Die jungen WilDen - Bergrettungsdienst im AVS Meran
Die jungen WilDen - Bergrettungsdienst im AVS Meran
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<strong>Die</strong> <strong>jungen</strong> Wilden<br />
<strong>Meran</strong>er Bergsteiger <strong>im</strong> Aufbruch<br />
<strong>Meran</strong> 2013
<strong>Meran</strong>er Bergsteiger <strong>im</strong> Aufbruch 3<br />
Vorwort<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Seite<br />
Elmar Knoll Vorwort 3<br />
Andreas Folie Zu diesem Buch 4<br />
Hias Innerhofer So war es vor 60 Jahren 6<br />
Helmut Rueb Helmut und seine <strong>AVS</strong>-Jugendgruppe (Andreas Folie) 8<br />
Leo Breitenberger Der Traum vom Everest 17<br />
Mein längster Weg: der Salbitschijen-Westgrat 20<br />
<strong>Die</strong>ter Drescher Königspitze Nordwand 23<br />
traumbiwak am Udren Darban 24<br />
schlechtwetter am winterlichen Marltgrat 26<br />
Grillhendl und Schampus am Ortler-Hochjoch 28<br />
Walter Erckert Rückzug an der Civetta 30<br />
Heini Holzer † Allein wie der Berg 33<br />
Sepp Hölzl Wettersturz am Piz Badile 35<br />
Toni Kiem 09. April 1961 38<br />
Ulli Kössler Darban Zoom, Erstbesteigung <strong>im</strong> Hindukusch 40<br />
erste Winterbegehung auf den Ortler über den Rothböckgrat 44<br />
Winterbergsteigen in den Sechziger Jahren 48<br />
Helmut Larcher Ein Blick zurück 49<br />
Fritz Pichler 80 Stunden am Peutereygrat/Mont Blanc gefangen 53<br />
Kurt Pichler Ein Porträt (Andreas Folie) 57<br />
Rudi Plunger Große Zinne-Nordwand, Comici-Führe 59<br />
ausrüstung „anno Schnee“ 60<br />
Walter Raffl Seilsturz an der Sattelspitze 61<br />
Sepp Zierlein Auf die Gamsplatte 63<br />
Aus den Tourenbüchern der <strong>jungen</strong> Wilden 64<br />
Aus den Fotoarchiven der <strong>jungen</strong> Wilden 76<br />
Nach dem 2. Weltkrieg konnten sich die Alpenvereinssektionen<br />
wieder frei entwickeln. <strong>Die</strong> Sektion <strong>Meran</strong> war die erste, die den<br />
Vereinsbetrieb wieder aufnahm und alpine Freizeitbeschäftigung<br />
für Jugendliche anbot. <strong>Die</strong> Fahrten zu den Bergtouren<br />
wurden anfangs mit dem Fahrrad bewältigt, und erst als man<br />
sich ein modernes Fortbewegungsmittel leisten konnte, konnten<br />
weiter entfernte anspruchsvolle Touren unternommen werden.<br />
Den <strong>AVS</strong>-Jugendgruppen aus den fünfziger Jahren entwuchsen<br />
bald ausgezeichnete Bergsteiger, die äußerst respektable<br />
Touren in Angriff nahmen. <strong>Die</strong>se extreme Bergsteigergilde traf sich vorwiegend am Freitagabend<br />
<strong>im</strong> Gasthof Goldene Rose, um die Wochenendunternehmungen zu vereinbaren. Manche<br />
ließen sich allerdings nicht in die Karten schauen. Erst nachher erwähnten sie in der ihnen<br />
eigenen Bescheidenheit ihre Kletterrouten, Winterbegehungen, Überschreitungen oder besondere<br />
Schiabfahrten.<br />
<strong>Meran</strong> war damals eine Hochburg des extremen Bergsteigens, landesweit waren die <strong>Meran</strong>er<br />
für ihre Leistungen bekannt.<br />
Uns Jüngeren waren diese Bergsteiger ein Vorbild, so manche Tour durften wir mit ihnen unternehmen.<br />
Ihr Wissen und Können gaben sie in den Alpenvereinskursen weiter, als Bergführer<br />
halfen sie bei der Alpinausbildung, was besonders den Jugendlichen zu Gute kam.<br />
Der erste Landesjugendführer, Helmut Rueb, kam dann ja auch aus <strong>Meran</strong>. Er prägte mit seiner<br />
starken Persönlichkeit die Jugendlichen, von denen viele dem <strong>Bergrettungsdienst</strong> des<br />
Alpenvereins beitraten. Es war ihnen eine ehrenvolle Verpflichtung, Menschen zu helfen. <strong>Die</strong><br />
Rettung aus Bergnot stellte die Mannschaft damals vor besondere Herausforderungen, war<br />
doch meistens ein beschwerlicher Zustieg bis zur Bergung zu bewältigen. Hier konnten nur<br />
Konditionsstarke mithalten.<br />
<strong>Die</strong> in der vorliegenden Erlebniserzählung vorkommenden Personen haben sich um den Alpenverein<br />
Südtirol besonders verdient gemacht. Als bescheidenen Dank dafür haben wir als<br />
Sektion <strong>Meran</strong> des <strong>AVS</strong> diese Publikation auch in gebührendem Maße unterstützt. Wir hoffen,<br />
dass viele die Berichte mit Spannung lesen.<br />
Allen, die mitgeholfen haben, dieses Geschichtsdokument zu gestalten, einen herzlichen<br />
Dank!<br />
Berg Heil!<br />
Dr. Ing. Elmar Knoll<br />
Erster Vorsitzender der <strong>AVS</strong>-Sektion <strong>Meran</strong><br />
<strong>Meran</strong>, <strong>im</strong> Februar 2013
<strong>Die</strong> <strong>jungen</strong> Wilden<br />
<strong>Meran</strong>er Bergsteiger <strong>im</strong> Aufbruch<br />
4 5<br />
Zu diesem Buch<br />
Jung waren sie, diese Burschen, die in den fünfziger Jahren in<br />
die Berge aufbrachen, und wild darauf versessen, die schwierigsten<br />
Routen zu begehen und neue Routen in Fels und Eis<br />
zu eröffnen.<br />
Sie hatten es nicht leicht damals. <strong>Die</strong> heute in Kletterhallen<br />
angebotenen Ausbildungs- und Trainingsmöglichkeiten gab<br />
es nach dem Krieg noch nicht. Groß war aber ihre Kletterleidenschaft.<br />
1923 hatten die faschistischen Behörden alle Sektionen des<br />
Deutschen und Österreichischen Alpenvereins (D&ÖAV) auf<br />
Südtiroler Boden aufgelöst, die Schutzhütten enteignet und jegliche alpine Tätigkeit <strong>im</strong><br />
Rahmen eines deutschen Vereins verboten. <strong>Die</strong> D&ÖAV-Mitglieder waren damit „he<strong>im</strong>atlos“<br />
geworden. <strong>Die</strong>ser Zustand dauerte bis zum Ende des 2. Weltkriegs an.<br />
Mit der Gründung der <strong>AVS</strong>-Sektion <strong>Meran</strong> 1946 begann ein neuer alpiner Frühling in der<br />
Passerstadt. Viele der ehemaligen D&ÖAV-Mitglieder waren allerdings nicht mehr da: manche<br />
waren <strong>im</strong> Zuge der Option 1939 abgewandert, andere <strong>im</strong> Krieg gefallen.<br />
<strong>Die</strong> neu gegründete <strong>AVS</strong>-Sektion <strong>Meran</strong> richtete ihr Hauptaugenmerk zuerst auf die Errichtung<br />
der organisatorischen Strukturen, dann aber gezielt auf die Anwerbung neuer<br />
Mitglieder. Innerhalb eines Jahres hatte die Sektion bereits über 270 Mitglieder, ein Jahr<br />
später bereits knapp 500! <strong>Die</strong>ser Zuwachs ist natürlich auch dem Umstand zu verdanken,<br />
dass es damals für Jugendliche wenige Freizeitangebote gab.<br />
Stellvertretend für viele andere sollen hier zwei Personen genannt werden, die be<strong>im</strong> Aufbau<br />
der Vereinstätigkeit an vorderster Stelle standen und sich um die Alpenvereinsjugend<br />
und den <strong>Bergrettungsdienst</strong> verdient gemacht haben, Helmut Rueb und Hias Innerhofer:<br />
der erste lange Zeit verantwortlich für die Jugendarbeit, der zweite an verantwortlicher<br />
Stelle <strong>im</strong> <strong>Bergrettungsdienst</strong>.<br />
Helmut hat mit großer Begeisterung und pädagogischem Taktgefühl die Jugendlichen an<br />
das Bergwandern und Bergsteigen herangeführt und mit ihnen oft sehr schwierige Bergfahrten<br />
unternommen.<br />
Hias wurde <strong>im</strong> Jahre 1953 als BRD-Führer gewählt. Mit viel Einsatz widmete er sich der<br />
Ausbildung der Mitglieder und betreute die <strong>jungen</strong> Kletterbegabten, die aus der Jugendgruppe<br />
zu ihm kamen.<br />
Auf den folgenden Seiten wird das Wirken dieser beiden <strong>AVS</strong>-Urgesteine gewürdigt, es<br />
wird in den alpinen Leistungen ihrer ehemaligen Schützlinge lebendig. <strong>Die</strong> „Jungen Wilden“<br />
sind <strong>im</strong> Laufe der Jahre zu großartigen Kletterern in Eis und Fels geworden. Sie sind<br />
schwierigste Routen in den Alpen geklettert und haben auch auf Bergen außerhalb Europas<br />
Erfolge erzielt. Sie, allesamt Mitglieder der <strong>AVS</strong>-Sektion <strong>Meran</strong>, kommen in dieser<br />
Broschüre selbst zu Wort, lassen den Leser an besonderen Bergfahrten und an ihren Erinnerungen<br />
teilhaben. Aus ihren Tourenbüchern wählten sie einige ihrer Eis- und Felstouren<br />
aus den fünfziger und sechziger Jahren aus. <strong>Die</strong> Schwarzweiß-Fotografien sind voller Unmittelbarkeit<br />
und Dynamik, ein wertvolles historisches Dokument!<br />
Trotz großartiger Leistungen sind die „Jungen Wilden“ bescheiden geblieben. Natürlich<br />
trieb sie auch der Ehrgeiz an, neue Routen, so in der Ortlergruppe und in den Dolomiten,<br />
zu eröffnen und als Erste schwierige Routen zu klettern. Mit ihren Erfolgen gingen sie nicht<br />
groß hausieren, freuten sich aber, wenn über ihre alpinen Unternehmungen in der Presse<br />
berichtet wurde oder sie selbst darüber berichten konnten.<br />
Es gehört zur alpinen Erinnerungskultur, an diese <strong>Meran</strong>er Bergsteiger aus der Aufbruchszeit<br />
nach dem 2. Weltkrieg zu erinnern. Es war die Idee von Florian Pichler, mit dieser Veröffentlichung<br />
an die Leistungen dieser „Jungen Wilden“ zu erinnern.<br />
Nicht vergessen wollen wir auch jene, die nicht mehr unter uns sind. Sie gehörten damals<br />
auch der Gruppe dieser <strong>jungen</strong> Bergsteiger an: der Extremkletterer und Steilwandabfahrer<br />
Heini Holzer (+1977), Emil Vanzo (+1991), Hans Authier (+2006).<br />
Mir war es eine Ehre und eine Freude, die Beiträge der inzwischen ins Alter gekommenen<br />
„Jungen Wilden“ zu sammeln. Sie haben bis heute ihre Begeisterung für das Bergsteigen<br />
nicht verloren, unternehmen <strong>im</strong>mer noch „ordentliche“ Bergfahrten und pflegen unter<br />
sich die Freundschaft.<br />
Dr. Andreas Folie<br />
<strong>Meran</strong>, <strong>im</strong> Februar 2013
<strong>Die</strong> <strong>jungen</strong> Wilden<br />
<strong>Meran</strong>er Bergsteiger <strong>im</strong> Aufbruch<br />
6 7<br />
Hias Innerhofer<br />
So war es vor 60 Jahren<br />
„Ein Bergsteiger, der keine Blumen, kein Licht <strong>im</strong> Schatten, keine Wolkenst<strong>im</strong>mung sieht und sich<br />
über die Schönheit der Berge nicht freut, geht vergebens diesen Weg“.<br />
Nach dem 2. Weltkrieg sind leider viele <strong>Meran</strong>er Bergsteiger nicht mehr he<strong>im</strong>gekehrt. Ich<br />
hatte das Glück, 1946 nach Krieg und Gefangenschaft endlich wieder nach Hause zurückkehren<br />
zu können. <strong>Die</strong> Menschenansammlungen konnte ich nicht mehr ausstehen, es zog<br />
mich in die Berge, wo ich Ruhe und Abstand von den schrecklichen Erlebnissen der letzten<br />
Jahre suchte. Bald machte ich die Bekanntschaft anderer Bergsteiger, die mich auf meinem<br />
Weg in die Bergwelt begleiteten und mich in meinem alpinen Tatendrang stärkten. Seit<br />
1951 hatte ich engeren Kontakt mit der Bozner Bergsteigergruppe „<strong>Die</strong> Bergler“, mit deren<br />
Mitgliedern ich öfters auf Tour war und wertvolle Bergerfahrungen sammeln konnte.<br />
Es war damals sehr mühsam, ich hatte kein motorisiertes Vehikel, meine Fortbewegungsmöglichkeit<br />
war mein einfaches Fahrrad ohne Übersetzung, mit dem ich auch einige Male<br />
abends von <strong>Meran</strong> nach St. Zyprian/Tiers gefahren und in der Nacht zur Berglerhütte aufgestiegen<br />
bin, um nach kurzer Nachtruhe mit meinen Kameraden zum Klettern aufzubrechen.<br />
Am Abend ging es mit dem Fahrrad wieder he<strong>im</strong>.<br />
<strong>Die</strong> 1946 gegründete <strong>AVS</strong>-Sektion <strong>Meran</strong> ging gleich daran, einen <strong>Bergrettungsdienst</strong> ins<br />
Leben zu rufen. <strong>Die</strong> Bildung einer einsatzfähigen Mannschaft und der Ankauf der notwendigen<br />
Einsatz- und Bergungsmittel waren aber nicht leicht. Ältere Bergsteiger bildeten die<br />
erste Basis, wir Jungen mussten erst herangebildet werden. <strong>Die</strong> Tragödie an der Ifinger<br />
Nordwand 1949, wo wir drei Kameraden verloren, war für uns ein großer Rückschlag. Wir<br />
ließen uns aber nicht abschrecken, mit einigen <strong>jungen</strong> Kameraden blieb ich be<strong>im</strong> <strong>Bergrettungsdienst</strong>.<br />
In den fünfziger und später in den sechziger Jahren regte sich der Tatendrang junger Bergsteiger,<br />
denen alles zu flach und zu leicht war. Es bahnte sich eine Entwicklung an, die zu<br />
sehenswerten Erfolgen führte. Der Weg der meisten führte über den <strong>Bergrettungsdienst</strong>,<br />
wo man sich in Seil- und Hakentechnik ausbilden und sich durch den Kontakt mit älteren<br />
Kameraden weiterentwickeln konnte.<br />
1952 nahm ich an einem Bergrettungslehrgang des Österreichischen Alpenvereins am<br />
Stripsenjoch <strong>im</strong> Wilden Kaiser teil.<br />
1953 wurde ich zum BRD-Führer der Sektion <strong>Meran</strong> gewählt. <strong>Die</strong> Mannschaft bestand damals<br />
aus ein paar älteren und einigen <strong>jungen</strong> Männern. Da ich ja seit 1951 mit meinen Bozner<br />
Bergkameraden öfters <strong>im</strong> schweren Fels auf Tour war, hatte ich bereits eine gute Erfahrung.<br />
So konnte ich mein Wissen in der Klettertechnik und in der Bergrettung weitergeben.<br />
Um die Mannschaft zu verjüngen und einen gut funktionierenden Rettungsdienst aufzubauen,<br />
brauchten wir junge begeisterte Bergsteiger für diese schwierige Aufgabe. Zum Glück<br />
gab es den Helmut Rueb, selbst Mitglied des BRD und zugleich <strong>AVS</strong>-Jugendführer. Das war<br />
eine glückliche Fügung, die alles erleichterte. In ihm fand ich den idealen Ansprechpartner:<br />
er schickte uns <strong>im</strong> BRD <strong>im</strong>mer wieder junge tatenfreudige Männer, denen es bei der Jugend<br />
zu „brav“ zuging, die wir gerne aufnahmen. Einige von diesen entwickelten sich <strong>im</strong> Eiltempo<br />
zu sehr guten Bergsteigern. Sie bildeten eigene Gruppen und Seilschaften. Meine einzige<br />
Sorge war, ihnen so gut als<br />
möglich in der Auswahl der<br />
zum Teil schon hoch gesteckten<br />
Ziele behilflich zu sein.<br />
Durch meine alpine Tätigkeit<br />
war ich in der Lage, Tipps und<br />
Ratschläge weiterzugeben,<br />
hatte ich doch schon einige<br />
schwere Touren in Fels und Eis<br />
erfolgreich durchgeführt. Es<br />
war eine wahre Genugtuung<br />
zu sehen, was für stramme Burschen<br />
sie wurden. Es war auch<br />
eine Freude und Genugtuung,<br />
von ihnen <strong>im</strong>mer wieder von<br />
erfolgreichen Unternehmungen<br />
zu erfahren und dass sie<br />
<strong>im</strong>mer unverletzt nach Hause<br />
kamen.<br />
<strong>Die</strong> Entwicklung dieser <strong>jungen</strong><br />
Ifinger, N-Kante, 1954<br />
Bergsteiger ging zügig voran, sie war sehr aufopferungsvoll, vieles mussten sie sich selbst<br />
erarbeiten. Bald bildeten sich enge kameradschaftliche Bindungen unter den Jungen, sie<br />
trafen selber Entscheidungen. So wuchsen unter diesen guten Bergsteigern einige Spitzenleute<br />
heran, die hervorragende alpine Taten gesetzt und Alpingeschichte geschrieben<br />
haben. Sie haben ihre Aufgabe glänzend bewältigt.<br />
Ich bin froh, wenn die Leistungen der damaligen <strong>jungen</strong> Bergsteiger schriftlich festgehalten<br />
werden, damit es auch noch die nächsten Generationen wissen. Unsere Generation hatte<br />
leider nur mehr spärliche Erinnerungen an die früheren Zeiten der alpinen Tätigkeiten der<br />
Alpenvereinssektion <strong>Meran</strong> <strong>im</strong> Rahmen des D&ÖAV.<br />
Ich wünsche, es möge gelingen, die schönsten und schwierigsten Touren in Fels und Eis<br />
festzuhalten, dass wir uns noch lange darüber freuen können. <strong>Die</strong> Leistungen meiner damaligen<br />
„Schützlinge“ haben meinen großen Respekt!<br />
Ich stand altersmäßig sozusagen zwischen zwei Altersgruppen: ich konnte von den Erfahrungen<br />
älterer Kameraden lernen und zugleich mein Wissen und Können an die jüngeren<br />
Kameraden weitergeben.<br />
Noch eine Bemerkung will ich mir erlauben. Wohl wegen ihrer Bescheidenheit und ihrer<br />
reinen Freude am Bergsteigen hat die lokale und internationale Presse diese <strong>jungen</strong> Bergsteiger<br />
leider übersehen und nicht gewürdigt, worüber ich mich heute noch wundere. Folgendes<br />
kann ich aber sagen: wir sind gute Kameraden geblieben und freuen uns heute<br />
<strong>im</strong>mer wieder aufrichtig, wenn wir uns treffen.<br />
Es erfüllt mich mit großer Freude und Genugtuung, dass mein bescheidenes Wirken nützlich<br />
war.
<strong>Die</strong> <strong>jungen</strong> Wilden<br />
<strong>Meran</strong>er Bergsteiger <strong>im</strong> Aufbruch<br />
8 9<br />
Andreas Folie<br />
Helmut Rueb und seine <strong>AVS</strong>-Jugendgruppe<br />
Das Verbot der Vereinstätigkeit und die Auflösung der Südtiroler Sektionen des Deutschen<br />
und Österreichischen Alpenvereins <strong>im</strong> Jahre 1923 durch die faschistischen Behörden brachte<br />
die alpine Vereinstätigkeit zum Erliegen. Nach der Gründung der <strong>AVS</strong>-Sektion <strong>Meran</strong> am 9. Juli<br />
1946 mussten daher die organisatorischen Strukturen neu errichtet werden. Es galt also, den<br />
„Karren“ wieder zum Laufen zu bringen. „Angeschoben“ haben ihn einige <strong>Meran</strong>er Bürger, die<br />
tatkräftig die Werbetrommel rührten, um mit <strong>jungen</strong> Mitgliedern die Geschichte der 1870<br />
gegründeten Sektion <strong>Meran</strong> fortzuschreiben. Folgende Schwerpunkte setzten sie sich: die<br />
Schaffung einer funktionierenden Organisationsstruktur, Markierungen, Wegverbesserungen<br />
und die Errichtung eines <strong>Bergrettungsdienst</strong>es.<br />
Neue Mitglieder gewann man vor allem bei Vereinsabenden und Lichtbildervorträgen. Bereits<br />
<strong>im</strong> ersten Tätigkeitsjahr konnte man das Hochganghaus pachten und damit den Mitgliedern<br />
ein „Zuhause“ zur Verfügung stellen. Der starke Zulauf zur neugegründeten Sektion vor allem<br />
seitens vieler Kinder und Jugendlicher bewog die Verantwortlichen, ihr Augenmerk verstärkt<br />
auf die Betreuung dieser Altersgruppe zu richten. <strong>Die</strong> Älteren nahmen die Jugendlichen zu<br />
Bergwanderungen mit, um in ihnen die Liebe zur Natur und die Begeisterung für das Bergsteigen<br />
zu wecken.<br />
<strong>Die</strong> Verantwortlichen der Sektion erkannten bald, dass der Alpenvereinsnachwuchs professionell<br />
betreut werden musste. <strong>Die</strong> <strong>im</strong> Herbst 1953 für die Schigruppe gepachtete Piffinger<br />
Almhütte wurde <strong>im</strong> Jänner 1955 als Jugendherberge eingerichtet.<br />
<strong>Die</strong> Sektion <strong>Meran</strong> hatte das Glück, in ihren Reihen einen <strong>jungen</strong> Mann zu haben, dem der<br />
Vorstand 1957 die Jugendbetreuung anvertraute: Helmut Rueb, Jahrgang 1933. <strong>Die</strong>ser verstand<br />
es in den folgenden Jahren, „seine“ Buben und Mädchen für die Natur und die „Bergsteigerei<br />
höheren Niveaus“ zu begeistern.<br />
Über den ersten von Helmut Rueb am 30. Jänner 1957 geleiteten Jugendabend ist folgendes<br />
berichtet:<br />
„Neubildung der Jugendgruppe: Da die bisherigen Mitglieder der Jugendgruppe kaum mehr unter<br />
20 Jahre zählen, haben wir beschlossen, unsere jüngeren Mitglieder zu einer neuen Jugendgruppe<br />
heranzuziehen. Am Mittwoch, den 30. Jänner 1957, wurde somit wieder der erste Jugendabend abgehalten.<br />
Erschienen sind Serra Heini und Christl, Theiner Hartmut, Gerstgrasser Sigi, Walther Klaus,<br />
Wallnöfer Monika, Body Rudolf, Fliri Hubert, Harald und Christa Vigl, Kurt Pichler und Jugendführer<br />
Rueb Helmut.<br />
<strong>Die</strong>ser Abend wurde bezweckt, sich gegenseitig erst richtig kennenzulernen, der Jugendführer<br />
gab erklärende Worte über seine Absichten mit der Jugendgruppe und zwar Schihütte, Schikurse,<br />
He<strong>im</strong>abendgestaltung, Touren usw. Abschließend wurde ein nettes Gesellschaftsspiel veranstaltet.<br />
Nächster Treffpunkt am Sonntag auf der Piffinger Schihütte.“<br />
Mit diesem Abend beginnt die äußerst erfolgreiche Jugendarbeit von Helmut Rueb. Helmut<br />
besuchte <strong>im</strong>mer wieder Aus- und Fortbildungslehrgänge, die ihm das Rüstzeug für seine Jugendarbeit<br />
gaben, so z. B. die vom Österreichischen Alpenverein durchgeführten Jugendführerlehrgänge<br />
auf dem Martin Busch-Haus und auf der Vernagthütte in den Ötztaler Alpen.<br />
Aus seiner von anderen <strong>AVS</strong>-Sektionen beneideten Jugendgruppe kamen etliche Bergsteiger,<br />
über deren Leistungen der <strong>AVS</strong> stolz sein kann. <strong>Die</strong> alpinen Erfolge und Leistungen von Helmuts<br />
Schützlingen werden in dieser Broschüre in Erinnerung gerufen, sie sind ein Lehrstück<br />
für die erfolgreiche Jugendarbeit <strong>im</strong> Alpenverein in den fünfziger und sechziger Jahren des<br />
letzten Jahrhunderts.<br />
<strong>Die</strong> Jugendgruppe 1956 bei einem Ausflug ins Rojental
<strong>Die</strong> <strong>jungen</strong> Wilden<br />
<strong>Meran</strong>er Bergsteiger <strong>im</strong> Aufbruch<br />
10 11<br />
Helmut Rueb wurde am 12. Jänner 1958 von der <strong>AVS</strong>-Vollversammlung zum 1. Landesjugendreferenten<br />
gewählt, ein Amt, das er zusätzlich zu seiner Jugendbetreuung in der <strong>Meran</strong>er<br />
Sektion viele Jahre ausübte.<br />
Helmut begann sofort mit einer intensiven Werbeaktion, die sich an Kinder und Jugendliche<br />
in der Stadt <strong>Meran</strong> richtete. Auf Plakaten sprach er Interessierte an: „Kommt zur Alpenvereinsjugend!<br />
Jugendabend jeden Donnerstag um 20 Uhr <strong>im</strong> 1. Stock des Gasthofes Goldene Rose unter<br />
den Lauben!“<br />
Fast jede Woche trafen sich die Jugendlichen am Vereinssitz zur alpinen Ausbildung. Folgende<br />
Schwerpunkte wurden gesetzt: alpine Gefahren, die Ausrüstung des Bergsteigers, Erste Hilfe,<br />
Verhalten in Bergnot, Gletscherkunde, Wetterkunde, Kartenlesen, Knotenlehre, Seiltechnik,<br />
Anlegen eines „Brustgschirrs“ usw. Helmut vergaß auch nicht die Pflege des Tiroler He<strong>im</strong>atund<br />
Bergsteiger-Liedgutes. Als Gesangslehrer lud er die sangesfreudigen <strong>AVS</strong>-Mitglieder Walter<br />
Erckert, Walter Alber, Franz Raffeiner und Frau Herta Metz ein.<br />
In Form von Preisrätseln wurde auch He<strong>im</strong>atkunde vermittelt. So mussten die Jugendlichen<br />
z.B. folgende Fragen beantworten:<br />
ʭʭ<br />
Wie hoch ist der höchste Berg Südtirols?<br />
ʭʭ<br />
Wie heißt das Tal, durch das man auf den Jaufenpass kommt?<br />
ʭʭ<br />
Welcher ist der höchste von <strong>Meran</strong> aus sichtbare Berg?<br />
ʭʭ<br />
Wie heißt das Kirchlein oberhalb der Kirchsteigeralm?<br />
ʭʭ<br />
Wie heißt das Gebirge, das sich <strong>im</strong> Karersee spiegelt?<br />
ʭʭ<br />
Aus welchem Gestein besteht der Ifinger?<br />
ʭʭ<br />
Womit sichert man sich be<strong>im</strong> Klettern?<br />
ʭʭ<br />
Wie heißt das Instrument, das zum Kartenlesen dient?<br />
ʭʭ<br />
Wie heißen die rabenartigen Vögel, die hoch oben in Felsen leben?<br />
In den Wintermonaten trafen sich die Jugendlichen jeden Sonntag zum Schifahren auf der<br />
den Haflinger Bauern gehörenden Piffinger Alm, die von der Sektion jeweils für die Zeit von<br />
November bis April angemietet wurde und als Winterquartier diente. Das „Holzmachen“ oblag<br />
den Buben, während die Mädchen für die Küche zuständig waren.<br />
So schrieb Helmut Rueb am Sonntag, 16. November 1958, in das Buch der Jugendgruppe:<br />
„29 Buben und Mädel waren dabei. Wir haben die Betten aufgestellt, die Stube eingeräumt, wobei<br />
wir den neuen Boden tüchtig bestaunt und bewundert haben. Unser BRD-Kollege Luis Hofer<br />
brachte das Liquigaslicht in Ordnung. Außerdem wurde rund um die Hütte gesäubert und auf der<br />
Vorderfront der Hütte groß die Buchstaben <strong>AVS</strong> mit Fichtenzweigen umwunden angebracht. Mit<br />
den Hüttenarbeiten sind wir jetzt fertig und warten nur noch mit viel Ungeduld auf viel, viel Schnee“.<br />
Gundi Gschwendt von der <strong>AVS</strong>-Jugend Klausen verbrachte 1960 mit der <strong>Meran</strong>er Jugendgruppe<br />
Bergweihnacht auf der Schihütte. Begeistert schreibt sie: „<strong>Die</strong> Welt und der Alltag sind<br />
irgendwo da unten <strong>im</strong> Tal versunken, alte bekannte Weihnachtslieder singen wir, dann tritt Helmut,<br />
der Jugendführer, unter den Weihnachtsbaum. Mit ein paar kurzen Sätzen sagt er all das, was auch<br />
wir fühlen: ‘Bergweihnacht ist ein alter deutscher Brauch, Bergweihnacht ist das Erlebnis, das uns<br />
zeigt, wohin wir gehören. Es vertieft unsere Zusammengehörigkeit. Wir dürfen uns nicht mit kleinen<br />
Zwistigkeiten abgeben, sondern wir müssen uns einig sein, so einig wie in unserer Liebe zu den Bergen‘.<br />
Wir möchten ‘ja, Helmut‘ rufen, tun es aber nur in unseren Herzen. <strong>Die</strong> Kerzen brennen langsam<br />
nieder, und einer st<strong>im</strong>mt an: ‘Das Jahr vergeht, die Zeit verrinnt, und leise über Nacht deckt’s<br />
He<strong>im</strong>atland in Berg und Tal des Winters weiße Pracht…“.<br />
Nach Ende der Wintersaison musste die Hütte wieder in einwandfreiem Zustand den Bauern<br />
übergeben werden. Darüber findet sich folgender Eintrag:<br />
Weihnachten 1957 auf der Piffinger Schihütte Jugendabend 1958
<strong>Die</strong> <strong>jungen</strong> Wilden<br />
<strong>Meran</strong>er Bergsteiger <strong>im</strong> Aufbruch<br />
12 13<br />
„1. Mai 1959: Hüttenschluss auf der Piffinger Alm. Wegen schlechten Wetters waren wenige mit. 14<br />
Jugendmitglieder und Helmut Rueb. Wir haben die Decken eingepackt, alles Geschirr abgespült, die<br />
Bettstellen zerlegt und alles am Dachboden verstaut. Leintücher und Kopfkissen sind zum Waschen<br />
mit heruntergenommen worden“.<br />
Bereits am Ende seines ersten Jahres als Jugendführer konnte Helmut eine stolze Bilanz vorlegen:<br />
<strong>Die</strong> Jugendgruppe <strong>Meran</strong> zählte 100 Mitglieder unter 18 Jahren, die 1957 gegründete<br />
Außenstelle Partschins nochmals 25 Mitglieder. Es wurden 41 Jugendabende abgehalten und<br />
31 Bergfahrten durchgeführt. Am Ende des Jahres 1959 war die Jugendgruppe bereits auf 210<br />
Mitglieder angewachsen.<br />
Stellvertretend für die vielen Wanderungen in den Sommermonaten sei die 1958 durchgeführte<br />
Pfingstwanderung der <strong>Meran</strong>er Alpenvereinsjugend erwähnt. Ein Mitglied dieser<br />
Gruppe, der 13jährige Helmut Wahlmüller, verfasste darüber folgenden Bericht:<br />
„Mit Freuden vernahmen wir, dass unsere Jugendführung eine zweitägige Wanderung geplant hatte.<br />
Als wir von dem Vorschlag hörten, von Bozen nach Kardaun, in mittlerer Höhe des Eggentales<br />
nach Obergummer und von dort zur Nigerhütte zu wandern, dort zu übernachten und am nächsten<br />
Tag über St. Zyprian auf den Tschafon und hinunter zum Völser Weiher zu wandern, st<strong>im</strong>mten<br />
wir begeistert zu. Und so warteten am Morgen des Pfingstsonntags sechzehn Buben und sieben<br />
Mädchen auf die Abfahrt des Zuges.<br />
Von Bozen bis Kardaun sollte uns ein Autobus bringen, aber volle zwei Stunden hätten wir auf dessen<br />
Abfahrt warten müssen. Also hieß es, auf Schusters Rappen der Autostraße entlang bis Kardaun<br />
marschieren. Dort begann der richtige Aufstieg. Ein steiniger und steiler Hohlweg hieß uns zwei<br />
Stunden lang marschieren. Ein Wirt, der gerade auf der Bank vor seinem Buschen saß, lud uns von<br />
der Hitze Ermattete zur Rast ein. Wir zogen tapfer weiter. Als aber der Weg steiler und steiler wurde<br />
und die Hitze <strong>im</strong>mer mehr drückte, brummten wir wohl über unseren Führer, der nichts Besseres als<br />
Auf dem Tschafon, 1958<br />
diesen Weg anzupreisen wusste. Nach etwa drei Stunden entschlossen wir uns zum Protest – wir<br />
setzten uns allesamt bei einem Bauernhof nieder und aßen und tranken. Mit frischem Mut und<br />
neuer Kraft setzten wir unseren Aufstieg fort. <strong>Die</strong> Hitze nahm zu, der Weg änderte sich nicht. Wir<br />
aber prägten uns <strong>im</strong>mer wieder ein: Steil und steinig ist der Weg zum Guten!<br />
Endlich sehen wir hinter einem Hügel die Kirche von Gummer. Greifbar nahe schien sie uns, aber<br />
zuerst mussten wir noch durch einen schier endlos langen Wald. Dann lag das lang ersehnte<br />
Dörfchen vor uns. Wir marschierten singend ein. An unseren Liedern erkannten uns die Bauern als<br />
schneidige Südtiroler Jugend und sprachen uns ein ordentliches Lob aus.<br />
Nach kurzer Mittagsrast brachen wir in Richtung Nigerhütte auf. Welch ein Vergnügen war es,<br />
nach aller Mühe von vorher über den mit Fichtennadeln bedeckten, ebenen Weg zu gehen, unseren<br />
Blick dauernd auf die vor uns liegende Rosengartengruppe und den Latemar gerichtet.<br />
Bald war das Ziel des Tages, die Nigerhütte, erreicht. Unser Jugendführer war vorsorglich schon<br />
am vorhergehenden Sonntag dort gewesen, um die Schlafplätze für seine Gruppe zu reservieren,<br />
aber leider erwiesen sich die vorbestellten Matratzenlager schon an andere vergeben. Wir staunten<br />
nicht wenig!<br />
Jetzt hieß es ein anderes Nachtlager zu suchen. St. Zyprian, das freilich noch eine Stunde weit entfernt<br />
war, erwies sich diesbezüglich gastlicher. Der Wirt vom Gasthof Edelweiß gab uns um billigen<br />
Preis Nachtlager und gute Kost. Wir dankten ihm für sein verständnisvolles Bemühen um uns müde<br />
Bergvagabunden mit perfekter Ruhe und Ordnung während unseres Aufenthaltes in seinem Haus.<br />
