Buch der Lieder, by Heinrich Heine - Sankt Petersburg auf ajk.net
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XX<br />
Still ist die Nacht, es ruhen die Gassen,<br />
In diesem Hause wohnte mein Schatz;<br />
Sie hat schon längst die Stadt verlassen,<br />
Doch steht noch das Haus <strong>auf</strong> demselben Platz.<br />
Da steht auch ein Mensch und starrt in die Höhe.<br />
Und ringt die Hände vor Schmerzensgewalt;<br />
Mir graust es, wenn ich sein Antlitz sehe --<br />
Der Mond zeigt mir meine eigne Gestalt.<br />
Du Doppelgänger! du bleicher Geselle!<br />
Was äffst du nach mein Liebesleid,<br />
Das mich gequält <strong>auf</strong> dieser Stelle,<br />
So manche Nacht, in alter Zeit?<br />
XXI<br />
Wie kannst du ruhig schlafen,<br />
Und weißt, ich lebe noch?<br />
Der alte Zorn kommt wie<strong>der</strong>,<br />
Und dann zerbrech ich mein Joch.<br />
Kennst du das alte Liedchen:<br />
Wie einst ein toter Knab<br />
Um Mitternacht die Geliebte<br />
Zu sich geholt ins Grab?<br />
Glaub mir, du wun<strong>der</strong>schönes,<br />
Du wun<strong>der</strong>holdes Kind,<br />
Ich lebe und bin noch stärker<br />
Als alle Toten sind!<br />
XXII<br />
"Die Jungfrau schläft in <strong>der</strong> Kammer,<br />
Der Mond schaut zitternd hinein;<br />
Da draußen singt es und klingt es,<br />
Wie Walzermelodein.<br />
Ich will mal schaun aus dem Fenster,<br />
Wer drunten stört meine Ruh.<br />
Da steht ein Totengerippe,<br />
Und fiedelt und singt dazu: