02.11.2013 Aufrufe

Jahresbericht 2010 / 2011 Goutte d'eau - Gouttedeau.org

Jahresbericht 2010 / 2011 Goutte d'eau - Gouttedeau.org

Jahresbericht 2010 / 2011 Goutte d'eau - Gouttedeau.org

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Goutte</strong> d’eau<br />

a child support network<br />

15 Jahre Solidarität mit<br />

den Kindern von Kambodscha<br />

<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2010</strong> / <strong>2011</strong>


Learn to trust – learn to play – learn to learn


<strong>Jahresbericht</strong> <strong>Goutte</strong> d‘eau <strong>2010</strong> / <strong>2011</strong><br />

Stiftungsrat<br />

Judith Berlinger, Rechtsanwältin<br />

Benjamin Frey, Politologe<br />

Martina Honegger, Fachmitarbeiterin Fundraising<br />

»»<br />

Christoph Jakob (Präsident), Entwicklungsexperte<br />

und Politologe<br />

Patrick Klausberger, Sozialarbeiter<br />

Veronika Leu, Dipl. Pflegefachfrau HF<br />

»»<br />

Fabio Molinari, Entwicklungsexperte<br />

Spenden schweiz<br />

PostFinance, CH-3030 Bern<br />

Kontonr.: 60-424294-1<br />

IBAN-Nr.: CH53 0900 0000 6042 4294 1<br />

Swift-Code: POFICHBE<br />

PostFinance, CH-3030 Bern<br />

Kontonr : 87-183923-5<br />

IBAN-No.: CH17 0900 0000 8718 3923 5<br />

Swift-Code: POFICHBE<br />

Spenden Deutschland<br />

Stadtsparkasse München<br />

Kontonummer: 904247244<br />

BLZ: 701 500 00<br />

IBAN: DE55701500000904247244<br />

BIC: SSKMDEMM<br />

KontaktadreSSen<br />

Stiftung <strong>Goutte</strong> d’eau<br />

a child support network<br />

Büro Genf<br />

P.O. Box 88<br />

Rue de Varembé 1<br />

CH-1211 Genf 20<br />

Tel. +41 (0)22 / 733 52 23<br />

info@gouttedeau.<strong>org</strong><br />

Büro Zürich<br />

Seestrasse 70<br />

CH-8703 Erlenbach<br />

Tel. +41 (0)43 / 233 99 91<br />

zurich@gouttedeau.<strong>org</strong><br />

Deutschland<br />

<strong>Goutte</strong> d‘eau Deutschland e.V.<br />

Postfach 440407<br />

80753 München<br />

Tel: +49 (0) 171 / 36 474 45<br />

Internet<br />

www.gouttedeau.<strong>org</strong><br />

www.damnoktoek.<strong>org</strong><br />

Gönner Schweiz <strong>2010</strong><br />

Hauptgönner<br />

Aline Andrea Rutz Stiftung<br />

Cablecom GmbH, Zürich<br />

Compass Bridge Ltd.<br />

Fondation Croisier<br />

Emerald Technology Ventures AG<br />

Fondation Gertrude Hirzel, Genève<br />

Fondation H. Looser<br />

Gabriel Charitable Trust<br />

<strong>Goutte</strong> d’eau Deutschland<br />

Institut akp<br />

Kanton Genf<br />

Lord Michelham Foundation<br />

Paul Schiller Stiftung<br />

Rotary Club Schaffhausen<br />

Schneeberger Maschinen AG, Roggwil<br />

Schnyder H. & A., Münsingen<br />

Stiftung Nord-Süd, Zürich<br />

Symphasis Foundation<br />

Stanley Johnson Foundation<br />

Tosetti Value SIM<br />

»»<br />

U. W. Linsi Stiftung<br />

Weitere Gönner<br />

Private Spenderinnen und Spender<br />

»»<br />

Diverse Kirchengemeinden<br />

Gönner Kambodscha <strong>2010</strong><br />

Canton Gèneve<br />

»»<br />

COSECAM - NGO Coalition to Address (Sexual)<br />

Exploitation of Children in Cambodia<br />

Die Sternsinger<br />

First Hand Singapore<br />

<strong>Goutte</strong> d‘eau – a child support network<br />

Malia Design<br />

Manos Unidas<br />

Mirja-Sachs Foundation<br />

Novartis Foundation for Sustainable Development<br />

Planet Wheeler<br />

Sangkhim Foundation<br />

SKN - Stichting Kinderpostzegels Nederland<br />

Tanglin Trust School Singapore<br />

Terre des Hommes Belgium<br />

The Hemispheres<br />

The RICE Fund<br />

Women International Group Cambodia<br />

Unicef<br />

TAF the Asian foundation, USAID<br />

Child’s dream<br />

Kamonohashi - Project<br />

»»<br />

Mani Tese<br />

Kontrollstelle<br />

BFK Controlling und Revision AG<br />

Könizstr. 230<br />

CH–3097 Liebefeld<br />

4 5


<strong>Jahresbericht</strong> <strong>Goutte</strong> d‘eau <strong>2010</strong> / <strong>2011</strong><br />

15 Jahre <strong>Goutte</strong> d’eau in Kambodscha<br />

Inhalt<br />

Vorwort 9<br />

Die Entwicklung von <strong>Goutte</strong> d’eau Kambodscha in den letzten 15 Jahren<br />

1. Schritt: Der Anfang – <strong>Goutte</strong> d’eau Neak Loeung 10<br />

Rückblick von Veronika Leu und Christoph Jakob (in Neak Loeung von 1996 – 2000)<br />

«Die Rechte der Kinder werden immer noch nicht respektiert » 14<br />

Interview mit Dr. Rith, Direktor von <strong>Goutte</strong> d’eau Neak Loeung<br />

Poipet: Wo Kinder Ware sind 16<br />

2. Schritt: <strong>Goutte</strong> d’eau Poipet 18<br />

Rückblick von Fabio Molinari (in Poipet von 1998 – 2003)<br />

Von den Strassen Poipets an die Universität in Phnom Penh 22<br />

3. Schritt: Ein Lebensraum für behinderte Kinder – Handicap Phnom Penh 24<br />

Rückblick von Patrick Klausberger (in Phnom Penh von 2001 – 2007)<br />

Vier Jahre im Handicap Phnom Penh 30<br />

Rückblick von Irma Hug (im Handicap Phnom Penh 2006 – <strong>2010</strong>)<br />

Kurzbeschreibung der <strong>Goutte</strong> d’eau Projekte 32<br />

4. Schritt: Der Aufbau des Netzwerkes 36<br />

Die Netzwerkpartner von <strong>Goutte</strong> d’eau - a child support network<br />

<strong>Goutte</strong> d‘eau (Deutschland) e.V. 41<br />

Bilanz und Revisionsbericht 42<br />

Impressum 50<br />

Überblick über die <strong>Goutte</strong> d’eau Projekte 52<br />

6 7


<strong>Jahresbericht</strong> <strong>Goutte</strong> d‘eau <strong>2010</strong> / <strong>2011</strong><br />

Vorwort<br />

Sehr geehrte GönnerInnen, liebe Freunde von <strong>Goutte</strong> d’eau – a child support network<br />

« Einen Film über Kambodschas Kinder und die Arbeit von<br />

<strong>Goutte</strong> d´eau zu drehen, war eine der berührendsten Erfahrungen<br />

meines Journalistenlebens. »<br />

Stefan Leifert, Regisseur des Filmes „Kinderschicksale“ aus dem Jahre 2004<br />

Im August 1996 haben wir in der Schweiz die Stiftung<br />

<strong>Goutte</strong> d’eau gegründet. Es sind nun 15 Jahre<br />

her, seit die ersten Kinder in Neak Loeung bei uns ein<br />

neues Zuhause gefunden haben. Dies ist für uns alle<br />

ein freudiger und bewegender Moment – wir dürfen<br />

dieser Tage zusammen mit unseren Kindern und Mitarbeitern<br />

das 15-jährige Jubiläum feiern.<br />

Wenn ich auf diese 15 Jahre zurückschaue, entstehen<br />

vor meinem inneren Auge viele unauslöschliche<br />

Bilder. Momente von unfassbarer Ungerechtigkeit,<br />

von Armut und Elend, die unsere vom westlichen<br />

Wohlstand geprägte Vorstellungskraft weit übersteigen.<br />

Aber auch beglückende Erlebnisse, die uns<br />

immer wieder Kraft gaben, um mit Zuversicht und<br />

Mut unsere Arbeit fortzusetzen. Vertrauen ist der<br />

wichtigste Schlüssel in unserem täglichen Bemühen<br />

den Kindern wieder Hoffnung zu geben. An erster<br />

Stelle gilt es ihr Vertrauen zu gewinnen, und dies<br />

in einer Welt, die ihnen mit Gleichgültigkeit, Missbrauch<br />

und Gewalt begegnet ist.<br />

„Es ist ein ständiger Kampf ums Überleben“,<br />

erzählt ein Strassenkind aus Phnom Penh. „Wenn du<br />

dein Leben nicht verteidigst, überlebst du nicht. Es ist<br />

der tägliche Krieg.“<br />

In einer solchen Welt wieder Vertrauen in andere<br />

zu fassen, den Mut zu finden sich im Vertrauen auf<br />

eine bessere Zukunft von der Strasse abzuwenden, ist<br />

nicht einfach für diese Kinder. Umso beglückender,<br />

wenn wir ihnen und auch ihren Familien durch<br />

unsere Arbeit wieder Hoffnung und ein Gefühl von<br />

Solidarität schenken können.<br />

Dies alles ist nur möglich, da wir auch stets auf das<br />

Vertrauen unserer vielen treuen SpenderInnen bauen<br />

konnten und können.<br />

Als wir vor 15 Jahren angefangen haben, hatten wir an<br />

der Universität Entwicklungshilfe studiert. Wir waren<br />

überzeugt, dass wir nach ein paar Aufbaujahren die<br />

Leitung an Kambodschaner übergeben könnten und<br />

nach weiteren zwei oder drei Jahren auch die finanziellen<br />

Mittel aus Kambodscha kommen würden. Das<br />

erste Ziel haben wir erreicht; die Projekte werden seit<br />

mehreren Jahren von Kambodschanern geführt. Die<br />

finanziellen Mittel werden aber nach wie vor nicht<br />

vom kambodschanischen Staat gewährleistet. Kambodscha<br />

hat sich in den letzen Jahren wirtschaftlich<br />

wenig und vertikal entwickelt. Ein paar Leute haben<br />

viel Geld verdient, der Grossteil der Bevölkerung ist<br />

aber nach wie vor sehr arm und auf den finanziellen<br />

Rückhalt von internationalen Organisationen und<br />

Hilfswerken angewiesen.<br />

Um den Kindern weiterhin und nachhaltig helfen<br />

zu können, sind auch wir gerade jetzt wieder erneut<br />

auf Ihre Spenden angewiesen. Die Gelder sind knapp<br />

und wer heute einem Kind Hilfe verspricht, muss dies<br />

auch m<strong>org</strong>en tun.<br />

Wir wären sehr glücklich, wenn Sie uns auch weiterhin<br />

dabei unterstützen.<br />

Dieser <strong>Jahresbericht</strong> ist dem 15-jährigen Jubiläum<br />

gewidmet. Es ist uns ein Anliegen, mit Ihnen unsere<br />

Erfahrungen und Emotionen teilen zu können. Ich<br />

wünsche Ihnen eine interessante Lektüre.<br />

Herzlichen Dank im Namen der Stiftungsratsmitglieder,<br />

unserer MitarbeiterInnen und der Kinder in<br />

Kambodscha.<br />

Mit freundlichen Grüssen<br />

<strong>Goutte</strong> d’eau – a child support network<br />

Christoph Jakob, Präsident<br />

8 9


Die Entwicklung von <strong>Goutte</strong> d’eau Kambodscha in den letzten 15 Jahren<br />

<strong>Jahresbericht</strong> <strong>Goutte</strong> d‘eau <strong>2010</strong> / <strong>2011</strong><br />

1. Schritt: Der Anfang 1996<br />

<strong>Goutte</strong> d’eau Neak Loeung<br />

Rückblick von Veronika Leu und Christoph Jakob (in Neak Loeung von 1996 – 2000)<br />

