Bedeutung der neuen Variante der Creutzfeldt ... - Hämotherapie
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<strong>Bedeutung</strong> <strong>der</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Variante</strong> <strong>der</strong> <strong>Creutzfeldt</strong>-<br />
Jakobschen-Erkrankung in <strong>der</strong> Transfusionsmedizin<br />
Dr. med. Volkmar Schottstedt<br />
Zentrallabor Hagen des<br />
DRK-Blutspendedienstes West, Hagen<br />
Zusammenfassung<br />
Transmissible spongiforme Enzephalopathie<br />
wurde lange Zeit keine beson<strong>der</strong>e Aufmerksamkeit<br />
in <strong>der</strong> Transfusionsmedizin gewidmet. Durch<br />
Ergebnisse tierexperimenteller Studien und die<br />
ersten Fälle wahrscheinlich durch Blutprodukte<br />
übertragener vCJK sind sie in den Focus gerückt.<br />
Trotz Unterbrechung <strong>der</strong> alimentären Infektionskette<br />
sind Infektionen durch Transfusionen<br />
noch möglich. Eine Abreicherung pathologischer<br />
Prionen erfolgt in unterschiedlichem Ausmaß bei<br />
<strong>der</strong> Herstellung von Plasma<strong>der</strong>ivaten. Die Entfernung<br />
<strong>der</strong> Prionen in labilen Blutkomponenten<br />
durch Filtration sowie ein Blutspen<strong>der</strong>screening<br />
auf pathologische Prionen sind erfolgversprechend,<br />
jedoch noch nicht im transfusionsmedizinischen<br />
Alltag einsetzbar. Trotz <strong>der</strong>zeit nur eingeschränkter<br />
Möglichkeiten <strong>der</strong> Identifizierung von<br />
Risikospen<strong>der</strong>n ist in Deutschland das Risiko einer<br />
transfusionsbedingten vCJK-Übertragung extrem<br />
gering.<br />
Einleitung<br />
1986 wurde zum ersten Mal die<br />
bovine spongiforme Enzephalopathie<br />
(BSE) bei Rin<strong>der</strong>n in Großbritannien<br />
festgestellt (1). Der BSE-<br />
"Erreger" konnte durch 1985 in<br />
Großbritannien eingeführte Verän<strong>der</strong>ungen<br />
bei <strong>der</strong> Herstellung von<br />
Tierkörpermehlen zu Futtermitteln<br />
u.a. aus an Scrapie verstorbenen<br />
Schafen o<strong>der</strong> an <strong>der</strong> sporadischen<br />
BSE erkrankten Rin<strong>der</strong>n „überleben“.<br />
Die gewählten Druck- und<br />
Temperaturbedingungen reichten<br />
nicht aus, um das pathologische<br />
blütigen Landtieren und Fischen<br />
stammenden Proteinen und Fetten,<br />
die bis dahin Bestandteil von Tierfuttermehl<br />
waren, verboten. Inwieweit<br />
die BSE-Erkrankung bei kleinen<br />
Wie<strong>der</strong>käuern wie z.B. Schafen o<strong>der</strong><br />
Ziegen für die menschliche Population<br />
eine Gefahr darstellt, kann noch<br />
nicht abschließend beurteilt werden.<br />
Die Verteilung <strong>der</strong> pathologischen<br />
Prionen (PrPsc) beschränkt sich bei<br />
diesen Tieren nicht nur auf die genannten<br />
Risikomaterialien. PrPsc<br />
wurden z.B. bei Schafen in verschiedenen<br />
Geweben nachgewiesen (3).<br />
17<br />
Ausgabe 13<br />
2009<br />
Summary<br />
There was not paid very much attention to transmissible<br />
spongiform encephalopathy (TSE) in<br />
transfusion medicine for a long time. Results of<br />
animal studies and first cases of vCJD, which are<br />
probably transmitted by transfusion, brought TSE<br />
into the focus. Despite interrupting of the alimentary<br />
prion infection chain transfusion transmission<br />
of vCJD is still possible. There is a more or less<br />
effective removal of prions during production processes<br />
of plasma <strong>der</strong>ivatives. Removal of prions<br />
by filtration of labile blood components seems to<br />
be successful but it is not yet realized un<strong>der</strong> routine<br />
conditions. Although the possibilities to identify<br />
