Fremdblutsparende Verfahren in der operativen ... - Hämotherapie
Fremdblutsparende Verfahren in der operativen ... - Hämotherapie
Fremdblutsparende Verfahren in der operativen ... - Hämotherapie
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Fremdblutsparende</strong> <strong>Verfahren</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>operativen</strong> Mediz<strong>in</strong><br />
›››<br />
Dr. med. Burkard Rudlof, M.Sc.<br />
Kl<strong>in</strong>iken St. Antonius, Wuppertal<br />
E<strong>in</strong>leitung<br />
ren zukünftig neu bewertet werden<br />
muss.<br />
17<br />
Zusammenfassung<br />
Viele fremdblutsparende Maßnahmen wurden<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Zeit entwickelt, als das hohe Risiko<br />
<strong>der</strong> Fremdblutgabe e<strong>in</strong>ige riskante und wenig<br />
effektive <strong>Verfahren</strong> rechtfertigte. Der hohe<br />
Sicherheitsstandard im Transfusionswesen<br />
macht es notwendig, sich mit diesen <strong>Verfahren</strong><br />
kritisch ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>zusetzen, auch wenn die<br />
zunehmende Ressourcenverknappung diese<br />
<strong>Verfahren</strong> wie<strong>der</strong> attraktiv ersche<strong>in</strong>en lässt.<br />
Folgende <strong>Verfahren</strong> s<strong>in</strong>d unter Betrachtung <strong>der</strong><br />
Sicherheit und Effektivität zu empfehlen:<br />
· gründliche Ger<strong>in</strong>nungsanamnese<br />
· Aufrechterhaltung <strong>der</strong> <strong>in</strong>tra<strong>operativen</strong><br />
Normothermie<br />
· Vermeidung von Azidosen<br />
· Korrektur von Hypokalzämien<br />
· Prophylaktischer E<strong>in</strong>satz von Antifi br<strong>in</strong>olytika<br />
bei bestimmten Operationen<br />
· Eigenblutspende bei optimaler Planung<br />
· Masch<strong>in</strong>elle Autotransfusion<br />
· Zurückhaltendes Transfusionsverhalten<br />
Die Gabe von Fremdblut ist <strong>in</strong> vielen<br />
Fällen lebensrettend und mit e<strong>in</strong>er<br />
äußerst niedrigen Komplikationsrate<br />
verbunden. Nicht zuletzt das<br />
Transfusionsgesetz von 1998 führte<br />
zu e<strong>in</strong>er deutlichen Reduktion <strong>der</strong><br />
transfusionsassoziierten Infektionen.<br />
Viele fremdblutsparende <strong>Verfahren</strong><br />
stammen aus e<strong>in</strong>er Zeit, <strong>in</strong> <strong>der</strong> das<br />
Risiko <strong>der</strong> Fremdblutgabe deutlich<br />
höher war und daher auch e<strong>in</strong> Risiko<br />
o<strong>der</strong> ger<strong>in</strong>ger Nutzen <strong>der</strong> Therapien<br />
<strong>in</strong> Kauf genommen wurde. E<strong>in</strong>ige<br />
dieser <strong>Verfahren</strong> gelten daher heut-<br />
Der vorliegende Artikel gibt e<strong>in</strong>en<br />
Überblick über verschiedene <strong>Verfahren</strong><br />
und versucht e<strong>in</strong>e Bewertung.<br />
Reduktion<br />
des Blutverlustes<br />
Neben dem manuellen Geschick<br />
des Operateurs und <strong>der</strong> Operationstechnik<br />
kommt <strong>der</strong> Aufrechterhaltung<br />
o<strong>der</strong> Optimierung <strong>der</strong> Hämostase<br />
e<strong>in</strong>e wesentliche Rolle bei <strong>der</strong> M<strong>in</strong>imierung<br />
<strong>der</strong> Blutung zu. Lei<strong>der</strong> wird<br />
Ausgabe 11<br />
2008<br />
Summary<br />
Measures to avoid allogeneic blood transfusion<br />
have been developed, when the high risk of<br />
transfusion justifi ed some risky and nearly<br />
<strong>in</strong>effective procedures. The high standard <strong>in</strong><br />
transfusion medic<strong>in</strong>e requires a critical look<br />
at these methods, even when the <strong>in</strong>creas<strong>in</strong>g<br />
shortage of resources casts the methods<br />
benefi cial.<br />
The follow<strong>in</strong>g methods can be recommended<br />
consi<strong>der</strong><strong>in</strong>g the safety and effectivity:<br />
· detailed history of clott<strong>in</strong>g disor<strong>der</strong>s<br />
· <strong>in</strong>traoperative normothermia<br />
· avoidance of acidosis<br />
· adjustment of hypocalcaemia<br />
· prophylactic use of antifi br<strong>in</strong>olytics <strong>in</strong><br />
special procedures<br />
· autologous blood therapy un<strong>der</strong> optimal<br />
tim<strong>in</strong>g conditions<br />
· autotransfusion<br />
· reluctant use of homologous blood<br />
zutage als obsolet.<br />
Zwischenzeitlich war sogar die Frage<br />
durchaus berechtigt, ob die Fahrt<br />
zur Eigenblutspende nicht riskanter<br />
sei als die Transfusion von Fremdblut.<br />
Beson<strong>der</strong>s die Eigenblutverfahren<br />
s<strong>in</strong>d dadurch <strong>in</strong> Verruf geraten.<br />
Die demographische Entwicklung<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland<br />
führt aber schon heute zu ernsten<br />
Versorgungsengpässen und dieser<br />
Trend wird <strong>in</strong> den nächsten Jahren<br />
manchmal im kl<strong>in</strong>ischen Alltag <strong>in</strong> teilweise<br />
grotesker Art gegen diese e<strong>in</strong>fachen<br />
Regeln verstoßen.<br />
Ausschluss von Hämophilien<br />
Hämophilien wie das von Willebrand-Syndrom<br />
s<strong>in</strong>d beileibe ke<strong>in</strong>e<br />
Raritäten. Zwar s<strong>in</strong>d nicht alle Formen<br />
wirklich kl<strong>in</strong>isch relevant, aber <strong>in</strong><br />
