Fragekatalog zu halten, in dem es sich an den Themenblöcken<br />

des Leitfadens orientierte. Somit konnte die Vergleichbarkeit zwischen den einzelnen<br />

Interviews gewährleistet werden.<br />

Schwierigkeit<br />

Der Zeitpunkt der Interviews in den für die landwirtschaftlichen Betriebe intensiven Sommermonaten,<br />

stellte eine Schwierigkeit dar.<br />

Die geringen Kenntnisse vom Berufsfeld der Soziokulturellen Animation seitens der Betriebsleitenden<br />

erwies sich als zusätzliche Schwierigkeit. Die meisten Betriebsleitenden hörten<br />

zum ersten Mal von Soziokultureller Animation. Diese Ausgangslage schränkte die Vorstellung<br />

für eine Zusammenarbeit stark ein. Einfacher wäre es gewesen, die Methode und die<br />

Kompetenzen anhand konkreter Zusammenarbeitsmöglichkeiten zu beschreiben. Das Autorenteam<br />

verzichtete bewusst darauf, mögliche konkrete Beispiele zu nennen, da es die Betriebsleitenden<br />

nicht durch eigene Überlegungen beeinflussen wollte. Somit ergaben sich<br />

53


zum Thema der Zusammenarbeit wenig konkrete Aussagen und die leitende Annahme des<br />

Autorenteams konnte weder klar untermauert, noch als grundlegend falsch gelten. Das einzige<br />

konkrete Beispiel platzierten die Autoren bewusst am Ende des Interviews. Anhand dieses<br />

Beispiels konnten sich die Betriebsleitenden dann eine Zusammenarbeit besser vorstellen.<br />

7.2 Auswertung der Interviews<br />

7.2.1 Ausgangslage<br />

Für die Auswertung der Interviewdaten hat sich das Autorenteam am Vorgehen von Mayer<br />

(2004, S. 49) orientiert, welcher sich an den Modellvorschlag von Meuser und Nagel anlehnt<br />

(1991). Dabei unterteilt Mayer das Auswertungsverfahren in fünf Stufen. Diese Auswertungsmethode<br />

wurde auf Grund ihrer Offenheit gewählt. Die Autorin und der Autor gehen<br />

davon aus, dass neben den eigenen Vorstellungen, welche unter anderem stark durch den<br />

Leitfaden zutrage kommen, zusätzliche Daten erhoben werden können, welche interessante<br />

Aspekte bei der Auswertung liefern können. Meuser und Nagel lassen diese Offenheit mit<br />

ihrer Methode zu, indem man sämtliche Aussagen zum Auswerten verwenden kann und<br />

nicht auf Kernaussagen fixiert ist.<br />

7.2.2 Paraphrasierung<br />

Zur Verdichtung des Interviewmaterials wird in der ersten Stufe paraphrasiert. Dabei werden<br />

die Autorin und der Autor die Gesprächsinhalte textgetreu in eigenen Worten wiedergeben.<br />

In der Paraphrasierung wurden sämtliche Aussagen übernommen, auch wenn sie im ersten<br />

Moment für die Auswertung nicht von Nutzen schienen.<br />

7.2.3 Thematische Ordnung<br />

Die zweite Stufe der Auswertung beinhaltet die thematische Ordnung. Dabei werden den<br />

einzelnen Textpassagen Themen zugeordnet. Das Autorenteam hat mit einer zweispaltigen<br />

Tabelle gearbeitet, indem sie in der linken Spalte die Themen beschrieben haben und in der<br />

rechten Spalte die einzelnen Aussagen aus dem Interview notierten. Die Experteninterviews<br />

verliefen leitfadennah, was aber nicht ausschliesst, dass ein Thema auch in einer anderen<br />

Passage aufgegriffen werden kann. Jedes Interview wurde als Einzelnes behandelt und<br />

thematisch geordnet.<br />

54


Beispiel der thematischen Ordnung aus einem Interview<br />

Thema<br />

Positive Aspekte von Freizeitund<br />

Erholungsangeboten<br />

Gesellschaft für die Landwirtschaft<br />

sensibilisieren<br />

Aufwand (Zeitkapazität)<br />

Persönliche Erfahrungen<br />

Paraphrasierung<br />

Er erzählt, dass sie das Angebot von Ferien auf dem Bauernhof für drei Jahre<br />

machten. Dies war für beide Seiten eine Bereicherung.<br />

Die Besuchenden waren interessiert am ganzen betrieblichen Leben und man<br />

erhielt fast ausschliesslich positive Rückmeldungen.<br />

Leute die dermassen weit von der Landwirtschaft entfernt seien, könnten von<br />

solchen Angeboten profitieren. Es gab auch viele die interessiert seien.<br />

Vom Anbieter her sei es eine grosse Arbeitsbelastung und man müsst grosse<br />

Investitionen tätigen, um etwas Gutes bieten zu können.<br />

Erfahrungen habe man auch mit SchuB (Verein Schule auf dem Bauernhof)<br />

gesammelt, das Angebot wurde aber selten genutzt.<br />

Gesellschaft für die Landwirtschaft<br />

sensibilisieren<br />

Spannend für den Landwirt ist, dass man mit Leuten in Kontakt kommt, bei<br />

welchen man feststellen muss, dass der Bezug <strong>zur</strong> heutigen Landwirtschaft<br />

verloren gegangen ist. Es sei wichtig, dass man die Gesellschaft wieder für die<br />

Landwirtschaft, samt deren Problemen, sensibilisieren kann.<br />

7.2.4 Thematischer Vergleich<br />

Erst jetzt, in der dritten Stufe, werden Passagen aus den einzelnen Interviews mit ähnlichen<br />

Themen verglichen und in einheitliche Themenkreise zusammengefasst. Die Themenkreise<br />

sind nun in allen einzelnen Interviews dieselben. Arbeitstechnisch ergänzte die Autorschaft<br />

die zweiteilige Tabelle aus der zweiten Stufe mit einer dritten Spalte, um die Themenkreise<br />

zu ergänzen. Folgende Themenkreise haben sich dabei ergeben:<br />

• Angaben zum Betrieb<br />

Dieser Themenkreis beinhaltet technische, strukturelle sowie geographische Angaben<br />

von allen Betrieben. Namentlich sind dies beispielsweise die Betriebsgrösse, die Standardarbeitskräfte<br />

oder die Lage des Betriebs.<br />

• Biographie<br />

Mit biographischen Daten ist der berufliche Werdegang des Betriebsleitenden gemeint.<br />

Indessen sind auch alle Weiterbildungen, welche mit dem bauernbetrieblichen Leben<br />

zu tun haben, enthalten.<br />

• Persönliche Kompetenzen<br />

In diesem Themenkreis der persönlichen Kompetenzen sind sämtliche Angaben zu<br />

den individuellen Sozial-, Methoden-, Selbst- und Fachkompetenzen enthalten. Diese<br />

sind meist durch eine nichtlandwirtschaftliche Ausbildung erworben oder durch den<br />

persönlichen Typ aus moralischen oder ethischen Gründen gegeben.<br />

• Betriebliche Projekte<br />

Bei diesem Themenkreis handelt es sich um eigene Erfahrungen aus Projekten im<br />

Freizeit- und Erlebnisbereich, welche auf dem eigenen Betrieb gemacht wurden oder<br />

die man von anderen Betrieben her kennt. Ebenfalls sind in diesem Punkt die Ideen für<br />

mögliche Projekte auf dem eigenen Betrieb aufgeführt. Des Weiteren sind Aussagen<br />

über die eigene Direktvermarktung in diesem Themenkreis vorhanden.<br />

55


Beispiel vom thematischen Vergleich aus einem Interview<br />

Themenkreis Thema Paraphrasierung<br />

4. Betriebliche Projekte<br />

7. Motivation für Freizeitund<br />

Erlebnisangebote<br />

10. Gesellschaftlicher<br />

Aspekt<br />

8. Realisierungsfaktoren<br />

für Freizeit- und Erlebnisangebote<br />

Positive Aspekte von Freizeit-<br />

und Erholungsangeboten<br />

Gesellschaft für die Landwirtschaft<br />

sensibilisieren<br />

Aufwand (Zeitkapazität)<br />

Er erzählt, dass sie das Angebot von Ferien auf dem<br />

Bauernhof für drei Jahre machten. Dies war für beide<br />

Seiten eine Bereicherung.<br />

Die Besuchenden waren interessiert am ganzen betrieblichen<br />

Leben und man erhielt fast ausschliesslich<br />

positive Rückmeldungen.<br />

Leute die dermassen weit von der Landwirtschaft<br />

entfernt seien, könnten von solchen Angeboten profitieren.<br />

Es gab auch viele die interessiert seien.<br />

Vom Anbieter her sei es eine grosse Arbeitsbelastung<br />

und man müss grosse Investitionen tätigen, um etwas<br />

Gutes bieten zu können.<br />

4. Betriebliche Projekte Persönliche Erfahrungen Erfahrungen habe man auch mit SchuB (Verein Schule<br />

auf dem Bauernhof) gesammelt, das Angebot wurde<br />

aber selten genutzt.<br />

10. Gesellschaftlicher<br />

Aspekt<br />

Gesellschaft für die Landwirtschaft<br />

sensibilisieren<br />

Spannend für den Landwirt ist, dass man mit Leuten in<br />

Kontakt kommt, bei welchen man feststellen muss,<br />

dass der Bezug <strong>zur</strong> heutigen Landwirtschaft verloren<br />

gegangen ist. Es sei wichtig, dass man die Gesellschaft<br />

wieder für die Landwirtschaft, samt deren Problemen,<br />

sensibilisieren kann.<br />

7.3 Konzeptualisierung<br />

In der anschliessenden vierten Stufe wird die Ablösung von der Terminologie der einzelnen<br />

Interviews gemacht.<br />

In diesem Schritt haben die Autorin und der Autor die einzelnen Themenkreise aus den verschiedenen<br />

Interviews mit ihren Gemeinsamkeiten und Differenzen verglichen. Essenzielle<br />

Aussagen wurden festgehalten und wenn möglich mit theoretischen Wissensbeständen und<br />

anderen empirischen Daten gestützt. Im Kapitel 8.1 «Ergebnisse nach Themenkreise» werden<br />

die Resultate dieses Schrittes aufgeführt. Die Quellenangaben zu den Interviews finden<br />

sich im Anhang. Bei Aussagen, welche nicht in einem Konsens erwähnt werden, wird jeweils<br />

auf die Quelle des einzelnen Betriebes hingewiesen.<br />

7.4 Theoretische Generalisierung<br />

In der letzten Stufe nimmt das Autorenteam die wesentlichsten Aspekte der verschiedenen<br />

Themenkreise heraus und setzt diese in einen Zusammenhang. Daraus entwickelt es ein<br />

Ordnungssystem, welches in Kapitel 8.2 «Einfluss- und Realisierungsfaktorenmodell für<br />

Freizeit- und Erlebnisangebote» genauer erläutert wird.<br />

57


8 Erkenntnisse aus der Forschung<br />

8.1 Ereignisse nach Themenkreisen<br />

8.1.1 Einstellung <strong>zur</strong> landwirtschaftlichen Lebenswelt<br />

Über die Aussagen der Betriebsleitenden lässt sich zusammenfassend sagen, dass die Vielseitigkeit<br />

in ihrem Berufsfeld am meisten geschätzt wird. Von sämtlichen interviewten Bauernbetrieben<br />

wird diese Vielseitigkeit als positiv bewertet. Den Betriebsleitenden ist es wichtig,<br />

dass sie eine abwechslungsreiche und vielseitige Arbeit machen können. Im selben Zusammenhang<br />

sprechen alle Interviewexpertinnen und Interviewexperten von einer Freiheit,<br />

die mit ihrem Beruf verbunden sei. Mehr als die Hälfte bezeichnet die Möglichkeit, dass man<br />

sich seine Arbeit selber einteilen kann, als Freiheit. Als Freiheit wird auch mehrmals erwähnt,<br />

dass man keinen Vorgesetzten hat und sein eigener Chef sei. Des Weiteren schätzen alle<br />

Bauernfamilien die Naturverbundenheit, welche durch das Betriebsleben gegeben ist. Acht<br />

von zehn Bauernbetrieben geben an, dass sie insbesondere das Arbeiten mit den Tieren als<br />

Vorzug empfinden. Diese Aussagen sind kongruent mit dem Agrarbericht 2008 des Bundesamtes<br />

für Landwirtschaft (2008a). In einem Gruppengespräch mit jungen Landwirten und<br />

Landwirtinnen wurde da folgendes festgehalten:<br />

Laut Aussagen der Gesprächsteilnehmer ist Landwirt/in einer der interessantesten Berufe,<br />

die es gibt, mit einer Vielseitigkeit und Freiheit, die man in anderen Berufen nicht<br />

kennt. Die Freude am Beruf ist wohl das stärkste Motiv, trotz Differenz zwischen<br />

Wunsch und Wirklichkeit, dran zu bleiben: «Es ist nur die Freude, die Motivation<br />

macht.» Dazu kommen weitere Argumente für die Landwirtschaft: «Selber Chef sein»,<br />

«vielseitige Arbeit», «Zusammenarbeiten mit Tieren und der Natur» etc. Sie sind<br />

«Bauer mit Leib und Seele.» (S. 74)<br />

Vier Bauernfamilien mit Kindern bezeichnen die Lebenswelt auf dem Bauernhof als Vorteil,<br />

für die Entwicklung der Kinder. Beispielsweise wird beschrieben, dass die Kinder verschiedenste<br />

Möglichkeiten haben, sich auf einem Bauernhof handwerklich und kreativ zu betätigen.<br />

Sie erfahren dadurch die Landwirtschaft hautnah und kennen die Abläufe eines Betriebes.<br />

Zusätzlich wird den Kindern so bewusst, dass es für ein abgepacktes Steak im Kaufhaus<br />

zuerst ein lebendiges Tier braucht. Dadurch sind die Kinder stärker mit den natürlichen<br />

Abläufen vertraut. So die Aussage einer bäuerlichen Mutter (Betrieb J, Datum, Leitfadeninterview).<br />

Zudem wird von zwei Landwirten erwähnt, dass sie es schätzen, durch ihren beruflichen<br />

Alltag nahe bei den Kindern sein zu können. Diese Erkenntnis wird ebenfalls durch ein<br />

Gruppengespräch im Rahmen des Agrarberichts 2008 bestätigt:<br />

58


Ein guter Preis für ein Produkt ist sicher motivierend, aber auch die Entwicklung des<br />

