Gesund ein Mann werden
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Gesund ein Mann werden
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<strong>Gesund</strong> <strong>ein</strong> <strong>Mann</strong> <strong>werden</strong><br />
T. Becker, FEAPU<br />
Schulärztefortbildung, November 2012, Linz
1<br />
Ein Hodenhochstand ist häufig!<br />
Der Hodenhochstand („undescended<br />
testis“, UDT) gehört zu den häufigsten<br />
angeborenen Fehlbildungen<br />
• 3-6% der Neugeborenen<br />
• ca. 30% der Frühgeborenen<br />
• 1-2% im Alter von 1 Jahr<br />
• 3-4% im Alter von 5-8 Jahren<br />
(übersehener UDT?, aszendierender Hoden)<br />
Berkowitz et al (1993) Pediatrics<br />
Barthold et al (2003) J Urol<br />
Schulärztefortbildung, November 2012, Linz
1<br />
Ein Hodenhochstand kann<br />
schwerwiegende Folgen haben!<br />
Die Risiken <strong>ein</strong>es Hodenhochstandes sind:<br />
• Fertilitätsstörung<br />
• Malignitätsrisiko<br />
• Hodentorsion<br />
Giarola (1979) Academ Press London<br />
Chilvers (1986) J Ped Surg<br />
Wood (2009) J Urol<br />
Zilberman (2006) J Urol<br />
• psychische Be<strong>ein</strong>trächtigung<br />
Schulärztefortbildung, November 2012, Linz
1<br />
Hodenhochstand<br />
Klassifikation/ Nomenklatur<br />
• unvollständig deszendierter Hoden<br />
• Abdominalhoden<br />
• Leistenhoden<br />
• Gleithoden<br />
(95%)<br />
• ektoper Hoden (< 5%)<br />
• fehlender Hoden (~ 3,3%)<br />
meist unilateral in Folge <strong>ein</strong>er Agenesie oder<br />
<strong>ein</strong>es “vanishing testis”<br />
• Pendelhoden<br />
ausgeprägter Kremasterreflex, meist bilateral,<br />
physiologisch, k<strong>ein</strong>e Therapie notwendig, aber regelmäßige Kontrollen,<br />
da in bis zu 30% Hodenaszension<br />
Schulärztefortbildung, November 2012, Linz
1<br />
Hodenhochstand<br />
Diagnostik<br />
• Anamnese<br />
• Inspektion<br />
• Palpation<br />
• Hodenlageprotokoll?<br />
Sensitivität in erfahrenen Händen 91-97%<br />
Mesrobian et al (2002) BJU<br />
Schulärztefortbildung, November 2012, Linz
1<br />
Hodenhochstand<br />
Diagnostik – Welchen Stellenwert hat die<br />
Bildgebung?<br />
• Ultraschall z. B. ≥ 7,5 MHz<br />
• Hodensuche bei adipösen Knaben<br />
• bei Begleiterkrankungen (Hydrozele,<br />
Hernie)<br />
• Relevanz bei unilat. Kryptorchismus<br />
Eine kontralaterale – kompensatorische – Hypertrophie<br />
(>1,8 cm Ldm.) weist in 90% des <strong>ein</strong>seitigen Kryptorchismus<br />
auf <strong>ein</strong>e Monorchie bzw. <strong>ein</strong>en kontralateralen „vanishing<br />
testis“ hin!<br />
Huff DS et al. (1992) J Urol<br />
Mesrobian HG et al. (2002) BJU<br />
Schulärztefortbildung, November 2012, Linz
1<br />
Hodenhochstand<br />
Diagnostik – Welchen Stellenwert hat die<br />
Bildgebung?<br />
• Ultraschall z. B. ≥ 7,5 MHz<br />
• K<strong>ein</strong> MRI, k<strong>ein</strong> CT, k<strong>ein</strong>e Angiographie!<br />
wegen:<br />
• Notwendigkeit <strong>ein</strong>er Sedierung oder Narkose im<br />
Kindesalter<br />
• Strahlenbelastung<br />
• hohe Rate an falsch negativen Ergebnissen!<br />
• Laparoskopie<br />
Schulärztefortbildung, November 2012, Linz
1<br />
Hodenhochstand<br />
Diagnostik – Laparoskopie<br />
normaler Situs re. Abdominalhoden li. vanishing testis<br />
re.<br />
Schulärztefortbildung, November 2012, Linz
1<br />
Hodenhochstand<br />
Diagnostik – bilateraler Kryptorchismus<br />
• HCG-Test / Inhibin B<br />
• Karyotypisierung<br />
Mädchen mit AGS<br />
Prader 4<br />
Schulärztefortbildung, November 2012, Linz
1<br />
Hodenhochstand<br />
Ätiologie<br />
Theorien:<br />
• Mechanische Hindernisse/peritoneale Verwachsungen<br />