Extremsituationen können sie durchaus<br />
e<strong>in</strong>e Blutstillungsverzögerung<br />
bewirken (1).<br />
andauern, denn die Zahl <strong>der</strong> über<br />
60jährigen (potentielle Empfänger)<br />
Die üblicherweise präoperativ be-<br />
wird zunehmen und die Zahl <strong>der</strong><br />
stimmten Ger<strong>in</strong>nungsparameter (Quick<br />
unter 60jährigen (potentielle Erst-<br />
und PTT) s<strong>in</strong>d bei weitem nicht so aus-<br />
Spen<strong>der</strong>) wird abnehmen. Es ist<br />
sagekräftig wie e<strong>in</strong>e gründliche Anam-<br />
daher anzunehmen, dass <strong>der</strong> Stel-<br />
nese. Aufwendige Fragebögen erfas-<br />
lenwert fremdblutsparen<strong>der</strong> Verfah-<br />
sen zwar sehr detailliert alle Risiken (2),
››<br />
18<br />
bereits e<strong>in</strong>getretener Blutung ist zum<br />
e<strong>in</strong>en zu spät, meist unterdosiert und<br />
häufig auch gar nicht hilfreich (3,4).<br />
Ausgabe 11<br />
2008<br />
jedoch hat sich <strong>in</strong> unserer Kl<strong>in</strong>ik gezeigt,<br />
dass die praktische Durchführbarkeit<br />
wegen des Zeitaufwands nicht<br />
praktikabel ersche<strong>in</strong>t. Neben <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en<br />
Frage nach längerer Blutungszeit,<br />
Hämatomneigung und E<strong>in</strong>nahme<br />
ger<strong>in</strong>nungshemmen<strong>der</strong> Medikamente<br />
haben sich <strong>in</strong> unserer Kl<strong>in</strong>ik<br />
die folgenden Fragen ohne Anspruch<br />
auf wissenschaftliche Überprüfung bewährt:<br />
1. (bei Frauen) Ist o<strong>der</strong> war die<br />
Menstruationsblutung verstärkt<br />
o<strong>der</strong> verlängert?<br />
2. Kam es nach e<strong>in</strong>er Zahnextraktion<br />
zu e<strong>in</strong>er Nachblutung?<br />
3. Kam es bei Operationen zu<br />
Nachblutungen?<br />
4. Wurden jemals Transfusionen<br />
durchgeführt? Wenn ja, war <strong>der</strong><br />
Anlass ausreichend?<br />
Der Verdacht kann mit <strong>der</strong> <strong>in</strong> vivo<br />
Blutungszeit nach Ivy leicht bestätigt<br />
werden. E<strong>in</strong>e normale Blutungszeit<br />
h<strong>in</strong>gegen schließt e<strong>in</strong>e Hämophilie<br />
nicht sicher aus. Bei e<strong>in</strong>em pathologischen<br />
Befund o<strong>der</strong> weiter bestehendem<br />
Verdacht sollte e<strong>in</strong>e hämostaseologische<br />
Abklärung erfolgen,<br />
da nur so e<strong>in</strong>e gezielte Therapie<br />
durchgeführt werden kann. Die ungezielte<br />
Therapie mit Frischplasma bei<br />
Das Absetzen ger<strong>in</strong>nungshemmen<strong>der</strong><br />
Medikamente muss nach den<br />
Zeitvorgaben <strong>der</strong> Tabelle 1 erfolgen.<br />
Bei kritischen Revaskularisationen<br />
o<strong>der</strong> Stente<strong>in</strong>lagen sollte auf jeden<br />
Fall e<strong>in</strong>e Rücksprache mit Kardiologen,<br />
Angiologen o<strong>der</strong> Gefäßchirurgen<br />
erfolgen. Gegebenenfalls muss<br />
dann das erhöhte Risiko e<strong>in</strong>er Nachblutung<br />
<strong>in</strong> Kauf genommen werden.<br />
Une<strong>in</strong>igkeit herrscht über die Frage,<br />
ob niedrig dosierte Acetysalicylsäure<br />
bei bestehen<strong>der</strong> KHK o<strong>der</strong> kritischen<br />
Carotisstenosen präoperativ abgesetzt<br />
werden sollte.<br />
Sicherheitsabstand zwischen<br />
OP und Absetzen von Antikoagulantien<br />
Zeitlicher<br />
Abstand<br />
Laborkontrolle<br />
• Unfraktionierte Hepar<strong>in</strong>e 4 h Thrombozyten<br />
(low dose)<br />
bei Therapie > 5 Tagen<br />
• Unfraktionierte Hepar<strong>in</strong>e 4 h aPPT, Thrombozyten<br />
(high dose)<br />
• Nie<strong>der</strong>molekulare Hepar<strong>in</strong>e 10 – 12 h Thrombozyten<br />
(low dose)<br />
bei Therapie > 5 Tagen<br />
• Nie<strong>der</strong>molekulare Hepar<strong>in</strong>e 24 h Thrombozyten<br />
(high dose)<br />
bei Therapie > 5 Tagen<br />
• Fondapar<strong>in</strong>ux<br />
20 – 22 h<br />
• Kumar<strong>in</strong>e INR < 1,4<br />
• Hirud<strong>in</strong>e (Lepirud<strong>in</strong>, Desirud<strong>in</strong>)<br />
• Melagatran<br />
• Acetylsalicylsäure<br />
• Clopidogrel<br />
• Ticlopid<strong>in</strong><br />
8 – 10 h<br />
8 – 10 h<br />
> 2 Tage<br />
> 7 Tage<br />
> 10 Tage<br />
›<br />
Tabelle 1
Zusammenhang zwischen Temperatur und aPTT <br />
›››<br />
55<br />
‹<br />
Abbildung 1<br />
50<br />
Die blaue L<strong>in</strong>ie zeigt den<br />
temperaturkorrigierten Messwert.<br />
Die rote L<strong>in</strong>ie ist nicht temperaturkorrigiert.<br />
aPTT<br />
45<br />
19<br />
40<br />
35<br />
30<br />
37<br />
35<br />
33<br />
Temperatur <strong>in</strong> °C<br />
31<br />
29<br />
Fall vermieden werden. E<strong>in</strong> Abs<strong>in</strong>ken<br />
des pH auf 7,0 führt zu e<strong>in</strong>em Abfall<br />
<strong>der</strong> Thromb<strong>in</strong>aktivierung um 70 %<br />
und des Faktors VIIa um 90 % (6).<br />
Ausgabe 11<br />
2008<br />
Azidosen treten <strong>in</strong>traoperativ meist<br />
Aufrechterhaltung <strong>der</strong><br />
Normothermie<br />
Dies ist wahrsche<strong>in</strong>lich die e<strong>in</strong>fachste<br />
und zugleich am häufigsten<br />
missachtete fremdblutsparende Maßnahme.<br />
Perioperative Hypothermie<br />