donors at risk are limited, the probability of transfusion-transmitted<br />
vCJD is extremely small in<br />
Germany.<br />
Agens zu vernichten (2). Damals war<br />
noch nicht klar, ob diese Erkrankung<br />
über die Nahrungskette auch in die<br />
menschliche Population als neue<br />
<strong>Variante</strong> <strong>der</strong> <strong>Creutzfeldt</strong>-Jakobschen<br />
Erkrankung (vCJK) einbrechen würde.<br />
Nachdem jedoch das Risiko für<br />
den Menschen erkannt war, wurde<br />
versucht, durch Ausschluss von sogenannten<br />
Risikomaterialien aus <strong>der</strong><br />
Nahrungskette die Übertragung auf<br />
Einteilung humaner<br />
Prionenerkrankungen<br />
a) sporadisch auftretend<br />
• sporadische <strong>Creutzfeldt</strong>-<br />
Jakob Erkrankung<br />
• sporadische fatale Insomnie<br />
b) genetisch bedingt<br />
• familiäre <strong>Creutzfeldt</strong>-Jakob<br />
Erkrankung<br />
den Menschen zu verhin<strong>der</strong>n. Sol-<br />
• Fatale familiäre Insomnie<br />
che Risikomaterialien beim Rind sind<br />
vor allem Hirn, Rückenmark ein-<br />
• Gerstmann-Sträussler-<br />
Scheinker-Syndrom<br />
schließlich <strong>der</strong> damit verbundenen<br />
Knochen und lymphatische Gewebe<br />
wie Tonsillen, Darm u.ä.. Außerdem<br />
c) infektiös<br />
• Infektion human:<br />
Kuru, iatrogen<br />
werden alle Rin<strong>der</strong>, die 30 Monate<br />
• Infektion bovin: <strong>Variante</strong><br />
und älter sind, vor <strong>der</strong> Verarbeitung<br />
<strong>Creutzfeldt</strong>-Jakob Erkrankung<br />
auf BSE untersucht. Zusätzlich wurde<br />
die Verfütterung von aus warm-<br />
Abbildung 1
Zahl <strong>der</strong> an vCJK Erkrankten (Juni 2009)<br />
Land<br />
Alimentäre<br />
Infektionen<br />
Transfusionsassoziierte<br />
Infektionen<br />
Davon mehr als 6 Monate<br />
Aufenthalt in UK (1980 -1996)<br />
Vereinigtes Königreich (UK)<br />
165<br />
3<br />
168<br />
18<br />
vCJK beim Menschen<br />
Frankreich<br />
Spanien<br />
Irland<br />
23<br />
5<br />
4<br />
0<br />
0<br />
0<br />
1<br />
0<br />
2<br />
Ausgabe 13<br />
2009<br />
Prionen kommen physiologisch in<br />
verschiedenen Organen und Geweben,<br />
jedoch in beson<strong>der</strong>s hoher<br />
Konzentration im Gehirn vor. Sie haben<br />
vor allem zellprotektive Funkti-<br />
USA<br />
Nie<strong>der</strong>lande<br />
Portugal<br />
Kanada<br />
Italien<br />
Japan<br />
Saudi-Arabien<br />
3<br />
3<br />
2<br />
1<br />
1<br />
1<br />
1<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
2<br />
0<br />
1<br />
1<br />
0<br />
0<br />
0<br />
onen und spielen somit eine wichtige<br />
physiologische Rolle. Die Halb-<br />
Tabelle 1<br />
wertszeit beträgt nur wenige<br />
Stunden (4). Durch die Aufnahme<br />
Befunde (6). Bisher sind insgesamt<br />
wären ungefähr 40% <strong>der</strong> kauka-<br />
von mit BSE kontaminierten Nah-<br />
weltweit 212 klinische vCJK-Fälle<br />
sischen Bevölkerung sukzeptibel<br />
rungsmitteln gelangt <strong>der</strong> Erreger<br />
(einschließlich 3 sehr wahrscheinlich<br />
(Tabelle 2). Alle bisher durch kli-<br />
über den Gastrointestinaltrakt via<br />
transfusionsassoziierten klinischen<br />
nische Symptome auffälligen VCJK-<br />
die Nn. vagus et splanchnicus in das<br />
Erkrankungen) diagnostiziert wor-<br />
Patienten sind, soweit bestimmt, ho-<br />
ZNS (5). Infolge einer durch diese<br />
den. In den letzten Jahren sind keine<br />
mozygot für Methionin.<br />
PrPsc ausgelöste Konformationsän-<br />
<strong>neuen</strong> Patienten mit einer für vCJK<br />
<strong>der</strong>ung werden Prionen resistent<br />
sprechende Symptomatik in Groß-<br />
Allerdings sind inzwischen auch<br />
gegen physiologische Abbaupro-<br />
britannien registriert worden. Auf<br />