• Verkürzung des Ductus deferens<br />
• Vaskuläre Veränderungen im Bereich des Samenstranges<br />
• Fehlinsertion des Gubernaculum testis<br />
• Plazentainsuffizienz<br />
• …<br />
• Hormonelle Störung<br />
gestörte Hypothalamus-Hypophysen-Gonadenachse<br />
Schulärztefortbildung, November 2012, Linz
Rückkopplungsmechanismus<br />
1<br />
Hodenhochstand<br />
Ätiologie<br />
Suprahypothalamische<br />
Zentren<br />
Hypothalamus<br />
LH-RH<br />
ZNS<br />
Hypophysenvorderlappen<br />
LH FSH<br />
Leydig-Zellen<br />
Testosteron<br />
Deszensus<br />
von Hoden/<br />
Nebenhoden<br />
Testes<br />
aus: Kinderurologie in<br />
Klinik und Praxis,<br />
Thieme 2000<br />
Schulärztefortbildung, November 2012, Linz
1<br />
Hodenhochstand<br />
Pränataler und präpubertärer Hypogonadismus<br />
• Im 2.-3. LMon. Reifung der Geschlechtszellen<br />
Gonozyten<br />
Ad-Spermatogonien<br />
(„Priming-Phase“ / Minipubertät)<br />
• Im 4.-6. LJ. Entwicklung der primären Spermatozyten<br />
Hadziselimovic et al (2001) Horm Res<br />
Huff et al (1989) J Urol<br />
Hadziselimovic et al (1986) J Urol<br />
Thomas Kolon / Philadelphia, USA<br />
deszendierter Hoden<br />
Ad-Spermatogonien, primäre<br />
Spermatozyten<br />
nicht deszendierter Hoden<br />
mehr Gonozyten, k<strong>ein</strong>e Ad-<br />
Spermatogonien<br />
Schulärztefortbildung, November 2012, Linz
1<br />
Hodenhochstand<br />
• Zwischen uni- und bilateralem<br />
Hodenhochstand besteht lediglich<br />
<strong>ein</strong> quantitativer und k<strong>ein</strong><br />
qualitativer Unterschied.<br />
• Je höher der Hoden lokalisiert ist,<br />
desto schlechter ist im<br />
Allgem<strong>ein</strong>en s<strong>ein</strong>e Histologie.<br />
Huff et al (2001) J Urol<br />
Chronologischer Verlauf der Geschlechtszellen<br />
/Tubulus in Abhängigkeit vom Alter bei unilateralem<br />
Kryptorchismus<br />
aus: Kinderurologie in Klinik und Praxis, Thieme 2000<br />
Schulärztefortbildung, November 2012, Linz
1<br />
Hodenhochstand<br />
Risiken - Fertilitätsstörung<br />
Männer mit unbehandeltem<br />
Hodenhochstand<br />
unilateral<br />
bilateral<br />
12% Normospermie<br />
57% Oligospermie<br />
15% Azoospermie 79% Azoospermie<br />
Giarola (1979) Academ Press London<br />
Chilvers (1986) J Ped Surg<br />
Niedrigere Fertilitätsrate,<br />
aber gleiche Paternitätsrate<br />
Niedrigere Fertilitätsrate und<br />
niedrigere Paternitätsrate<br />
Schulärztefortbildung, November 2012, Linz
1<br />
Hodenhochstand<br />
Risiken<br />
Die Risiken <strong>ein</strong>es Hodenhochstandes sind:<br />
• Fertilitätsstörung<br />
• Malignitätsrisiko<br />
• Hodentorsion<br />
Giarola (1979) Academ Press London<br />
Chilvers (1986) J Ped Surg<br />
Wood (2009) J Urol<br />
Zilberman (2006) J Urol<br />
• psychische Be<strong>ein</strong>trächtigung<br />
Schulärztefortbildung, November 2012, Linz
1<br />
Hodenhochstand<br />
Risiken - Malignitätsrisiko<br />
11% aller Hodentumore entstehen in nicht deszendierten Hoden!<br />
1. Wie hoch ist das relative Risiko (RR) <strong>ein</strong>es Hodentumors<br />
bei Hodenhochstand?<br />
• 2,75 bis 8<br />
• niedrigeres Risiko (RR 2 - 3) bei Patienten, bei denen<br />
präpubertär <strong>ein</strong>e Orchidopexie durchgeführt wurde<br />
• höheres Risiko bei Patienten mit bilateralem<br />
Hodenhochstand, begleitenden Fehlbildungen des<br />
Urogenitaltrakts, spät durchgeführter Therapie (> 10 - 12<br />
Jahre) bzw. bei unbehandelten Patienten<br />
Wood (2009) J Urol<br />
Schulärztefortbildung, November 2012, Linz
1<br />
Hodenhochstand<br />
Risiken - Malignitätsrisiko<br />
2. Wie hoch ist das RR <strong>ein</strong>es Hodentumors im<br />
