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Rundbrief der Familiengemeinschaft GEBHARDT – PAULUS ...

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Australien zu bleiben, entschlossen sich Max und Thea ihrer jungen<br />

Familie zuliebe für Australien.<br />

Im November 1947, durften sie das Internierungslager verlassen und<br />

zogen nach Bow Hill in Südaustralien wo Max eine Stelle als Hilfsarbeiter<br />

gefunden hatte. Die fast 1000 Kilometer lange Reise ging über Melbourne,<br />

wo gerade an jenem Tag ein gesetzlicher Feiertag, <strong>der</strong> so genannte<br />

Melbourne Cup Day, stattfand. Die Millionenstadt war merkwürdigerweise<br />

menschenleer und verlassen. Für ihre eifrige, arbeitsame, deutsche Art,<br />

schien es Thea seltsam, dass eine Großstadt wegen eines Pfer<strong>der</strong>ennens<br />

stillgelegt wurde. Bow Hill war zu <strong>der</strong> Zeit ein abgelegener Ort ohne<br />

öffentliche Verkehrsmittel und nur selten war es möglich für Thea die Fahrt<br />

ins nächstgelegene Städtchen zu machen um einzukaufen. Thea bildete<br />

ein Daheim für ihre Familie und bemühte sich sehr, die deutsche<br />

Lebensweise und Brauchtum beizubehalten. Zu Weihnachten ersetzten<br />

Eukalyptuszweige den Tannenbaum, aber geschmückt wurden sie<br />

immerhin mit richtigen Wachskerzen <strong>–</strong> was nicht ohne Gefahr war,<br />

beson<strong>der</strong>s bei <strong>der</strong> Hitze des australischen Sommers. Thea kochte auf<br />

einem kleinen Holzherd aber war trotzdem noch in <strong>der</strong> Lage, zu<br />

Weihnachten verschiedenerlei Gutsle, Hefestollen und Schnitzbrot zu<br />

backen. Sie hat das weiterhin gemacht, sowie Lebkuchenhäuser für ihre<br />

Enkelkin<strong>der</strong> gebacken, bis in ihre neunziger Jahre. Unsere Mutter war eine<br />

bemerkenswerte und ausgezeichnete Köchin. Sie meisterte, außer <strong>der</strong><br />

Küche ihrer thüringischen Heimat, palästinensisch-arabische Gerichte, die<br />

schwäbische Küche, und englische Speisen aus ihrer Zeit als Kin<strong>der</strong>frau<br />

und Köchin bei <strong>der</strong> englischen Familie in Palästina.<br />

Schließlich haben Max und Thea sich ein eigenes Haus in Murray Bridge<br />

kaufen können. Da das Haus noch von Mietern bewohnt war, und wegen<br />

<strong>der</strong> Weiterbildung ihrer Kin<strong>der</strong>, zogen sie im Jahr 1950 nach Hamilton,<br />

Victoria. Im selben Jahr wurde Hermann geboren und 1953 zog die Familie<br />

nach Murray Bridge zurück. Hier in <strong>der</strong> Geborgenheit ländlichen<br />

Südaustraliens, fand Max eine dauerhafte Stelle als Büroangestellter bei<br />

<strong>der</strong> Regierung und er und Thea sorgten für das Wohl und die Erziehung<br />

ihrer Kin<strong>der</strong>. Als Max 1977 starb, blieb Thea in Murray Bridge wo sie allein<br />

das Haus und den großen Garten instandhielt. 1978 reiste sie nach<br />

Deutschland, um ihre Schwester Edeltrud zu besuchen, die sie seit 1937<br />

nicht mehr gesehen hatte. Ihr viel jüngerer Bru<strong>der</strong>, Theo, war während des<br />

Zweiten Weltkrieges in Russland gefallen. Nach ihrer Rückkehr haben<br />

Thea und ihre Schwester die Verbindung aufrechterhalten, zuerst brieflich<br />

und später telefonisch bis kurz vor Theas Tod. 1995, als das Alleinsein zu<br />

problematisch wurde, zog Thea zu ihrem jüngsten Sohn, Hermann und<br />

seiner Frau Mandy, die auch in Murray Bridge wohnten. Sie bewahrte aber<br />

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