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biographisches lexikon zur pflegegeschichte - Pflegewissenschaft

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AUGUSTE VIKTORIA, Kaiserin (1858-1921)<br />

der Kuhmilch diente. Dieser „Säuglingspalast<br />

mit Kuhstall“ wurde <strong>zur</strong> Wiege der Pädiatrie<br />

in Berlin. Während des NS-Regimes leitete<br />

der Mediziner Kurt Hofmeier (1896-1989)<br />

das KAVH als „Reichsanstalt <strong>zur</strong> Bekämpfung<br />

der Säuglings- und Kleinkindersterblichkeit“,<br />

dem eine Frauenmilchsammelstelle,<br />

das Museum für Säuglingskunde und Erblehre<br />

sowie eine Poliklinik für Erb- und Rassenpflege<br />

zugeordnet waren. Von 1908 bis 1935<br />

erschien jährlich der „Bericht des Kaiserin-<br />

Auguste-Viktoria-Hauses, Reichsanstalt <strong>zur</strong><br />

Bekämpfung der Säuglings- und Kleinkindersterblichkeit“.<br />

Sehr informativ ist die<br />

„Schriftenreihe <strong>zur</strong> Geschichte der Kinderheilkunde<br />

aus dem Archiv des Kaiserin-<br />

Auguste-Viktoria-Hauses (KAVH) – Berlin“,<br />

die in den Jahren von 1986 bis 1995 mit 10<br />

Bänden erschien.<br />

Neben dem KAVH hatte Kaiserin Auguste<br />

Victoria das Protektorat auch für andere<br />

Kliniken übernommen, so etwa über das<br />

„Diakonissen-Krankenhaus für Kinder und<br />

Erwachsene, Westpreußisches Diakonissen-<br />

Mutterhaus zu Danzig“ oder die vom<br />

schlesischen Provinzialverein <strong>zur</strong> Bekämpfung<br />

der Tuberkulose betriebene „Kaiserin<br />

Auguste Viktoria – Volksheilstätte zu Landeshut<br />

in Schlesien“. Darüber hinaus wurden<br />

weitere Krankenhäuser nach ihr benannt, so<br />

etwa die Vorgängereinrichtung des heutigen<br />

Medizinischen Zentrums für Gesundheit Bad<br />

Lippspringe.<br />

Im Ersten Weltkrieg (1914-1918) kümmerte<br />

sich Kaiserin Auguste Victoria insbesondere<br />

um das Lazarettwesen und förderte die Pflege<br />

von Verwundeten. Im Jahre 1916 berief sie<br />

<strong>zur</strong> Vorsitzenden des Hauptvorstandes des<br />

„Vaterländischen Frauenvereins“ in Preußen<br />

Agnes Gräfin von der Groeben (1862-1955)<br />

, die bei der Gründung des Deutschen<br />

Roten Kreuzes (DRK) am 30. Mai 1921 –<br />

hierbei wurden die männlichen Landesvereine<br />

vom Roten Kreuz und die Vaterländischen<br />

Frauenvereine organisatorisch zusammengeführt<br />

– dann <strong>zur</strong> Vizepräsidentin des DRK<br />

gewählt wurde.<br />

1918 begleitete Kaiserin Auguste Victoria<br />

ihren Mann ins niederländische Exil und bezog<br />

mit ihm 1920 das Haus Doorn in der Provinz<br />

Utrecht. Wilhelm II schrieb 1922: „Der<br />

Kaiserin hat der Umsturz das Herz gebrochen.<br />

Sie alterte vom November 1918 an zusehends<br />

und konnte den körperlichen Leiden nicht<br />

mehr die frühere Widerstandskraft entgegenstellen.<br />

So begann bald ihr Siechtum. Am<br />

schwersten trug sie das Heimweh nach der<br />

deutschen Erde, nach dem deutschen Lande.<br />

Trotzdem suchte sie noch mich zu trösten.“<br />

Auguste Victoria, die letzte deutsche Kaiserin,<br />

starb am 11. April 1921 im Alter von 62<br />

Jahren. Im Deutschen Reich erschienen nach<br />

ihrem Tod viele Zeitungen mit Trauerrand.<br />

Bei ihrer Beisetzung im Antiken-Tempel des<br />

Parks von Schloss Sanssouci (Potsdam) bezeugte<br />

die Teilnahme von hunderttausenden<br />

Menschen die große Beliebtheit, die sie im<br />

Volke genoss.<br />

Kaiserin Auguste Victoria gehört wie jene<br />

Fürstinnen und Regentinnen deutscher Territorialstaaten,<br />

genannt seien beispielsweise<br />

Luise von Baden (1838-1923) , Alice<br />

von Hessen und bei Rhein (1843-1878) ,<br />

Cäcilie von Hessen und bei Rhein (1911-<br />

1937) , Karoline (Carola) von Sachsen<br />

(1833-1907) und die preußische Königin<br />

Augusta (1811-1890) , zu jenen Frauen,<br />

deren sozialpolitisches Engagement das soziale<br />

und – zumindest indirekt – auch das fachliche<br />

Niveau der Pflegerinnen seit der zweiten<br />

Hälfte des 19. Jahrhunderts anhoben.<br />

Quellen und Literatur:<br />

Ärztlicher Bericht über die Kaiserin Auguste Viktoria-Volksheilstätte<br />

zu Landeshut in Schlesien.<br />

Schlesischer Provinzialverein <strong>zur</strong> Bekämpfung<br />

der Tuberkulose, eingetragener Verein, Breslau.<br />

Schlesische Druckerei-Genossenschaft.<br />

Breslau 1913.<br />

Auguste Viktoria: Schreiben an den Chef des<br />

Kriegsamtes, Exzellenz Groener, vom 18. Juli<br />

1917. In: Die Frau. Monatsschrift für das gesamte<br />

Frauenleben unserer Zeit, 24. Jg.,<br />

1916/17, Heft 9, Seite 730-731.<br />

Behr-Pinnow, [Karl Friedrich Ludwig] von (Hrsg.):<br />

Festschrift <strong>zur</strong> Eröffnung des Kaiserin Auguste<br />

Victoria-Hauses <strong>zur</strong> Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit<br />

im Deutschen Reiche.<br />

Redaktion: [Eduard] Dietrich. Stilke. Berlin<br />

1909 (149 Seiten).<br />

Bericht des Kaiserin-Auguste-Viktoria-Hauses,<br />

Reichsanstalt <strong>zur</strong> Bekämpfung der Säuglingsund<br />

Kleinkindersterblichkeit (Zeitschrift). Berlin<br />

1919-1935.<br />

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