Aus unserer Haltung sollte er erkennen, dass wir Mitglieder der Alpenvereinsjugend sind.<br />
Am nächsten Tag stiegen wir auf den Tschafon, der als Aussichtsberg bekannt ist. Leider war es<br />
gerade neblig. Der lange Weg zum Völser Weiher machte uns schon reichlich müde, aber einige<br />
Witzbolde brachten uns <strong>im</strong>mer zum Lachen. Am Völser Weiher schalteten wir eine längere Rast ein,<br />
die meisten gingen schw<strong>im</strong>men, die anderen legten sich in die Sonne. Vor dem Aufbruch sangen<br />
wir wieder einige He<strong>im</strong>atlieder und marschierten dann, nach einem letzten Blick zu Schlern und<br />
Rosengarten, ins Eisacktal hinab.<br />
Sonnverbrannt und voller Begeisterung für unsere schöne Berghe<strong>im</strong>at kehrten wir zurück“.<br />
Helmut muss es wohl verstanden haben, seine Buben und Mädchen zu solchen Leistungen<br />
zu motivieren. In der Jugendchronik der Sektion <strong>Meran</strong> ist über ihn vermerkt: „Helmut ist den<br />
Jugendlichen kein strenger Lehrer, er ist ihr älterer Freund und Kamerad.“<br />
Mit großer Begeisterung und Freude waren die Buben und Mädchen bei der Sache. Helmut<br />
hat an die Jugendlichen hohe Ansprüche gestellt, er hat sie zu Höchstleistungen angefeuert,<br />
die einige von ihnen später zu großartigen Alpinleistungen fähig gemacht haben.<br />
„<strong>Die</strong> Quelle aller Bergsteigerei liegt wohl in der Familie. Sind aber dort keine positiven Einflüsse vorhanden,<br />
so können die Alpenvereinsjugendgruppen die Liebe zur Natur und zu den Bergen fördern“,<br />
meint Helmut Rueb heute.<br />
Er erinnert sich: „Schon in der damaligen Gerätekammer des <strong>Bergrettungsdienst</strong>es und in den übrigen<br />
Räumen <strong>im</strong> 1. Stock der Goldenen Rose (heute Sportler) erfuhren die Jugendlichen von der<br />
Schönheit, aber auch von den Gefahren unserer Bergwelt. Das war aber alles nur Theorie! So gingen<br />
wir an schulfreien Tagen in den vom Militär errichteten und diesem vorbehaltenen Sinicher<br />
Klettergarten, um dort am Fels praktisch zu üben. Wir waren dort wohlwollend geduldet. Dort teilte<br />
sich bald die Spreu vom Weizen: die Schwächeren begnügten sich mit Wandern, der Großteil wollte<br />
aber mehr. So fuhren wir in die Steinerne Stadt am Sellajoch, um dort weiter zu üben und neue Ziele<br />
anzupeilen.“
<strong>Die</strong> <strong>jungen</strong> Wilden<br />
<strong>Meran</strong>er Bergsteiger <strong>im</strong> Aufbruch<br />
14 15<br />
An die Tour auf den Lodner erinnert sich Helmut noch gut. Mit 15 Buben und 6 Mädchen fuhr<br />
er am Samstagabend, 1. August 1959, mit dem Bus nach Forst. Dann ging`s zu Fuß auf die Töll<br />
und von dort mit einem Lastauto zum Partschinser Wasserfall.<br />
<strong>Die</strong> Mädchen durften mit der Materialseilbahn nach Nasreith auffahren! Um 1.00 Uhr kam<br />
die Gruppe auf der Lodnerhütte an. Nach kurzer Nachtruhe weckte Helmut die Jugendlichen<br />
um 5.15 Uhr zur Sonntagsmesse in der Kapelle, die 65 Minuten dauerte, wie ein Mädchen<br />
ins Tourenbuch eintrug. Nach dem Frühstück brach man um 7.30 Uhr auf. Be<strong>im</strong> Einstieg zum<br />
Westgrat wurden die Kleineren und die Mädchen angeseilt, während die anderen frei zum<br />
Gipfel kletterten. Am H<strong>im</strong>mel, der am Morgen noch wolkenfrei war, zogen Wolken auf, bald<br />
begann es heftig zu schneien. „Der Abstieg über den Südgrat gestaltete sich dramatisch. Schnell<br />
musste ein Seilgeländer gelegt werden, an dem sich alle hinunterhangelten. Zwei meiner Schützlinge<br />
werden diese Tour sicher nie vergessen: sie hatten kurze Lederhosen an! Durch die plötzliche<br />
Kälte liefen ihre Wadeln rotblau an. Für den Spott hatten sie nicht zu sorgen“, erinnert sich Helmut.<br />
Am späten Nachmittag erreichte die Gruppe klatschnass aber „quietschvergnügt“ die Lodnerhütte.<br />
Antonia Kössler erinnert sich: „Unsere Klamotten hingen am und über dem Herd zum Trocknen,<br />
die brave Hüttenmutter hatte alle Hände voll zu tun, um uns mit warmem Tee zu versorgen. Mit<br />
Sang und Klang ging`s dann durchs Zieltal auswärts, und da wir in Partschins den letzten Autobus<br />
versäumt hatten, mussten wir jetzt noch auf Schusters Rappen Landstraßenkilometer hinter<br />
uns bringen. Im Forsterbräu kehrten wir noch ein Weilchen ein, dann gingen wir froh und glücklich<br />
auseinander“.<br />
Man muss sich das vorstellen: am Samstagabend von <strong>Meran</strong> zur Lodner Hütte auf 2262 m,<br />
am Sonntag Aufstieg zum Lodner auf 3228 m, und dann fast 3000 m Abstieg nach <strong>Meran</strong>! <strong>Die</strong><br />
Bergbegeisterung dieser Kinder und Jugendlichen muss grenzenlos gewesen sein, ebenso<br />
das Vertrauen zu ihrem Jugendführer, der sie bei dieser Bergtour zu unvorstellbaren Leistungen<br />
angespornt hat.<br />
Schmunzelnd erinnert sich Helmut Rueb auch an die Begehung des Pößneckersteigs in der<br />
Sellagruppe: „<strong>Die</strong> Begehung des Pößneckersteigs verlangte den Jugendlichen alles ab. Jeder wollte<br />
dabei sein. Zwei der Mädchen hatten keine alpine Kleidung, sondern waren, zur Freude der Buben,<br />
<strong>im</strong> feschen Dirndl erschienen. Jeder wollte nun hinter den beiden Mädchen aufsteigen, war die Aussicht<br />
nach oben doch verlockend“.<br />
Für viele Jugendliche wurde ein Traum wahr, als Helmut Rueb am 28. September 1958 eine<br />
Fahrt zum Rosengarten, „dem ewig lockenden He<strong>im</strong>atberg“, wie ein Teilnehmer schrieb, organisierte.<br />
Nicht weniger als 70 Jugendliche waren dabei. Von der Tscheiner Hütte ging`s zur<br />
Kölner Hütte und hinauf zum Santnerpass. 33 Buben und Mädchen meisterten den Aufstieg<br />
auf die Rosengartenspitze. „Be<strong>im</strong> ersten Anblick zagten wir wohl ein wenig, in die Wand einzusteigen.<br />
Besonders erwähnt soll werden, dass so viele Mädels es wagten, es waren sogar ihrer mehr<br />
als Buben…Nicht ohne vorher ein paar Lieder gesungen zu haben, rüsteten wir zum Abstieg,<br />
vor dem uns etwas bange war. Es ging aber besser und schneller als wir geglaubt hatten…“,<br />
so schildert ein junger Teilnehmer seinen Gemütszustand.<br />
Während ein Teil also den Rosengarten bestieg, bezwangen drei Gruppen unter Führung von<br />
BRD-Leuten jeweils den Winklerriss, die Delagokante und die Fährmannroute am Stabeler.<br />
Gemeinsam stieg man dann zur Vajolethütte hinunter, von dort hinauf zum Tschagerjoch und<br />
hinunter zur Tscheinerhütte. Mit 70 Jugendlichen eine solche Bergfahrt zu wagen, braucht es<br />
viel Mut und gegenseitiges Vertrauen sowie eiserne Disziplin!<br />
Einmal <strong>im</strong> Jahr organisierten die Jugendlichen einen Elternabend. Der erste fand am 26. März<br />
1959 statt, über den der Vater eines Jugendlichen folgendes schrieb: „…die Buben und Mädels<br />
Gut gelaunt auf dem Lodner, 1959 Foto: Florian Pichler Auf der Rosengartenspitze, 1958
<strong>Die</strong> <strong>jungen</strong> Wilden<br />
<strong>Meran</strong>er Bergsteiger <strong>im</strong> Aufbruch<br />
16 17<br />
Leo Breitenberger<br />
Der Traum vom Everest<br />
zeigten eine Folge von heiteren Vorführungen: eine Kraxlergruppe die mühevolle Erstbesteigung eines<br />
Felsturmes, eine Volkstanzgruppe ihr Können, eine Gruppe das Verbinden und den Abtransport<br />
eines Verunglückten. Helmut Rueb zeigte eine Reihe von Farblichtbildern von Jugendwanderungen,<br />
die Singgruppen boten gute Wander- und Berglieder. Viel Beifall erntete der kleine Heinzi Ladurner<br />
mit seiner Ziehharmonika“.<br />
Gesungen wurde damals viel, so bei jedem Jugendabend. Auch bei den Wanderungen und<br />
auf den Berggipfeln erklangen frohe Lieder. Auf die Pflege des Liedgutes und des Volkstanzes<br />
legte Helmut Rueb großen Wert.<br />
<strong>Die</strong> Tätigkeit Helmuts als Jugendführer hat in <strong>Meran</strong> Spuren hinterlassen.<br />
Er hat seinen Buben und Mädchen die Grundtechniken<br />
des Kletterns beigebracht, in ihnen aber vor allem die Liebe und die<br />
Begeisterung zu den Bergen entfacht, ihnen die Einzigartigkeit der<br />
Südtiroler Berghe<strong>im</strong>at gezeigt und ihnen Bergkameradschaft vorgelebt.<br />
So hat Rueb die Grundlagen geschaffen für die vielen extremen<br />
Bergfahrten, die einige seiner ehemaligen Schützlinge in den<br />
folgenden Jahren unternommen haben.<br />
Trainingsmöglichkeiten hatten sie damals kaum, es gab noch keine<br />
Kletterhallen, in denen sie während des Winters hätten trainieren<br />
können. Zudem fehlten den meisten auch das Geld und die nötigen<br />
Helmut Rueb<br />
Verkehrsmittel, um schnell zu weiter entfernten Klettermöglichkeiten zu kommen: das Fahrrad<br />
war anfangs das übliche Fortbewegungsmittel, erst allmählich konnten sich einige eine<br />
„Vespa“ leisten, wodurch sich nun neue Ziele erschlossen. Wenn man bedenkt, mit welcher<br />
Kletterausrüstung diese <strong>jungen</strong>, zu allem entschlossenen „Wilden“ damals unterwegs waren,<br />
so muss man staunen über ihren Wagemute, ihre Zähigkeit, ihre Bergleidenschaft. Sie sind<br />
gleichwertig neben jene zu stellen, die heutzutage Aufsehen erregende Eis- und Felstouren<br />
<strong>im</strong> höchsten Schwierigkeitsgrad meistern.<br />
Ich konnte es nicht glauben, traute meinen Augen nicht: ich, Leo Breitenberger, ein unbekannter<br />
26jähriger Südtiroler Extremkletterer, erhielt Ende 1971 von Karl Herrligkoffer eine<br />
Einladung zu einer Mount Everest-Expedition! Es müssen wohl meine bis dahin erfolgten<br />
Bergfahrten gewesen ein, die den bekannten H<strong>im</strong>alaya- und Karakorum-Expeditionsleiter<br />
Herrligkoffer auf mich aufmerksam gemacht haben dürften. Ich hatte in den Dolomiten sieben<br />
Neurouten eröffnet, hatte die Matterhorn-Nordwand, den Walkerpfeiler an den Grandes<br />
Jorasses, die Lyskamm-Nordwand bestiegen und die 1. Königsspitze-Winterbegehung über<br />
den Ostgrat gemeistert.<br />
H<strong>im</strong>alaya! Weit weg, unerreichbar, und jetzt so plötzlich nahe. Nur zu gerne sagte ich zu. Als<br />
einziger Südtiroler sollte ich bei der 1. Europäischen H<strong>im</strong>alaya-Expedition unter deutscher<br />
Führung über die noch unbestiegene Südwestflanke dabei sein. 1970 waren japanische Bergsteiger<br />
an dieser Wand gescheitert, 1971 waren die Engländer Whillans und Haston zwar bis<br />
auf eine Höhe von 8250 m vorgedrungen, den 8848 m hohen Gipfel über diese SW-Wand<br />
hatte aber noch niemand erreicht.<br />
17 aktive Bergsteiger aus Deutschland, Österreich, England und der Schweiz bildeten die<br />
Mannschaft.<br />
Bergsteigerischer Leiter war der österreichische Extremalpinist Heeresbergführer Felix Kuen,<br />
der eine ganze Reihe schwierigster Bergfahrten aufzuweisen hatte (z. B. Nanga Parbat, Eiger-<br />
Nordwand, Große Zinne-Nordwand, Dru-Südwestpfeiler, Matterhorn-Nordwand, Piz Badile-<br />
Nordostwand, Lyskamm-Westgipfel-Nordwand, Erstbegehungen in den Anden/Perú).<br />
<strong>Die</strong> Zeit bis zum Aufbruch verbrachte ich mit intensivem Training. Ich wollte körperlich gut<br />
vorbereitet sein, erwarteten mich doch neue unbekannte Herausforderungen unter extremen<br />
Bedingungen. <strong>Die</strong> Freude über die Teilnahme an der Expedition drängte meine Zweifel<br />
und Befürchtungen, die manchmal doch aufkamen, in den Hintergrund. Dann kam endlich<br />
der Tag des Aufbruchs. Am 29. Februar 1972 verabschiedete Dr. Herrligkoffer in München eine<br />
kleine Voraustruppe: außer mir waren dabei Werner Ha<strong>im</strong>, Adi Sager und Horst Schneider. Mit<br />
dem Zug erreichten wir Frankfurt und flogen von dort mit einem Jumbo Jet nach Neu Delhi.<br />
Wir staunten nicht schlecht, als wir den Riesenvogel der Lufthansa zum ersten Mal sahen: 470<br />
Personen waren an Bord!<br />
So sitzen wir nun in diesem Riesenflugzeug, ich kann es nicht fassen: ich bin auf dem Weg<br />
zum Mount Everest! Freude und Anspannung sind meine Begleiter: werde ich die in mich gesetzten<br />
Erwartungen erfüllen können, werde ich wieder gesund nach Hause zurückkehren?<br />
Nach langem Flug endlich in Neu Delhi. Großes Gedränge am Flughafengelände: Taxifahrer,<br />
Gepäcksträger, alle wollen helfen und ein paar Rupien verdienen.<br />
Am nächsten Tag fliegen wir mit einer kleineren Maschine nach Kathmandu, der Hauptstadt<br />
von Nepal.<br />
Für die nächsten Tage sind wir <strong>im</strong> Hotel Panorama einquartiert. Unser 1½ Tonnen schweres<br />
Gepäck kommt inzwischen per Lastwagen in Kathmandu an. Unsere Zeit ist ausgefüllt mit<br />
der Erstellung von Listen für die Zollabfertigung, mit Behördengängen, aber auch mit Erkundungsgängen<br />
durch die uns fremde Stadt. Allmählich trudeln weitere Expeditionsteilnehmer<br />
ein. Unserem Freund Adi Weißensteiner, einem geschickten Organisator und Verhandler, ge-
<strong>Die</strong> <strong>jungen</strong> Wilden<br />
<strong>Meran</strong>er Bergsteiger <strong>im</strong> Aufbruch<br />
18 19<br />
lingt es, von der nepalesischen Fluggesellschaft einen Flug nach Luka zu bekommen. Luka,<br />
3800 m, liegt auf halber Strecke zum Basis Camp, wo E. Hillary vor etlichen Jahren eine Landepiste<br />
hatte anlegen lassen.<br />
Herrligkoffer hatte eine aus sieben Teilnehmern bestehende Voraustruppe best<strong>im</strong>mt, die den<br />
Khumbu-Eisbruch mit Fixseilen und Leitern versehen sollte.<br />
Nach 10 Tagen in Kathmandu sind wir froh, endlich abfliegen zu können: mit allem Gepäck<br />
und den Sherpas starten wir nach Luka. Ganz wohl ist mir in dieser klapprigen Maschine nicht.<br />
In einer Höhe von 5000 m ruft plötzlich ein Sherpa „Everest“! Tatsächlich gleiten wir an diesem<br />
höchsten aller Bergriesen vorbei. Zum ersten Mal sehe ich ihn, den Götterberg, die „Stirn des<br />
H<strong>im</strong>mels“, wie ihn die Nepalesen nennen, die „Mutter des Universums“ wie ihn die Tibeter<br />
nennen. Welch ein überwältigender Anblick!<br />
Nur auf Fotos hatte ich ihn bisher bestaunt, nun liegt er zum Greifen nahe, ein Gefühl des<br />
Glücks durchströmt mich, ich könnte schreien vor Freude.<br />
Einige Tage verbringen wir nun in Luka, können uns so an die dünne Luft gewöhnen. Das<br />
viele Gepäck muss sorgfältig sortiert werden, nichts darf vergessen werden, was wir für den<br />
Khumbu-Eisbruch brauchen. Der Hauptteil des Materials soll später nachkommen.<br />
Dann geht`s am 15. März endlich los. Am Flugplatz haben sich die Träger eingefunden, raufen<br />
um die Gepäcksstücke. Jeder will natürlich etwas verdienen.<br />
<strong>Die</strong> erste Etappe ist nicht lang, drei Stunden nur gehen wir bis zu einem günstig gelegenen<br />
Platz, wo wir die erste Nacht verbringen.<br />
Am nächsten Tag steht in aller Früh ein 14jähriges Mädchen vor meinem Zelt und wartet auf<br />
mein Gepäck, das an die 30 kg wiegt. Es beeindruckt mich <strong>im</strong>mer wieder, welche Lasten die<br />
<strong>jungen</strong> Burschen und Mädchen schleppen können.<br />
Ein steiler Weg führt uns hinauf nach Namche Bazar, einem inmitten von 6000 und 7000 m<br />
hohen Bergen gelegenen malerischen Dörfchen.<br />
Leider muss Prof. Edelwald Hüttl, unser Lagerverwalter, wegen eines Nierenleidens ins Krankenhaus<br />
nach Kunde gebracht werden, wo ihn ein amerikanischer Arzt behandelt, bis er nach<br />
Luka zurückkehren kann.<br />
<strong>Die</strong> Abwesenheit von Hüttl habe ich sehr bedauert, er war mir ein guter Freund, seine Begeisterung<br />
für das Unternehmen hat sich auf uns übertragen.<br />
Bei schönstem Wetter steigen wir weiter, erreichen den Ort Theng Boche und stehen bald vor<br />
dem mächtigen Ama Dablam. Er wird von vielen Bergsteigern als der schönste Berg der Welt<br />
bezeichnet.<br />
Auf unserem Weitermarsch durch steiles Gelände begegnen wir <strong>im</strong>mer wieder Bergsteigern,<br />
die vom Everest-Basecamp zurückkommen. <strong>Die</strong> Yacks, die unser Holz tragen, meistern ohne<br />
Probleme den steilen Weg, scheuen vor nichts zurück, begehen ruhig die wackeligen Holzbrücken<br />
über die schäumenden Gebirgsbäche.<br />
<strong>Die</strong> folgenden Nächte sind sehr kalt, die Träger singen bis spät in die Nacht hinein, wobei es<br />
sich natürlich nicht gut schlafen lässt.<br />
Endlich erreichen wir am 21. März unser Basislager. In den nächsten Tagen sind Felix Kuen,<br />
Werner Ha<strong>im</strong>, Adi Huber und ich mit der Sicherung des gefährlichen Khumbu-Eisbruchs<br />
beschäftigt. Wir verankern 800 m Fixseile in diesem gewaltigen Eisbruch, der wohl der gefährlichste<br />
Teil der Everestbesteigung ist. Von früheren Everestbe-steigungen hängen noch<br />
zahlreiche Leitern und Seile in den Eiswänden. Um den obersten Teil des Eisbruches zu überwinden,<br />
müssen noch mehrere Hundert Fixseile verankert werden. Mittlerweile kommen die<br />
restlichen Expeditionsteilnehmer mit Herrligkoffer <strong>im</strong> Basislager an. Am 4. April starten wir in<br />
aller Früh mit 21 Sherpas, um das Lager 1 einzurichten. An den schweren Stellen <strong>im</strong> Eisbruch<br />
beten die Sherpas laut und rufen die Hilfe der Götter an. Auch uns ist nicht wohl zumute.<br />
Oberhalb des Eisbruches errichten wir das Lager 1 und stellen auf einem flachen Platz zwei<br />
Zelte auf. Der Gletscher zum Lager 2 ist nicht besonders schwierig und gefährlich.<br />
<strong>Die</strong> erste Nacht auf Lager 2 vom 9. auf den 10. April kündigt sich mit starken Windböen an. Wir<br />
vergraben uns in unsere Schlafsäcke, werden gegen Mitternacht aus dem Schlaf gerissen. Der<br />
Wind hat bereits unser Zelt zerfetzt, mit unseren Rucksäcken versuchen wir die Risse zu kitten.<br />
Meine Schuhe sind schon voller Schnee, schnell leere ich sie aus und stecke sie in meinen<br />
Schlafsack. Auch das andere Zelt ist schwer beschädigt.<br />
Alle Aufbauarbeit war umsonst gewesen, notgedrungen packen wir unser Zeug zusammen<br />
und steigen in der Nacht zum Lager 1 hinunter.<br />
Zwei Tage später steigen wir wieder mit neuen Zelten zum Lager 2 auf 6450 m auf, die wir<br />
diesmal tief in den harten Schnee graben, um sie vor den Stürmen besser zu schützen.<br />
Mit Adi Huber beginne ich am 16. April die 45 Grad steile, teilweise bereits verseilte Eisflanke<br />
weiter zu sichern, um das Lager 3 auf 6900 m Höhe einzurichten. Es ist heute ausnahmsweise<br />
Mt. Everest, SW-Flanke
<strong>Die</strong> <strong>jungen</strong> Wilden<br />
<strong>Meran</strong>er Bergsteiger <strong>im</strong> Aufbruch<br />
20 21<br />
sehr warm. Im Rucksack habe ich ein 200 m langes Seil, das mir sehr zu schaffen macht. Einen<br />
gewaltigen „Seilsalat“ bekommen wir in der Steilwand, sodass wir das Seil mehrere Male abschneiden<br />
müssen. Nach mühevoller Arbeit erreichen wir spätabends den Platz für das Lager<br />
3, es ist das erste Wandlager. Unter den Felsen der Südwestwand müssen wir 5-6 Kubikmeter<br />
Schnee wegschaufeln, um einen halbwegs guten Platz für die Zelte zu bekommen.<br />
Während wir das Lager 3 errichten, rückt die gesamte Mannschaft auf Lager 2 vor.<br />
Nach den notwendigen Rasttagen in Lager 2 beginnt unsere Mannschaft mit der Errichtung<br />
von Lager 4 auf 7450 m. An einem einzigen Tag werden 500 m Fixseile verlegt. Drei Stangen<br />
einer Plattform soll ich auf das 3. Hochlager hinauftragen. <strong>Die</strong> Höhe, das schlechte Wetter und<br />
die Anstrengungen der letzten Tage wirken sich allmählich auf meine Kondition aus: ich fühle<br />
mich nicht besonders in Form. Kurz vor dem Lager 3 muss ich erschöpft aufgeben und ins Lager<br />
2 absteigen, wo ich zwei Tage bleibe in der Hoffnung, dass sich mein Gesundheitszustand<br />
bessert. Am dritten Tag fühle ich starke Schmerzen in der Brust, Anzeichen einer Lungen- oder<br />
Rippenfellentzündung. Ich muss schnellstens ins Lager 1 und von dort ins Basislager absteigen.<br />
Völlig erschöpft treffe ich dort ein und werde medizinisch erstversorgt. Nach 5 Tagen<br />
bringt mich ein Hubschrauber zur weiteren Behandlung ins Krankenhaus.<br />
Mein Traum vom Everest ist geplatzt.<br />
Leider hat niemand den Gipfel des Mount Everest über die gewünschte Südwestflanke erreicht,<br />
die Expedition musste am 21. Mai auf einer Höhe von etwa 8200 m wegen schlechter<br />
Wetterbedingungen abgebrochen werden.<br />
(Ausführlich hat Herrligkoffer über diese erste europäische Expedition in seinem Buch „Mount<br />
Everest-Thron der Götter“ berichtet).<br />
Leo Breitenberger<br />
Mein längster Weg: der Salbitschijen-Westgrat<br />
Der Salbitschijen, ein 2981 m hoher Berg in der Fleckistock-Kette der Urner Alpen, ist ein Kletterberg<br />
mit klassischen Grat- und Wandrouten in herrlichem Granit. In den sechziger Jahren<br />
war er bei den Extremkletterern wegen seiner Abgelegenheit und seiner bizarren Formen ein<br />
besonderes Ziel. <strong>Die</strong>s regte mich an, dort mein Kletterglück zu versuchen.<br />
Schon der Name übte eine gewisse Anziehungskraft aus. Schije heißt auf Schweizerdeutsch<br />
dünne Latte, Zaun, langes Brett, Zaunpfahl, übertragen auf die Bergnamen „aufragende schmale<br />
Felsformation“, der Salbit ist also eine aufragende, zackige Felsformation.<br />
Anfang Juli 1968 waren Gerhard, mein Kletterfreund aus Friedrichshafen, und ich bereits in<br />
dieser Gegend, schlechtes Wetter machte unser Vorhaben zunichte.<br />
So reisten wir <strong>im</strong> August des gleichen Jahres nochmals nach Göschenen und stiegen zur<br />
Biwakschachtel auf. Das Wetter war einmalig, nur einige Nebelfetzen hingen an den Zacken<br />
des Westgrates.<br />
Schweißgebadet erreichten wir die Biwakschachtel. Zu unserer Freude waren wir allein, laut<br />
Eintragungen waren nur wenige Kletterer in diesem Jahr hier gewesen.<br />
Stolz ragen die Salbitschijen-Türme in dieser herrlichen Landschaft auf, die Platten spiegeln<br />
sich in der aufprallenden Nachmittagssonne.<br />
Wir wollen heute noch über den<br />
ersten Turm klettern. Wir hatten erfahren,<br />
dass die Überschreitung an einem einzigen<br />
Tag noch keiner Seilschaft gelungen<br />
war. Über den Westgrat führt eine Kletterroute<br />
über fünf Türme, alle zwischen<br />
dem 5. und 7. Schwierigkeitsgrad.<br />
<strong>Die</strong> Kletterei in diesem Gestein ist für<br />
mich fast neu, griffarme Platten sind<br />
übereinander geschichtet. Man kann viel<br />
auf Reibung klettern. Nach jeder Seillänge<br />
wächst mein Vertrauen zum Fels. Das<br />
Durchfinden ist leichter als <strong>im</strong> Kalkgestein,<br />
man hat einen besseren Überblick.<br />
Der Fels ist nicht so senkrecht, man kann<br />
die Risse und Verschneidungen, an denen<br />
es hinaufgeht, besser erkennen.<br />
Nach einigen Querungen geht`s hinauf<br />
zum Gipfel des ersten Turms, von wo wir<br />
zum ersten Mal den langen, abwechslungsreichen<br />
Weiterweg über den zackigen<br />
Westgrat überblicken können.<br />
<strong>Die</strong> Sonne steht schon tief am Horizont,<br />
wir stehen auf dem ersten Turm! Zweifel<br />
<strong>Die</strong> Zacken des Westgrates<br />
Gipfelnadel auf dem Salbitschijen
<strong>Die</strong> <strong>jungen</strong> Wilden<br />
<strong>Meran</strong>er Bergsteiger <strong>im</strong> Aufbruch<br />
22 23<br />
überkommen uns, ob wir die restliche Strecke am nächsten Tag schaffen können. Laut Führer<br />
stehen uns noch 15 Stunden schwierigster Kletterei bevor.<br />
Nach einmaligem Abseilen finden wir einen geeigneten Platz für unser Biwak. Auf dem gegenüberliegenden<br />
S-Grat bemerken wir eine Seilschaft, die dort die Nacht verbringt. Ein gegenseitiger<br />
Jauchzer erhöht unsere St<strong>im</strong>mung.<br />
Nach kurzer Stärkung brechen wir am nächsten Tag zeitig auf. Kalt ist es mir in den Gliedern, als<br />
ich den zweiten Turm angehe. Er soll der schwierigste von allen sein. <strong>Die</strong> Erstbegeher haben<br />
nur wenige Haken hinterlassen, auch die weiteren Begeher haben die selbstgeschlagenen<br />
Haken wieder herausgeschlagen. Meist bringt man nur U-Haken unter. Der Riss wird weiter<br />
oben manchmal breiter, so breit, dass man sich mit Schuhen und Fäusten verklemmen kann,<br />
um sich höher zu ziehen. Gerhard legt in der nächsten Seillänge Schlingen um alte morsche<br />
Holzkeile und ruft mir zu, ich solle ja aufpassen.<br />
Dann folgt wieder herrliche Kletterei, begeistert feuern wir uns gegenseitig an.<br />
Das Abseilen gestaltet sich schwierig, wir müssen uns eine Trittleiter umhängen, um überhaupt<br />
einen Abseilsitz zu bauen. Dann baumeln wir freihängend hinunter, 20-30 Meter! <strong>Die</strong><br />
schweren Rucksäcke behindern und ärgern uns, manchmal kippe ich fast aus dem Dülfersitz.<br />
Der dritte Turm ist etwas kürzer und leichter, die Kletterei an diesen Zacken wirklich herrlich.<br />
<strong>Die</strong> letzten Meter klettern wir genau auf der Turmkante. Be<strong>im</strong> Abstieg ärgert uns das Ausziehen<br />
der Seile, wir reißen und zerren an ihnen, bis wir sie endlich frei haben und wir weiter<br />
abseilen können.<br />
Am vierten Turm heißt es 30 Meter an den Haken queren. Alle sitzen fest <strong>im</strong> Granit, man hat<br />
wirkliches Vertrauen. Bald reichen wir uns zum vierten Mal die Hand.<br />
Ein kurzer Blick zum Südgrat, wo Hochbetrieb herrscht: Seilschaft reiht sich an Seilschaft. Wie<br />
freuen wir uns, hier auf den Westgrat-Türmen allein zu sein.<br />
Am nächsten Turm geht Gerhard einen engen Kamin an. „Mit den Rucksäcken ist Turm 2 und<br />
3 am Westgrat des Salbitschijen nicht zu machen“, meint er. Wir binden sie an ein Seil und<br />
ziehen sie dann, wenn wir auf dem Pfeilerkopf stehen, nach. Noch einige Seillängen und wir<br />
stehen auf einem Gipfel, doch es ist noch nicht der letzte. Weit kann es nicht mehr sein. Zuerst<br />
müssen wir noch hinunter in ein Couloir und dann wieder hinauf. Jetzt merke ich die<br />
Müdigkeit. Voll Begier schlürfen wir vom Wasser, das in einer Rinne herabspritzt. Mit letzter<br />
Kraft klettern wir noch über den letzten Aufschwung und erreichen den höchsten Punkt des<br />
Salbitschijen.<br />
Wir sind zu erschöpft, um uns zu freuen.<br />
<strong>Die</strong>ter Drescher<br />
Königspitze-Nordwand<br />
Erste Alleinbegehung am 7.6.1964<br />
Schon bei der Besteigung der Königspitze über die Nordwand mit meinen Freunden Helmut<br />
Larcher, Karl Glatz und Ulli Kössler am 17.5.1964 kam mir der Gedanke, dass diese Wand auch<br />
<strong>im</strong> Alleingang zu machen sein müsste. Gleiches hatte ich auch 1963 bei der Begehung der<br />
Ortler-Nordwand mit Fritz Pichler gedacht.<br />
Ende Mai Anfang Juni 1964 schienen die Verhältnisse zu passen, und so wollte ich die Sache<br />
angehen, bevor mir jemand zuvorkam. Sepp Hölzl und Walter Raffl wollten mich als Seilschaft<br />
begleiten, und so starteten wir gemeinsam zur Hintergrathütte. <strong>Die</strong> war brechend voll. Nach<br />
einer Gemüsesuppe blieb nur das Nachtlager auf der harten Stubenbank. Kaum eingeschlafen<br />
kommt Sepp an: „Da sind jede Menge Nordwandaspiranten!“ Also auf, Rucksack gepackt<br />
und nichts wie weg.<br />
Bald ist die ganze Hütte auf den Beinen, hinter uns tappt eine lange Lichterkette durch die<br />
Nacht der Wand zu. Der Aufstieg über die Rampe geht flott, die Querung in den oberen Königwandferner<br />
hinein auch.<br />
Plötzlich bewegt sich etwas rechts hinter uns. Wie Murmeltiere krabbeln zwei Bergsteiger aus<br />
einem Biwakloch. Es sind zwei unserer <strong>Meran</strong>er Kameraden: Heini Holzer und Hans Authier<br />
(erst mehr als dreißig Jahre später habe ich aus dem Buch über Heini Holzer erfahren, dass<br />
beide auch die Solobegehung <strong>im</strong> Sinn hatten). Am Bergschrund komme ich gleichzeitig mit<br />
drei Innsbrucker Bergsteigern an. Sie helfen mir mit dem Pickel als Stufe über die Spalte. Danach<br />
steige ich ruhig und gleichmäßig höher. <strong>Die</strong> Verhältnisse könnten nicht besser sein. <strong>Die</strong><br />
Felszone <strong>im</strong> unteren Drittel ist teilweise mit Eis und Firn verkleistert, so ist alles mit Steigeisen<br />
zu klettern. An der Schlüsselstelle am Übergang zur Eiswand, am sogenannten Roten Knöttl,<br />
wusste ich einen Nagel, den wollte ich zur Selbstsicherung verwenden. Da er aber zu weit<br />
rechts war, wollte ich nicht lange herumzaubern und bin auch diese Stelle frei geklettert.<br />
<strong>Die</strong> Eiswand war schön zu gehen, Schritt für Schritt kam ich höher, die Seilschaften waren jetzt<br />
schon weit zurück. Am Ausstieg zum Grat rechts der Schaumrolle wurde es etwas steiler. Da<br />
drehte ich noch eine Schraube hinein, um mich selbst zu sichern. Im Nachhinein betrachtet<br />
war das völlig nutzlos, ich hatte nur ein besseres „Wäscheseil“, das ich statisch in die Schraube<br />
eingefädelt hatte. Im Falle eines Sturzes wäre das Seil gerissen oder die Schraube ausgebrochen.<br />
Der Moral hat es aber geholfen! Seiltechnik und Materialkunde habe ich erst später bei<br />
der Bergführerausbildung gelernt.<br />
<strong>Die</strong> letzten Meter über den Grat sind ein Spaziergang. Am Gipfel ist es noch ruhig, auch die<br />
Normalweg-Geher sind noch ein Stück unten. Das Wetter ist herrlich und klar. Ich setze mich<br />
ans Gipfelkreuz, betrachte das Gipfelrund und sinniere vor mich hin: die zwei schwierigsten<br />
Wände der Ortlergruppe sind mir <strong>im</strong> Alleingang gelungen, nun kann ich wieder ruhig schlafen!<br />
Bald kommen auch die Kameraden Sepp, Walter, Heini und Hans, gemeinsam steigen wir<br />
nach Sulden ab.