kontralateralen normal deszendierten Hoden bei<br />
Patienten mit unilateralem Hodenhochstand?<br />
• für den kontralateral normal deszendierten Hoden<br />
besteht k<strong>ein</strong> erhöhtes Tumorrisiko<br />
3. Zeigt sich <strong>ein</strong> Zusammenhang zwischen Hodenlage und<br />
Histologie des Hodentumors?<br />
• 74% der Hodentumore bei Patienten mit nicht therapierten<br />
Leisten- oder Bauchhoden sind Seminome<br />
• 63% der Hodentumore nach Orchidopexie sind Nicht-<br />
Seminome<br />
• somit sch<strong>ein</strong>t <strong>ein</strong>e Orchidopexie das Risiko für Seminome<br />
zu senken<br />
Wood (2009) J Urol<br />
Schulärztefortbildung, November 2012, Linz
1<br />
Hodenhochstand<br />
Risiken - Malignitätsrisiko<br />
4. Kann durch <strong>ein</strong>e Orchidopexie das Mailignitätsrisiko für<br />
Hodentumore gesenkt <strong>werden</strong>?<br />
• Eine Orchidopexie im Alter < 10 – 12 Jahren kann das RR<br />
für Hodentumore 2 – 6fach senken im Vergleich zu<br />
Patienten, bei denen die Orchidopexie später oder nicht<br />
durchgeführt wurde.<br />
• Bei Patienten nach Abschluss der Pubertät sollte auf Grund<br />
des Malignitätsrisikos <strong>ein</strong>e Orchiektomie erwogen <strong>werden</strong><br />
5. Besteht <strong>ein</strong> erhöhtes Malignitätsrisiko bei<br />
Hodenrudimenten (nubbin, vanishing testis)?<br />
• in 5 - 15% ist vitales Hodengewebe histologisch<br />
nachweisbar, jedoch nahezu nie Keimzellen<br />
• der nubbin liegt meist skrotal, das RR <strong>ein</strong>er malignen<br />
Entartung ist minimal<br />
Wood (2009) J Urol<br />
Schulärztefortbildung, November 2012, Linz
1<br />
Hodenhochstand<br />
Risiken - Hodentorsion<br />
• bis zu 10fach erhöhtes Risiko <strong>ein</strong>er<br />
Hodentorsion in nicht deszendierten<br />
Hoden<br />
• ursächlich ggf. Diskrepanz zwischen<br />
Hodengröße und rudimentär<br />
angelegtem Gubernaculum<br />
• erhöhtes Risiko ab der Pubertät und<br />
im Fall <strong>ein</strong>es Malignoms<br />
• schlechte Prognose hinsichtlich<br />
Hodenerhalt<br />
Zilberman (2006) J Urol<br />
Schulärztefortbildung, November 2012, Linz
1<br />
Hodenhochstand<br />
Therapie<br />
• Wann ist der beste Therapiezeitpunkt?<br />
• Ist <strong>ein</strong>e frühzeitige Orchidopexie ausreichend?<br />
Schulärztefortbildung, November 2012, Linz
1<br />
Hodenhochstand<br />
Therapiezeitpunkt<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Monate<br />
Warten auf den spontanen<br />
Deszensus<br />
präoperative<br />
Hormontherapie<br />
Operation<br />
beendet<br />
DGU-Leitlinien 1/2009<br />
• Ein Therapiebeginn im ersten Lebensjahr ist wünschenswert.<br />
• Je höher desto früher!<br />
• Zeitpunkt des Therapieendes<br />
Schulärztefortbildung, November 2012, Linz
1<br />
Hodenhochstand<br />
Therapieform<br />
Operative Therapie<br />
Konservative Therapie / Hormontherapie<br />
Schwentner et al (2005) J Urol<br />
Hadziselimovic et al (2001) Lancet<br />
Schulärztefortbildung, November 2012, Linz
aus: Kinderurologie in Klinik und Praxis, Thieme 2000<br />
Rückkopplungsmechanismus<br />
1<br />
Hodenhochstand<br />
Hormontherapie<br />
Suprahypothalamische<br />
Zentren<br />
Hypothalamus<br />
LH-RH<br />
Hypophysenvorderlappen<br />
LH FSH<br />
ZNS<br />
Huff et al (2001) Horm Res<br />
Lala et al (1997) J Urol<br />
Pyorala et al (1995) J Clin<br />
Endocrinol Metab<br />
Rajfer et al (1986) N Engl J Med<br />
LH-RH<br />
Leydig-Zellen<br />
Testosteron<br />
Testes<br />
HCG<br />
?<br />
Deszensus<br />
von Hoden/<br />
Nebenhoden<br />
Dunkek et al (1997) J Clin Invest<br />
Hjertkvist et al (1993) J Pediatr Surg<br />
Schulärztefortbildung, November 2012, Linz
