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Nierentoxikologie

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<strong>Nierentoxikologie</strong><br />

Anatomie und Physiologie der Niere<br />

Blutversorgung der Niere: 1,2 l/min, 1700 l/Tag<br />

Nephrone (ca. 1 Million/Niere)<br />

Nierenkörperchen (Glomeruli)<br />

Glomeruläre Filtration<br />

MG < 5000: uneingeschränkt, < 50000: eingeschränkt, > 50000: nicht!<br />

→ keine Proteine, keine Zellen<br />

Glomeruläre Filtrationsrate (GFR) (≅ Clearance) 120 ml/min = 180 l Primärharn/Tag<br />

Regulation der GFR durch: RAAS, ANP, Dopamin, Prostacyclin<br />

Tubulusapparat<br />

tubuläre Rückresorption: Ca. 99% (Endharn-Menge 0,5 – 3 l / Tag)<br />

Proximaler Tubulus (60%) → Henle sche Schleife (15%)<br />

→Distaler Tubulus (5-10%) → Sammelrohr (5-10%)


Nierenfunktion<br />

Kreatininclearence<br />

Kreatinin ist ein Abfallprodukt des Muskelstoffwechsel, welches über die<br />

Niere in charakteristischer Weise ausgeschieden wird.<br />

Veränderungen in der Kreatininclearence bzw. daraus folgend dem<br />

Kreatininplasmagehaltes lassen Rückschlüsse auf die Nierenfunktion zu.<br />

Bei Männer beträgt der Normwert 0,5-1,2 mg/dl, bei Frauen 0,5-1,0 mg/dl<br />

Bei akuten Nierenversagen steigt das Kreatinin meist etwa 1-2 mg/dl pro Tag an.<br />

Stadium<br />

volle Kompensation<br />

kompensierte Retention<br />

Dekompensation<br />

Urämie (= terminale<br />

Niereninsuffizienz,<br />

Harnvergiftung)<br />

GFR*<br />

(ml/min)<br />

>60<br />

60-40<br />

40-15<br />


Laut EDTA (European Dialysis and Transplantation Association) sind 20%<br />

aller Fälle akuten Nierenversagens auf nephrotoxische Substanzen zurückzuführen<br />

Der Zusammenhang zwischen der Exposition gegenüber einem toxischem Agens<br />

und der Schädigung ist nur bei akuter Nephrotoxizität eindeutig nachweisbar.<br />

Bei chronischen oder terminalen Erkrankungen ist dieser Zusammenhang nur<br />

schwer darstellbar.


Die Niere ist prädestiniert für toxische Schädigungen<br />

Die Niere ist eines der empfindlichsten Organe des menschlichen Körpers.<br />

Eine Reihe pathophysiologischer Faktoren prädisponiert sie für toxische Schädigungen:<br />

- 20 Prozent des Herzzeitvolumens fließen durch die Niere und belasten sie so<br />

mit einer großen Menge zirkulierender Gifte,<br />

- die tubulären Transportprozesse führen zu einer lokalen Anreicherung von<br />

Schadstoffen in den Nierentubuli,<br />

- durch die Harnkonzentrierung kommt es zu hohen Schadstoffspiegeln,<br />

besonders im Interstitium von Nierenpapillen und Medulla.<br />

-wegen der Aktivität verschiedener Enzyme des Fremdstoffmetabolismus können<br />

Substanzen in der Niere metabolisch aktiviert werden (Giftung)<br />

Zu unterscheiden sind die akuten Schäden von den chronischen Erkrankungen.<br />

Dabei gibt es kein einheitliches klinisches Bild der "toxischen Nephropathie"<br />

Nephrotoxine können alle anatomischen und histologischen Strukturen der Niere<br />

und der Harnwege schädigen.


Akute Schädigung<br />

Die klinischen Symptome akuter Erkrankungen, wie eine tubuläre Proteinurie<br />

durch eine verminderte Rückresorption niedermolekularer Serumeiweiße und<br />

eine erhöhte Ausscheidung von Glukose, Enzymen und Erythrozyten<br />

sind zumeist reversibel.<br />

Unklar bleibt, wieweit die funktionelle Reserve der Niere dadurch vermindert und<br />

die Schwelle für weitere Schädigungen herabgesetzt wird.