<strong>Die</strong> <strong>jungen</strong> Wilden<br />
<strong>Meran</strong>er Bergsteiger <strong>im</strong> Aufbruch<br />
24 25<br />
<strong>Die</strong>ter Drescher<br />
Traumbiwak am Udren-Darban-Zom in Pakistan<br />
Meine erste Auslandsbergfahrt <strong>im</strong> September 1965<br />
„Hindukusch“, schon der Name<br />
dieses Gebirges am Grenzkamm<br />
von Pakistan und Afghanistan<br />
verspricht Abenteuer. Anlässlich<br />
eines Vortrages von Markus<br />
Schmuck in <strong>Meran</strong> vermittelte<br />
uns unser damaliger Vorsitzender<br />
der <strong>AVS</strong>-Sektion <strong>Meran</strong>, Helmuth<br />
Ellmenreich, eine partnerschaftliche<br />
Expeditionsfahrt mit<br />
Markus und seinem Team nach<br />
Pakistan.<br />
Wir waren in <strong>Meran</strong> eine starke<br />
Hochtourenmannschaft, letztendlich<br />
waren aber nur Ulrich<br />
Kössler, Helmut Larcher und ich<br />
abkömmlich. <strong>Die</strong> Vorbereitungen<br />
begannen: organisatorisch,<br />
finanziell und bergsteigerisch.<br />
Endlich, <strong>im</strong> September 1965<br />
ging`s los. Flug von Salzburg<br />
Helmut Larcher, Ulli Kössler, <strong>Die</strong>ter Drescher (von links)<br />
nach Karatschi (um Fluggepäck zu sparen, hatte jeder von uns dreien einen 5 Liter-Kanister<br />
Flugbenzin für die Kocher <strong>im</strong> Handgepäck, das wäre heute unvorstellbar), Inlandflug von Karatschi<br />
nach Rawalpindi, ab hier Jeep-Fahrt über abenteuerliche, in die Felswände gehauene<br />
Pisten nach Chitral. Ab Chitral ging`s mit 10 Trägern pro Gruppe in 5 Tagen durch apere Flusstäler,<br />
Oasendörfer und endlose Moränen durchs Udrental ins Darbantal, wo auf 4600 m das<br />
Basislager eingerichtet wurde. Ab hier arbeiteten wir ohne Träger. Sie wurden entlohnt und<br />
sollten uns in 12 Tagen wieder abholen.<br />
Lager 1 wurde auf dem Darbangletscher auf ca. 5200 m in herrlicher Bergumrahmung eingerichtet,<br />
Lager 2 oberhalb einer riesigen Querspalte <strong>im</strong> Gletscherhang. Nach drei Tagen wurden<br />
wir fast eingeschneit und mussten schleunigst den Rückzug antreten. Langsam wurde die<br />
Zeit knapp, deshalb stieg Markus mit Ulli und Helmut zum Lager 2 auf, um wenigstens die<br />
Ausrüstung zu bergen. <strong>Die</strong> Schneelage erlaubte dann aber doch den weiteren Aufstieg. <strong>Die</strong><br />
Drei verlegten das Lager 2 auf ca. 6500 m und verbrachten da eine eiskalte Nacht ohne Schlafsäcke.<br />
Am nächsten Tag gelang Markus und Ulli der Aufstieg auf den Darban Zom, 7220 m.<br />
Helmut verzichtete kameradschaftlich auf den Gipfel, um einen sicheren Rückweg zu spuren.<br />
Um nicht untätig zu sein, machte ich mit den zwei Salzburgern Hans Egger und Christian<br />
Schmuck die Überschreitung von zwei schönen, noch unbestiegenen Gipfeln: dem Q6, 6240<br />
m, und M9, 6260 m, westlich von unserem Lager 1.<br />
So stand Helmut aber am Ende ohne Gipfelbesteigung da. Da bot sich am Zusammenfluss<br />
des Darban- mit dem Udrengletscher ein wunderschöner, pyramidenförmiger, noch unbestiegener<br />
Sechstausender an, der Ostpfeiler schien machbar. Den wollte ich mit Helmut versuchen.<br />
Wir starteten, während die anderen zusammenpackten. <strong>Die</strong> Träger waren schon da,<br />
allerdings einen Tag zu früh, da inzwischen ein Grenzkrieg mit Indien ausgebrochen war.<br />
Der Aufstieg auf unseren Gipfel war sehr abwechslungsreich: zuerst recht lästige Schuttkare,<br />
dann steile aber gut begehbare Büßerschneehänge. Da wir erst gegen Mittag gestartet waren,<br />
mussten wir uns um einen Biwakplatz kümmern. Wir fanden ein fast ebenes Plätzchen auf<br />
einer Grat-Terrasse auf ca. 5500 m Höhe und richteten es uns gemütlich ein. Nach Kochen und<br />
Essen saßen wir noch die längste Weile und betrachteten die dunkler werdende Umgebung:<br />
lauter 6- und 7000er, jede Menge lohnender Ziele. Nach mehr oder weniger tiefsinnigen Gesprächen<br />
rauchte Helmut noch seine Pfeife, und bald krochen wir in unsere Schlafsäcke. Es<br />
war eine wunderbare sternenklare, milde Nacht. Wir benötigten nicht einmal den Biwaksack.<br />
Stundenlang betrachteten wir den Nachth<strong>im</strong>mel, bis uns die Augen zufielen. Es war dies das<br />
schönste Biwak meiner ganzen Bergsteigerlaufbahn!<br />
Am Morgen nach dem Frühstück ließen wir<br />
Schlafsäcke, Kocher usw. am Biwakplatz zurück<br />
und starteten gipfelwärts. Es war ein herrlich<br />
rauer Ganitblockgrat <strong>im</strong> 2. und 3. Schwierigkeitsgrad.<br />
Eine Kletterstelle schöner als die andere,<br />
der Tiefblick atemberaubend.<br />
Aus dem Udrental herauf blitzten nun die Aluminiumkisten<br />
in der Sonne; unsere Kameraden<br />
zogen mit den Trägern talaus. Wir waren nun<br />
endgültig auf uns allein gestellt. Der Blockgrat<br />
ging in einen gegliederten Schneegrat über.<br />
Am späten Vormittag erreichten wir den Gipfel,<br />
6370 m. Schnell einige Fotos, dann ging`s wieder<br />
hinunter, die Zeit drängte jetzt.<br />
Im Udrental hatten uns die Kameraden, wie vereinbart,<br />
etwas Proviant hinterlegt. Wir richteten<br />
uns gleich ein Nachtlager ein. Wieder eine milde<br />
ruhige Nacht, vor allem aber ein gutes Gefühl,<br />
Helmut hatte jetzt auch einen schönen Gipfelerfolg.<br />
Da uns Fantasienamen nicht gefielen, nannten wir unseren Gipfel nach den geografischen<br />
Gegebenheiten: Udren-Darban-Zom. Der Abmarsch mit den schweren Doppelschuhen<br />
war sehr beschwerlich, und wir waren heilfroh, dass uns die Kameraden <strong>im</strong> Dorf Shagrom<br />
die Normalschuhe (für heutige Begriffe auch noch schwere „Grobgnahnte“) hinterlegt hatten.<br />
Ein Dorfbewohner versorgte uns rührend und begleitete uns am nächsten Tag als Träger. Zum<br />
Lohn dafür luchste er Helmut noch sein wunderschönes Taschenmesser mit Horngriff ab. Wir<br />
hatten vom Vortag die Füße voller Blasen und mussten doch in die Schuhe und weitermarschieren.<br />
Den ganzen Rückweg, für den wir <strong>im</strong> Anmarsch 5 Tage benötigt hatten, legten wir<br />
in 2 Tagen zurück und holten dadurch unsere Freunde in Chitral ein.<br />
Durch die kriegerischen Ereignisse gab es bei der Rückreise verschiedene Probleme und Verzögerungen,<br />
aber letztendlich bekamen wir doch noch einen Flug und konnten uns von dem<br />
schönen Land verabschieden.
<strong>Die</strong> <strong>jungen</strong> Wilden<br />
<strong>Meran</strong>er Bergsteiger <strong>im</strong> Aufbruch<br />
26 27<br />
<strong>Die</strong>ter Drescher<br />
Schlechtwetter am winterlichen Marltgrat<br />
1. Winterbegehung: 5.-9. Februar 1965<br />
<strong>Die</strong> Idee, den Marltgrat auf den Ortler <strong>im</strong> Winter zu begehen, hatten Helmut und ich schon <strong>im</strong><br />
vorigen Jahr. Nachdem wir bereits einige ganz schöne Winterbegehungen und auch ein paar<br />
Winterbiwaks auf über 3000 m Höhe hinter uns hatten, konnten wir uns schon an ein etwas<br />
längeres Unternehmen wagen.<br />
Inzwischen hatten wir unsere <strong>im</strong> Vorjahr verwendete und verbesserte Ausrüstung bei der<br />
dritten Winterbegehung der König-Nordwand (erstes Biwak am Wandfuß, zweites Biwak am<br />
Gipfel bei grauslichem Schneesturm) erfolgreich erprobt.<br />
Am Freitag, 5. Februar 1965, fuhren wir um 9.00 Uhr früh mit dem Sessellift zum Langenstein,<br />
2450 m, und spurten mit den Schneereifen zum Einstieg auf 3050 m Höhe. Dort deponierten<br />
wir die Rucksäcke und machten uns an den Rückweg. Im K2-Restaurant aßen und schliefen<br />
wir noch einmal ordentlich, um für die nächsten Tage gut in Form zu sein. Bei guten Verhältnissen<br />
rechneten wir mit einer Begehungszeit von vier Tagen.<br />
<strong>Die</strong> ganze Nacht orgelte der Nordwind. Bei sternenklarem H<strong>im</strong>mel starteten wir am Samstagmorgen.<br />
Um 8.00 Uhr kamen wir zum Einstieg und mussten unsere schweren Rucksäcke<br />
schultern, die ohne Seil und Schlosserei gute 20 kg wogen. Aber um Winterbegehungen<br />
gut durchzustehen, ist eine Menge<br />
Ausrüstung erforderlich. Der erste<br />
Tag war ziemlich anstrengend, da<br />
wir oft auf die stark verwächtete<br />
Ostseite ausweichen mussten. Dafür<br />
fanden wir ab und zu ein windstilles<br />
Plätzchen zum Rasten. Um 17.00<br />
Uhr kamen wir zum ersten Turm auf<br />
ca. 3300 m und richteten auf einem<br />
schmalen Schneeblock, den der<br />
Wind auf einem kleinen nach drei<br />
Seiten abfallenden Pfeilerköpfl aufgebaut<br />
hatte, unser Biwak ein. Es<br />
hatte hier minus 20 Grad.<br />
Am Sonntagmorgen gab`s um 7.00<br />
Uhr Frühstück mit Ovomaltine, dazu<br />
Knäckebrot mit Marmelade. Das war<br />
unsere letzte feste Mahlzeit. Gegen<br />
9.00 Uhr ging`s los. Der Luftdruck<br />
war über Nacht um 5 Striche gestiegen,<br />
und so hofften wir auf Wetterbesserung.<br />
Doch gleich nach dem<br />
Aufbruch rasten schon wieder Nebel<br />
und Wolkenfetzen um den Grat, die<br />
Sonne kam den ganzen Tag nicht<br />
Am Grat<br />
durch. Wir waren trotzdem guter Dinge und kamen auf etwas leichterem, aber dafür gefährlicherem<br />
Gelände gut vorwärts. Nach einem sehr ausgesetzten und brüchigen Quergang<br />
erreichten wir bei Einbruch der Dunkelheit die schwierigste Seillänge der ganzen Tour auf<br />
den zweiten Turm hinauf. Hier traf es Helmut zu führen. Er ging ohne Rucksack (dies war die<br />
einzige Stelle, wo ohne Rucksack geklettert wurde) und brachte diese schwierigste Seillänge<br />
mit erstaunlichem Tempo hinter sich. Nachdem er seinen Rucksack aufgezogen hatte, war<br />
es bereits stockfinstere Nacht, die Stirnlampe war noch <strong>im</strong> Rucksack und so raufte ich mich<br />
mehr schlecht als recht über den Fels und das fixierte Seil hinauf. <strong>Die</strong> Dunkelheit erlaubte uns<br />
die Suche nach einem geeigneten Biwakplatz nicht mehr. In einem sehr steilen Schneehang<br />
stampften wir uns eine kleine ebene Plattform und errichteten das Biwak auf 3600 m. <strong>Die</strong><br />
Nahrung bestand nur aus Flüssigkeiten, Ovomaltine, Tee, Suppe. Feste Nahrung brachten wir<br />
nicht hinunter, dabei hatten wir so viel davon mit. Der Nordsturm orgelte ununterbrochen,<br />
die Temperatur fiel auf minus 25 Grad Celsius, aber wir nahmen die Kälte gerne in Kauf, da wir<br />
dadurch wenigstens keinen Schneefall zu befürchten hatten.<br />
Als wir am Montagmorgen, es war der 8. Februar, aus dem Biwaksack schauten, sahen wir <strong>im</strong><br />
Osten einen unbeschreiblich schönen Sonnenaufgang. <strong>Die</strong> Fotoapparate waren leider schon<br />
am Vortag wegen der Kälte ausgefallen und so konnte ich davon, wie überhaupt auf der ganzen<br />
Tour, keine Aufnahmen machen. <strong>Die</strong> Bedeutung dieses herrlichen Morgenrots kam uns<br />
erst richtig zu Bewusstsein, als wir auf den Höhenmesser schauten. Der Luftdruck war über<br />
Nacht um 10 Striche gefallen und fiel <strong>im</strong> Laufe des Tages um weitere 15 Striche. Ohne viel zu<br />
reden, wussten Helmut und ich, dass unser Weg nur nach oben führen konnte, komme was<br />
wolle, denn ein Rückzug von hier wäre zeitraubender und gefährlicher gewesen. Nachdem<br />
das Biwak aufgeräumt war, zogen bereits wieder Nebel mit Schneetreiben auf. Als wir nach<br />
zwei Seillängen direkt in die Nordwand kamen, steigerte sich der Sturm zum Orkan. Mündliche<br />
Verständigung war nur möglich, wenn wir uns <strong>im</strong> Abstand von 10 cm ins Gesicht schrien.<br />
<strong>Die</strong> Seile wurden parallel zum Hang in die Höhe gerissen. Kommandos durch Reißen am Seil<br />
waren wirkungslos, wir mussten froh sein, dass es uns der Sturm nicht aus den Händen riss.<br />
Wir hatten beide noch nie so etwas erlebt und waren doch schon zu jeder Jahreszeit und<br />
bei allen Wettern am Berg. Das Schl<strong>im</strong>mste war aber wohl, dass uns der Wind den Schnee<br />
von unten wie Nadeln ins Gesicht schleuderte. <strong>Die</strong>se Schneekristalle bildeten eine Eiskruste<br />
übers ganze Gesicht, sodass wir nach jeder Seillänge zumindest die Augen auftauen mussten,<br />
um sehen zu können. Auf der Stirn, den Brauen, Wangen und am Kinn klebte das Eis bis zum<br />
Abend zent<strong>im</strong>eterdick, aber das störte uns schon fast nicht mehr. Wer so etwas nicht schon<br />
erlebt hat, kann sich nicht vorstellen, wie bescheiden man in solchen Situationen wird, mit<br />
was man sich alles abfinden kann. <strong>Die</strong> Hauptsache ist nur, dass man in den Händen und Füßen<br />
nicht allzu kalt bekommt. Schade, dass wir uns nicht fotografieren konnten, wir hätten uns<br />
best<strong>im</strong>mt selbst nicht erkannt.<br />
<strong>Die</strong> erste Schwierigkeit dieses Tages war die Querung eines 50 Grad steilen Eishanges mit<br />
anschließendem Aufstieg über eine 80 Meter hohe und 60 Grad steile Eisflanke. Schon das<br />
Anlegen der Steigeisen war ein Problem. Be<strong>im</strong> Gehen <strong>im</strong> Blankeis mussten wir uns mit Pickel,<br />
Stichel und Eisen mit allen Kräften festkrallen, um nicht vom Sturm weggefegt zu werden. Als<br />
Helmut nachkommen sollte, brach ihm zum Überfluss auch noch ein Steigeisen (ausgerechnet<br />
jetzt, wo es bisher auf Dutzenden von Touren gehalten hatte). So musste er für diesen<br />
Fuß jeweils Stufen hacken. Das ging auch vorüber. Nach einem weiteren Dutzend Seillängen<br />
über Fels und Eis kamen wir glücklich gegen 19.00 Uhr auf dem Gipfelplateau, 3850 m, an. <strong>Die</strong>
<strong>Die</strong> <strong>jungen</strong> Wilden<br />
<strong>Meran</strong>er Bergsteiger <strong>im</strong> Aufbruch<br />
28 29<br />
Temperatur betrug minus 30 Grad Celsius. Wir stiegen gar nicht mehr auf den Gipfel, den wir<br />
bei dem Sturm und der Dunkelheit wahrscheinlich nicht gefunden hätten, und biwakierten<br />
an Ort und Stelle. An Kochen war bei dem Sturm nicht zu denken und so klapperten wir dem<br />
Morgen entgegen. Gegen 3.00 Uhr früh ließ der Sturm etwas nach, und es gelang uns, den<br />
Benzinkocher in Betrieb zu setzen, jetzt wurde es etwas gemütlicher. Bis zum Aufbruch kochten<br />
wir heiße Getränke und konnten uns so einigermaßen vor der Kälte erwehren.<br />
Am <strong>Die</strong>nstag, 9. Februar, marschierten wir gegen 9,00 Uhr los und erreichten nach 15 Minuten<br />
den Gipfel, 3905 m. Hier gelang es mir, einen der Fotoapparate in Schwung zu bringen für<br />
eine Gipfelaufnahme und noch zwei Aufnahmen <strong>im</strong> Abstieg, dann war es wieder aus.<br />
Nach der Eintragung ins Gipfelbuch begannen wir den Abstieg über den Hintergrat, hier waren<br />
wir nicht mehr so dem Wind ausgesetzt und zwischendurch schien sogar die Sonne (die<br />
Tage nach unserer Rückkehr waren einer schöner als der andere). Wir folgten dem Hintergrat<br />
bis zu der Stelle, wo er zu einer langen messerscharfen Schneide wird. Dort seilten wir uns,<br />
nachdem wir einige Steine abgeworfen hatten, um eine eventuelle Lawinengefahr festzustellen,<br />
80 Meter über Felsen ab und stiegen dann die folgende ca. 500 Meter hohe Minigeroderinne<br />
ab. Über den Zebruferner und den Hintergratkopf erreichten wir den Sessellift, der extra<br />
für uns in Betrieb genommen wurde, was uns enorm freute, da wir ganz schön müde waren.<br />
Nach 15 Minuten erholsamer Sesselliftfahrt kamen wir um 19.30 Uhr nach Sulden, wo uns unsere<br />
Angehörigen und eine Menge Freunde und Bekannte aus Sulden und <strong>Meran</strong> erwarteten.<br />
<strong>Die</strong>ter Drescher<br />
Grillhendl und Schampus am Ortler-Hochjoch<br />
1. Winterüberschreitung vom Ortler zur Königsspitze<br />
Schon länger hatten wir dieses Unternehmen <strong>im</strong> Kopf. Es war erstaunlich, dass sich bisher<br />
noch niemand an diese Überschreitung gewagt hatte. Endlich zum Jahreswechsel 1974/1975<br />
schienen die Verhältnisse laut Wetterbericht zu passen.<br />
An einem Nachmittag fuhr ich die Stilfser Joch-Straße bis zum „Weißen Knott“ hinauf, von<br />
wo ich einen guten Einblick in die ganze Nordseite des Ortlers hatte. Es sah gut aus, und<br />
so verständigte ich meine Freunde<br />
in <strong>Meran</strong>. Mit Helmut Larcher und<br />
Ulli Kössler hatte ich zwei erprobte<br />
Kameraden für dieses mehrtägige<br />
Unternehmen.<br />
Von den „Heiligen Drei Brunnen“<br />
bei Trafoi stiegen wir mit Schneereifen<br />
und Steigeisen durch die<br />
Hohe Eisrinne zum Lombardi-<br />
Biwak hinauf. <strong>Die</strong>ses war damals<br />
noch halb verfallen, aber zur Not<br />
reichte es zum Biwakieren. Wir<br />
kochten Suppe mit Speckwürfeln<br />
und aßen hartes Brot dazu (fri-<br />
Im Lombardi-Biwak, von links: Helmut mit Pfeife, Ulli mit Zigarre<br />
sches Brot nahmen wir nie mit, da es gefror). Für die Nacht kochten wir Tee, zum Frühstück<br />
gab`s Ovomaltine, Pulverkaffee und Kondensmilch, Kekse und wieder hartes Brot.<br />
Am nächsten Tag ging`s weiter zum Ortlergipfel. Das Wetter war mäßig, trotz Wind und Nebel<br />
waren aber die Verhältnisse nicht schlecht. Über den Vorgipfel ging`s zum Hochjochgrat.<br />
<strong>Die</strong>ser verlangte uns einiges ab. Über die Türme mussten wir teilweise recht abenteuerlich<br />
abseilen und herumqueren. Plötzlich kam ein Funkspruch (ich hatte mir vom BRD-Leiter Pfarrer<br />
Hurton in Sulden ein Funkgerät aufdrängen lassen), dass Erich Abram uns mit seinem Flugzeug<br />
mit Verwandten von Ulli überfliegen und etwas abwerfen wolle. Es dauerte nicht lange,<br />
und schon hörten wir unter uns ein Flugzeug übers Hochjoch hin- und herfliegen. Offenbar<br />
hatten sie unten klare Sicht, während wir oben noch <strong>im</strong> dichten Nebel herumstapften.<br />
Doch bald kamen wir unter die Wolkendecke hinunter zum Hochjoch und sahen etwas tiefer<br />
westseitig etwas Rotes liegen. Es war ein Fallschirm mit einem Paket daran. <strong>Die</strong> Spannung war<br />
groß, ein Grillhendl, ein Panettone und eine Flasche Sekt kamen zum Vorschein. Das war eine<br />
Überraschung und Aufbesserung unserer Standardverpflegung. Wir freuten uns riesig über<br />
diesen lieben Gruß unserer Freunde. Den Schampus bewerteten und genossen wir als gutes<br />
Omen für das Gelingen unserer Tour.<br />
Im bestens eingerichteten Hochjochbiwak verbrachten wir eine gute Nacht auf Pritschen mit<br />
Wolldecken und konnten am 3. Tag wieder mit frischen Kräften starten. Über den Monte Zebrù<br />
ging`s bei etwas besserem Wetter recht gut zum Suldenjoch. Der Suldengrat zur Königspitze<br />
war wieder anspruchsvoller, splittrige Felspassagen und hartes Blankeis wechselten sich ab,<br />
und wir mussten vorsichtig und sauber klettern. Am späten Nachmittag erreichten wir den<br />
Gipfel. Da es für den Abstieg schon zu spät war, die Wintertage sind ja sehr kurz, gruben wir<br />
uns halt wieder, wie schon öfters, eine Biwakhöhle. Wir verbrachten eine leidliche Nacht mit<br />
Kochen und Erzählen. Am 4. Tag stiegen wir über den Normalweg nach Sulden ab.<br />
Wieder war uns ein lange geplantes Projekt gelungen, und wir kehrten zufrieden nach<br />
Hause zurück.<br />
Ulli und Helmut begutachten den Fallschirm mit dem Paket
<strong>Die</strong> <strong>jungen</strong> Wilden<br />
<strong>Meran</strong>er Bergsteiger <strong>im</strong> Aufbruch<br />
30 31<br />
Walter Erckert<br />
Rückzug an der Civetta<br />
Das Bergsteigen begann für mich mit<br />
einfachen Gipfeltouren mit gleichgesinnten<br />
Jugendlichen <strong>im</strong> Jahre 1953. Wir<br />
wurden als Anwärter des <strong>AVS</strong>-<strong>Bergrettungsdienst</strong>es<br />
der Sektion <strong>Meran</strong> aufgenommen.<br />
Als solche erhielten wir eine<br />
erste Ausbildung von den BRD-Männern,<br />
wobei Hias Innerhofer als Rettungsmann<br />
wie auch als Gebietskenner und guter<br />
Kletterer für uns die wichtigste Bezugsperson<br />
war.<br />
Unser Aktionsradius war klein, wir hatten<br />
noch keine Fahrzeuge, nur Fahrräder.<br />
Somit kletterten wir vor allem am Ifinger<br />
und konnten alle Routen der „alten<br />
Garde“ des Öfteren klettern, auch den<br />
L.S.K-Riss (Langes-Seil-Knappen) und die<br />
sogenannte „Gritschplatte“. Walter Alber<br />
war damals langjähriger BRD-Führer der<br />
Sektion <strong>Meran</strong>. Auf seinen Vorschlag<br />
wurde der „U.K.K.“ („Unser Kletter-Klub“)<br />
gegründet, dem ich als Gründungsmitglied<br />
angehörte. Walter war ein sehr<br />
gut unterrichteter Mann, vor allem in<br />
Rettungstechnik und Topographie. Ich Walter Erckert<br />
durfte viele Touren mit ihm gehen, mit<br />
Schiern und auch am Seil.<br />
Am 31. Mai 1959 gelang mir mit Rudi Plunger und Emil Vanzo eine kleine Erstbegehung an der<br />
Gamsplatte <strong>im</strong> Ifingergebiet, wir nannten sie „U.K.K-Verschneidung“.<br />
Zu einem gemeinsamen Bergerlebnis brachen wir <strong>im</strong> Sommer 1959 auf: es sollte der Auftakt<br />
unseres Urlaubs sein und vielleicht auch der Höhepunkt, wir hatten ja aus beruflichen Gründen<br />
nur wenige Tage <strong>im</strong> Jahr zum Klettern zur Verfügung. Zwar errangen wir keinen Gipfelerfolg,<br />
gewannen jedoch eine zusätzliche wertvolle Erfahrung für unsere weiteren Begehungen<br />
von schwierigen Routen.<br />
Wir waren zu viert, Ulrich Kössler, Emil Vanzo, Luis Hofer und ich. Unser Ziel war die Civetta in<br />
den südöstlichen Dolomiten. <strong>Die</strong> NW-Wand ragt steil in die Höhe, die Kletterstrecke der Führe<br />
Solleder-Lettenbauer war mit 1160 m Kletterlänge und Schwierigkeit 5+/6- angegeben.<br />
Ich hatte den Berg noch nie aus der Nähe gesehen, kannte auch keine Routenbeschreibung.<br />
Am Samstag, den 22. August 1959, fuhren Ulli und ich mit seiner Vespa nach Alleghe und<br />
zelteten dort am See. Am Sonntag früh trafen wir uns mit Luis, der bereits ein 500er BMW-<br />
Motorrad besaß, und mit Emil. <strong>Die</strong> Weiterfahrt erfolgte über den Staulanzapass und, soweit es<br />
ging, Richtung Coldeihütte, in deren Nähe wir unser Zelt aufstellten. Gleich unternahmen wir<br />
einen Erkundungsgang zum Wandfuß. Wir konnten allerdings nicht mehr viel erkennen, weil<br />
es bereits dämmerte.<br />
Am Montag früh bei Tagesanbruch<br />
stiegen wir in die Wand ein, ohne den<br />
Tourenverlauf so recht gesehen zu<br />
haben. Ich führte die erste Seilschaft<br />
bis zum unteren linken Ende des Firnfeldes.<br />
Luis ging lieber als Zweiter.<br />
Wir tranken ein wenig, waren gut in<br />
der Zeit. Ulli hatte den Rucksack abgenommen<br />
und zwischen die Knie<br />
geklemmt, um herabtropfendes Wasser<br />
aufzufangen, während Emil die<br />
nächste Seillänge anpackte. Etwa 10<br />
Meter direkt über uns sahen wir einen<br />
Nagel stecken. Es war sehr schwierig<br />
und etwas brüchig. Ein Stein löste sich<br />
und traf Ulli am Kopf. Er taumelte, der<br />
Rucksack sauste die Wand hinunter<br />
mitsamt allerlei „Notwendigem“ wie<br />
Proviant und Biwaksack. Zum Glück<br />
hat Ulli einen harten Schädel, das Blut<br />
rann ihm am Hals herunter. Wir banden<br />
ihm ein Tuch um den Hals. So kletterten<br />
wir weiter durch schwieriges<br />
und brüchiges Gelände. Bald kam uns<br />
Bei der Querung des Bandes<br />
die Erkenntnis, möglichweise einem<br />
„Verhauer“ nachgestiegen zu sein, was<br />
sich leider als zutreffend erwies.<br />
Wir waren schon hoch in der Wand und bis auf ca. 100 Meter unter dem Gipfel angelangt.<br />
Hier begann über uns eine andere Felsstruktur, glatte dräuende Überhänge, darunter gut<br />