1<br />
Hodenhochstand<br />
Hormontherapie<br />
LH-RH / Gonadorelin Kryptocur ®<br />
• Dosierung<br />
unabhängig von Alter und Körpergewicht<br />
3 x 1 Hub pro Nasenloch für 4 Wo vor den Mahlzeiten<br />
• NW der Hormontherapie<br />
• Pigmentierung des Skrotums<br />
• Peniswachstum<br />
• Pubesbehaarung<br />
• gesteigerte körperliche Aktivität<br />
• Irritation der Nasenschleimhaut<br />
• Hodentorsion<br />
Schulärztefortbildung, November 2012, Linz
1<br />
Hodenhochstand<br />
Hormontherapie - Ziele<br />
1. Orthotope Hodenlage<br />
• Deszensus in < 20%<br />
• Erfolgsrate umso schlechter je höher der Hoden liegt<br />
• Rezidivrate ca. 25%<br />
2. Erhaltung des Fertilitätspotentials<br />
• Die hormonelle Therapie sch<strong>ein</strong>t prä- als auch postoperativ<br />
für das Keimepithel und damit für die spätere Fertilität von<br />
Vorteil zu s<strong>ein</strong>.<br />
Schwentner C et al. (2005) J Urol<br />
Biers SM et al. (2010) J Ped Urol<br />
Schulärztefortbildung, November 2012, Linz
1<br />
Hodenhochstand<br />
Hormontherapie - Fertilität<br />
• 42 Jungen 11 – 100 Mo. (median 33,5 Mo.)<br />
• 63 nicht deszendierte Hoden (21 unil., 21 bil.)<br />
Randomisierung<br />
all<strong>ein</strong>ige Operation<br />
neoadjuvante GnRH-Therapie<br />
1,2 mg/Tag für 4 Wo<br />
Operation<br />
Hodenbiopsie<br />
Schwentner C et al. (2005) J Urol<br />
Schulärztefortbildung, November 2012, Linz
1<br />
Hodenhochstand<br />
Hormontherapie - Fertilität<br />
0.29 +/- 0.25<br />
Operation (n=6)<br />
< 24 Mo<br />
*p = 0.03<br />
0.52 +/- 0.39<br />
GNRH (n=10)<br />
1.27 +/- 0.98<br />
Operation (n=33)<br />
Gesamtgruppe<br />
*p = 0.007<br />
GNRH (n=30)<br />
1.05 +/- 0.71<br />
Operation (n=24)<br />
0.56 +/- 0.38<br />
Fertilitätsindex<br />
(Geschlechtszellen/Tubulus)<br />
bilateral<br />
GNRH (n=18)<br />
*p = 0.005<br />
0.96 +/- 0.47<br />
Schulärztefortbildung, November 2012, Linz
1<br />
Hodenhochstand<br />
Hormontherapie – Indikation BHS/Linz<br />
Vor allem bei:<br />
• Knaben < 1 Jahr<br />
• bilateralem Hodenhochstand<br />
• Knaben > 1Jahr und<br />
• sonographisch kl<strong>ein</strong>erem Hoden<br />
• hohem Leisten- oder Abdominalhoden<br />
• Einzelhoden oder kontralateral vorgeschädigtem<br />
Hoden z. B. nach Hodentorsion<br />
Schulärztefortbildung, November 2012, Linz
1<br />
Hodenhochstand<br />
Hormontherapie - Kontra<br />
• Ist die Verbesserung des Fertilitätsindex <strong>ein</strong> passagerer Effekt?<br />
• Führen auch LH-RH-Analoga zur Keimzellapoptose?<br />
• Nebenhodenfehlbildungen<br />
bei UDT mit off. Proc. vag. 71%<br />
bei UDT ohne off. Proc. vag. 16%<br />
durch Hormontherapie wahrsch<strong>ein</strong>lich nicht be<strong>ein</strong>flussbar<br />
• LH-RH-Analoga und/oder hCG? – Dauer der Therapie?<br />
• unilateraler UDT – normale Paternität<br />
• Kosten (Kryptocur® ~ 214 €)<br />
• Nebenwirkungen (Prostata-Ca?)<br />
Schulärztefortbildung, November 2012, Linz
1<br />
Hodenhochstand<br />
operative Therapie - Technik<br />
• Standard-Orchidopexie nach Shoemaker<br />
• Fowler Stephens Orchidopexie (FSO)<br />
• mikrovaskuläre Autotransplantation<br />
• Orchidektomie<br />
•<br />
•<br />
• Rezidivorchidopexie<br />
Schulärztefortbildung, November 2012, Linz
1<br />
Hodenhochstand<br />
operative Therapie<br />
• meist tagesklinisch oder im Rahmen <strong>ein</strong>es kurzen<br />
stationären Aufenthaltes durchführbar<br />
• suffiziente Schmerztherapie mittels Kaudal- oder<br />
Ilioinguinalisblock intraoperativ + postoperative Gabe<br />
nicht steroidaler Analgetika für 3-4 Tage<br />
• Erfolgsrate ~ 98%<br />
Schulärztefortbildung, November 2012, Linz