Schädigung der Niere durch Gifte, Medikamente,<br />

Myoglobin, Hämoglobin<br />

Sehr viele Gifte aber auch viele Medikamente können die Niere schädigen.<br />

Das massive Freiwerden von Hämoglobin (roter Blutfarbstoff) aus roten Blutkörperchen<br />

(Hämolyse) kann die Niere ebenfalls schädigen. Ebenso das massive Freiwerden von<br />

Myoglobin (Muskeleiweiß) bei ausgedehntem Muskelzerfall. Im letzteren Fall steigt das<br />

Kreatinin manchmal besonders rasch (mehr als 2 mg/dl im Tag).


Chronische Schädigung<br />

Ein typisches chronisches Krankheitsbild ist die tubulo-interstitielle Nephritis,<br />

eine entzündlich-infiltrative Veränderung des Nierengewebes.<br />

Diese Form der Nephropathie wird nach Schwermetallbelastung (Blei, Kadmium),<br />

aber auch nach chronischer Belastung gegenüber Lösungsmitteln beobachtet.<br />

Zu Beginn fällt eine Beeinträchtigung der Harnkonzentrierungsleistung sowie<br />

eine leichte Hämaturie und Leukozyturie auf.<br />

Nimmt die Erkrankung einen progressiven Verlauf, kommt es zu einer massiven<br />

tubulären und glomerulären Proteinurie durch die erhöhte Durchlässigkeit der<br />

Filtrationsbarriere für hochmolekulare Serumeiweiße. Ein renaler Hochdruck und<br />

ein dialysepflichtiges allgemeines Nierenversagen kommen hinzu.<br />

Chronische glomeruläre Schädigungen spielen nur eine untergeordnete Rolle<br />

und können unter anderem durch Quecksilber verursacht werden.<br />

Darüber hinaus haben verschiedene Studien eine Risikoerhöhung für<br />

Nierentumoren bei Exposition gegenüber verschiedenen Kohlenwasserstoffen und<br />

Schwermetallen wie Arsen am Arbeitsplatz ergeben.


Nierenschädigende Substanzen<br />

Aussagen zur Nephrotoxizität einzelner Substanzen, vor allem zu<br />

Dosis-Wirkungs-Beziehungen, beruhen häufig auf tierexperimentellen Befunden.<br />

Die meisten Befunde zur Wirkung nephrotoxischer Stoffe beim Menschen<br />

stammen aus der Arbeitsmedizin. Hier können Dauer und Intensität von<br />

Belastungen und damit auch Gefährdungspotentiale meist exakter definiert werden<br />

als in der Umweltmedizin.<br />

Bei den Schwermetallen stehen internationale Empfehlungen der WHO<br />

regionalen und nationalen Richtwerten oder Grenzwerten gegenüber,<br />

die in der Regel voneinander abweichen.<br />

Die Gesetzgebung richtet sich unter anderem auf die Emission,<br />

die Klärschlammausbringung, den Schwermetallgehalt im Boden, in der Luft,<br />

am Arbeitsplatz, im Trinkwasser, in Futter- und Lebensmitteln und<br />

auf maximal tolerierbare Konzentrationen in Körperflüssigkeiten.<br />

Nephrotoxikologisch bedeutsame Schwermetalle sind vor allem<br />

Blei, Kadmium, Arsen und Quecksilber.


Blei<br />

Blei gilt als eines der ersten Umweltgifte der Zivilisation.<br />

Akute Bleivergiftungen mit anorganischen Bleiverbindungen sind selten und kommen<br />

nur in der Arbeitsmedizin vor. Umweltmedizinisch von Bedeutung sind Bleivergiftungen,<br />

die unterhalb von Blutbleiwerten von 30-40 µg/ml auftreten.<br />

In Belastungsgebieten in der Nähe von stark befahrenen Straßen oder<br />

Verhüttungsbetrieben können hohe Bleigehalte in Pflanzen mit großen<br />

Blattoberflächen vorliegen.<br />

Die Bedeutung des KFZ-Verkehrs als Bleiemittent ist aber seit Einführung des<br />

bleifreien Benzins und der Katalysatortechnik rückläufig.<br />

Der Mensch nimmt rund 80 Prozent des Bleis mit Lebensmitteln zu sich.<br />

Besonders belastet sind Leber und Nieren von Schlachttieren und<br />

Trockensuppen durch Anreicherungseffekte.<br />

Konserven in Dosen mit Lötnähten können sekundär mit Blei kontaminiert werden.<br />

Schätzungsweise jeder zehnte Haushalt im Bundesgebiet hat noch<br />

Wasserleitungsrohre aus Blei.<br />

Während das öffentliche Trinkwasser bleiarm ist, können durch solche Zuleitungen<br />

Spitzenwerte von über 200 µg/l erreicht werden.