Betriebs steigert die Motivation: «Den Betrieb vorwärts bringen.» Und wenn die eigenen<br />

Kinder auch noch Interesse an der Landwirtschaft zeigen, dann motiviert das zum<br />

Weitermachen. Die Landwirtschaft kann der Familie etwas bieten: Ein eigenes Haus,<br />

eine schöne Aussicht, Tiere. Das alles ist Lebensqualität. Zudem ist die Zusammenarbeit<br />

mit der Familie eine grosse Befriedigung und steigert das persönliche Wohlbefinden.<br />

Auch gelebte Traditionen geben Ansporn. (S. 75)<br />

In Verknüpfung mit dem Thema Kinder erwähnt eine Betriebsleiterin jedoch auch, dass es<br />

ihre Kinder mit ihrem landwirtschaftlichen Hintergrund in der Schule teilweise schwer haben<br />

und dass sie von ihren MitschülerInnen gehänselt werden (Betrieb B, 31.8.09, Leitfadeninterview).<br />

Die erkennbare Zufriedenheit im Berufsfeld der befragten Betriebsleitenden wird durch die<br />

Ergebnisse der Schweizerischen Gesundheitsbefragung von 2007 unterlegt. Ralph Krieger<br />

und Maggie Graf (2009, S. 29-30), die Verfasser der im Auftrag des Bundesrates vom Bundesamt<br />

für Statistik durchgeführten Gesundheitsbefragung, machten die Beobachtung, dass<br />

die Arbeitszufriedenheit in der Landwirtschaft mit 86% am höchsten ist. Dabei bezieht sich<br />

die Arbeitszufriedenheit auf verschiedene Gesichtspunkte der Arbeitsbedingungen. Sie bilanziert<br />

die positiven wie die negativen Aspekte der Arbeit. Krieger und Graf weisen auch<br />

darauf hin, dass die derzeitige sehr hohe Arbeitszufriedenheit im Lichte von weiteren, erhobenen<br />

Aussagen differenziert betrachtet werden müsse. Sie schreiben, mehr als die Hälfte<br />

aller befragten Arbeitenden hoffe, dass ihre Arbeitssituation immer so gut bleibe, wie sie jetzt<br />

sei (54%). Fast die Hälfte der Befragten freut sich, nach arbeitsfreien Tagen wieder <strong>zur</strong> Arbeit<br />

zu gehen (49%). Diese Erkenntnisse sind kongruent mit Aussagen aus den Interviews.<br />

So macht ein Landwirt die Bemerkung, dass es momentan für ihn stimme und er mit der Arbeit<br />

sehr zufrieden sei; er wisse aber nicht, ob er wegen der laufenden Veränderungen seinen<br />

Kindern empfehlen würde, in diesen Berufsbereich einzusteigen (Betrieb B, 31.8.09,<br />

Leitfadeninterview).<br />

Ein Drittel der Befragten führt an, dass sie es schätzen, sich mit eigenen Lebensmittelprodukten<br />

versorgen zu können. Ergänzend wurde im Agrarbericht 2008 des Bundesamtes für<br />

Landwirtschaft (2008a, S. 68) festgestellt, dass die ausreichende Selbstversorgung durch die<br />

Schweizer Landwirtschaft für die Bevölkerung einen hohen Stellenwert besitzt. Dies wurde<br />

im Zusammenhang mit der Vorstellung einer idealen Landwirtschaft genannt. Ein hoher<br />

Selbstversorgungsgrad wird zudem durch den Auftrag an die Landwirtschaft in der Bundesverfassung<br />

gefordert (vgl. Kapitel 3.1.6).<br />

59


Bei den negativen Aspekten aus Sicht der landwirtschaftlichen Lebenswelt überwiegen klar<br />

die Aussagen bezüglich des Angebundenseins an die betrieblichen Strukturen und Erfordernisse.<br />

Dies wird in den Interviews vor allem im Zusammenhang mit der Milchwirtschaft genannt.<br />

So war die Aussage zu hören, dass ein Bauernbetrieb von den Leitenden sehr hohen<br />

Einsatz an Arbeit und Zeit verlange. Es sei mit sehr viel Aufwand verbunden, wenn man persönlich<br />

unabhängig von den betrieblichen Arbeiten etwas anderem nachgehen möchte, beispielsweise<br />

Ferien zu machen, denn die Aufgaben auf einem Betrieb müssten durchgehend<br />

geleistet werden (Betrieb C, 17.7.09, Leitfadeninterview). Zwei Landwirte erzählen in diesem<br />

Zusammenhang, dass es schwierig sei, eine Stellvertretung zu organisieren, da diese zuerst<br />

die spezifischen Arbeiten auf dem Betrieb kennen lernen müsste. Diese Aussagen werden<br />

durch den auf einer empirischen Langzeitstudie basierenden Beitrag von Georg Wiesinger<br />

bestätigt (2005, S. 172-174). Die Angaben beruhen auf Erkenntnissen aus Österreich, die<br />

Autorin und der Autor sind jedoch der Ansicht, dass die Daten auch für die Schweiz geltend<br />

gemacht werden können. Wiesinger fand heraus, dass das Freizeit- und Urlaubsverhalten<br />

stark von der jeweiligen Betriebsart abhängig ist. So zeigt sich eine grosse Abhängigkeit vom<br />

Betrieb bei der Viehhaltung, im Gegensatz zu den viehlosen Ackerbaubetrieben, wo mehr<br />

Ferien gemacht werden. Die Analyse weist jedoch auch darauf hin, dass in der Zeit zwischen<br />

den beiden Jungbauernbefragungen 1992 und 1996 der Anteil jener Bauern, welche auf Urlaub<br />

waren, merklich gestiegen ist. Wiesinger begründet: „Dies ist ein deutliches Indiz für<br />

eine dynamische Änderung der Lebensstile in der bäuerlichen Bevölkerung. Extensivierung,<br />

Spezialisierung und Arbeitsvereinfachung sowie die Unabhängigkeit von der täglichen Gebundenheit<br />

der Viehversorgung dürften den Bauern und Bäuerinnen den Urlaub erleichtern“<br />

(S. 174).<br />

Ein weiterer Punkt, welcher sich durch die Interviews erkennen lässt, ist die Unsicherheit<br />

bezüglich der wirtschaftlichen Zukunft der landwirtschaftlichen Betriebe. Diese Thematik ist<br />

im Rahmen eines Gruppengesprächs für den Agrarbericht 2008 ebenfalls <strong>zur</strong> Sprache gekommen.<br />

Dabei wird die Entwicklung des bäuerlichen Einkommens als negativ gewertet.<br />

„Mehr als die Hälfte der Befragten geht davon aus, dass die Einkommen <strong>zur</strong>ückgehen werden“<br />

(BLW, 2008a, S. 71).<br />

Die grosse Unsicherheit wurde vorwiegend im Zusammenhang mit der momentanen Milchwirtschaftssituation<br />

angesprochen (vgl. Kapitel 3.4).<br />

60


8.1.2 Persönliche Kompetenzen<br />

Erwartungsgemäss unterscheiden sich die persönlichen Kompetenzen von den Betriebsleitenden.<br />

Diese Unterschiede waren insofern zu erwarten, da die individuelle Entwicklung der<br />

persönlichen Kompetenzen, unter anderem durch individuelle Fähigkeiten oder Aus- und<br />

Weiterbildungen, so wie den praktischen Erfahrungen der Betriebsleitenden beeinflusst wurde.<br />

In den Aussagen zeigt sich, dass die unterschiedlichen Aus- und Weiterbildungen der<br />

Betriebsleitenden Einfluss auf die bereits realisierten oder geplanten, ergänzenden Tätigkeitsfelder<br />

im Rahmen des landwirtschaftlichen Betriebes haben. Im Besonderen wirken sich<br />

die Erst- oder Zweitausbildungen der Betriebsleiterinnen diesbezüglich aus.<br />

Anhand des Samplings sind im Bereich der persönlichen Kompetenzen Übereinstimmungen<br />

absehbar, insofern die Auswahlkriterien bei den Interviewexperten und Interviewexpertinnen<br />

ein grundsätzliches Interesse an Freizeit- und Erlebnisangeboten im landwirtschaftlichen<br />

Bereich voraussetzten. So lässt der grösste Teil der Befragten durch ihre Äusserungen erkennen,<br />

dass sie offen und interessiert gegenüber Neuem sind. Derweil sind die Befragten<br />

offen gegenüber Anfragen und Möglichkeiten im Zusammenhang mit Projekt- und Angebotsideen<br />

im Freizeit- und Erlebnisbereich. Weiter bezeichnen sich die Betriebsleitende als gastfreundlich<br />

und kontaktfreudig oder lassen dies durch Aussagen erkennen. Lediglich eine<br />

Person sagte explizit von sich selber, dass sie nicht gerne auf Leute zugehe (Betrieb C,<br />

17.7.09, Leitfadeninterview).<br />

Rund die Hälfte der Befragten sprach von fehlenden Erfahrungen und oder Kompetenzen im<br />

Marketingbereich. Auf der einen Seite erwähnten Betriebsleidende, dass es ihnen persönlich<br />

nicht so liege „sich“ zu verkaufen. Beispielsweise erzählte eine Betriebsleiterin, dass sie den<br />

Aufbau des Kundenstammes für den Frischfleischverkauf als streng empfand (Betrieb F,<br />

Datum, Leitfadeninterview). Weiter wird auch von fehlendem Wissen in der strategischen<br />

und langfristigen Planung bezüglich Marketing gesprochen. Drei Betriebsleitende sprachen<br />

konkret von fehlendem Wissen bezüglich Aufbau und Verwaltung einer Homepage.<br />

Ein weiterer Aspekt, welcher in den Interviews sichtbar wird, ist eine vorhandene Unsicherheit,<br />

bezüglich der Festlegung von Preisen bei unkonventionellen und weniger verbreiteten<br />

Angeboten und Dienstleistungen. Dabei sollte nicht ausser Acht gelassen werden, dass bei<br />

solchen Angeboten und Dienstleistungen meist keine allgemeine Preisempfehlung vorhanden<br />

ist, wie bei gängigen Produkten und Dienstleitungen. Konkret erwähnte eine Betriebsleitende,<br />

die gemeinsam mit andern Bäuerinnen Apéros und Brunchs organisiert, dass ihre<br />

Arbeit auch ihren Preis habe und, dass man nicht rot werden müsse wenn man bei solchen<br />

Angeboten etwas verdiene. Dieses Bewusstsein musste sie zuerst mit der Gruppe lernen<br />

(Betrieb F, 25.8.09, Leitfadeninterview).<br />

61


8.1.3 Betriebliche Projekte<br />

Neben den eigentlichen landwirtschaftlichen Urproduktionen bestehen auf den befragten<br />

Bauernbetrieben verschiedene anderen Tätigkeitsbereiche. Die zusätzlichen finanziellen<br />

Einnahmen, welche bei diesen Tätigkeiten erwirtschaftet werden, sind unterschiedlich hoch.<br />

Einige dieser Beschäftigungen, wie zum Beispiel der Direktverkauf, sind klar auf die Erwirtschaftung<br />

zusätzlichen Einkommens ausgerichtet und wurden von den Betriebsleitenden<br />

entsprechend geplant. Die Mehrzahl der realisierten Projekte oder Angebote im Freizeit- und<br />

Erlebnisbereich, welche auf Anfrage stattgefunden haben, sind eher klein und oder wurden<br />

nicht wiederholt. Zum Teil kamen die Anlässe durch Anfragen betriebsexterner Personen<br />

zustande. Beispielsweise besichtigten Schulklassen oder vergleichbare Gruppierungen auf<br />

diesem Weg die betreffenden Betriebe.<br />

Weitere Aktivitäten wurden für Bekannte der Betriebsleitenden oder für Vereine, in denen sie<br />

tätig sind, organisiert.<br />

Sieben der zehn befragten Betriebe betreiben Direktvermarktung. Vier davon verkaufen unter<br />

anderem auch Fleischprodukte. Als Hinderungsgrund, die Direktvermarktung von Frischfleisch<br />

stärker auszubauen, erwähnt ein Betriebsleiterpaar die Schwierigkeiten die notwendige<br />

Kühlkette gewährleisten zu können(Betrieb D, 16.7.09, Leitfadeninterview).<br />

Bei den Befragungen wurden dreizehn verschiedene Angebote im Freizeit- und Erlebnisbereich<br />

genannt, die auf einzelnen oder mehreren Betrieben bereits realisiert worden sind. Auf<br />

einem Betrieb besteht seit diesem Frühjahr eine Spielgruppe (Betrieb J, 17.8.09, Leitfadeninterview)<br />

und auf einem weiteren Betrieb hat man sich bereits intensiv mit dem Gedanken<br />

einer Spielgruppe auf dem hofeigenem Betrieb auseinander gesetzt (Betrieb B, 31.8.09, Leitfadeninterview).<br />

Eine weitere Betriebsleiterin ist mit dem Aufbau von Erwachsenenbildungsseminaren<br />

auf ihrem Betrieb beschäftigt (Betrieb G, 30.6.09, Leitfadeninterview). Zwei Betriebe<br />

vermieten regelmässig Partyräumlichkeiten. Auf einem anderen Betrieb werden Kutschenfahrten<br />

angeboten (Betrieb H, 31.8.09, Leitfadeninterview). Auf einem weiteren Bauernhof<br />

besteht die Möglichkeit, im Forellenteich zu fischen und den Fang anschliessend gemeinsam<br />

zu essen (Betrieb I, 16.7.09, Leitfadeninterview). Eine amüsante Idee ist das Kuhroulett,<br />

das ein Betriebsleitender für eine Hochzeitsgesellschaft organisierte (Betrieb E,<br />

14.7.09, Leitfadeninterview). Bei diesem Roulette entscheidet nicht die rollende Kugel, welche<br />

Felder gewinnen, sondern in welches Feld der Kuhfladen fällt. Ein Betrieb hat Erfahrungen<br />

mit «Schule auf dem Bauernhof» (vgl. Kapitel 5.2) gesammelt. Nach eigenen Aussagen<br />

der Betriebsleitenden wird dieses Angebot auf ihrem Betrieb jedoch selten genutzt (Betrieb<br />

B, 31.8.09, Leitfadeninterview). Ein weiterer Betrieb bot «Schlafen im Stroh» an (vgl. Kapitel<br />