1<br />
Hodenhochstand<br />
operative Therapie<br />
aufklärungsbedürftige Komplikationen:<br />
• Blutung<br />
• skrotale Schwellung<br />
• Infektion<br />
• Rezidivhodenhochstand (1 - 5%)<br />
• Verletzung des Ductus deferens (Infertilität)<br />
• Verletzung der Samenstranggefäße<br />
(Hodenatrophie ~1%)<br />
• Nervenverletzung<br />
Schulärztefortbildung, November 2012, Linz
1<br />
Hodenhochstand<br />
operative Therapie – Standard-Orchidopexie<br />
3 grundlegende Prinzipien für<br />
<strong>ein</strong>e erfolgreiche Orchidopexie:<br />
1. sorgfältige Präparation des<br />
Samenstranges bis zum inneren<br />
Leistenring<br />
2. Versorgung <strong>ein</strong>es offenen<br />
Processus vaginalis<br />
3. spannungsfreie und sichere<br />
Fixierung des Hodens im Skrotum<br />
Anatomie des Skrotum<br />
Schulärztefortbildung, November 2012, Linz
1<br />
Hodenhochstand<br />
operative Therapie – kurzer Samenstrang<br />
• Standard-Orchidopexie<br />
• Orchiektomie bei postpubertären<br />
Patienten mit normal deszendiertem<br />
kontralateralem Hoden.<br />
• Hodenbiopsie<br />
• offen operative oder laparoskopische<br />
Fowler Stephens Orchidopexie<br />
• laparoskopische Funikolyse und<br />
Orchidopexie<br />
Schulärztefortbildung, November 2012, Linz
1<br />
Hodenhochstand<br />
operative Therapie – Atropher Hoden<br />
Primäre (kongenitale) Hodenatrophie:<br />
vanishing testis<br />
Synonyme:<br />
nubbin<br />
testicular remnant<br />
kongenitale Hodenatrophie<br />
Ursache:<br />
fetaler vascular event (arrest)<br />
perinatale Hodentorsion<br />
Sekundäre Hodenatrophie nach<br />
inguinaler Chirurgie<br />
Schulärztefortbildung, November 2012, Linz
1<br />
Hodenhochstand<br />
operative Therapie – Hodenprothese<br />
Information: obligat<br />
Zeitpunkt: peripubertär ggf. Wechsel auf größere Prothese<br />
Zugang: inguinal<br />
Schulärztefortbildung, November 2012, Linz
1<br />
Hodenhochstand<br />
Zusammenfassung 1<br />
• Der Hodenhochstand gehört mit <strong>ein</strong>er Inzidenz von 1 - 2% im Alter<br />
von 1 Jahr zu den häufigsten angeborenen Fehlbildungen.<br />
• Während der ersten 6 Lebensmonate kann es zu <strong>ein</strong>em spontanen<br />
Deszensus kommen.<br />
• Ohne frühzeitige Therapie besteht vor allem <strong>ein</strong> hohes Risiko <strong>ein</strong>er<br />
Fertilitätsstörung.<br />
• Die klinische Untersuchung steht im Mittelpunkt der Diagnostik. In<br />
erfahrenen Händen hat sie <strong>ein</strong>e Sensitivität von 91 - 97%.<br />
• Der Stellenwert der Sonographie im Rahmen der Diagnostik ist<br />
umstritten.<br />
• Die verlässlichste Methode bei nicht palpablen Hoden ist die<br />
Laparoskopie.<br />
Schulärztefortbildung, November 2012, Linz
1<br />
Hodenhochstand<br />
Zusammenfassung 2<br />
• Zur Verbesserung der Fertilität, zur Senkung des Hodentumorrisikos<br />
sowie zur Minimierung <strong>ein</strong>es Hodentorsionsrisikos wird <strong>ein</strong>e Therapie<br />
zwischen dem 6. und 12. Lebensmonat empfohlen.<br />
• Je höher der Hoden liegt, desto früher sollte <strong>ein</strong>e Therapie <strong>ein</strong>geleitet<br />
<strong>werden</strong>.<br />
• Sowohl konservative/hormonelle als auch operative Therapieformen<br />
kommen beim Hodenhochstand zum Einsatz. Oftmals wird <strong>ein</strong>e<br />
Kombinationstherapie erforderlich.<br />
• Die Standard-Orchidopexie ist bei den meisten palpablen Hoden<br />
erfolgreich durchführbar.<br />
• Die Behandlung hoher Leisten- oder Abdominalhoden stellt <strong>ein</strong>e<br />
Herausforderung dar und ist häufig speziellen Zentren vorbehalten.<br />
Schulärztefortbildung, November 2012, Linz
Fragen?