Vor 15 Jahren waren wir, Peter, Veronika, Christoph<br />

und weitere Freunde 30 Jahre alt. Wir hatten<br />

während unseren Semesterferien in Fabriken gearbeitet<br />

und waren dann für mehrere Wochen auf<br />

Reisen gegangen und hatten dabei zuerst Europa,<br />

dann Südamerika, Asien und Afrika entdeckt.<br />

Jedesmal waren wir beeindruckt, verändert und<br />

nach unseren Ueberseereisen auch schockiert<br />

zurückgekommen. Schockiert über die Armut, das<br />

Leiden, aber vor allem über die Gleichgültigkeit<br />

der industrialisierten Welt diesen Menschen<br />

gegenüber. Wir gehören zur Generation, die<br />

unsere Eltern gefragt hatten, wie sie während des<br />

zweiten Weltkriegs in der Schweiz leben konnten,<br />

ohne etwas zu unternehmen. Während unserer<br />

Jugend fand vor allem in Deutschland die Diskussion<br />

über die kollektive Schuld statt und man<br />

stellte die Frage, wie man da Zeuge sein konnte,<br />

ohne etwas zu unternehmen.<br />

Zurück in der Schweiz haben wir nächtelang<br />

philosophiert, über unsere Rolle, über unsere<br />

Mitschuld; wir wollten nicht, dass unsere Kinder<br />

uns irgendwann mal die gleichen Fragen stellten.<br />

Wir waren jung, wollten etwas zu einer „besseren<br />

Welt“ beitragen; die Idee eines Projektes für<br />

Strassenkinder reifte während vieler Jahre, aber<br />

wir gingen nach jeder Reise wieder in unsere<br />

Normalität, unsere Bequemlichkeit zurück. Bis<br />

eines Tages Peter aus Südostasien zurückkam, in<br />

der festen Überzeugung, diesmal wirklich etwas<br />

unternehmen zu wollen. Er habe in Kambodscha<br />

schockierende Verhältnisse v<strong>org</strong>efunden, hunderte<br />

von Kindern müssten in den Strassen von<br />

Phnom Penh zu überleben versuchen. Deshalb sei<br />

er in Kambodscha mit UNICEF und dem Sozialministerium<br />

in Kontakt getreten und sie würden<br />

es begrüssen, wenn eine neue Organisation im<br />

Bereich Strassenkinder aktiv würde.<br />

Warum ein Zentrum in Neak Loeung?<br />

Nachdem wir gegenüber dem Sozialministerium<br />

und UNICEF unser Interesse bekundet hatten,<br />

führten diese eine Studie über die Herkunft der<br />

Strassenkinder in Phnom Penh durch. Daraus<br />

ging hervor, dass ein Grossteil der Strassenkinder<br />

aus den armen, ländlichen Provinzen im Südosten<br />

Kambodschas stammte. Diese müssen in<br />

der Hafenstadt Neak Loeung mit der Fähre den<br />

Mekong überqueren. Um die Kinder vor den<br />

Gefahren eines Strassenlebens in Phnom Penh zu<br />

schützen, bat uns das Sozialministerium in Neak<br />

Loeung ein Projekt aufzubauen, als Alternative zur<br />

Weiterreise in die Grossstadt.<br />

Im August 1996 wurde die im Handelsregister<br />

von Bern eingetragene Stiftung <strong>Goutte</strong> d’eau<br />

gegründet. Im September 1996 haben wir mit dem<br />

kambodschanischen Sozialministerium das MOU<br />

(Memorandum of Understanding) unterzeichnet,<br />

den Vertrag, der es uns erlaubte, in Neak Loeung<br />

ein Projekt für Strassenkinder aufzubauen.<br />

Das Drop-In und Residential Center<br />

Geplant war ein kleines Projekt, eine Anlaufstelle<br />

(Drop-in) im Hafen und ein kleines Heim<br />

am Rande der Stadt. Unser Gedanke war immer,<br />

nicht mit einem ausgereiften Projekt nach Kambodscha<br />

zu kommen, sondern auf die Bedürfnisse<br />

der ärmsten Bevölkerung und im Speziellen der<br />

Kinder, einzugehen und das Projekt an Ort und<br />

Stelle, zusammen mit der einheimischen Bevölkerung<br />

und der Situation angepasst, auszuarbeiten.<br />

Im Herbst 1996 gingen Peter, Veronika und Christoph<br />

nach Kambodscha, mieteten im Hafen ein<br />

kleines Häuschen, das für das zukünftige Drop-in<br />

bestimmt war und eine ausgediente, am Mekong<br />

gelegene Lagerhalle am Stadtrand. Die Lagerhalle<br />

wurde umgebaut, um 3 Wohngruppen mit je 10<br />

Kindern empfangen zu können. Im Januar 1997<br />

nahmen wir die ersten Kinder im Wohnheim auf.<br />

Die zwei Buben Ramon und Rotar wurden uns<br />

von einer Strassenkinder<strong>org</strong>anisation in Phnom<br />

Penh überwiesen. Ramon lebt heute mit seiner<br />

Frau in Phnom Penh.<br />

Gleichzeitig eröffneten wir im Hafen ein<br />

Drop-in. Dort konnten Strassenkinder übernachten<br />

und erhielten eine warme Mahlzeit. Dies<br />

schützte die Kinder vor Kriminalität und gleichzeitig<br />

verfolgten wir das Ziel, ihnen eine Alternative<br />

zu bieten, damit sie ihren Weg in die Hauptstadt<br />

nicht fortsetzten. Es erfolgten von Fall zu Fall<br />

Abklärungen mit dem Kind und wenn vorhanden<br />

mit seiner Familie, ob es für eine gewisse Zeit ins<br />

Residential Center eintreten möchte.<br />

Als einzige Hilfs<strong>org</strong>anisation in Neak Loeung<br />

wurden wir von Hilferufen aus der Bevölkerung<br />

überrannt. Nach einem Monat in Neak Loeung<br />

mussten wir uns fragen: Geben wir auf angesichts<br />

der Armut, der fehlenden medizinischen<br />

Vers<strong>org</strong>ung, der Menschenrechtsverletzungen<br />

und kehren in die Schweiz zurück, versuchen zu<br />

vergessen? Oder aber bauen wir ein Projekt auf,<br />

das den örtlichen Verhältnissen und den Bedürfnissen<br />

der Bevölkerung entspricht. Wir entschieden<br />

uns für Letzeres.<br />

Medizinische Klinik<br />

Da wir nicht in einer armen Gegend Kinder aufnehmen<br />

konnten, ohne medizinische Vers<strong>org</strong>ung<br />

bereitzustellen, bauten wir auch eine kleine medizinische<br />

Station auf. Die Klinik kümmert sich auch<br />

heute noch um <strong>Goutte</strong> d’eau Kinder und unser Arzt<br />

gewährleistet die medizinische Grundvers<strong>org</strong>ung<br />

der Kinder in Neak Loeung und der umliegenden<br />

Dörfer gegen einen minimalen finanziellen Beitrag.<br />

Jede Woche wird ein Krankentransport nach<br />

Phnom Penh ins Kantha Bopha Spital <strong>org</strong>anisiert,<br />

wo die Kinder die in Kambodscha einzig gute<br />

Spitalpflege erhalten .<br />

Tagesstätte und Ausbildungszentrum<br />

Wir realisierten auch, dass wir keine Kinder aufnehmen<br />

können, ohne ihnen Schulbildung und<br />

berufliche Ausbildungen zu ermöglichen. Deshalb<br />

eröffneten wir eine Tagesstätte und ein Ausbildungszentrum.<br />

Da uns wichtig war, dass Kinder von<br />

<strong>Goutte</strong> d’eau gegenüber den Kindern in den umliegenden<br />

Slums nicht bevorteilt werden, waren unsere<br />

Angebote von Anfang an auch für Kinder der Umgebung<br />

offen. In der Tagesstätte erhalten die Kinder<br />

eine schulische Grundausbildung, mit dem Ziel, sie<br />

später in die öffentliche Schule zu integrieren.<br />

Wir bauten auch eine berufliche Ausbildungsstätte<br />

auf, wo ältere Kinder eine Lehre absolvieren<br />

können (Schreiner, Schneiderinnen, Velo- und<br />

Motorradmechaniker, Coiffeur). Das Angebot hat<br />

sich über die Jahre verändert. Nach der Ausbildung<br />

hilft <strong>Goutte</strong> d’eau den Absolventen eine Stelle<br />

zu finden oder mittels Mikrokredit sich selbständig<br />

zu machen.<br />

10 11


Die Entwicklung von <strong>Goutte</strong> d’eau Kambodscha in den letzten 15 Jahren<br />

<strong>Jahresbericht</strong> <strong>Goutte</strong> d‘eau <strong>2010</strong> / <strong>2011</strong><br />

übergabe der proJeKte an KambodSchaner<br />

Die Projekte haben sich in den Jahren verändert<br />

und mussten den Verhältnissen angepasst werden.<br />

Das Ziel war von Anfang an, kambodschanische<br />

Mitarbeiter auszubilden und die Leitung der Projekte<br />

an Kambodschaner zu übergeben. Im Jahr<br />

2000 übernahmen die Kambodschaner die Leitung<br />

der Projekte. Diese werden durch einen Technical<br />

Advisor (Berater), der in Phnom Penh stationiert<br />

ist, begleitet. Als Abschluss der Lokalisierung und<br />

um die hohen Mietkosten einzusparen, bauten wir<br />

im Jahre 2003 in Neak Loeung ein neues Zentrum<br />

auf eigenem Land.<br />

poipet, eine neue herauSforderung<br />

Schon nach einem Jahr zeigte sich, dass die Strategie,<br />

den Kindern eine Alternative zur Hauptstadt<br />

zu bieten, Früchte trug. <strong>Goutte</strong> d’eau arbeitete eng<br />

mit dem Sozialministerium, UNICEF und anderen<br />

Organisationen zusammen. Ende der 90er Jahre<br />

ging im Nordwesten Kambodschas die Grenze zu<br />

Thailand auf. Die Grossstadt Bangkok mit Drogen,<br />

Prostitution und Kriminalität war nur noch drei<br />

Stunden von Kambodscha entfernt. Die Behörden<br />

realisierten die Gefahr, dass Bangkok eine grosse<br />

Anziehungskraft auf Kinder haben würde, die auf<br />

der Suche nach einem besseren Leben waren und<br />

sich gleichzeitig nicht der damit einhergehenden<br />

Gefahren bewusst waren. Aufgrund der positiven<br />

Erfahrung in Neak Loeung bat uns das Sozialministerium<br />

in Poipet, der Grenzstadt zu Thailand, ein<br />

neues Projekt aufzubauen und die Kinder auf die<br />

Gefahren der Grossstadt aufmerksam zu machen.<br />

Im August <strong>2011</strong>, Veronika Leu und Christoph Jakob<br />

« Wir sind vom Tropfen auf den heissen Stein überzeugt und<br />

haben Respekt vor der Achtsamkeit und S<strong>org</strong>falt mit der<br />

benachteiligte Kinder und Jugendliche begleitet, ausgebildet<br />

und manchmal in ihre Familien reintegriert werden.<br />

Besonders erfreulich finden wir auch, dass diese Arbeit durch<br />

Einheimische geleistet werden kann. »<br />

Silvia Nef für die Stiftung Nord-Süd<br />

12 13


Die Entwicklung von <strong>Goutte</strong> d’eau Kambodscha in den letzten 15 Jahren<br />

<strong>Jahresbericht</strong> <strong>Goutte</strong> d‘eau <strong>2010</strong> / <strong>2011</strong><br />

«Die Rechte der Kinder werden<br />

immer noch nicht respektiert »<br />

Interview mit Dr. Rith, Direktor von <strong>Goutte</strong> d’eau Neak Loeung<br />