Blei<br />

Blei kann sowohl nach akuter als auch nach chronischer Belastung nephrotoxisch<br />

wirken.<br />

Nach akuter Bleibelastung werden an der Niere überwiegend reversible tubuläre und<br />

tubulo-interstitielle Veränderungen beschrieben.<br />

Die Symptome der Blei-Nephropathie sind variabel und häufig wenig spezifisch.<br />

Die akute Bleivergiftung und damit auch die Auswirkungen auf die Niere lassen sich<br />

durch Therapie mit Chelatbildnern sehr effektiv behandeln.<br />

Eine chronische Bleibelastung verursacht eine tubulo-interstitielle Nephropathie und<br />

kann in schweren Fällen zum Nierenversagen führen.


Kadmium<br />

Die Kadmium-Belastung des Menschen ist vor allem vom Rauchen abhängig.<br />

Starke Raucher nehmen die doppelte Kadmiummenge auf als Nichtraucher<br />

in unbelasteten Regionen. Für Nichtraucher sind Lebensmittel die<br />

Hauptbelastungsquelle, wobei Meeresfrüchte am stärksten belastet sind.<br />

Obwohl der Gesetzgeber den Höchstgehalt für Fische mit 1 mg/kg Eßbares<br />

ungefähr 20fach höher als in anderen Nahrungsmitteln angesetzt hat,<br />

wird dieser Wert in Raubfischen aus deutschen Flüssen teilweise überschritten.<br />

Durch den Einsatz belasteter Phosphatdünger und belasteter Klärschlämme<br />

wird sich nach Berechnungen der WHO von 1992 der Kadmiumgehalt von<br />

Pflanzen in den nächsten 100 Jahren in etwa verdoppeln.<br />

Nephrotoxische Effekte von Kadmium wurden bereits 1946 bei Arbeitern einer<br />

Batteriefabrik in Schweden beschrieben.<br />

Kadmium lagert sich in der Nierenrinde ab und führt zu tubulären Funktionsstörungen.<br />

Es hat eine biologische Halbwertszeit von 10-30 Jahren, eine kumulative Belastung<br />

kann die Folge sein.


Kadmium<br />

Die kritische Nierenrindenkonzentration von Kadmium liegt bei 200 mg/kg<br />

Naßgewicht und wird von etwa einem Prozent der Raucher<br />

in der Altersgruppe vom 50. bis 60. Lebensjahr erreicht.<br />

Kadmiuminduzierte Nierenschäden zeigen sich durch das klassische<br />

Beispiel einer chronischen, toxischen tubulo-interstitiellen Nephropathie.<br />

Im Gegensatz zu anderen Schwermetallen werden durch Kadmium kaum<br />

akute Nierenschäden beobachtet.<br />

Die Prognose von Nierenschädigungen durch Kadmium ist relativ gut.<br />

Bei pensionierten Arbeitern, die am Arbeitsplatz mit Kadmium belastet waren,<br />

wurde nach Beendigung der Belastung zwar weiterhin eine erhöhte<br />

Eiweißausscheidung beobachtet, das Fortschreiten der Nierenschädigung<br />

war jedoch sehr verlangsamt.


Arsen<br />

Arsen wird vor allem beim Schmelzen von Metallen und bei der Verbrennung<br />

fossiler Energieträger frei.<br />

In der Industrie wird Arsen bei der Produktion von Blei- und Kupferlegierungen, in der<br />

Glas- und Keramikindustrie und bei der Herstellung von Mikrochips verbraucht.<br />

Noch heute werden Arsenverbindungen als Holzschutzmittel und zur Behandlung von<br />

Wolle und Baumwolle eingesetzt.<br />

Die Arsenbelastung des Menschen ist vor allem vom Fischkonsum abhängig.<br />

Insbesondere Krustentiere und Fischarten, die ihre Nahrung vom Meeresgrund<br />

aufnehmen, enthalten hohe Arsenkonzentrationen.<br />

Die Toxizität des Arsens ist abhängig von der Verbindung, in der es vorkommt.<br />

Arsenwasserstoff ist stark nephrotoxisch und verursacht ein akutes Nierenversagen.<br />

Chronische Belastungen erhöhen die Wahrscheinlichkeit von Nierenkarzinomen.<br />

Zu chronischer Exposition kommt es beispielsweise in Taiwan, vor allem in ländlichen,<br />

küstennahen Regionen. Hier wird Wasser aus tiefen Brunnen bezogen,<br />

in denen bedingt durch geologische Formationen hohe Arsenkonzentrationen im<br />