asymptomatische Fälle bekannt ge-<br />
zesse. PrPsc för<strong>der</strong>n nach <strong>der</strong> Art<br />
dem europäischen Kontinent haben<br />
worden, bei denen <strong>der</strong> Nachweis<br />
eines Dominoeffektes die Umwand-<br />
vor allen Dingen Frankreich, Irland<br />
von PrPsc positiv war, die jedoch<br />
lung physiologischer Prionen in ihre<br />
und Spanien z.T. deutliche Zuwächse<br />
heterozygot (Meth/Val) o<strong>der</strong> homo-<br />
pathologische Form. Sie lagern sich<br />
in den letzten Jahren gehabt (siehe<br />
zygot für Valin (Val/Val) sind. Bei die-<br />
u.a. als Plaques ab. Das Nervenge-<br />
Tabelle 1). Die aktuellen Zahlen sind<br />
sen symptomlosen Personen wur-<br />
webe geht unter und es entstehen<br />
unter<br />
www.eurocjd.ed.ac.uk/vcjd-<br />
den Prionen nur in lymphatischen<br />
typische Hohlräume. Human Prio-<br />
worldeuro.htm einsehbar (7). Erwar-<br />
Geweben (z.B. Tonsillen, Milz) nach-<br />
nenerkrankungen sind heterogen<br />
tungsgemäß lässt sich nicht bei al-<br />
gewiesen, jedoch nicht im Gehirn.<br />
(Abbildung 1).<br />
len Fällen eine Verbindung zu einem<br />
Zur Einschätzung <strong>der</strong> Prävalenz <strong>der</strong><br />
längeren Aufenthalt in Großbritan-<br />
vCJK im Vereinigten Königreich ha-<br />
Die vCJK beim Menschen unter-<br />
nien herstellen, so dass eine Infekti-<br />
ben Hilton und Mitarbeiter 12.674<br />
scheidet sich gegenüber <strong>der</strong> spora-<br />
on über importierte Nahrungsmittel<br />
chirurgisch entfernte Tonsillen o<strong>der</strong><br />
dischen Form <strong>der</strong> CJK (sCJK) durch<br />
wahrscheinlich ist.<br />
Appendices von bezüglich vCJK<br />
Bevorzugung jüngerer Altersgrup-<br />
symptomlosen Patienten untersucht.<br />
pen (Durchschnittsalter 28 Jahre<br />
Viele Jahre ging man davon aus,<br />
In 3 Fällen wurden PrPsc nachge-<br />
vCJK vs. 66 Jahre sCJK), längere<br />
dass nur Personen, die im Codon<br />
wiesen. Bei zwei Fällen konnte <strong>der</strong><br />
klinische Verläufe (durchschnittlich<br />
129 des Prionproteingens homozy-<br />
Genotyp des Priongens bestimmt<br />
14 Monate vCJK vs. 4,5 Monate<br />
got für Methionin (M/M) sind, an<br />
werden. Beide Patienten waren<br />
sCJK) und differente neurologische<br />
vCJK erkranken können. Damit<br />
homozygot für Valin (8,9).
Offen ist, ob durch die beschriebenen<br />
genetischen <strong>Variante</strong>n ein<br />
Schutz vor dem Ausbruch <strong>der</strong> Erkrankung<br />
besteht o<strong>der</strong> die Inkubationszeit<br />
nur deutlich länger ist. Damit<br />
verbunden ist die Frage, ob auch bei<br />
diesen Menschen während <strong>der</strong> Inkubationszeit<br />
PrPsc im Blut vorhanden<br />
sein können und damit potentiell<br />
via Transfusion übertragen werden<br />
(3,6).<br />
Übertragbarkeit von<br />
vCJK durch Blutprodukte<br />
Die sporadische Form <strong>der</strong> <strong>Creutzfeldt</strong>-Jakob<br />
Erkrankung wird nicht<br />
durch Transfusionen übertragen,<br />
wie durch frühere, aber auch aktuelle<br />
Studien gezeigt werden konnte.<br />
Es wird vermutet, dass die Menge<br />
<strong>der</strong> im Blut des noch symptomlosen<br />
Blutspen<strong>der</strong>s zirkulierenden PrPsc<br />
für eine transfusionsassoziierte<br />
Infektion nicht ausreicht (6,10,11).<br />
Aus einer Vielzahl Tierversuchen<br />
z.B. mit Nagetieren, Schafen, Kühen<br />
und Primaten ist jedoch bzgl. vCJK<br />
bekannt, dass eine Übertragung von<br />
BSE o<strong>der</strong> Scrapie mit zellulären Blutkomponenten,<br />
vor allem Buffy-Coat,<br />
möglich ist (12,13,14,15,16).<br />
Beson<strong>der</strong>s beeindruckend ist die<br />
von Houston und Kollegen über<br />