2<br />
Varikozele<br />
Definition<br />
Variköse Erweiterung der V. testicularis und<br />
der Venen des Plexus pampiniformis.<br />
Idiopathische Varikozele<br />
• 90% linksseitig<br />
Symptomatische Varikozele<br />
• beidseits gleich häufig<br />
• venöse Abflussstörung infolge <strong>ein</strong>er retroperitonealen<br />
RF oder Thrombosierung des Plexus pampiniformis<br />
(bei Nieren-, NB- oder Uretertumoren)<br />
Schulärztefortbildung, November 2012, Linz
2<br />
Varikozele<br />
Häufigkeit<br />
•
2<br />
Varikozele<br />
Diagnostik<br />
• Inspektion<br />
• Palpation „Wurmskrotum“<br />
Im Liegen und Stehen<br />
Valsalva<br />
WHO-Klassifikation<br />
subklinisch inspektorisch und palpatorisch k<strong>ein</strong><br />
Nachweis <strong>ein</strong>es Venenkonvolutes,<br />
dopplersonographisch Reflux<br />
Grad I palpatorisch bei Valsalva nachweisbar<br />
Grad II<br />
Grad III<br />
palpatorisch unter Ruhebedingungen<br />
nachweisbar, aber nicht sichtbar<br />
sichtbar und leicht palpierbar<br />
Schulärztefortbildung, November 2012, Linz
2<br />
Varikozele<br />
Diagnostik<br />
• Inspektion<br />
• Palpation „Wurmskrotum“<br />
Im Liegen und Stehen<br />
Valsalva<br />
• Sonographie incl. Dopplersonographie<br />
Darstellung der ektatischen refluxiven Venen<br />
Bestimmung des Hodenvolumens<br />
Nierensonographie …<br />
Tasci et al (2001) Eur Urol<br />
Kolon et al (2008) J Urol<br />
• 2 Spermiogramme ab dem 16. Lj.<br />
• Hormonanalysen bei Erwachsenen<br />
Supranormaler FSH- und LH-Anstieg nach LHRH-<br />
Stimulation<br />
Aragona et al (1994) Eur Urol<br />
Schulärztefortbildung, November 2012, Linz
2<br />
Varikozele<br />
Therapie - Indikationen im Kindesalter<br />
ESPU-Guidelines 2010<br />
• Varikozele II° u. III° + dtl. Seitendifferenz des Hodenvolumens<br />
(>15%)<br />
• Symptomatische Varikozele<br />
• Schlechtes Spermiogramm (>16 Jahre)<br />
• Bilaterale palpable Varikozelen<br />
• Varikozele mit zusätzlicher potentieller Ursache <strong>ein</strong>er<br />
Fertilitätsstörung (Z.n. Orchidopexie …)<br />
Alle anderen Jungen sollten jährlich kontrolliert <strong>werden</strong> incl.<br />
sonografischer Bestimmung der Hodenvolumina und<br />
Bestimmung der Spermiogrammparameter ab <strong>ein</strong>em Alter<br />
von 16 Jahren.<br />
Schulärztefortbildung, November 2012, Linz
2<br />
Varikozele<br />
Therapie<br />
Prinzip: Verschluss der Samenstrangvenen<br />
operative Verfahren / Ligatur<br />
• tiefe Ligatur:<br />
• hohe Ligatur:<br />
Ivanissevich, Narath, Kocher,<br />
Marmar (1994)<br />
Palomo (1949), Bernardi<br />
offen operativ oder laparoskopisch?<br />
radiologische Verfahren / Sklerosierung<br />
• perkutane retrograde Sklerosierung: Iaccarino (1977), Lima (1978)<br />
• antegrade Sklerosierung: Tauber (1993)<br />
Schulärztefortbildung, November 2012, Linz
2<br />
Varikozele<br />
Therapie - Sklerosierung<br />
retrograd<br />
antegrad<br />
Wegen der Strahlenbelastung erfolgt <strong>ein</strong>e Sklerosierung im<br />
Kindesalter vor allem bei Rezidiven nach vorheriger<br />
Venographie.<br />
Schulärztefortbildung, November 2012, Linz
2<br />
Varikozele<br />
Therapie – OP-Komplikationen<br />