5.2). Die betreffenden Betriebsleitenden stellen das Angebot jedoch wieder ein. Zwar gefiel<br />

ihnen das Angebot, es ergab nach ihrer eigenen Aussage schöne Begegnungen. Aufwand<br />

und Ertrag des Angebotes korrespondierten aber im Rahmen ihrer Betriebsstrukturen nicht –<br />

62


die geleistete Arbeit und der finanzielle Aufwand für die nötige Mitgliedschaft in Anbieterorganisationen<br />

und weitere Gebühren konnten durch die Einnahmen nicht abgeholt werden<br />

(Betrieb F, 25.8.09, Leitfadeninterview). Vier der befragten Betriebe sind beim Projekt «Stallvisite»<br />

(vgl. Kapitel 5.2) angemeldet.<br />

Nebst den unterschiedlichsten realisierten Projekten und Angeboten auf den befragten Betrieben<br />

mangelt es nicht an weiteren Ideen. Genannt wurde unter anderem die Einrichtung<br />

eines Waldlehrpfades, eines Seilparks oder eines Zeltplatzes, verschiedener Angebote für<br />

Senioren und Seniorinnen oder Kinder. Eine Möglichkeit, die in den meisten Interviews auftauchte,<br />

ist die Bewirtung von Gästen auf dem Betrieb.<br />

Die Fähigkeiten und individuellen Vorlieben der Betriebsleitenden haben Einfluss auf Projekte<br />

und Angebote die realisiert worden sind oder die sich die Betriebsleitenden grundsätzlich<br />

vorstellen könnten.<br />

Die Interviews weisen darauf hin, dass die Projekte den strukturellen und individuellen Möglichkeiten<br />

der Betriebe angepasst werden müssen. Wichtig ist auch, dass sie den persönlichen<br />

Vorlieben und Interessen der Betriebsleitenden entsprechen. Somit unterschieden sich<br />

die bereits realisierten Angebote im Freizeit- und Erholungsbereich, sowie die existierenden<br />

Ideen von Betrieb zu Betrieb.<br />

63


8.1.4 Politische und wirtschaftliche Lage<br />

Die befragten Betriebe sind im jetzigen Zeitpunkt nicht von einer unmittelbaren Hofaufgabe<br />

bedroht. Es wurden aber Bedenken gegenüber den aktuellen Entwicklungen geäussert. Genannt<br />

wurde dabei der Preiszerfall bei landwirtschaftlichen Produkten. Zwei Betriebsleiterpaare<br />

erwähnten konkret die Diskrepanz zwischen den steigenden Produktionskosten und<br />

dem sinkenden Ertrag, den sie für ihre Produkte erhalten. Zwei weitere Betriebsleiterpaare<br />

waren der Ansicht, dass man von Direktzahlungen abhängig sei, weil man für die erbrachten<br />

Produkte nicht den entsprechenden Preis erhalte. Ein Betriebsleiter sagte diesbezüglich:<br />

„Wir erhalten Direktzahlungen, damit der Konsument nicht das bezahlen muss, was die Ware<br />

eigentlich kosten würde“ (Betrieb C, 17.7.09, Leitfadeninterview).<br />

Unsicherheit löst die aktuelle Situation auf dem Milchmarkt aus. Zwei Betriebsleiterpaare<br />

erwähnten konkret Schwierigkeiten mit dem sinkenden Milchpreis. Beispielsweise können<br />

die vor dem Ende der Milchkontingentierung getätigten Investitionen nicht mehr wie geplant<br />

amortisiert werden. Dies führt auf dem betreffenden Betrieb unter anderem dazu, dass finanzielle<br />

Mittel für andere betriebsrelevante Investitionen fehlen und die Möglichkeit, neue ertragsreichere<br />

Betriebszweige aufzubauen, schwieriger denn je sei (Betrieb F, 25.8.09, Leitfadeninterview).<br />

Ein Betriebsleiter äusserte Ängste bezüglich Freihandelsabkommen (Betrieb<br />

B, 31.8.09, Leitfadeninterview). Auf keinem der befragten Betriebe wurde die Agrarpolitik in<br />

ihren Grundsätzen kritisiert. Zwei Betriebsleiterpaare beanstandeten jedoch die Bewilligungspraxis<br />

für Umbauvorhaben im Bereich Freizeit- und Erlebnisangebote. Beide Paare<br />

äusserten die Ansicht, dass die Erteilung von Bewilligungen personenabhängig sei, dass der<br />

vorherige Amtsinhaber respektive der nachfolgende anders entschieden habe beziehungsweise<br />

entscheiden werde. Weiter erwähnte ein Betriebsleiter, dass die Anforderungen an die<br />

Bauern sehr hoch seien. Man müsse «Allrounder» sein (Betrieb F, 25.8.09, Leitfadeninterview).<br />

Ähnliches sagte auch ein weiteres Betriebsleiterpaar. Sie, als Betriebsleitende sehen<br />

sich auf der einen Seite dem Anspruch gegenüber, innovativ sein zu müssen, auf der anderen<br />

Seite würden sie jedoch durch Richtlinien und Vorschriften stark eingeschränkt. Betriebe,<br />

die gerne auch flächenunabhängig wachsen würden, stossen durch die politisch-strukturellen<br />

Rahmenbedingungen an Grenzen (Betrieb J, 17.8.09, Leitfadeninterview).<br />

64


8.1.5 Motivation für Freizeit- und Erlebnisangebote<br />

Alle interviewten Bauernbetriebe sehen in Freizeit- und Erlebnisangeboten den Vorteil der<br />

Imagepflege und eine Werbung für die Landwirtschaft. Die Betriebsleitenden haben das Bedürfnis,<br />

die Landwirtschaft in einem positiven, aber auch realistischen Bild zu zeigen. Dieses<br />

Bedürfnis, ein positives Image der Landwirtschaft vermitteln zu können, zeichnet sich auch<br />

im Agrarbericht 2008 des Bundesamtes für Landwirtschaft ab (2008a, S. 68-69). Dabei wurde<br />

mit der Fragestellung nach einer idealen Landwirtschaft von den jungen BewirtschafterInnen<br />

das gute Image bei der Bevölkerung an zweiter Stelle genannt.<br />

Als positiver und sinnvoller Effekt der Freizeit- und Erlebnisangebote im landwirtschaftlichen<br />

Bereich wird auch die damit einhergehende zusätzliche Werbung für die hofeigenen Verkaufsprodukte<br />

genannt. Beispielsweise äusserte sich eine Betriebsleiterin klar, dass sie<br />

durch Eventangebote auf ihrem Betrieb den Kunden ihre hofeigenen Lebensmittelprodukte<br />

präsentieren und verkaufen könnte (Betrieb F, 25.8.09, Leitfadeninterview). Malvine Helbling<br />

(2006) analysierte im Pilotprojekt «Entwicklung des ländlichen Raums» die Vorteile von Angeboten<br />

für die nichtbäuerliche Gesellschaft im landwirtschaftlichen Raum. Ein Ziel des Pilotprojekts<br />

im Wallis war, Möglichkeiten zu schaffen, um die lokale Landwirtschaft besser in<br />

den Wirtschaftsraum ihrer Umgebung einzubinden. Zusammenfassend lässt sich als Vorteil<br />

die steigende Attraktivität der lokalen landwirtschaftlichen Produkte nennen.<br />

Sechs der befragten Bauernfamilien sehen durchaus die Möglichkeit, einen zusätzlichen<br />

Verdienst auf dem eigenen Betrieb mit Angeboten im Freizeit- und Erlebnisbereich für die<br />

nichtbäuerliche Gesellschaft zu erwirtschaften. Eine Aussage war diesbezüglich, dass der<br />

Betriebsleiter ein wirtschaftliches Potential mit solchen Angeboten sieht. Indem auf Bauernbetrieben<br />

mit neuen Tätigkeiten ein zusätzliches Einkommen erwirtschaftet werden kann,<br />

wird es wirtschaftlich gesehen interessanter. Je mehr zusätzliche Einkommensmöglichkeiten<br />

in der Landwirtschaft geschaffen werden können, desto weniger Konkurrenzkampf entsteht<br />

bei den herkömmlichen Tätigkeiten. Betriebe welchen nicht ausschliesslich in der Milchproduktion<br />

tätig sind oder sein wollen, können diese zugunsten von Freizeit- und Erlebnisangeboten<br />

reduzieren oder weglassen. Dies hat <strong>zur</strong> Folge, dass es wiederum auch eine Chance<br />

für die Betriebe mit einer Spezialisierung im Bereich der Milchproduktion ist. (Betrieb B,<br />

31.8.09, Leitfadeninterview)<br />

Ein weiterer Motivationspunkt ist auf der persönlichen Ebene der Betriebsleitenden aufzufinden.<br />

Zwar spielt der finanzielle Gewinn bei den meisten Befragten eine entscheidende Rolle,<br />

sehr wichtig ist ihnen aber auch die Begegnung mit den verschiedenen Personen. Das Interesse<br />

„fremder“ Personen an der bäuerlichen Lebenswelt motiviert und erfreut die Befragten.<br />

65


Eine Betriebsleiterin sagte diesbezüglich, dass sie kaum die Gelegenheit habe, um zu reisen,<br />

dass man aber durch solche Angebote die Welt zu sich nach Hause holen könne (Betrieb<br />

J, 17.8.09, Leitfadeninterview). Im gleichen Zusammenhang nennen die Leitenden<br />

zweier Betriebe, dass es für sie eine Bereicherung sei, wenn sie sähen, wie andere an ihrem<br />

Betrieb Freude hätten.<br />

8.1.6 Realisierungsfaktoren für Freizeit- und Erlebnisangebote<br />

Ob Betriebsleitende Angebote im Freizeit- und Erlebnisbereich realisieren oder sie zumindest<br />

als realistische Möglichkeit in Betracht ziehen, hängt von Verschiedenem ab.<br />

Einerseits sind allfällige Realisierungen von der Persönlichkeit, den individuellen Fähigkeiten<br />

sowie den Präferenzen der Betriebsleitenden massgebend. Aussagen bezüglich dieser Einflussfaktoren<br />

sind unter dem Themenblock «Persönliche Kompetenzen» (Kapitel 8.1.2) zusammengefasst.<br />

Andererseits spielen strukturell bedingte und von der Betriebsorganisation<br />

abhängige Faktoren eine zentrale Rolle. Diese von der individuellen Persönlichkeit weitgehend<br />

unabhängigen Faktoren werden nachfolgend unter dem Begriff der Realisierungsfaktoren<br />

erfasst.<br />

Bei den Befragungen zeigte sich, dass auf allen Betrieben für kleine Gruppen und zeitlich<br />

beschränkte und nicht regelmässig wiederkehrende Angebote eine ausreichende räumliche<br />

Infrastruktur besteht. Solche Angebote wurden auch bereits auf allen befragten Betrieben<br />

realisiert. Was seltener besteht, ist die Möglichkeit, auch mit grösseren Gruppen zu arbeiten<br />

oder ein regelmässig wiederkehrendes Angebot zu betreiben. Um intensiv im Freizeit- und<br />

Erlebnisbereich tätig zu werden, müssten bis auf zwei Betriebe alle andere in die diesbezügliche<br />

Infrastruktur investieren. Darunter fallen unter anderem die Einrichtung nötiger sanitärer<br />

Anlagen für die Angebotsbenützenden oder Möglichkeiten für Übernachtungen. Die finanzielle<br />

Investitionskapazität der Betriebe stellt wiederum für sich einen Realisierungsfaktor dar.<br />

Ein Betriebsleiterpaar erwähnte konkret, dass sie auf Grund getätigter Investitionen im Bereich<br />

des Stallgebäudes momentan keine Möglichkeit hätten, in anderen Bereichen zu investieren,<br />

auch wenn sie das wollten (Betrieb F, 25.8.09, Leitfadeninterview).<br />

Alle Betriebsleitenden sprachen den zeitlichen Aufwand an, der für Angebote im Freizeit- und<br />

Erlebnisbereich einzuberechnen sei.<br />

Die Betriebsleitenden sind mit den aktuell existierenden Betriebszweigen arbeitszeitlich ausgelastet.<br />

Namentlich werden hier auch Einschränkungen und die relativ hohen Präsenzzeiten<br />

erwähnt, welche im Rahmen der Milchwirtschaft bestehen: zwei Mal täglich, sieben Tage die<br />

Woche und das jede Wochen im Jahr. Für den Aufbau oder das regelmässige Betreiben<br />

neuer Betriebszweige fehlt ihnen die notwendige Zeit. So ist es den Befragten lediglich möglich,<br />

vereinzelte und oder begrenzte Angebote im Freizeit- und Erlebnisbereich durchzuführen.<br />

66


Zusätzlich rechnen die Betriebsleitungen bei einer Intensivierung von Angeboten im Freizeitund<br />

Erlebnisbereich mit beachtlichen Einschränkungen für ihr Familienleben. So wird erwartet,<br />

dass die Zeit, welche eigentlich für die Familie zu reservieren wäre, zusätzlich eingeschränkt<br />

würde. Dies nicht zuletzt weil Angebote in diesem Bereich häufig am Wochenende<br />

oder in den Schulferien und namentlich beim Betrieb einer Besenbeiz, am Abend stattfinden.<br />

Ein Betriebsleiterpaar sagte diesbezüglich, dass sie sich, wenn es allgemein um die Realisierung<br />

neuer Betriebszweige gehe, jeweils fragten was betriebswirtschaftlich und was für das<br />

Familienleben sinnvoll sei (Betrieb E, 14.7.09, Leitfadeninterview). Die Betriebsleiterin, welche<br />

aktuell Angebote im Bereich der Erwachsenenbildung auf ihrem Betrieb aufbaut, erwähnte,<br />

dass sie erst jetzt, wo ihre Kinder aus dem Schulalter raus seien, Zeit für diese Tätigkeit<br />

habe (Betrieb G, 30.6.09, Leitfadeninterview). Zusätzlich muss auch auf saisonal bedingte<br />

arbeitsintensive Zeiten geachtet werden; als Beispiel wurde die Erntezeit genannt<br />

(Betrieb F, 25.8.09, Leitfadeninterview). Diese Hochbetriebszeiten fallen häufig mit den<br />

Schulferien zusammen.<br />

Betriebsleitende, welche einem Nebenjob ausserhalb ihres eigenen Betriebes nachgehen,<br />

müssten diesen voraussichtlich zu Gunsten von intensiv betriebenen Dienstleistungen im<br />

Freizeit- und Erlebnisbereich aufgeben. Da durch diese Nebenjobs ein gut planbares zusätzliches<br />