Dr. Rith, wann kamen sie zu <strong>Goutte</strong> d’eau?<br />

Ich arbeite seit 1997 für <strong>Goutte</strong> d’eau, das sind nun<br />

also schon 15 Jahre. Meine Arbeit gefällt mir sehr<br />

und ich arbeite in engem Kontakt mir unseren<br />

kambodschanischen Mitarbeitern und den Technical<br />

Advisors (Beratern) aus Europa, die uns hier<br />

unterstützen.<br />

Dieses Jahr ist für mich ein besonderes Jahr und<br />

ich bin sehr stolz, dass wir eine Feier zum 15 - jährigen<br />

Jubiläum vorbereiten dürfen.<br />

Was bedeuten die 15 Jahre für Sie in Bezug auf<br />

all die Kinder, die in dieser Zeit betreut wurden?<br />

Es ist sicher kein einfacher Job, auch emotional<br />

nicht. Meist ist man starken Eindrücken ausgesetzt<br />

und vor allem aber ist Geduld sehr wichtig. Zudem<br />

beansprucht die Arbeit mit den Familien der Kinder<br />

beansprucht sehr viel Zeit und wir versuchen<br />

sie bestmöglich in ihren Problemen unterstützen.<br />

Dies bedeutet natürlich auch ein Eintauchen in<br />

ihre Ängste und Nöte.<br />

Weshalb sind die Lebensumstände für Kinder in<br />

Kambodscha so schwierig?<br />

Die ökonomische Situation im Lande, die Armut<br />

ist einer der Gründe. Der Zweite ist, dass Kinder<br />

immer noch nicht in ihren Rechten respektiert<br />

werden und deshalb auch schlecht behandelt<br />

werden.<br />

Beginnt sich die Situation zu bessern?<br />

Ja, auf eine Weise ist dies der Fall. Aber wir müssen<br />

mit allen Kräften dranbleiben und weitere Strategien<br />

entwickeln, um die Kinder vor Missbrauch,<br />

Gewalt und sexueller Ausbeutung zu schützen.<br />

Könnten Sie uns einige erfreuliche Geschichten<br />

erzählen über Kinder, die in den letzten Jahren<br />

bei <strong>Goutte</strong> d’eau betreut wurden?<br />

Ja, da gibt es viele, aber ich möchte Ihnen stellvertretend<br />

für andere die Geschichte eines Knaben<br />

erzählen.<br />

Ich bekam eines Tages einen Anruf von einem<br />

Sozialarbeiter, der bei <strong>Goutte</strong> d’eau Poipet arbeitete.<br />

Er berichtete mir von einem Knaben, der auf<br />

der thailändischen Seite der Grenze auf der Strasse<br />

lebte; er sei drogenabhängig, werde von seinem<br />

Vater geschlagen und habe sich zuvor in Bangkok<br />

aufgehalten. Nun sei er bei <strong>Goutte</strong> d’eau Poipet<br />

im Rehabilitation Center aufgenommen worden.<br />

Dort blieb er für sechs Monate und in dieser Zeit<br />

reifte in ihm der Entschluss sein Leben zu ändern.<br />

Vor allem realisierte er allmählich dank vieler<br />

Gespräche mit den Sozialarbeitern, wie wichtig die<br />

Schule für ein späteres Leben ist.<br />

Er kam dann zu uns ins Center Neak Loeung<br />

und konnte bei <strong>Goutte</strong> d’eau die Schule besuchen.<br />

Nach 5 Jahren Schule begann er eine Ausbildung<br />

zum Schreiner sowie als Motorradmechaniker.<br />

Heute studiert er an der Universität von Phnom<br />

Penh Sozialwissenschaften. Er hat auch seiner jüngeren<br />

Schwester ermöglicht, dass sie bei <strong>Goutte</strong><br />

d’eau in Neak Loeung aufgenommen wurde.<br />

Wie kommt es, dass ein 13-jähriger Junge HIV<br />

infiziert ist?<br />

Ein anderer Fall kommt mir in den Sinn, ein<br />

13-jähriger Knabe, der von einer anderen Organisation<br />

zu uns kam und HIV hatte. Er suchte einen<br />

Platz, wo er etwas lernen konnte.<br />

Seine bereits verstorbenen Eltern waren beide<br />

HIV infiziert gewesen und hatten ihn angesteckt.<br />

Als wir den Jungen trafen, war er Vollwaise und<br />

er lebte mit einem Bruder und einer Schwester<br />

zusammen. Die drei KInder mussten sich ganz<br />

alleine durchschlagen.<br />

Zuerst waren wir uns nicht sicher, ob wir ihn<br />

aufnehmen sollten, da HIV in Kambodscha<br />

immer noch tabuisiert wird und wir keine Ängste<br />

im Zentrum wecken wollten. Während unseren<br />

Gesprächen merkten wir aber, wie stark sein Wille<br />

war, sich in seinem Leben trotz allen Widrigkeiten<br />

eine Chance zu erkämpfen.<br />

In der freundlichen Atmosphäre des Zentrums<br />

blühte er auf und profitierte gesundheitlich von<br />

den besseren Lebensbedingungen. Alle mochten<br />

ihn gern, Mitarbeiter wie Kinder.<br />

Auch bei seiner Ausbildung als Motorradmechaniker<br />

gab er sein Bestes. Dadurch erhielt er die<br />

Chance sechs Monate in einer Motorradwerkstatt<br />

in Neak Loeung arbeiten zu können, um sich noch<br />

bessere berufliche Kenntnisse anzueignen. Jetzt<br />

lebt er in einer anderen Provinz und wir halfen<br />

ihm dabei, eine kleine Reparaturwerkstätte für<br />

Motorräder zu eröffnen. Davon kann er nun gut<br />

leben und sein Verdienst erlaubt ihm sogar, noch<br />

seinen jüngeren Bruder zu unterstützen.<br />

Im März <strong>2011</strong>, Dr. Rith<br />

14 15


Die Entwicklung von <strong>Goutte</strong> d’eau Kambodscha in den letzten 15 Jahren<br />

<strong>Jahresbericht</strong> <strong>Goutte</strong> d‘eau <strong>2010</strong> / <strong>2011</strong><br />

Poipet: Wo Kinder Ware sind<br />

Poipet, eine Stadt an der Grenze von Kambodscha<br />

zu Thailand ist Grenzland, ein Niemandsland für<br />

Verzweifelte und Gestrandete. Die Stadt ist ein<br />

schmutziges Riesennest geprägt von Armut,<br />

schlammverkrustet in der Monsumzeit und staubverhüllt<br />

in der Trockenzeit. Vor allem aber ist Poipet<br />

ein riesiger Umschlagplatz für den<br />

Menschenhandel. Jahr für Jahr werden hier Hunderte<br />

von Kindern als billige Arbeitskräfte, Bettler<br />

oder Prostituierte nach Thailand verkauft.<br />

Seit Beginn der 90er Jahre strömten Tausende<br />

armer Familien, Landlose und Verzweifelte in die<br />

wuchernde Stadt, in ihren Herzen die Hoffnung,<br />

hier als Taglöhner oder Händler überleben zu<br />

können.<br />

In Slums und windigen Buden leben sie hier<br />

am Rande des Existenzminimums und aus Not<br />

verkaufen Mütter für wenig Geld auch ihre Kinder.<br />

Alles hat hier seinen Preis und für 20 Dollar<br />

ist ein Kind zu haben. Der Kinderhandel ist hier<br />

alltäglich. Wer ein Kind verkaufen will, fragt einfach<br />

die Nachbarin. Die Frauen sind oft Täter und<br />

Opfer zugleich – Menschenhändlerin am Tag, und<br />

weinende Mutter nachts. Moralische Werte, die<br />

wir aus unserer satten westlichen Ethik kennen,<br />

haben hier nichts zu suchen. Die Polizisten an der<br />

Grenze schauen dem Handel zu und sind oftmals<br />

selbst daran beteiligt. Korruption und Bestechung<br />

sind hier an der Tagesordnung.<br />

Viele Kinder tragen oder ziehen für wenig<br />

Lohn riesige Lasten über die Grenze, vorbei am<br />

goldenen Tor, das die Grenze markiert und jeden<br />

M<strong>org</strong>en um halb acht geöffnet wird. Alles wird<br />

hier vorbeigeschleust, billige Waren aus Thailand<br />

und billige Menschen aus Kambodscha.<br />

Hunderte von Kindern schleppen hier täglich<br />

schwere Lasten hinüber auf den Markt von Thailand.<br />

Viele dieser Border children kehren am<br />

Abend nicht zurück, da sie von Menschenhändlern<br />

entführt werden, die drüben auf sie warten.<br />

Ein Berufsrisiko, von dem alle wissen, über das<br />

aber alle schweigen.<br />

Deshalb betreibt <strong>Goutte</strong> d’eau an diesem<br />

strategisch wichtigen Ort ein Zentrum an neun<br />

verschiedenen Standorten, wo täglich mehr als 500<br />

Kinder betreut werden.<br />

3<br />

« With full commitment I am taking care as a doctor for so<br />

many children needing medical attention. »<br />

Heng, Ärztin von <strong>Goutte</strong> d‘eau in Poipet<br />

16 17


Die Entwicklung von <strong>Goutte</strong> d’eau Kambodscha in den letzten 15 Jahren<br />

<strong>Jahresbericht</strong> <strong>Goutte</strong> d‘eau <strong>2010</strong> / <strong>2011</strong><br />

2. Schritt 1998: <strong>Goutte</strong> d’eau Poipet<br />

Rückblick von Fabio Molinari (in Poipet von 1998 – 2003)<br />

Im Dezember 1998 war ich kurz nach Beginn<br />

meines Engagements in Kambodscha zum ersten<br />

Mal im Grenzort Poipet. Es ging darum das Land<br />

abzumessen, auf welchem nach Neak Loeung das<br />

zweite <strong>Goutte</strong> d’eau (GE) Zentrum entstehen<br />

sollte. GE war vom Sozialministerium von Kambodscha<br />

Leimschnüffeln berauschten und sich mit Betteln<br />

und Gelegenheitsdiebstählen durchs Leben schlugen.<br />

Dies ist auch heute noch so, allerdings ist der<br />

Leim inzwischen härteren Drogen gewichen.<br />

Von Anfang an war uns klar, dass das Leben auf<br />

der Strasse durchaus seine Attraktivität hat. Besser<br />

angefragt worden in Poipet ein in einer Gruppe von Gleichaltrigen eine gewisse<br />

Rehabilitationszentrum für drogenabhängige Freiheit zu geniessen, als in einer Grossfamilie für<br />