begehbare Bänder. Wir querten unschwierig ca. 100 Meter nach links, um eventuell auf die<br />
richtige Route zu stoßen, was uns leider nicht gelamg. So seilten wir drei Seillängen ab, in der<br />
Hoffnung, so an die schräge Schlucht zu gelangen, welche die Wand teilt. Mittlerweile wurde<br />
es dämmrig, und wir wussten, dass wir hier auf einem kleinen Felsvorsprung biwakieren<br />
mussten. Am Vierzigmeterseil ließen wir eine Taschenlampe in die schräge Schlucht hinab,<br />
um zu schauen, ob wir am nächsten Tag zur Originalroute hinübergelangen könnten. Doch<br />
das Seil reichte nicht!<br />
Somit war klar: morgen Rückzug!<br />
Wir hatten wenige Nägel, nichts zu essen und zu trinken und auch keine besondere Bekleidung.<br />
So hockten wir beisammen auf dem Absatz und zitterten vor Kälte dem Morgen entgegen.<br />
Um 5.00 Uhr früh erkannten wir be<strong>im</strong> ersten Tagesgrauen die Marmolata <strong>im</strong> Profil und<br />
waren froh, dass das Wetter stabil blieb. So kletterten wir wieder bis zum Band hinauf und<br />
querten die 100 Meter nach rechts zurück. Nun begannen wir uns abzuseilen und, wo mög-
<strong>Die</strong> <strong>jungen</strong> Wilden<br />
<strong>Meran</strong>er Bergsteiger <strong>im</strong> Aufbruch<br />
32 33<br />
lich, auch abzuklettern. Auf einem<br />
Felsabsatz fanden wir Reste des<br />
abgestürzten Rucksacks, darunter<br />
auch einige Stückchen des Pumpernickelbrotes.<br />
<strong>Die</strong>se, mit etwas<br />
Schnee genossen, taten gut.<br />
Wir mussten Nägel für einzurichtende<br />
Abseilstellen hinterlassen.<br />
Wir hatten insgesamt 20 Abseiler à<br />
40 Meter bewältigt, als wir bei hereinbrechender<br />
Dämmerung das<br />
letzte Mal das Seil abzogen.<br />
Was wäre gewesen, wenn das Seil<br />
auch nur einmal geklemmt hätte?<br />
Froh, dieses Unternehmen glücklich<br />
überstanden zu haben, hatten<br />
wir vorläufig genug von hohen<br />
Wänden. Außerdem hatten wir<br />
auch keine Haken und Reepschnüre<br />
mehr, deshalb brachen wir am<br />
nächsten Tag unser Zelt ab und<br />
fuhren Richtung Cortina zu den Ulli mit „Turban“<br />
Cinque Torri. Von hier fuhr Ulli mit<br />
der Vespa ins Krankenhaus nach Cortina, um die Kopfverletzung behandeln zu lassen. Von<br />
den Ärzten wurde er gerügt, warum er nicht früher gekommen sei. Er musste eine schmerzvolle<br />
Behandlung an seinem blutverkrusteten Kopf über sich ergehen lassen. Dann kam er mit<br />
einem weißen Turban zurück.<br />
Währenddessen kletterten Emil und ich am Hauptturm, wobei Emil das Hakensort<strong>im</strong>ent<br />
wieder etwas ergänzte. Als wir vom Ostriss ausstiegen, riefen wir zum Zelt hinunter: „Luis, tua<br />
die Nudl über!“ Das war der Unterschied zur Civetta!<br />
Auch Ulli und Luis kletterten noch in der verbleibenden Zeit. Emil wollte unbedingt die Direttiss<strong>im</strong>a<br />
Scoiattoli durch die S-Wand am Hauptturm klettern. Der damalige Wirt der Cinque<br />
Torri-Hütte meinte, wir bräuchten es gar nicht zu probieren, da hätten sogar die berühmten<br />
Scoiattoli von Cortina zu kämpfen. Das war für Emil wie Öl ins Feuer, und so stiegen wir ein<br />
und auch durch!<br />
Man musste an einer Stelle, die mit den damaligen Mitteln – klobige Schuhe, mit denen wir<br />
auch Eistouren gingen - für uns nicht kletterbar war, einen Steigbaum machen, wobei ich der<br />
Baum war!<br />
Nach einigen vergeblichen Versuchen stieg mir Emil plötzlich auf den Kopf, und so bezwangen<br />
wir auch diese Stelle.<br />
Nach diesen ereignisreichen Tagen in schöner Kameradschaft ging der Urlaub zu Ende. Mit<br />
dem Gefühl, dass uns das Erlebte etwas reifer gemacht hatte, fuhren wir nach Hause.<br />
Heini Holzer†<br />
Allein wie der Berg<br />
Heini Holzer, bei einer Steilwandabfahrt am Piz Roseg <strong>im</strong> Jahre 1977 tödlich abgestürzt, hat<br />
über seine Bergfahrten packende Erlebnisberichte verfasst, die von seinem sprachlichen Gestaltungsvermögen,<br />
von einer treffsicheren Beobachtungsgabe und von seiner Liebe zu den<br />
Bergen zeugen. Neben der Schilderung seiner Besteigungen und waghalsigen Abfahrten<br />
suchte er auch nach dem Sinn seiner alpinen Abenteuer.<br />
Josef Rampold schrieb 1977 über ihn: „Er war von kleiner, eher zarter Statur. Aber in diesem Körper<br />
schlug ein großes Herz. <strong>Die</strong>ses Herz wollte die letzten Gehe<strong>im</strong>nisse erkunden, und ich glaube,<br />
dass er nahe an dieses Gehe<strong>im</strong>nis gekommen ist, das viele von uns GOTT nennen“.<br />
Heini Holzer hat in den „DOLOMITEN“ vom 12. Juli 1972 folgenden Bericht über seine Alleinbegehung<br />
des „Hohe Weiße-Nordwestpfeilers“ veröffentlicht.<br />
„Vier Uhr, sternenklarer H<strong>im</strong>mel, alles schlummert, wie ich mich auf das Moped schwinge und<br />
Schenna verlasse. In <strong>Meran</strong><br />
schwanken noch einige Späthe<strong>im</strong>kehrer<br />
durch die Straßen,<br />
ein Mann schläft <strong>im</strong> abgestellten<br />
Auto, ein Mädchen <strong>im</strong> Minirock<br />
steht eng umschlungen mit ihrem<br />
Freund an einer Straßenecke,<br />
Leben ohne Sinn?<br />
Doch was kümmert`s mich!<br />
Schnell komme ich weiter, Naturns,<br />
Schnalstal, Pfossental, Außerkaser,<br />
dann auf einem schmalen<br />
Weg weiter bis zur Mitterkaser,<br />
wo ich mein Pferdchen abstelle.<br />
Gedankenverloren gehe ich mit<br />
geschultertem Rucksack weiter<br />
zum Eishof. Es beginnt zu tagen,<br />
für die Senner beginnt schon<br />
die Arbeit. Einer davon sieht mir<br />
nach, bis ich hinter den Lärchen<br />
verschwinde. Das Rauschen<br />
des Bachs unterbricht die Stille.<br />
Nach zwei Stunden erreiche ich<br />
den Gruberferner. Ein herrlicher,<br />
zugleich wilder Kessel, umrahmt<br />
von Bergen. Nicht umsonst sagte<br />
Lammer, der die Alpen kannte<br />
wie wenige, „die Texelgruppe ist<br />
eine der schönsten Gegenden, die Hohe Weiße, NW-Pfeiler
<strong>Die</strong> <strong>jungen</strong> Wilden<br />
<strong>Meran</strong>er Bergsteiger <strong>im</strong> Aufbruch<br />
34 35<br />
ich kenne“. Ich gebe ihm Recht, denn auch ich fand kein anderes Hochtal in den Alpen mit einer so<br />
wuchtigen Bergumrahmung.<br />
Vor mir steht die Hohe Weiße mit ihrem wuchtigen NW-Pfeiler, den ich begehen möchte. Warum<br />
wurde er nicht schon gemacht? War er zu abweisend oder wurde er vergessen? Mit diesen Fragen<br />
beschäftigte ich mich schon lange.<br />
Hans Gritsch, ein junger <strong>Meran</strong>er, hatte in den dreißiger Jahren einige Erstbegehungen gemacht,<br />
die manch anderer vergebens versucht hatte, aber dieser Pfeiler blieb übrig, obwohl er logisch und<br />
markant aussieht.<br />
Schon stehe ich am Einstieg. Auf das Härteste gefasst, hänge ich einige Karabiner, fünf Haken und<br />
den Hammer an den Klettergürtel, nehme das Seil auf den Rücken und springe über die Randspalte.<br />
Ängstlich steige ich über die teils vereisten Platten hoch und erreiche eine Verschneidung.<br />
Schnell komme ich höher, bis sie glatter wird. Mit einem Haken sichere ich mich über einen<br />
brüchigen Überhang auf ein Pfeilerköpfl. Ein zweiter Überhang versperrt mir den Weg. Jeder Versuch<br />
misslingt. Links und rechts aalglatte Platten, direkt ist es zu brüchig.<br />
Also muss ich umkehren. Doch warum bin ich gekommen? Es scheint keinen Ausweg zu geben.<br />
Ich seile einige Meter ab, halte an, probiere mit einem Pendelschwung nach links zu kommen, was<br />
mir gelingt, und erreiche über eine Platte einen kleinen Stand unter einer steilen platten Verschneidung.<br />
Ich fixiere das Seil an einem Haken, sichere mich mit doppeltem Klemmknoten und klettere<br />
weiter. Der Fels ist glatt. Immer wieder glaube ich auszurutschen. Unter einem Überhang schlage<br />
ich einen Stift, hänge Karabiner und Seil ein und erreiche eine Terrasse. Um einen Felszacken befestige<br />
ich das Seil, hantele mich daran hinab, entferne unten Karabiner und Haken und ziehe mich<br />
wieder hoch. Ziemlich entkräftet erreiche ich wieder den Zacken.<br />
Über eine schöne Verschneidung stürme ich nun hoch, bis mich riesige Dächer und Platten<br />
nach links zu einem Pfeiler drängen. Der Fels ist fest. Schon sehe ich mich auf dem Gipfel, aber es<br />
kommt anders. Der Pfeiler besteht nur aus losen Felsplatten. Vorsichtig, nur auf Druck kletternd,<br />
schleiche ich mich einer Katze ähnlich nach oben und weiter durch eine Rissverschneidung. Hier<br />
ist der Fels sehr splittrig, wodurch jede Sicherung illusorisch wird. <strong>Die</strong> einzige Sicherheit ist hier<br />
sauber zu klettern. Ich bin froh, dass ich allein bin, denn mit einem Partner hätte ich Angst, dass er<br />
versagen würde. Der kleinste Fehler wäre hier das Ende.<br />
Der Weiterweg wird durch einen Überhang versperrt, ich steige nach rechts auf die Kante. Ich bin<br />
gezwungen, einen Haken zu schlagen, aber auf den kann ich mich nicht recht verlassen; besseren<br />
bringe ich jedoch keinen unter. Halb auf Seilzug, halb kletternd erreiche ich rechts eine Art Rinne,<br />
in die ein kleines steiles Schneefeld eingebettet ist. Vorsichtig steige ich durch dieses und gelange<br />
in den Ausstiegsriss. Ein Klemmbock, dann noch fünf, drei, zwei, ein Meter, und ich stehe auf dem<br />
Gipfelgrat!<br />
Ein Blick auf die Uhr: 3½ Stunden sind vom Einstieg bis hier verronnen, schöne 300 m für ein paar<br />
Stunden. Ich packe den Rucksack und steige zum Gipfel und träume von dem Weg über den Pfeiler,<br />
der nie den 5. Schwierigkeitsgrad überschreitet, aber Erfahrung verlangt. Ich denke an Lammer,<br />
der auch hier stand, an Hans Gritsch, den ich nicht kannte, mit Dank denke ich an den <strong>Meran</strong>er<br />
Walter Kaser, der mich zu dieser Art des Bergsteigens angeleitet hat.<br />
Sepp Hölzl<br />
Wettersturz am Piz Badile<br />
Es war mein Bergfreund Fritz Pichler, der mich <strong>im</strong>mer wieder auf den Piz Badile aufmerksam<br />
machte. Er hatte diesen gewaltigen schaufelförmigen Berg <strong>im</strong> Bergell/Graubünden bereits<br />
mit Ulli Kössler über die berühmte N-Kante bestiegen und war be<strong>im</strong> Abstieg in ein fürchterliches<br />
Unwetter geraten. Er hatte sich daher vorgenommen wiederzukehren, um den Badile<br />
über die Cassin-Führe der NO-Wand zu besteigen.<br />
Der Piz Badile (=Schaufel), 3308 m, ist ein markanter Berg <strong>im</strong> Bergell <strong>im</strong> Süden des Kantons<br />
Graubünden. Er erhebt sich zwischen dem Schweizer Val Bondasca <strong>im</strong> Norden und dem italienischen<br />
Val Masino <strong>im</strong> Süden. Besonders <strong>im</strong>ponierend sind die Plattenfluchten der 800 Höhenmeter<br />
abfallenden NO-Wand.<br />
Nach seinem abenteuerlichen Erlebnis am Peutereygrat (siehe Bericht von Fritz Pichler) wo<br />
er über 80 Stunden eingeschneit war, glaubte ich, Fritz hätte für einige Zeit mal genug von<br />
extremen Bergtouren. Dem war aber nicht so!<br />
Ich bin glücklich, Bergsteiger zu sein, denn „der Berg ist eine Welt, die man auch ohne Geld bekommt“.<br />
Piz Badile, N-Kante, links die NO-Wand
<strong>Die</strong> <strong>jungen</strong> Wilden<br />
<strong>Meran</strong>er Bergsteiger <strong>im</strong> Aufbruch<br />
36 37<br />
So fuhren wir am 13. August 1966<br />
mit meinem FIAT 600, begleitet<br />
von Irmhild und Marisa, über St.<br />
Moritz nach Bondo <strong>im</strong> Bergell,<br />
zweigten dort ins Val Bondasca ab,<br />
stellten das Auto am Parkplatz ab<br />
und stiegen bei schönstem Wetter<br />
zur Hütte Sasc Furä, 1904 m, auf,<br />
wo wir übernachteten.<br />
Um 3.00 Uhr des nächsten Tages<br />
starteten Fritz und ich zum Piz Badile.<br />
<strong>Die</strong> beiden Mädchen blieben<br />
auf der Hütte und sollten <strong>im</strong> Laufe<br />
des Tages zur Sciorahütte, 2118 m,<br />
wandern, von dort zum Parkplatz<br />
absteigen und auf uns warten. Wir<br />
würden <strong>im</strong> Laufe des Abends dort<br />
ankommen.<br />
Unser Hüttenwirt weist uns vor der<br />
Hütte auf die Fischwolken hin und<br />
meint, das sei kein gutes Zeichen,<br />
es könnte ein Wetterumschwung<br />
erfolgen.<br />
Trotz der besorgten Miene des<br />
Hüttenwirts starten wir und Piz Badile, NO-Wand<br />
erreichen nach einer guten<br />
Stunde den Fuß der N-Kante. Von hier müssen wir den obersten Teil des Gletschers queren,<br />
um zum Einstieg in die Cassin-Führe zu gelangen. Endlich stehen wir am Fuße der<br />
NO-Wand.<br />
Der Aufstieg geht recht flott voran. <strong>Die</strong> Risse und Kamine an diesen Granitplatten ermöglichen<br />
ein genussreiches Klettern. Atemberaubende Tiefblicke beglücken uns. <strong>Die</strong> ersten zehn<br />
Seillängen führen diagonal nach links, bis die Risse und Kamine wieder steil nach oben leiten.<br />
Auf dem hellgrauen Granit können wir durch die gewaltigen Plattenfluchten sicher auf Reibung<br />
klettern. Eine Folge von mehreren Kaminreihen verlangt uns alles ab, kräfteraubende<br />
Stemmarbeit ist hier notwendig. Es ist ein berauschendes Gefühl, durch die große, von unten<br />
so unnahbar scheinende glatte Wand zu klettern.<br />
In der Wand stecken noch zahlreiche alte Standhaken von der Erstbegehung, die wir vor Benützung<br />
auf ihre Festigkeit sorgfältig überprüfen.<br />
<strong>Die</strong>se Route durch die Nordostwand war <strong>im</strong> August 1937 von Riccardo Cassin gemeinsam<br />
mit V. Ratti, G. Esposito, Mario Molteni und Giuseppe Valsecchi in einem dreitägigen Kampf <strong>im</strong><br />
Wettersturz bezwungen worden. Molteni und Valsecchi starben allerdings be<strong>im</strong> Abstieg über<br />
die Südflanke an Erschöpfung.<br />
<strong>Die</strong>s geht uns durch den Kopf, während wir ohne größere Probleme zügig vorankommen.<br />
Sorge macht uns das Wetter. Be<strong>im</strong> Start leuchteten noch die Sterne. Je weiter wir hinauf kommen,<br />
desto bedeckter wird der H<strong>im</strong>mel. Das treibt uns zur Eile an. Nach gut 20 Seillängen<br />
beginnt es leicht zu regnen, deshalb queren wir auf die Nordkante hinaus, um von dort noch<br />
rund 200 Klettermeter bis zum Gipfel zurückzulegen. Be<strong>im</strong> Ausstiegsriss fängt es an zu graupeln,<br />
<strong>im</strong>mer stärker werdender Wind, aufkommende Nebelfetzen und einsetzender Schneefall<br />
treiben uns an. Nach 6 Stunden stehen wir glücklich aber besorgt am Gipfel: es liegen<br />
bereits 5 cm Schnee.<br />
Nun muss schnell eine Entscheidung getroffen werden.<br />
Wir haben nur zwei Möglichkeiten: entweder steigen wir südlich auf die italienische Seite zur<br />
Gianettihütte oder über die fast 1200 m lange N-Kante zum Ausgangspunkt ab. Im ersteren<br />
Fall müssten wir einen langen Umweg in Kauf nehmen, um auf die Schweizer Seite zurückzukehren.<br />
Zudem warten ja die beiden Mädchen <strong>im</strong> Val Bondasca auf uns.<br />
Nachdem Fritz die N-Kante bereits <strong>im</strong> Auf- und Abstieg bezwungen hatte und daher die Route<br />
kennt, entscheiden wir uns für die N-Kante.<br />
Inzwischen wird der Schneefall stärker. Geschwindigkeit, gepaart mit äußerster Vorsicht, ist<br />
jetzt angesagt. Immer schön auf dem Grat bleiben, nicht in die Wand hineinqueren! Der Grat<br />
ist unsere einzige Chance, sicher hinunterkommen.<br />
Wir beginnen mit dem Abseilen. Das Abziehen des Doppelseils wird <strong>im</strong>mer schwieriger. Seilschlingen<br />
und Nylonseile sind nass und schwer. Plötzlich, wir befinden uns <strong>im</strong> oberen Drittel<br />
der Kante, lässt sich das Seil nicht mehr abziehen. Soweit möglich steigen wir wieder hinauf,<br />
erreichen aber die Stelle mit dem verklemmten Seil nicht. Mit dem Hammer schlagen wir das<br />
Seil ab, uns bleiben noch ca. 50 m Seil!<br />
Mit größter Vorsicht seilen wir weiter ab, <strong>im</strong>mer wieder verklemmt sich das Seil. Plötzlich geht<br />
nichts mehr. Ich steige zurück, löse das Seil aus der Reepschnur, hänge sicherheitshalber drei<br />
Karabiner ein und ziehe das Seil durch. So geht es langsam tiefer. Für die Sicherung müssen<br />
wir <strong>im</strong>mer wieder ein Stück Seil abschneiden, um Seilschlingen legen zu können. Unsere Karabiner<br />
bleiben natürlich am Fels zurück.<br />
Bis auf die Haut nass erreichen wir den Ausstieg, die letzten 20 m Seil bleiben am Fels zurück.<br />
Wir haben noch 1 Karabiner und 2 Meter Reepschnüre!<br />
Der Schnee hat mittlerweile eine Höhe von 35 cm erreicht. Wir stapfen pudelnass zur Capanna<br />
Sasc Furä hinunter. Mit Staunen empfängt uns der Hüttenwirt und fragt uns, ob wir von der<br />
Wand oder von der Kante kämen. Ich kann mich noch gut an seine Worte erinnern: „Wir haben<br />
schon befürchtet, wir müssten Euch als gefrorene Leichen bergen. Eure Kaltschnäuzigkeit und<br />
Zähigkeit sowie Eure Schnelligkeit, die mich an Hermann Buhl erinnert, haben Euch gerettet“.<br />
Ja, Hermann Buhl! Der hatte 1952 die Cassin-Führe der NO-Wand erstmals allein begangen,<br />
nachdem er tags zuvor mit dem Fahrrad aus dem rund 160 km entfernten Landeck angereist<br />
war und noch am gleichen Wochenende wieder dorthin zurückkehrte.<br />
Nach kurzer Erholung müssen wir weiter, die beiden Mädchen warten ja auf uns. Gegen 21.30<br />
Uhr sind wir bei ihnen, frierend und in Decken eingewickelt sitzen sie <strong>im</strong> Auto.<br />
Auf dem Weg von der Furähütte zur Sciorahütte waren auch sie vom Wettersturz überrascht<br />
worden, waren wegen der reißenden Sturzbäche nicht mehr weitergekommen und direkt ins<br />
Tal abgestiegen, wo sie auf uns warteten. Da sich unsere Rückkehr aber verzögerte, wollten<br />
sie noch bis Mitternacht warten und dann mit dem Auto auf die italienische Seite fahren. Sie<br />
hatten vermutet, wir würden bei diesen Verhältnissen den leichteren Abstieg wählen.<br />
Nun ging es <strong>im</strong> Höllentempo über den Ofenpass. Wir mussten noch rechtzeitig die Grenze <strong>im</strong><br />
Münstertal erreichen, weil sie damals um Mitternacht geschlossen wurde, und weil wir ja am<br />
Montag wieder bei der Arbeit sein mussten.
<strong>Die</strong> <strong>jungen</strong> Wilden<br />
<strong>Meran</strong>er Bergsteiger <strong>im</strong> Aufbruch<br />
38 39<br />
Toni Kiem<br />
9. April 1961<br />
Nach einem Winter mit vielen Skitouren<br />
und Kletter-Winterbegehungen<br />
zog es uns zu einer Frühjahrsklettertour<br />
<strong>im</strong> warmen Fels<br />
der prächtigen Ciavazes-Südwand.<br />
<strong>Die</strong> in der Mitte durch das markante<br />
Gamsband gegliederte Wand ist<br />
wegen ihrer südseitigen Exposition<br />
schon zeitig <strong>im</strong> Jahr wieder trocken.<br />
Wir, das waren Ander Staffler, Heini<br />
<strong>Meran</strong> (beide aus Bozen), Sepp<br />
Hölzl, Bernhard Schreffler, Markus<br />
Villgratner, Ulli Kössler und ich.<br />
Am Einstieg zur Südwestkante, der<br />
sogenannten Del Torso-Route, laut<br />
dem von Langes verfassten Führer<br />
so <strong>im</strong> IV. bis V. Schwierigkeitsgrad,<br />
liegen noch 50 cm Neuschnee.<br />
<strong>Die</strong> Wand selbst ist schneefrei. Wir<br />
bilden eine Dreier- und zwei Zweierseilschaften.<br />
Nach dem unteren<br />
Teil stapfen wir auf dem Gamsband<br />
<strong>im</strong> Schnee zum oberen Teil dieser<br />
schönen Kletterwand. Viel Schmelzwasser<br />
rinnt uns entgegen, was<br />
unsere Kletterbegeisterung aber in<br />
keiner Weise mindert.<br />
Ander Staffler<br />
Am Ausstieg auf dem obersten Geröllband<br />
unter dem letzten Block des Gipfelaufbaus liegt noch viel mehr Schnee, Nassschnee!<br />
Wir sind überrascht, stehen unentschlossen und beraten, wie es weitergehen soll: entweder<br />
durch die vor uns in tiefem Schnee liegende Rinne absteigen, bis zum Bauch einbrechen,<br />
triefnass werden oder uns bis zum Gamsband abseilen?<br />
Ander steht neben mir und sagt noch: „Nehmen wir doch die Rinne, wenn es gut geht, sind<br />
wir schneller unten“. Ulli, Sepp und Ander queren als Erste etwa 50 m direkt in die breite<br />
Schlucht der Südwestrinne. Da schaue ich kurz nach oben und sehe mit Entsetzen, wie Steine<br />
aus den Gipfelblöcken ins obere Schneefeld rollen. Sofort bildet sich ein Lawinenkeil, ich<br />
schreie nur noch „Lawine, Lawine“ und schon fegt ein gewaltiger Schnee- und Windwirbel an<br />
uns vorbei und donnert durch die Rinne in die Tiefe. <strong>Die</strong> Sicht zu den drei Freunden ist weg.<br />
Man hört nur noch das Rauschen und Poltern unten in der Schlucht. Dann Stille.<br />
Als sich nach einer Weile das Schneegefl<strong>im</strong>mer aufgelöst hat, sehen wir nur noch Ulli und<br />
Sepp in der Rinne stehen, Ander fehlt! <strong>Die</strong> Nassschnee-Lawine hat ihn mitgerissen.<br />
Sepp hat mir nachher erzählt, Ander habe sich noch an seinem Hosenbein festhalten wollen.<br />
Wir sind geschockt, ratlos. Was nun? <strong>Die</strong> Rinne absteigen und nach unserem Freund suchen,<br />
bei dieser Lawinengefahr über uns? Sepp quert wieder zu uns herüber, während Ulli trotz der<br />
großen Gefahr allein durch die Rinne absteigt.<br />
Er findet Hammer und Reepschnur, von unserem Freund aber keine Spur. Er steigt weiter zur<br />
Selljochstraße ab und holt Hilfe.<br />
Wir anderen haben uns bis aufs Gamsband abgeseilt und sind so zum Sellajoch gelangt. Da<br />
war dann auch schon eine Rettungsmannschaft <strong>im</strong> Anstieg zum untersten Ende der Rinne.<br />
Am nächsten Morgen, 10. April 1961, wurde die Suche, beginnend unten in der Rinne, mit<br />
Lawinensonden fortgesetzt. Irgendwann am Vormittag stand ich neben Erich Abram, der gerade<br />
die Sonde aus dem Schnee zog. Da war doch so etwas Feines wie Gras in der Sondenspitzkrause,<br />
oder waren es Haare? Nach wiederholtem Absondieren sind Stofffasern daran<br />
gehangen. Ander lag hier, nach einem Absturz von zirka 600 Höhenmetern, etwa 2 m unter<br />
der Schneelawine begraben.<br />
Tags darauf traten wir, tief niedergeschlagen, in die Leichenkapelle von Canazei. Da lag unser<br />
Freund Ander <strong>im</strong> Bergsteigergewand, den Oberkörper etwas gestaucht, eine kleine Wunde an<br />
der Stirn. Er war nur 21 Jahre alt geworden.<br />
Wenn ich heute <strong>im</strong> Sommer mit dem Bus zum Sellajoch hinauffahre oder mit Gästen <strong>im</strong> Winter<br />
die Sellaronda mache, schaue ich <strong>im</strong>mer wieder zur Del Torso-Führe an der Ciavazeswand<br />
hinauf und denke an damals, an Ander Staffler, den Bergfreund und Junggärtner aus Bozen,<br />
der so früh sein junges Leben in seinen geliebten Bergen verloren hat.<br />
<strong>Die</strong> folgenden von Hermann Stehr verfassten Verse halten unseren Freund Ander und alle<br />
anderen toten Bergkameraden in uns lebendig:<br />
Dem toten Kameraden<br />
Du gehst in meinem eignen Schritt<br />
auf allen meinen Wegen mit.<br />
Und dennoch,komm ich dann nach Haus,<br />
dein Kommen bleibt doch <strong>im</strong>mer aus.<br />
In meinem Auge unverhofft<br />
spür ich dein junges Schauen oft,<br />
und dennoch, durch den bunten Flor<br />
trittst du nie sichtbar mir hervor.<br />
Mein Herz schlägt manchmal einen Takt,<br />
als sei‘s von deinem Puls gepackt,<br />
und dann verlassener als je<br />
nach dir zu klopfen voller Weh.<br />
Dein ist mein Schlaf, mein Wachen dein,<br />
einsam bin ich mit dir allein.<br />
Und was ich sinne, unbewusst<br />
erfüllt es mich aus deiner Brust.
