Dokumentation 12: Stimmen von Verfolgten vor und nach der NS-Zeit
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könnten nur Politiker, denen die Fähigkeit, diese Dinge zu verstehen, wie überhaupt volkswirtschaftliche<br />
Zusammenhänge zu begreifen, nicht gegeben ist, eine Diskussion <strong>der</strong> Lehren<br />
Gesells ablehnen. Man kann, wenn man sich einmal mit seinen Schriften beschäftigt, gewiß<br />
manches finden, das nicht sehr leicht zu verstehen ist, sogar wi<strong>der</strong>spruchsvoll erscheint; seine<br />
Lehre ist in ihrer Gesamtheit etwas völlig Neues, Überraschendes, <strong>und</strong> man muß, um sie zu<br />
verstehen, mitunter die Gleise gewohnheitsmäßigen Denkens verlassen. Aber es geht nicht an,<br />
eine Theorie, in <strong>der</strong> - mit äußerster Zurückhaltung gesagt - die Rettung liegen könnte, als<br />
„utopistisch“ zu verwerfen, <strong>nach</strong>dem man sie vielleicht gerade erst vom Hörensagen kennt.<br />
Es ist wahrhaftig nicht zuviel verlangt, wenn man <strong>von</strong> Politikern <strong>und</strong> Wissenschaftlern<br />
for<strong>der</strong>t, eine Lehre <strong>von</strong> dieser Bedeutung etwas genauer zu überdenken. Soviel steht fest: ist<br />
die Lehre Gesells in ihren Gr<strong>und</strong>zügen richtig, dann haben wir in ihr den Schlüssel zur Lösung<br />
<strong>der</strong> brennendsten Fragen unserer <strong>Zeit</strong>, dann ist die Entscheidung über Annahme o<strong>der</strong> Ablehnung<br />
seiner Vorschläge bestimmend für unser Schicksal, wie auch für das Schicksal<br />
an<strong>der</strong>er Völker.<br />
Nie hat Deutschland <strong>vor</strong> einer größeren Aufgabe gestanden<br />
als jetzt; <strong>und</strong> nie hatte es so wenig zu verlieren<br />
<strong>und</strong> so viel zu gewinnen. Wir stehen, wie kein an<strong>der</strong>es<br />
Volk <strong>der</strong> Erde, im Brennpunkt <strong>der</strong> Zukunftsentwicklung,<br />
zum entscheidenden <strong>Zeit</strong>punkt an entscheiden<strong>der</strong><br />
Stelle. Es ist unsere Aufgabe, entscheidend zu handeln .<br />
(Im Original durch Sperrung herorgehoben.<br />
Weitere Sperrungen wurden nicht berücksichtigt)<br />
(„jetzt“ war 1931 <strong>und</strong> was ist heute? TA)<br />
NACHTRAG<br />
Zwei Jahre sind nun seit Erscheinen dieses Buches vergangen, zwei Jahre, die, gemessen an<br />
den Ereignissen <strong>und</strong> Verän<strong>der</strong>ungen, die sie uns gebracht haben, zwei Jahrzehnte sein könnten.<br />
Was dieses Buch seinen Lesern bis zum Abschluß des <strong>vor</strong>hergehenden Kapitels geboten hat,<br />
das ist ein Ausschnitt aus <strong>der</strong> wirtschaftlichen <strong>und</strong> politischen Entwicklung <strong>der</strong> Nachkriegszeit<br />
bis zum Ende des Jahres 1931; <strong>und</strong> in diesem Ausschnitt ist die Lage Deutschlands, sind<br />
seine Chancen <strong>und</strong> Aufgaben, wie sie damals vom Standpunkt <strong>der</strong> Gesell sehen Erkenntnisse<br />
aus gesehen werden mußten, mit beson<strong>der</strong>er Sorgfalt <strong>und</strong> mit betonter Her<strong>vor</strong>hebung des<br />
Wesentlichen gezeichnet.<br />
Inzwischen hat sich an <strong>der</strong> Lage <strong>und</strong> an den Chancen Deutschlands manches gr<strong>und</strong>legend geän<strong>der</strong>t,<br />
— die Aufgabe aber ist geblieben, so wie sie damals war.<br />
Blicken wir zurück:<br />
Im März 1930 ratifizierte Deutschland den Young-Plan, <strong>der</strong> die „vollständige <strong>und</strong> endgültige<br />
<strong>Dokumentation</strong> Agenda .. 2001 / 2. Teil / Seite - 48 -