Strassenkinder zu eröffnen. Das Terrain für das<br />

Zentrum hatte GE für sieben Jahre vom neuen<br />

Buddhistischen Tempel in Poipet bekommen.<br />

Darum war auch der Name des Zentrums von<br />

Anfang an klar: „Wat Thmey“, was auf Khmer<br />

„neuer Tempel“ heisst.<br />

Dass GE das Land von den Mönchen erhalten<br />

hatte, war ein Zeichen für die Akzeptanz des<br />

neuen Zentrums. Die Gebäude wurden zusammen<br />

mit ehemaligen Strassenkindern aus dem GE<br />

Zentrum in Neak Loeung aus Holz gebaut. Somit<br />

konnten unsere Lehrlinge erste Berufserfahrung<br />

sammeln und wir konnten beim Bau etwas Geld<br />

sparen.<br />

Einige der besten Mitarbeitern aus dem GE<br />

Zentrum in Neak Loeung waren bereit nach Poipet<br />

zu ziehen und dort mit uns zu arbeiten. Dank<br />

dieser Bereitschaft konnten schon bald nach der<br />

Fertigstellung der Gebäude die ersten Kinder<br />

empfangen werden. In Poipet drogenabhängige<br />

Strassenkinder zu finden, war auch damals nicht<br />

schwer. Meist waren es Knaben, die sich mit<br />

die kleineren Geschwister s<strong>org</strong>en zu müssen und<br />

den Launen, der Gewalt und dem Missbrauch<br />

durch ältere Geschwister und Eltern ausgesetzt zu<br />

sein. Dazu noch die Möglichkeit durch Drogen alle<br />

S<strong>org</strong>en, den Hunger und die Schmerzen zu vergessen.<br />

Es war uns klar, dass wir diesen Kindern etwas<br />

bieten mussten, das spannender war als die Strasse<br />

und Drogen. Für die Schule oder eine Lehre waren<br />

diese Kinder vorerst nicht bereit.<br />

Die Idee mit Hilfe eines Strassentheaters die<br />

Kinder von der Strasse und den Drogen weg<br />

zu bringen, hat GE aus den Philippinen übernommen.<br />

Dort waren drei unserer Mitarbeiter<br />

zur Ausbildung, bevor wir mit dem Programm<br />

begonnen haben. Das Mitmachen in einem Strassentheater<br />

bedeutete mit Kostümen vor einer<br />

applaudierenden Menge zu musizieren, zu schauspielern<br />

und akrobatische Einlagen zu machen<br />

und auf Tournee zu gehen; tatsächlich fanden<br />

viele der Kinder dies weitaus spannender, als auf<br />

der Strasse zu leben und sich weiter mit Drogen<br />

zu berauschen. Es galt nun, die eigene Geschichte<br />

zu entwickeln zur Verarbeitung des Erlebten. Das<br />

Basteln der Masken, das Schneidern der Kostüme<br />

und das Zimmern der Bühne förderte die Kreativität<br />

und Fingerfertigkeiten; das Einüben der Texte,<br />

der Musik und der Akrobatik zur Verbesserung<br />

der Konzentrationsfähigkeit gehörte auch dazu.<br />

Alles wurde in einen Tagesplan eingebettet, der<br />

den Kindern einen Rhythmus angewöhnte, den<br />

sie später in der Schule oder in der Lehre ebenfalls<br />

einhalten müssen.<br />

Die erste Tournee mit den Kindern war anstrengend,<br />

aber ein voller Erfolg. Geholfen haben uns<br />

Künstler aus der Schweiz und aus Thailand. Diese<br />

Aufführungen sind für die Zuschauer Unterhaltung<br />

und Aufklärungskampagne in einem. Wie<br />

auch heute noch gingen die Jugendlichen nach der<br />

Tournee zu GE nach Neak Loeung oder zu anderen<br />

Partner<strong>org</strong>anisationen zur Ausbildung.<br />

Bald wurde uns klar, dass die meisten Kinder<br />

das Leimschnüffeln in Thailand lernen, wo sie von<br />

Kinderhändler verschleppt, arbeiten müssen. Wir<br />

machten uns auf die Suche nach diesen Kindern<br />

und entdeckten, dass rund 1500 Kinder, vom Baby<br />

bis zum Jugendlichen jeden Monat von der Polizei<br />

in Bangkok, Phuket und Pattaya aufgegriffen werden.<br />

Sie kamen ins Gefängnis und wurden zurückgeschafft.<br />

Die meisten landeten direkt wieder in<br />

den Fängen der Kinderhändler. Um diese Kinder<br />

aus dem Menschenhandel zu befreien, haben wir<br />

1999 in Poipet das „GE Reception Center“ (Aufnahmezentrum)<br />

eröffnet. Dort finden insbesondere<br />

kleine Mädchen Schutz und ein temporäres<br />

Zuhause bis sie wieder zu ihren Familien können.<br />

Um Kinder aus dem Poipet Zentrum wieder<br />

in die öffentliche Schule zu integrieren und um<br />

zu verhindern, dass Geschwistern und Nachbarskindern<br />

das gleiche Schicksal droht, haben<br />

wir auch in Poipet schon bald mit Tagesschulen<br />

begonnen. Aus diesen Tagesschulen werden die<br />

Kinder in die öffentliche Schule integriert. Allerdings<br />

war dies zu Beginn ein schwieriges Unterfangen.<br />

Keine öffentliche Schule wollte etwas mit<br />

ehemaligen Strassenkindern zu tun haben.<br />

Um neue Kinder vom Ausstieg von der Strasse<br />

zu überzeugen und sie auf der Strasse besser vor<br />

Missbrauch zu schützen, haben wir im gleichen<br />

Zug das Drop-in an der Grenze zu Thailand eröffnet,<br />

dort wo die meisten Strassenkinder arbeiten.<br />

Das Drop-in ist darum als das Bindeglied zwischen<br />

der Strasse und GE entstanden. Dort finden<br />

die Kinder Zuflucht vor Gewalt, eine sichere<br />

Bleibe in der Nacht und fachgerechte Betreuung<br />

durch unsere Sozialarbeiter. Durch die Arbeit des<br />

Drop-ins wurde die Arbeit von GE bei den Kindern,<br />

Polizisten und Zöllnern bekannt und respektiert.<br />

Um diesen „Werbeeffekt“ zu verstärken war<br />

auch unsere Kinderklinik zu Beginn im Drop-in.<br />

Von Anfang an wussten wir, dass wir in Wat<br />

Thmey nur sieben Jahre bleiben konnten. Ausserhalb<br />

von Poipet betrieben wir zwar bereits eine<br />

Tagesschule für 150 Kinder auf einem Gelände<br />

des Sozialministeriums. Dies war aber zu klein,<br />

um zusätzlich den damals bereits nochmals mehr<br />

als 200 Kindern in Wat Thmey Platz zu bieten.<br />

Eines Tages besuchte uns eine Bürgervereinigung<br />

aus „Samarkum“, einer Siedlung von ehemaligen<br />

Flüchtlingen etwas ausserhalb von Poipet. Sie hätten<br />

Land um „etwas Soziales“ darauf zu machen.<br />

So ist das heutige Zentrum langsam entstanden.<br />

Zuerst kam die Tagesschule mit einfachen Häusern<br />

aus Stroh und Bambus. Dann die SchneiderInnenschule<br />

und die Ausbildungsstätte für die älteren<br />

Knaben, sowie Strohhütten für Kinder, die längere<br />

Zeit nicht nach Hause gehen konnten. Später entstand<br />

dann ein Raum für die Kinderklinik und ein<br />

Büro. Das Land ist so gross, dass wir nach den sieben<br />

Jahren in Wat Thmey das ganze GE Zentrum<br />

nach Samarkum zügeln konnten, ein Glücksfall.<br />

18 19


Die Entwicklung von <strong>Goutte</strong> d’eau Kambodscha in den letzten 15 Jahren<br />

<strong>Jahresbericht</strong> <strong>Goutte</strong> d‘eau <strong>2010</strong> / <strong>2011</strong><br />

Gleich nebenan wurde inzwischen die öffentliche<br />

Schule gebaut. Hinter dem GE Zentrum ist<br />

ein neuer Dorfteil entstanden. Die Leute nennen<br />

ihn „Phum Damnok Toek“ was auf Khmer so viel<br />

heisst wie „<strong>Goutte</strong> d’eau Dorf “. Auf dem GE<br />

Gelände tummeln sich inzwischen täglich rund<br />

1500 Kinder. Eine Tagesschule und das Drop-in<br />

verbleiben im Stadtzentrum von Poipet. Nach all<br />

den Jahren sind Poipet und das GE Zentrum kaum<br />

mehr wieder zu erkennen. Dafür ist GE inzwischen<br />

stadtbekannt. Bei meinem letzten Besuch<br />

vor zwei Jahren musste ich an der Grenze, wo die<br />

Mototaxis warten nur sagen: „Töw Damnok Toek“<br />

(ich will zu <strong>Goutte</strong> d’eau) und landete nach ca.<br />

20 Minuten Fahrt ohne weitere Erklärung im GE<br />

Zentrum in Samarkum. Dort wurde ich, wie als<br />

ich vor Jahren noch dort arbeitete, von einer Schar<br />

von strahlenden Kindergesichtern empfangen .<br />

Im August <strong>2011</strong>, Fabio Molinari<br />

« I feel deep concern for every child’s welfare, especially for<br />

the ones who are living in the most difficult circumstances.<br />

Therefore, I have been working with all my heart for <strong>Goutte</strong><br />

d’eau - Damnok Toek Poipet since April 1999 until now. »<br />

Malai, Koordinator <strong>Goutte</strong> d’eau Poipet<br />

20 21


Die Entwicklung von <strong>Goutte</strong> d’eau Kambodscha in den letzten 15 Jahren<br />

<strong>Jahresbericht</strong> <strong>Goutte</strong> d‘eau <strong>2010</strong> / <strong>2011</strong><br />

Von den Strassen Poipets an die<br />

Universität in Phnom Penh<br />

Chan Lin wurde am 21. Juni 1985 in Poipet, der<br />

Grenzstadt zwischen Kambodscha und Thailand<br />

als erstes von fünf Kindern geboren. Sein Vater war<br />

Gelegenheitsarbeiter und seine Mutter Hausfrau.<br />

Bis ins Jahr 1997 lebte Chan Lin auf der Strasse<br />

und betäubte sein Elend mit Drogen. Er konnte<br />

keine Schule besuchen, hatte keinerlei Hoffnung<br />

und sah keine Zukunft vor sich.<br />

Ein Sozialarbeiter von <strong>Goutte</strong> d’eau wurde<br />

auf ihn aufmerksam und machte ihn mit den<br />

Projekten von <strong>Goutte</strong> d’eau bekannt. Chan Lin<br />

entschied sich nach vielen Gesprächen für die<br />

Aufnahme ins Rehabilitation Center von <strong>Goutte</strong><br />

d’eau Poipet, um dort in einem sechsmonatigen<br />

Programm langsam von den Drogen wegzukommen.<br />

Die Kinder, meistens Knaben, werden dort<br />

an einen strukturierten Tagesablauf gewöhnt und<br />

können sich dank vieler Aktivitäten wie Sport und<br />

kreativen Beschäftigungen ablenken und langsam<br />

stabilisieren. Vor allem ist das Theaterspiel ein<br />

wichtiger Teil auf ihrem Weg, um von der Strasse<br />

und den Drogen loszukommen. Es ist gleichzeitig<br />

Therapie und Traumabewältigung und hilft bei<br />

der Aufarbeitung des Erlebten.<br />

Während ihres Aufenthalts kreieren die Kinder<br />

mit viel Begeisterung ein Theaterstück, aufgelockert<br />

durch Tanz- und Akrobatikeinlagen. Es<br />

erzählt ihre eigene Geschichte über Kinderhandel,<br />

Drogen und Gewalt, - alles Themen, die ein Spiegelbild<br />

ihres Lebens auf der Strasse sind.<br />

Zudem werden die Kinder während ihrer Zeit<br />

im Rehabilitation Center in intensiven Einzelgesprächen<br />

psychologisch unterstützt und erhalten<br />

viel Aufmerksamkeit, Unterstützung und Zuwendung.<br />

Dies alles bewirkt eine emotionale Wandlung,<br />

das Kind gewinnt langsam Lebensfreude und<br />

beginnt wieder an sich zu glauben. So erging es<br />

auch Chan Lin, er bezeichnet heute das Rehabilitationsprogramm<br />

als den eigentlichen Wendepunkt<br />

in seinem Leben.<br />

Zusammen mit den Betreuern kam Chan Lin<br />

am Ende seines sechsmonatigen Aufenthaltes zum<br />

Entschluss ins <strong>Goutte</strong> d’eau Projekt nach Neak<br />

Loeung zu wechseln, um dort die Schule besuchen<br />

zu können.<br />

Am 5. Dezember 1999 kam Chan Lin in Neak<br />

Loeung an. Er nahm von Anfang an seine Chance<br />

wahr, war lernwillig und fleissig und durchlief<br />

während mehrerer Jahre bei <strong>Goutte</strong> d’eau die<br />

Schule bis zu Grad 11. Daneben konnte er sich<br />

auch handwerkliche Fähigkeiten aneignen, wie<br />

in der Lehrwerkstätte für Motorrad-Reparaturen,<br />

in der Schreinerei und im Garten beim Anbau<br />

von Gemüse und Pflanzen. Bei der Organisation<br />

Enfant du Mekong in Banteay Mean Chey, konnte<br />

er sich anschliessend noch bis zu Grad 12 weiterbilden<br />

und nahm auch diese Hürde mit Bravour.<br />

Anschliessend gelang es ihm mit der Unterstützung<br />

seiner Betreuer ein Stipendiat an der<br />

Universität für Sozialarbeit in Phnom Penh zu<br />

bekommen. Zielstrebig steht er dort bereits im 3.<br />

Jahr seines Studiums und wird in einem Jahr, das<br />

auch ein Praktikum einschliesst, seinen Bachelor<br />

in Sozialarbeit machen.<br />

Chan Lin denkt oft zurück an die Zeit auf der<br />

Strasse. Er sagt, er vergesse nie woher er gekommen<br />

sei und dass er es nur dank der Hilfe so vieler<br />

engagierter Menschen so weit gebracht habe.<br />

Vor allem aber will er dieses Bewusstsein nun für<br />

die nächste Generation einsetzen. Deshalb ist es<br />

ihm wichtig, seine eigene Erfahrung bei seinen<br />

regelmässigen Besuchen im <strong>Goutte</strong> d’eau Center<br />

auch immer wieder den jüngeren Kindern näher<br />

zu bringen, um auch ihnen den Glauben an eine<br />

eigene Zukunft zu geben.<br />

Chan Lin<br />

Theater in Poipet<br />

Schule in Neak Loeung<br />

22 23


Die Entwicklung von <strong>Goutte</strong> d’eau Kambodscha in den letzten 15 Jahren<br />

<strong>Jahresbericht</strong> <strong>Goutte</strong> d‘eau <strong>2010</strong> / <strong>2011</strong><br />