mehrere Jahre durchgeführte Studie<br />
mit Schafen. 15 Schafe wurden mit<br />
BSE infiziertem Rin<strong>der</strong>hirn gefüttert.<br />
Sie wurden als „Blutspen<strong>der</strong>“ in <strong>der</strong><br />
Inkubationsperiode genutzt (450 –<br />
500 ml Blut pro Schaf). Von 22 entwe<strong>der</strong><br />
mit Vollblut o<strong>der</strong> Buffy-Coat<br />
transfundierten Schafen erkrankten<br />
5 Tiere und bei weiteren 3 Schafen<br />
konnten pathologische Prionen ohne<br />
klinische Zeichen einer Erkrankung<br />
nachgewiesen werden. Dies<br />
entspricht einer Übertragungswahrscheinlichkeit<br />
von 36%. Ein ähnliches<br />
Experiment wurde mit Scrapie<br />
durchgeführt. Von 21 durch Vollblut<br />
o<strong>der</strong> Buffy-Coat infizierten Schafen<br />
entwickelten 9 klinische Symptome<br />
(43%). Da das Spen<strong>der</strong>blut in beiden<br />
Studien zu verschiedenen Zeitpunkten<br />
während <strong>der</strong> Inkubationsphase<br />
gewonnen wurde, konnte die<br />
Aussage getroffen werden, dass die<br />
Mehrzahl <strong>der</strong> Übertragungen durch<br />
in <strong>der</strong> 2. Hälfte <strong>der</strong> geschätzten Inkubationsperiode<br />
entnommenes<br />
Blut verursacht wurde (12,17,18).<br />
Untersuchte<br />
Personengruppe<br />
Allgemeinbevölkerung<br />
sCJK<br />
vCJK<br />
Bisher sind insgesamt 5 humane,<br />
sehr wahrscheinlich transfusionsassoziierte<br />
vCJK-Fälle bekannt geworden,<br />
wovon bei zwei neurologisch<br />
unauffälligen Patienten die Diagnose<br />
erst post mortem durch den Nachweis<br />
von PrPsc in lymphatischem<br />
Gewebe gestellt wurde. Alle Fälle<br />
sind in Großbritannien aufgetreten.<br />
Von 3 später an vCJK erkrankten<br />
Spen<strong>der</strong>n stammende, nicht leukozytendepletierte<br />
Erythrozytenkonzentrate<br />
wurden 3 Patienten transfundiert,<br />
die später selbst an vCJK<br />
erkrankten, sowie einem weiteren,<br />
bis zum Tod asymptomatischen Patienten<br />
mit post mortem erfolgtem<br />
PrPsc-Nachweis. Die Infektion des<br />
Patienten 3 und 4 erfolgte durch<br />
Erythrozytenkonzentrate desselben<br />
Spen<strong>der</strong>s, was ein weiteres Indiz für<br />
die Übertragbarkeit von vCJK durch<br />
Blut ist. Diese Spenden lagen 6 Monate<br />
auseinan<strong>der</strong> (Abbildung 2).<br />
66 Patienten haben im Vereinigten<br />
Königreich labile Blutkomponenten<br />
von 18 Spen<strong>der</strong>n erhalten, bei denen<br />
später eine vCJK diagnostiziert<br />
Polymorphismus des Prionproteingens (3)<br />
M/M M/V V/V<br />
39% - 48%<br />
69% - 78%<br />
100%<br />
42% - 50%<br />
12% - 15%<br />
0%<br />
10% - 13%<br />
10% - 16%<br />
0%<br />
19<br />
Ausgabe 13<br />
2009<br />
Tabelle 2
20<br />
wurde. 29 dieser Patienten lebten<br />
(o<strong>der</strong> leben) noch mindestens 5 Jah-<br />
Bisher ging die Fachwelt davon<br />
aus, dass durch Fraktionierungspro-<br />
lung Plasma eines Spen<strong>der</strong>s verwendet<br />
worden war, <strong>der</strong> 6 Monate<br />
re nach Transfusion (Stand August<br />
dukte eine Übertragung nicht sehr<br />
nach <strong>der</strong> Spende an vCJK erkrankte.<br />
Ausgabe 13<br />
2009<br />
2007). In dieser Gruppe sind auch<br />
die 4 Transfusionsempfänger mit<br />
späteren Zeichen einer Infektion ent-<br />
wahrscheinlich, aber auch nicht völlig<br />
ausgeschlossen ist (3, 20). Im Februar<br />
2009 bestätigte die britische<br />
Allerdings hat <strong>der</strong> hämophile Patient<br />
noch an<strong>der</strong>e Bluttransfusionen<br />
bekommen. Eine alimentäre Infekti-<br />
halten (s. Abbildung 2). Damit be-<br />
Gesundheitsbehörde offiziell, dass<br />
on kann ebenfalls nicht ausge-<br />
trägt die Übertragungswahrschein-<br />