Einkommen erwirtschaftet werden kann, würden diese jedoch nur zu Gunsten einer<br />

anderweitigen Tätigkeit aufgegeben, wenn dadurch mit grosser Wahrscheinlichkeit eine ähnliche<br />

hohe oder noch höhere Rentabilität erzielt werden kann.<br />

Die Rentabilität muss verständlicherweise nicht nur bezüglich der Nebenjobs besser ausfallen.<br />

Dies gilt auch gegenüber bereits existierenden Betriebszweigen, die zu Gunsten von<br />

Aktivitäten im Freizeit- und Erlebnisbereich aufgegeben oder eingeschränkt werden müssten.<br />

8.1.7 Zusammenarbeit<br />

Anhand der Aussagen aus den Interviews wurde klar, dass der Begriff der Zusammenarbeit<br />

und die damit verbundene Ansprüche von den verschiedenen Betriebsleitenden teilweise<br />

sehr unterschiedlich verstanden werden können. Bei der Auswertung wurde dem Autorenteam<br />

bewusst, dass die Fragestellungen bezüglich der Zusammenarbeit bereits im vordefinierten<br />

Leitfaden ungenügend differenziert waren. Dies hatte <strong>zur</strong> Folge, dass einige Befragte<br />

von einer Zusammenarbeit mit anderen Betrieben sprachen, während andere von Fachpersonen,<br />

beispielsweise aus der Sozialen Arbeit, ausgegangen sind.<br />

Des Weiteren stellten die Autorin und der Autor fest, dass ohne die Schilderung eines konkreten<br />

Beispiels für ein Projekt oder einem Tätigkeitsbereiches, wo eine Zusammenarbeit<br />

stattfinden könnte, keine konkreten Aussagen zu erwarten waren.<br />

67


Obwohl die Ergebnisse aus den Interviews keine signifikanten Folgerungen oder Feststellungen<br />

für eine Zusammenarbeit erkennen lassen, sind Tendenzen in den Interviews festzustellen,<br />

welche das Autorenteam im Folgenden zusammenfasst.<br />

Als grundlegende Voraussetzugen für eine Zusammenarbeit mit andern Personen wurden<br />

die Übereinstimmung der Grundwerte und das gegenseitige Vertrauen genannt. Eine weitere<br />

Voraussetzung für eine Zusammenarbeit ist laut Aussagen von drei Betrieben die fachliche<br />

Kompetenz der Fachpersonen. Dabei spiele die entsprechende Ausbildung eine wesentliche<br />

Rolle.<br />

Zwei der befragten Betriebsleitenden konnten sich vorstellen, dass sie ihren Betrieb für Projekte<br />

im Freizeit- und Erlebnisbereich <strong>zur</strong> Verfügung stellen könnten, selber aber nicht die<br />

Verantwortung oder eine leitende Rolle übernehmen wollten. So wurde beispielsweise in<br />

diesem Zusammenhang die Aussage gemacht, dass die Fachpersoenen für die Gruppe verantwortlich<br />

sein könnten und die Bauernleute somit die Verantwortung abgeben und sich<br />

ganz auf die Vermittlung der landwirtschaftlichen Lebenswelt konzentrieren könnten (Betrieb<br />

I, 16.7.09, Leitfadeninterview).<br />

Von zwei Befragten wurde eine stärkere regionale Zusammenarbeit gewünscht. Aus einem<br />

Interview wurde als vorbildliches Beispiel für eine regionale Zusammenarbeit, insbesondere<br />

im Bereich des Marketings, das Zürcheroberland genannt (Betrieb J, 17.8.09, Leitfadeninterview).<br />

Die Hälfte der Betriebsleitenden erwähnte konkret, dass bei einer Zusammenarbeit die eigene<br />

Rentabilität gewährleistet sein müsste. Demzufolge wurden mehrmals Bedenken geäussert,<br />

dass durch eine Zusammenarbeit mit weiteren Fachpersonen ein finanzieller Gewinn<br />

schwieriger werde, begründet dadurch, dass die Dienstleistung durch die Fachperson mit<br />

mehr Umkosten verbunden wäre, als ein Projekt einbringen könnte.<br />

Es wurde bemerkt, dass bei einer Zusammenarbeit die Aufgabenteilung und die Finanzen<br />

klar geregelt werden müssten und eine gute Absprache unabdingbar wäre.<br />

Klare Aussagen der Befragten, in welchem Bereich sie auf eine Zusammenarbeit angewiesen<br />

sein könnten, verwiesen auf das Marketing und den Aufbau von Projekten. Drei Betriebe<br />

wünschten sich für Freizeit- und Erlebnisprojekte auf ihrem Betrieb eine Unterstützung in der<br />

Vermarktung der Angebote. Vier Betriebe würde beim Aufbau von Projekten um Unterstützung<br />

ersuchen.<br />

Eine andere Sichtweise auf die Zusammenarbeit zeigen die Aussagen im Agrarbericht 2008<br />

auf. Dabei basieren die Erkenntnisse hauptsächlich auf dem Thema der Zusammenarbeit<br />

zwischen verschiedenen Betriebsleitenden. Die Ausgangslage fokussiert nicht auf eine Zu-<br />

68


sammenarbeit in Zusammenhang mit Freizeit- und Erlebnisangeboten, sondern begrenzt<br />

sich auf die laufende Arbeiten auf einem Betrieb. Daraus geht hervor, dass es in der Landwirtschaft<br />

an der Bereitschaft für eine Zusammenarbeit mangelt. Ursachen dafür sind Neid,<br />

Missgunst und Konkurrenzdruck. (BLW, 2008a)<br />

Des Weiteren kommt aber im Bericht auch zum Vorschein, dass die Zusammenarbeit künftig<br />

einen grösseren Stellenwert haben wird und sich diese in der Landwirtschaft etablieren sollte.<br />

Die Zusammenarbeit, z.B. in einer Maschinengenossenschaft, ist heute noch keine<br />

Selbstverständlichkeit in der Landwirtschaft. Das Zusammenarbeiten wird von jungen<br />

Bewirtschafter/innen jedoch als eine wichtige, zukunftsfähige Strategie erkannt. Damit<br />

können Kosten geteilt und gemeinsam schlagkräftigere Maschinen angeschafft werden<br />

als es einer allein könnte. Doch viele Bauern denken anders: «Jeder will den Fünfer,<br />

das Weggli und die Bäckerstochter noch dazu.» Die jungen Bewirtschafter/innen beschönigen<br />

nicht und berichten, dass es natürlich auch Schwierigkeiten zu über winden<br />

gibt. Doch es gibt ja verschiedene Möglichkeiten, unter denen man wählen kann: Es<br />

muss nicht immer gleich eine Betriebsgemeinschaft oder Betriebszweiggemeinschaft<br />

sein. Mit etwas Toleranz können viele Freiheiten gewonnen und erst noch ein besserer<br />

wirtschaftlicher Erfolg ermöglicht werden.<br />

(BLW, 2008a, S. 80)<br />

8.1.8 Gesellschaftlicher Ansatz<br />

Alle Interviewexpertinnen und Interviewexperten sind der Meinung, dass man die Gesellschaft<br />

vermehrt für die Landwirtschaft sensibilisieren müsse. Sie sind der Ansicht, dass sich<br />

die moderne Gesellschaft immer mehr von der Landwirtschaft entfernt und sich auch nicht<br />

mehr mit ihr identifizieren kann. Die Gesellschaft ist sich nach den Meinungen der Betriebsleitenden<br />

der Aufgabe, welche die Landwirtschaft hat, und ihrer Produkte nicht mehr bewusst.<br />

In einem Interview unterstreicht eine Betriebsleiterin mit ihrer Aussage diese Annahme.<br />

Sie ist der Ansicht, dass viele nichtbäuerliche Leute eine gewisse Identifikation zu haben<br />

glauben, weil sie in irgendeiner entfernten Beziehung zu einem bäuerlichen Betrieb stehen.<br />

Jedoch trüge dieser Schein und nach den Erfahrungen dieser Betriebsleiterin haben die Leute<br />

oftmals keine Ahnung, was das Leben auf einem landwirtschaftlichen Betrieb bedeutet,<br />

auch sind sie, teilweise noch nie auf einem Betrieb gewesen. (Betrieb D, 16.7.09, Leitfadeninterview)<br />

Die Bauernbetriebe erhoffen sich durch eine bessere Sensibilisierung für das landwirtschaftliche<br />

Berufsfeld zwei wesentliche Aspekte. Erstens erhoffen sich die bäuerlichen Familien ein<br />

69


esseres Verständnis für die landwirtschaftliche Produktion und somit einen höheren Umsatz<br />

für ihre eigenen Produkte. Sie gehen davon aus, dass der Allgemeinheit nicht bewusst sei,<br />

welcher Aufwand mit der Lebensmittelproduktion verbunden ist. Durch ein besseres Verständnis<br />

erhoffen sich die Betriebsleitenden, die eigenen Produkte zu angemessenen Preisen<br />

verkaufen zu können.<br />

Zweitens ist es den Interviewten wichtig, dass die Bevölkerung wieder vermehrt einen Zugang<br />

<strong>zur</strong> Grundlage der Lebensmittelproduktion und somit ein Bewusstsein für das „Natürliche“<br />

und die eigenen Wurzeln erlangen würde. Dabei sehen sie vor allem die Aufklärung bei<br />

Kindern als einen zentralen Punkt.<br />

Zentral stellt sich an dieser Stelle die Frage, ob sich die Gesellschaft tatsächlich gemäss den<br />

Ansichten der Bauernbetriebe verändert und sich dadurch von der Landwirtschaft immer<br />

mehr entfremdet habe.<br />

An einem Forum der «Konferenz kantonaler Landwirtschaftdirektion» hielt man fest, dass<br />

durch die gesellschaftliche Entwicklung eine zunehmende Entfremdung der nichtbäuerlichen<br />

Personen von der Landwirtschaft gibt (Konferenz kantonaler Landwirtschaftdirektion, 24.<br />

Sept. 2009, Forum).<br />

Dass sich immer mehr Leute metal und gefühlsmässig von der Landwirtschaft entfernen,<br />

könnte nach einer leitenden Annahme des Autorenteams darin liegen, dass die Angehörigen<br />

der modernen Gesellschaft keinen oder einen laufend geringer werdenden persönlichen Bezug<br />

zu einem landwirtschaftlichen Betrieb haben. Wie aus Kapitel 2.2.1 «Anzahl und Grösser<br />

der Bauernbetriebe» erkenntlich wird, nahm die Anzahl Betriebe in den letzten Jahrenzehnten<br />

laufend ab. Im Vergleich dazu wuchs die Bevölkerung in der Schweiz stetig.<br />

Bevölkerungswachstum in der Schweiz<br />

Abb. 18: Bevölkerungswachstum und Bestand<br />

(BFS, 2008)<br />

70


Der Vergleich zwischen der Abnahme der landwirtschaftlichen Betriebe und der Zunahme<br />

der Bevölkerung in der Schweiz lässt folgern, dass die Chance einer nichtbäuerlichen Person<br />

für einen persönlichen Kontakt oder Bezug zu einem landwirtschaftlichen Betrieb immer<br />

geringer wird.<br />

Wie im Kapitel 5.4 «Gesellschaftlicher Anspruch» beschrieben, wird sich das Bedürfnis nach<br />

einem ländlichen Erholungsraum bei der Gesellschaft intensivieren. Infolgedessen besteht<br />

die Chance für die Bauernbetriebe, diese Entwicklung zu nutzen, um für ihre Dienste werben<br />

zu können.<br />

Zudem sind landwirtschaftliche Produkte bei der Bevölkerung wieder vermehrt im Trend,<br />

eine Folge des intensiven Marketings des Detailhandels. Mit natürlichen Produkten wird ein<br />

immer grösserer Umsatz gemacht. So haben sich beispielsweise Bio-Produkte von kaum<br />

beachteten Nischenartikeln zu einem regelrechten Gesellschaftstrend entwickelt. Von dieser<br />

Beobachtung berichtet auch ein Infodossier der Schweizer Supermarktkette Coop (2009).<br />

Dabei spielen bei der Gesellschaft vor allem Themen wie Nachhaltigkeit, Umweltbewusstsein<br />

oder gesunde Ernährung eine bedeutende Rolle.<br />

Moser (1994) bestätigt in seinem Werk den Wandel der modernen Gesellschaft und deren<br />

Erwartungen an die Landwirtschaft. So geht er davon aus, dass „je grösser das ökologische<br />

Defizit im Arbeits- und Wohnbereich der modernen Menschen wird, desto mehr verlangen<br />

sie, dass zumindest die Landwirtschaft «naturnah» funktioniert“ (S. 11).<br />

71


8.2 Einfluss- und Realisierungsfaktorenmodell für Freizeit- und Erlebnisangebote<br />

Anhand der Konzeptionalisierung der Leitfadeninterviews kristallisierten sich unterschiedliche<br />

Einfluss- und Realisierungsfaktoren heraus, welche die Durchführung von Freizeit- und Erlebnisangeboten<br />

innerhalb landwirtschaftlicher Betriebe massgeblich beeinflussen. Die betreffenden<br />

Faktoren haben einen Einfluss darauf, ob und in welcher Form Betriebsleitende in<br />

diesem Bereich tätig werden. Die Faktoren fallen je nach Themenkreis unterschiedlich aus,<br />

stehen jedoch in gegenseitigem Bezug zueinander. Die Wirkung der herausgearbeiteten<br />

Faktoren ist unterschiedlich. Zusätzlich können einige der Faktoren von den Betriebsleitenden<br />

persönlich beeinflusst werden, während andere sich dieser Beeinflussung entziehen.<br />

In der Generalisierung, dem letzen Schritt der wissenschaftlichen Auswertung der Interviews,<br />

schälte das Autorenteam die verschiedenen Einfluss- und Realisationsfaktoren aus den einzelnen<br />

Themenkreisen heraus. Dadurch konnten die einzelnen Faktoren anhand ihrer jeweiligen<br />

Wirkung und des Bezugs zueinander in einen Zusammenhang gebracht werden. Dies<br />

wird im nachfolgenden Einfluss- und Realisierungsfaktorenmodell visualisiert. Das Modell<br />

ermöglicht eine differenzierte Sicht bezüglich der verschiedenen Faktoren, ihrer jeweiligen<br />

Wirkung und der gegenseitigen Beeinflussung der einzelnen Faktoren untereinander. Anhand<br />

des Modells können sich Personen aus der Soziokulturellen Animation, aus dem landwirtschaftlichen<br />