3 Schritt 2003: Ein Lebensraum für<br />

behinderte Kinder – Handicap Phnom<br />

Penh<br />

Rückblick von Patrick Klausberger (in Phnom Penh von 2001 – 2007)<br />

Im Jahre 1999 besuchte ich im Rahmen meines<br />

Sozialarbeit-Studiums während meiner Semesterferien<br />

fünf Wochen die Projekte von GE in Neak<br />

Loeung und Poipet. Ich widmete den Projekten<br />

meine Diplomarbeit, verbrachte viel Zeit mit den<br />

Kindern, beobachtete, führte Gespräche, machte<br />

Interviews und recherchierte.<br />

Ich war damals von den Projekten und dem<br />

Engagement für die Kinder dermassen beeindruckt,<br />

dass ich danach die Gelegenheit gerne<br />

wahrnahm, ehrenamtlich für GE in der Schweiz<br />

tätig zu sein.<br />

Nach Beendigung meines Studiums Anfang<br />

2000 arbeitete ich in einem Wohnheim für geistig<br />

behinderte Erwachsene in der Nähe von Basel.<br />

Als im Herbst 2000 die Anfrage vom Stiftungsrat<br />

kam, ob ich am Projekt Poipet als technischer<br />

Berater tätig sein wollte, zögerte ich nicht lange<br />

und sagte zu, weil ich voll und ganz hinter den<br />

Projekten und der Philosophie von GE stehen<br />

konnte und weil ich mir durch meine Ausbildung<br />

und Arbeitserfahrung zutraute, Impulse für die<br />

Mitarbeiter der Projekte setzen zu können.<br />

Im März 2001 begann ich dann meine Tätigkeit<br />

im Projekt Poipet. Nachdem es immer ein<br />

Hauptanliegen von GE war (und immer noch ist),<br />

die schwächsten und hilfsbedürftigsten Kinder zu<br />

unterstützen, war es nicht erstaunlich, dass die<br />

Zahl der Kinder mit einem körperlich- und/oder<br />

geistigen Defizit an unserem Projekt in Poipet,<br />

aber auch am Projekt in Neak Loeung (mit welchem<br />

eine enge Zusammenarbeit stattfand), stetig<br />

zunahm. In Kambodscha gibt es sehr viele<br />

behinderte Kinder als Folge von Kinderlähmung,<br />

Fehlmedikationen, Unterernährung, Tuberkulose,<br />

Minen oder „Agent Orange“ einem Entlaubungsmittel,<br />

das die US-Armee im Krieg eingesetzt hat.<br />

Stellvertretend für andere Kinder kommt mir<br />

„Srei Leak“ in den Sinn. Die GE Streetworker des<br />

Drop-ins machten mich damals auf das sechsjährige<br />

Mädchen aufmerksam. Das stark autistische<br />

Mädchen konnte damals nicht gehen, nicht ohne<br />

Unterstützung aufrecht sitzen, nicht sprechen und<br />

kaum sehen. Sie lebte nur in ihrer Welt und kommunizierte<br />

kaum mit ihrer Umwelt. Ihre Mutter,<br />

die eine grosse Familie zu verpflegen hatte und<br />

Witwe war – setzte sie jeden m<strong>org</strong>en auf die Brücke,<br />

die Kambodscha und Thailand verbindet und<br />

welche von tausenden Menschen (Tagelöhner,<br />

Touristen, Casinobesucher etc.) täglich überquert<br />

wird. „Srei Leak“ sass oft den ganzen Tag auf dieser<br />

Brücke am Boden und bettelte. Sie war so der<br />

gleissenden Sonne, aber auch den Regengüssen<br />

der Regenzeit ausgesetzt, rührte sich jedoch nie<br />

von der Stelle, konnte sich gegen ihr Schicksal<br />

nicht wehren. Sie befand sich in einem bemitleidenswerten<br />

Zustand.<br />

Wir mussten uns also Gedanken machen, da wir<br />

Srei Leak und den anderen Kindern zwar durch<br />

unsere Liebe und Aufmerksamkeit, Zuversicht<br />

« Unser Besuch bei den Kindern im Handicap Phnom Penh<br />

vor einem guten Jahr hat uns mehr beeindruckt als alle noch<br />

so gut gemeinten Berichte! Die Kambodscha-Reise hat uns<br />

nochmals neu geprägt. »<br />

Hedi und Hannes Gantenbein, Sargans<br />

24 25


Die Entwicklung von <strong>Goutte</strong> d’eau Kambodscha in den letzten 15 Jahren<br />

<strong>Jahresbericht</strong> <strong>Goutte</strong> d‘eau <strong>2010</strong> / <strong>2011</strong><br />

Junge vom Handicap Phnom Penh<br />

Mädchen vom Handicap Phnom Penh<br />

Knaben vom Handicap Phnom Penh<br />

und Hoffnung geben konnten, ihren speziellen<br />

Bedürfnissen jedoch nicht ausreichend begegnen<br />

konnten. Was tun?<br />

Nach Rücksprache mit dem Stiftungsrat in der<br />

Schweiz, kamen wir zu dem Entschluss, dass wir<br />

für diese Kinder spezielle Förderungsangebote<br />

initiieren mussten. Bis dahin hatten wir zwei Projektstandorte<br />

an strategisch gewählten Orten in<br />

der Provinz, nicht zuletzt auch um der Migration<br />

in die Grossstädte Phnom Penh (Standort Neak<br />

Loeung) und Bangkok (Standort Poipet) Einhalt<br />

gebieten zu können. Wir hatten ursprünglich nicht<br />

vor, ein Projekt in der Hauptstadt zu eröffnen, da<br />

dort bereits ausreichende Angebote für „normale“<br />

ehemalige Strassenkinder und Kinder als Opfer<br />

von Kinderhandel oder anderen Missbräuchen<br />

bestanden.<br />

Es stellte sich die Frage, ob wir ein zusätzliches<br />

Projekt für geistig/körperlich behinderte Kinder<br />

an einem der beiden bestehenden Standorte Neak<br />

Loeung oder Poipet aufbauen und eingliedern<br />

wollten?<br />

Da jedoch vor allem GE Poipet stetig gewachsen<br />

war, um den Bedürfnissen von verschiedensten<br />

Zielgruppen und unter stets veränderten Rahmenbedingungen<br />

gerecht zu werden, lag unser Hauptaugenmerk<br />

auf der Konsolidierung der Projekte.<br />

Wir wollten die Projekte nicht destabilisieren.<br />

Nicht zuletzt deshalb – jedoch insbesondere aufgrund<br />

einer eingehenden Recherche und Standortanalyse<br />

in Phnom Penh - kamen wir zum Schluss,<br />

dass es am meisten Sinn machte dieses Projekt<br />

in der Hauptstadt anzusiedeln. Dort bestanden<br />

bereits Ausbildungs- und Förderungsprogramme<br />

für Kinder mit gewissen Behinderungen. Wir<br />

wollten diese vorhandenen Ressourcen für unsere<br />

Kinder nutzen. Sie sollten in unserem neu zu<br />

eröffnenden Wohnheim wohnen und tagsüber<br />

extern ihren Förderungs- und Schulprogrammen<br />

nachgehen. Zusätzlich sprach für die Hauptstadt,<br />

die Nähe zu guten medizinischen Angeboten<br />

sowie die Rehabilitationsmöglichkeiten für körperlich<br />

behinderte Kinder.<br />

Da wir zusätzlich vorhatten für normal begabte<br />

Jugendliche, die ihre Ausbildung an unseren Projekten<br />

in Neak Loeung und Poipet abgeschlossen<br />

hatten, ein sogenanntes „Job Placement“ - Programm<br />

aufzubauen, machte der Standort Phnom<br />

Penh auch aus Überlegungen des grösseren Ausbildungs-<br />

und Jobangebotes mehr Sinn. Das „Job<br />

Placement“ - Programm beinhaltete die Unterstützung<br />

der Jugendlichen bei der Stellensuche<br />

oder für eine weiterführende Ausbildung. Während<br />

einer Übergangszeit bis zu ihrer Selbständigkeit<br />

sollte unser Wohnheim den Jugendlichen<br />

eine Unterkunft in einem geschützten Rahmen<br />

bieten. Durch diese Durchmischung von normal<br />

begabten, körperlich nicht beeinträchtigten<br />

Jugendlichen mit geistig/körperlich behinderten<br />

Kindern versprachen wir uns eine zusätzliche<br />

Qualität des Austausches, der Kommunikation<br />

und der Solidarität für das Projekt.<br />

Im August 2003 war es dann soweit, wir hatten<br />

nach langer Suche eine geeignete Lokalität an zentraler<br />

Lage gefunden und die ersten Mitarbeiter/<br />

innen angestellt. Die ersten fünf Kinder aus Poipet<br />

und Neak Loeung trafen ein und fanden ein neues<br />

Zuhause. Fortan galt auch meine Aufmerksamkeit<br />

zumindest zur Hälfte dem Projekt in Phnom Penh.<br />

Ich pendelte nun zwischen Poipet und Phnom<br />

Penh hin und her. Glücklicherweise hatte ich in<br />

Rofich einen erfahrenen kambodschanischen Mitarbeiter<br />

an meiner Seite, der bereits einige Jahre<br />

bei GE Poipet als Koordinator tätig gewesen war.<br />

Er übernahm die Koordination des Projektes in<br />

Phnom Penh.<br />

Schon nach einem Jahr sahen wir uns dann<br />

gezwungen eine neue Bleibe für die Kinder zu<br />

suchen, da wir bereits neun Kinder beherbergten<br />

und mehr Kinder aufnehmen wollten. Wir benötigten<br />

grössere und behindertengerechtere Räumlichkeiten<br />

mit mehr Umschwung ums Haus. Wir<br />

fanden ein geräumiges Haus mit grossem Garten<br />

in dem wir bis Ende 2006 blieben. Zu diesem Zeitpunkt,<br />

als die Gruppe auf fünfzehn Kinder angewachsen<br />

war, stand ein erneuter Standortwechsel<br />

bevor, weil nun auch die Kapazität dieser Lokalität<br />

erschöpft war.<br />

Rechtzeitig für den Umzug in die neue grosszügigere<br />

Anlage mit verschiedenen Wohnbereichen,<br />

in denen nun vermehrt auch eine räumliche und<br />

betreuerische Trennung von geistig- und körperlich<br />

behinderten Kindern v<strong>org</strong>enommen werden<br />

konnte, begann Irma Hug ihre Tätigkeit bei<br />

GE Handicap. Zusammen mit Yann, Benjamin,<br />

Sebastien und den vielen kambodschanischen<br />

Mitarbeitern gestaltete sie während den kommenden<br />

vier Jahren bis <strong>2010</strong> das Handicap Projekt<br />

massgebend mit. Ich meinerseits brach Ende<br />

2006 meine Zelte in Kambodscha ab, und nahm<br />

meine Tätigkeit als Stiftungsratsmitglied bei GE in<br />

der Schweiz auf. Dadurch blieb ich den Projekten<br />

eng verbunden und konnte deren Entwicklung aus<br />

der Ferne verfolgen. Als Privatmann aber auch als<br />

Stiftungsratsmitglied besuche ich seither Kambodscha<br />

und die Projekte von GE jährlich und kann<br />

mir jeweils ein umfassenderes Bild über den Stand<br />

der Projekte machen:<br />

Augenfällig ist die kontinuierliche Weiterentwicklung<br />

in Bezug auf die Anzahl der Kinder und<br />

Mitarbeiter, sowie die Steigerung der Kompetenzen<br />

der Mitarbeiter, die sich durch interne und<br />

externe Schulungen ein besseres Handwerkszeug<br />

im Umgang mit dieser höchst schwierigen Zielgruppe<br />

angeeignet haben; im schwierigen kambodschanischen<br />

Kontext, in dem „behindert sein“<br />

nach wie vor tabuisiert wird, und in dem keine<br />

26 27


Die Entwicklung von <strong>Goutte</strong> d’eau Kambodscha in den letzten 15 Jahren<br />