bei einem über 70 Jahre alten bri-<br />
schlossen werden. Die Untersu-<br />
lichkeit in dieser Untergruppe 4/29<br />
tischen hämophilen Patienten post<br />
chungen dauern noch an (21).<br />
o<strong>der</strong> knapp 14%. Bei <strong>der</strong> Bewertung<br />
mortem (nur) in <strong>der</strong> Milz PrPsc nach-<br />
<strong>der</strong> Zahlen ist zu berücksichtigen,<br />
gewiesen wurden. Er ist nicht an<br />
Auf Grund <strong>der</strong> Proteinnatur des<br />
dass bei den früher als 5 Jahre nach<br />
vCJK verstorben und hat zu Lebzei-<br />
„Erregers“ ohne spezifische Nuklein-<br />
Transfusion verstorbenen Transfusi-<br />
ten keine neurologischen Auffällig-<br />
säuremuster ist die Kausalität durch<br />
onsempfängern eine potentiell über-<br />
keiten aufgewiesen. Über den Geno-<br />
den Identitätsnachweis bei Spen<strong>der</strong><br />
tragene vCJK klinisch und histolo-<br />
typ seines Priongens ist bisher nichts<br />
und Empfänger nicht zu führen. In-<br />
gisch noch nicht erkennbar gewe-<br />
bekannt. Dieser Patient hat u.a. Prä-<br />
sofern wird <strong>der</strong> letzte Beweis <strong>der</strong><br />
sen sein könnte (6).<br />
parate einer Charge Faktor-VIII-Kon-<br />
Übertragung <strong>der</strong> vCJK durch Blut im<br />
zentrate erhalten, bei <strong>der</strong>en Herstel-<br />
Einzelfall nicht möglich sein, insbe-<br />
vCJK-Übertragung durch nicht leukozytendepletierte Erythrozytenkonzentrate (6,19)<br />
Fall 4<br />
Spen<strong>der</strong> 3 (!)<br />
Empfänger 4<br />
Fall 3<br />
Spen<strong>der</strong> 3<br />
Empfänger 3<br />
Fall 2<br />
Spen<strong>der</strong> 2<br />
Empfänger 2<br />
asymptomatische vCJK: PrPsc-Nachweis Milz, cerviale<br />
Lymphknoten; Todesursache: rupt. Aortenaneurysma;<br />
Fall 1<br />
Spen<strong>der</strong> 1<br />
Empfänger 1<br />
0 1 2 3<br />
4 5 6 7 8 9<br />
Jahre bis vCJK-Symptome/PrPsc-Nachweis<br />
Abbildung 2
Indizien für Übertragbarkeit von<br />
vCJK durch Blutkomponenten<br />
Abbildung 3<br />
• Tierexperimentelle Befunde<br />
• 4 Übertragungen bei nur 66 Patienten, die nicht leukozytendepletierte<br />
Erythrozytenkonzentrate von Spen<strong>der</strong>n mit späterer vCJK erhielten<br />
• Infektion von 2 unterschiedlichen Patienten durch Blutkomponenten<br />
desselben Spen<strong>der</strong>s<br />
• 4 von 5 infi zierten Patienten verstarben älter als 60 Jahre im Vergleich zu<br />
übrigen vor dem 40. Lebensjahr an vCJK Verstorbenen<br />
son<strong>der</strong>e, wenn alimentäre Infektionsquellen<br />
nicht ausgeschlossen sillen weitergeführt, um eine stati-<br />
zur Untersuchung von 100.000 Ton-<br />
werden können. Trotzdem gibt es stisch gestützte Aussage treffen zu<br />
überzeugende Argumente, die für können, ob das Risiko <strong>der</strong>zeit noch<br />
die Übertragbarkeit von vCJK durch inapparenter Fälle bisher überschätzt<br />
Blutpräparate sprechen (Abb.3). wurde (23).<br />
Übertragungsrisiko<br />
Problematischer gestaltete sich die<br />
Abschätzung in Frankreich auf Grund<br />
In verschiedenen Studien wurde <strong>der</strong> kleinen Fallzahlen und des insgesamt<br />
geringeren alimentären Exposi-<br />
versucht, die Inzidenz von vCJK in<br />
den nächsten Jahren und Jahrzehnten<br />
auch unter Berücksichtigung Königreich (24, 25). Chadeau-Hyam<br />
tionsrisiko gegenüber dem Vereinigten<br />
einer möglicherweise sehr langen und Alperovitsch gingen 2004 von<br />
Inkubationszeit abzuschätzen. Aus weiteren 33 Fällen in Frankreich mit<br />
den Ergebnissen <strong>der</strong> britischen einem Schwerpunkt in <strong>der</strong> nach 1969<br />
Untersuchung chirurgisch entnommener<br />
Tonsillen und Appendices (26).<br />
geborenen Bevölkerungsgruppe aus<br />
wurde eine Prävalenz von 237 PrPsc-<br />