entsteht bereits bei <strong>der</strong> Narkosee<strong>in</strong>leitung<br />
durch Umverteilung <strong>in</strong>nerhalb<br />
weniger M<strong>in</strong>uten (5). Die ausgeschalteten<br />
Gegenregulationsmechanismen<br />
und wahrsche<strong>in</strong>lich auch e<strong>in</strong>e Sollwertverstellung<br />
tun neben e<strong>in</strong>em kalten<br />
OP-Saal und e<strong>in</strong>er großen Wundfläche<br />
mit entsprechen<strong>der</strong> Verdunstungskälte<br />
ihr Übriges.<br />
Es gilt als gesichert, dass Normothermie<br />
zu weniger Wundheilungsstörungen,<br />
weniger peri<strong>operativen</strong><br />
Myokard<strong>in</strong>farkten und auch <strong>in</strong>sgesamt<br />
zu e<strong>in</strong>er höheren Überlebensrate<br />
führt (5).<br />
Der Abfall <strong>der</strong> Körpertemperatur<br />
führt zu e<strong>in</strong>er Reduktion aller enzymatischen<br />
Vorgänge. Dies betrifft natürlich<br />
auch die Blutger<strong>in</strong>nung. Im Labor<br />
werden Blutproben zur Ger<strong>in</strong>nungsanalytik<br />
auf 37 °C erwärmt, um standardisierte<br />
Bed<strong>in</strong>gungen zu schaffen.<br />
Die Kältehämophilie ist daher im<br />
Rout<strong>in</strong>elabor nicht nachweisbar. Erst<br />
wenn man zur Analytik die Temperatur<br />
im Wasserbad auf die Temperatur<br />
des Patienten e<strong>in</strong>stellt, wird das Ausmaß<br />
<strong>der</strong> Ger<strong>in</strong>nungsstörung sichtbar<br />
(Abbildung 1). Der E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Normothermie<br />
auf die Reduktion des<br />
Blutverlustes konnte auch <strong>in</strong> vielen<br />
kl<strong>in</strong>ischen Untersuchungen nachgewiesen<br />
werden. Weitere prospektive<br />
Studien s<strong>in</strong>d aber wegen <strong>der</strong> e<strong>in</strong>deutig<br />
gesicherten Vorteile <strong>der</strong> Normothermie<br />
wahrsche<strong>in</strong>lich ethisch nicht<br />
mehr vertretbar.<br />
Vermeidung von Azidosen<br />
Das pH-Optimum für die Ger<strong>in</strong>nungsproteasen<br />
liegt bei e<strong>in</strong>em pH-<br />
Wert zwischen 8 und 8,5. Dieser<br />
Wert hätte aber erhebliche negative<br />
Auswirkungen auf die Sauerstoffabgabe<br />
und sollte daher auf jeden<br />
als metabolische Azidosen durch<br />
Perfusionsstörungen auf. Prophylaktisch<br />
muss auf e<strong>in</strong>e angemessene<br />
Flüssigkeitszufuhr geachtet werden.<br />
Ke<strong>in</strong>esfalls darf es aber zu e<strong>in</strong>er<br />
Überfüllung des Intravasalraumes<br />
kommen. Das früher häufig propagierte<br />
Konzept des „Volumenpolsters“<br />
führt zu e<strong>in</strong>em venösen Pool<strong>in</strong>g<br />
und damit zu e<strong>in</strong>em erhöhten Blutverlust<br />
durch venöse Sickerblutungen.<br />
Dies macht sich beson<strong>der</strong>s<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Leberchirurgie bemerkbar (7).<br />
Auf Expertenniveau wird e<strong>in</strong>e Pufferung<br />
ab e<strong>in</strong>em pH-Wert von 7,15<br />
empfohlen. Ob Trispuffer o<strong>der</strong> Natriumhydrogenkarbonat<br />
e<strong>in</strong>gesetzt<br />
werden soll, ist <strong>der</strong>zeit nicht geklärt.<br />
Vermeidung<br />
von Hypokalzämie<br />
Entscheidend für die Wirksamkeit<br />
von Kalzium ist <strong>der</strong> freie ionisierte<br />
Anteil. Die üblichen Laborbestimmungen<br />
s<strong>in</strong>d praktisch ohne Aussage.<br />
Der ionisierte Anteil kann nur<br />
zusammen mit e<strong>in</strong>er Blutgasanalyse
››<br />
20<br />
bestimmt werden. Hypokalzämien<br />
treten im Zusammenhang mit be-<br />
reiches Studienmaterial vor allem<br />
für den Bereich <strong>der</strong> Orthopädie und<br />
sprechendes aussagekräftiges Studienmaterial<br />
vorliegt.<br />
stimmten Krankheitsbil<strong>der</strong>n wie <strong>der</strong><br />
Herzchirurgie vor (9–13). Studien <strong>in</strong><br />
Ausgabe 11<br />
2008<br />
Pankreatitis, aber viel häufiger iatrogen<br />
durch übermäßige Zitratzufuhr<br />
bei Massentransfusionen auf. Ab<br />
an<strong>der</strong>en Bereichen wie <strong>der</strong> onkologischen<br />
Viszeralchirurgie s<strong>in</strong>d<br />
schwierig, da das operative Vorge-<br />
E<strong>in</strong>e Zwischenauswertung <strong>der</strong><br />
BART-Studie hat zur Marktrücknahme<br />
des 2 -Antiplasm<strong>in</strong>s Aprot<strong>in</strong><strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em ionisierten Kalziumwert von<br />
hen durch die Tumorausdehnung<br />
geführt. Zwar war Aprot<strong>in</strong><strong>in</strong><strong>in</strong> bezüg-<br />
1,0 mmol/l ist die Substitution nicht<br />
bestimmt wird und vergleichbare<br />
lich des Blutverlustes bei herzchir-<br />
nur aus ger<strong>in</strong>nungsphysiologischen<br />
Gruppen nur <strong>in</strong> sehr großen Kollek-<br />
urgischen Patienten effektiver als<br />
Aspekten, son<strong>der</strong>n auch aus kardi-<br />
tiven möglich s<strong>in</strong>d. Der E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong><br />
Tranexamsäure o<strong>der</strong> Am<strong>in</strong>ocapron-<br />
aler Sicht s<strong>in</strong>nvoll. Die häufig aufge-<br />
diesen Bereichen sollte mit großer<br />
säure (<strong>in</strong> Deutschland nicht erhältlich),<br />
worfene Frage, ob die Substitution<br />
Vorsicht erfolgen, da es durchaus<br />
aber das Mortalitätsrisiko war unter<br />