• Rezidiv/Persistenz (3-37%)<br />
• Hydrozele (3-33%)<br />
Ursache: Durchtrennung der<br />
Lymphdrainage des Hodens und<br />
der Hodenhüllen<br />
„Modifizierte Palomo-Technik“<br />
mikrochirurgische suprainguinale<br />
Durchtrennung der Vasa spermatica<br />
unter Erhalt der Lymphgefäße<br />
Kocvara et al (2005) J Urol<br />
Riccabona et al (2003) J Urol<br />
Schulärztefortbildung, November 2012, Linz
2<br />
Varikozele<br />
Therapie – Studie, Abtlg. für Kinderurologie, Linz<br />
Sequentieller Vergleich von 4 Methoden<br />
Zeitraum: 1/92 – 12/01<br />
Patienten: 121<br />
Operationen: 128<br />
Alter: 12 Jahre (4 – 15)<br />
1<br />
2<br />
OP-Techniken:<br />
1 laparoskopisch<br />
2 inguinal mit Arterienerhalt<br />
3 Standard Palomo<br />
4 modifizierter Palomo<br />
4<br />
3<br />
Schulärztefortbildung, November 2012, Linz
2<br />
Varikozele<br />
Therapie – Studie, Abtlg. für Kinderurologie, Linz<br />
Methode OP Rezidiv Hydrocele<br />
Laparoskopisch 19 2 (11%) 1 (5%)<br />
Inguinal Art.erhalt 21 3 (14%) 0 (0%)<br />
Standard Palomo 32 0 (0%) 4 (4%)<br />
Modifiz. Palomo 56 1 (2%) 0 (0%)<br />
Gesamt 128 6 (5%) 5 (4%)<br />
Riccabona et al.: J Urol (2003) 169, 666-668<br />
Schulärztefortbildung, November 2012, Linz
2<br />
Varikozele<br />
Zusammenfassung<br />
• Potenzielles Risiko <strong>ein</strong>er Fertilitätsminderung<br />
• Prognostische Parameter fehlen<br />
• OP-Indikation bei Varikozele Grad II und III insb. bei<br />
vermindertem Hodenvolumen oder Symptomatik<br />
• Technik: modifizierte Palomo-Technik mit suprainguinaler<br />
Durchtrennung der A. und V. testicularis mit Schonung der<br />
Lymphgefäße<br />
• Laparoskopische Technik bei bds. Varikozele und/oder adipösen<br />
Jugendlichen<br />
• Radiologische Verfahren im Kindesalter nur bei Rezidiven auf<br />
Grund der Strahlenbelastung<br />
Schulärztefortbildung, November 2012, Linz
3<br />
Akutes Skrotum<br />
akuter Schmerzstand im Bereich <strong>ein</strong>er<br />
oder seltener beider Skrotalfächer,<br />
welcher mit Schwellung, Rötung sowie<br />
in die Leiste ausstrahlenden<br />
Schmerzen <strong>ein</strong>hergehen kann.<br />
Leitsymptom: plötzlich <strong>ein</strong>setzender Schmerz<br />
ggf. mit Ausstrahlung in die Leiste oder in den Unterbauch<br />
+/- Übelkeit und Erbrechen<br />
+/- Tachykardie, Schweißausbruch<br />
DD „akutes Abdomen“<br />
Schulärztefortbildung, November 2012, Linz
3<br />
Akutes Skrotum<br />
Differenzialdiagnosen<br />
Torsion<br />
• Hodentorsion<br />
• Hydatidentorsion<br />
Entzündung<br />
• Orchitis<br />
• Epididymitis<br />
• Erysipel ….<br />
10%<br />
8%<br />
Sonstiges<br />
• idiopathisches Skrotalödem<br />
• Insektenstich<br />
• traumatische Hodenruptur<br />
• Hydrozele<br />
• Varikozele<br />
• akute allergische Skrotalschwellung<br />
• inkarzerierte Skrotalhernie …..<br />
11%<br />
45%<br />
26%<br />
Hodentorsion<br />
Hydatidentorsion<br />
Epididymitis<br />
Hernie<br />
andere<br />
Schulärztefortbildung, November 2012, Linz
3<br />
Akutes Skrotum<br />
Diagnostik<br />
• Anamnese<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
akuter /protrahierter Verlauf<br />
Trauma<br />