Trägern pro eine Million Einwohner Die seit einigen Jahren umgesetzten<br />
Maßnahmen zur Vermeidung <strong>der</strong><br />
(95% CI:49-792) berechnet (8). Unter<br />
Einbeziehung weiterer Faktoren wie Einschleppung von BSE über die<br />
Alter und Inkubationszeit wurden für Nahrungskette (z.B. Futtermittelzusammensetzung,<br />
BSE-Screening von<br />
das Vereinigte Königreich 205 bis<br />
403 vCJK-Fälle prognostiziert (22). Rin<strong>der</strong>n, Ausschluss von Risikomaterialien)<br />
zeigen z.B. im Vereinigten<br />
Kürzlich wurde ein Zwischenbericht<br />
<strong>der</strong> Untersuchung von mehr als Königreich Erfolg, wie an <strong>der</strong> in den<br />
63.000 Tonsillen von Patienten unterschiedlicher<br />
Altersgruppen aus dem renden Zahl <strong>der</strong> registrierten Erkran-<br />
letzten Jahren praktisch stagnie-<br />
Anonymen Geweberegister des Vereinigten<br />
Königreiches publiziert. Bisbedingte<br />
„vCJK-Pandemie“ erscheint<br />
kungen abzulesen ist. Eine nahrungsher<br />
wurden in keinem Fall Prionen unwahrscheinlich. In den Vor<strong>der</strong>grund<br />
nachgewiesen. Die Studie wird bis treten mehr die Risiken <strong>der</strong> Übertragung<br />
von Mensch zu Mensch durch<br />
Transfusionen, Transplantationen<br />
o<strong>der</strong> medizinische Instrumente (27).<br />
Entscheidend für unser Fachgebiet<br />
ist die Frage, ob nach Unterbrechung<br />
<strong>der</strong> alimentären Infektionskette vCJK<br />
weiterhin durch Blutprodukte verbreitet<br />
werden kann. Wenn die transfusionsassoziierte<br />
vCJK eine Rolle für<br />
den Erhalt dieser Erkrankung in <strong>der</strong><br />
Population spielt, muss auch diese<br />
Möglichkeit eliminiert werden – theoretisch<br />
am einfachsten durch den<br />
Ausschluss aller Blutspen<strong>der</strong> mit<br />
einer Transfusionsanamnese seit<br />
Beginn <strong>der</strong> BSE-Infektionen. Trotz<br />
einer hohen Dunkelziffer nicht<br />
erfasster Blutspen<strong>der</strong> (z.B. durch<br />
Nichtwissen, fehlende Erinnerung)<br />
würde allerdings damit die Blutversorgung<br />
in Deutschland durch Ausschluss<br />
von ca. 4% aller Blutspen<strong>der</strong><br />
wahrscheinlich zumindest zeitweise<br />
kollabieren (3,28).<br />
Um die Wahrscheinlichkeit <strong>der</strong><br />
transfusionsbedingten vCJK-Fälle für<br />
Deutschland verlässlich einschätzen<br />
zu können, wurde auf <strong>der</strong> Basis einer<br />
Fülle realer Daten unter Zugrundelegung<br />
von worst-case-Szenarien<br />
eine statistische Berechnung durchgeführt<br />
(29). Neu an dieser Studie<br />
war die komplexe Betrachtung des<br />
Einflusses des Zusammenspiels<br />
verschiedener Faktoren wie z.B.<br />
Spendefrequenz und Dauer, altersspezifische<br />
Mortalitätsraten,<br />
21<br />
Ausgabe 13<br />
2009
22<br />
Transfusionswahrscheinlichkeit und<br />
Lebensalter, Überlebenszeit nach<br />
Transfusion usw. (Details s. 29).<br />
Ausgabe 13<br />
2009<br />
Wesentliche Kernaussagen <strong>der</strong> Studie<br />
sind: Die größte Transfusionswahrscheinlichkeit<br />
besteht ab dem<br />
70. Lebensjahr aufwärts, also praktisch<br />
außerhalb des „spen<strong>der</strong>tauglichen“<br />
Alters. Durch die Mortalität<br />
innerhalb des 1. Jahres nach Transfusion<br />
wird die Wahrscheinlichkeit<br />
einer Blutspende durch die zuvor<br />
Verbreitung von vCJK in <strong>der</strong> Popula-<br />
menschlichen<br />
Hypophysen<br />
durch die Transfusion infizierte Per-<br />
tion führen werden (30). Die iatro-<br />
gewonnenen Hormonen,<br />
son zwangsläufig reduziert. Selbst<br />
gene Übertragung von vCJK durch<br />
• nach Erhalt von Dura-mater- bzw.<br />
bei <strong>der</strong> Annahme einer 16-jährigen<br />