<strong>Jahresbericht</strong> <strong>Goutte</strong> d‘eau <strong>2010</strong> / <strong>2011</strong><br />

staatliche oder private Ausbildungsmöglichkeiten<br />

im Behindertenbereich bestehen.<br />

Erfreut kann ich zudem feststellen, dass die<br />

Zusammenarbeit und Partnerschaft mit neuen<br />

Fach<strong>org</strong>anisationen sichergestellt und zusätzliche<br />

externe Förderungsangebote für die Kinder gefunden<br />

werden konnten.<br />

Massgeblich konnten auch spezialisierte Freiwillige<br />

z.B. aus den Bereichen Physio- /Ergotherapie<br />

oder Heilpädagogik das Know-how der<br />

Mitarbeiter ständig verbessern.<br />

Mittlerweile gehören, der breitgefächerten körperlichen<br />

und geistigen Behinderungen wegen,<br />

zwei Krankenschwestern und zwei Physiotherapeuten<br />

zum Betreuerteam. Durch deren Wissen<br />

und Erfahrungen können die vernachlässigten<br />

körperlichen Funktionen der Kinder stimuliert<br />

werden und die anderen Mitarbeiter besser auf die<br />

Thematik sensibilisiert werden.<br />

Nachdem Irma Hug im Jahr <strong>2010</strong> ihre engagierte<br />

Arbeit am Handicap Projekt beendete,<br />

gelang es uns Karina, eine Ärztin mit langjähriger<br />

Erfahrung in der Entwicklungszusammenarbeit<br />

für die Weiterführung der Koordination des Projektes<br />

zu gewinnen; durch ihr medizinisches Fachwissen<br />

sicherlich ein Glücksfall für das Projekt.<br />

Positiv ist sicherlich auch die Tatsache, dass die<br />

lokale Bevölkerung vereinzelt aber zunehmend auf<br />

die Thematik „Behinderung“ sensibilisiert wird.<br />

Beispielsweise engagiert sich seit zwei Jahren einer<br />

der berühmtesten Maler Kambodschas namens<br />

Sophannarith auf freiwilliger Basis und gibt den<br />

Kindern wöchentlich Zeichen- und Malunterricht.<br />

Bei meinen jährlichen Besuchen in Kambodscha<br />

seit meinem beruflichen Abschied vor mehr<br />

als vier Jahren, kann ich mich über die Fortschritte<br />

der Kinder überzeugen. Es ist dies meist ein emotionales,<br />

freudiges, manchmal auch erstaunliches<br />

Wiedersehen für mich.<br />

„Srei Leak“ wohnt nun seit einigen Jahren im<br />

Handicap Zentrum in Phnom Penh und hat durch<br />

zielgerichtete Förderung und Stimulation ihrer<br />

vernachlässigten Körperteile und dank Physiotherapie<br />

gelernt zu gehen. Sie kann sich viel besser<br />

ausdrücken und sogar ein wenig sprechen. So<br />

kann sie ihre Wünsche besser kundtun und Emotionen<br />

wie Angst, Trauer und Freude zum Ausdruck<br />

bringen. Sie nimmt ihre Umwelt viel besser wahr.<br />

Beispielsweise erkennt sie mich wieder bei meinen<br />

Besuchen. Ihre Lebensqualität von heute im Zentrum<br />

zu damals auf der Grenzbrücke in Poipet,<br />

unterscheidet sich wie Tag und Nacht. Nun hat sie<br />

ein würdevolles Leben. Das Wiedersehen mit ihr<br />

berührt mich immer zutiefst.<br />

Auch die anderen Kinder machen kontinuierlich<br />

Fortschritte, einige konnten nach erfolgreich<br />

bewältigten Ausbildungen wieder in ihre Familien<br />

integriert werden.<br />

Seit Juni <strong>2011</strong> ist nun eine neue Ära des Handicap<br />

Center angebrochen: Nach einem Brand im<br />

März 2009, bei dem glücklicherweise keine Kinder<br />

zu Schaden kamen, baute die Besitzerin das niedergebrannte<br />

Haus wieder auf, leider aber nicht<br />

in dem Masse behindertengerecht, in dem wir<br />

uns das v<strong>org</strong>estellt hatten. Da seit diesem Ereignis<br />

das Mietverhältnis immer schwieriger wurde,<br />

sahen wir uns veranlasst zu handeln und die Konsequenzen<br />

zu ziehen: Wir wollten unser eigenes<br />

Land erwerben und unsere benötigte Infrastruktur<br />

selber planen und erstellen. Nach langer und<br />

intensiver Suche wurden wir in der Peripherie der<br />

Hauptstadt in der Nähe des Flughafens fündig und<br />

konnten, nachdem wir die Finanzierung für den<br />

Erwerb und das Bauvorhaben sichergestellt hatten,<br />

das Land in unseren Besitz bringen und mit dem<br />

Bau beginnen.<br />

Mit grosser Freude und Genugtuung konnte<br />

nun also im Sommer <strong>2011</strong> das neue Zentrum<br />

durch die mittlerweile 30 Kinder und 16 Mitarbeiter<br />

bezogen werden. Es ist ein grosser Schritt<br />

in Richtung Nachhaltigkeit des Projektes, weil<br />

wir von Beginn an in die Planung des Baus involviert<br />

waren und weil es Unsicherheiten bezüglich<br />

Mietverhältnisse und Abhängigkeiten in Zukunft<br />

beseitigt. Die Herausforderungen an neuer Stätte<br />

werden bestehen bleiben.<br />

Die Arbeit mit unseren Kindern im Handicap<br />

Zentrum erfordert grosses Einfühlungsvermögen,<br />

Geduld, Kreativität, Beharrlichkeit, Akzeptanz,<br />

eine gute Kommunikationsfähigkeit – und nicht<br />

zuletzt ein grosses Herz. GE wird versuchen die<br />

Kompetenzen unserer Mitarbeiter bestmöglich zu<br />

steigern, damit sie in Zukunft noch besser auf die<br />

Bedürfnisse der Kinder eingehen können und sie<br />

in ihrer Selbständigkeit fördern.<br />

Ebenfalls müssen wir unermüdlich daran arbeiten<br />

noch mehr Partner zu finden, die uns unterstützen<br />

und unsere Arbeit ergänzen. Insbesondere<br />

im Bereich mit geistig behinderten Kindern gibt<br />

es immer noch zu wenig Angebote für die Kinder.<br />

Nach wie vor fühlen wir uns manchmal ein wenig<br />

einsam. Wir haben Anfragen, um viele weitere<br />

Kinder aufzunehmen, die wir nicht berücksichtigen<br />

können. Deswegen müssen wir wohl auch<br />

unsere Präventionsarbeit mit betroffenen Familien<br />

vor Ort in den Dörfern ausbauen. Jedoch sind<br />

wir auch auf andere Mitstreiter-Organisationen<br />

angewiesen, die uns in diesen Bereichen entlasten.<br />

Organisationen, die sich ebenfalls nicht scheuen<br />

langfristige, nachhaltige und verantwortungsvolle<br />

Engagements zum Wohle der schwächsten Mitglieder<br />

der kambodschanischen Gesellschaft zu<br />

übernehmen.<br />

Im August <strong>2011</strong>, Patrick Klausberger<br />

28 29


Die Entwicklung von <strong>Goutte</strong> d’eau Kambodscha in den letzten 15 Jahren<br />

<strong>Jahresbericht</strong> <strong>Goutte</strong> d‘eau <strong>2010</strong> / <strong>2011</strong><br />

Vier Jahre im Handicap Phnom Penh<br />

Rückblick von Irma Hug (im Handicap Phnom Penh 2006 – <strong>2010</strong>)<br />

Einleitung<br />

werden. Einige waren aber mit der neuen Aufgabe<br />

Irma Hug war von Okt. 2006 bis Aug. <strong>2010</strong> Projektleiterin<br />

des Handicap Zentrums in Phnom Stelle wieder verliessen. Die Neubesetzung dieser<br />

überfordert, weshalb sie nach kurzer Zeit ihre<br />

Penh und kehrte im August <strong>2010</strong> in die Schweiz Stellen gestaltete sich schwierig, denn die Arbeit<br />

zurück. Wie schon erwähnt, konnte als Nachfolgerin<br />

eine junge Ärztin gewonnen werden, die schon Kambodscha nicht als wertvoll angesehen<br />

als BetreuerInnen von Behinderten wird leider in<br />

reiche Erfahrungen in der Entwicklungshilfe in<br />

Asien gesammelt hat.<br />

Erfolge<br />

Dank intensiver Begleitung und Förderungen<br />

Rückblick Irma Hug<br />

durch ihre BetreuerInnen haben die Kinder und<br />

Im Februar 2007 wurden die ersten vier Kinder Jugendlichen inzwischen aber teilweise grosse<br />

und Jugendlichen ins neue Projekt aufgenommen: Fortschritte erzielt. Sie haben im Zentrum eine<br />

Drei mit einer geistigen und ein Mädchen mit Ersatzfamilie gefunden und fühlen sich zuhause.<br />

einer schweren körperlichen Behinderung. Insgesamt<br />

wurden bisher 32 Kinder und Jugendliche in eine gute Atmosphäre – Solidarität wird gelebt.<br />

Hier herrscht unter den Kindern und Jugendlichen<br />

unserem Zentrum betreut.<br />

Die Kinder und Jugendlichen konnten im Zentrum<br />

viel Neues lernen, Computeranwendungen,<br />

Etwa ein Drittel von ihnen wurde von ihrer<br />

Familie nach Thailand verkauft, in der Hoffnung, Englisch, Malen und Musik.<br />

dass sie dann ein besseres Leben finden. Leider Auch beim Betreuerteam konnten in letzter<br />

kam es immer anders: Die Kinder wurden durch Zeit gute Erfolge durch Weiterbildung verzeichnet<br />

Menschenhändler ausgenutzt und missbraucht. werden.<br />

Wenn sie von der thailändischen Polizei erwischt<br />

wurden, mussten sie durch Menschenrechts<strong>org</strong>anisationen<br />

nach Kambodscha zurückgeführt Wegen der Sprachbarriere zwischen den kambod-<br />

Schwierigkeiten<br />

werden. Viele Kinder kamen auf diesem Weg ins schanischen und den ausländischen Mitarbeitern<br />

<strong>Goutte</strong> d’eau Zentrum in Poipet und einige kamen waren Kommunikationsprobleme und Missverständnisse<br />

kaum zu vermeiden. Dazu kommen die<br />

von da aus auch ins Handicap Center.<br />

Seit Bestehen des Handicap Center mussten unterschiedlichen Denkweisen und Wertvorstellungen,<br />

verschiedene Ausbildungen und Bildungs-<br />

neue Mitarbeiter immer zuerst im Umgang mit<br />

behinderten Menschen eingeführt und angeleitet niveaus. Doch mit Geduld und Toleranz, aber auch<br />

mit aktiver und offener Kommunikation konnten<br />

diese Probleme sukzessive reduziert werden. Auf<br />

Grund der beschränkten Plätze in unserem Zentrum,<br />

aber auch wegen der knappen finanziellen<br />

Mittel, konnten und können wir nicht alle behinderten<br />

Kinder und Jugendlichen aufnehmen. Die<br />

Warteliste wird deshalb leider immer länger.<br />

Ausblick<br />

Natürlich wird mir das Wohlergehen dieser Kinder<br />

und Jugendlichen auch nach meinem Abschied<br />

weiterhin ein Anliegen bleiben. Mein Herz wird<br />

immer für das Handicap Center schlagen und ich<br />

werde es auch weiterhin besuchen, soweit es meine<br />

privaten Umstände erlauben.<br />

Dank von <strong>Goutte</strong> d‘eau Schweiz<br />

Herzlichen Dank an Irma Hug für ihre Arbeit<br />

während 4 Jahren, die massgeblich waren für<br />

den Aufbau des Zentrums und es zu dem werden<br />

liessen, was es heute ist. Dank deines grossen<br />

Einsatzes, zusammen mit den MitarbeiterInnen<br />

vor Ort, konnte sich das <strong>Goutte</strong> d’eau Handicap<br />

Center in Kambodscha zu einer der wichtigsten<br />

Institutionen im Bereich der Behindertenbetreuung<br />

entfalten.<br />

Christoph Jakob, Präsident von <strong>Goutte</strong> d’eau<br />

Schweiz und der ganze Stiftungsrat<br />

Irma Hug<br />

Junge beim Abschiedsfest<br />

Junge mit selbstgebastelter Maske<br />

30 31


Kurzbeschreibung der Projekte<br />

<strong>Jahresbericht</strong> <strong>Goutte</strong> d‘eau <strong>2010</strong> / <strong>2011</strong><br />