<strong>Die</strong> <strong>jungen</strong> Wilden<br />
<strong>Meran</strong>er Bergsteiger <strong>im</strong> Aufbruch<br />
40 41<br />
Ulli Kössler<br />
Darban Zoom, 7220 m, Erstbesteigung <strong>im</strong> Hindukusch,<br />
erste Südtiroler Expedition<br />
Es war drückend heiß, als wir am 12. September 1965 auf der Landepiste von Karachi in Pakistan<br />
aufsetzten. Wir, das waren <strong>Die</strong>ter Drescher, Helmut Larcher und ich. Mit uns angereist war<br />
die Salzburger Dreiergruppe um Markus Schmuck.<br />
Am nächsten Morgen flogen wir weiter nach Rawalpindi. Welch ein Gefühl in der Stadt zu<br />
sein, von wo aus schon so viele berühmte Expeditionen ihren Ausgang genommen hatten!<br />
Nach kurzem Aufenthalt ging`s weiter nach Peshawar, wo am Flugplatz bereits die bestellten<br />
Regierungsjeeps auf uns warteten. Nachdem unser Gepäck verladen war, und wir unseren<br />
Anzug mit der Wanderbekleidung getauscht hatten, jagten wir über Pakistans schlechte Straßen<br />
nach Norden, den Bergen entgegen. Bei der ersten Straßensperre war die Fahrt zu Ende.<br />
In der Nacht sei das Fahren verboten, sagten uns die Posten. Also hieß es warten, um am<br />
nächsten Morgen gleich weiterzukommen. Aber da hatten wir uns getäuscht. Wir mussten<br />
uns hier auf asiatische Verhältnisse umstellen: erst nach sechsstündiger Wartezeit ließ man<br />
uns durch. Über staubige Straßen ging es 150 km durch eine heiße, sonnenverbrannte Karstlandschaft.<br />
In der Nacht (hier durften wir wieder in der Nacht fahren) erklomm unser überladener<br />
Jeep den 3200 m hohen Lowariepass, den wir erst nach gründlicher Kontrolle durch die<br />
Militärposten passieren durften. Fichten, Tannen und Zedern säumten nun die Straße, über<br />
die es nun in wilder staubiger Fahrt nach Chitral, dem letzten mit Fahrzeugen erreichbaren<br />
Ort, hinunter ging.<br />
Chitral war damals noch ein eigenes kleines Königreich, der König unterstand jedoch der pakistanischen<br />
Regierung. 1969 wurde Chitral vollkommen in Pakistan integriert.<br />
Ohne Unterbrechung ging`s weiter. Unser Ziel waren die Berge, die schon mit ihrem höchsten<br />
Gipfel, dem 7700 m hohen Tirich Mir, aus dem Talhintergrund herausschauten. Es war ein<br />
gewaltiger Anblick, der Höhenunterschied dorthin betrug ja 6200 m! <strong>Die</strong> Straße, die wir nun<br />
befuhren, war für Jeeps eigentlich gesperrt. Trotzdem fuhren wir noch 90 km talein. Es war<br />
eine halsbrecherische Fahrt vorbei an den Felswänden, hunderte Meter über dem Wildbach.<br />
Absprungbereit saßen wir auf unseren Kisten. Plötzlich war die Fahrt zu Ende: die Straße war in<br />
den Bach abgebrochen, nun hieß es zu Fuß weitergehen. Tal einwärts gehende Personen nahmen<br />
unsere Lasten mit und konnten sich so etwas verdienen. Nachdem wir <strong>im</strong> nächsten Dorf<br />
richtige Träger und einige Eseltreiber mit ihren Eseln angeheuert hatten, ging es am nächsten<br />
Morgen schon sehr früh weiter. Bei Dämmerung erreichten wir die vorletzte Ortschaft vor<br />
dem Zanipass, wo wir von den Einhe<strong>im</strong>ischen Obst, Tee und gekochte Eier bekamen.<br />
<strong>Die</strong> nächste Etappe war ziemlich anstrengend. Es galt, den 3800 m hohen Zanipass zu überwinden.<br />
Bei der letzten, auf 3200 m liegenden Ortschaft vor dem Pass (hier gedeihen noch<br />
Marillen und Weintrauben!) streikten die Eseltreiber, sodass wir weitere Träger anheuern<br />
mussten, mit denen wir dann die Ortschaft Schagrom unmittelbar unter den hohen Bergen<br />
erreichten, wo wir zum ersten Mal unsere Zelte aufschlugen.<br />
Am nächsten Tag ging`s mit der Dreiergruppe des Salzburger Bergsteigers Markus Schmuck<br />
hinein ins Udrental zu gehen, wo es noch zwei unbestiegene Siebentausender und etliche<br />
Sechstausender gab.<br />
Drei Tage marschierten wir nun Tal aufwärts, abenteuerliche Bachüberquerungen und Streitereien<br />
mit den Trägern wegen des Lohns waren die Begleitmusik. Am dritten Tag schlugen wir<br />
auf einem günstigen Platz in 4600 m Höhe unser Hauptlager auf, was uns gehörig schnaufen<br />
machte, waren wir doch höher als das Matterhorn! <strong>Die</strong> Träger schickten wir he<strong>im</strong> und ersuchten<br />
sie, uns in zehn Tagen wieder abzuholen. <strong>Die</strong>sen Abend genossen wir: endlich hatten wir<br />
den ersten Abend ohne den Lärm der Träger, und es tat uns allen gut.<br />
Bei minus 9 Grad brachen wir am nächsten Tag mit den 15 kg schweren Rucksäcken auf und<br />
stiegen den Darbangletscher hinauf. Schwierig und anstrengend war das Hindurchfinden<br />
durch den eisigen Zackenwald. Nach sechs Stunden Aufstieg erreichten wir die Biegung des<br />
Gletschers, wo wir das erste Mal unseren Berg mit seiner Aufstiegseite sahen. Er schaute gut<br />
begehbar aus. Auf 5270 m stellten wir unser Lager 1 auf, was sehr schnell gehen musste, da<br />
wir ja noch vor Anbruch der Dunkelheit wieder unser Hauptlager erreichen mussten. Todmüde<br />
kamen wir dort an, hatten keine Lust mehr zum Kochen und verkrochen uns ins Zelt.<br />
Der nächste Tag war ein Rasttag, den wir sichtlich genossen.<br />
Nachdem wir am Nachmittag wieder die Rucksäcke gepackt hatten, hieß es am nächsten Tag<br />
zeitig aufbrechen, um das Lager 2 einzurichten. Der sechsstündige Aufstieg zum Lager 1 war<br />
auch heute sehr lang und schwierig. Wir waren froh, als wir unsere zwei Zelte erreichten, die<br />
wie winzige Punkte in der großen Eiswüste standen und uns Schutz vor der klirrenden Kälte<br />
in der Nacht boten.<br />
Am nächsten Tag geht es um 5.00 Uhr früh schon wieder los. Durch eine riesige Mulde erreichen<br />
wir den Fuß des Eisbruchs. Im Zickzack treten wir eine Spur zwischen den riesigen<br />
Spalten und Eisbrüchen hinauf. Nach acht Stunden erreichen wir auf 6050 m einen geeigneten<br />
Platz für Lager 2 und beginnen, <strong>im</strong> schrägen Hang eine kleine Plattform für das Zelt<br />
herauszupickeln. Man muss sich <strong>im</strong>mer wieder in den Schnee hineinfallen lassen und nach<br />
Luft schnappen. Endlich steht das blaue Zelt, ein warmes Getränk ist unser Lohn.<br />
Gegen Abend ziehen schwere Wolken auf, es beginnt zu schneien, es schneit die ganze Nacht!<br />
Wir hören die Lawinen auf der anderen Seite zu Tale donnern.<br />
Am nächsten Morgen entschließen wir uns, schnell abzusteigen, da wir hier vor den Lawinen<br />
nicht sicher sind, steht doch eine Flanke von 1200 m über uns. Mit Mühe und Not finden wir<br />
wegen des Neuschnees das Lager 1 und steigen sofort weiter ins Hauptlager ab. Auch dort<br />
hatte es geschneit. Freude bereitet uns ein kleiner Bergfink, der bis zum letzten Tag hier ausharrte.<br />
Wir rechneten mit einigen Tagen Schlechtwetter. Am nächsten Tag begrüßte uns ein wolkenloser<br />
H<strong>im</strong>mel, die Sechs- und Siebentausender glänzten <strong>im</strong> schönsten Weiß. Helmut und<br />
ich hielten es <strong>im</strong> Hauptlager nicht mehr aus, wir stiegen gleich zu Lager 1 auf, während die<br />
anderen am nächsten Tag folgten.<br />
Am späten Nachmittag schlug das Wetter wieder um, es begann wieder zu schneien. Voller<br />
Sorge um den Gipfelgang schliefen wir ein. Am nächsten Morgen: blauer H<strong>im</strong>mel und bittere<br />
Kälte! Wir zwei begannen mit dem Aufstieg zum Lager 2. Der Neuschnee wurde rasch<br />
tiefer, stellenweise mussten wir uns durch einen bauchtiefen Graben hinaufwühlen. Bei 5800<br />
m Höhe mussten wir umkehren, der Neuschnee war zu tief, die Lawinengefahr zu groß. Bei<br />
glühend heißer Sonne stiegen wir ins Lager 1 ab, wo inzwischen die anderen Kameraden<br />
angekommen waren.<br />
Der große Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht machte uns zu schaffen: in der<br />
Nacht minus 20 Grad, mittags plus 50 Grad!
<strong>Die</strong> <strong>jungen</strong> Wilden<br />
<strong>Meran</strong>er Bergsteiger <strong>im</strong> Aufbruch<br />
42 43<br />
Wir fassten den bitteren Entschluss, auf die zwei Siebentausender zu verzichten: bei dieser<br />
Neuschneelage konnten wir es nicht verantworten, gemeinsam auf Lager 2 zu steigen. Auf<br />
mindestens drei Schönwettertage konnten wir aus zeitlichen Gründen nicht warten.<br />
Helmut, Markus und ich gehen am nächsten Morgen los, um die Sachen von Lager 2 zu holen.<br />
Mühsam spuren wir hinauf und erreichen das Lager gegen 14.00 Uhr. Weiter oben scheinen<br />
die Verhältnisse besser zu sein. Wir fühlen uns gut in Form und entschließen uns, mit einem<br />
Zelt und dem Notwendigsten weiterzusteigen. Knietief spuren wir weiter und erreichen auf<br />
6470 m Höhe einen geeigneten Platz für Lager 3.<br />
<strong>Die</strong> folgende Nacht war bitterkalt, die Schlafsäcke hatten wir ja in Lager 1 zurückgelassen, da<br />
wir nur die Sachen in Lager 2 holen wollten. Wir krochen in die zwei Biwaksäcke, legten uns<br />
auf die Frigolitplatten und dösten ein, während der Sturm am Zelt zerrte.<br />
Vor Tagesanbruch sind wir schon auf den Beinen, es ist sehr kalt, minus 25 Grad! In der dünnen<br />
Luft spüren wir die Kälte mehr als drunten <strong>im</strong> Tal. Wir sind froh, dass wir gehen können,<br />
unser Auftrieb ist gewaltig, am liebsten wären wir auf den Gipfel hinaufgerannt. Doch langsam,<br />
Schritt für Schritt, steigen wir weiter. Seil und Steigeisen trägt der Helmut, ich trage den<br />
Rucksack, Markus, der Älteste, geht leer.<br />
Durch den Eisbruch suchen wir hinauf, einige Eiswandeln in 6600 m Höhe machen uns mit<br />
ihrer Steilheit von 40 bis 45 Grad gewaltig nach Luft ringen. Nach einigem Hin und Her finden<br />
wir einen Durchschlupf und gelangen gegen 14.00 Uhr über eine schneebrettgefährdete<br />
Rampe ins oberste Gletscherbecken. Wir sind auf 6750 m Höhe. Hier sehen wir den Gipfelaufbau<br />
der zwei Siebentausender. Eine endlose lange Mulde trennt uns noch von ihnen. Nach<br />
einer kleinen Pause lassen wir Pickel und Seil hier. Im grauslichsten Bruchharsch spuren wir<br />
weiter, was unsere ganze Kraft erfordert. Fürchterlich brennt die Sonne auf uns. Keuchend<br />
stützen wir uns <strong>im</strong>mer wieder auf die Schistöcke und schnappen wie Fische nach Luft. Endlich<br />
stehen wir unter dem Gipfelhang des Darban Zoom, der uns ganz nahe erscheint. Doch<br />
in dieser Höhe kann man sich in der Entfernung gewaltig täuschen: es ist bereits drei Uhr<br />
nachmittags, bis zum Gipfel brauchen wir sicher noch eine Stunde. <strong>Die</strong> Zeit wird also knapp.<br />
Es braucht unseren ganzen Ehrgeiz, unsere ganze Willenskraft um weiterzugehen.<br />
Da entschließt sich Helmut, an der Siebentausendergrenze umzukehren, um unseren Rückzug<br />
zu sichern: er legt eine neue sichere Abstiegsspur, während Markus und ich über den<br />
steilen Firngrat langsam höher steigen. Welch ein Kameradschaftsgeist! Helmut verzichtet<br />
freiwillig auf den Gipfel, um seinen Freunden den Abstieg zu sichern!<br />
Jeder Schritt, den Markus und ich jetzt höher steigen, braucht zwei tiefe Atemzüge. Nach<br />
jedem siebten Schritt machen wir eine kleine Pause und atmen <strong>im</strong>mer wieder tief ein. Das<br />
ist die einzige Technik, mit der man in dieser Höhe ohne künstlichen Sauerstoff gehen kann.<br />
Der Hang wird nun allmählich flacher, schon sehen wir den Gipfelfelsen, ganz nah erscheint<br />
er uns. Aber nur nicht aus dem Rhythmus kommen, es ist noch ein schönes Stück bis dorthin.<br />
Unglaublich wie alles so nah aussieht. Es ist 16.00 Uhr, der Höhenmesser zeigt 7220 m an,<br />
höher hinauf geht`s n<strong>im</strong>mer. Wir haben unser Ziel erreicht.<br />
Dankend reichen wir uns die Hand und schauen in die weite Runde. Wir sehen den Pamir,<br />
unser Blick reicht hinein nach Afghanistan und nach Russland.<br />
Unter uns lauter Fünf- und Sechstausender. Gegenüber überragen uns noch zwei höhere Siebentausender.<br />
Es ist alles so gewaltig und wuchtig, ein Vielfaches unserer He<strong>im</strong>atberge. Jede<br />
kleinste Bewegung macht uns nach Luft ringen. Nach einer halben Stunde beginnen wir mit<br />
dem Abstieg. Vom Gipfel nehme ich als Andenken und als Talisman ein kleines Steinchen mit.<br />
Neben dem Firngrat und<br />
dann über Hänge, die wir<br />
übersehen können, rutschen<br />
wir einfach hinunter<br />
und treffen auf die Spur<br />
von Helmut.<br />
Nur so schnell und so<br />
kraftsparend wie möglich<br />
hinab in tiefere Zonen,<br />
das ist mal das Wichtigste.<br />
Mitten <strong>im</strong> Eisbruch<br />
überrascht uns die Nacht,<br />
aber da ist auch wieder<br />
Helmut. Wir seilen uns an<br />
und sichern <strong>im</strong> Dunkeln<br />
über Spalten und Brücken.<br />
Lang kann es nicht mehr<br />
dauern, bis wir Lager 3<br />
erreichen. Gerade rechtzeitig<br />
geht der Mond auf,<br />
und wir drei queren durch<br />
Markus und Ulli (rechts) auf dem Darban Zoom<br />
eine gespenstische Eislandschaft<br />
unserem winzigen<br />
Zelt entgegen.<br />
Wieder verbringen wir eine kalte, schlaflose Nacht ohne Schlafsäcke auf 6500 m Höhe. Bis<br />
nach Mitternacht kochen wir Tee und Ovomaltine mit Haferflocken. Ich habe Magenkrämpfe,<br />
den Markus plagt der Höhenhusten. Endlich weicht die Nacht. In den ersten Sonnenstrahlen<br />
packen wir das Zelt zusammen und steigen ins Lager 2 ab. <strong>Die</strong>ses müssen wir erst aus dem<br />
Schnee graben. Mit den nun schwerer gewordenen Rucksäcken geht es <strong>im</strong>mer tiefer hinab.<br />
Wieder müssen wir durch die lange Mulde zum Lager 1 hinausspuren. <strong>Die</strong> Sonne brennt heiß<br />
auf unsere Nacken. Wie sind wir froh, als uns die Kameraden entgegenkommen und uns die<br />
Rucksäcke abnehmen. Auch sie haben gestern zwei Sechstausender erstbestiegen. Es waren<br />
die Grenzberge „Quote 6“, 6200 m und „M 9“, 6260 m, gegen Afghanistan hin.<br />
Nach einem kräftigen Essen brechen wir Lager 1 ab und erreichen nach 5 Stunden Abstieg<br />
müde, aber glücklich das Hauptlager auf 4600 m.<br />
Am nächsten Tag waren gegen Mittag bereits die Träger da, einen Tag früher als geplant. Es<br />
war rührend, wie diese rauen Burschen Äpfel, Birnen und Marillen vor uns hinlegten. Im Gegenzug<br />
erhielten sie unsere Konserven, die wir schon nicht mehr sehen konnten.<br />
Kriegsmeldungen mahnten zur Eile. Noch am gleichen Tag erreichten wir den letzten Lagerplatz<br />
und nach vier Tagen Gewaltmarsch die Ortschaft Reschun südlich des Zanipasses.<br />
Trotz der kriegerischen Handlungen zwischen Pakistan und Indien gelang es uns, rechtzeitig<br />
das Land zu verlassen.<br />
Hunger und Durst, Sauerstoffmangel und Kälte, schlaflose Nächte: alles war vergessen. <strong>Die</strong><br />
Erinnerung an die schönen Stunden <strong>im</strong> Hindukusch in einem fremden, fernen Land ist uns<br />
geblieben.
<strong>Die</strong> <strong>jungen</strong> Wilden<br />
<strong>Meran</strong>er Bergsteiger <strong>im</strong> Aufbruch<br />
44 45<br />
Ulli Kössler<br />
Erste Winterbegehung auf den Ortler über den<br />
Rothböckgrat<br />
Mit schweren Rucksäcken beladen stapften Fritz Pichler und ich am 15. Jänner 1966 von Sulden<br />
hinauf zum Einstieg. Für vier Tage Verpflegung und Benzin zum Kochen schleppten wir<br />
mit, außerdem eine komplette Fels- und Eisausrüstung. Wir rechneten mit den schwierigsten<br />
Felsstellen. Dass es <strong>im</strong> Eis auch kein Spaziergang würde, wussten wir von früheren Winterbegehungen.<br />
Das Wintereis ist <strong>im</strong> Jänner meistens blank und sehr hart.<br />
Es war halb fünf in der Früh, der Mond leuchtete uns, als wir mit Schneereifen schweigend<br />
über die Familienabfahrt hinaufstiegen. Jeder hing seinen Gedanken nach: wie wird es wohl<br />
gehen? Von Erkundungsgängen <strong>im</strong> letzten Sommer waren uns einige Stellen ganz schön<br />
„haarig“ in Erinnerung, und leichter würden sie jetzt <strong>im</strong> Winter auch nicht sein.<br />
Das Wetter versprach gut zu werden, dafür war es aber bitterkalt. Am Fuße des Grates, wo wir<br />
die Schneereifen mit den Steigeisen tauschten, zog ich das Thermometer aus der Deckeltasche<br />
des Rucksackes. Ich konnte es nicht glauben: es hatte minus 26 Grad! Bei der doppelten<br />
und dreifachen Bekleidung konnten wir diese enorme Kälte nicht abschätzen. Das Thermometer<br />
fror später allerdings zu lauter kleinen Stückchen zusammen.<br />
Flott gewannen wir an Höhe, wir konnten noch seilfrei klettern, da der steile Hang <strong>im</strong> unteren<br />
Teil des Grates gute Verhältnisse aufwies. Das war gut für unsere St<strong>im</strong>mung. Wenn uns der<br />
schwere Rucksack nicht zu einem mäßigen Tempo gezwungen hätte, wären wir bis zu den<br />
Felsen nur so hinaufgestürmt. Es war aber besser so, unsere Kräfte mussten ja für mehrere<br />
Tage reichen.<br />
Um die Wadenmuskeln zu schonen, winkelten wir die Füße seitlich ab und traten so mit allen<br />
Zacken der Steigeisen auf.<br />
Nach einer riskanten Querung nach rechts, die wir wegen eines Schneebrettes einzeln gingen,<br />
standen wir direkt auf dem Rothböckgrat. Hier seilten wir uns an. Singend zwängte sich<br />
der erste Standhaken in eine Felsritze. Es war der erste von den vielen, die wir Seillänge für<br />
Seillänge hineinschlugen. Zur Sicherung benützten wir zudem Felszacken und eingefrorene<br />
Felsblöcke. Während der Fels hier <strong>im</strong> Sommer äußerst brüchig ist, ist er <strong>im</strong> Winter durch die<br />
Kälte zusammengefroren.<br />
Nach zwei Seillängen erreichen wir den ersten Turm. Bis hierher waren vor zehn Tagen vier<br />
Freunde von uns gekommen. Wir hängen ihre Abseilschlingen aus und nehmen sie mit. Hoffentlich<br />
brauchen wir sie nicht.<br />
Es klappt alles vorzüglich, schon stehe ich unter der ersten schwierigen Stelle. Nun heißt es:<br />
herunter mit den Steigeisen und heraus aus den Handschuhen. Jetzt so schnell als möglich<br />
hinauf, bevor uns die Finger einfrieren. Der Fels ist wahnsinnig kalt, die Finger bleiben an ihm<br />
kleben. Nur gut, dass diese Stelle kurz ist. Am Standplatz muss ich mir mal die Hände um die<br />
Schultern schlagen, damit das Blut wieder in die Fingerspitzen kommt.<br />
Fritz ist froh, als er endlich nachkommen kann. Er klettert diese Stelle mit den Handschuhen,<br />
muss sie aber weiter oben ausziehen, wo er eine schwierige Stelle vorausgeht.<br />
Wir waren ein ideales Team, beide konnten wir führen, wechselten uns ab, was den Vorteil<br />
hatte, dass man nicht auf jedem Standplatz die Selbstsicherung umhängen muss.<br />
Drunten <strong>im</strong> Tal, in Sulden, liegt schon der Schatten, nur die Tschenglser Hochwand und die<br />
Vertainspitze leuchten noch in den letzten Sonnenstrahlen. Nun müssen wir uns um einen<br />
Biwakplatz kümmern. Noch einige Seillängen, dann erreichen wir über einige glatte schneebedeckte<br />
Platten einen kleinen Absatz.<br />
Es war höchste Zeit, unser Nachtlager auf der etwa zwei Quadratmeter großen Fläche einzurichten.<br />
Im Rücken schützte uns ein meterhoher Schneegrat vor dem eisigen Wind, der von<br />
der Nordwand heraufzog. Tief unter uns in Sulden fl<strong>im</strong>merten die Lichter, weit draußen <strong>im</strong><br />
Vinschgau jene von Schluderns und Matsch.<br />
Nachdem wir uns gut gesichert hatten, begann die Prozedur, in den Schlafsack hineinzuschlüpfen.<br />
<strong>Die</strong> Schuhe zogen wir gar nicht aus, am nächsten Morgen wären sie sowieso gefroren<br />
gewesen. Nun zogen wir den Biwaksack von unten herauf, und bald baumelten die<br />
Füße, gut geschützt vor der Kälte, über dem dunklen Abgrund.<br />
Während Fritz das Brot unter dem Pullover auftaute, setzte ich den Benzinkocher in Gang, der<br />
uns bald sein wohlbekanntes Lied summte.<br />
Unser Abendmenü war gleichzeitig Frühstück und Mittagessen: Würfelsuppe mit gesottenem<br />
Speck und Erdnüsse. Für den Nachtisch taute Fritz über der Kerzenflamme gefrorene Datteln<br />
auf. Wir träumten von den heißen Wüstengegenden, wo diese gewachsen waren. <strong>Die</strong> Nacht<br />
war lang, 14 Stunden lang. Wir haben zu den Sternen hinaufgeschaut, zu den gleichen Sternen,<br />
die wir schon in so mancher Biwaknacht bestaunt hatten. Hin und wieder dösten wir für<br />
kurze Zeit ein.<br />
Der nächste Tag war noch nicht ganz angebrochen, da setzte ich den Kocher wieder in Betrieb.<br />
Nur ja das kalte Metall nicht mit bloßen Händen berühren, die Finger wären sofort angefroren.<br />
Zum Frühstück gab`s heiße Ovomaltine mit Milch aus der Tube, aufgetautes Brot mit<br />
gefrorener Butter! Wir packten tüchtig ein, bis zum Abend musste dies reichen.<br />
Unser Biwaksack und die Schlafsäcke waren so vereist, dass wir sie nur mit Mühe <strong>im</strong> Rucksack<br />
verstauen konnten. Der Platz war so klein, dass wir nicht gleichzeitig unsere Sachen packen<br />
konnten, Fritz ging daher die erste Seillänge gleich an.<br />
Ausgekühlt, starr und unbeholfen komme ich nach, be<strong>im</strong> Standplatz ist mir schon wieder<br />
warm. Wir stehen nun unter einem senkrechten, völlig vereisten Steilaufschwung, eine<br />
schwere Seillänge erwartet uns. Mein Rucksack scheint mir heute schwerer als gestern,<br />
ohne ihn führe ich nun die zweite Seillänge. Welch ein Genuss ohne den schweren Rucksack!<br />
Aber es wird gleich schwierig und glatt, die wenigen Griffe sind abwärts geschichtet.<br />
Es ist ein „Höherschleichen“, ab und zu schlage ich einen Zwischenhaken, einige halten ganz<br />
schlecht.<br />
Da ruft Fritz herauf, dass er nur mehr fünf Meter Seil habe. Ich kann hier keinen guten Standplatz<br />
finden, trotzdem muss ich Stand machen, wo ich bin. An diesem schlechten Platz brauche<br />
ich lange, bis ich zwei gute Sicherungshaken anbringen kann, hänge mich dran und ziehe<br />
den Rucksack herauf. Jetzt spüre ich noch mehr, wie schwer er ist. <strong>Die</strong> sechs Mill<strong>im</strong>eter-Schnur<br />
schneidet sich tief in meine Hände ein. Da bleibt der Rucksack mit den aufgebundenen Schistöcken<br />
irgendwo hängen, ich binde die Schnur an einem Haken fest und sichere meinen<br />
Kameraden herauf. Fritz hat es noch schwerer: er muss mit seinem Rucksack klettern, den<br />
meinen frei machen und die Haken wieder herausschlagen und mitnehmen. Wir brauchen<br />
sie ja wieder weiter oben. Endlich, Fritz steht neben mir! Zwei Stunden haben wir für diese<br />
Seillänge gebraucht.<br />
<strong>Die</strong> nächste Seillänge führt nun Fritz. Das Gelände schaut schön zünftig aus. <strong>Die</strong> Rucksä-
<strong>Die</strong> <strong>jungen</strong> Wilden<br />
<strong>Meran</strong>er Bergsteiger <strong>im</strong> Aufbruch<br />
46 47<br />
cke müssen wir nun wieder<br />
tragen, das Aufziehen hätte zu<br />
viel Zeit gekostet. Wir müssen<br />
heute unbedingt aus den größten<br />
Aber dieser Hang war von den<br />
Winterstürmen blankgefegt, das<br />
Eis war spröde und hart. Gleich<br />
zu Beginn brach mir ein Steigeikommen.<br />
Schwierigkeiten heraussen.<br />
<strong>Die</strong> Eisschrauben ließen sich<br />
Zwischenhaken um<br />
Zwischenhaken singen in den<br />
nicht in das spröde Eis drehen,<br />
nur unseren Eisstichel konnten<br />
Fels, wir kommen zügig voran.<br />
wir zwe<strong>im</strong>al hineinschlagen<br />
Ab und zu kracht es drüben in<br />
der Nordwand, ganze Eistürme<br />
donnern die blankgefegte<br />
und den Nachkommenden sichern.<br />
Zum Glück fanden wir<br />
eine steckengelassene Schraube,<br />
Nordwand hinunter. Es ist ein<br />
die wahrscheinlich von<br />
schauriger Lärm, der uns <strong>im</strong>mer<br />
wieder aufschreckt, obwohl wir<br />
vor den Eislawinen sicher sind.<br />
Nach etwa zwölf Seillängen erreichen<br />
wir endlich das Eisfeld,<br />
das den letzten Turm des Rothböckgrates<br />
begrenzt.<br />
2. Tag auf dem Rothböckgrat (Fritz) Ulli und Fritz be<strong>im</strong> Ortler-Gipfelkreuz<br />
Nordwand-Begehern stammte.<br />
<strong>Die</strong> letzten Seillängen mussten<br />
wir ohne Sicherung frei gehen,<br />
es war unmöglich, in dieses Eis<br />
etwas hineinzuschrauben oder<br />
hineinzuschlagen. Wir mussten<br />
uns allein auf unsere Frontzacken<br />
Schon be<strong>im</strong> Anblick des blauen Eises taten uns die Waden weh. Wir schnallten die Steigeisen<br />
an und richteten den Eisstichel und die Eisschrauben her. Vier Seillängen stiegen wir, nur auf<br />
den Frontzacken gehend, unter großer Anstrengung hinauf. Endlich erreichten wir die Schulter,<br />
wo der Rothböckgrat mit dem Marltgrat zusammenkommt. Es musste schon spät sein, wir<br />
hatten kein Zeitgefühl, unsere einzige Uhr, ein Wecker, befand sich <strong>im</strong> Rucksack, wir wollten<br />
ihn nicht herausholen. Oberhalb des nächsten 80-Meter-Turmes wussten wir einen guten Biwakplatz,<br />
den wir unbedingt noch erreichen mussten. So gingen wir diesen Turm schnell an.<br />
Er wehrte sich mit einer äußerst schwierigen Stelle. Mit den Steigeisen mussten wir die Felsen<br />
hochklettern, nur gut, dass der Turm nur 80 Meter hoch war. Als wir oben ankamen, begann<br />
die Dämmerung. Der Platz war hier eben, wir konnten auf der Westseite der Schulter eine<br />
Höhle in den Schnee graben. Ein eisiger Wind blies über die Nordwand herauf. Nach einer<br />
Stunde war die Höhle fertig. Inzwischen war es ganz dunkel geworden. Nochmals blickten<br />
wir hinauf zu den tausenden Sternen, bevor wir in unser schützendes Loch krochen. Samt<br />
den Schuhen schlüpften wir wieder in den vereisten Schlafsack und steckten die Füße zudem<br />
noch in den Rucksack. Heute konnten wir wenigstens ausgestreckt liegen. Wieder gab`s<br />
Suppe, aber diesmal mit Frankfurter Würstchen, die wir in kleine Stücke abbrachen, da sie<br />
untertags beinhart zusammengefroren waren.<br />
<strong>Die</strong> Nacht war viel kälter als die letzte, es dürften minus 35 Grad gewesen sein. Der Wind zerrte<br />
die ganze Nacht am Biwaksack. Richtig schlafen konnten wir auch heute nicht. Dauernd mussten<br />
wir die Zehen bewegen, damit sie nicht erfroren.<br />
Endlich brach der dritte Tag an. Wir warteten, bis die Sonne ober uns den Grat beschien und<br />
packten dann unsere Sachen zusammen, was heute viel leichter ging, da wir genügend Platz<br />
hatten. Zudem hofften wir, das letzte Mal die eisigen Schlafsäcke in den Rucksack zwängen zu<br />
müssen. Wie wohl tat uns die Sonne, nach zwei Tagen spürten wir zum ersten Mal ihre wärmenden<br />
Strahlen. Bis jetzt waren wir <strong>im</strong> Schatten des Berges geklettert. Einen Turm mussten<br />
wir noch überwinden, dann standen wir unter dem letzten Eishang vor der Ortlerhochfläche.<br />
verlassen. Wie waren wir froh, als sich die Wand zurücklegte und wir in den windge-<br />
pressten Schnee der Hochfläche gelangten. Hier fand ich auch das Steigeisen, das ein Freund<br />
bei einer Begehung <strong>im</strong> letzten Sommer verloren hatte. Wir nahmen es mit und freuten uns auf<br />
den Stiefel Bier, den er uns dafür versprochen hatte.<br />
Hier auf der Hochfläche waren wir wieder <strong>im</strong> Schatten des Berges, es war eiskalt. Langsam<br />
stapften wir angeseilt zum Gipfel hinauf. Um zehn Uhr standen wir oben, drückten uns die<br />
Hand und dankten einander. Jeder wusste, dass er ohne den anderen nicht hinaufgekommen<br />
wäre. <strong>Die</strong> Freude über die gelungene Tour konnten wir noch nicht richtig auskosten, der lange<br />
und gefährliche Abstieg stand uns noch bevor.<br />
Für den Abstieg wählten wir nicht die Normalroute, sondern den Hintergrat, der uns am sichersten<br />
schien. Wir sicherten uns vorsichtig hinab und gelangten zum obersten Ende der<br />
Minigeroderinne. Ein starker Wind blies uns den Schnee ins Gesicht, der sofort zu Eis gefror. Da<br />
uns die Verhältnisse in der Rinne gut schienen, beschlossen wir, durch sie auf den Gletscher<br />
abzusteigen. Wir knüpften die beiden Seile zusammen und konnten so alle achtzig Meter<br />
neben dem Felsen sichern. Auf dem Gletscher angelangt ging`s gleich weiter hinab zur Hintergrathütte.<br />
Anstatt nach rechts ins Tal abzusteigen, beschlossen wir, die hundert Höhenmeter<br />
auf den Hintergratkopf aufzusteigen, von dort zur Bergstation des Sessellifts Langenstein<br />
zu queren in der Hoffnung, mit dem Sessellift nach Sulden abfahren zu können.<br />
Bauchtief spurten wir <strong>im</strong> Bruchharsch hinauf, es war eine gewaltige Schinderei. Zudem hatte<br />
ich einen Schneereifen verloren. <strong>Die</strong> Querung vom Hintergratkopf zur Moräne und dann hinunter<br />
zum Sessellift war nicht minder anstrengend. Aber welche Enttäuschung! Bei der Bergstation<br />
war kein Mensch mehr. Nun mussten wir noch durch den steilen Wald nach Sulden<br />
absteigen, wo wir bei anbrechender Nacht eintrafen.<br />
Erst jetzt konnten wir uns nach dem achtstündigen Abstieg so richtig über das gelungene<br />
Unternehmen freuen. In diesen drei harten Tagen und zwei kalten, langen Nächten durften<br />
wir eine echte, tiefe Kameradschaft erleben.