mit Kalziumchlorid o<strong>der</strong> Kalziumglu-<br />
möglich ist, dass im Rahmen e<strong>in</strong>es<br />
Aprot<strong>in</strong><strong>in</strong> auch signifikant erhöht (14).<br />
konat erfolgen soll, sche<strong>in</strong>t ke<strong>in</strong>e Be-<br />
paraneoplastischen Syndroms e<strong>in</strong>e<br />
Dadurch steht <strong>in</strong> Deutschland nur<br />
deutung zu haben (8).<br />
erhöhte Thromboseneigung vorlie-<br />
mehr Tranexamsäure als Antifibr<strong>in</strong>o-<br />
gen kann. In unserer Kl<strong>in</strong>ik setzen<br />
lytikum zur Verfügung.<br />
wir Antifibr<strong>in</strong>olytika daher nur bei<br />
Prophylaktischer E<strong>in</strong>satz<br />
diffuser Blutungsneigung e<strong>in</strong>. Das<br />
Tranexamsäure kann entwe<strong>der</strong> als<br />
von Antifibr<strong>in</strong>olytika<br />
Gleiche gilt für die Sectio caesarea,<br />
Bolus (15mg/kgKG) alle 6 Stunden<br />
wegen des prokoagulatorischen<br />
o<strong>der</strong> als Bolus mit anschließen<strong>der</strong><br />
Antifibr<strong>in</strong>olytika verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n die Fibri-<br />
Übergewichts von Schwangeren. Der<br />
Dauer<strong>in</strong>fusion von 3–5mg/kgKG/h<br />
nolyse, <strong>in</strong>dem sie die Synthese von<br />
prophylaktische E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> diesen<br />
gegeben werden. Kontra<strong>in</strong>dikationen<br />
Plasm<strong>in</strong> aus Plam<strong>in</strong>ogen verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />
Bereichen sollte unserer Me<strong>in</strong>ung<br />
s<strong>in</strong>d vor allem nachgewiesene Throm-<br />
(Abbildung 2). Es liegt umfang-<br />
nach erst dann erfolgen, wenn ent-<br />
bophilien. Bei Nieren<strong>in</strong>suffizienz sollte<br />
e<strong>in</strong>e Dosisanpassung erfolgen.<br />
Wirkung von Antifibr<strong>in</strong>olytika und 2 -Antiplasm<strong>in</strong>en<br />
Plasm<strong>in</strong>ogen<br />
Aktivatoren<br />
Fibr<strong>in</strong><br />
Plasm<strong>in</strong><br />
Hemmung durch<br />
Antifibr<strong>in</strong>olytika<br />
(Tranexamsäure,<br />
Am<strong>in</strong>ocapronsäure)<br />
Fibr<strong>in</strong>spaltprodukte<br />
Hemmung durch<br />
2 -Antiplasm<strong>in</strong>e<br />
(Aprot<strong>in</strong><strong>in</strong>)<br />
„Ausreichend“<br />
hoher Hämatokrit<br />
Wie weiter unten gezeigt wird, führt<br />
e<strong>in</strong> hoher Hämatokrit zu e<strong>in</strong>er verbesserten<br />
Blutstillung, <strong>in</strong>dem Thrombozyten<br />
zum Gefäßrand h<strong>in</strong> gedrängt<br />
‹<br />
Abbildung 2<br />
Der physiologische Ablauf ist blau gekennzeichnet.<br />
Die pharmakologischen E<strong>in</strong>griffsmöglichkeiten s<strong>in</strong>d rot<br />
dargestellt.
›››<br />
werden. E<strong>in</strong>e konsequente Anwendung<br />
dieses Effektes hätte aber zur<br />
Folge, dass Blutungen auf Kosten<br />
von Erythrozytenkonzentraten vermieden<br />
werden. Es erklärt aber, warum<br />
Operateure immer wie<strong>der</strong> beklagen,<br />
dass Patienten nach <strong>der</strong><br />
Eigenblutspende vermehrt bluten,<br />
obwohl plasmatische Ger<strong>in</strong>nung und<br />
Thrombozytenzahl den Ausgangswert<br />
längst wie<strong>der</strong> erreicht haben.<br />
E<strong>in</strong>e Anhebung des Hämoglob<strong>in</strong>wertes<br />
auf 10g/dl kann daher nur<br />
bei schweren Blutungen empfohlen<br />
werden (15). Als Prophylaxe sche<strong>in</strong>t<br />
dieses <strong>Verfahren</strong> ungeeignet.<br />
Reduktion <strong>der</strong> Fremdblutgabe<br />
trotz Blutverlust<br />
Akute normovoläme<br />
Hämodilution<br />
Die Idee <strong>der</strong> akuten normo- o<strong>der</strong><br />
sogar hypervolämen Hämodilution ist<br />
es, durch aggressive Eigenblutentnahme<br />
und Gabe von Volumenersatzmitteln<br />
vor dem E<strong>in</strong>griff den<br />
Hämatokrit auf Werte um 20 %, o<strong>der</strong><br />
sogar darunter, zu senken und damit<br />
e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>geren Nettoverlust an Erythrozyten<br />
zu erzielen, da bei gleichem<br />
Blutverlust dann die Menge an<br />
verlorenen Erythrozyten ger<strong>in</strong>ger ist.<br />
Nachdem die Operation vorbei ist,<br />
werden die Erythrozyten retransfundiert<br />
und <strong>der</strong> Hämatokrit ist höher als<br />
ohne Hämodilution.<br />
Dieses auf den ersten Blick sehr<br />
logische Konzept stößt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis<br />
neben dem Risiko e<strong>in</strong>er anämischen<br />
Hypoxie <strong>in</strong> kritischen Organen wie<br />
dem Herzen während <strong>der</strong> Dilutionsphase<br />
auf e<strong>in</strong>ige Probleme.<br />
Bei <strong>der</strong> Blutentnahme werden nicht<br />
nur Erythrozyten, son<strong>der</strong>n auch<br />
Thrombozyten und Ger<strong>in</strong>nungsfaktoren<br />
entzogen.<br />
Der ger<strong>in</strong>gere Hämatokrit führt<br />
zudem per se zu e<strong>in</strong>er Koagulopathie.<br />
Erythrozyten sorgen dafür, dass<br />
die Thrombozyten an die Gefäßwand<br />
gedrängt werden. Die Synthese von<br />
Thromboxan B 2 (Metabolit des kurzlebigen<br />
Thromboxan A 2 ) nach Kollagenstimulation<br />
ist unter Abwesenheit<br />
von Erythrozyten halbiert. Die<br />
Adenos<strong>in</strong>diphosphatkonzentration ist<br />