Bereich, als auch weiter Interessierte einen Überblick über die komplexen<br />

Zusammenhänge verschaffen, welche die Entscheidung bezüglich einer Lancierung von<br />

Freizeit- und Erlebnisangeboten innerhalb landwirtschaftlicher Betriebe massgeblich beeinflussen.<br />

Nachfolgend wird das Modell anhand von drei Schritten erläutert. Im ersten Schritt werden<br />

die drei Hauptebenen der Einflussfaktoren und im Zweiten die jeweiligen Faktoren der einzelnen<br />

Hauptebenen erklärt. Im dritten Schritt werden die Abhängigkeiten der Faktoren zwischen<br />

den drei Hauptebenen aufgezeigt. In diesen drei Schritten sind nur Faktoren erwähnt,<br />

die sich aus den Interviews ergaben. Da dies im Rahmen dieser <strong>Bachelor</strong>arbeit der letzte<br />

Schritt der wissenschaftlichen Auswertung der Informationen aus den Interviews ist, kommen<br />

zusätzliche Faktoren an dieser Stelle bewusst nicht mehr <strong>zur</strong> Sprache.<br />

72


8.2.1 Hauptebenen der Faktoren<br />

Die verschiedenen Faktoren, die sich aus den Interviews herauskristallisieren liessen, beeinflussen<br />

das Handeln der Betriebleitenden unterschiedlich. Einige wirken direkter als andere,<br />

einige können von den Betriebsleitenden unmittelbar beeinflusst werden, andere nicht. Im<br />

ersten Schritt ordnete das Autorenteam die verschiedenen Faktoren innerhalb der drei Ebenen<br />

anhand ihrer Wirkungsintensität. Am stärksten beeinflussen die «Realisierungsfaktoren<br />

im engeren Sinn» die Entscheidung bezüglich von Freizeit- und Erlebnisangeboten. Darauf<br />

folgen die «Realisierungsfaktoren im weiteren Sinn» und zulezt die «Einflussfaktoren».<br />

Die «Realisierungsfaktoren im engeren Sinn» sind an die vorhandenen Betriebs- wie Familienstrukturen<br />

gekoppelt und lassen sich dementsprechend generell am stärksten von den<br />

Betriebsleitenden beeinflussen.<br />

«Realisierungsfaktoren im weiteren Sinn» können zwar von den Betriebsleitenden persönlich<br />

beeinflusst werden, dies aber mehrheitlich nur auf indirektem Weg. Zu diesen Faktoren zählt<br />

das Autorenteam Möglichkeiten und Situationen, die sich aus dem Umfeld des jeweiligen<br />

Betriebes ergeben und sich direkt auf ihn auswirken, beispielsweise gesetzliche Rahmenbedingungen,<br />

welche die Betriebsaktivität stark beeinflussen.<br />

Als «Einflussfaktoren» werden in diesem Modell jene Faktoren bezeichnet, welche sich weitgehend<br />

der direkten und zielgerichteten Beeinflussung durch die Betriebsleitenden entziehen.<br />

So zum Beispiel die Nachfrage nach neuen Dienstleistungen im Rahmen landwirtschaftlicher<br />

Betriebe.<br />

73


8.2.2 Realisierungsfaktoren im engeren Sinn<br />

Diese Faktoren beeinflussen die Lancierung von Freizeit- und Erlebnisangebote auf den einzelnen<br />

landwirtschaftlichen Betrieben am direktesten. Sie bedingen sich aus der aktuellen<br />

Situation des betreffenden landwirtschaftlichen Betriebs heraus und stehen in starker gegenseitiger<br />

Abhängigkeit. Aus diesem Grund sind sie im Modell auch anders dargestellt als die<br />

noch folgenden Faktoren in den anderen Ebenen. Die Realisierungsfaktoren im engeren<br />

Sinn lassen sich unter den Begriffen: Zeit, bestehende Erwerbsstrukturen, Infrastruktur und<br />

Finanzen/Rentabilität zusammenfassen. Die Begriffe sind im Modell miteinander verbunden,<br />

um die ausgeprägte gegenseitige Beeinflussung zu unterstreichen.<br />

Zeit<br />

Die verfügbare Zeit für die Realisierung neuer Dienstleistungen auf dem Bauernbetrieb steht<br />

in direktem Zusammenhang mit den bereits bestehenden Betriebszweigen. Wirkt beispielsweise<br />

ein landwirtschaftlicher Betrieb bereits arbeitsintensiv in einem bestimmten Betriebszweig,<br />

wird neben den täglichen Aufgaben wenig Zeit bleiben, um Neues aufzubauen oder<br />

zu betreiben. Auch gibt es Betriebszweige, die sich durch den Zeitpunkt ihrer Hauptarbeitstätigkeiten<br />

besser oder schlechter mit Dienstleistungen im Freizeit- und Erlebnisbereich kombinieren<br />

lassen. Beispielsweise die saisonalen Erntezeiten im Obstbau oder die fixen Melkzeiten<br />

in der Milchwirtschaft.<br />

Auch ausserbetriebliche Erwerbstätigkeit, die in den letzen Jahren anstieg (vgl. Abb. 7, S.<br />

17) verringert die benötigte Zeit. Schlussendlich spielt die aktuelle Familiensituation eine<br />

wichtige Rolle in der Zeitfrage. Der Aufbau neuer Dienstleistungen sollte nicht auf Kosten der<br />

Familienzeit geschehen. Der durch schulpflichtige Kinder entstehende Betreuungsaufwand<br />

wird meist von den Bäuerinnen geleistet. Auch können Dienstleistungen im Freizeit- und Erlebnisbereich<br />

das Familienleben beeinflussen, indem diese zu den Zeiten stattfinden, die<br />

eigentlich für die Familie reserviert sind, so zum Beispiel an Sonntagen oder in Ferienzeiten.<br />

74


Bestehende Erwerbsstrukturen<br />

Die bestehenden Erwerbsstrukturen in Form der aktuell betriebenen Betriebszweige wie<br />

auch der ausserbetrieblichen Tätigkeiten beeinflussen die Realisierung von Freizeit- und<br />

Erlebnisangeboten nicht nur bezüglich des zeitlichen Aufwandes. Wichtig hierbei ist auch die<br />

Rentabilität, zu der schlussendlich auch der zeitliche Aspekt gehört. Bestehende Erwerbsstrukturen<br />

werden dann geändert, wenn durch neue Möglichkeiten allgemein eine bessere<br />

Rentabilität erreicht werden kann.<br />

Durch die Erwerbsstrukturen werden die Räumlichkeiten und weiteren Infrastrukturen auf<br />

einem Betrieb beeinflusst. Dazu stellt sich die Frage, ob Platz für neue Dienstleistungen vorhanden<br />

ist oder dieser geschaffen werden könnte, indem man andere Bereiche einschränkt.<br />

Als Illustration wäre hierbei zum Beispiel der Umbau eines Hühnerstalles zu einem Aufenthaltsraum<br />

oder zu einem Hofladen zu nennen.<br />

Infrastruktur<br />

Auch die Infrastrukturen der landwirtschaftlichen Betriebe sind massgebend dafür, welche<br />

Dienstleistungen realisiert werden können. Die Frage stellt sich hierbei nicht nur nach dem<br />

vorhandenen Platz für Freizeit- und Erlebnisangebote. Je nach Dienstleistung sind unter anderem<br />

entsprechende sanitäre Einrichtungen erforderlich oder Übernachtungsmöglichkeiten.<br />

Die Interviews zeigten, dass kleine sowie nicht wiederkehrende Aktivitäten im Freizeit- und<br />

Erlebnisbereich auf vielen landwirtschaftlichen Betrieben realisiert werden können ohne bauliche<br />

Massnahmen. Je umfassender oder auch je mehr Kundschaft man mit dem neuen Angebot<br />

auf dem landwirtschaftlichen Betrieb bedienen möchte, umso wahrscheinlicher ist es,<br />

dass mehr investiert werden muss. Zusätzlich muss auch die Sicherheit im Rahmen von<br />

Freizeit- und Erlebnisangeboten auf den landwirtschaftlichen Betrieben gewährleistet werden<br />

können.<br />

Finanzen/Rentabilität<br />

Bereits erwähnt im Zusammenhang mit den anderen Faktoren wurden die Finanzen respektive<br />

die Rentabilität. Damit ein landwirtschaftlich Erwerbstätiger oder eine landwirtschaftliche<br />

Erwerbstätige zu Gunsten von Freizeit- und Erlebnisangeboten bestehende Betriebszweige<br />

abbaut, aufgibt oder Nebenerwerbstätigkeiten einstellt, muss die Aussicht bestehen, dass mit<br />

den neuen Angeboten eine gleiche oder bessere Rentabilität erreicht werden kann. Hierbei<br />

spielt aber nicht ausschliesslich der rein finanzielle Ertrag eine entscheidende Rolle. So kann<br />

es zum Beispiel für Betriebsleitende attraktiver sein, durch die Schaffung neuer Angebote<br />

mehr Erwerbstätigkeit auf dem eigenen Betrieb zu generieren, als einer betriebsexternen<br />

Nebenerwerbstätigkeit nachzugehen auch wenn bei der betriebsexternen Erwerbstätigkeit<br />

ein höherer Stundenlohn erreicht werden könnte. Weiter muss, wie bereits erwähnt wurde, je<br />

75


nach landwirtschaftlichem Betrieb und Ausmass der geplanten Angebote die Betriebsinfrastruktur<br />

angepasst werden. Zusätzlich <strong>zur</strong> Infrastrukturanpassung löst der Aufbau von neuen<br />

Angeboten meist weitere Investitionen aus, für die finanzielle Mittel vorhanden sein sollten<br />

oder beschafft werden müssen. Selbstverständlich muss nach einer definierten Aufbauphase<br />

auch der finanzielle und zeitliche Aufwand im Rahmen von Freizeit- und Erlebnisangeboten<br />

durch die diesbezüglichen Einnahmen gedeckt werden.<br />

8.2.3 Realisierungsfaktoren im weiteren Sinn<br />

Die Realisierungsfaktoren im weiteren Sinn bedingen sich generell nicht aus der aktuellen<br />

Situation der betreffenden landwirtschaftlichen Betriebe, sondern aus dem relevanten Umfeld<br />

und dessen Rahmenbedingungen, sowie den persönlichen Fähigkeiten der Betriebsleitenden.<br />

Diese «Realisierungsfaktoren im weiteren Sinn» lassen sich nicht in der gleichen Art<br />

von den einzelnen Betriebsleitenden beeinflussen wie die «Realisierungsfaktoren im engeren<br />

Sinn». Dies weil sie nicht in direktem Zusammenhang mit den bestehenden Betriebsstrukturen<br />

und –abläufen stehen und dementsprechend schwieriger zu verändern sind. Betriebsleitende<br />

können bei Bedarf einen Hühnerstall in einen Partyraum umgestalten, was im ersten<br />

Schritt nur die innerbetriebliche Erwerbs- und Infrastruktur verändert: Weg vom Eierverkauf,<br />

hin <strong>zur</strong> Vermietung von eines Partyraums. Diese Umgestaltung liegt alleine in der Entscheidung<br />

der betreffenden Betriebsleitenden und resultiert somit aus der Abwägung der Realisierungsfaktoren<br />

im engeren Sinn. Was jedoch nicht in der Entscheidungskompetenz der Betriebsleitenden<br />

liegt, sind die gesetzlichen Rahmenbedingungen, die solch einen Umbau und<br />

eine derartige <strong>Nutzung</strong> reglementieren. Solche übergeordnete Bestimmungen sind Realisierungsfaktoren<br />

im weiteren Sinn.<br />

76


Politische Rahmenbedingungen in der Schweiz<br />

Zu den politischen Rahmenbedingungen gehören Gesetze und Massnahmen des Staates<br />

bezüglich der Landwirtschaft. Zu nennen wären hier unter anderem die Anforderungen und<br />

Auflagen, die erfüllt werden müssen, um Direktzahlungen auszulösen (vgl. Kapitel 3.2). Weitere<br />

gesetzliche Rahmenbedingungen sind unter anderem das Landwirtschaftsgesetz, das<br />

Raumplanungsgesetz (vgl. Kapitel 3.3) und das Tierschutzgesetz, sowie damit verbundene<br />

Erlasse und Massnahmen. Je nach geplantem Angebot sind auch weitere Rahmenbedingungen<br />

und Leitplanken zu beachten, wie zum Beispiel Auflagen für eine Gastgewerbebewilligung<br />

oder entsprechende Sicherheitsauflagen. Zu den gesetzlichen Grundlagen gehören<br />

aber auch die diesbezüglichen Artikel in der Bundesverfassung. Diese Faktoren können von<br />

den einzelnen Betriebsleitenden nicht im Alleingang geändert und schon gar nicht bestimmt<br />

werden. Sie sind Teil des politischen Systems der Schweiz und können nur durch die Teilnahme<br />

am politischen Prozess beeinflusst werden. Eine wichtige Rolle hierbei spielen die<br />

Interessenverbände, welche die Bedürfnisse ihrer Basis gebündelt in den politischen Gestaltungsprozess<br />

einzubringen versuchen.<br />

Zusammenarbeits- und Vernetzungsmöglichkeiten<br />

Weiter befinden sich auf dieser Ebene der Einfluss- und Realisierungsfaktoren auch die<br />

Möglichkeit der Zusammenarbeit mit anderen landwirtschaftlichen Betrieben, um Angebote<br />

oder Dienstleitungen durchzuführen. Hier gehört auch die Zusammenarbeit mit weiteren Personen<br />

oder Fachkräften, die nicht aus der Landwirtschaft stammen, sondern aus der Tourismusbrache,<br />

dem Gastgewerbe oder auch der Sozialen Arbeit und weiteren Feldern. Welche<br />

Zusammenarbeitskonstellationen sinnvoll sind, hängt vom geplanten Angebot oder Projekt<br />

ab, wie auch von den potenziellen ZusammenarbeitspartnerInnen im Umfeld des landwirtschaftlichen<br />

Betriebs. Auch regionale und überregionale Vernetzungsmöglichkeiten und<br />

Anbieterorganisationen, wie zum Beispiel der Verein «Schlafen im Stroh», denen sich die<br />

einzelnen Betriebe anschliessen können, wirken unterstützend auf die Realisierung von Freizeit-<br />

und Erlebnisangeboten (vgl. Kapitel 5.5).<br />

Fähigkeiten der Betriebsleitenden und Weiterbildungsmöglichkeit<br />

Auch von den Fähigkeiten der Betriebsleitenden hängt es ab, welche Angebote sie auf dem<br />

eigenen Betrieb realisieren möchten (vgl. Kapitel 8.1.2). Die individuellen Fähigkeiten der<br />