mehrfach benutzte chirurgische<br />
Korneatransplantaten,<br />
Inkubationszeit einer durch Transfu-<br />
Instrumente stellt beson<strong>der</strong>s bei<br />
• bei nachgewiesener o<strong>der</strong> einem<br />
sion übertragenen vCJK (= Zeitraum<br />
bestimmten Operationen (z.B. Tonsil-<br />
Verdacht auf TSE (<strong>Creutzfeldt</strong>-<br />
unerkannter Infektiosität des Transfu-<br />
lektomie, Hirnchirurgie) im Vereinig-<br />
Jakob-Krankheit, <strong>Variante</strong> <strong>der</strong><br />
sionsempfängers, <strong>der</strong> nach Gene-<br />
ten Königreich eine größere Gefahr<br />
<strong>Creutzfeldt</strong>-Jakob-Krankheit<br />
sung wie<strong>der</strong> Blut spendet) lassen<br />
dar (31).<br />
o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e TSE),<br />
sich auch bei Annahme ungünstigster<br />
• wegen eines familiären Risikos,<br />
Bedingungen nur ca. 2 vCJK-Fälle<br />
eine TSE zu entwickeln (bekann-<br />
durch einen generellen Ausschluss<br />
von Spen<strong>der</strong>n mit Transfusionsanamnese<br />
verhin<strong>der</strong>n. Dieses Ergebnis<br />
rechtfertigt nicht den generellen Aus-<br />
Risikominimierende<br />
Maßnahmen in <strong>der</strong><br />
Transfusionsmedizin<br />
te <strong>Creutzfeldt</strong>-Jakob-Krankheit<br />
o<strong>der</strong> eine an<strong>der</strong>e TSE bei einem<br />
o<strong>der</strong> mehreren Blutsverwandten),<br />
schluss dieser Blutspen<strong>der</strong> (29).<br />
• nach einem Aufenthalt im Verei-<br />
a) Spen<strong>der</strong>auswahl<br />
nigten Königreich Großbritannien<br />
Untersuchungen im Vereinigten<br />
und Nordirland von insgesamt<br />
Königreich mit einer gegenüber<br />
Es gibt <strong>der</strong>zeit keine spezifischen<br />
mehr als 6 Monaten in den<br />
Deutschland weitaus schlechteren<br />
Kriterien, um einen Risikospen<strong>der</strong> zu<br />
Jahren 1980–1996,<br />
epidemiologischen Situation kom-<br />
erkennen. In Deutschland gelten fol-<br />
• nach einer Operation und/o<strong>der</strong><br />
men ebenfalls zu dem Ergebnis, dass<br />
gende Ausschlusskriterien für Per-<br />
Transfusionen (Blutkomponen-<br />
bei realistischen Annahmen durch<br />
sonen mit dem Risiko <strong>der</strong> Übertra-<br />
ten) im Vereinigten Königreich<br />
Transfusionen übertragene vCJK<br />
gung spongiformer Enzephalopathien<br />
Großbritannien und Nordirland<br />
durch asymptomatische Blutspen<strong>der</strong><br />
(TSE):<br />
nach dem 01.01.1980 (32)<br />
nicht zu einer sich selbst erhaltenen<br />
• nach Behandlung mit aus
In Frankreich (und einigen an<strong>der</strong>en<br />
Län<strong>der</strong>n) werden Spen<strong>der</strong> erst nach<br />
prozesse keine einheitliche Aussage<br />
möglich (34,35,36,37). Der erste Fall<br />
log-Stufen erreicht. Dabei wird im<br />
Wesentlichen durch spezielle che-<br />
23<br />
einem kumulativen Aufenthalt von<br />
mit dem Verdacht <strong>der</strong> Infektion über<br />
mische Eigenschaften <strong>der</strong> Filter,<br />
wenigstens 12 Monaten zwischen<br />
1980 und 1996 im Vereinigten Königreich<br />
dauerhaft von <strong>der</strong> Blutspende<br />
ein kontaminiertes Faktor-VIII-Konzentrat<br />
in Großbritannien führt zu keiner<br />
Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Risikobewertung in<br />
durch Verwendung von für Prionen<br />
spezifische Liganden o<strong>der</strong> Polymere<br />
versucht, vor allem PrPsc zu binden.<br />
Ausgabe 13<br />
2009<br />
zurückgestellt. In den USA führen<br />
Deutschland. Neben dem schon lan-<br />
Die Ergebnisse sind vielverspre-<br />
bereits 3 Monate kumulativer Aufent-<br />
ge bestehenden Verbot <strong>der</strong> Verwen-<br />
chend, wenn auch teilweise von<br />
