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Job Training | IKT-Ausbildung Teil 4<br />
Qual der Wahl: IT-Lehrling oder HTL-Besuch?<br />
Sich mit 14 Jahren für den Beruf zu entscheiden<br />
- ganz schön schwierig. Wir<br />
haben uns angesehen, wie das Ausbildungs-Angebot<br />
für IT-interessierte<br />
Teenager aussieht. Der Besuch einer<br />
HTL oder eine IT-Lehrlingsausbildung<br />
stehen zur Wahl. Fest steht: IT-Unternehmen<br />
suchen im Moment händeringend<br />
nach guten IT-Fachkräften. <strong>Die</strong><br />
Jobchancen sind somit mehr als hervorragend.<br />
Christine Wahlmüller<br />
Einer der Pioniere in der Lehrlingsausbildung<br />
ist zweifellos <strong>Sie</strong>mens: Seit 1921 werden<br />
technische Lehrlinge ausgebildet. Zur<br />
Zeit sind das immerhin rund 750 konzernweit<br />
und ca. 350 für die <strong>Sie</strong>mens AG im Jahr,<br />
berichtet Walter Krippl, österreichweit für<br />
die Lehrlingsausbildung verantwortlich.<br />
Neben dem Informationstechnologie-Techniker<br />
werden auch Elektroenergie-Techniker<br />
und Elektronik-Lehrlinge ausgebildet.<br />
„Computer und Computer-Know-how<br />
ist in allen drei Bereichen inzwischen wichtig<br />
geworden, in jedem Gerät ist irgendwo<br />
bereits ein Computer integriert“, betont<br />
Krippl.Auch alle kaufmännischen Lehrlinge<br />
bei <strong>Sie</strong>mens machen übrigens bei ihrer<br />
Ausbildung den europäischen „Computerführerschein“<br />
(ECDL). „Wir bekommen<br />
jährlich rund 700 bis 800 Bewerbungen im<br />
technischen Bereich, davon werden rund<br />
200 ausgesucht“, erzählt Krippl und hat auch<br />
noch eine weitere, interessante Zahl parat:<br />
„Heuer haben sich immerhin 35 Mädchen<br />
beworben.“<br />
Seit gut 30 Jahren werden übrigens auch<br />
weibliche technische Lehrlinge bei <strong>Sie</strong>mens<br />
ausgebildet, insgesamt 170 Mädchen haben<br />
seither ihre technische Lehre bei <strong>Sie</strong>mens<br />
abgeschlossen - das bedeutet im Schnitt<br />
sechs Mädchen pro Jahrgang. „Wir hätten<br />
wirklich gerne mehr Mädchen, aber leider<br />
bewerben sich einfach zu wenige“, bedauert<br />
Krippl.<br />
250 Lehrlinge feierten bei der Lehrlingsgala Anfang Februar bei der TA den erfolgreichen Abschluss<br />
ihrer Ausbildung (Bild: TA)<br />
Neben der größten Wiener Lehrwerkstätte<br />
gibt es auch solche in Linz, Innsbruck und<br />
Graz. In Wien-Floridsdort am <strong>Sie</strong>mensgelände,<br />
derzeit im Bau 14, wird den Lehrlingen<br />
in der modernst ausgestatteten Lehrwerkstätte<br />
viel praktisches Wissen vermittelt.<br />
Hier heißt es, z. B. im Maschinenraum<br />
oder in Labors, aber auch in einem speziell<br />
ausgestatteten Computer-Lehrsaal üben,<br />
üben und nochmals üben. Gleichzeitig wird<br />
aber auch viel grundlegendes theoretisches<br />
Wissen vermittelt. Außerdem müssen die<br />
Technik-Lehrlinge natürlich auch die Berufsschule<br />
besuchen.Alle Informationstechnologie-Techniker-Lehrlinge<br />
in Wien gehen<br />
in die Berufsschule für IT (Mollardgasse und<br />
Apollogasse).<br />
Der große Vorteil bei der Lehrlingsausbildung<br />
allgemein - darum werden Lehrlinge<br />
auch von vielen Schülern beneidet - ist<br />
das eigene Einkommen: <strong>Die</strong> Lehrlingsentschädigung<br />
beträgt im ersten Lehrjahr 484<br />
Euro, im zweiten 644, im dritten 877 und<br />
im vierten Lehrjahr 1.177 Euro. Arbeitsund<br />
Sportbekleidung wird den Lehrlingen<br />
bei <strong>Sie</strong>mens kostenlos zur Verfügung gestellt.Außerdem<br />
bezahlt das Unternehmen<br />
den Lehrlingen Sport- und Seminarwochen<br />
jedes Jahr.<br />
Mathe, Deutsch, Englisch: Mängel<br />
Seit letztem Jahr wird auch die Möglichkeit<br />
„Lehre mit Matura“ angeboten. „Wir stehen<br />
da aber erst am Beginn“, weiß Walter<br />
Krippl, „das Wissen und Interesse dafür ist<br />
bei den Bewerbern auch noch sehr gering“.<br />
Unzufrieden sind die Lehrlingsverantwortlichen<br />
mit dem schulischen Bildungsniveau<br />
der potenziellen neuen Lehrlinge. „Mathematik<br />
wird überhaupt nicht mehr gepflegt,<br />
ohne Rechner sind die junge Leute hilflos.<br />
In Englisch gibt es großen Nachholbedarf<br />
und die deutsche Rechtschreibung muss<br />
auch noch verbessert werden“, betont Gottfried<br />
Neuhuber, Koordinator und Ausbilder<br />
der Wiener Lehrwerkstätte.<br />
Ein Problem sei nach wie vor das schlechte<br />
Image des Lehrlings in der Gesellschaft.<br />
„Es herrscht die Sichtweise, auch bei den<br />
Eltern: Er hat überall versagt, jetzt muss er<br />
eine Lehre machen“, berichtet Neuhuber<br />
über seine Erfahrungen. Dabei sind die Jobund<br />
Karrierechancen für die Lehrlinge sehr<br />
gut. Viele ehemalige Lehrlinge sind später<br />
im mittleren Management gelandet oder<br />
haben es gar bis zum Führungskreis geschafft.<br />
Es kommt „auf einen selbst an, was<br />
man aus der Lehre macht“, meinen Krippl<br />
und Neuhuber, die genau wissen, wovon sie<br />
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monitor | September <strong>2008</strong>