02.11.2013 Aufrufe

Jahresbericht 2003 - BEV

Jahresbericht 2003 - BEV

Jahresbericht 2003 - BEV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Der Femtosekunden-<br />

Kammgenerator<br />

Seit 1983 wird die Defi nition der Längeneinheit<br />

Meter auf eine Zeitmessung<br />

zurückgeführt. Die Zeit (bzw. die Frequenz)<br />

ist derzeit die am genauesten<br />

messbare physikalische Größe überhaupt.<br />

Zur Realisierung dieser Defi nition<br />

ist die Messung der Frequenz einer<br />

elektromagnetischen Welle - wie etwa<br />

Licht – notwendig, um die Wellenlänge<br />

zu ermitteln: Die Lichtgeschwindigkeit<br />

ergibt sich aus Lichtfrequenz mal Lichtwellenlänge.<br />

Die Lichtgeschwindigkeit<br />

wiederum ist seit der oben erwähnten<br />

Defi nition eine Konstante mit der Unsicherheit<br />

Null. Die relative Unsicherheit<br />

der Realisierung der Längeneinheit ist<br />

damit gleich der relativen Unsicherheit<br />

einer Frequenzmessung. Aus messtechnischen<br />

Gründen strebt man Wellenlängen<br />

im Bereich des sichtbaren<br />

Lichtes an (≈ 0,5 µm). Daneben gibt<br />

es ausgezeichnete Lichtquellen, deren<br />

Lichtfrequenz (und damit die Wellenlänge)<br />

äußerst stabil gehalten werden<br />

kann: sogenannte frequenzstabilisierte<br />

Laser. Bis vor nicht allzu langer Zeit<br />

hatte man jedoch enorme Schwierigkeiten,<br />

die Frequenz dieser Quellen<br />

zu messen und damit die Laser zu<br />

kalibrieren. Spezielle Messaufbauten<br />

mit zum Teil exotischen Hilfslasern,<br />

nichtlinearen Kristallen und einer größeren<br />

Mannschaft waren notwendig,<br />

um die Frequenz eines einzigen Lasers<br />

bestimmen zu können. Aufgrund der<br />

vielen Zwischenstufen war die relative<br />

Messunsicherheit deutlich schlechter<br />

als die des Frequenznormales. Außerdem<br />

musste für jede andere Wellenlänge<br />

ein vollkommen neuer Messaufbau<br />

entwickelt werden. Deshalb wurden<br />

diese absoluten Frequenzmessungen<br />

nur von wenigen Labors und äußerst<br />

selten durchgeführt.<br />

Im Jahr 1999 ist es zwei internationalen<br />

Forschergruppen gelungen, das Problem<br />

der Messung optischer Frequenzen<br />

zu lösen. Kernstück dieser Technik<br />

ist ein „Femtosekunden-Laser“, der<br />

ultrakurze (≈ 10 fs) Lichtpulse in regelmäßiger<br />

Abfolge liefert. Mit diesem<br />

Femtosekunden-Laser können aus<br />

elektrisch leicht messbaren Frequenzen<br />

(im Bereich von etwa 1 MHz – 1<br />

GHz) viele (ca. 1⁄2 Million) optische Frequenzen<br />

(im Bereich (100 THz bis 1000<br />

THz) erzeugt (synthetisiert) werden.<br />

Diese optischen Frequenzen haben<br />

- wie die Zinken eines Kammes - einen<br />

gleichmäßigen Abstand zueinander.<br />

Auf Grund dieser Analogie werden<br />

diese Geräte optische „Femtosekunden-Kammgeneratoren“<br />

genannt. Die<br />

Frequenz des so erzeugten Lichtes ist<br />

mit der gleichen relativen Unsicherheit<br />

bekannt wie jene des Eingangssignals.<br />

Das Eingangssignal kann kann mit<br />

höchst möglicher Genauigkeit von einer<br />

Cs-Atomuhr gewonnen werden.<br />

Diese Technik ist relativ einfach und<br />

ermöglicht auch kleineren Instituten,<br />

Frequenzmessungen im optischen Be-<br />

Abbildung 1: Ansicht des optischen Teiles des<br />

Femtosekunden-Kammgenerators. Zustand<br />

aus 2001 noch vor den im <strong>BEV</strong> durchgeführten<br />

Modifi kationen..<br />

reich durchzuführen.<br />

Das <strong>BEV</strong> hat im Jahr 2001 ein solches<br />

Gerät in Betrieb genommen. Es war geplant,<br />

damit das nationale Normal der<br />

Länge darzustellen. Bis dahin waren<br />

diese Geräte lediglich für die Frequenzmetrologie<br />

eingesetzt und getestet worden.<br />

Die Laser, die in der Längenmetrologie<br />

eingesetzt werden und die mit<br />

dem Kammgenerator kalibriert werden<br />

sollten, sind erstens leistungsschwach<br />

und zweitens stark frequenzmoduliert.<br />

Beide Eigenschaften erschweren eine<br />

Frequenzmessung mit dem Kammgenerator<br />

außerordentlich. Das <strong>BEV</strong> hat<br />

zur Kalibrierung der Normallaser einen<br />

Hilfslaser eingesetzt.<br />

Abbildung 2: Schematischer Messaufbau für die<br />

erste absolute Messung des iodstabilisierten<br />

Längennormal <strong>BEV</strong>-2 im Jahre 2002.<br />

Diese Methode zeigte in der praktischen<br />

Anwendung viele Schwächen:<br />

für jede zu kalibrierende Wellenlänge<br />

musste ein eigener Hilfslaser verwendet<br />

werden, der optische Aufbau und<br />

die Justierung waren kompliziert , die<br />

Auswertung der Messwerte gestaltete<br />

sich unübersichtlich. Die Zielvorstellung<br />

war daher, den Strahl des Prüfl ings in<br />

den Kammgenerator zu leiten.<br />

Das <strong>BEV</strong> konnte in Zusammenarbeit mit<br />

dem Max Planck Institut für Quantenoptik<br />

(Garching) entscheidende Schritte<br />

zur Verbesserung der Messmethode<br />

ausarbeiten:<br />

• Selektion einer mikrostrukturierten<br />

optischen Faser, um genügend<br />

Ausgangsleistung zur Messung der<br />

weitverbreiteten HeNe-Laser bei<br />

633 nm zu erreichen<br />

• Einbau eines Farbteilerspiegels der<br />

drei spektrale Bereiche der Kammstrahlung<br />

räumlich voneinander<br />

trennt<br />

• Konsequentes „mode-matching“<br />

von Laser- und Kammstrahlung<br />

durch mehrere langbrennweitige<br />

Linsen<br />

• Optimierung der Optik für die eigentliche<br />

Frequenzmessung für<br />

kleine Strahlungsleistungen<br />

• Um sicherzustellen, dass das elektrische<br />

Signal real ist , wird es zu<br />

zwei simultan getakteten Frequenzzählern<br />

mit sehr verschiedener<br />

Bandbreite geleitet.<br />

Æ<br />

8 Leistungsbericht <strong>2003</strong><br />

Mess- und Eichwesen

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!