Kurzbeschreibung der <strong>Goutte</strong> d‘eau<br />

Projekte<br />

Neak Loeung<br />

In Neak Loeung betreuten im Dezember <strong>2010</strong> 51<br />

<strong>Goutte</strong> d‘eau (GE) Mitarbeiter mehr als 410 Kinder<br />

täglich.<br />

Drop-in<br />

Zufluchtsort für gefährdete Kinder.<br />

»»<br />

Im <strong>2010</strong> wurden im Drop-in 220 Kinder betreut<br />

und in ihrem individuellen Umfeld abgeklärt.<br />

»»<br />

8 Kinder konnten wieder in ihre Familie reintegriert<br />

werden.<br />

Residential Center<br />

»»<br />

Wohnheim für Kinder, die mittel- bis langfristig<br />

ein Zuhause brauchen, da sie nicht in ihre Familie<br />

zurück können.<br />

»»<br />

Im <strong>2010</strong> wurden 54 Kinder neu aufgenommen.<br />

Non Formal Education<br />

»»<br />

Tagesbetreuung und Schule für vernachlässigte<br />

Kinder; Ziel ist es, sie später in die öffentliche<br />

Schule einzugliedern.<br />

»»<br />

Im <strong>2010</strong> wurden 194 Kinder schulisch betreut<br />

und 51 Kinder konnten in die öffentliche Schule<br />

übertreten.<br />

Vocational Training<br />

»»<br />

Lehrwerkstätten für ca. 60 Jugendliche (Schneidern<br />

und Nähen, Motorradreparaturen, Coiffeur,<br />

Schreiner).<br />

»»<br />

Im <strong>2010</strong> erhielten rund 55 Kinder eine<br />

Lehrausbildung.<br />

Medical Clinic<br />

»»<br />

Medizinische Kinderklinik für GE Kinder, wie<br />

auch für arme Familien aus der Umgebung.<br />

»»<br />

Im <strong>2010</strong> wurden 10’544 Personen ärztlich<br />

behandelt; 387 davon mussten an Spitäler überwiesen<br />

werden.<br />

Handicap Phnom Penh<br />

»»<br />

Das Handicap Phnom Penh nimmt geistig und<br />

körperlich behinderte Kinder und Jugendliche<br />

auf und bietet bis zu 30 Kindern Platz.<br />

»»<br />

Im <strong>2010</strong> wurden hier 29 Kinder betreut und<br />

erhielten individuelle Schulung und Förderung.<br />

Das Handicap Phnom Penh bietet behinderten<br />

Kindern:<br />

»»<br />

eine freundliche familienähnliche Wohnform<br />

»»<br />

massgeschneiderte Unterstützung und medizinische<br />

Vers<strong>org</strong>ung<br />

»»<br />

Physiotherpie und wöchentliches Schwimmen<br />

»»<br />

regelmässige psychologische Beratung und<br />

individuelle Förderung<br />

»»<br />

Schulunterricht gemäss ihren Fähigkeiten und<br />

Möglichkeiten<br />

»»<br />

Kreative Beschäftigungsprogramme<br />

»»<br />

Begleitung und Unterstützung beim Reintegrationsprozess<br />

in die Familie und in die<br />

Gesellschaft<br />

Schule<br />

Alle Kinder des GE Handicap Center gehen möglichst<br />

an eine öffentliche Schule, oder an eine auf<br />

behinderte Kinder spezialisierte Schule. Kinder<br />

mit geistiger Behinderung erhalten im Zentrum<br />

selbst einen auf sie zugeschnittenen Unterricht.<br />

»»<br />

Im Jahr <strong>2010</strong> konnten 10 Kinder die öffentliche<br />

Schule besuchen.<br />

Vocational Training<br />

»»<br />

Berufliche Ausbildungsmöglichkeiten werden<br />

Jugendlichen ab 15 Jahren geboten, damit sie<br />

später die Chance haben mit Hilfe von <strong>Goutte</strong><br />

d’eau einen Job zu finden.<br />

»»<br />

Im <strong>2010</strong> standen 7 Kinder in beruflichen<br />

Ausbildungen.<br />

Reintegration in die Familie<br />

»»<br />

Es ist das Ziel von <strong>Goutte</strong> d’eau die Kinder möglichst<br />

in ihre Familien zu reintegrieren und diese<br />

in diesem Prozess zu unterstützen.<br />

»»<br />

4 Kinder konnten nach beruflichen Ausbildungen<br />

in ihre Familien zurückkehren.<br />

Neues Handicap Phnom Penh <strong>2011</strong><br />

Dank unseren treuen Spendern konnte <strong>Goutte</strong><br />

d’eau eigenes Land für ein neues bedürfnisgerechtes<br />

Zentrum kaufen und die Kinder und Mitarbeiter<br />

zogen im Sommer <strong>2011</strong> dort ein.<br />

Poipet<br />

Poipet What Thmey und Poipet Samarkum<br />

Wat Thmey liegt auf dem Gelände eines buddhistischen<br />

Tempels nahe des Stadtzentrums Poipets,<br />

Samarkum liegt ca. 7 km ausserhalb von Poipet in<br />

einer grösseren Siedlung.<br />

In Poipet betreuten im Dezember <strong>2010</strong> 57 GE<br />

Mitarbeiter mehr als 500 Kinder täglich an den<br />

beiden verschiedenen Standorten:<br />

<strong>Goutte</strong> d‘eau Neak Loeung<br />

<strong>Goutte</strong> d‘eau Poipet<br />

<strong>Goutte</strong> d‘eau Phnom Penh<br />

32 33


Kurzbeschreibung der Projekte<br />

<strong>Jahresbericht</strong> <strong>Goutte</strong> d‘eau <strong>2010</strong> / <strong>2011</strong><br />

Drop-in ausserhalb von Wat Thmey nahe der<br />

Grenze<br />

» Zufluchtsort und Notschlafstelle für<br />

Strassenkinder.<br />

» Im Jahr <strong>2010</strong> wurden im Drop-in mehr als 1000<br />

Kinder betreut und ihr individuelles Umfeld<br />

abgeklärt.<br />

» Im Durchschnitt besuchten monatlich 80 Kinder<br />

die Drop-in Schule.<br />

» 83 Kinder wurden ins Schulprogramm<br />

(Non Formal Education) von <strong>Goutte</strong> d’eau<br />

aufgenommen.<br />

» Outreach-Arbeit: Die Sozialarbeiter von <strong>Goutte</strong><br />

d’eau sind ständig mit mehr als 350 Kindern, die<br />

auf der Strasse arbeiten oder leben, in Kontakt.<br />

Rehabilitation Center<br />

» 6-monatiges Entwöhnungsprogramm für drogenabhängige<br />

Strassenkinder.<br />

» Im <strong>2010</strong> wurden im Rehabilitation Center 28<br />

neue Kinder aufgenommen.<br />

Reception Center<br />

» Aufnahmezentrum für Kinder, die Opfer des<br />

Kinderhandels waren.<br />

» Im Jahr <strong>2010</strong> wurden im Reception Center 188<br />

Kinder individuell abgeklärt und betreut, 40<br />

Familienabklärungen fanden statt und 6 Kinder<br />

konnten erfolgreich in ihre Familie reintegriert<br />

werden.<br />

Residential Center<br />

» Das Residential Center ist ein Wohnheim für<br />

Kinder, die nicht in ihre Familie zurück können<br />

und langfristig ein „Daheim“ brauchen.<br />

» Im Dezember <strong>2010</strong> beherbergte das Residential<br />

Center 49 Kinder.<br />

» 24 Kinder des Residential Center besuchten<br />

die GE-Schule ( Non Formal Education), 18<br />

besuchten mit Unterstützung von <strong>Goutte</strong> d’eau<br />

die öffentliche Schule.<br />

Schule und Tagesbetreung /<br />

Non-Formal Education (NFE)<br />

» Im Non-Formal Education Center (NFE) können<br />

ca. 300 Kinder aus Poipet und Umgebung<br />

täglich in die Schule gehen, aufgeteilt auf die<br />

beiden Zentren in Wat Thmey and Samarkum.<br />

» Im Dezember <strong>2010</strong> besuchten 301 Kinder die<br />

GE-Schule.<br />

Vocational Training<br />

» Lehrwerkstätten für Jugendliche: Schneidern<br />

und Nähen, Trinkwasseraufbereitung.<br />

» Im Jahr <strong>2010</strong> waren 13 Kinder in einer beruflichen<br />

Ausbildung.<br />

Medizinische Kinderklinik<br />

» Hier werden Kinder von <strong>Goutte</strong> d’eau, aber<br />

auch Kinder armer Familien aus der Umgebung<br />

medizinisch vers<strong>org</strong>t. Externe Besucher zahlen<br />

einen symbolischen Beitrag von 500 Riel,<br />

das sind weniger als 10 Rappen, Medikamente<br />

inbegriffen.<br />

Income generating – Home Based-Projekt<br />

» Unterstützungsprojekt von armen Familien<br />

in Zusammenarbeit mit unserem Netzwerkpartner<br />

Friends International. Das Herstellen<br />

kleiner Gegenstände wie Taschen, Portemonnaies,<br />

etc. ermöglicht ihnen ein Einkommen zu<br />

erwirtschaften, damit die Kinder nicht mehr auf<br />

der Strasse arbeiten müssen.<br />

» Zurzeit können 7 Frauen auf diese Weise ein<br />

solides Familieneinkommen erwirtschaften.<br />

« Die Fondation H. Looser hat das echte Eingehen auf die<br />

Bedürfnisse der notleidenden Menschen, der vielen elternlosen<br />

und dadurch schutzlosen Kindern auf den Strassen<br />

sehr beeindruckt. Der Erfolg von GEcsn ist unseres Erachtens<br />

durch eine genaue Analyse der Situation vor Ort sowie durch<br />

grosse Kenntnisse der Lebensumstände, der Kultur und der<br />

Sitten begründet und ist echte Hilfe zur Selbsthilfe. »<br />

Hubert Looser<br />

34 35


Die Netzwerkpartner von <strong>Goutte</strong> <strong>d'eau</strong><br />

<strong>Jahresbericht</strong> <strong>Goutte</strong> d‘eau <strong>2010</strong> / <strong>2011</strong><br />

4. Schritt 2003: Der Aufbau des<br />

Netzwerkes<br />

Friends International<br />

Friends International unterstützt bedürftige Kinder<br />

und ihre Familien seit 1994 und ist in Kambodscha,<br />

Laos, Thailand, Indonesien, Honduras,<br />

Mexiko und Myanmar tätig.<br />

Die Netzwerkpartner von <strong>Goutte</strong> d’eau – a child support network<br />

<strong>Goutte</strong> d‘eau - a child support<br />

network (Gecsn)<br />

Basierend auf der langjährigen Erfahrung von<br />

<strong>Goutte</strong> d’eau in Kambodscha wurde im Jahre 2003<br />

Child Support Network (CSN) gegründet. Ziel<br />

war es, lokale kambodschanische NGOs (Nichtregierungs<strong>org</strong>anisationen)<br />

in ihrer Arbeit zu vernetzen<br />

Disability Development Services<br />

Pursat (DDSP)<br />

DDSP ist in Pursat, einer armen ländlichen Provinz<br />

tätig und ist eine der wenigen NGOs, die sich<br />

hier für behinderte Menschen und ihre Familien<br />

einsetzt. Mit einem engagierten Team ermöglicht<br />

DDSP ihnen Zugang zu medizinischen und the-<br />

und gemeinsam gegen den Kinderhandel rapeutischen Behandlungen und unterstützt<br />

vorzugehen.<br />

Im Jahre 2009 wurde CSN mit <strong>Goutte</strong> d’eau zu<br />

<strong>Goutte</strong> d’eau – a child support network (GEcsn)<br />

zusammengeführt, um die erfolgreiche Netzwerkarbeit<br />

der letzten Jahre unter einem Dach<br />

fortzuführen.<br />

Familien bei der Betreuung schwerstbehinderter<br />

Kinder auch zuhause. Zudem setzt sich DDSP für<br />

kommunale Einrichtungen wie Inclusive Education<br />

(Integrative Schule für Behinderte) ein, sowie<br />

für saubere und behindertengerechte sanitäre Einrichtungen<br />

an Schulen.<br />

Durch die Zusammenarbeit mit Partnern kann<br />

GEcsn seinen Einsatz für benachteiligte Kinder<br />

und ihre Familien in Kambodscha verstärken. Der<br />

Fokus der Arbeit liegt weiterhin darauf, möglichst<br />

viele Kinder wieder in die kambodschanische<br />

Gesellschaft zu reintegrieren und ihnen ein menschenwürdiges<br />

Leben zu ermöglichen.<br />

Im Verbund mit geeigneten Netzwerkpartnern<br />

Inclusive Education<br />

GEcsn unterstützt die von DDSP gegründete Spezialklasse<br />

für Kinder mit Lernbehinderungen an<br />

der Prey Nhi Primary School, die einzigartig ist in<br />

Pursat, sowie eine der wenigen, die es in Kambodscha<br />

überhaupt gibt:<br />

Hier werden 11 Kinder mit geistiger Behinderung,<br />

können hilfreiche Synergien entstehen (Beispiel<br />

Autismus und zerebraler Lähmung<br />

behinderte Kinder), Kräfte gebündelt werden<br />

(Kinderhandel) und gegenseitiger Austausch und<br />

Unterstützung hilft bei der Arbeit vor Ort.<br />

unterrichtet.<br />

45 taubstumme Kinder werden in 6 Spezialklassen<br />

in einem auf sie speziell zugeschnittenen<br />

Unterrichtsprogramm gefördert.<br />

GEcsn ermöglichte auch den Bau von 2 behindertengerechten<br />

Toiletten, um die Inclusive Education<br />

besser fördern zu können.<br />

Projekt gegen den Kinderhandel<br />

GEcsn unterstützt Friends International bei seinem<br />

Projekt gegen den Kinderhandel seit dessen<br />

Start im Jahre 2007. Langfristiges Ziel ist es, die<br />

Bedingungen für den Kinderhandel zwischen<br />

Kambodscha und Thailand in Zusammenarbeit<br />

mit Behörden und Polizei so zu erschweren, dass<br />

dieser zu riskant und damit unprofitabel wird.<br />

In den vergangenen vier Jahren konnte die<br />

folgende Strategie gegen den Kinderhandel mit<br />

ermutigenden Resultaten umgesetzt werden:<br />

»»<br />

Unterstützung der in Bangkok und Aranyaprathet<br />

bei Poipet gestrandeten Kinder (Kinderhandel<br />

oder Migration)<br />

»»<br />

Zurückführen der Kinder in ihr Heimatland<br />

(Kambodscha, Laos, Vietnam)<br />

»»<br />

Nachhaltige Reintegration des Kindes in sein<br />

Lebensumfeld (Familie, wo dies möglich ist) mit<br />

Hilfe von lokalen Netzwerkpartnern<br />

»»<br />

Aufklärung und Prävention in Regionen, die<br />

besonders vom Kinderhandel und der unsicheren<br />

Migration betroffen sind.<br />

Zurzeit unterstützt GEcsn die Outreach-Arbeit<br />

auf der Strasse, einschliesslich Drop-in, wo Schule,<br />

medizinische Hilfe und Aufklärungsarbeit geleistet<br />

werden. Im Juni 2009 wurde auch eine Hotline<br />

für in Not geratene Kinder in den Sprachen Thai,<br />

Khmer und Laotisch ins Leben gerufen.<br />

Disability Development Services Pursat<br />

Friends International<br />

Mango Tree Garden<br />

36 37


Die Netzwerkpartner von <strong>Goutte</strong> <strong>d'eau</strong><br />

<strong>Jahresbericht</strong> <strong>Goutte</strong> d‘eau <strong>2010</strong> / <strong>2011</strong><br />