sogar um das 6,9-fache verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t<br />
(16). Insgesamt kommt es also zu<br />
e<strong>in</strong>er deutlichen Bee<strong>in</strong>trächtigung<br />
<strong>der</strong> Hämostase (15).<br />
Wird die Hämodilution hypervoläm<br />
durchgeführt, kommt es wie oben<br />
bereits erwähnt zu e<strong>in</strong>er Zunahme<br />
venöser Sickerblutungen. Desweiteren<br />
führen solche Konzepte neben<br />
e<strong>in</strong>er Überwässerung zu e<strong>in</strong>er Zerstörung<br />
<strong>der</strong> endothelialen Glykokalix<br />
durch vermehrte Ausschüttung von<br />
atrialem natriuretischen Peptid (17).<br />
Selbst wenn sich dies nicht auf den<br />
Blutverlust auswirkt, liegt <strong>der</strong> theoretische<br />
Gew<strong>in</strong>n an Erythrozyten unter<br />
Ausnutzung aller Möglichkeiten selten<br />
höher als e<strong>in</strong> halbes Erythrozytenkonzentrat.<br />
Es verwun<strong>der</strong>t daher<br />
nicht, dass <strong>in</strong> Metaanalysen die Wirksamkeit<br />
nicht nachvollziehbar ist<br />
(18).<br />
Im Tierversuch zeigten sich unter<br />
aggressiver Hämodilution und kontrollierter<br />
Hypotension deutliche Hirnschäden<br />
(19).<br />
Da e<strong>in</strong> Effekt daher überhaupt nur<br />
denkbar ist, wenn das <strong>Verfahren</strong> sehr<br />
aggressiv betrieben wird, muss mit<br />
erheblichen Risiken wie erhöhter<br />
21<br />
Ausgabe 11<br />
2008
››<br />
22<br />
Ausgabe 11<br />
2008<br />
postoperativer Komplikationsrate und<br />
längerer Liegedauer bei <strong>der</strong> Anwendung<br />
gerechnet werden. Dieses <strong>Verfahren</strong><br />
sollte daher nicht mehr zur<br />
Anwendung kommen.<br />
Eigenblutspende<br />
Die Eigenblutspende ist <strong>der</strong> Klassiker<br />
unter den fremdblutsparenden<br />
<strong>Verfahren</strong>.<br />
Die so genannte „Bocksprung“-<br />
Methode wird praktisch nicht mehr<br />
angewandt und soll nur <strong>der</strong> Vollständigkeit<br />
halber erwähnt werden. Dabei<br />
werden dem Patienten bei je<strong>der</strong><br />
Sitzung die bereits entnommenen<br />
Erythrozytenkonzentrate retransfundiert<br />
und anschließend wird die gleiche<br />
Menge plus e<strong>in</strong>e weitere Blutkonserve<br />
wie<strong>der</strong> entnommen. So ist<br />
theoretisch mit genügend Zeit jede<br />
beliebige Konservenzahl erhältlich.<br />
verbessern und <strong>der</strong> Mangel an Blutkonserven<br />
dazu zw<strong>in</strong>gt, den für den<br />
Aufwand relativ ger<strong>in</strong>gen Gew<strong>in</strong>n <strong>in</strong><br />
Kauf zu nehmen.<br />
Man nutzt dabei die bis zu 49tägige<br />
Haltbarkeit <strong>der</strong> Erythrozytenkonzentrate<br />
aus. Dem Patienten werden<br />
<strong>in</strong>nerhalb von 14 Tagen 2–3 Blutkonserven<br />
entnommen. Die leichte Anämie<br />
sorgt für e<strong>in</strong>e verstärkte Produktion<br />
von Erythrozyten und die Thrombozyten<br />
und Ger<strong>in</strong>nungsfaktoren<br />
können <strong>in</strong> dieser Zeit leicht nachgeliefert<br />
werden. Die Operation sollte<br />
dann idealerweise kurz vor Verfall <strong>der</strong><br />
Erythrozytenkonzentrate angesetzt<br />
werden.<br />
Die Erythropoese kann durch Gabe<br />
von Erythropoet<strong>in</strong> verstärkt werden.<br />
Dies macht vor allem bei anämischen<br />
wie z. B. Tumor-Patienten<br />
S<strong>in</strong>n. Bewährt hat sich e<strong>in</strong>e Gabe<br />
von 12 x 50i.E./kgKG über e<strong>in</strong>en<br />
Zeitraum von 6 Wochen. Bei <strong>der</strong> Indikationsstellung<br />
sollte aber immer<br />
an e<strong>in</strong>e eventuelle Progression des<br />
Tumorwachstums gedacht werden.<br />
Voraussetzung für die Anwendung<br />
ist zum e<strong>in</strong>en die risikoarme Blutspende.<br />
Risikopatienten profitieren<br />
von diesem <strong>Verfahren</strong> sicherlich<br />
nicht. Des Weiteren muss e<strong>in</strong>e gute<br />
Planbarkeit vorhanden se<strong>in</strong>. Es wäre<br />
fatal, wenn die Konserven verfallen<br />
o<strong>der</strong> bereits wenige Tage nach <strong>der</strong><br />
letzten Spende operiert wird.<br />
Bei <strong>der</strong> Beurteilung des E<strong>in</strong>spareffektes<br />
darf man nicht davon ausgehen,<br />
dass man nun 2–3 Konserven<br />
gewonnen hätte. Der Spareffekt ist<br />
nur die Menge an neu gebildeten<br />
Erythrozyten und liegt maximal <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Größenordnung von e<strong>in</strong>em Erythrozytenkonzentrat.<br />
E<strong>in</strong>e Metaanalyse<br />
kommt sogar zu dem Schluss, dass<br />
kl<strong>in</strong>ische Daten für e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige<br />
Handlungsempfehlung nicht vorhanden<br />
s<strong>in</strong>d (20).<br />
In Zukunft ist es aber denkbar, dass<br />
längere Lagerzeiten die Effektivität<br />
Masch<strong>in</strong>elle Autotransfusion<br />
Bei diesem <strong>Verfahren</strong> wird e<strong>in</strong> spezieller<br />
Op-Sauger benutzt, bei dem<br />
während des Absaugens e<strong>in</strong>e hepar<strong>in</strong>isierte<br />
Kochsalzlösung zugesetzt<br />
wird. Das jetzt unger<strong>in</strong>nbare Blut<br />
wird gesammelt. Ab e<strong>in</strong>er bestimmten<br />
Menge wird das Blut <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Zentrifuge<br />
aufbereitet. Dabei sammeln<br />