Betriebsleitenden unterliegen zwar keinen übergeordneten gesetzlichen Rahmenbedingungen,<br />

doch auch sie können nicht in der gleichen unmittelbaren Art beeinflusst werden wie die<br />

Realisierungsfaktoren im engeren Sinn. Die individuellen Fähigkeiten können beeinflusst<br />

werden, jedoch benötigt dies entsprechend Zeit und allenfalls einen Finanzaufwand, wie<br />

77


auch ein persönliches Interesse und eine grundsätzliche Eignung derjenigen, die ihre Fähigkeiten<br />

zielgerichtet verbessern möchten.<br />

Möchten Betriebsleitende ihre Fähigkeiten zielgerichtet auf die Anforderungen ausrichten,<br />

die im Rahmen der Realisierung und Durchführung von neuen Angeboten und Dienstleistungen<br />

innerhalb des eigenen landwirtschaftlichen Betriebes benötigt werden, sind sie auf entsprechende<br />

Weiterbildungs- und Schulungsangebote angewiesen.<br />

Bestehendes regionales Angebot<br />

Zu den Realisierungsfaktoren im weiteren Sinn gehört auch das bereits bestehende Angebot<br />

in der Region im Bereich von Dienstleistungen landwirtschaftlicher Betriebe. Ein vielfältiges<br />

regionales Angebot im Freizeit- und Erlebnisbereich auf landwirtschaftlichen Betrieben kann<br />

natürlich dazu führen, dass der regionale Markt bereits mit solchen Angeboten gesättigt ist<br />

und es somit schwieriger wird, ein eigenes Angebot zu lancieren. Damit ein neu geschaffenes<br />

Angebot rentabel werden kann, muss es in den Augen der Kundschaft attraktiver sein<br />

als die bereits auf dem Markt vorhandenen Angebote. Somit kann durch diese Konkurrenz<br />

die Qualität der Angebote gesteigert werden.<br />

Eine weitere Möglichkeit besteht darin, in einer Marktlücke ein entsprechendes Angebot zu<br />

platzieren. Ein vielfältiges Angebot im Freizeit- und Erlebnisbereich, auch ausserhalb landwirtschaftlicher<br />

Betriebe, kann befruchtend sein für die Innovationsfähigkeit der Region und<br />

somit eine Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure fördern.<br />

78


8.2.4 Einflussfaktoren<br />

Die Einflussfaktoren resultieren weder direkt aus den Strukturen der einzelnen landwirtschaftlichen<br />

Betriebe, noch aus den Rahmenbedingungen und Leitplanken ihres relevanten<br />

Umfeldes. Sie bedingen sich in diesem Modell aus der gesellschaftlichen Entwicklung aber<br />

auch aus der Individualität der Betriebsleitenden. Die Einflussfaktoren bilden die Grundlage<br />

dafür, ob ein Bedürfnis respektive ein Markt besteht für Dienstleistungen und Angebote im<br />

Freizeit- und Erlebnisbereich auf landwirtschaftlichen Betrieben. Der Persönlichkeitsfaktor<br />

der Betriebsleitenden bildet die Grundlage dafür, ob ein Angebot in diesem Bereich überhaupt<br />

ins Auge gefasst wird.<br />

Persönlichkeit der Betriebsleitenden<br />

Die Persönlichkeit wirkt insofern als Einflussfaktor bezüglich der Gestaltung von Freizeit- und<br />

Erlebnisangeboten auf landwirtschaftlichen Betrieben, als sie bestimmt, welche Art von Angeboten<br />

oder Tätigkeiten den jeweiligen Betriebsleitenden entsprechen. Wenn Betriebsleitende<br />

neue Angebote oder Betriebszweige auf ihrem Betrieb lancieren möchten, sollten diese<br />

ihren individuellen Präferenzen entsprechen. Betriebsleitende, die nicht gerne im Bereich<br />

der Bewirtung tätig sind, werden kaum eine «Besenbeiz» aufmachen. Hierbei ist es auch<br />

nicht sinnvoll, durch Weiterbildungen zusätzliche Fähigkeiten in diesem Bereich zu erzwingen.<br />

79


Standort des Betriebes<br />

Welche Möglichkeiten sich für zusätzliche Tätigkeiten innerhalb des landwirtschaftlichen Betriebs<br />

ergeben, hängt auch vom jeweiligen Standort ab. Die topographische Lage, in der sich<br />

der landwirtschaftliche Betrieb befindet, der Besitz von Waldungen oder anderer speziellen<br />

Flächen, die Erschliessung durch den öffentlichen Verkehr oder ob sich der Betrieb in Stadtoder<br />

Agglomerationsnähe befindet, spielen eine wesentliche Rolle. Solche und ähnliche Faktoren<br />

zeigen die Vielfältigkeit der standortbedingten Ausgangslage landwirtschaftlicher Betriebe<br />

auf. Je nach spezifischer Ausgangslage sind entsprechend anders gestaltete Dienstleistungen<br />

und Angebote im Freizeit- und Erlebnisbereich möglich. Zum Beispiel muss der<br />

landwirtschaftliche Betrieb für einen Walderlebnisparcours selbstverständlich über entsprechende<br />

Waldungen verfügen. Hingegen wird für ein Maislabyrinth eine ausreichende Ackerbaufläche<br />

und die entsprechende Höhenlage benötigt (Mais wird nur bis ca. 800 Meter über<br />

Meer angebaut).<br />

Um etwas an der standortbedingten Ausgangslage ändern zu können, müssten die Betriebsleitenden<br />

den aktuell bewirtschafteten Betrieb aufgeben und an einem andern Standort<br />

einen neuen übernehmen.<br />

Nachfrage und gesellschaftlicher Kontext<br />

Damit es für landwirtschaftliche Betriebsleitende überhaupt sinnvoll ist, über die Realisierung<br />

von Freizeit- und Erlebnisangeboten auf ihrem Betrieb nachzudenken, muss eine diesbezügliche<br />

Nachfrage existieren. Die Nachfrage nach solchen Angeboten entsteht im gleichen gesellschaftlichen<br />

Rahmen, in dem sich die jeweiligen landwirtschaftlichen Betriebe befinden.<br />

Die Anforderungen an die Landwirtschaft und somit auch die damit verbundene Nachfrage<br />

nach Produkten, Angeboten und Dienstleistungen unterscheiden sich stark. So zum Beispiel<br />

wird die mexikanische Bevölkerung wohl kaum die gleichen Bedürfnisse bezüglich der eigenen<br />

Landwirtschaft haben wie die Schweizer.<br />

In der Schweiz entwickelte sich das Bedürfnis nach Erhaltung der Landschaft, vorrangig für<br />

den Tourismus in den Bergregionen, ab den sechziger Jahren (vgl. Kapitel 3.1.2). Wie im<br />

Kapitel 5.4 «Gesellschaftlicher Anspruch» dargestellt, wird damit gerechnet, dass das gesellschaftliche<br />

Bedürfnis nach dem Erholungsraum Landschaft in Zukunft noch zunehmen wird.<br />

Solch ein Bedürfnis der Gesellschaft wirkt sich positiv auf die Nachfrage nach Freizeit- und<br />

Erlebnisangeboten auf landwirtschaftlichen Betrieben aus.<br />

Politische und wirtschaftliche Entwicklung<br />

Nicht nur der gesellschaftliche Kontext und die politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen<br />

innerhalb der Schweiz wirken sich auf die einheimische Landwirtschaft aus, sondern<br />

auch globale Entwicklungen und multilaterale Abkommen wie zum Beispiel diejenigen inner-<br />

80


halb der WTO oder das in Verhandlung stehende Freihandelsabkommen mit der EU (vgl.<br />

Kapitel 3.4.1).<br />

8.2.5 Einsatz des Einfluss- und Realisierungsfaktorenmodells<br />

Das Modell kann den landwirtschaftlichen Betriebsleitenden, die sich überlegen, Dienstleistungen<br />

im Freizeit- und Erlebnisbereich anzubieten, als Analyseinstrument dienen. Anhand<br />

des Modells kann man für den betreffende Betrieb die aktuelle Situation gezielt analysieren<br />

und die verschiedenen Faktoren und Ausgangslagen in Relation zueinander setzen.<br />

Soll das Modell <strong>zur</strong> Unterstützung bei der Analyse eines landwirtschaftlichen Betriebes bezüglich<br />

der verschiedenen Einfluss- und Realisierungsfaktoren im Freizeit- und Erlebnisbereich<br />

eingesetzt werden, empfiehlt es sich, mit der Übreprüfung bei der äussersten Ebene<br />

des Modells, den Einflussfaktoren also, zu beginnen. Die Einflussfaktoren bilden die Grundlage,<br />

welche für die Realisierung von Freizeit- und Erlebnisangebote unbedingt gegeben sein<br />

muss. Anschliessend kann die mittlere und letztlich die innere Ebene überprüft werden.<br />

Durch dieses Vorgehen gelangt man von der allgemeinen und weniger spezifischen Ausgangslange<br />

schrittweise zu den konkreten Strukturen vor Ort. Mit dem Modell kann ermittelt<br />

81


werden, ob eine Umstrukturierung des Betriebes oder einzelner Teilbereiche bei der gegebenen<br />

Ausgangslage überhaupt angebracht sei. Ist diese Vorrausetzung gegeben, geht es<br />

darum, herauszukristallisieren, ob eine solche Umstrukturierung auch durchführbar sein und<br />

was dabei beachtet werden müsste.<br />

8.2.6 Fazit für das Einfluss- und Realisierungsfaktorenmodell<br />

Das Einfluss- und Realisierungsfaktorenmodell lässt sich als Hilfsmittel für die Entscheidungsfindung<br />

einzelner Betriebe anwenden, wo man sich überlegt im Freizeit- und Erlebnisbereich<br />

tätig zu werden. Jedoch ist es nicht als Entscheidungsgrundlage gedacht. Für eine<br />

solche Entscheidung müssen weitere Nachforschungen und Planungen getätigt werden. So<br />

ist zum Beispiel eine ausführliche Marktanalyse unbedingt zu empfehlen.<br />

Denkbar ist für das Autorenteam der Einsatz des Modells nicht nur im landwirtschaftlichen<br />

Bereich. Auch Personen, die im Freizeit- und Erlebnisbereich mit Landwirtinnen und Landwirten<br />

zusammenarbeiten möchten, können dieses Modell verwenden. In diesem Sinne dient es<br />

auch Soziokulturellen Animatorinnen und Animatoren, die sich überlegen, ein Projekt auf<br />

einem landwirtschaftlichen Betrieb zu realisieren oder die eine Zusammenarbeit mit dieser<br />

Berufswelt anstreben. Anhand des Modells erhalten sie einen detaillierten Einblick in die<br />

diesbezüglichen Ausgangslagen und bestimmenden Faktoren der landwirtschaftlichen Lebenswelt.<br />

Indem die Soziokulturelle Animatorinnen und Animatoren versuchen, den betreffenden<br />

Betrieb zuerst anhand diese Modells grob einzuschätzen, können sie die Beweggründe<br />

und Bedürfnisse der Betriebsleitenden gezielter erfassen und effektiver Projekte entwickeln,<br />

die nicht nur ihnen selber, sondern auch den Betriebsleitenden entsprechen.<br />

Des weiteren sieht das Autorenteam die Möglichkeit, dass das Einfluss- und Realisierungsfaktorenmodell<br />

für Freizeit- und Erlebnisangebote auf landwirtschaftlichen Betrieben auch in<br />

andere Bereiche einfliessen und von den betreffenden Akteuren verwendet werden kann.<br />

Dies weil das Modell einen hohen Abstraktionsgrad aufweist. Die zentralen Faktoren sind<br />

aus den konkreten Situationen der einzelnen Betriebe herausgelöst und in einen übergreifenden<br />

Zusammenhang gestellt. Dadurch sollte es möglich sein, das Modell nach entsprechenden<br />

Anpassungen auch in anderen Tätigkeitsfeldern zum Einsatz zu bringen.<br />

82


9 Schlussfolgerungen<br />

9.1 Bezug zu den Fragestellungen<br />

Fragestellung: Welche Hindernisse und Chancen bestehen für landwirtschaftliche Betriebe in<br />

der Schweiz, die im Bereich von Freizeit- und Erlebnisangeboten tätig sind oder es werden<br />

möchten?<br />

Eine grosse Chance für die landwirtschaftlichen Betriebe, welche Angebote im Freizeit- und<br />

Erlebnisbereich forcieren wollen, besteht in der Nachfrage der nichtbäuerlichen Bevölkerung.<br />

Wie in Kapitel 5.4 «Gesellschaftlicher Anspruch» beschrieben wurde, wird sich das Bedürfnis<br />

nach Freizeitaktivität der nichtbäuerlichen Bevölkerung intensiver in Richtung ländlicher<br />

Raum orientieren. Dies beinhaltet unter anderem auch Angebote auf Bauernbetrieben.<br />

Die Schweizer Landwirtschaft hat ein positives Image bei der Bevölkerung, was das Anpreisen<br />

von Freizeit- und Erlebnisangeboten erleichtern wird.<br />

Eine weitere Chance ist, dass auf bundespolitischer Ebene der Wille besteht, durch die Teilrevision<br />

des Raumplanungsgesetzes das Lancieren von Freizeit- und Erlebnisangeboten auf<br />

landwirtschaftlichen Betrieben zu erleichtern. Allerdings liegt die Umsetzung bei den einzelnen<br />

Kantonen. Diese sind ermächtigt, zusätzliche einschränkende Bestimmungen für das<br />

Bauen ausserhalb der Bauzone zu erlassen, was konkret das Bauen auf landwirtschaftlichen<br />

Betrieben beinhaltet. Demzufolge können die Kantone, die vom Bund gegebenen Gesetzesgrundlagen<br />

<strong>zur</strong> Raumplanung unterschiedlich vollziehen. Was wiederum <strong>zur</strong> Folge hat, dass<br />

es zwischen den Kantonen unterschiedliche Handhabungen gibt bezüglich der Umnutzung<br />

und Erweiterung bestehender Gebäuden für Nebenerwerbsformen wie Freizeit- und Erlebnisangebote.<br />

