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Untitled - Kirchenmusik im Erzbistum Paderborn

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Jüngste Gericht und die Errettung der<br />

Seligen schildert, vertonte er einen<br />

Stoff, mit dem sich bereits sein Lehrer<br />

Joseph Haydn, dem er ebenfalls<br />

freundschaftlich sehr eng verbunden<br />

war, beschäftigt hatte. Haydn hätte<br />

mit dieser Komposition einen Gegenpol<br />

zur Schöpfung gesetzt und sein<br />

oratorisches Schaffen zu einem Dreiklang<br />

aus Anfang, Schilderung des<br />

Lebens (Jahreszeiten) und Ende der<br />

Welt ergänzt, wenn er dazu noch gekommen<br />

wäre.<br />

Diese Aufgabe übernahm ein Jahr<br />

nach Haydns Tod Joseph Ebyler, ob<br />

aus eigenem Antrieb oder von anderen,<br />

vielleicht sogar von Haydn selbst<br />

dazu angeregt, ist unbekannt. Formale<br />

Parallelen zur Schöpfung sind die<br />

dreiteilige Anlage, eine fast identische<br />

zeitliche Ausdehnung, die lediglich<br />

um zwei zusätzliche Trompeten erweiterte<br />

Orchesterbesetzung und vor<br />

allem die gleichen drei Solost<strong>im</strong>men,<br />

die als handlungstragende Erzengel<br />

bzw. schuldbekennende Adam und<br />

Eva eingesetzt werden. Die lyrischen<br />

Arien und Duette stehen denen aus<br />

Haydns Oratorien noch sehr nahe.<br />

Dagegen entwickelt Eybler in den dramatischen<br />

Teilen (Rezitative, Chöre)<br />

eine deutlich in Richtung Romantik<br />

zeigende Ton- und Klangsprache, die<br />

in den reinen Orchestersätzen auch<br />

an Beethovens Symphonik erinnert.<br />

„Die vier letzten Dinge“ sind ein äußerst<br />

beeindruckendes Beispiel<br />

deutschsprachiger Oratorienkunst<br />

des 18./19. Jahrhunderts, das man den<br />

berühmten Vorgängerwerken<br />

Haydns durchaus an die Seite stellen<br />

sollte. Es ist der Komposition zu wünschen,<br />

dass sich ihr Bekanntheitsgrad<br />

bei Musikern und Publikum erheblich<br />

steigert, wozu die hervorragende Aufnahme<br />

von Hermann Max mit den<br />

Solisten Elisabeth Scholl, Sopran, Markus<br />

Schäfer, Tenor, Peter Kooij, Bass,<br />

der Rheinischen Kantorei und dem<br />

Orchester „Das kleine Konzert“ sicherlich<br />

ihren Beitrag leisten wird. Respektvolle<br />

Auseinandersetzung mit<br />

den Quellen sowie den klanglichen<br />

und musikalischen Gesetzmäßigkeiten<br />

der jeweiligen Entstehungszeit<br />

sind bei Hermann Max die gewohnten<br />

Voraussetzungen für lebendige<br />

Interpretationen alter Musik.<br />

Bei der Wiedergabe des Eybler-Oratoriums<br />

beeindruckt besonders die sehr<br />

ausgeprägte sprachliche Diktion, die<br />

von Solisten und Chor gleichermaßen<br />

gepflegt und vom Orchester adäquat<br />

unterstützt wird. Dies gibt vor allem<br />

Literaturhinweise<br />

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