sich die schweren Erythrozyten am<br />
Rand und durch Zufuhr von Spüllösung<br />
werden Hepar<strong>in</strong> und an<strong>der</strong>e<br />
Verunre<strong>in</strong>igungen heraus gewaschen.<br />
Es entsteht e<strong>in</strong> hochwertiges Erythrozytenkonzentrat,<br />
welches retransfundiert<br />
werden kann.<br />
Der E<strong>in</strong>spareffekt kann je nach Blutverlust<br />
erheblich se<strong>in</strong>. Viele gefäßchirurgische<br />
E<strong>in</strong>griffe s<strong>in</strong>d ohne<br />
dieses <strong>Verfahren</strong> kaum denkbar. Problematisch<br />
s<strong>in</strong>d die hohen Anschaffungskosten,<br />
so dass dieses Verfah-
›››<br />
ren nur empfohlen werden kann,<br />
wenn es auch häufig zur Anwendung<br />
Neben dem E<strong>in</strong>spareffekt sche<strong>in</strong>t<br />
dieses <strong>Verfahren</strong> auch immunolo-<br />
also vor Eröffnung des Darmes –<br />
statt. Bis zu diesem Zeitpunkt kann<br />
23<br />
kommt.<br />
gische Vorteile zu besitzen. Zwar<br />
auch bei diesen Operationen das<br />
Die Anwendung erfor<strong>der</strong>t ke<strong>in</strong>erlei<br />
Vorlaufzeit und kann auch bei Notfall-<br />
glaubte man, dass die E<strong>in</strong>führung <strong>der</strong><br />
Leukozytendepletion den immunsuppressiven<br />
Effekt homologer Blutprä-<br />
Blut retransfundiert werden.<br />
Bei <strong>der</strong> Bestrahlung muss gesichert<br />
Ausgabe 11<br />
2008<br />
e<strong>in</strong>griffen e<strong>in</strong>gesetzt werden. Ledig-<br />
parate wesentlich verm<strong>in</strong><strong>der</strong>n würde,<br />
se<strong>in</strong>, dass sie stattgefunden hat und<br />
lich e<strong>in</strong> bakteriell kontam<strong>in</strong>iertes OP-<br />
dies konnte <strong>in</strong> kl<strong>in</strong>ischen Studien<br />
ausreichend war. Entsprechende mit<br />
Feld stellt e<strong>in</strong>e klare Kontra<strong>in</strong>dikation<br />
jedoch nicht bestätigt werden.<br />
Röntgenfilm markierte Blutbeutel<br />
dar, obwohl theoretisch durch e<strong>in</strong>e<br />
Keown et al. sehen die Erklärung <strong>in</strong><br />
sichern zum<strong>in</strong>dest, dass e<strong>in</strong>e Be-<br />
ausreichende Waschung zum<strong>in</strong>dest<br />
<strong>der</strong> Phagozytose alterierter trans-<br />
strahlung stattgefunden hat. Auch<br />
im E<strong>in</strong>zelfall e<strong>in</strong>e weitgehende Keim-<br />
fundierter Erythrozyten im retikulo-<br />
die gesetzlichen Grundlagen müssen<br />
elim<strong>in</strong>ation zu erreichen ist. Dies ist<br />
histiozytären System. Dies führt zu<br />
e<strong>in</strong>gehalten werden. Dies kann pro-<br />
aber nicht <strong>in</strong> jedem Fall sicherzustel-<br />
e<strong>in</strong>er unspezifischen Hemmung <strong>der</strong><br />
blematisch se<strong>in</strong>, wenn die Bestrah-<br />
len und sollte daher <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em Fall zur<br />
Makrophagen (22).<br />
lung <strong>in</strong> <strong>der</strong> radiologischen Abteilung<br />
Anwendung kommen.<br />
stattf<strong>in</strong>det. Hersteller und Anwen<strong>der</strong><br />
Kl<strong>in</strong>ische Studien konnten zeigen,<br />
s<strong>in</strong>d dann zwei verschiedene Per-<br />
Operationen im Bereich von Ma-<br />
dass <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz autologer Blutpräpa-<br />
sonen, so dass e<strong>in</strong>e Herstellungser-<br />
lignomen können durch die E<strong>in</strong>-<br />
rate den homologen bezüglich <strong>der</strong><br />
laubnis durch die Aufsichtsbehörde<br />
schleppung von Tumorzellen zu e<strong>in</strong>er<br />
peri<strong>operativen</strong> Komplikationsrate über-<br />
erfor<strong>der</strong>lich wird.<br />
hämatogenen Metastasierung füh-<br />
legen ist. Effekte auf das Langzeit-<br />
ren. E<strong>in</strong>e Reduktion <strong>der</strong> Tumorzellen<br />
überleben s<strong>in</strong>d bisher nicht gesichert<br />
Aus mediz<strong>in</strong>ischer Sicht kann daher<br />
wäre durch e<strong>in</strong>en Leukozytendeple-<br />
(23,24). Das vielfach vorgetragene<br />
die Anwendung <strong>der</strong> masch<strong>in</strong>ellen Au-<br />
tionsfilter möglich. Diese Reduktion<br />
Argument, dass e<strong>in</strong>e vermehrte Gabe<br />
totransfusion auch bei Tumoroperati-<br />
ist aber nicht ausreichend.<br />
von homologen Erythrozytenkon-<br />
onen unter Beachtung <strong>der</strong> Kontra<strong>in</strong>di-<br />
zentraten häufig mit e<strong>in</strong>em fortge-<br />
kationen auf hohem Niveau empfohlen<br />
Um tumorzellkontam<strong>in</strong>iertes Wund-<br />
schrittenen Tumorstadium und e<strong>in</strong>er<br />
werden, wenn die entsprechenden Vor-<br />
blut zu verwenden, ist es notwendig,<br />
längeren OP-Zeit verbunden ist,<br />
raussetzungen gegeben s<strong>in</strong>d.<br />
e<strong>in</strong>e Bestrahlung durchzuführen. Da-<br />
konnte durch den Nachweis als<br />
bei wird die DNA <strong>der</strong> Tumorzellen zer-<br />
unabhängiger Risikofaktor weitge-<br />
stört. Die zellkernlosen Erythrozyten<br />
hend entkräftet werden (23).<br />
Ausnützen des kritischen Hb<br />
s<strong>in</strong>d dagegen weitgehend strahlenresistent.<br />
E<strong>in</strong>e Bestrahlung mit 50 Gray<br />
Vor allem <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kolonchirurgie ist<br />
