Dokumentation 12: Stimmen von Verfolgten vor und nach der NS-Zeit
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tung zu billigen Preisen an kleine Gewerbetreibende.<br />
17. „Wir for<strong>der</strong>n eine, unseren nationalen Bedürfnissen angepaßte<br />
Bodenreform, Schaffung eines Gesetzes zur unentgeltlichen Enteignung<br />
<strong>von</strong> Boden für gemeinnützige Zwecke, Abschaffung des<br />
Bodenzinses <strong>und</strong> Verhin<strong>der</strong>ung je<strong>der</strong> Bodenspekulation“.<br />
Von Diehls Stellungnahmen zu diesen neun ausgewählten Programmpunkten<br />
interessieren uns die beson<strong>der</strong>s ausführlichen Erörterungen zu den drei Punkten<br />
5,7 <strong>und</strong> 17. Trotz <strong>der</strong> schembaren Übereinstimmung mit Gesells For<strong>der</strong>ungen<br />
einer funktionsfähigen Währung (Punkt 5) <strong>und</strong> einer sozialen Bodenordnung<br />
(Punkt 17) zielt das Parteiprogramm auf das genaue Gegenteil <strong>der</strong><br />
<strong>von</strong> Gesell erstrebten freiheitlichen <strong>und</strong> sozial gerechten Gesellschaftsordnung,<br />
wie <strong>der</strong> intolerante Nationalismus in Punkt 7 <strong>und</strong> die gefor<strong>der</strong>te entschädigungslose<br />
Enteignung in Punkt 17 zeigt - noch verschärft durch den zu<br />
diesem Punkt gegebenen Kommentar: „Wir for<strong>der</strong>n den rücksichtslosen<br />
Kampf gegen diejenigen, die durch ihre Tätigkeit das Gemeininteresse schädigen.<br />
Gemeine Volksverbrecher, Wucherer, Schieber usw. sind mit dem Tode<br />
zu bestrafen.“<br />
c) Unmenschliche Diktatur<br />
Zu Programmpunkt 7:<br />
Gottfried Fe<strong>der</strong> befiehlt <strong>und</strong> „<strong>der</strong> Staat“ verpflichtet sich! Wie<br />
uns die Erfahrung gezeigt hat, kann man For<strong>der</strong>ungen sogar in<br />
Verfassungen festlegen, ohne daß sie deshalb zur Tat zu werden<br />
brauchen. Worauf es ankommt, ist auch hier wie<strong>der</strong>, nicht zu for<strong>der</strong>n,<br />
son<strong>der</strong>n zu zeigen, wie es gemacht wird. Angesichts <strong>der</strong> heu-<br />
170<br />
tigen Arbeitslosigkeit wäre es ganz beson<strong>der</strong>s wünschenswert gewesen,<br />
wenn Fe<strong>der</strong> seiner For<strong>der</strong>ung auch brauchbare Vorschläge<br />
hinzugefügt hätte, auf welche Weise er den Staat in die Lage versetzen<br />
will, dieser seiner Verpflichtung zu entsprechen. Da<strong>von</strong><br />
finden wir aber in Fe<strong>der</strong>s Schriften nichts.<br />
Aber nun zu dem zweiten Satz dieses Programmpunktes: Wenn es<br />
nicht möglich ist, die Gesamtbevölkerung des Staates zu ernähren,<br />
so sind die Angehörigen frem<strong>der</strong> Nationen (Nicht-Staatsbürger)<br />
aus dem Reiche auszuweisen. Weit ist es gekommen in deutschen<br />
Landen, daß es allda 6 1/2 Millionen Wähler gibt, die zu einem<br />
Programm schwören, in dem ein solcher Satz steht! Wir hatten<br />
im Februar 1931 fünf Millionen Arbeitslose in Deutschland, also<br />
lauter Leute, die <strong>der</strong> Staat heute nicht zu ernähren imstande ist.<br />
Lei<strong>der</strong> gebricht es uns an <strong>der</strong> nötigen Zahl <strong>von</strong> „Nicht-Staatsbürgern“,<br />
um <strong>nach</strong> Fe<strong>der</strong>schem Rezept die Ernährungsfrage für jene<br />
5 Millionen auf ebenso einfache wie radikale Weise zu lösen. Denn<br />
selbst wenn wir die 600 000 Juden aus dem Lande werfen <strong>und</strong> alle<br />
Fremdstämmigen <strong>und</strong> Auslän<strong>der</strong> dazu, <strong>und</strong> den Arbeitslosen X<br />
<strong>und</strong> Y auf die solchergestalt freigewordenen Posten setzen, werden<br />
<strong>Dokumentation</strong> Agenda .. 2001 / 2. Teil / Seite - 10 -