Grundwasser auftreten. In der Bevölkerung dort wurden deutlich erhöhte<br />

Sterblichkeitsraten als Folge von Tumoren der Niere und der Blase beobachtet.<br />

Die mittlere Arsenkonzentration im Grundwasser lag in dieser Studie mit 0,78 ppm<br />

jedoch 20fach höher als der Grenzwert für Trinkwasser in Deutschland


Quecksilber<br />

Quecksilber wird in der elektrotechnischen Industrie zur Herstellung von Batterien und<br />

Tageslichtlampen verbraucht. Quecksilber findet auch in der Farbenindustrie und bei<br />

der Herstellung von Meß- und Kontrollinstrumenten Anwendung. In der Medizin hat<br />

Zahnamalgam die größte Bedeutung (siehe auch ZfU 15, Kieler Amalgamgutachten).<br />

Darüber hinaus kommt Quecksilber in verschiedenen Arzneimitteln wie Wunddesinfiziens<br />

und Dermatika vor.<br />

Quecksilber verursacht je nach chemischer Form (anorganisch oder organisch)<br />

unterschiedliche Schäden der Niere. Bei der akuten Vergiftung mit anorganischen<br />

Quecksilber-Verbindungen kommt es zu Tubulusnekrosen und in Folge häufig zu<br />

einem akuten Nierenversagen. Untersuchungen zur chronischen Belastung weisen<br />

auf eine erhöhte tubuläre und glomeruläre Proteinurie hin.<br />

Bei längeren Belastungen mit anorganischen Quecksilber-Verbindungen kann sich<br />

ein nephrotisches Syndrom in Form einer Glomerulonephritis entwickeln, die allerdings<br />

ebenso wie die Proteinurie reversibel ist. Nierenschädigungen durch organische<br />

Quecksilber-Verbindungen werden im Normalfall erst nach Erkennbarwerden der<br />

Quecksilber-Neuropathie beobachtet.


Quecksilber<br />

Konkrete Befunde zur Nephrotoxizität von organischen Quecksilber-Verbindungen<br />

liegen aus zwei Regionen vor. So wurden in Argentinien bei Säuglingen, welche<br />

chronisch mit Phenylquecksilber als Fungizid in Windeln belastet wurden,<br />

Nierenschäden nachgewiesen. In Japan kam es im Zusammenhang mit chronischen<br />

Belastungen durch den Verzehr von kontaminierten Meeresfrüchten zum Auftreten der<br />

sogenannten Minamata-Krankheit. Als Symptome wurden neben der degenerativen<br />

Nervenerkrankung auch tubuläre Schäden an der Niere beschrieben.<br />

Weitere nierenschädigende Metalle sind:<br />

Nickel, Chrom, Uran und Gold


Organische Verbindungen<br />

Toluol kommt als Lösungsmittel in Farben, Lacken, Klebstoffen, Gummi und<br />

Kunststoffen vor. Toluol kann durch die Haut und über die Atemwege aufgenommen<br />

werden. Bei akuter Intoxikation besteht eine Gefahr für Leber und Niere.<br />

Nierenschäden äußern sich als proximale und distale tubuläre Defekte und<br />

Hämoglobinurie. Ein akutes Nierenversagen tritt nur selten bei sehr starker<br />

Vergiftung auf.<br />

Tetrachlorkohlenstoff ist ein weitverbreitetes Lösungsmittel.<br />

Ursprünglich war es auch in Haushaltsreinigern zu finden und findet noch<br />

immer Verwendung in Insektiziden. Die Aufnahme erfolgt über die Haut und<br />

den Magen-Darm-Trakt. 50 Prozent des aufgenommenen Tetrachlorkohlenstoffs<br />

wird abgeatmet, der Rest akkumuliert unter anderem in der Leber und in der Niere.<br />

Es kann zu tubulären Störungen mit Versagen der Urinausscheidung kommen.<br />

Besonders hohe Luftwerte von Perchlorethylen werden in der Nähe von<br />

chemischen Reinigungen gemessen. In einer EG-Studie wurde bei chronisch<br />

Perchlorethylen-belasteten Arbeitern eine leicht erhöhte Proteinurie gefunden,<br />

was für ein nephrotoxisches Potential dieser Substanz am Arbeitsplatz<br />

sprechen könnte. Darüber hinaus wurde in anderen Studien bei Beschäftigten<br />

chemischer Reinigungen ein erhöhtes Risiko für Tumoren der Niere festgestellt.


