Dokumentation 12: Stimmen von Verfolgten vor und nach der NS-Zeit
Dokumentation 12: Stimmen von Verfolgten vor und nach der NS-Zeit
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nau so ihre Millionen <strong>und</strong> Milliarden verdient wie Rothschild <strong>und</strong><br />
Bleichrö<strong>der</strong>. Nein - man muß die Dinge im ganzen sehen! -<br />
<strong>und</strong> wer nicht erkannt hat, daß unsere ganze heutige materielle<br />
<strong>und</strong> geistige Kultur <strong>von</strong> den bewegenden <strong>und</strong> ach, so beweglichen<br />
Kräften des Mammonismus beherrschaft wird, <strong>der</strong> keine Konfes-|<br />
sionen, keine Rassen <strong>und</strong> keine Staatsgrenzen kennt, <strong>der</strong> wird<br />
durch seinen Kampf gegen irdgendwelche vermeintliche Schuldige,<br />
indem er zum alten Streit neuen fügt, das Übel nur vergrößern,<br />
die Leiden <strong>der</strong> Menschheit nur vermehren,<br />
----r<br />
g) Abschließendes Urteil<br />
Mag man den ungeheueren Wahlerfolg <strong>der</strong> Nationalsozialisten bei<br />
den Septemberwahlen 1930 erklären wie man will, eines wird<br />
man nicht behaupten können, daß er einer ernstlichen Prüfung <strong>der</strong><br />
nationalsozialistischen For<strong>der</strong>ungen durch die Wähler zu danken<br />
ist. Aber es scheint wohl ebenso absurd, <strong>von</strong> einem Wahlredner<br />
Gewissenhaftigkeit zu for<strong>der</strong>n, wie <strong>von</strong> dem Wähler zu verlangen,<br />
daß er das Wahlprogramm, dem er seine Stimme gibt, auf seinen<br />
sachlichen Inhalt prüft. Schlimmer als dieses ist, daß man auch<br />
Gr<strong>und</strong> hat, an dem ernsten Willen <strong>und</strong> dem Verantwortungsgefühl<br />
<strong>der</strong> Führer selbst zu zweifeln. . . .<br />
Nur Ludendorffs Urteil, des einstigen Genossen Hitlers, über den<br />
Charakter <strong>der</strong> Partei sei noch angeführt:<br />
„Sie ist „sozialistisch“ <strong>nach</strong> links, „national“ <strong>nach</strong> rechts, romfeindlich<br />
bei den Protestanten, romfre<strong>und</strong>lich bei den Katholiken.<br />
Sie drückt sich so aus, daß je<strong>der</strong> nicht <strong>nach</strong>denkende Deutsche<br />
das heraushört, was schon in seinem Kopfe als Wunsch sitzt. So<br />
glaubt denn je<strong>der</strong> unter solcher Suggestion das ersehnte Ziel zu<br />
erreichen...“ . . .<br />
Zu alledem gesellt sich noch ein Stück unfreiwillige Komik, die<br />
darin liegt, daß eine Partei, die in maßloser Unduldsamkeit alles<br />
verfolgt, was nicht „national“ ist, so wie sie es versteht, in ihrem<br />
ganzen Gehaben so Undeutsch ist wie nur irgend möglich, daß<br />
sie ihren Kampf gegen alle Auslän<strong>der</strong>ei damit beginnt, das Ausland<br />
zu kopieren. Treffend sagt darüber Thomas Mann in seiner „Deut-<br />
185<br />
schen Ansprache“ (Verlag S. Fischer, Berlin 1930):<br />
„Der exzentrischen Seelenlage einer <strong>der</strong> Idee entlaufenen<br />
Menschheit entspricht eine Politik im Groteskstil mit Heilsarmee-<br />
Allüren, Massenkrampf, Budengeläut, Halleluja <strong>und</strong> <strong>der</strong>wischmässigem<br />
Wie<strong>der</strong>holen monotoner Schlagworte, bis alles Schaum <strong>vor</strong><br />
dem M<strong>und</strong>e hat. Fanatismus wird Heilsprinzip, Begeisterung epileptische<br />
Ekstase, Politik wird zum Massenopiat des Dritten Rei-<br />
<strong>Dokumentation</strong> Agenda .. 2001 / 2. Teil / Seite - 22 -