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Dokumentation 12: Stimmen von Verfolgten vor und nach der NS-Zeit

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<strong>Zeit</strong> <strong>von</strong> selbst wie<strong>der</strong> einspielen wird.<br />

Es ist, als ob verborgene Gesetze wirken, als ob irgend etwas Unbekanntes o<strong>der</strong> unbeachtetes<br />

immer <strong>und</strong> immer wie<strong>der</strong> <strong>und</strong> regelmäßig zu dem <strong>Zeit</strong>punkt, da man im Hinblick auf den<br />

verheißungsvollen Anlauf gerade aufzuatmen wagt, seine verhängnisvolle Wirkung ausübt,<br />

<strong>und</strong> nun dies fieberhafte Suchen <strong>nach</strong> <strong>der</strong> Ursache <strong>der</strong> Störungen, <strong>der</strong> Streit <strong>der</strong> Meinungen<br />

um die zahlreichen Ideen zur Losung des Rätsels. Es ist erklärlich, daß <strong>der</strong> Kampf so leidenschaftlich<br />

<strong>und</strong> erbittert tobt.<br />

F u n k t i o n i e r e n o<strong>der</strong> V e r s a g e n des W i r t s c h a f t s g e t r i e b e s steht auf<br />

dem Spiel - <strong>und</strong> das V e r s a g e n wäre unser U n t e r g a n g.<br />

So kreist denn heute all unser Denken immer enger <strong>und</strong> ausschließlicher um diese Dinge<br />

<strong>und</strong> es würde ein gerütteltes Maß Verständnislosigkeit dazu gehören, diese Tatsache angesichts<br />

<strong>der</strong> wirtschaftlichen Zustände einfach als Ausdruck des „materialistischen <strong>Zeit</strong>geistes"<br />

darzustellen. So bequem darf man sich die Sache nicht machen. Es ist verfehlt, zu glauben,<br />

das edlere Menschentum bestehe darin, daß man <strong>von</strong> den gemeinen Daseinsfragen Abstand<br />

hält. Die Not <strong>der</strong> <strong>Zeit</strong> ist nun einmal materieller Art. Sie liegt jedoch nicht in einem naturbedingten<br />

Mangel an Lebensgütern, wogegen man machtlos wäre, son<strong>der</strong>n im Versagen des<br />

Wirtschaftsgetriebes. Folglich muß es möglich sein, dem abzuhelfen, doch kann man dies erst,<br />

wenn man über die Ursachen des Versagens Klarheit gewonnen hat. Diese Klarheit aber stellt<br />

sich nicht <strong>von</strong> selbst ein, sie will errungen sein. Man muß sich mit diesen Dingen beschäftigen,<br />

das Rä<strong>der</strong>werk <strong>der</strong> Wirtschaft beobachten <strong>und</strong> die Zusammenhänge zu ergründen versuchen.<br />

Es muß nicht sein, daß <strong>der</strong> Mensch in Hunger <strong>und</strong> Not verkommt, daß Millionen <strong>von</strong> Menschen<br />

zur Untätigkeit verdammt sind. Warum aber verrinnen die Energien dieser Millionen<br />

Menschenkräfte nutzlos ins Nichts, während zur selben <strong>Zeit</strong> dieselben Menschen kaum ihres<br />

Daseins Notdurft decken können ? Was hin<strong>der</strong>t sie, die Güter selbst zu schaffen, die sie brauchen?<br />

Welche Umstände verschulden ihr Ausscheiden aus dem Wirtschaftsprozeß <strong>und</strong> die<br />

endlose Kette unseliger Folgen dieses Ausscheidens ? Hier liegt <strong>der</strong> Kern des Problems,<br />

die Ursache <strong>der</strong> Wirtschaftsstörungen, unter denen die meisten Kulturvölker heute leiden.<br />

Gelingt es nicht, die Störungen zu beheben, dann gehen wir einer neuen Weltkatastrophe entgegen.<br />

Daß unter allen Erklärungen für das Versagen des Wirtschaftsgetriebes gerade jene, die<br />

es ausschließlich auf die politischen Verhältnisse zurückfuhren, am verbreitetsten sind, das<br />

kann uns zum Verhängnis werden. Und doch müssen gerade diese Erklärungen schon allein<br />

deshalb, weil die Sieger wie die Besiegten des letzten Krieges - mit Ausnahmen, für die es<br />

rein wirtschaftliche Erklärungen gibt - unter denselben Übelständen leiden, als unbefriedigend<br />

abgelehnt werden. Aber darüber <strong>nach</strong>zudenken, das liegt den Massen nicht; <strong>und</strong> selbst<br />

diejenigen, die diesen Überlegungen noch zugänglich sind, glauben zumindest durch die<br />

Anwendung <strong>von</strong> Waffengewalt wenigstens dem eigenen Volk Luft schaffen zu können.<br />

Wenn dies aber ein Irrtum wäre - was dann? Dann wäre ein erbarmungsloser Vernichtungskampf<br />

entfesselt, - s i n n l o s, - z w e c k l o s -. Die eigentliche Ursache <strong>der</strong> Wirtschaftsstörungen<br />

würde, durch einen neuen Völkerkrieg nicht im entferntesten berührt, <strong>nach</strong> wie <strong>vor</strong> bestehen<br />

bleiben. Sie kann nicht beseitigt, nicht einmal erkannt werden, solange wir auf dem<br />

Gebiet <strong>der</strong> Politik herumirren; d e n n s i e l i e g t n i c h t h i e r.<br />

Verlassen wir also dieses Gebiet, um in die Welt <strong>der</strong> Wirtschaft einzudringen, wo aus<br />

tausendfach zu beobachtenden Vorgängen die sie beherrschenden Gesetze zu erkennen sind.<br />

Hier muß die Erklärung für manches scheinbar Unverständliche zu finden sein.<br />

<strong>Dokumentation</strong> Agenda .. 2001 / 2. Teil / Seite - 40 -

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