<strong>Die</strong> <strong>jungen</strong> Wilden<br />
<strong>Meran</strong>er Bergsteiger <strong>im</strong> Aufbruch<br />
48 49<br />
Ulli Kössler<br />
Winterbergsteigen in den sechziger Jahren<br />
Nachdem in unseren Bergen schon fast alle machbaren Touren geklettert waren, kam als<br />
nächste Herausforderung, diese schwierigen Routen auch <strong>im</strong> Winter zu begehen.<br />
Buhl, Bonatti, Hiebeler, Kinshofer, Sorgato, Radaelli und andere Spitzenbergsteiger haben die<br />
großen Nordwände damals <strong>im</strong> Winter durchstiegen. Nur die Nordwände boten eine richtige<br />
Herausforderung, es galt der Kälte, den vereisten Felsen und den langen Biwaknächten zu<br />
trotzen. So wurden 1961 die Eigernordwand, 1962 die Matterhornnordwand und 1963 die<br />
Civettanordwand <strong>im</strong> Winter bezwungen.<br />
Kein Wunder, dass auch wir <strong>Meran</strong>er uns in der Ortlergruppe dem neuen Winterbergsteigen<br />
widmeten. Wir kannten dort alle Touren vom Sommer her und wollten jetzt natürlich die Ersten<br />
<strong>im</strong> Winter sein. Einen Wert hatte natürlich nur die 1. Winterbegehung.<br />
Wir waren eine starke Gruppe <strong>im</strong> Eis und <strong>im</strong> kombinierten Gelände und taten uns auch nicht<br />
schwer, einen fähigen Partner zu finden.<br />
Ich gebe zu, man war schon stolz, über eine geglückte Winter-Erstbesteigung auf der Bergsteigerseite<br />
der Dolomiten berichten zu können. Der damalige Schriftleiter Josl Rampold hat<br />
uns dazu die Möglichkeit gegeben, die alle namhaften Südtiroler Bergsteiger gerne angenommen<br />
haben und so ihre Unternehmungen den Lesern präsentieren konnten.<br />
Wir sind natürlich nicht sofort in die großen Wände eingestiegen, wir haben zuerst in Schneebiwaks<br />
unsere Ausrüstung und Bekleidung getestet. Ich habe zum Beispiel als Z<strong>im</strong>mermann<br />
den ganzen Winter nie Handschuhe benützt, auch be<strong>im</strong> Radfahren bei minus 14 Grad nicht,<br />
so kalt war es einmal in <strong>Meran</strong>.<br />
Im Winter 1964/65 bereiteten wir uns intensiv auf unsere Expedition in den Hindukusch vor,<br />
da waren unsere Winterbegehungen schon von großem Vorteil.<br />
Heute werden die Winterbegehungen vor allem aus sicherheitstechnischen Gründen unternommen,<br />
weil viele Kombi- und Eistouren <strong>im</strong> Winter sicherer sind als <strong>im</strong> Sommer und sie deshalb<br />
besser zu klettern sind. Im Unterschied zur damaligen Zeit gibt es heute eine moderne<br />
funktionelle Ausrüstung, einen verlässlichen Wetterbericht und die Gewissheit, <strong>im</strong> Falle eines<br />
Notfalls sofortige Hilfe zu bekommen.<br />
Helmut Larcher<br />
Ein Blick zurück<br />
Schon während meiner Volksschulzeit in Algund hatte ich ein starkes Sehnen nach den Bergen,<br />
blickte <strong>im</strong>mer wieder hinauf zu den herrlichen Gipfeln der Texelgruppe, zum Tschigat,<br />
zur Rötel- und Mutspitze, zum Hirzer, Ifinger und Mittager <strong>im</strong> Osten. Im Süden stellte ich mir<br />
weitere schöne Berggipfel vor.<br />
Es war mein innigster Wunsch, einmal auf diesen Bergen zu stehen. Mit dem nahesten und<br />
leichtesten Gipfel, der Mutspitze, fing ich an. Den normalen, markierten Weg wollte ich nicht<br />
nehmen, in der Falllinie musste ich zum Gipfel. Es ging mitten durch Weinberge, durch Dorngebüsch,<br />
über Mauern und steile Grashänge und nicht ungefährliche Felspassagen hinauf!<br />
Am Gipfel kam ich mir wie ein siegreicher Gladiator vor. Wieder zu Hause angekommen gab<br />
es von der Mutter keine Belobigung: ich musste froh sein, mit einer Ausgangssperre davongekommen<br />
zu sein.<br />
Nun war mal eine Zeitlang Pause. Erst als mich ältere Bergsteiger mitnahmen und meiner<br />
Mutter versprachen, mich unter Kontrolle zu halten, durfte ich wieder gehen.<br />
Nach Jahren kam dann der glückliche Tag: mit Mitgliedern der Kolpingfamilie durfte ich auf<br />
den Ortler! Ein kleiner Lastwagen, der auf der Ladefläche mit Holzbänken ausgestattet war,<br />
brachte uns nach Sulden, von wo wir zur Payerhütte aufstiegen.<br />
Unsere Ausrüstung war damals schon museumsreif: geschmiedete Steigeisen, das Gewicht<br />
war Nebensache, ein schon länger nicht mehr benutzter Pickel, der erst entrostet werden<br />
musste. Einzig das Seil war neu, ein „Cassin“, aber steif wie ein Drahtseil. <strong>Die</strong> Verhältnisse am<br />
Berg waren sehr gut, wir brauchten unsere Steigeisen gar nicht. Bei diesen Verhältnissen kamen<br />
wir ohne Probleme hinauf, das war auch gut so, denn vom richtigen Sichern hatten wir<br />
alle keine Ahnung und vom richtigen Verhalten am Berg bei schlechten Bedingungen gar<br />
keine!<br />
Ja, wenn man schon den Ortler bestiegen hat, müsste man eigentlich eine leichte Klettertour<br />
auch schaffen!<br />
Gedacht, getan. Also auf in die Dolomiten! Zuerst musste ein Fahrzeug besorgt werden, dann<br />
ging‘s nach Gröden zum Sellajoch und dort zum 2. Sellaturm. Unser Ziel war die Glück-Verschneidung.<br />
Nachdem mein Partner Hans ein wenig unsicher war, übernahm ich die Führung. Am Stand<br />
angekommen ließ ich ihn nachkommen und sicherte ihn über Schultersicherung. Man hält<br />
ja alles!<br />
Ein Grödner Bergführer, der vorbeikletterte, sah mich wortlos an, nahm mein Seil, sicherte<br />
mich, denn ich stand ohne Selbstsicherung da, gab mir eine schallende Ohrfeige, las mir die<br />
Leviten und stieg weiter. Ich war vorerst echt verärgert und erbost. Heute bin ich ihm aber<br />
noch dankbar für diese eine Ohrfeige. Sie war mir eine Lehre für meine weitere bergsteigerische<br />
Tätigkeit.<br />
Der Alpenverein, dessen Mitglied ich war, war damals <strong>im</strong> Aufbau, wir hatten noch nicht die<br />
Möglichkeiten der Ausbildung, wie sie heute gegeben sind.<br />
<strong>Die</strong> Aufnahme in den <strong>Bergrettungsdienst</strong> wäre für mich die richtige Lösung, dachte ich und<br />
fragte dort mal ganz zaghaft an. <strong>Die</strong> Antwort war ernüchternd: zuerst Kurse besuchen, die<br />
BRD-Kammer aufräumen, Garderobedienst be<strong>im</strong> Ball versehen, kameradschaftliches Verhal-
<strong>Die</strong> <strong>jungen</strong> Wilden<br />
<strong>Meran</strong>er Bergsteiger <strong>im</strong> Aufbruch<br />
50 51<br />
ten zeigen, alpin tätig sein!<br />
Dann reden wir über eine Aufnahme<br />
in den BRD.<br />
So bekam ich allmählich das<br />
nötige Wissen über Klettertechnik,<br />
über die Gefahren in<br />
den Bergen und die technischen<br />
Möglichkeiten <strong>im</strong> Falle<br />
einer Notsituation.<br />
Hier lernte ich auch meine<br />
Mit Walter Raffl (links) auf der westlichen Zinne, 1964<br />
zukünftigen Bergkameraden<br />
kennen. Von den Älteren bekamen<br />
wir Jungen so manchen<br />
guten Tipp, wir waren froh<br />
um ihre detaillierten Tourenbeschreibungen.<br />
<strong>Die</strong> alpinen<br />
Lehrgänge brachten uns wichtige<br />
Erfahrungen, wir lernten den nötigen Respekt vor den Bergen und notwendige Vorsicht<br />
bei Eis- und Felstouren.<br />
Nach jahrelangem Herantasten an die Schwierigkeiten wagten wir uns zuerst <strong>im</strong> Sommer,<br />
später auch <strong>im</strong> Winter an schwerere Touren heran.<br />
Der Aufbruch zu Bergtouren an einem Samstag nach Feierabend um 17.00 Uhr war schon<br />
eine Ausnahme, musste ich doch meistens länger arbeiten. Der Rucksack wurde <strong>im</strong>mer schon<br />
in der Wochenmitte gepackt. Am Freitagabend war <strong>im</strong>mer BRD-Abend. Da wurde die nächste<br />
Tour besprochen oder auch gehe<strong>im</strong> gehalten!<br />
Das Geld war knapp, ich durfte nur einen geringen Teil meines Lohnes behalten, dementsprechend<br />
ging es auf den Schutzhütten sparsam her. Für die Übernachtung musste es reichen<br />
und für einen Tee. Im Tal kauften wir Ölbrote, die waren noch erschwinglich.<br />
Endlich war es soweit, einer Aufnahme in den <strong>Bergrettungsdienst</strong> stand nichts mehr <strong>im</strong> Wege.<br />
Ulli Kössler nahm mich erstmals auf eine ordentliche Klettertour mit. Sein Vertrauen tat mir<br />
gut und bestärkte mich, die Leistung ein bisschen höher zu schrauben.<br />
Meine Begleiter waren ab jetzt <strong>Die</strong>ter Drescher, Ulli Kössler (beide haben später die Bergführerprüfung<br />
gemacht und waren dann als Ausbilder tätig), Fritz Pichler, Heini Holzer (Feger),<br />
Sepp Hölzl, Walter Raffl, Hans Authier, Walter Erckert, Karl Glatz, Leo Breitenberger. Wir sind<br />
heute noch sehr gute Freunde. Viele schöne Begehungen in Fels und Eis konnten wir miteinander<br />
unternehmen.<br />
Meine Vorbilder waren Hermann Buhl, Vinatzer, Bonatti, später Sepp Schrott, Erich Abram,<br />
Sepp Mayrl (Blasl) u.a.m.<br />
Für mich <strong>jungen</strong> Bergsteiger war es eine besondere Ehre, mit meinem Vorbild auf dem Weg<br />
sein zu dürfen, wenn ich auch nie dessen Können erreichen werde. Und so trafen Sepp Hölzl,<br />
Heini Holzer und ich uns am Einstieg in die Aste-Führe am Campanile Basso mit Sepp Mayrl.<br />
Der „Blasl“ ging voraus und war alsbald verschwunden. <strong>Die</strong> erste Seillänge wollte <strong>im</strong>mer Heini<br />
führen, doch heute war nicht sein Tag, und so musste ich antreten. <strong>Die</strong> beiden Sepp waren<br />
schon weit oben, ja so schwierig kann es doch nicht sein. Doch bei den Bohrhaken angekommen<br />
wunderte ich mich, wie der Blasl da hinaufgekommen sein muss, fehlten doch einige<br />
Bohrhaken. Ich versuchte, diese Passage zu überwinden, aber meine Kraft und mein Können<br />
reichten nicht, und so musste ich ins Seil. Dank der dynamischen Sicherung von Heini habe<br />
ich diesen 20 m Flug gut überstanden. Ihm hat es allerdings einige Brandflecken beschert. Der<br />
2. Versuch gelang. Ich war heilfroh, dieses Wandstück überwunden zu haben. <strong>Die</strong> beiden Sepp<br />
mussten geduldig 4 Stunden auf der Brenteihütte warten, bis Heini und ich dort eintrafen.<br />
1965 war ich mit Heini Holzer am Heiligkreuzkofel an der Mayrl-Verschneidung zur 2. Begehung<br />
unterwegs. Es war Frühsommer, als Gärtner hatte ich alle Hände voll zu tun und kaum<br />
Zeit, auf die Berge zu steigen. Da kam ein Anruf von Heini, er kenne eine Tour von Mayrl, wie<br />
schwer sie sei, wisse er allerdings nicht. „Mayrl hast du gesagt? Das kann nicht leicht sein, suche<br />
dir einen anderen Partner, der in Form ist“. „Das schaffst du schon“, meinte Heini.<br />
So traute ich mich also. Frühmorgens ging’s mit der Vespa ins Gadertal, hinauf zum Heilig<br />
Kreuz-Kirchlein und dann hin zum Einstieg. Den Vorbau gingen wir seilfrei. Be<strong>im</strong> Einstieg wurde<br />
mir doch ein bisschen mulmig. Doch wir kamen nicht schlecht voran. An der Schlüsselstelle<br />
war Heini wieder mal zu kurz geraten, und so musste ich es versuchen. Auf halber Höhe sah<br />
ich nach unten, nein, aufgeben tut weh, so raufte ich mich weiter bis zum Stand, wo ich erst<br />
mal Luft holen musste. Auf meine Frage am Stand, warum er mich da mitgenommen habe,<br />
die lakonische Antwort, er brauchte jemanden, der unbelastet diese Tour angeht.<br />
Nun geht es Seillänge um Seillänge gut weiter, erst in der letzten saust Heini mit einem Schrei<br />
an mir vorbei. Doch alles bleibt heil, und schon bald ist er wieder am Stand.<br />
Matterhorn N-Wand, 1964
<strong>Die</strong> <strong>jungen</strong> Wilden<br />
<strong>Meran</strong>er Bergsteiger <strong>im</strong> Aufbruch<br />
52 53<br />
Der Abstieg war leicht, ein Gewitter sehr nahe. Trocken kamen wir nicht nach Hause. Nass<br />
waren wir schon, jetzt hatten wir nur noch Angst, vom Blitz erschlagen zu werden.<br />
Heini teilte dem Blasl die Wiederholung seiner Tour mit und mit Freude nahmen wir die Anerkennung<br />
eines solchen Allroundbergsteigers entgegen.<br />
Träume und Pläne hatte ich viele. Es gibt so viele schöne Touren, viele blieben Träume, der<br />
Beruf ging vor, umso wertvoller sind die Bergtouren, die ich dann doch machen durfte.<br />
Sommer 1964: Matterhorn-Nordwand bis zur Schulter<br />
Allzu erfahren waren <strong>Die</strong>ter Drescher und ich ja noch nicht, jedoch physisch gut in Schuss.<br />
Bevor wir in die Nordwand einstiegen, bewältigten wir den Zmuttgrat, um die Verhältnisse zu<br />
erkunden. Sie hätten besser sein können, aber da wir schon mal hier waren, nutzten wir die<br />
Gelegenheit. Der Schweizer Wetterbericht war gut. Auf die Frage nach den Verhältnissen in<br />
der Nordwand, war die Antwort eines Führers sehr knapp: „Das werdet ihr dann schon sehen!“<br />
Ja, und wir sahen es dann wirklich. Das Einstiegsfeld war wunderbar griffig, die Zwölfzacker<br />
griffen, und wir glaubten schnell zu sein. Im steilen Schrägcouloir war alles vereist, die Sicherungsmöglichkeiten<br />
waren spärlich. Je höher wir kamen, umso schlechter wurde es. Um einen<br />
Stand aufzubauen, musste <strong>Die</strong>ter seine ganze Fantasie und Tricks einsetzen. Wir mussten<br />
einsehen, dass wir bei diesen Verhältnissen bei Tageslicht nicht mehr den Gipfel erreichen<br />
konnten, ein Biwak wollten wir uns ersparen, und so entschlossen wir uns, auf die Schulter<br />
auszusteigen. Um 22.00 Uhr erreichten wir wieder die Hörnlihütte.<br />
Kurzurlaub in den Westalpen<br />
Unser Ziel war vorerst Chamonix, wo wir auf einem Campingplatz unsere Zelte aufschlugen.<br />
Mit dabei waren Hans Pescoller, Michl Runggaldier, Hansjörg Egger, Rudi Plunger.<br />
Hans Pescoller und ich zogen ins Argentiere-Becken, wo wir die Triolett-Nordwand, eine reine<br />
Eiswand, ersteigen wollten.<br />
Am Einstieg sehen wir 3 Lichter. Wir wundern uns, dass sie nach links ziehen und später wieder<br />
nach rechts in die Wandmitte zurückkehren. Nein, Umweg gehen wir keinen und so nehmen<br />
wir den direkten Weg. Im Schein der Stirnlampe hatte uns die Steilheit getäuscht, aber<br />
jetzt müssen wir trotzdem durch. Bald holen wir die 2 Führer mit ihren Gästen ein. Seillänge<br />
um Seillänge geht es weiter, bei Tageslicht sieht doch alles freundlicher aus.<br />
Den Gipfel erreichen wir am frühen Vormittag. Rechts von uns die Les Courtes und die Droites-Nordwand,<br />
die jedoch eine Nummer zu groß für uns sind.<br />
<strong>Die</strong> 3 Freunde wollten unterdessen die Mount Blanc-Überschreitung wagen, doch das Wetter<br />
vereitelte das Vorhaben. Sie wunderten sich, dass Hans und ich <strong>im</strong> Argentiere-Becken schönes<br />
Wetter hatten. <strong>Die</strong> He<strong>im</strong>fahrt war für den nächsten Morgen geplant. Um 8.00 Uhr morgens<br />
schauten wir aus dem Zelt, das Wetter war gut, die Freunde waren nicht zu halten. Den Mount<br />
Blanc-Normalweg könnte man machen. Meine Einwände halfen nichts. So ging es nach Le<br />
Huches und mit der Seilbahn nach oben, von dort mit der Zahnradbahn zur Tete Rouse-Station,<br />
wo wir um 12.00 Uhr mittags ankamen. Dann ging es weiter zur Goùterhütte, um 17.00<br />
Uhr waren wir auf dem Mount Blanc-Gipfel und um 22.00 Uhr zu Fuß wieder in Chamonix. Wir<br />
waren hundsmüde aber sehr sehr glücklich.<br />
Fritz Pichler<br />
80 Stunden am Peutereygrat/Mont Blanc gefangen<br />
Der Bergsommer 1966 sollte für mich und meinen Freund Helmut Larcher ein ganz besonderer<br />
werden: wir wollten den Mont Blanc, Eiger, Mönch, Jungfrau und noch mehr besteigen.<br />
Intensiv bereiteten wir uns auf diese anspruchsvollen Bergtouren in Fels und Eis vor. Wir meisterten<br />
schwierige Kletterrouten, verbrachten eisige Nächte <strong>im</strong> Biwaksack, um uns an extreme<br />
Bedingungen zu gewöhnen.<br />
Nun kam die Zeit, die letzten Vorbereitungen für unser Bergabenteuer zu treffen. Drei Wochen<br />
Urlaub hatte ich von meinem Betrieb bekommen mit der strikten Anweisung, pünktlich wieder<br />
zurück zu sein. Am Samstag, 30. Juli 1966, starteten wir, jeder mit seiner schwer beladenen<br />
Vespa Richtung Courmayeur.<br />
In der Nähe von Mailand stellten wir neben der Autobahn unser Zelt auf, fanden kaum Schlaf<br />
und fuhren in den frühen Morgenstunden weiter nach Courmayeur. Von dort ging`s hinein ins<br />
Val Veni, wo wir unsere fahrbaren Untersätze abstellten und zur Schutzhütte Gamba auf 2630<br />
m aufstiegen. Schönstes Wetter beflügelte unsere Schritte, wir waren fröhlich gest<strong>im</strong>mt und<br />
freuten uns auf unseren morgigen Aufstieg zum Gipfel des Mont Blanc, auf dem wir biwakieren<br />
und am nächsten Tag über die Normalroute absteigen wollten.<br />
Lange hielten wir es in der Schutzhütte nicht aus, die innere Anspannung ließ uns nur in einen<br />
leichten Schlaf fallen. Kurz nach Mitternacht, es war Montag, der 1. August, brachen wir auf,<br />
stiegen hinauf zum Col de Innominata und seilten uns zum Freineygletscher ab, überquerten<br />
ihn und stiegen hinauf zum Biwak Dames Anglaises (Englische Damen). Ein tiefblauer H<strong>im</strong>mel<br />
wölbte sich über uns, ein stabiles Wetter schien sich anzubahnen. Voll motiviert und <strong>im</strong><br />
Bewusstsein, nach der intensiven Vorbereitung konditionell in Hochform zu sein, begannen<br />
wir den Aufstieg durch die Ostflanke auf den Südgipfel der Aiguilles Blanches de Peuterey.<br />
Plötzlich hören wir St<strong>im</strong>men. Über uns erblicken wir zwei Seilschaften, die gerade be<strong>im</strong> Teekochen<br />
sind und keine besondere Eile zu haben scheinen. Es sind zwei Bergsteiger aus Deutsch-<br />
Nicht <strong>im</strong>mer sind es die schweren Touren, die in Erinnerung bleiben, oft sind es die geschenkten<br />
und unerwarteten Begegnungen und Erlebnisse mit anderen Menschen, und es sind die<br />
Bergkameraden, die heute meine Freunde sind.
<strong>Die</strong> <strong>jungen</strong> Wilden<br />
<strong>Meran</strong>er Bergsteiger <strong>im</strong> Aufbruch<br />
54 55<br />
land und zwei aus Salzburg. Wir<br />
wundern uns über ihr Verhalten,<br />
sind inzwischen doch völlig überraschend<br />
regenschwangere Wolken<br />
aufgezogen, die das strahlende Blau<br />
des Morgens zu trüben beginnen.<br />
Nach einem kurzen Gespräch ziehen<br />
wir an den Vieren vorbei und<br />
erreichen ohne größere Probleme<br />
den Südgipfel der Aiguilles Blanches,<br />
von wo wir den Blick nach<br />
Westen frei haben. Uns stockt der<br />
Atem: ein dichtes Wolkenmeer hat<br />
sich über die Landschaft gelegt.<br />
Schon treibt der Wind die ersten<br />
Schneeflocken zu uns, sie werden<br />
<strong>im</strong>mer dichter und größer. Nun<br />
nichts wie weiter, hinunter auf den<br />
scharfen Schneegrat und hinüber<br />
zum Nordgipfel. <strong>Die</strong> Sicht wird <strong>im</strong>mer<br />
schlechter, wir stapfen langsam<br />
und vorsichtig weiter. Der starke<br />
Wind n<strong>im</strong>mt uns fast den Atem, <strong>im</strong>mer<br />
mehr n<strong>im</strong>mt der Schneefall zu.<br />
So entschließen wir uns, auf dem<br />
Nordgipfel zu biwakieren. Trotz Aiguille Noire, das Wolkenmeer<br />
dieser widrigen Umstände sind wir<br />
eigentlich gar nicht verzagt, machen uns noch keine allzu großen Sorgen, glauben an ein<br />
Zwischentief, das morgen wieder weitergezogen sein wird. Wir fühlen uns so richtig herausgefordert:<br />
wie oft hatten wir schon unter solchen Umständen biwakiert!<br />
Unsere alpine Erfahrung beruhigte uns, Ausrüstung und Kleidung waren perfekt, der Biwaksack<br />
sollte uns genügend Schutz bieten.<br />
Der Schneefall wird stärker, Schicht um Schicht legt sich um uns. Wir dösen in unseren Biwaksäcken<br />
dahin, <strong>im</strong>mer wieder wach gerüttelt von den heftigen Windböen. Flocke um Flocke<br />
fällt auf uns, schichtweise rutscht der Schnee über die Biwaksäcke. <strong>Die</strong> Schneehöhe steigt<br />
stetig an, wir fühlen uns eingeschlossen vom kalten Weiß des Schnees, der uns wie mit Krallen<br />
niederhält.<br />
Frühmorgens bei der ersten Dämmerung kriechen wir aus den Biwaksäcken, befreien uns<br />
von den Schneemassen und beginnen, uns über die verschneiten Platten auf den Col de<br />
Peuterey abzuseilen. Vorsichtig tasten wir uns durch den tiefen Neuschnee hinunter, haben<br />
Schwierigkeiten, uns zu orientieren, überwinden mit viel Glück die Randspalte und erreichen<br />
den breiten, von Spalten durchzogenen Schneesattel. Unsere Hoffnung, über den Grand Pilier<br />
d`Angle den Mont Blanc zu erreichen, schwindet dahin. Unsere Träume ersticken <strong>im</strong> Schneefall,<br />
der nicht nachzulassen scheint. Der Kälteeinbruch mit den riesigen Neuschneemengen<br />
zwingt uns in die Knie, an ein Weiterkommen ist vorläufig nicht mehr zu denken.<br />
Da hören wir die St<strong>im</strong>men der 4 Bergsteiger, die wir am Vortag überholt hatten. Sie rufen, wir<br />
antworten. Es tut uns gut, in dieser abweisenden Eis- und Schneewüste Bergkameraden in<br />
der Nähe zu wissen. Bald sind auch sie herunten. Wir sind nun eine starke Gemeinschaft, die<br />
den widrigen Umständen widerstehen kann.<br />
Neuschneelawinen donnern auf der Westseite des Grates hinunter, über uns hängen drohend<br />
die Schneebretter. Wir schaufeln uns eine Schneehöhle, schöpfen den Neuschnee mit den<br />
bloßen Händen weg und graben uns ein in den Pressschnee des Gletschers. Es war höchste<br />
Zeit: schon fegen rechts und links von unserer Höhle die Lawinen hinunter. Welch ein glücklicher<br />
Zufall: unsere Höhle befindet sich unter einer Eisnase, die uns vor dem direkten Zugriff<br />
der Lawinen schützt.<br />
Auf engem Raum sitzen wir nun in unserem Schneeloch, dessen Eingang <strong>im</strong>mer wieder zugeschneit<br />
wird. Um nicht zu ersticken, müssen wir ihn regelmäßig freischaufeln. Einer unserer<br />
Kameraden leidet an Platzangst, muss <strong>im</strong>mer wieder hinaus in das Gestöber. So vergehen<br />
Stunden um Stunden in der Ungewissheit, wie lange dieses Wetter noch andauern wird.<br />
Ob wir unter solchen Umständen überhaupt absteigen, geschweige denn weiter aufsteigen<br />
können?<br />
<strong>Die</strong> Nacht auf den Mittwoch will nicht enden. Eng sitzen wir nebeneinander in unserer winzigen<br />
Unterkunft, nicken ein und schrecken <strong>im</strong>mer wieder auf. Als es allmählich dämmert,<br />
sehen wir den Eingang fast zugeschneit. Nun heißt es wieder schaufeln und schaufeln. Wegen<br />
der Ungewissheit, wie lange wir hier noch ausharren müssen, machen wir uns Gedanken wegen<br />
der knapp werdenden Lebensmittel. Ich schlage vor, dass alle ihren Proviant offenlegen<br />
sollen. Viel ist es nicht mehr, wir teilen ihn in gleichmäßige Portionen auf: jeweils eine kleine<br />
Scheibe Speck, ein kleines Stück Käse, wenig Brot, etwas Tee. Wie lange kann der Mensch in<br />
dieser Höhe und bei dieser Kälte damit auskommen? Wir müssen uns zurückhalten, mit dem<br />
Wenigen zufrieden sein, wer weiß, wie lange wir noch ausharren müssen.<br />
So geht der Mittwoch dahin, wir sitzen und starren hinaus in die weiße Mauer, versuchen uns<br />
Mut zu machen, erzählen ein paar Witze und hoffen auf ein Ende der Schlechtwetterfront. Der<br />
Höhenmesser verspricht uns aber kein Ende dieser Wetterlage.<br />
Wieder eine Nacht, die nicht vergehen will. Wir dämmern vor uns hin, versuchen ruhig zu bleiben.<br />
Wir haben ja keine andere Möglichkeit als abzuwarten. <strong>Die</strong> Nerven sind aufs Höchste angespannt.<br />
Schwärzer kann eine Nacht nicht mehr sein, wir halten es kaum mehr aus in dieser<br />
Enge. Endlich bricht ein grauer Morgen an, wieder müssen wir die Schneemauer vor unserer<br />
Höhle durchbrechen, es schneit ununterbrochen, dicke Schneeflocken wirbeln herunter und<br />
nehmen uns die Sicht. Stunde um Stunde vergeht in trostloser Monotonie. Da zerreißt plötzlich<br />
ein Donnerschlag die Stille. Wir schrecken auf, Hoffnung regt sich, ein gutes Zeichen für<br />
eine Wetterbesserung? Am Nachmittag wird es etwas heller, der Schneefall lässt leicht nach,<br />
wir wagen uns an den Abbruch des Col und schießen eine Leuchtrakete ab. Ob sie jemand<br />
<strong>im</strong> Tale sieht? Am späten Nachmittag reißt plötzlich die Wolkendecke auf, die Sonne strahlt<br />
vom H<strong>im</strong>mel, wir jubeln und sind fröhlich wie kleine Kinder. Nun wird es gut. Da hören wir<br />
am Grat des Mont Blanc einen Hubschrauber, wir versuchen, uns durch Zeichen bemerkbar<br />
zu machen. Tatsächlich sieht man uns. Donnernd senkt er sich hinunter auf den Col, es ist ein<br />
französischer Hubschrauber. Er bleibt schwebend neben uns stehen. Ein Mann stürmt auf uns<br />
zu, fragt nach Verletzten, nein, verletzt sind wir nicht, aber wir haben Hunger. Er wirft uns ein<br />
Lebensmittelpaket zu, dann hebt der Hubschrauber wieder ab.<br />
Welch ein Glücksgefühl: wir können uns wieder satt essen! Dann bricht wieder eine Nacht an,
<strong>Die</strong> <strong>jungen</strong> Wilden<br />
<strong>Meran</strong>er Bergsteiger <strong>im</strong> Aufbruch<br />
56 57<br />
wird es die letzte auf dem Col de Peuterey? Kalt ist es, eisig kalt, ein H<strong>im</strong>mel voller Sterne über<br />
uns. Sicherheitshalber schießen wir noch eine Rakete ab, damit man uns ja sieht. <strong>Die</strong>se Nacht<br />
schlafen wir besser, man hat uns entdeckt, Rettung ist nahe.<br />
Am Morgen, es ist Freitag, strahlt die Sonne vom wolkenlosen H<strong>im</strong>mel. Welch ein Glücksgefühl<br />
überkommt uns! Schon wird vorsichtig der Gedanke geäußert abzusteigen, was aber<br />
schnell verworfen wird. Bei diesen riesigen Neuschneemengen wäre es ein gefährliches und<br />
kaum zu bewältigendes Unternehmen.<br />