Der kritische Hb wird auch als<br />
führt zu e<strong>in</strong>er Reduktion <strong>der</strong> Tumor-<br />
das OP-Feld per se bakteriell konta-<br />
DO 2 krit bezeichnet. Er kennzeichnet<br />
zellen um 10 log Stufen und gilt als<br />
m<strong>in</strong>iert. Dies gilt aber erst ab dem<br />
also den Bereich, <strong>in</strong> dem das Sauer-<br />
sicher, wenn sie als überprüftes Ver-<br />
Moment, wenn <strong>der</strong> Darm eröffnet<br />
stoffangebot e<strong>in</strong>en kritischen Wert<br />
fahren durchgeführt wird (21).<br />
wird. Häufig f<strong>in</strong>det <strong>der</strong> größte Blut-<br />
unterschreitet. Das Sauerstoffange-<br />
verlust während <strong>der</strong> Präparation –<br />
bot ist def<strong>in</strong>iert als:
››<br />
Der Fahraeuseffekt<br />
24<br />
langsamere<br />
Randströmungen<br />
schnellere<br />
Axialströmung<br />
schneller Transport<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Axialströmung<br />
Ausgabe 11<br />
2008<br />
›<br />
Abbildung 3<br />
DO2 = HZV * [(SaO2 * Hb * 1,39)<br />
+ (PaO2 * 0,0031)]<br />
Aus <strong>der</strong> Formel wird ersichtlich,<br />
dass e<strong>in</strong> niedriger Hb-Wert durch e<strong>in</strong><br />
gesteigertes Herzzeitvolumen kompensiert<br />
werden kann. Das Ausmaß<br />
<strong>der</strong> Steigerung ist von <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen<br />
Leistungsfähigkeit des Herzens<br />
abhängig. Daher kann e<strong>in</strong> junger, gesun<strong>der</strong><br />
Patient niedrigere Hb-Werte<br />
tolerieren, als e<strong>in</strong> Patient mit schwer<br />
vorgeschädigtem Herzen.<br />
E<strong>in</strong>e Steigerung durch verbesserte<br />
Oxygenierung ist beim lungengesunden<br />
Patienten h<strong>in</strong>gegen kaum möglich,<br />
da bereits unter normalen Bed<strong>in</strong>gungen<br />
e<strong>in</strong>e 97%ige Sauerstoffsättigung<br />
erreicht wird. E<strong>in</strong>e Erhöhung<br />
des physikalisch gelösten Anteils<br />
durch Zufuhr von Sauerstoff kann<br />
zwar den PaO 2 um e<strong>in</strong> Vielfaches<br />
erhöhen, da dieser aber nur mit dem<br />
Faktor 0,0031 (Bunsenscher Löslichkeitskoeffizient<br />
für Sauerstoff <strong>in</strong> Plasma)<br />
<strong>in</strong> die Formel e<strong>in</strong>geht, bleibt die<br />
Wirkung äußerst ger<strong>in</strong>g. Nur unter<br />
hyperbaren Bed<strong>in</strong>gungen ist es daher<br />
möglich, alle<strong>in</strong> durch den physikalisch<br />
gelösten Anteil die Sauerstoffversorgung<br />
sicherzustellen.<br />
E<strong>in</strong>e Beatmung mit 100% Sauerstoff<br />
kann aber auch unter Meereshöhenbed<strong>in</strong>gungen<br />
s<strong>in</strong>nvoll se<strong>in</strong>,<br />
wenn bei niedrigen Hb-Werten <strong>der</strong><br />
physikalische Sauerstofftransport optimiert<br />
o<strong>der</strong> die verschlechterte Sauerstoffabgabe<br />
bei mangelndem 2,3<br />
DPG-Gehalt von Blutkonserven kompensiert<br />
werden soll.<br />
E<strong>in</strong>en weiteren Kompensationsmechanismus<br />
stellt <strong>der</strong> Fahraeuseffekt<br />
(25) dar (Abbildung 3). Um den<br />
Fahraeuseffekt zu verstehen, ist es<br />
notwendig, sich mit den Gesetzmäßigkeiten<br />
von Strömungen ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>zusetzen.<br />
Stellt man sich den Querschnitt e<strong>in</strong>es<br />
mit Flüssigkeit gefüllten Rohres<br />
vor, so kann man verschiedene Schichten<br />
mit verschiedenen Fließgeschw<strong>in</strong>digkeiten<br />
unterscheiden. Je näher die<br />
Schicht an <strong>der</strong> Rohrwand liegt, desto<br />
langsamer fließt sie. In <strong>der</strong> Mitte<br />
des Rohres – dem so genannten Axialstrom<br />
– wird die höchste Fließgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />
erreicht. Teilchen, die<br />
von diesem Strom mitgerissen werden,<br />
bewegen sich also schneller als<br />
die gesamte Flüssigkeit. Dies kann<br />
man nachweisen, <strong>in</strong>dem man e<strong>in</strong>e<br />
Suspension durch e<strong>in</strong>e Kapillare fließen<br />
lässt, <strong>der</strong>en Durchmesser ausreichend<br />
ist, um nicht durch die Teilchen<br />
verschlossen zu werden. Die<br />
Teilchenkonzentration ist nach dem<br />
Durchtritt durch die Kapillare höher<br />
als vorher, da sich die Teilchen im<br />
Axialstrom schneller bewegen als <strong>der</strong><br />
übrige Flüssigkeitsstrom, <strong>der</strong> sich aus<br />
Axialströmung und Randströmungen<br />
zusammensetzt.<br />
Wieso aber halten sich die Teilchen<br />
im Axialstrom auf? Dies erklärt<br />
<strong>der</strong> Bernoulli-Effekt. Je schneller e<strong>in</strong>e<br />
Strömung ist, desto ger<strong>in</strong>ger ist <strong>der</strong><br />
Druck. Teilchen, die sich am Rand<br />
bef<strong>in</strong>den, werden also automatisch <strong>in</strong><br />
den Axialstrom gedrückt, wenn sie<br />
nicht wie Leukozyten durch an<strong>der</strong>e<br />
Kräfte am Rand gehalten werden.<br />
Man kann sich leicht vorstellen, dass<br />
dies unabhängig vom spezifischen<br />
Gewicht e<strong>in</strong>zig von <strong>der</strong> Größe <strong>der</strong><br />
Teilchen abhängt. Das erklärt auch,<br />
warum e<strong>in</strong> hoher Hämatokrit dafür<br />
sorgt, dass Thrombozyten zum Gefäßrand<br />
gedrängt werden und dort<br />
für e<strong>in</strong>e bessere Blutstillung sorgen.