Phare Ponleu Selpak (PPS)<br />

mango tree garden<br />

2007 hat Gecsn hat einen weiteren Partner in sein<br />

Netzwerk aufgenommen, der sich für behinderte<br />

Kinder einsetzt und mit seiner therapeutischen<br />

Ausrichtung für das GE Handicap Center eine<br />

geeignete Ergänzung ist.<br />

Mango Tree Garden (MGT) ist eine kleine<br />

kommunal verknüpfte NGO, die auf einem malerischen<br />

Klostergelände 25 km westlich von Phnom<br />

Penh rund 80 Kinder in einem künstlerisch-kreativen<br />

Therapieprogramm betreut. Auch die Kinder<br />

des <strong>Goutte</strong> d’eau Handicap Phnom Penh kommen<br />

jeden Sonntag hierher, um gemeinsam mit anderen<br />

Kindern zu spielen und zu basteln.<br />

Heilende kreative Beschäftigungstherapien<br />

GEcsn unterstützt MTG, das kambodschanischen<br />

Kindern einen Weg zur Verarbeitung von Traumata<br />

durch Kreativität und künstlerischen Ausdruck<br />

öffnet.<br />

In einem begleiteten therapeutischen Prozess<br />

finden die Kinder durch kreatives Spielen, Malen,<br />

Basteln, Singen und Tanzen zu ihrem Kindsein<br />

zurück und können so erlittene Wunden und<br />

Traumata besser verarbeiten.<br />

phare ponleu SelpaK (ppS)<br />

Phare Ponleu Selpak (PPS), was soviel heisst wie<br />

“Glanz der Künste“, ist eine kambodschanische<br />

NGO, die mit künstlerischen Ausdrucksformen<br />

wie Malerei, Musik, Zirkuskunst und anderen kreativen<br />

Tätigkeiten ebenfalls zur Überwindung von<br />

Kriegstraumata beiträgt. Dahinter steht die Philosophie,<br />

dass Kunst als schöpferischer Ausdruck<br />

immer auch eine Palette von Antworten bietet, um<br />

die psychosozialen Bedürfnisse eines Kindes zu<br />

befriedigen. Dies ist besonders wichtig in einem<br />

Land wie Kambodscha, wo die Schreckensherrschaft<br />

der Roten Khmer ein ganzes Land seiner<br />

kulturellen Identität beraubt hat.<br />

Phare hat sich zudem international für seinen<br />

Zirkus einen Namen gemacht, mit dem es weltweit<br />

auf Tournee geht.<br />

Phare arbeitet eng mit der Gemeinde zusammen<br />

und bietet eine breite Palette an Dienstleistungen<br />

für bedürftige Kinder und ihre Familien an.<br />

GEcsn unterstützt Phares Ernährungsprogramm<br />

PPS betreut auf seinem Gelände in einem buntbemalten<br />

Haus, dem Child Care Center 30 Kinder,<br />

die keine Familie mehr haben und 46 weitere werden<br />

mit ihren Familien in den Gemeinden unterstützt.<br />

Diese Kinder sind Opfer von Kinderhandel,<br />

häuslicher Gewalt und Armut. Die Kinder bekommen<br />

dank eines Ernährungsprogramms genügend<br />

zu essen, erhalten medizinische Vers<strong>org</strong>ung,<br />

sowie Hausaufgabenbetreuung und Schulmaterial.<br />

GEcsn unterstützt dieses Projekt finanziell, damit<br />

mehr als 70 Kinder dreimal am Tag eine Mahlzeit<br />

bekommen. Dies beugt Mangelernährung vor<br />

und die Kinder können die Schule besuchen und<br />

zudem an den musischen und artistischen Programmen<br />

von PPS teilnehmen.<br />

« Ich konnte mich vor Ort davon überzeugen, wie gezielt und<br />

wirkungsvoll unsere Spenden zum Wohl der Kinder in den<br />

Projekten von <strong>Goutte</strong> d‘eau eingesetzt werden. »<br />

Eine anonyme Spenderin<br />

38 39


Die Netzwerkpartner von <strong>Goutte</strong> <strong>d'eau</strong><br />

<strong>Jahresbericht</strong> <strong>Goutte</strong> d‘eau <strong>2010</strong> / <strong>2011</strong><br />

<strong>Goutte</strong> d‘eau (Deutschland) eV<br />

gemeinnütziger Verein seit 2003<br />

« I am still working for <strong>Goutte</strong> d’eau because I like my job, I<br />

like children and we have a highly motivated team; we work<br />

well together because we share the same focus – the wellbeing<br />

of all children. »<br />

Dr. Rith, Direktor von <strong>Goutte</strong> d’eau Neak Loeung<br />

In den Jahren <strong>2010</strong> und <strong>2011</strong> haben wir uns in verschiedener<br />

Hinsicht um die Unterstützung der<br />

<strong>Goutte</strong> d‘eau Projekte bemüht. So haben wir Menschen<br />

sensibilisiert, die unsere Arbeit vor Ort<br />

durch einen Einsatz unterstützen und haben<br />

natürlich auch fleissig Spenden gesammelt. Dank<br />

der Unterstützung vieler Spender, die uns kleinere<br />

wie grössere Beträge zukommen liessen, konnten<br />

wir wieder ein erfreuliches Ergebnis verzeichnen<br />

und haben die gesamten Spenden direkt den<br />

<strong>Goutte</strong> d‘eau Projekten zukommen lassen.<br />

Im Jahre <strong>2010</strong> konnte ich im Rahmen einer<br />

Ferienreise die <strong>Goutte</strong> d’eau Projekte in Poipet<br />

erneut besichtigen. Zusammen mit den Sozialarbeitern<br />

von <strong>Goutte</strong> d’eau, die regelmässig die<br />

angrenzenden Slums aufsuchen, besichtigte ich<br />

auch den angrenzenden Slum. Stets beeindruckt es<br />

mich von neuem, wie fröhlich und freundlich die<br />

dort unter bescheidensten Verhältnissen lebenden<br />

Khmer sind. Dennoch sind die im Gedächtnis<br />

zurückbleibenden Bilder immer wieder auch eine<br />

Aufforderung, nach Kräften mitzuhelfen, diese<br />

leidvollen Zustände möglichst bald Vergangenheit<br />

werden zu lassen.<br />

Für <strong>Goutte</strong> d’eau (Deutschland) e.V.,<br />

Ferdinand von Stumm, für den Vorstand<br />

40 41


Bilanz und Revisionsbericht<br />

<strong>Jahresbericht</strong> <strong>Goutte</strong> d‘eau <strong>2010</strong> / <strong>2011</strong><br />

42 43


Bilanz und Revisionsbericht<br />

<strong>Jahresbericht</strong> <strong>Goutte</strong> d‘eau <strong>2010</strong> / <strong>2011</strong><br />

44 45


Bilanz und Revisionsbericht<br />

<strong>Jahresbericht</strong> <strong>Goutte</strong> d‘eau <strong>2010</strong> / <strong>2011</strong><br />

46 47


Bilanz und Revisionsbericht<br />

<strong>Jahresbericht</strong> <strong>Goutte</strong> d‘eau <strong>2010</strong> / <strong>2011</strong><br />

Die Jahresrechnung <strong>2011</strong> wird nach Erstellung auf wwwgouttedeau<strong>org</strong> aufgeschaltet<br />

48 49


Bilanz und Revisionsbericht<br />

<strong>Jahresbericht</strong> <strong>Goutte</strong> d‘eau <strong>2010</strong> / <strong>2011</strong><br />

Impressum<br />

teXte<br />

Irma Hug, Christoph Jakob, Patrick Klausberger,<br />

Ruth Ledermann, Veronika Leu, Fabio Molinari<br />

redaKtion<br />

Ruth Ledermann<br />

geStaltung<br />

ikonum GbR, Dresden, www.ikonum.com<br />

Sprachen<br />

Deutsch, Französisch<br />

bezug<br />

Stiftung <strong>Goutte</strong> d’eau<br />

a child support network<br />

Büro Genf<br />

Rue de Varembé 1<br />

P.O. Box 88<br />

CH-1211 Genf 20<br />

Tel. 022 / 733 52 23<br />

info@gouttedeau.<strong>org</strong><br />

Büro Zürich<br />

Seestrasse 70<br />

CH-8703 Erlenbach<br />

Tel. 043 / 233 99 91<br />

zurich@gouttedeau.<strong>org</strong><br />

download pdf<br />

www.gouttedeau.<strong>org</strong><br />

Wir danken allen herzlich, die an diesem <strong>Jahresbericht</strong> mitgewirkt haben. Dies sind in alphabetischer<br />

Reihenfolge: Urs Draeger, Irma Hug, Christoph Jakob, Patrick Klausberger, Ruth Ledermann, Veronika Leu,<br />

Fabio Molinari, Julia Schindler.<br />

Danken möchten wir auch der Revisionsstelle Consulta AG für die Prüfung der Bilanzen,<br />

der KPB Treuhand AG für das Erstellen des Jahresabschlusses und der Kommunikationsagentur ikonum für<br />

die Gestaltung.<br />

50 51


Überblick über die Projekte von <strong>Goutte</strong> d‘eau<br />

<strong>Goutte</strong> d’eau ist heute an drei Standorten tätig. Im Jahre 1997 gründete <strong>Goutte</strong> d’eau in Neak Loeung sein<br />

erstes Projekt. Zwei Jahre später kam auf Anfrage des kambodschanischen Sozialministeriums für Jugend<br />

als weiterer Standort Poipet hinzu und im Jahre 2003 wurde ein Wohnheim für behinderte Kinder in<br />

Phnom Penh eröffnet.<br />

1<br />

1. Poipet<br />

2. Phnom Penh<br />

3. Neak Loeung<br />

2<br />

3<br />

Ziele von <strong>Goutte</strong> d’eau<br />

»»<br />

Prävention vor Missbrauch, Drogen und<br />

Kinderhandel<br />

»»<br />

Rehabilitation Therapieprogramme für traumatisierte<br />

und drogenabhängige Kinder<br />

»»<br />

Integration in die kambodschanische Gesellschaft<br />

durch Schulbildung und berufliche<br />

Lehren<br />

»»<br />

Reintegration: von Kindern, die Opfer des Kinderhandels<br />

wurden sowie von Zuhause weggelaufenen<br />

Kindern in ihre Familien, soweit dies<br />

möglich ist<br />

<strong>Goutte</strong> d’eau im Jahr <strong>2010</strong><br />

»»<br />

108 kambodschanische MitarbeiterInnen kümmern<br />

sich täglich um ca. 1000 Kinder<br />

»»<br />

es leben ca. 200 Kinder in GE-Zentren (120 in<br />

Poipet, ca. 50 in Neak Loeung und ca. 30 behinderte<br />

Kinder in Phnom Penh)<br />

»»<br />

ca. 500 Kinder besuchen täglich eine GE-Schule<br />

»»<br />

ca. 100 Kinder absolvieren eine GE-Ausbildung<br />

»»<br />

in 2 GE-Kliniken behandeln kambodschanische<br />

Ärzte täglich ca. 60 Patienten<br />

»»<br />

GE holte 144 Kinder (illegale junge Migranten<br />

und verkaufte Kinder) aus Thailand zurück und<br />

betreute sie in seinen Projekten<br />

www.gouttedeau.<strong>org</strong><br />

© <strong>2011</strong> <strong>Goutte</strong> d‘eau - a child support network

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!