Wieder hören wir den Lärm eines Hubschraubers, der sich an den Berg herantastet und nach<br />
einigen Runden neben uns aufsetzt. Es ist diesmal ein italienischer Hubschrauber, der uns,<br />
ausgehungert und durchfroren, in drei Flügen hinunterbringt nach Courmayeur, zurück ins<br />
Leben!<br />
Das war für mich, für uns, wie eine zweite Geburt: wir durften weiterleben, konnten wieder<br />
nach Hause zu unseren Familien, zurück in den Beruf. Unbeschreiblich dieses wunderbare<br />
Lebensgefühl!<br />
In Courmayeur erwartete uns eine ganze Meute von Presseleuten, vor denen wir allerdings<br />
von den Carabinieri abgeschirmt wurden, die uns zur behördlichen Routinebefragung mit<br />
dem Jeep in die Kaserne brachten.<br />
Nach der Verabschiedung von unseren vier Schicksalsgenossen zelteten Helmut und ich <strong>im</strong><br />
Val Veni und fuhren am Samstag zurück nach <strong>Meran</strong>, wo niemand von unserem Überlebenskampf<br />
etwas erfahren hatte.<br />
Nachträglich erfuhren wir, dass es in diesen ersten Augusttagen am Mont Blanc infolge des<br />
Schlechtwettereinbruchs mehrere Tote gegeben hatte.<br />
Nach einigen Tagen Urlaub am Meer hielt ich es dort nicht mehr aus und kehrte per Autostopp<br />
nach <strong>Meran</strong> zurück Es zog mich unwiderstehlich wieder in die Berge. Mit Sepp Hölzl<br />
fuhr ich in die Schweiz zum Piz Badile, wo uns die Durchsteigung der klassischen Nordostwand<br />
auf der Cassinroute gelang. Blitz und starker Schneefall ließen den Abstieg über die<br />
Nordkante zu einem gefährlichen Abenteuer werden.<br />
Andreas Folie<br />
Kurt Pichler: ein Porträt<br />
Der 1939 in Brixen geborene Kurt Pichler verbrachte seine Kindheit<br />
in <strong>Meran</strong>. Mit zwölf Jahren kam er als Hüterbub zu einem Bauern in<br />
Villnöss. Der Aufenthalt in dieser zauberhaften Berglandschaft wurde<br />
für ihn zu einem prägenden Erlebnis. Zum ersten Mal sah er die gewaltigen<br />
Felstürme der Villnösser Geislerspitzen und war überwältigt<br />
von ihrer majestätischen Schönheit. Immer wieder blickte er hinauf<br />
zu den Türmen, träumte und hoffte, einmal da oben zu stehen. Er nahm sich vor, diesen Traum<br />
wahr werden zu lassen.<br />
Als Elektrikerlehrling wohnte er <strong>im</strong> Gesellenhaus in der <strong>Meran</strong>er Postgasse. Dort bekam er<br />
Kontakt mit älteren Handwerksgesellen, die Mitglieder der <strong>AVS</strong>-Sektion <strong>Meran</strong> waren. Besonders<br />
bewunderte und beneidete er Sepp Schrott, der bereits ein Fahrrad besaß, mit dem dieser<br />
an Sonntagen, das Bergsteigerseil umgehängt, zu Klettertouren aufbrach.<br />
Sepp Schrott, ein ausgezeichneter Kletterer, brachte ihn zum Alpenverein, bei dem damals<br />
Hias Innerhofer als BRD-Leiter und Helmut Rueb als Jugendführer tätig waren. Helmut vermittelte<br />
ihm in den nächsten zwei Jahren die Grundkenntnisse <strong>im</strong> Bergsteigen und Klettern. In<br />
dieser Zeit lernte er Ulli Kössler kennen, der ihn zu den ersten Klettertouren in den Dolomiten<br />
mitnahm. Mit Ulli unternahm er die klassischen Dolomitentouren: Vajolet-Überschreitung,<br />
Schleierkante, Nordkante des Langkofels, Dibonakante an der Großen Zinne, Ortler-Hintergrat<br />
u.a. Sein in Villnöss geweckter Wunsch erfüllte sich auf diese Weise.<br />
1959 nahm er auf der Paolinahütte an einem mehrtägigen BRD-Kurs über Bergungstechniken<br />
sowie Erste Hilfe teil. Das war die Voraussetzung für die Aufnahme in den <strong>Bergrettungsdienst</strong><br />
Ortler, 1959: hinten links Ulli Kössler, hinten rechts Kurt Pichler, vorne links Toni Kiem, Mitte: Sepp Haller
<strong>Die</strong> <strong>jungen</strong> Wilden<br />
<strong>Meran</strong>er Bergsteiger <strong>im</strong> Aufbruch<br />
58 59<br />
der <strong>Meran</strong>er <strong>AVS</strong>-Sektion.<br />
Mit 21 Jahren stand eine wichtige Entscheidung<br />
an. Er bekam das Angebot einer Anstellung<br />
bei der <strong>Meran</strong>er Feuerwehr. <strong>Die</strong><br />
Entscheidung fiel nicht leicht. Wegen des<br />
oftmaligen Turnusdienstes an Sonntagen<br />
würde er seiner Kletterleidenschaft mit seinen<br />
Kameraden nicht oft nachkommen können,<br />
da diese nur an Sonntagen frei hatten.<br />
Auf Anraten von Walter Alber entschied er sich<br />
doch für den fixen Posten bei der Feuerwehr,<br />
bei der er bis zu seiner Pensionierung tätig<br />
war. In den nächsten Jahren war Kurt oft mit<br />
dem BRD-Leiter Walter Alber zu Klettertouren<br />
Kurt Pichler mit Ulli Kössler (rechts)<br />
unterwegs, so an der Tofana-Südwand, an der<br />
N-Wand der Kleinen Zinne, am Südgrat des Rosengartens, am Innerkoflerturm.<br />
Helmut Ellmenreich, der langjährige Erste Vorsitzende der <strong>AVS</strong>-Sektion <strong>Meran</strong>, trat in den siebziger<br />
Jahren an Kurt mit der Idee heran, in Zusammenarbeit mit der Kurverwaltung Gästewanderungen<br />
anzubieten. Da diese Wanderungen unter der Woche stattfinden sollten, konnte<br />
Kurt auf Grund seines <strong>Die</strong>nstplanes zusagen.<br />
<strong>Die</strong> ersten Wochentagstouren fanden 1977 statt. An der ersten Wanderung nahmen 6 deutsche<br />
Gäste teil. <strong>Die</strong> größte Teilnehmerzahl erreichte er mit 80 Personen, die er mit zwei Bussen<br />
auf das Stilfser Joch brachte und von dort auf dem Goldweg nach Trafoi begleitete.<br />
<strong>Die</strong> Wanderziele befanden sich vorwiegend in der näheren Umgebung von <strong>Meran</strong>.<br />
Aus diesen Wanderungen entwickelten sich später die „Geh mit-Wanderungen“ der <strong>Meran</strong>er<br />
Sektion. <strong>Die</strong> Organisation und die Führung der Teilnehmer übernahm Kurt Pichler selbst, bis<br />
sich neue Tourenbegleiter zur Verfügung stellten.<br />
Aus den kleinen Anfängen mit der ausschließlichen Teilnahme deutscher Gäste entwickelte<br />
sich <strong>im</strong> Laufe der Jahre ein breitgefächertes Wanderangebot für Jung und Alt.<br />
1976 legte Kurt Pichler die Bergführerprüfung ab. Er hat seitdem in seiner freien Zeit zahlreiche<br />
Klienten auf die Berge begleitet.<br />
Kurt Pichler war aber nicht nur der Pionier der „Geh mit-Wanderungen“, er hat auch die erste<br />
<strong>AVS</strong>-Wanderwoche organisiert.<br />
Das kam so: <strong>im</strong> Februar 1981 lag wenig Schnee auf unseren Bergen, sodass das Schitourenfahren<br />
keinen Spaß machte. Kurzentschlossen packte Kurt seinen Rucksack und fuhr mit dem<br />
Zug in die Cinque Terre. Von deren Schönheit erzählte er begeistert Helmut Ellmenreich, der<br />
ihn ermunterte, <strong>im</strong> Herbst eine Wanderwoche dorthin zu organisieren. <strong>Die</strong>se Wanderwoche<br />
wurde ein großer Erfolg. <strong>Die</strong> Teilnehmer erreichten das Wandergebiet der Cinque Terre nicht,<br />
wie heute bei Wanderwochen üblich, mit dem Bus sondern mit dem Zug. In den folgenden<br />
Jahren organisierte Kurt weitere Wanderwochen, so am Gardasee, am Iseosee, in der Toskana<br />
und auf der Insel Elba.<br />
Kurt Pichler hat nicht aufsehenerregende Erstbegehungen in Fels und Eis unternommen, wie<br />
einige seiner Bergfreunde. Sein Verdienst ist es, innerhalb der Sektion <strong>Meran</strong> die ersten geführten<br />
Wanderungen organisiert zu haben.<br />
Dafür gebührt ihm Dank und Anerkennung.<br />
Rudi Plunger<br />
Große Zinne-Nordwand: Comici-Führe<br />
Als <strong>im</strong> Frühjahr 1991 der Sterbegottesdienst für den <strong>im</strong> H<strong>im</strong>alaya verunglückten Toni<br />
Mutschlechner in Bruneck stattfand, trafen sich viele Bergsteiger, unter anderen auch der <strong>im</strong><br />
Herbst des gleichen Jahres an der Großen Zinne abgestürzte Emil Vanzo.<br />
Im Gespräch mit Alfons Obermair aus Bozen bestätigte Emil, dass wir die erste <strong>Meran</strong>er Seilschaft<br />
waren, welche die Zinnen-Nordwand über die Comici-Führe bestiegen hatte.<br />
Es war <strong>im</strong> August 1959. Damals glich so eine Klettertour einer kleinen Expedition. Wir starteten<br />
in <strong>Meran</strong> mit unserer Vespa und einem geliehenen, für angeblich 8 Personen großen Zelt.<br />
Nachher stellte sich heraus, dass es nur für zwei Personen reichte und zudem nicht wasserdicht<br />
war!<br />
Bei den Kasernen in Welsberg hatten wir einen Unfall. Beide lagen wir unter der Vespa und<br />
Emil schrie: „Vespa aufstellen, sonst rinnt der Benzin raus“.<br />
<strong>Die</strong> nachfolgenden Kameraden waren verwundert über unser Aussehen.<br />
Am nächsten Tag stiegen wir frühmorgens in die Zinnen-Nordwand ein. Von der dritten Seillänge<br />
an hatten wir schlechtes Wetter, was das Vorwärtskommen sehr erschwerte und uns<br />
viel Zeit kostete.<br />
Mit neidvollen Blicken sahen wir vor uns eine englische Seilschaft mit Daunenjacken, ein absoluter<br />
Luxus für die damalige Zeit.<br />
Infolge des langsamen Vorwärtskommens wurden wir bei Schneetreiben und großer Kälte<br />
zu einem Biwak gezwungen. Auf einem 50 cm breiten Felsband saßen wir, eingehüllt in einen<br />
geliehenen Plastikbiwaksack, nur eine halbe Stunde. <strong>Die</strong> restliche Nacht verbrachten wir<br />
schlotternd vor Kälte <strong>im</strong> Stehen.<br />
Sobald es hell wurde, kletterten wir die letzte Seillänge zum Gipfel und stiegen über die Normalroute<br />
ab.<br />
Große Freude erfüllte uns, dass uns die Tour gelungen war, und wir wieder warme Glieder<br />
bekamen.<br />
Emil Vanzo (links) und Rudi Plunger auf der Großen Zinne, 1959
<strong>Die</strong> <strong>jungen</strong> Wilden<br />
<strong>Meran</strong>er Bergsteiger <strong>im</strong> Aufbruch<br />
60 61<br />
Rudi Plunger<br />
Ausrüstung „anno Schnee“<br />
Viel Geld hatten wir damals nicht, um für unsere Klettertouren die notwendigen Ausrüstungsgegenstände<br />
zu kaufen, sie waren für unsere Geldbörsen unerschwinglich. Not macht aber<br />
bekanntermaßen erfinderisch!<br />
Schraubkarabiner fanden wir auf dem Alteisenlager des Schrotthändlers Gritsch, wir nannten<br />
sie deshalb „Gritsch Karabiner“. Unsere „Steigloaterlen“ stellten wir selbst mit Brettlen und<br />
Reepschnüren her. Auch die Holzkeile fabrizierten wir uns selbst: in die zugeschnittenen Keile<br />
bohrten wir ein Loch, zogen gebrauchte Fahrradkabel ein und verlöteten sie.<br />
Wir stiegen ohne Sitzgurt und Helm in unseren schweren Bergschuhen die Wände hinauf,<br />
„Kletterpatschen“ gab es damals noch nicht. Unsere Hanfseile wurden bei kalter Witterung<br />
stocksteif. Gesichert wurde mit Schultersicherung!<br />
<strong>Die</strong> ersten gebrauchten Nylonseile kauften wir dann in Innsbruck zu einem erschwinglichen<br />
Preis, ich glaube, sie kosteten so um die 2500 Lire. Über das Sicherheitsrisiko wegen der gebrauchten<br />
Seile dachten wir nicht lange nach, wir waren froh, endlich ein solches Seil zu besitzen.<br />
Nun konnten wir auf die schweren Hanfseile verzichten, für uns ein neues Klettergefühl.<br />
„Fiffi“ nannten wir einen besonderen Haken, an dem wir das Steigloaterle unten befestigten,<br />
den Haken jeweils am Nagel einhängten und mit der Schnur dann das Loaterle nachzogen.<br />
Wenn ich die heutige technische Ausrüstung<br />
betrachte, dann staune ich<br />
schon, mit welcher Ausrüstung uns<br />
damals dennoch die tollsten Klettertouren<br />
gelungen sind: es waren der<br />
unbändige Wille, die Begeisterung, die<br />
großartige Kameradschaft, das „Sich<br />
auf den andern verlassen Können“ und<br />
das Zusammengehörigkeitsgefühl, die<br />
uns befähigten, auch die schwierigsten<br />
Kletterstellen zu überwinden.<br />
Rudi in voller Ausrüstung<br />
Fiffi<br />
Walter Raffl<br />
Seilsturz an der Sattelspitze<br />
Es muss 1963 oder 1964 gewesen<br />
sein, als mir Ulli Kössler eine besondere<br />
Klettertour in den Dolomiten<br />
empfahl. Ulli war damals für uns etwas<br />
Jüngere eine Art Leitfigur: er hatte bereits<br />
verschiedene Kletter- und Eistouren<br />
in höheren Schwierigkeitsgraden<br />
hinter sich und konnte uns wertvolle<br />
Tipps in Bezug auf Tourenmöglichkeiten<br />
und Klettertechnik geben.<br />
„<strong>Die</strong> Schrott/Abram-Führe an der NW-<br />
Wond der östlichen Sottelspitz war<br />
eppas für di, sie liegt <strong>im</strong> VI. Schwierigkeitsgrod,<br />
den du sicher derpocken Schrott/Abram-Führe, östliche Sattelspitze<br />
konnst“, meinte Ulli.<br />
Er musste es wissen, er kannte meine Kletterfähigkeiten und hatte 1962 die zweite Begehung<br />
dieser anspruchsvollen Route mit Emil Vanzo gemacht.<br />
Wenn Ulli mir das zutraut, dachte ich, dann versuch ich`s.<br />
Mein Freund Helmut Larcher erklärte sich sofort mit Freuden bereit, mit mir die von Ulli empfohlene<br />
Route zu klettern.<br />
So fuhren wir an einem Sommertag zeitig mit der Vespa nach Tiers und weiter nach Weißlahnbad.<br />
Voll Tatendrang eilten wir durch das Tschamintal unserem Ziel entgegen. <strong>Die</strong> Schönheit<br />
dieses Tales hob unsere St<strong>im</strong>mung und beflügelte unsere Schritte. Mit den Gedanken waren<br />
wir schon oben an der Felswand der Sattelspitze. Wir wussten, dass es nicht eine einfache<br />
Kletterpartie werden würde, einige, die vor uns diese Führe geklettert waren, hatten in der<br />
Wand biwakieren müssen, was wir auf jeden Fall vermeiden wollten. Unsere Begehung der<br />
Schrott/Abram-Führe sollte die 6. sein.<br />
Am Talende querten wir nach rechts, mussten Wildbäche überschreiten und stiegen dann,<br />
zuerst über Wiesen und dann über Geröll und Schrofen, durch das Große Valbontal hinauf<br />
zum Fuß der östlichen Sattelspitze.<br />
Wir sind früh dran an diesem kühlen Morgen. Voller Vorfreude beginnen wir mit dem Anseilen,<br />
binden uns die Seilenden als Brustgurt um den Oberkörper, hängen die Sicherungshaken,<br />
Karabiner und die Steigleiter, das „Loaterle“, dran, reichen uns die Hand und los geht`s.<br />
Wir wechseln uns bei jeder Seillänge in der Führung ab. Ohne größere Probleme kommen wir<br />
voran, der Fels ist kompakt und griffig. An den Standplätzen sichern wir vorschriftsmäßig und<br />
freuen uns, dass wir so zügig vorankommen.<br />
Nach mehreren Seillängen kommen wir zur Schlüsselstelle, auf die uns Ulli besonders hingewiesen<br />
hatte. Ein etwa 60 m langer Quergang in steilstem, ausgesetztem, überhängendem<br />
Fels liegt vor uns. Wir sichern den Standplatz mit Haken, überprüfen die Sicherung mehrmals<br />
und sind beruhigt. Helmut übern<strong>im</strong>mt die Führung. Sicher und vorsichtig überwindet er diese<br />
heikle und gefährliche Passage, kommt zum nächsten Stand und legt dort die Standsicherung.
<strong>Die</strong> <strong>jungen</strong> Wilden<br />
<strong>Meran</strong>er Bergsteiger <strong>im</strong> Aufbruch<br />
62 63<br />
Nun kann ich nachkommen. Ruhig und konzentriert<br />
beginne ich den Quergang. Meter<br />
um Meter komme ich voran, greife be<strong>im</strong><br />
nächsten Vorsprung vorsichtig um die Kante.<br />
Da passiert`s: ich rutsche mit dem rechten<br />
Fuß ab und fliege in freiem Fall mit einer langen<br />
Pendelbewegung 30 Meter in die Tiefe.<br />
Mit einem jähen Ruck werde ich abgebremst.<br />
Ich hänge geschockt in der Luft, pendle hin<br />
und her, drehe mich um die eigene Achse.<br />
Das Seil schnürt mir zusehends den Oberkörper<br />
zu. <strong>Die</strong> Felswand kreist um mich, als wäre<br />
ich betrunken.<br />
Zu meinem großen Glück hatte ich wegen<br />
der überhängenden Felsen die Felswand<br />
nicht berührt und mich nicht verletzt!<br />
Ich befinde mich 30 m unterhalb von Helmut,<br />
der mich von oben gut gesichert hat,<br />
mich aber wegen des Überhangs nicht sehen<br />
kann. Schnell wird mir bewusst, in welcher<br />
Gefahr ich mich befinde. Lange darf<br />
ich so nicht hängen bleiben, mein ganzes<br />
Walter Raffl in steiler Wand<br />
Körpergewicht hängt auf den Achseln. Ich<br />
weiß, dass dadurch die Blutzirkulation eingeschränkt<br />
wird, was zu einem Hängetrauma und zur Bewusstlosigkeit führt. Ich muss schnell<br />
reagieren, ziehe das „Loaterle“, das ich hinten hängen habe, nach vorne, hänge es mit dem<br />
Prusikknoten in das Seil, steige hinein und beginne mit meiner Selbstrettung. Langsam ziehe<br />
ich mich mit dem Prusikknoten hoch. Es ist eine Knochenarbeit, der Schweiß rinnt mir über<br />
die Stirn, meine letzten Kraftreserven muss ich aufbieten, um mich aus dieser misslichen Lage<br />
zu befreien. Eine ganze Stunde schinde ich mich ab, bis ich endlich die 30 m geschafft habe<br />
und am Standplatz bei Helmut ankomme.<br />
Nun muss ich mal ausruhen, ich bin zu erschöpft, um gleich weiterklettern zu können. Auch<br />
psychisch bin ich angeschlagen. <strong>Die</strong> Anspannung lässt allmählich nach. Mir kommt erst jetzt<br />
so richtig zum Bewusstsein, was geschehen wäre, wenn die Standsicherung nicht gehalten<br />
hätte: wir wären beide in den sicheren Tod gestürzt! Mir wird kotzübel bei diesem Gedanken.<br />
Langsam erhole ich mich, bekomme wieder Vertrauen in meine Kraft und meine Erfahrung.<br />
Helmut geht nun voraus, der Fels ist jetzt nicht mehr so ausgesetzt. Wir kommen zu einem<br />
Band, wo wir wegen der fortgeschrittenen Zeit biwakieren müssen.<br />
Auf ein Biwak waren wir nicht vorbereitet, so saßen wir, bald schlummernd bald halbwach,<br />
gesichert auf dem Band, froren in der sternenklaren Nacht dem Morgen entgegen. Be<strong>im</strong> Morgengrauen<br />
brachen wir auf und erreichten nach zwei Stunden den Gipfel der östlichen Sattelspitze.<br />
Ein Gefühl der Freude und vor allem des Dankes stieg in uns auf. Das Leben hatte<br />
uns wieder!<br />
Den Abstieg schafften wir ohne Probleme und wanderten, um eine Erfahrung und eine anspruchsvolle<br />
Klettertour reicher, durch das schöne Tschamintal hinaus nach Weißlahnbad.<br />
Sepp Zierlein<br />
Auf die Gamsplatte<br />
Kaum 14 Tage waren es her, dass<br />
man Sepp Hölzl den Gipsverband<br />
abgenommen hatte. Er<br />
hatte sich nämlich be<strong>im</strong> Sturz<br />
mit seiner Vespa das Schlüsselbein<br />
gebrochen.<br />
Sepp besaß eine unbändige<br />
Kraft, wir nannten ihn scherzhafterweise<br />
„Gorilla“. In seiner<br />
bergsteigerischen Aktivität ließ<br />
er sich trotz des gerade verheilten<br />
Knochenbruchs nicht abhalten,<br />
schon trieb es ihn wieder<br />
hinauf auf die Berge, und so lud<br />
er mich völlig überraschend<br />
zu einer besonderen Tour ein:<br />
die UKK-Verschneidung auf die<br />
Gamsplatte am Ifinger wollte er<br />
mit mir begehen, <strong>im</strong>merhin eine<br />
Tour <strong>im</strong> 6. Schwierigkeitsgrad. <strong>Die</strong> Gamsplatte<br />
Wegen seines noch nicht lange<br />
zurückliegenden Armbruchs fühlte er sich aber noch nicht ganz sicher, und so sollte ich die<br />
Tour führen.<br />
Mit der Seilbahnkiste fuhren wir an einem Sonntag <strong>im</strong> Sommer 1962 hinauf zum Taser, eilten<br />
schnellen Schritts zur Ifingerhütte und weiter zum Einstieg.<br />
<strong>Die</strong> Route hat nur 3 Seillängen, von unten bis oben in schönstem, festem Granit. Nach dem<br />
Anseilen steige ich die 40 m zum ersten Standplatz hinauf, Meter um Meter gewinne ich an<br />
Höhe. Welch ein herrliches Gefühl bei diesem eleganten Rissklettern! Man möchte jubeln vor<br />
Glück.<br />
Nun kann Sepp nachkommen. Und wie er kommt! Ich komme aus dem Staunen nicht heraus.<br />
Nun verstehe ich, warum man ihn „Gorilla“ nennt. Er klettert nicht, er reißt die Wand förmlich<br />
herunter, und steht schon neben mir.<br />
Von Nachwirkungen wegen des Armbruchs keine Spur. Nun will er die nächste Seillänge führen,<br />
ich versuche gar nicht, es ihm auszureden und ihn auf den eben verheilten Arm hinzuweisen.<br />
Es wäre ja sowieso zwecklos gewesen.<br />
Ohne Probleme meistert er die nächste Seillänge, die letzten Meter über den eleganten Quergang<br />
zur Gamsplatte darf ich wieder führen. Glücklich reichen wir uns die Hand.<br />
Mit einem kühlen Bier auf der Ifingerhütte beschließen wir diesen wunderbaren Klettertag.
<strong>Die</strong> <strong>jungen</strong> Wilden<br />
<strong>Meran</strong>er Bergsteiger <strong>im</strong> Aufbruch<br />
64 65<br />
Einige ausgesuchte Bergtouren der „<strong>jungen</strong> Wilden“<br />
(Porträtsfotos: Florian Pichler)<br />
Hias Innerhofer (*1927)<br />
1951: Laurinwand, Buratti-Führe<br />
1952: Rosengarten, O-Wand, Steger-Führe Sellastock, Murfreitturm,<br />
Schiefer Tod<br />
1953: Königspitze, O-Grat<br />
1954: Ifinger, N-Kante<br />
1955: Finailspitze, N-Wand, Hintere Schwärze, N-Wand Ifinger,<br />
LSK Riss<br />
1956: Guglia di Brenta/Campanile basso, Fehrmann-Führe<br />
Überschreitung Vajolettürme<br />
Palagruppe, C<strong>im</strong>a della Madonna, Schleierkante<br />
Winklerturm, S-Wand, Steger-Führe<br />
Leo Breitenberger (*1945)<br />
1965: Mugoni, Südwestverschneidung, Vinatzer-Führe<br />
Mugoni, Eisensteckenführe<br />
Rotwand, Buhl-Gedächtnisweg<br />
Königspitze, O-Grat, 1. Winterbegehung<br />
1967: Piz Palü, Bumiller Pfeiler, 1. Winterbegehung<br />
1968: Große Zinne, N-Wand, Sachsenweg<br />
Salbitschijen, W-Grat<br />
1969: Rosengarten, Laurin-Westwand, neue Führe eröffnet<br />
Wilder Kaiser, Fleischbank, N-Pfeiler, Brandler-Rebitsch-Riss<br />
Fleischbank, SO-Verschneidung und O-Wand, Dülfer-Führe<br />
Grand Jorasses, Walker Pfeiler mit Karl Glatz<br />
1970: lyskamm, N-Wand<br />
Matterhorn, N-Wand, Schmid-Führe<br />
1971: Piz Badile, N-Wand<br />
1972: Erste Europäische Mount Everest-Expedition (siehe Bericht)<br />
1973: Petit Dru, Südwestpfeiler, Bonattipfeiler<br />
1974: eiger-Nordwand mit Norbert Schwarz<br />
Winterbegehung der Schaumrolle/Königspitze, mit Helmut<br />
Larcher und <strong>Die</strong>ter Drescher<br />
Neunmal die Marmolata Südwand auf verschiedenen<br />
extremen Führen<br />
Als erster Südtiroler die N-Wände folgender Berge gemacht:<br />
Grand Jorasses, Matterhorn, Eiger.<br />
<strong>Die</strong>ter Drescher (*1941)<br />
Eis- und kombinierte Touren<br />
1962: Großglockner, Pallavicini-Rinne, mit Fritz Pichler<br />
und Kameraden<br />
1963: Marmolata, N-Wand, 1. Winterbegehung mit Toni Kiem<br />
Hintere Schwärze, N-Wand, 1. Winterbegehung mit Fritz<br />
Pichler<br />
Monte Pasquale, NW-Wand, 1. Winterbegehung mit Ulli<br />
Kössler<br />
4 Nordwände an einem Tag: Finailspitze, Hintere Schwärze,<br />
Marzellspitze, S<strong>im</strong>ilaun, mit Fritz Pichler<br />
Trafoier Eiswand, Bäckmanngrat, Thurwieser, mit Fritz<br />
Pichler, Sepp Hölzl und Walter Raffl<br />
Ortler, N-Wand, Ertl/Schmid-Führe, mit Fritz Pichler<br />
Ortler, N-Wand, Ertl/Schmid-Führe, 1. Alleinbegehung<br />
Vertainspitze, Hängegletscher, 1.Winterbegehung mit<br />
Helmut Larcher und Kameraden<br />
Monte Zebrú, NO-Wand, Pinggera/Reinstadler-Führe,<br />
1.Winterbegehung mit Sepp Hölzl<br />
Trafoier Eiswand, 1.Winterbegehung mit Sepp Hölzl<br />
1964: Königspitze, NO-Wand, Minigerode, 2.Winterbegehung mit Helmut Larcher, Ulli<br />
Kössler, Heini Holzer und Hans Authier<br />
Ortler, N-Wand, Ertl/Schmid-Führe, 2.Winterbegehung, Schückrinne <strong>im</strong> Abstieg,<br />
mit Helmut Larcher und Heini Holzer<br />
Königspitze, Suldengrat, Abstieg NO-Wand, mit Helmut Larcher und Heini Holzer<br />
Königspitze, N-Wand, Suldengrat <strong>im</strong> Abstieg, mit Helmut Larcher, Karl Glatz und<br />
Ulli Kössler<br />
Königspitze, N-Wand, Ertl/Brehm-Führe, 1. Alleingang<br />
Matterhorn, Zmuttgrat, mit Helmut Larcher<br />
Matterhorn, N-Wand bis zur Schulter, mit Helmut Larcher<br />
1965: Königspitze, N-Wand, 3. Winterbegehung mit Helmut Larcher<br />
Ortler, Marltgrat, 1. Winterbegehung, Abstieg Hintergrat und Minigeroderinne, mit<br />
Helmut Larcher<br />
Piz Palü, Westgipfel, Nordpfeiler, mit Ulli Kössler<br />
Presanella, NW-Hängegletscher, 3. Begehung mit Ulli Kössler<br />
Hindukusch/Pakistan: Q 6 (6240 m), M 9 (6260 m), 1. Überschreitung mit Hans<br />
Egger und Christian Schmuck<br />
Udren-Darban Zom, 6370m, Ostpfeiler, 1. Begehung mit Helmut Larcher<br />
Königspitze, O-Grat, 1. Winterbegehung mit Helmut Larcher und Leo Breitenberger<br />
1967: Piz Palü, Mittelgipfel, Bumillerpfeiler, 2.Winterbegehung mit Leo Breitenberger<br />
1974: Königspitze, N-Wand mit „Schaumrolle“, 1.Winterbegehung mit Leo Breitenberger<br />
und Helmut Larcher<br />
1975: Ortler-Zebrú-Königspitze, 1.Winterüberschreitung mit Ulli Kössler u. Helmut Larcher
<strong>Die</strong> <strong>jungen</strong> Wilden<br />
<strong>Meran</strong>er Bergsteiger <strong>im</strong> Aufbruch<br />
66 67<br />
1977: Partschinser Wasserfall (Eiskletterei), 1. Begehung mit Leo Breitenberger<br />
Felstouren:<br />
1962: C<strong>im</strong>a della Madonna/Schleierkante, mit Fritz Pichler, Karl Glatz und Walter Raffl<br />
1963 Ifinger, N-Wand, Winterbegehung mit Walter Raffl<br />
1964: Fensterleturm, O-Wand, Eisenstecken-Führe, Winterbegehung mit Fritz Pichler<br />
und Kameraden<br />
Kleine Zinne, Gelbe Kante, Comici-Führe, mit Walter Raffl<br />
Große Zinne, N-Wand, Comici-Führe, mit Walter Raffl<br />
C<strong>im</strong>a Canali, W-Wand, Buhl-Führe, mit Helmut Larcher<br />
Piz Ciavazes, SW-Wand, Vinatzer-Führe, mit Helmut Larcher<br />
Rotwand, W-Wand, Hasse/Brandler-Führe, mit Helmut Larcher<br />
Rotwand, W-Wand, Eisenstecken-Führe, mit Helmut Larcher<br />
C<strong>im</strong>a Canali, Gelber Turm, Soldá-Führe, mit Walter Raffl<br />
C<strong>im</strong>a Canali, W-Pfeiler, Brunet/Pellikan, 5. Begehung mit Walter Raffl<br />
Westliche Zinne, N-Wand, Cassin/Ratti-Führe, mit Karl Kühebacher<br />
Walter Erckert (*1938)<br />
