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Jahresbericht 2010 / 2011 Goutte d'eau - Gouttedeau.org

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Die Entwicklung von <strong>Goutte</strong> d’eau Kambodscha in den letzten 15 Jahren<br />

<strong>Jahresbericht</strong> <strong>Goutte</strong> d‘eau <strong>2010</strong> / <strong>2011</strong><br />

«Die Rechte der Kinder werden<br />

immer noch nicht respektiert »<br />

Interview mit Dr. Rith, Direktor von <strong>Goutte</strong> d’eau Neak Loeung<br />

Dr. Rith, wann kamen sie zu <strong>Goutte</strong> d’eau?<br />

Ich arbeite seit 1997 für <strong>Goutte</strong> d’eau, das sind nun<br />

also schon 15 Jahre. Meine Arbeit gefällt mir sehr<br />

und ich arbeite in engem Kontakt mir unseren<br />

kambodschanischen Mitarbeitern und den Technical<br />

Advisors (Beratern) aus Europa, die uns hier<br />

unterstützen.<br />

Dieses Jahr ist für mich ein besonderes Jahr und<br />

ich bin sehr stolz, dass wir eine Feier zum 15 - jährigen<br />

Jubiläum vorbereiten dürfen.<br />

Was bedeuten die 15 Jahre für Sie in Bezug auf<br />

all die Kinder, die in dieser Zeit betreut wurden?<br />

Es ist sicher kein einfacher Job, auch emotional<br />

nicht. Meist ist man starken Eindrücken ausgesetzt<br />

und vor allem aber ist Geduld sehr wichtig. Zudem<br />

beansprucht die Arbeit mit den Familien der Kinder<br />

beansprucht sehr viel Zeit und wir versuchen<br />

sie bestmöglich in ihren Problemen unterstützen.<br />

Dies bedeutet natürlich auch ein Eintauchen in<br />

ihre Ängste und Nöte.<br />

Weshalb sind die Lebensumstände für Kinder in<br />

Kambodscha so schwierig?<br />

Die ökonomische Situation im Lande, die Armut<br />

ist einer der Gründe. Der Zweite ist, dass Kinder<br />

immer noch nicht in ihren Rechten respektiert<br />

werden und deshalb auch schlecht behandelt<br />

werden.<br />

Beginnt sich die Situation zu bessern?<br />

Ja, auf eine Weise ist dies der Fall. Aber wir müssen<br />

mit allen Kräften dranbleiben und weitere Strategien<br />

entwickeln, um die Kinder vor Missbrauch,<br />

Gewalt und sexueller Ausbeutung zu schützen.<br />

Könnten Sie uns einige erfreuliche Geschichten<br />

erzählen über Kinder, die in den letzten Jahren<br />

bei <strong>Goutte</strong> d’eau betreut wurden?<br />

Ja, da gibt es viele, aber ich möchte Ihnen stellvertretend<br />

für andere die Geschichte eines Knaben<br />

erzählen.<br />

Ich bekam eines Tages einen Anruf von einem<br />

Sozialarbeiter, der bei <strong>Goutte</strong> d’eau Poipet arbeitete.<br />

Er berichtete mir von einem Knaben, der auf<br />

der thailändischen Seite der Grenze auf der Strasse<br />

lebte; er sei drogenabhängig, werde von seinem<br />

Vater geschlagen und habe sich zuvor in Bangkok<br />

aufgehalten. Nun sei er bei <strong>Goutte</strong> d’eau Poipet<br />

im Rehabilitation Center aufgenommen worden.<br />

Dort blieb er für sechs Monate und in dieser Zeit<br />

reifte in ihm der Entschluss sein Leben zu ändern.<br />

Vor allem realisierte er allmählich dank vieler<br />

Gespräche mit den Sozialarbeitern, wie wichtig die<br />

Schule für ein späteres Leben ist.<br />

Er kam dann zu uns ins Center Neak Loeung<br />

und konnte bei <strong>Goutte</strong> d’eau die Schule besuchen.<br />

Nach 5 Jahren Schule begann er eine Ausbildung<br />

zum Schreiner sowie als Motorradmechaniker.<br />

Heute studiert er an der Universität von Phnom<br />

Penh Sozialwissenschaften. Er hat auch seiner jüngeren<br />

Schwester ermöglicht, dass sie bei <strong>Goutte</strong><br />

d’eau in Neak Loeung aufgenommen wurde.<br />

Wie kommt es, dass ein 13-jähriger Junge HIV<br />

infiziert ist?<br />

Ein anderer Fall kommt mir in den Sinn, ein<br />

13-jähriger Knabe, der von einer anderen Organisation<br />

zu uns kam und HIV hatte. Er suchte einen<br />

Platz, wo er etwas lernen konnte.<br />

Seine bereits verstorbenen Eltern waren beide<br />

HIV infiziert gewesen und hatten ihn angesteckt.<br />

Als wir den Jungen trafen, war er Vollwaise und<br />

er lebte mit einem Bruder und einer Schwester<br />

zusammen. Die drei KInder mussten sich ganz<br />

alleine durchschlagen.<br />

Zuerst waren wir uns nicht sicher, ob wir ihn<br />

aufnehmen sollten, da HIV in Kambodscha<br />

immer noch tabuisiert wird und wir keine Ängste<br />

im Zentrum wecken wollten. Während unseren<br />

Gesprächen merkten wir aber, wie stark sein Wille<br />

war, sich in seinem Leben trotz allen Widrigkeiten<br />

eine Chance zu erkämpfen.<br />

In der freundlichen Atmosphäre des Zentrums<br />

blühte er auf und profitierte gesundheitlich von<br />

den besseren Lebensbedingungen. Alle mochten<br />

ihn gern, Mitarbeiter wie Kinder.<br />

Auch bei seiner Ausbildung als Motorradmechaniker<br />

gab er sein Bestes. Dadurch erhielt er die<br />

Chance sechs Monate in einer Motorradwerkstatt<br />

in Neak Loeung arbeiten zu können, um sich noch<br />

bessere berufliche Kenntnisse anzueignen. Jetzt<br />

lebt er in einer anderen Provinz und wir halfen<br />

ihm dabei, eine kleine Reparaturwerkstätte für<br />

Motorräder zu eröffnen. Davon kann er nun gut<br />

leben und sein Verdienst erlaubt ihm sogar, noch<br />

seinen jüngeren Bruder zu unterstützen.<br />

Im März <strong>2011</strong>, Dr. Rith<br />

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