Je nach Kanton kann dies auch ein Hindernis darstellen. (vgl. Kapitel 3.3)<br />

Ein weiteres Hindernis auf der strukturellen Ebene stellt die im Kapitel 5.5 «Chancen und<br />

Hindernisse für Schweizer Landwirtschaftsbetriebe» erwähnte fehlende landesweite Vernetzungsstelle<br />

für Freizeit- und Erlebnisangebote im landwirtschaftlichen Bereich dar.<br />

Das Autorenteam stellte anhand der Interviews sowie der Literaturarbeit fest, dass die Arbeitszeit<br />

landwirtschaftlicher Berufstätiger im Vergleich zu anderen Berufsfeldern viel höher<br />

liegt (vgl. Kapitel 2.2.4 und Kapitel 8.1.6). Dies ist insofern ein Hindernis, als die Kapazität für<br />

den Auf- oder Ausbau neuer Angebote schlichtweg fehlt.<br />

Hindernisse und Chancen der einzelnen Bauernbetriebe fallen unterschiedlich aus, was auch<br />

im Einfluss- und Realisierungsfaktorenmodell ersichtlich wird.<br />

Fragestellung: Welche Einflussfaktoren spielen bei landwirtschaftlichen Betriebsleitenden<br />

eine Rolle, die Angebote im Freizeit- und Erlebnisbereich lancieren oder ausbauen wollen?<br />

83


Diese Fragestellung wird anhand des Einfluss- und Realisierungsfaktorenmodells im Kapitel<br />

8.2 «Einfluss- und Realisierungsfaktorenmodells für Freizeit- und Erlebnisangebote» beantwortet.<br />

Das entwickelte Modell gibt auch Personen, die nicht aus dem landwirtschaftlichen<br />

Bereich kommen und weniger Zugang zu diesem haben, einen Einblick in die komplexe Situation,<br />

in der sich die einzelnen Betriebe befinden.<br />

Das Einfluss- und Realisierungsfaktorenmodell ergab sich aus den Erkenntnissen der Leitfadeninterviews.<br />

Somit beansprucht es in dieser Form keine Vollständigkeit. Vielmehr steht es<br />

<strong>zur</strong> Diskussion und kann nach Bedarf auch ergänzt und erweitert werden. Wie gut es sich in<br />

der Praxis im Rahmen der Entscheidungsfindung für einzelne Betriebe eignet, muss sich erst<br />

noch zeigen.<br />

Fragestellung: Wie kann sich die Soziokulturelle Animation auf einzelnen landwirtschaftlichen<br />

Betrieben im Bereich von Freizeit- und Erlebnisangebote einbringen?<br />

Während der Forschungsarbeit wurde ersichtlich, dass die unterschiedlichen Einfluss- und<br />

Realisierungsfaktoren auf den einzelnen Bauernbetrieben derart variabel sind, dass es nicht<br />

möglich ist, diese Frage pauschal zu beantworten. Die Soziokulturelle Animation muss sich<br />

mit den individuellen Einfluss- und Realisierungsfaktoren der einzelnen Betriebe auseinandersetzen.<br />

Dies wiederum setzt Grundkenntnisse über die Landwirtschaft und deren Sprache<br />

in der Schweiz voraus. Unter anderem wurde aus diesem Grund der landwirtschaftliche Bereich<br />

in dieser Arbeit ausführlich beschrieben.<br />

Die Forschungsarbeit und Literatursichtung hat jedoch ergeben, dass landwirtschaftliche<br />

Betriebsleitende durchaus für soziokulturelle Projekte zu begeistern sind. Damit eine Zusammenarbeit<br />

lanciert werden kann, müssen sie sich jedoch ein konkretes Bild von solchen<br />

Dienstleistungen machen können. Infolge dessen ist es entscheidend, dass die betreffenden<br />

Bauernbetriebsleitenden das Berufsfeld der Soziokulturellen Animation kennen lernen.<br />

Werden die genannten Aspekte beachtet, gibt es verschiedenste Möglichkeiten, wie sich die<br />

Soziokulturelle Animation mit ihren Fähigkeiten in die Bereiche von Freizeit- und Erlebnisangeboten<br />

auf einzelnen Betrieben einbringen kann.<br />

Im nachfolgenden Kapitel werden konkrete Handlungsmöglichkeiten und Funktionen der<br />

Soziokulturellen Animation in Anlehnung an Kapitel 6 «Soziokulturelle Animation» beschrieben.<br />

84


9.2 Folgerungen für die Soziokulturelle Animation<br />

Die Projektmethodik (vgl. Kapitel 6.6) nimmt bei der Lancierung von Freizeit- und Erlebnisangeboten<br />

auf einem Bauernbetrieb eine zentrale Stellung ein.<br />

Die Projektmethodik ist ein ideales Instrument, um auf die unterschiedlichen Ausgangslagen<br />

der jeweiligen Bauernbetriebe reagieren zu können. Ein weiterer Vorteil der Projektmethode<br />

ist, dass sich die Fachperson aus der Soziokulturellen Animation nach der erfolgreichen<br />

Lancierung einer Dienstleistung <strong>zur</strong>ückziehen und diese durch die Bauernbetriebe allein weitergeführt<br />

werden kann. Als Voraussetzung dafür muss eine partizipative Zusammenarbeit<br />

zwischen den beiden Berufsfelder gewährleistet sein. Dies wurde auch von mehreren Betrieben<br />

gewünscht, die vor allem Unterstützung beim Aufbau neuer Dienstleistungen benötigen.<br />

Andere Betriebsleitende wiederum äusserten sich insofern, als sie gerne ihre betrieblichen<br />

Ressourcen und ihr eigenes landwirtschaftsbezogenes Know-how einbringen möchten, jedoch<br />

solche Projekte nicht alleine durchführen wollen oder aus verschiedenen Gründen nicht<br />

können.<br />

Unabhängig davon, ob die jeweiligen Betriebsleitenden bei einem Freizeit- und Erlebnisangebote<br />

aktiv mitwirken oder ihre Ressourcen und oder ihr Know-how zu Verfügung stellen,<br />

wird bei soziokulturellen Projekten nach der Auswertung und der Reflektion der gegebenen<br />

Ausgangslage ein Konzept erarbeitet. Infolgedessen nimmt die Soziokulturelle Animation die<br />

Konzeptionsposition ein.<br />

Wie bereits im Kapitel 6.3 «Perspektiven der Soziokulturellen Animation» erläutert wurde,<br />

gibt es zwei Hauptperspektiven in der Soziokulturellen Animation: Die Analyse des gesellschaftlichen<br />

Wandels und die Unterstützung bei der Entwicklung von Freizeit. Im Forschungsteil<br />

kam klar zum Vorschein, dass der gesellschaftliche Wandel bei den Betriebsleitenden<br />

ein grosses Thema ist. Dies zeigte sich in den Aussagen betreffend der Distanziertheit<br />

der nichtbäuerlichen Bevölkerung gegenüber der landwirtschaftlichen Lebenswelt. Freizeit-<br />

und Erlebnisangebote auf landwirtschaftlichen Betrieben können eine Brücke zwischen<br />

diesen unterschiedlichen Lebenswelten bauen. Kommunikation wird somit ermöglicht und<br />

stimuliert. Dadurch nimmt die Soziokulturelle Animation ihre Integrationsfunktion wahr. Seitens<br />

der Betriebsleitenden wird eine solche Kommunikation auch gewünscht (vgl. Kapitel<br />

8.1.5).<br />

Indem der nichtbäuerlichen Bevölkerung ein Zugang <strong>zur</strong> landwirtschaftlichen Lebenswelt<br />

ermöglicht wird, kann nicht nur kurativ sondern auch präventiv auf die Distanziertheit der<br />

modernen Gesellschaft gegenüber der Landwirtschaft eingewirkt werden. Werden mehr entsprechende<br />

Begegnungsmöglichkeiten geschaffen, wird das Risiko kleiner, dass ganze Generationen<br />

keinen Bezug mehr <strong>zur</strong> Landwirtschaft haben.<br />

85


Da sich die Autorin und der Autor auf Freizeit- und Erlebnisangebote im landwirtschaftlichen<br />

Bereich beschränkten, spielt die Hauptperspektive <strong>zur</strong> Entwicklung der Freizeit eine zentrale<br />

Rolle. Wichtig für die Soziokulturelle Animation ist dabei, sich darüber im Klaren zu sein, in<br />

welche Richtung es gehen und welche Inhalte die Angebote enthalten sollen. Je nachdem ist<br />

eine zusätzliche Weiterbildung erforderlich oder von Vorteil. Beispielsweise, wenn ein Angebot<br />

stark im pädagogischen Bereich liegt. Die entsprechenden spezifischen Kompetenzen<br />

werden bei einer Zusammenarbeit ja auch von den Betriebsleitenden erwartet.<br />

Eine weitere mögliche Aufgabe für die Soziokulturelle Animation sehen die Autorin und der<br />

Autor in der edukativen Funktion der Soziokulturellen Animation. Mehrere Betriebsleiterinnen<br />

machten die Äusserung, dass es ihnen ein besonderes Anliegen sei, Kindern durch die<br />

Landwirtschaft verschiedene Lernmöglichkeiten anbieten zu können (vgl. Kapitel 8.1.5). Soziokulturelle<br />

Projekte auf einem landwirtschaftlichen Betrieb erfüllen genau diese Voraussetzungen,<br />

indem sie ausserschulische Lerngelegenheiten bieten.<br />

Ein weiteres Anliegen, welches für die Betriebsleitenden bedeutend ist, besteht darin, der<br />

modernen Gesellschaft ihre Wurzeln wieder zu verdeutlichen. Damit gemeint ist vor allem<br />

der Bezug <strong>zur</strong> Landwirtschaft. (vgl. Kapitel 8.1.8) Durch soziokulturelle Projekte auf Bauernbetrieben<br />

kann die enkulturative Funktion wahrgenommen werden, indem ein gewünschter<br />

kultureller Austausch gefördert wird.<br />

Die Partizipationsfunktion zwischen der Soziokulturellen Animation und den Betriebsleitenden<br />

ergibt sich selbstredend, weil die Bauernfamilien durch die <strong>zur</strong> Verfügung gestellten<br />

Ressourcen gleichsam in den Prozess eingebunden sind. Die Intensität der Partizipation an<br />

der Planung und in der Durchführung konkreter Angebote ist je nach Bedarf der jeweiligen<br />

Betriebsleitenden unterschiedlich.<br />

Der Partizipation der AngebotsbesucherInnen sind im Rahmen von landwirtschaftlichen Betrieben<br />

zuerst einmal Grenzen gesetzt. Einerseits muss die Sicherheit der Teilnehmenden<br />

gewährleistet werden, aber auch das Wohlbefinden der betriebseigenen Tiere darf nicht ausser<br />

Acht gelassen werden. Im landwirtschaftlichen Betrieb feststehende Abläufe können<br />

auch nicht einfach umgestaltet werden. Der Mitwirkungsgrad der AngebotsteilnehmerInnen<br />

muss diesen Gegebenheiten angepasst werden.<br />

86


9.3 Fazit<br />

An dieser Stelle bezieht sich das Autorenteam auf die leitende Annahme, welche zu Beginn<br />

erhoben wurde: Die Zusammenarbeit von landwirtschaftlichen Betriebsleitenden mit der Soziokulturellen<br />

Animation ist eine berufliche Bereicherung für beide Seiten.<br />

Anhand der Arbeit glauben die Autorin und der Autor belegen zu können, dass Freizeit- und<br />

Erlebnisangebote im landwirtschaftlichen Bereich für die Soziokulturelle Animation durchaus<br />

eine berufliche Bereicherung darstellen. Verschiedene Funktionen der Soziokulturellen Animation<br />

werden durch solche Angebote ermöglicht und dadurch Ziele der Soziokulturellen<br />

Animation erreicht (vgl. Kapitel 6.5).<br />

Die Landwirtschaft bietet verschiedenste Ansätze für soziokulturelle Projekte. Es liegt an den<br />

Soziokulturellen Animatorinnen und Animatoren, diese auch zu nutzen.<br />

Die Annahme allerdings, dass die Zusammenarbeit mit der Soziokulturellen Animation eine<br />

berufliche Bereicherung für einzelne landwirtschaftliche Betriebe darstellt, lässt sich weder<br />

deutlich bestätigen noch widerlegen. Landwirtschaftliche Betriebe können klar von den Kompetenzen,<br />

Erfahrungen und dem Know-how der Soziokulturellen Animation profitieren. Dies<br />

explizit im Bereich der Projektmethode, aber auch in der Arbeit mit unterschiedlichen Gruppen<br />

im Freizeitbereich. Für das Autorenteam muss eine Zusammenarbeit für die landwirtschaftlichen<br />

Betriebe jedoch auch auf der finanziellen Ebene einen Erfolg einbringen. Nach<br />

den Vorstellungen des Autorenteams kann erst dann eine Zusammenarbeit vollumfänglich<br />

als eine berufliche Bereicherung bezeichnet werden. Die aktuelle Situation zeigt jedoch, welche<br />

Hürden bestehen, wenn ein landwirtschaftlicher Betrieb Freizeit- und Erlebnisangebote<br />

als rentablen Betriebszweig etablieren will. In diesem Prozess müssen die landwirtschaftlichen<br />

Betriebsleitenden entsprechende Fachberatung beiziehen oder sich dieses Wissen<br />

selber aneignen. Dies vor allem auch, weil zu Beginn der Entscheidung, ob Freizeit- und<br />

Erlebnisangebote als neue Betriebszweige realisiert werden sollten, die grundsätzliche Entscheidung<br />

ansteht, mit welcher Betriebsentwicklungsstrategie (vgl. Kapitel 4) man den Betrieb<br />

in die Zukunft führen kann.<br />

87


10 Schlusswort<br />

Mit der Herausarbeitung der Einfluss- und Realisierungsfaktoren konnten die Anforderungen<br />

herauskristallisiert werden, welche im Rahmen der Realisierung von Freizeit- und Erlebnisangeboten<br />

auf landwirtschaftlichen Betrieben entstehen. Die Folgerungen für die Soziokulturelle<br />

Animation zeigen auf, dass innerhalb von Projekten und Angeboten auf landwirtschaftlichen<br />

Betrieben die Möglichkeit besteht, verschiedene spezifische Funktionen der Soziokulturellen<br />

Animation wahrzunehmen. Die Bacherlorarbeit zeigt aber auch auf, in welcher komplexen<br />