1952: s<strong>im</strong>ilaun, N-Wand, mit Helmut Rueb<br />
1959: Winklerturm/Vajolet, S-Wand, Steger-Führe, mit Walter<br />
Ladurner („Pregler Walter“)<br />
Rosengarten, NW-Wand, Vinatzer-Führe, mit Walter Ladurner<br />
Ortler, Hintergrat, mit Rösle Kössler<br />
Langkofelgruppe: Salamiturm, N-Wand, Comici-Führe<br />
mit Emil Vanzo<br />
Sellagruppe: Rodelheilspitze, N-Wand, Vinatzer-Führe, mit<br />
Walter Ladurner<br />
Ifinger, Gritschplatte, mit Walter Ladurner<br />
1961: Rosengartengruppe, Mugonispitze, S-Wand, Eisenstecken-Führe mit Sepp Hölzl,<br />
Giuliano Giongo, Ulli Kössler<br />
Westliche Zinne, NO-Kante, Demuth-Führe, mit Sepp Hölzl<br />
Große Zinne, Comici-Führe, mit Sepp Hölzl<br />
Punta di Frida, S-Wand, Comici-Führe, mit Sepp Hölzl<br />
Kleine Zinne, Gelbe Kante, mit Sepp Hölzl<br />
1962: Rosengartenspitze, O-Wand, Steger-Führe, mit Sepp Hölzl<br />
1962: Wilder Kaiser, Totenkirchl, O-Wand (durch die Leuchskamine), mit Walter Alber<br />
Sellagruppe, Piz Ciavazes, SW-Wand, Vinatzer-Führe, mit Sepp Hölzl<br />
1963: Matterhorn, Hörnligrat, mit Rösle Kössler<br />
Tofana di Rozzes, S-Wand, Via Julia<br />
1967: Monte Pasquale/Ortlergruppe, N-Wand, mit Hansjörg Egger und Toni Kofler<br />
Sepp Hölzl (*1941)<br />
1956 Ortler, Normalweg, mehrere Gipfel <strong>im</strong> Raum <strong>Meran</strong>,<br />
rosengartenspitze<br />
1957 Sellatürme Überschreitung, Vajolettürme, Winklerturm<br />
Südwand Westliche Zinne, Demuthkante<br />
1958-1970 Ortler, N-Wand, Marltgrat<br />
Königspitze, N-Wand, Suldengrat<br />
Zebrù, N-Wand<br />
Überschreitung Ortler-Zebrù-Königspitze<br />
Kleine Weiße, S-Wand, Gritsch-Führe<br />
Lodner, S-Wand<br />
Tribulaun, S-Wand<br />
Hochferner und Hochfeiler, N-Wand<br />
Dreiherrenspitze, N-Wand<br />
<strong>Die</strong> Nordwände von Finail, Marzell, Hintere Schwärze<br />
und S<strong>im</strong>ilaun an einem Tag<br />
Felstouren<br />
Kleine Zinne, Gelbe Kante; Südwand, Egger-Führe<br />
Große Zinne, Comici-Führe, Sachsenweg, Direttiss<strong>im</strong>a<br />
Westliche Zinne, Cassin-Führe, Schweizerführe<br />
Punta Frida, Comici/Morandi-Führe<br />
Preußturm, Cassin-Führe, Eisenstecken-Führe<br />
Heiligkreuzkofel, Livanos-Führe<br />
Scottoni, SW-Wand<br />
Cisles/Odla, Dülfer-Führe<br />
Furchetta, N-Wand, Vinatzer-Führe<br />
Cirspitze, De Franceschi-Führe<br />
Dritter Sellaturm, Vinatzer-Führe, Eisenstecken-Führe<br />
Piz Ciavazes, Südwandverschneidung, Vinatzer-Führe, Südwandkante, Via Italia Soldá-Führe,<br />
Micheluzzi-Führe, Abram-Führe, Buhl-Führe<br />
Murfreid, Schiefer Tod<br />
Salamiturm, Comici-Führe<br />
Innerkoflerturm, Rizzikamin<br />
Euringer, Eisenstecken-Führe<br />
Winterüberschreitung Santner-Euringer-Burgstallkante<br />
Rosengarten, Steger-Führe, Via Cai Alto Adige, Reali-Führe, Via Ol<strong>im</strong>pia, Vinatzer-Führe<br />
Punta Emma, Eisenstecken-Führe<br />
Laurinswand, W-Wand, Eisenstecken-Führe <strong>im</strong> Alleingang<br />
Rotwand, Buhl-Führe, Maestri-Führe, De Franceschi-Führe, zwe<strong>im</strong>al Eisenstecken-Führe, einmal<br />
Alleingang<br />
Mugoni, Vinatzer-Führe, Direttis<strong>im</strong>a, dre<strong>im</strong>al Eisenstecken-Führe, einmal Alleingang, einmal<br />
Winterbegehung<br />
Fensterleturm, Eisenstecken-Führe<br />
Tofana, Pilastro
<strong>Die</strong> <strong>jungen</strong> Wilden<br />
<strong>Meran</strong>er Bergsteiger <strong>im</strong> Aufbruch<br />
68 69<br />
Fanisturm, Castiglioni-Führe<br />
Pelmo, N-Wand<br />
Torre Valgrande, Carlesso-Führe<br />
Torre Venezia, Südwand, Tissi-Führe<br />
Torre Trieste, Westkante, Tissi-Führe<br />
Marmolata, Micheluzzi-Führe, Soldá-Führe<br />
C<strong>im</strong>a Canali, W-Wand, Buhl-Führe, Westpfeiler, Brunet-Führe, Soldá-Führe<br />
Sass Maor, O-Wand, Solleder-Führe<br />
Sass d´Ortiga, W-Kante<br />
Monte Agner, N-Kante<br />
Guglia Brenta: W-Wand, Asti-Führe, S-Wand Kante, Graffer-Führe<br />
Crozzon di Brenta, Via delle Guide, Asteverschneidung<br />
Torrione, O-Wand, Detassis-Führe<br />
Brenta Alta, Detassis-Führe<br />
Castel Alto, NO-Wand, Maestri-Führe<br />
Laserz ,Toni-Egger-Gedächtnisweg<br />
Triglav, N-Wand, Peternel-Führe<br />
Pizzo Cengalo, S-Grat<br />
Piz Badile, NO-Wand, Cassin-Führe, N-Kante<br />
Monte Rosa, O-Wand<br />
Piz Palü, Bumillerpfeiler, W-Gipfel, Nordpfeiler<br />
Lyskamm, O-Gipfel, N-Wand<br />
Heini Holzer (*1945, †1977)<br />
1963 rosengarten, O-Wand, Steger-Führe, mit Walter Raffl<br />
Fensterleturm, Eisenstecken-Führe<br />
Vertainspitze, N-Wand, 1. Winterbegehung<br />
Winterüberschreitung der Plattenspitzen, mit Helmut<br />
Larcher<br />
1964 Ortler, N-Wand, 1. Winterbegehung,<br />
Abstieg über Schückrinne, mit <strong>Die</strong>ter Drescher und Helmut<br />
Larcher<br />
Königspitze, N-Wand Alleinbegehung<br />
Tofanapfeiler, mit Helmut Larcher<br />
Thurwieser, N-Pfeiler, 1. Begehung, mit Hans Authier<br />
Rotwand, Schrott-Führe, 1. Alleinbegehung<br />
Furchetta, N-Wand, Solleder-Führe, 1. Alleinbegehung<br />
C<strong>im</strong>a Canali, Buhlriss, mit Hans Authier<br />
1965 Euringer, Ostverschneidung, Abram/Öhler-Führe<br />
Kreuzkofel, Mayerl-Verschneidung, mit Leo Breitenberger und Helmut Larcher<br />
Torre di Valgrande, N-Wand, Carlesso-Führe<br />
C<strong>im</strong>a Su Alto, NW-Wand, Livanos-Führe<br />
Torre Trieste, Carlesso-Führe, mit Walter Raffl<br />
Guglia di Brenta, Aste/Susatti-Führe, mit Mayerl, Larcher und Sepp Hölzl<br />
Rotwand, Maestri-Führe<br />
1966 Geierwand-Südverschneidung, 1. Winterbegehung, mit Hans Authier<br />
Kleine Zinne, Egger/Sauscheck-Führe<br />
Rochetta Alta/Bosconerogruppe, NW Kante<br />
Torre Trieste, SO-Kante, Cassin-Führe<br />
Delagoturm, NW-Wand, Hasse/Schrott-Führe, mit Mayerl und Karl Glatz<br />
Punta Civetta, N-Wand, Aste/Susatti-Führe<br />
Pelmo, SO-Pfeiler<br />
Torre Alleghe, NW-Kante<br />
Pt.Tissi/Civetta, Philipp/Flamm-Führe<br />
Östl. Sattelspitze, NO-Wand, Abram/Schrott-Führe, mit Hans Authier<br />
Stevia-Nordwand, Vinatzer-Führe<br />
1967 C<strong>im</strong>a Scotoni, Lacedelli/Ghedina-Führe, mit Mayerl, Messner, Reali<br />
Rotwand, Abram/Schrott-Führe, 1. Alleinbegehung<br />
Marmolata/Ombretta, Aste/Solina-Führe<br />
Civetta-Nordwand, Weg der Freunde, 1. Begehung, mit Mayerl und. Messner<br />
Aiguille d`Argentier, direkte N-Wand, 1. Begehung<br />
Mt. Agner, direkte N-Wand, 1. Begehung<br />
Piz Ciavazes, Vinatzer-Führe, 1. Alleinbegehung<br />
1968 Rotwand, Eisenstecken-Führe, 1. Alleinbegehung<br />
Fleischbank, Wilder Kaiser, Schmuck-Kamin, 1. Alleinbegehung<br />
Kl. Vernel, Südwand, 1. Begehung<br />
1969 Hohe Weiße, NW-Pfeiler, 1. Alleinbegehung<br />
Mittl. Coronelle, Rosengarten, W-Wand, 1. Begehung<br />
Marmolata, S-Wand, Messner/Renzler-Führe<br />
1970 Sperone Annetta/Paganella, Stenico-Führe, 1. Alleinbegehung<br />
C<strong>im</strong>a Terranova/Civetta, NW Wand, 1. Begehung<br />
C<strong>im</strong>a Busazza/Civetta, Rudatis-Führe, 1. Alleinbegehung<br />
1971 Torre Roma/Brenta, Südriss, Piaz-Führe, 1. Alleinbegehung<br />
1972 Piz Ciavazes, Südwand, Schubert-Führe<br />
Lagazuoi, Nordgipfel, Barbier-Führe<br />
1973 Piz Ciavazes, Südkamine, 1. Winterbegehung<br />
Gardenaccia/Puez, Nordwandriss, 1. Begehung<br />
Aiguille de Peuterey/ Mt. Blanc, Südgrat<br />
Tofana di Rozes, Südwand, Tissi-Führe<br />
1975 Odla di Valdussa, N-Kante, Buratti-Führe, 1. Alleinbegehung<br />
Burgstall, direkte O-Wand (Riss), 1. Begehung<br />
1970-1977 103 teils extreme Steilwandabfahrten
<strong>Die</strong> <strong>jungen</strong> Wilden<br />
<strong>Meran</strong>er Bergsteiger <strong>im</strong> Aufbruch<br />
70 71<br />
Toni Kiem (*1942)<br />
1958: Vajolet, Delago-Kante, mit Ulli Kössler<br />
1959: Ifinger, UKK-Verschneidung auf die Gamsplatte, dritte<br />
Begehung, mit Walter Ladurner<br />
1960: Kleine Zinne, Gelbe Kante, mit Ulli Kössler<br />
Große Zinne, N-Wand, Comici-Führe, mit Ulli Kössler<br />
1961: 2. Sellaturm, Tissi-Führe, mit Ulli Kössler<br />
Piz Civazes, Del Torso-Führe, mit Ulli Kössler, (Tod von<br />
Ander Staffler)<br />
Monte Agner, N-Kante, mit Günther Niederwanger<br />
Rotwand, 72. Begehung des Hermann-Buhl-Gedächtnisweges,<br />
mit Ulli Kössler<br />
1962: Rotwand/Margarethenturm, 3. Begehung des Ander-Gedächtnisweges, mit Sepp Hölzl<br />
Rotwand, 112. Begehung des Hermann-Buhl-Gedächtnisweges mit Günther Gasser<br />
Zusätzlich viele Klettertouren in Fels und Eis <strong>im</strong> oberen Schwierigkeitsgrad.<br />
In den folgenden Jahren 32 Viertausender in den Alpen, Besteigung von: Aconcagua, Kil<strong>im</strong>anjaro,<br />
Mt. Kenia, Elbrus, Ararat, Erstbesteigung des Pik Aktoo, 6280 m, <strong>im</strong> Tien Shan Gebirge/<br />
Kirgisien, Djebel Toubcal, Hoher Atlas/Marokko, Ski Hout Route von Chamonix bis Saas Fee.<br />
Ulli Kössler (*1941)<br />
1959: Ifinger, N-Wand, Winterbegehung, mit Fritz Pichler<br />
Ortler, Hintergrat, mit Kurt Pichler<br />
Civetta, N-Wand, Solleder Führe mit Emil Vanzol, Luis Hofer,<br />
Walter Erckert (Rückzug nach Steinschlagverletzung<br />
und Biwak)<br />
1960 Große Zinne, N-Wand, Comici-Führe, mit Emil Vanzo<br />
Rotwand, Hasse/Brandler-Führe, 25. Begehung mit Giuliano<br />
Giongo<br />
1961 Rotwand, Hasse/Brandler-Führe, mit Rudi Plunger, Emil Vanzo, Toni Kiem<br />
Civetta, Torre Alleghe, NW-Wand, 1. Begehung mit Emil Vanzo<br />
Kleine Zinne, SO-Wand, Egger-Führe, mit Emil Vanzo<br />
Kleinste Zinne, Cassin-Führe, mit Emil Vanzo<br />
Westliche Zinne, N-Wand, Cassin-Führe, mit Emil Vanzo<br />
Tofanapfeiler, mit Emil Vanzo<br />
Marmolata, SW-Wand, Soldà-Führe, mit Emil Vanzo<br />
Marmolata, Südpfeiler, mit Emil Vanzo<br />
C<strong>im</strong>a Canali/Palagruppe, Buhl-Führe, mit Emil Vanzo<br />
1962 Piz Bernina, Biancograt, mit Fritz Pichler<br />
Östliche Sattelspitze, Schrott/Abram-Führe, 2. Begehung mit Emil Vanzo<br />
Langkofel, Salami-Comici-Führe, mit Sepp Hölz<br />
Civetta, Torre Trieste, Carlesso-Führe, mit Emil Vanzo<br />
Civetta, C<strong>im</strong>a Su Alto, Livanos-Führe, mit Emil Vanzo<br />
Civetta, N-Wand, Solleder-Führe, mit Emil Vanzo, Sepp Zierlein, Rudi Plunger<br />
Furchetta, N-Wand, Solleder-Führe, mit Emil Vanzo<br />
Palagruppe, Sass Maor, O-Wand, Solleder-Führe, mit Sepp Hölzl<br />
Euringer, Ostverschneidung, Abram Führe, 2. Begehung mit Emil Vanzo<br />
1963 Rotwand, Eisenstecken-Führe, mit Emil Vanzo<br />
Mugoni, Eisenstecken-Führe, mit Giuliano Giongo<br />
Mugoni, Vinatzer-Führe, mit Hansjörg Egger<br />
Pala, Monte Agner, N-Kante, mit Emil Vanzo<br />
C<strong>im</strong>a d´Auta, S-Wand, Tissi-Führe, mit Kurt Pichler<br />
Punta Civetta, N-Wand, Andrich-Führe, mit Emil Vanzo<br />
Campanile Val Montanaia, mit Kurt Pichler<br />
Piz Badile, N-Kante, mit Fritz Pichler<br />
1964 Königspitze, NO Wand, 1. Winterbegehung <strong>im</strong> Jänner mit Sepp Hölzl u. Sepp Schrott<br />
Königspitze, N-Wand, Ertl-Führe<br />
Euringer, N-Wand, Eisenstecken-Führe, 4. Begehung mit Karl Kühbacher<br />
Brenta, C<strong>im</strong>a d`Ambiez, „Via Concordia“, mit Emil Vanzo<br />
Rotwand, Maestri-Führe (Direkte), mit Karl Glatz<br />
Pala, C<strong>im</strong>a Canali, Soldà-Führe, mit Karl Glatz<br />
1965 Piz Palü, alle 3 Nordpfeiler mit Trainingslager am Persgletscher zur Vorbereitung<br />
der Hindukusch Expedition mit Helmut Larcher und <strong>Die</strong>ter Drescher<br />
Presanella, N-Wand, Hängegletscher, mit <strong>Die</strong>ter Drescher<br />
Hochferner- und Hochfeiler, N-Wand, mit Fritz Pichler<br />
Ortler, Rothböckgrat, mit Rudi Plunger – Ortler, Marltgrat, mit Hans Authier<br />
Ortler, W-Wand, 1. Begehung mit <strong>Die</strong>ter Drescher<br />
1. Südtiroler Hindukusch Expedition (Pakistan) mit <strong>Die</strong>ter Drescher Helmut Larcher,<br />
Erstbesteigung des Darban Zoom, 7220 m, mit Markus Schmuck aus Salzburg<br />
1966 Ortler, Rothböckgrat, 1. Winterbegehung <strong>im</strong> Jänner mit Fritz Pichler<br />
Ortler, Schickrinne, mit Walter Raffl und Fritz Pichler<br />
Furchetta, N-Wand, „<strong>Meran</strong>er Weg“, 1. Begehung mit Karl Glatz<br />
Brenta, C<strong>im</strong>a Pratofiorito, Aste/Susatti-Führe, 13. Begehung mit Karl Glatz<br />
Piz Rosegg, direkte NO-Wand, mit Helmut Larcher, Fritz Pichler<br />
1967 Mt. Blanc, Brenvasporn, mit Karl Glatz<br />
Mt. Blanc, O-Wand, Gran Capucien, Bonatti-Führe, mit Karl Glatz<br />
1969 C<strong>im</strong>a Preti, Ostwand, 3. Begehung mit Brigitte Gasser<br />
Matterhorn-Überschreitung als Bergführer<br />
1970 Mehrere Klettertouren <strong>im</strong> Wilden Kaiser<br />
1971 Besteigung des Demavand/Persien, 5650 m, mit Brigitte Gasser<br />
1973 Verschiedene Touren auf Korsika<br />
Civetta, SO-Kante, Torre Valgrande<br />
Torre Alleghe, SO-Kante<br />
1974 Civetta, Torre Venezia, Castiglioni-Führe<br />
Mont Blanc Gruppe, Rochefortgrat<br />
Triglav/Julische Alpen, Nordwand,<br />
1975 Winterüberschreitung Ortler-Zebru-König <strong>im</strong> Jänner mit <strong>Die</strong>ter Drescher und Helmut<br />
Larcher<br />
In den folgenden Jahren viele Westalpentouren als Bergführer (z.B. noch dre<strong>im</strong>al Matterhorn<br />
und 15 mal Mont Blanc)
<strong>Die</strong> <strong>jungen</strong> Wilden<br />
<strong>Meran</strong>er Bergsteiger <strong>im</strong> Aufbruch<br />
72 73<br />
Helmut Larcher (*1943)<br />
1963: Königspitze, Suldengrat<br />
Matterhorn, Hörnligrat<br />
Große Zinne, Comici-Führe<br />
Vertain, Hängegletscher<br />
1964: Ortler, N-Wand, Winterbegehung<br />
Matterhorn, N-Wand bis zur Schulter<br />
Matterhorn, Zmuttgrat<br />
Lyskamm, N-Wand<br />
Rotwand, Eisenstecken-Führe und Buhl-Gedächtnisweg<br />
mit <strong>Die</strong>ter Drescher<br />
Rotwand, W-Wand, Hasse/Brandler-Führe, mit <strong>Die</strong>ter<br />
Drescher<br />
Mugoni, SW-Wand, Eisenstecken-Führe, 1. Winterbegehung<br />
mit Sepp Hölzl und Sepp Schrott<br />
Westliche Zinne, Cassin-Führe und Demuth-Kante<br />
C<strong>im</strong>a Canali, Buhl-Führe<br />
1965: Ortler, Marltgrat, Winterbegehung<br />
Königspitze, N-Wand, Winterbegehung<br />
Königspitze, O-Grat<br />
Kleine Zinne, Gelbe Kante<br />
Piz Palü, alle drei Nordpfeiler<br />
Teilnahme an der 1. Südtiroler Hindukusch-Expedition mit Erstbesteigung eines<br />
6370 m hohen namenlosen Berges<br />
Piz Rosegg, direkte NO-Wand, mit Ulli Kössler<br />
1966: Bernina, über Biancograt<br />
Sass Maor, Ostwand, Solleder-Führe<br />
C<strong>im</strong>a d`Ambiez, Freundschaftsweg<br />
1970: Mont Blanc, Aiguille de Triolet, N-Wand<br />
1972: Eiger, Mitteligrat<br />
1974: Königspitze, Schaumrolle<br />
1975: Überschreitung Ortler-Zebrù-Königspitze<br />
1979: Matterhorn, Liongrat<br />
Matterhorn, Hörnligrat<br />
1985: Mont Blanc, Peutereygrat<br />
1987: Sattelspitze, Schrott-Führe, 6. Begehung, mit Walter Raffl<br />
1992: Equador, Ch<strong>im</strong>borazzo, 6310 m<br />
1993: Nepal, Island Peak, 6150 m<br />
1994: Aconcagua/Argentinien<br />
Ojos del Salado/Chile<br />
2003: Nepal, Ama Dablam<br />
2009: Alpamayo/Perù<br />
2011: Chapaev Peak/Kirgistan, 6120 m<br />
2012: Baruntse/Nepal, 7168<br />
Fritz Pichler (*1943)<br />
1963: Rotwand, Eisenstecken-Führe<br />
Große Zinne, N-Wand, Comici-Führe<br />
Rosengarten, O-Wand, Steger-Führe<br />
Ortler, N-Wand<br />
1964: Königspitze, NO-Wand, Winteralleinbegehung<br />
1965: Rotwand, Buhl-Führe<br />
Rotwand, Maestri-Führe<br />
Westliche Zinne, N-Wand, Cassin-Führe<br />
Kleine Zinne, Gelbe Kante<br />
1966: Sass Maor, Soleder-Führe<br />
Mugoni, O-Wand, Zeni-Führe<br />
C<strong>im</strong>a D`Ambiez, Via Concordia<br />
Piz Badile, N-Wand, Cassin-Führe<br />
Piz Rosegg, N-Wand<br />
Piz Palü, W-Pfeiler<br />
Ortler, Rothböckgrat, 1. Winterbegehung<br />
1969: Tofana di Rozes, Tofanapfeiler<br />
Rudi Plunger (*1940)<br />
1958: Große Fermeda, SO-Kante, mit Emi Vanzo, Walter Alber<br />
und Walter Erckert<br />
Burgstall, NO-Kante, mit Emil Vanzo, Alber und Hofer<br />
Ifinger, LSK-Riss, mit Emil Vanzo und Hofer<br />
Delagoturm, Preußriss, mit Emil Vanzo<br />
Fünffingerspitze, SW-Grat, mit Emil Vanzo, Walter Erckert,<br />
und Helmut Rueb<br />
1959: Schleierkante, mit Hofer, Emil Vanzo, Walter Erckert<br />
Scharnitzspitze/Wettersteingebirge, mit Emil Vanzo<br />
Rosengartenspitze, direkte Ostwand, mit Emil Vanzo<br />
Kleine Zinne, NO-Wand, Preußriss, und N-Wand, Helversen-Führe, mit Emil Vanzo<br />
Große Zinne, N-Wand, Comici-Führe, mit Emil Vanzo<br />
Marmolata, S-Wand, mit Kurt Pichler, Ulli Kössler und Toni Kiem<br />
1961: Rosengarten, Margarethenturm, SW-Wand, Schrott/Colosio-Führe, mit Emil Vanzo<br />
Wilder Kaiser, Predigtstuhl, N-Kante, mit Toni Rainer<br />
Rotwand, W-Wand, Hasse-Brandler-Führe, mit Ulli Kössler<br />
1962: Wilder Kaiser, Fleischbank, O-Wand, Dülfer-Führe, und SO-Wand<br />
Civetta, NW-Wand, Solleder-Letterbauer-Führe, mit Emil Vanzo, Sepp Zierlein Sepp,<br />
Ulli Kössler<br />
Civetta, Castello della Busazza, W-Wand, Livanos-Führe<br />
1963: Pomagagnongruppe, Fiammes, SO-Kante, mit Sepp Hölzl, Fritz Pichler, Ulli Kössler,<br />
Glatz
<strong>Die</strong> <strong>jungen</strong> Wilden<br />
<strong>Meran</strong>er Bergsteiger <strong>im</strong> Aufbruch<br />
74 75<br />
Sass Pordoi, S-Kante des Südpfeilers, mit Ulli Hölzl, Walter Erckert, Fritz Pichler, Raffl<br />
Palagruppe, Rosetta, SW-Wand, mit Walter Erckert, Rösle Kössler<br />
1964: Innerkoflerturm, Rizzikamin, mit Karl Glatz<br />
Große Zinne, Dibonakante<br />
1965: Ortler, Rothböckgrat, mit Ulli Kössler<br />
1967: Bernina über Biancograt, mit Helmut Larcher und Michl Runggaldier<br />
Walter Raffl (*1946)<br />
1963-1966 NW von Finail, Marzell und S<strong>im</strong>ilaun mit Sepp Hölzl<br />
Ortler, NW, mit Sepp Hölzl<br />
Königspitze, NW, mit Sepp Hölzl<br />
Hochferner, NW, mit Sepp Hölzl<br />
Rosengarten, O-Wand, Steger-Führe, mit Heini Holzer<br />
Rosengarten, Via Ol<strong>im</strong>pia, mit Sepp Hölzl<br />
Tofana di Rozzes, Südpfeiler, mit Sepp Hölzl<br />
Rotwand, Buhl-Führe und Maestri-Führe, mit Sepp Hölzl<br />
Rotwand, Eisenstecken-Führe, mit Heini Holzer<br />
Mugoni, S-Wand, Eisenstecken-Führe, mit Leo Breitenberger<br />
Busazza, Westkante,1100 m, mit Sepp Hölzl<br />
Sattelspitze, NO-Wand, Schrott/Abram-Führe, mit Helmut Larcher<br />
Westl. Zinne, N-Wand, Cassin-Führe, mit Helmut Larcher<br />
Große Zinne, N-Wand, Comici-Führe, mit <strong>Die</strong>ter Drescher<br />
Kleine Zinne, Gelbe Kante, mit <strong>Die</strong>ter Drescher<br />
Civetta:<br />
Torre Venezia, SO-Wand, Tissi-Führe und Andrich/Faè-Führe<br />
Torre Trieste, Carlesso-Führe<br />
Castello di Busazza, Livanos-Führe<br />
Torre Valgrande, Carlesso-Führe<br />
Punta Civetta, Andrich/Faè-Führe<br />
Torre Su Alto, Livanos-Führe<br />
Alle Begehungen mit Heini Holzer<br />
Emil Vanzo (*1938,†1991)<br />
1960 Große Zinne, N-Wand, Comici-Führe, mit Ulli Kössler<br />
1961 Rotwand, Hasse/Brandler-Führe, mit Kiem, Plunger, Kössler<br />
Torre Alleghe, NW-Wand, 1. Begehung, mit Kössler<br />
Kleine Zinne, SO-Wand, Egger/Sauscheck-Führe, mit<br />
Kössler<br />
Kleinste Zinne, SO-Wand, Cassin-Führe, mit Kössler<br />
Westliche Zinne, Nordwand, Cassin-Führe, mit Kössler<br />
Tofanapfeiler, mit Kössler<br />
Marmolata, SW-Wand, Soldà-Führe, mit Kössler<br />
Marmolata, Südpfeiler, mit Kössler<br />
C<strong>im</strong>a Canali, Buhlriss, mit Kössler<br />
1962 Östl. Sattelspitze, Schrott/Abram-Führe, 2. Begehung, mit Kössler<br />
Torre Trieste/Civetta, Carlesso-Führe, mit Kössler<br />
C<strong>im</strong>a Su Alto/Civetta, Livanos-Führe, mit Kössler<br />
Castello Busazza/Civetta, Barbier-Führe, 2. Begehung, mit Kössler<br />
Civetta, N-Wand, Solleder-Führe, mit Kössler, Zierlein, Plunger<br />
Euringer, Ostverschneidung, Abram/Öhler-Führe, 2. Begehung, mit Kössler<br />
1963 Rotwand, Eisenstecken-Führe, mit Kössler<br />
Mt. Agner, N-Kante, mit Kössler<br />
Punta Civetta, N-Wand, Andrich/Fae-Führe, mit Kössler<br />
1964 C<strong>im</strong>a d`Ambiez/Brenta, O-Wand, Via Concordia, mit Kössler<br />
C<strong>im</strong>a d`Ambiez, S-Wand, Fox/Stenico-Führe, mit Kössler<br />
Als Bergführer hat Emil Vanzo viele schwierige Westalpentouren gemacht, u. a.<br />
Weißhorn-Nordgrat, Matterhorn-Zmuttgrat, Gr. Jorasses-Hjrondellesgrat , Mt. Blanc-Brenvasporn,<br />
und noch viele andere.
<strong>Die</strong> <strong>jungen</strong> Wilden<br />
<strong>Meran</strong>er Bergsteiger <strong>im</strong> Aufbruch<br />
76 77<br />
Aus den Fotoarchiven der <strong>jungen</strong> Wilden<br />
Helmut Larcher, Ortler-Nordwand, 2. Winterbegehung,<br />
1964<br />
Helmut Larcher, Ostgrat, Königspitze, 1965 Helmut Larcher, Rotwand, Buhl-Führe, 1964 Helmut Larcher, Königspitze, Nordwand, 1965<br />
Helmut Larcher, Matterhorn, Nordwand, 1964<br />
Heini Holzer (vorne) und Helmut Larcher, Königspitze,<br />
Suldengrat, 1963<br />
<strong>Die</strong>ter Drescher, Ortler, Marltgrat, 1963<br />
<strong>Die</strong>ter Drescher, Presanella, Hängegletscher, 1965<br />
Helmut Larcher (oben) mit Karl Gögele, Vertainspitze,<br />
Hängegletscher,1963
<strong>Die</strong> <strong>jungen</strong> Wilden<br />
<strong>Meran</strong>er Bergsteiger <strong>im</strong> Aufbruch<br />
78 79<br />
<strong>Die</strong>ter Drescher, Hindukusch, 1965<br />
Ostpfeiler Udren-Darban-Zom, 6370 m<br />
<strong>Die</strong>ter Drescher, Matterhorn, Nordwand, 1964 Leo Breitenberger, Punta Emma, NO-Wand, 1967<br />
Leo Breitenberger, östliche Sattelspitze, 1967<br />
<strong>Die</strong>ter Drescher, Westliche Zinne, Cassin-Führe, 1964<br />
Sepp Hölzl, Piz Badile, NO-Wand, 1966<br />
Leo Breitenberger, Rotwand, Buhl-Gedächtnisweg,<br />
1965<br />
Leo Breitenberger, Ortler, Marltgrat, 1965<br />
Leo Breitenberger in jüngeren Jahren (auf dem<br />
Sellaturm)<br />
Helmut Larcher, Königspitze, Nordwand, unterhalb<br />
der Schaumrolle, 1965
<strong>Die</strong> <strong>jungen</strong> Wilden<br />
<strong>Meran</strong>er Bergsteiger <strong>im</strong> Aufbruch<br />
80 81<br />
Leo Breitenberger, am Peutereygrat/Mont Blanc<br />
Karl Glatz, Fritz Pichler, Ulli Kössler (von links),<br />
Delagoturm, 1967<br />
Fritz Pichler, Ulli Kössler, Toni Kofler (von links), Piz<br />
Palü, Ostpfeiler, 1967<br />
Sepp Hölzl, Große Zinne, Dibonakante, 1957<br />
Fritz Pichler, Abseilen an der Schleierkante, 1962<br />
Fritz Pichler, Fünffingerspitze, 1963<br />
Ulli Kössler (links), Fritz Pichler, Marmolata, Nordwand,<br />
1962<br />
Fritz Pichler, Campanile Pradidali, 1963<br />
Sepp Hölzl, Piz Ciavazes, 1960 Sepp Hölzl, <strong>im</strong> Klettergarten, 1959
<strong>Die</strong> <strong>jungen</strong> Wilden<br />
<strong>Meran</strong>er Bergsteiger <strong>im</strong> Aufbruch<br />
82 83<br />
Sepp Hölzl, Große Zinne, Brandler/Hasse-Führe,<br />
1966<br />
Sepp Hölzl, Kletterkurs, 1960<br />
Walter Erckert (links), Walter Ladurner, Winklerturm, Südwand, 1959<br />
Walter Erckert, Plattengrat, 1954<br />
Sepp Hölzl, Große Zinne, Sachsenweg, 1967<br />
Walter Erckert, Übung am Paolinaturm, Walter<br />
„rettet“ Kurt Pichler, 1959<br />
Walter Erckert, Tscheinerspitze, Westwand, 1960<br />
Giuliano Giongo (oben),Walter Erckert (Mitte)<br />
und Sepp Hölzl, Mugonispitze, 1961
<strong>Die</strong> <strong>jungen</strong> Wilden<br />
<strong>Meran</strong>er Bergsteiger <strong>im</strong> Aufbruch<br />
84 85<br />
Kurt Pichler (Mitte), Zufallspitze, 1959<br />
Toni Kiem in voller „Ausrüstung“<br />
Toni Kiem, Abseilübung mit<br />
Dülfersitz, 1958<br />
Toni Kiem (vorne) unterwegs<br />
am Mer de Glace/Mont Blanc-<br />
Gruppe, 1972<br />
Emil Vanzo, Rotwand, Buhl-Führe, 1961<br />
Kurt Pichler (links), Ulli Kössler, Sass d`Ortiga,<br />
Westkante, 1959<br />
Von links: Rudi Plunger, Toni Kiem, Kurt Pichler,<br />
Ulli Kössler, Marmolata, Südwand, 1959<br />
Kurt Pichler (links), Ulli Kössler, Königspitze, 1959<br />
Kurt Pichler, U.K.K. Verschneidung, Gamsplatte,<br />
1960<br />
Gut gelaunt! Abstieg von der Marmolata, 1959,<br />
von links: Rudi Plunger, Toni Kiem, Ulli Kössler<br />
Ulli Kössler, Marmolata, Südwand, 1959
<strong>Die</strong> <strong>jungen</strong> Wilden<br />
<strong>Meran</strong>er Bergsteiger <strong>im</strong> Aufbruch<br />
86 87<br />
Bei der Ostertaghütte, 1962, von links: Rudi Plunger,<br />
Irmhild Glatz, Emil Vanzo, Ulli Kössler<br />
Heini Holzer, Fleischbank, Dülfer-Führe, 1964<br />
Heini Holzer (links) und Ulli Kössler, Sarner Weißhorn,<br />
1966<br />
Endkopf/Langtaufers, 1968, von links: Ulli Kössler,<br />
Heini Holzer, Walter Alber<br />
Karl Glatz (links) und Ulli Kössler „Superkletterschuhe“.<br />
C<strong>im</strong>a Pratofiorito/Brenta, SO-Wand,<br />
Aste/Susatti-Führe,1966.<br />
Von links: Ulli Kössler, Fritz Pichler, Heini Holzer,<br />
Walter Alber, Karspitze, 1965<br />
Ulli Kössler bei der Vallothütte/Mont Blanc, 1970<br />
Ulli Kössler (links), Hans Authier<br />
Ortler, Marltgrat, 1965,<br />
Rudi Plunger, Traunsberg/Seebertal, 1966<br />
Fritz Pichler (links) und Helmut Larcher mit dem<br />
Drahtesel von Pontresina ins Val Roseg, 1966<br />
Vorne links Emil Vanzo, dahinter Kurt Pichler, in<br />
der Mitte Rudi Plunger, rechts Sepp Zierlein. 2.<br />
Sellaturm, 1959<br />
Ulli Kössler (links) und Leo Breitenberger<br />
La Varella/Fanesgruppe, 1967
88<br />
<strong>Die</strong> <strong>jungen</strong> Wilden<br />
Walter Erckert (links),<br />
Ulli Kössler<br />
Ringfinger-Südkante/<br />
Fünffingerspitzen, 1961<br />
Zurück von der Regentour auf die Torre de Siella<br />
Von links: Peter Piock, Kurt Pichler, Luis Hofer, Walter Erckert, Walter Alber