›››<br />
Daraus folgt, dass wir zwei verschiedene<br />
Hämatokritwerte erhalten,<br />
Anhebung des Hb auf 10g/dl zu profitieren<br />
(15). Absolute Voraussetzung<br />
Hier herrscht e<strong>in</strong> falsches Sicherheitsdenken,<br />
das die Risiken <strong>der</strong><br />
25<br />
je nachdem ob man den kapillären<br />
für dieses restriktive Vorgehen ist es<br />
Fremdbluttransfusion unterschätzt.<br />
o<strong>der</strong> den systemischen Hämatokrit<br />
betrachtet. Des weiteren müssen wir<br />
e<strong>in</strong>e Kreislaufzeit des Plasmas und<br />
aber, dass e<strong>in</strong>e Normovolämie besteht<br />
und Nachblutungen entwe<strong>der</strong><br />
ausgeschlossen s<strong>in</strong>d o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e adä-<br />
Zukünftige Möglichkeiten<br />
Ausgabe 11<br />
2008<br />
<strong>der</strong> Erythrozyten unterscheiden. Je<br />
quate (Intensiv-) Überwachung gesi-<br />
niedriger die Erythrozytenmasse ist,<br />
chert ist.<br />
Die Entwicklung von künstlichen<br />
desto mehr Erythrozyten bef<strong>in</strong>den<br />
Sauerstoffträgern steckt noch <strong>in</strong> den<br />
sich im Axialstrom und ihre Kreislauf-<br />
Bei liegendem zentralen Venenka-<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>schuhen. Entwe<strong>der</strong> ist es wie<br />
zeit verkürzt sich. In <strong>der</strong> Folge wird<br />
theter bietet sich zur genaueren<br />
im Falle <strong>der</strong> Perflourcarbone nicht<br />
das Sauerstoffangebot erhöht.<br />
Abschätzung die zentralvenöse Sau-<br />
möglich, e<strong>in</strong>e physiologische Sauer-<br />
erstoffsättigung (S cv O 2 ) an. E<strong>in</strong>e Sät-<br />
stoffb<strong>in</strong>dungskurve zu erreichen o<strong>der</strong><br />
Unter Kenntnis aller Parameter wäre<br />
tigung von über 70 % macht <strong>in</strong> den<br />
die Therapie ist mit nicht unerheb-<br />
es nun recht e<strong>in</strong>fach vorauszusagen,<br />
allermeisten Fällen e<strong>in</strong>e Transfusion<br />
lichen Nebenwirkungen verbunden,<br />
wann die kritische Grenze für e<strong>in</strong>e<br />
überflüssig. Rivers und Mitarbeiter<br />
wie das <strong>in</strong> Südafrika wegen <strong>der</strong><br />
Transfusion erreicht ist. Lei<strong>der</strong> steht<br />
(26) konnten zeigen, dass e<strong>in</strong> An-<br />
hohen HIV-Prävalenz zugelassene bo-<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis oft genug nur e<strong>in</strong> Hb-<br />
heben e<strong>in</strong>er erniedrigten S cv O 2 auf<br />
v<strong>in</strong>e Hämoglob<strong>in</strong> (27).<br />
Wert zur Verfügung. Das Ausmaß <strong>der</strong><br />
70 % unter an<strong>der</strong>em durch Gabe von<br />
Kompensation lässt sich allenfalls<br />
Blutkonserven zu e<strong>in</strong>er signifikant<br />
Obwohl die Pharma<strong>in</strong>dustrie mit<br />
aus dem kl<strong>in</strong>ischen Ersche<strong>in</strong>ungsbild<br />
höheren Überlebensrate führt. Umge-<br />
Hochdruck an <strong>der</strong> Entwicklung sol-<br />
des Patienten abschätzen.<br />
kehrt kann aber aus dieser Untersu-<br />
cher Produkte arbeitet, sche<strong>in</strong>t es<br />
chung auch <strong>der</strong> Schluss gezogen<br />
noch e<strong>in</strong> langer Weg zu se<strong>in</strong>, bis<br />
Wenn nur <strong>der</strong> Hb-Wert als Transfu-<br />
werden, dass e<strong>in</strong>e S cv O 2 von > 70 %<br />
e<strong>in</strong> wirklich praktikabler Ersatzstoff<br />
sionstrigger zur Verfügung steht,<br />
e<strong>in</strong>e ausreichende Sauerstoffversor-<br />
gefunden wird. Bis dah<strong>in</strong> müssen<br />
raten Experten dazu, bei kardiopul-<br />
gung sicherstellt, wenn ke<strong>in</strong>e anato-<br />
die vorhandenen Ressourcen ge-<br />
monal gesunden Patienten Hb-Werte<br />
mischen o<strong>der</strong> funktionellen Shunts<br />
schont werden. Ke<strong>in</strong>esfalls aber<br />
bis 6g/dl zu tolerieren. Patienten mit<br />
vorhanden s<strong>in</strong>d.<br />
dürfen fremdblutsparende Maßnah-<br />
kardiopulmonalen Begleiterkrankun-<br />
men das Risiko <strong>der</strong> Fremdblutgabe<br />
gen sollten auf Werte zwischen 8 und<br />
Das Ausnützen des kritischen Hb<br />
übersteigen.<br />
10g/dl e<strong>in</strong>gestellt werden. Intensiv-<br />
erfor<strong>der</strong>t ke<strong>in</strong>erlei Ressourcen und<br />
patienten mit Sepsis o<strong>der</strong> Polytrau-<br />
kann je<strong>der</strong>zeit umgesetzt werden.<br />
ma profitieren offensichtlich auch<br />
Wichtiger als die Laborwerte ist dabei<br />
nicht von höheren Hb-Konzentrati-<br />
die kl<strong>in</strong>ische E<strong>in</strong>schätzung des Pa-<br />
onen. Hier kann e<strong>in</strong> Hb zwischen 7<br />
tienten. In vielen Kl<strong>in</strong>iken gilt weiter-<br />
und 9g/dl toleriert werden. Patienten<br />
mit Schädelhirntrauma o<strong>der</strong> massivem<br />
Blutverlust sche<strong>in</strong>en von e<strong>in</strong>er<br />
h<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Transfusionstrigger von 10g/dl<br />
ohne Berücksichtigung <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen<br />
Kompensationsmöglichkeiten.<br />
Die Literaturh<strong>in</strong>weise f<strong>in</strong>den<br />
Sie im Internet zum Download<br />
unter: www.drk.de/blutspende