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Kommentierte Liste der Laubmoose Deutschlands - Jan-Peter Frahm

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30<br />

<strong>Frahm</strong><br />

Taxon ist hier zu einer Varietät zurückgestuft, weil die Unterschiede zu var. ruralis geringer sind<br />

als z.B. zwischen S. ruralis und ruraliformis.<br />

(15) Barbula commutata ist eine durchaus eigenständige Art (<strong>Frahm</strong> & Ahmed 2004). Wie eine<br />

Summe von Merkmalen wie Größe, Besitz eines Zentralstranges im Stämmchen o<strong>der</strong> dickwandige<br />

basale Laminazellen zeigen ist sie keine Varietät von B. convoluta. Die Art wurde als Barbula<br />

commutata var. sardoa beschrieben und als Barbula sardoa in den Artrang erhoben, da dies das<br />

älteste Epithet ist. Die Prioritätsregel gilt jedoch nur auf demselben taxonomischen Level. Die<br />

älteste Artbezeichnung war Barbula commutata Jur., bei <strong>der</strong> Juratzka einen neuen Namen<br />

einführen durfte, ohne sich auf den älteren Namen sardoa zu beziehen.<br />

(16) Die Gattung Syntrichia war ursprünglich gut etabliert, dann durch die Autoren des Index<br />

Muscorum zu Tortula gestellt worden, was nach 40 Jahren wie<strong>der</strong> rückgängig gemacht wurde,<br />

indem Zan<strong>der</strong> (1993) sie wie<strong>der</strong> separiert hat. Nach Zan<strong>der</strong> unterscheidet sich Tortula von<br />

Syntrichia durch ein kreis- o<strong>der</strong> halbkreisförmiges Band von Stereiden im Stämmchenquerschnitt<br />

und durch Gelbfärbung statt Rotfärbung <strong>der</strong> Lamina mit KOH. Beides ist gerade im Gelände kaum<br />

praktikabel. Molekularsystematisch bilden die Arten von Syntrichia jedoch eine monophyletische<br />

Gruppe (Werner et al. 2002). Im Gegensatz dazu ist Tortula “polyphyletisch”, d.h. die einzelnen<br />

Arten erscheinen im Stammbaum an unterschiedlichsten Stellen innerhalb <strong>der</strong> Pottiaceae und nicht<br />

auf einem Ast.<br />

(17) Sphagnum austinii und S. affine unterscheiden sich anatomisch nicht, morphologisch nur<br />

durch die Zahl <strong>der</strong> hängenden bzw. abstehenden Äste bzw. die Färbung, und werden daher wie<br />

früher unter S. imbricatum vereint. Der Rank als Subspeczies ist gerechtfertigt, weil sie<br />

unterschiedliche Standorte (Hochmoore – Heidemoore) charakterisieren und auch weltweit<br />

unterschiedliche Areale haben.<br />

(18) Scleropodium o<strong>der</strong> Pseudoscleropodium? Die Art wurde von Hedwig als Hypnum purum<br />

beschrieben, dann von Limpricht 1896 zu Scleropodium in den Brachytheciaceae gestellt, wohl<br />

aufgrund <strong>der</strong> Ähnlichkeit mit z.B. S. illecebrum. Fleischer stellte die Art 1925 in den Natürlichen<br />

Pflanzenfamilien in eine neue Gattung Pseudoscleropodium neben Pleurozium in die<br />

Entodontaceae. Scleropodium hat eine Blattrippe, Pseudoscleropodium nicht. Ergebnisse<br />

molekularssytematischer Forschungen zeigen, dass Scleropodium und Pseudoscleropodium in die<br />

Brachytheciaceae gehören (Van<strong>der</strong>poorten et al. 2005, Huttunen & Ignatov 2002).<br />

(19) Dialytrichia o<strong>der</strong> Cinclidotus? Erstere unterscheidet sich durch papillöse Zellen von<br />

Cinclidotus. Begründet dies eine eigene Gattung? Smith (2004) stellt Dialytrichia sogar in die<br />

Pottiaceae. Cinclidotus in die Cinclidotaceae.<br />

(20) Orthodicranum o<strong>der</strong> Dicranum? Erstere hat gerade Kapseln und glatte, nicht getüpfelte basale<br />

Laminazellen sowie gekräuselte Blätter. Wie auch in an<strong>der</strong>en Fällen gibt es keine schlagenden<br />

Argumente, ob es sich dabei um eine Untergattung o<strong>der</strong> Gattung handelt. Gerade Kapseln und<br />

gekräuselte Blätter haben auch Dicranum fulvum und scottianum, diese aber getüpfelte<br />

Laminazellen, was zeigt, dass Orthodicranum und Dicranum durch Übergänge verbunden sind.<br />

Molekularsystematische Arbeiten (Stech 1999a, LaFarge et al. 2002) geben keine Hinweise auf<br />

eine Selbständigkeit von Orthodicranum, sind aber in <strong>der</strong> Hinsicht auch nicht sehr<br />

vertrauenswürdig, weil in beiden Fällen Paraleucobryum mitten in den Dicranum-Arten nistet.<br />

(21) Paraleucobryum sauteri wird vielfach als Varietät von P. longifolium erachtet, ist aber wegen<br />

<strong>der</strong> Menge <strong>der</strong> Unterscheidungsmerkmale eine eigene Art auch mit eigener Verbreitung<br />

(europäischer Endemit) (Müller & <strong>Frahm</strong> 1987).<br />

ISSN 0945-3466

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