Situation landwirtschaftliche Betriebe stehen, die Freizeit- und Erlebnisangebote realisieren<br />

möchten. Trotz der komplexen Situation möchte das Autorenteam die Fachpersonen<br />

in der Soziokulturellen Animation jedoch ermutigen, in diesem Arbeitsfeld aktiv zu werden.<br />

Hierbei empfiehlt es sich, aus bestehenden soziokulturellen Institutionen heraus tätig zu<br />

werden, wie beispielsweise Gemeinwesenzentren oder Jugendarbeitsstellen. Durch projektorientiertes<br />

Vorgehen werden Angebote auf landwirtschaftlichen Betrieben ermöglicht, ohne<br />

dass die betreffenden Betriebsleitenden unmittelbar einen neuen Betriebszweig schaffen<br />

müssen. Somit können landwirtschaftliche Betriebsleitende, die in diesem Bereich nur sporadisch<br />

tätig sein wollen oder können, diesbezüglich unterstützt werden. Den soziokulturellen<br />

Institutionen hingegen erschliessen sich und ihrer Zielgruppe bis anhin ungenutzte Ressourcen:<br />

den Bauernhof und die damit verbundene landwirtschaftliche Lebenswelt.<br />

Das Autorenteam hat in der vorliegenden Arbeit den Fokus explizit auf die Zusammenarbeit<br />

der Soziokulturellen Animation mit landwirtschaftlichen Betriebsleitenden innerhalb der einzelnen<br />

Betriebe gelegt. Somit wurden bewusst keine Aussagen zu weiteren Tätigkeitsfeldern<br />

der Soziokulturellen Animation gemacht, welche im Umfeld der Landwirtschaft auftauchen<br />

können. Als Beispiel kann hier die Vernetzungsfunktion genannt werden oder ein möglicher<br />

Tätigkeitsbereich in der Regionalentwicklung.<br />

Offen bleiben für das Autorenteam nachfolgende Fragen. Sie können als mögliche Ansatzpunkte<br />

für eine Weiterberarbeitung im landwirtschaftlichen Themenbereich dienen:<br />

• Wie kann die Soziokulturelle Animation, die dringend nötige und teilweise bereits<br />

angegangene Vernetzung im Bereich der Freizeit- und Erlebnisangebote, durch ihre<br />

Vernetzungskompetenzen fördern und unterstützen?<br />

• Wie müsste ein konkretes überregionales und soziokulturelles Projekt gestaltet sein,<br />

das ähnlich dem Projekt «Schule auf dem Bauernhof» wäre, aber in der Freizeit<br />

durchgeführt werden könnte?<br />

88


Bei der Auseinandersetzung mit dem landwirtschaftlichen Bereich stiess das Autorenteam<br />

auch auf Dienstleistungen von landwirtschaftlichen Betrieben, die im sozialpädagogischen<br />

Bereich angesiedelt sind, wie zum Beispiel das Anbieten von Time-out Plätzen oder die Betreuung<br />

von Behinderten. Die Anzahl dieser Dienstleistungen, sowie die entsprechende<br />

Nachfrage, scheinen analog zu jenen im Freizeit- und Erlebnisbereich zu steigen. Hierbei<br />

ergeben sich weitere Anknüpfungspunkte für die Soziale Arbeit.<br />

89


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92


Anhang<br />

Interviewfragen (Themenblöcke mit Hauptfragen und Unterfragen)<br />

Themenblock 1 (fakultative Angaben zum Betrieb)<br />

• Angaben zum Betrieb<br />

o Wie gross ist der Betrieb (Fläche)?<br />

o In welcher Zone ist der Betrieb?<br />

o Wie gut ist die Erschliessung <strong>zur</strong> Öffentlichkeit gewährleistet?<br />

o Wie viele Standardarbeitskräfte sind auf dem Betrieb tätig?<br />

o Welche Arbeitsbereiche umfasst der Betrieb (Acker, Vieh, Hofladen etc.)?<br />

o Gehen Sie und/ oder Ihre Partnerin einem Nebenerwerb nach?<br />

o Sind weitere Familienmitglieder (Grosseltern/ Geschwister) in die Arbeit auf dem Betrieb<br />

eingebunden, in welcher Form?<br />

o Halten sich weitere Familienmitglieder oder Bekannte regelmässig auf dem Betrieb auf,<br />

in welcher Form, wozu?<br />

o Wie sind die Organisationsstrukturen auf dem Hof (Hofgemeinschaft, Generationengemeinschaft,<br />

etc.)?<br />

Themenblock 2 (persönliche Einstellung zum landwirtschaftlichen Betrieb)<br />

• Wie sind Sie auf den Beruf Bauer/Bäuerin gekommen?<br />

o Weshalb sind Sie Bauer/Bäuerin geworden (Motivation)?<br />

o Ausbildung?<br />

o Wie lange sind Sie schon in der Branche? / Wie lange wird der Hof von ihnen geführt?<br />

• Was schätzen Sie am Bauer sein am meisten und am wenigsten?<br />

o Was ist schwierig?<br />

o Was macht Ihnen Freude?<br />

Themenblock 3 (Einstellung zum Thema Freizeit- und Erholungsraum in der Landwirtschaft)<br />

• Was halten Sie generell davon, auf landwirtschaftlichen Betrieben Freizeit- und Erlebnisangebote<br />

anzubieten?<br />

o Was finden Sie an solchen Angeboten/ Ideen spannend?<br />

o Kennen Sie generell Angebote oder Ideen, die Sie eher als abwegig (speziell) empfinden?<br />

Themenblock 4 (Erfahrungen - Hindernisse - Ängste)<br />

• Haben Sie bereits Erfahrungen im Bereich Dienstleistung auf und vom Bauernhof?<br />

o Verfügen Sie über Direktvermarktungskanäle<br />

o Liefern Sie eigene Produkte ans lokale Gewerbe, an lokale Wiederverkäufer?<br />

o Stellen Sie Privaten oder dem lokalen Gewerbe Dienstleistungen <strong>zur</strong> Verfügung?<br />

o Vermieten Sie Räumlichkeiten?<br />

o Haben sie Kenntnisse in der Bewirtung auf ihrem Hof?<br />

• Gibt es Gründe, warum Sie noch keine oder kaum Dienstleistungsangebote machen?<br />

o Wie sieht es im Speziellen mit Freizeit- und Erlebnisangeboten aus?<br />

o Gibt es Einschränkungen/ Schwierigkeiten bezüglich zeitliche Kapazität/Räumliche<br />

Strukturen, etc.?<br />

o Gibt es Einschränkungen/ Schwierigkeiten persönlicher Art?<br />

o Risiken und Ängste, welche vorhanden sind?<br />

Themenblock 5 (Aktaktivität des Betriebs)<br />

• Gibt es Dinge (Angebote, Produkte, Gegebenheiten etc.), welche Ihren Betrieb besonders<br />

kennzeichnen?<br />

o Gibt es Gründe, warum die Bevölkerung (vermehrt) auf Ihren Hof kommen könnte?<br />

93


o Gibt es Gründe, weshalb der Bevölkerung Ihr Betrieb (vermehrt) bekannt sein müsste?<br />

• Welche Möglichkeiten für Freizeit- und Erlebnisangebote existieren auf Ihrem Betrieb oder<br />

könnten geschaffen werden?<br />

Themenblock 6 (vorhandene Ressourcen sowie Erträge)<br />

• Welche Kapazitäten (räumliche, finanzielle, zeitliche) stehen Ihnen für die Realisierung<br />

von Freizeit- und Erlebnisangebote zu Verfügung?<br />

o Könnten Kapazitäten geschaffen werden (zum Beispiel Einbezug weiterer Familienmitglieder<br />

etc.)?<br />

• Was müsste für Sie herausschauen, wenn Sie Freizeit- und Erlebnisangebote gestalten<br />

(lassen) würden?<br />

o Könnten Sie sich nebst dem finanziellem Ertrag auch noch andere Gründe vorstellen,<br />

welche für Sie in Frage kommen (Prestige, Werbung für den Betrieb und deren Produkte,<br />

etc.)?<br />

o Was muss erreicht werden, damit es für Sie stimmt (Good Feeling)?<br />

• Welches Know-how können Sie für diese Arbeit einbringen?<br />

• Welches Know-how würden Sie gerne einbeziehen?<br />

o Wie würden Sie dieses Know-how erwerben wollen (Selbststudium, Fachstelle, Zusammenarbeit)?<br />

Themenblock 7 (Realisierungsvorstellungen)<br />

• Wie könnten Freizeit- und Erlebnisangebote aussehen, die Sie im Rahmen Ihres Bauernhofs<br />

anbieten könnten?<br />

o Für welche Personengruppen würden Sie Angebote auf Ihrem Hof realisieren wollen?<br />

o In welcher Intensität würden Sie Freizeit- und Erlebnisangebote anbieten wollen?<br />

• Wie würden Sie Angebote, die Sie im Rahmen ihres Bauernhofs für andere Personen<br />

anbieten würden, realisieren wollen?<br />

• Würden Sie Angebote in Zusammenarbeit mit anderen lancieren und durchführen wollen?<br />

o z. B. Animation, Fachstellen, NachBuur, Familienmitglieder, Bekannte<br />

Themenblock 8 (Art, Ausmass und Form von Zusammenarbeit)<br />

• Wie müsste eine Zusammenarbeit gestaltet werden?<br />

o Welche Form der Zusammenarbeit könnten Sie sich vorstellen? (Permanente Zusammenarbeit,<br />

punktuelle Zusammenarbeit, Zusammenarbeit bei der Ausschreibung, Zusammenarbeit<br />

beim Aufbau solcher Projekte)<br />

• Was ist Ihnen bei einer Zusammenarbeit wichtig?<br />

o Über welches fachliche Know-how sollten Fachpersonen verfügen können?<br />

o Welche Qualitäten sollten Fachpersonen aufweisen?<br />

Themenblock 9 (abschliessend)<br />

• Was halten Sie vom Projekt «Bim Nachbuur dehei» (Projekt kurz erklären)?<br />

o Was finden Sie positiv/ spannend an diesem Projekt?<br />

o Wo sehen Sie Schwierigkeiten/ Was wirft bei Ihnen Fragen auf an diesem Projekt?<br />

• Sehen Sie weitere Ideen und Möglichkeiten für Angebote?<br />

• Haben Sie noch weitere sonstige Anmerkungen für uns?<br />

94


Zusammenfassung der Betriebe<br />

Betrieb<br />

Datum<br />

A<br />

22.06.09<br />

B<br />

31.08.09<br />

C<br />

17.07.09<br />

D<br />

16.07.09<br />

E<br />

14.07.09<br />

F<br />

25.08.09<br />

G<br />

30.06.09<br />

H<br />

31.08.09<br />

I<br />

16.07.09<br />

J<br />

17.08.09<br />

Grösse in<br />

Hektar<br />

Zone Arbeitsbereich des Betriebs Nebenerwerb Ausbildung SAK<br />

14.4 Talzone Milchwirtschaft, Ackerbau ER: Zimmermann;<br />

ER: Zimmermann, Landwirt 1.25<br />

SIE: Verkäuferin in einem Hofladen eines<br />

anderen landwirtschaftlichen Betriebes<br />

30 Bergzone 1 Milchwirtschaft, Schweinemast<br />

ER: Landwirt mit Meisterprüfung<br />

2.7<br />

Direktverkauf hauptsächlich<br />

SIE: Hauswirtschaftschule<br />

Fleisch<br />

27 Talzone Milchwirtschaft, Kartoffelanbau,<br />

ER: Landwirt mit Meisterprüfung 4.3<br />

Obst, Hühner, Direktverkauf<br />

27 Bergzone 1 Milchwirtschaft, Schweinemast<br />

Schafe, Pferde, wenig Obstbau<br />

15 Talzone Milchwirtschaft, Obstanbau,<br />

wenig Direktverkauf , hauptsächlich<br />

Obst<br />

16.5 Bergzone 1<br />

14<br />

6 Wald<br />

wenig<br />

Bergzone 2<br />

Talzone<br />

Bergzone 1<br />

Milchwirtschaft, Viehaufzucht,<br />

Direktvermarktung, schwergewichtig<br />

von Fleisch (trocken und<br />

frisch) aber auch Käse, Honig<br />

und Nidelzältli<br />

Milchwirtschaft, Schweinezucht,<br />

Wenig Holzverkauf im Winter<br />

16 Hügelzone Milchwirtschaft, Pferdehaltung<br />

des Senior Chefs, Betriebsleiter:<br />

Herstellung von Holzskulpturen<br />

15 eigen<br />

8 gepachtet<br />

Inkl. 1<br />

Wald<br />

Talzone<br />

Hügelzone<br />

15 Hügelzone<br />

Talzone<br />

Milchwirtschaft, Mastschweinezucht,<br />

Wenig Obst<br />

Hofladen (Früchte saisonal,<br />

Süssmost, Eingemachtes, Gemüse,<br />

Konfitüren), Forellenzucht<br />

Mutterkuhhaltung, Direktverkauf<br />

Fleisch und Obst, Spielgruppe<br />

auf dem landwirtschaftlichen<br />

Betrieb<br />

SIE: Hauswirtschaftslehrerin, Katechetin<br />

ER: freiberuflich Bauplanung<br />

SIE: Spitex<br />

SIE: Richtet auf Bestellung mit weiteren Bauerinnen<br />

Apéros aus.<br />

Erwachsenenbildung<br />

ER: Klauenschneider<br />

Nein<br />

ER: tätig im landwirtschaftlichen Versicherungsbereich<br />

SIE: Dentalassistentin<br />

ER: Landwirt<br />

SIE: Handarbeitsseminar, Bäuerin mit<br />

Meisterprüfung, Katechetin<br />

ER: Bauzeichner, Landwirt<br />

SIE: Pflegefachfrau<br />

ER: Landwirt<br />

Sie: Charcuterie Verkäuferin, Bäuerin mit<br />

Meisterprüfung<br />

ER: Landwirt<br />

SIE: Lehrerin, Bäuerinnenschule, Erwachsenenbildung<br />

ER: Forstwart, Ausbildung bezüglich<br />

Klauenschneiden<br />

SIE: Bäuerliches Hauswirtschaftslehrjahr<br />

ER: Landwirt mit Meisterprüfung<br />

SIE: Gärtnerin, Bäuerin mit Meisterprüfung<br />

ER: Landwirt, Grundausbildung versicherungsspezifische<br />

Weiterbildungen;<br />

SIE: Dentalassistentin, Spielgruppenleiterin<br />

2.75<br />

1.8<br />

1.5<br />

1.25<br />

1.25<br />

3<br />

1.27

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