Organische Verbindungen<br />

Ethylenglykol findet in einer Vielzahl von Stoffen im Haushalt (Farben,<br />

Kosmetika, Schmiermittel, Schuhcremes) und im Auto (Frostschutzmittel)<br />

Verwendung und wurde gesetzwidrig auch Wein zugesetzt. Ethylenglykol ist<br />

selbst ungiftig, die Toxizität ist durch seine Abbauprodukte verursacht.<br />

Toxikologisch ist es eher unter Aspekten akuter Vergiftungen als unter<br />

Aspekten chronischer Belastungen bedeutsam.<br />

Renale Komplikationen treten nach 24-72 Stunden auf.<br />

Eine Ethylenglykol-Vergiftung ist durch ein akutes Nierenversagen mit massiven<br />

Nekrosen der proximalen Tubuli, tubuläre Proteinurie und eine schwere<br />

metabolische Azidose gekennzeichnet. Als Therapie wird Peritoneal- oder<br />

Hämodialyse empfohlen. Die Gabe von Ethanol hemmt die Entstehung toxischer<br />

Metabolite durch seine größere Affinität zur Alkoholdehydrogenase.<br />

Weiter nierentoxische Organische Verbindungen sind:<br />

Chloroform, Tri- und Tetrachlorethen, Benzin,<br />

D-Limonen (Terpen)


Pestizide<br />

Als Insektizide werden chlorierte zyklische Kohlenwasserstoffe (DDT und Lindan)<br />

sowie Alkylphosphate (Parathion, E605) eingesetzt. Akute Belastungen äußern sich<br />

mit neuronaler Symptomatik, während die Niere als Zielorgan eine untergeordnete<br />

Rolle spielt.<br />

Als Herbizide finden Pyridiniumverbindungen wie Paraquat und Diaquat<br />

Verwendung. Beide Verbindungen sind stark nephrotoxisch und führen bei<br />

starken akuten Vergiftungen zum akuten Nierenversagen.<br />

Glomeruläre Zeichen leichterer Vergiftungen können eine eingeschränkte<br />

glomeruläre Filtrationsrate, Proteinurie und Hämaturie sein.


Mykotoxine<br />

Die sogenannte Balkannephropathie tritt in einigen Regionen Bulgariens, Rumäniens<br />

und des ehemaligen Jugoslawiens verstärkt auf und weist viele Ähnlichkeiten mit der<br />

chronischen Blei- und Kadmium-Nephropathie auf. Obwohl die Balkannephropathie<br />

als multifaktorielles Geschehen (Belastung des Grundwassers und des Bodens,<br />

Schwermetalle, genetische Prädisposition) eingestuft wird, diskutiert man besonders<br />

die Rolle von nephrotoxischen Mykotoxinen.<br />

Mykotoxine wie Ochratoxin A und Citrinin werden von verschiedenen<br />

Penicillium- und Aspergillusarten gebildet und kommen in Nahrungsmitteln vor,<br />

die mit entsprechenden Sporen verunreinigt sind. Die chronische Aufnahme dieser<br />

Mykotoxine führt zu einer tubulo-interstitiellen Nephritis. Darüber hinaus wurde<br />

festgestellt, daß das relative Risiko, Tumore der ableitenden Harnwege zu<br />

entwickeln, bei Patienten mit Balkannephropathie aus einer endemischen<br />

Region 90fach gegenüber Patienten aus einer nichtendemischen Region erhöht war.<br />

Eine Belastung mit giftigen Stoffen von Schimmelpilzen kann auch in Mitteleuropa<br />

nicht ausgeschlossen werden.


Pflanzengifte<br />

Spezifisch Nierentoxische Pflanzengifte sind selten.<br />

Hierzu gehört die Djenkolsäure, einer schwefelhaltigen Aminosäure aus<br />

Pithecolobium lobatum.<br />

Diese dem Cystein verwandte Aminosäure ist schlecht wasserlöslich und fällt<br />

bei der Harnkonzentrierung im Tubulus aus.<br />

Je nach aufgenommenerb Menge kann es von einer leichten Niereninsuffizienz<br />

bis hin zur kompletten Anurie kommen.<br />

Ein weiterer Stoff ist die Oxalsäure, welche in verschiedenen Gemüsesorten<br />

(Rhababer, Spinat, Rote Beete, Sellerie und Sauerampher) vorkommt. Sie bildet mit<br />

Calcium-Ionen schwer lösliche Salze welche im Nierentubulus ausfallen können.

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