Übelkeit u./o. Erbrechen<br />
Fieber und zeitlicher Zusammenhang zur<br />
Schmerzsymptomatik<br />
Miktionsauffälligkeiten z. B. Dysurie, Algurie<br />
Vorgeschichte z. B. Hypospadiekorrektur<br />
• klinische Untersuchung<br />
<br />
<br />
Inspektion (Rötung, Schwellung, Hodenhochstand,<br />
Cremasterreflex)<br />
Palpation<br />
• Sonographie inkl. Dopplersonographie<br />
• ggf. Harn/ -kultur, Uroflow, MCU ….<br />
• k<strong>ein</strong>e Hodenperfusionsszintigraphie oder MRT<br />
Schulärztefortbildung, November 2012, Linz
3<br />
Akutes Skrotum<br />
Hydatidentorsion<br />
„blue dot sign“ Duplexsonographie intraop. Situs<br />
• in jedem Lebensalter, aber mit Häufigkeitsgipfel bei<br />
Kl<strong>ein</strong>kindern und in der Pubertät<br />
• Symptome häufig milder als bei Hodentorsionen<br />
• im Zweifelsfall oder bei ausgeprägten Schmerzen<br />
oder sek. Entzündungszeichen freilegen!<br />
Schulärztefortbildung, November 2012, Linz
3<br />
Akutes Skrotum<br />
Hodentorsion<br />
Torsion des Funikulus<br />
spermaticus und damit Drehung<br />
des Hodens um s<strong>ein</strong>e<br />
Längsachse mit konsekutiver<br />
Drosselung der<br />
Hodendurchblutung mit dem<br />
Risiko <strong>ein</strong>er hämorrhagischen<br />
Infarzierung und Nekrose des<br />
Hodens innerhalb von 6-8<br />
Stunden<br />
A. intravaginal<br />
B. extravaginal<br />
• Inzidenzgipfel: < 2. Lj. (auch intrauterin oder perinatal)<br />
12. – 20. Lj<br />
• 60% links<br />
• erhöhtes Risiko bei Hodenhochstand<br />
Schulärztefortbildung, November 2012, Linz
3<br />
Akutes Skrotum<br />
Hodentorsion – Therapie<br />
rasche Hodenfreilegung und Detorquierung<br />
skrotaler oder inguinaler Zugang<br />
Hoden erholt sich<br />
skrotale Orchidopexie<br />
und prophylaktische<br />
kontralaterale Pexie<br />
Hoden bleibt<br />
schwarz<br />
Orchiektomie<br />
ggf. Hodenprothese<br />
Schulärztefortbildung, November 2012, Linz
3<br />
Akutes Skrotum<br />
Epididymitis / -orchitis<br />
NH-Entzündung re.<br />
Meatusstenose bei Z. n.<br />
Zircumzision<br />
• virale oder bakterielle Entzündung des<br />
Nebenhodens u./o. des Hodens<br />
• im Kindesalter selten!<br />
• häufig mit Harnwegsobstruktionen<br />
vergesellschaftet<br />
• Sollte nur nach sicherem Ausschluss<br />
<strong>ein</strong>er Hodentorsion diagnostiziert<br />
<strong>werden</strong>!<br />
Schulärztefortbildung, November 2012, Linz
3<br />
Akutes Skrotum<br />
Zusammenfassung<br />
Epididymitis Hodentorsion Hydatidentorsion<br />
Beginn<br />
subakut - akut<br />
akut<br />
akut<br />
Übelkeit<br />
fehlt<br />
oft<br />
gelegentlich<br />
Schmerz<br />
stark<br />
„vernichtend“<br />
stark, umschrieben<br />
Fieber<br />
hoch<br />
n<strong>ein</strong><br />
n<strong>ein</strong><br />
Prehnsches<br />
Zeichen<br />
positiv<br />
negativ<br />
negativ<br />
Alter<br />
Urin<br />
meist >18 J.<br />
Leukozyturie,<br />
Bakteriurie<br />
Neugeborene,<br />
10-14 J.<br />
ohne Befund<br />
Kinder, v.a.<br />
10-14 J.<br />
ohne Befund<br />
Blut<br />
Leukozytose<br />
ohne Befund<br />
o. B.<br />
Schulärztefortbildung, November 2012, Linz
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.