halt im Vereinigten Königreich zwi-<br />
dung von Plasma aus Großbritannien<br />
Rückschlägen begleitet (27,33,41).<br />
schen 1980 und 1996 o<strong>der</strong>/und seit<br />
mussten alle Hersteller von in<br />
1980 mindestens 5 Jahre Anwesen-<br />
Deutschland eingesetzten Plasma-<br />
c) Blutspen<strong>der</strong>screening<br />
heit in Europa zu einem dauerhaften<br />
<strong>der</strong>ivaten ihre Untersuchungsergeb-<br />
Spen<strong>der</strong>verbot (33).<br />
nisse zur Effizienz <strong>der</strong> Prionenabrei-<br />
Die Konzentration von PrPsc im<br />
cherung während des Produktions-<br />
peripheren Blut ist sehr niedrig. Auf<br />
b) Prionenabreicherung<br />
prozesses dem Paul-Ehrlich-Institut<br />
Grund von Ergebnissen aus Tierex-<br />
zur Bewertung vorlegen (38).<br />
perimenten muss eine<br />
Nachweis-<br />
Durch das bei <strong>der</strong> Herstellung von<br />
grenze von 0,1 – 1 pg PrPsc pro ml<br />
Plasma<strong>der</strong>ivaten notwendige Poolen<br />
Durch die in Deutschland seit 2001<br />
angestrebt werden (33). Ein Testsy-<br />
vieler Plasmen könnte durch ein<br />
(primär aus an<strong>der</strong>en Gründen) einge-<br />
stem muss daher eine sehr hohe<br />
PrPsc-haltiges Plasma <strong>der</strong> gesamte<br />
führte Leukozytenreduktion von Ery-<br />
Sensitivität haben. Erschwerend<br />
Pool kontaminiert werden. Die infek-<br />
throzyten- und Thrombozytenkon-<br />
kommt hinzu, dass chemisch idente,<br />
tiöse Dosis wird auf <strong>der</strong> Basis tierex-<br />
zentraten wird nach experimentellen<br />
nur räumlich an<strong>der</strong>s angeordnete<br />
perimenteller Untersuchungen auf<br />
Studien gleichzeitig eine Abreiche-<br />
physiologische Prionen im Über-<br />
2 – 30 infektiöse Einheiten pro ml<br />
rung <strong>der</strong> teilweise leukozytenassozi-<br />
schuss im Blut vorliegen.<br />
geschätzt (34). In verschiedenen<br />
ierten PrPsc erreicht (39,40). Aller-<br />
experimentellen Studien wurde eine<br />
dings ist nicht klar, ob damit die<br />
Falsch positive Testergebnisse sind<br />
Abreicherung von PrPsc während<br />
infektiöse Dosis immer unterschritten<br />
auf Grund <strong>der</strong> infausten Prognose<br />
<strong>der</strong> Prozessschritte bei <strong>der</strong> Herstel-<br />
werden kann, wenn auch bisher kei-<br />
<strong>der</strong> Erkrankung und <strong>der</strong>zeit feh-<br />
lung von Plasma<strong>der</strong>ivaten beispiels-<br />
ne vCJK-Übertragungen durch leu-<br />
lenden Bestätigungstesten soweit<br />
weise durch die konventionelle Alko-<br />
kozytendepletierte zelluläre Produkte<br />
irgend möglich zu vermeiden. Des-<br />
hol-Fraktionierung, Chromatographie<br />
bekannt geworden sind.<br />
halb müssen Testsysteme auch hoch<br />
o<strong>der</strong> durch Nanofiltration belegt. Ver-<br />
spezifisch sein.<br />
schiedene Arbeiten belegen, dass<br />
Von verschiedenen Firmen wird an<br />
Albumin und sehr wahrscheinlich<br />
<strong>der</strong> Entwicklung spezieller „Prionen-<br />
Außerdem sollen Testsysteme für<br />
auch Immunglobuline kein Potential<br />
filter“ vor allem für Erythrozytenkon-<br />
ein Screening vieler Blutspenden<br />
für eine vCJK-Übertragung haben.<br />
zentrate gearbeitet, die PrPsc voll-<br />
automatisierbar sein. Die Ergebnisse<br />
Für Gerinnungsfaktoren ist auf Grund<br />
ständig zurückhalten sollen. Es wer-<br />
müssen spätestens innerhalb einer<br />
<strong>der</strong> unterschiedlichen Produktions-<br />
den Abreicherungen von 3 – 4<br />
Arbeitsschicht vorliegen.
24<br />
Etablierte immunohistopathologische<br />
Verfahren an Gewebsproben<br />
Ein weiteres interessantes Verfahren<br />
ist die Protein misfolding cyclic<br />
Ebene erarbeitet worden (mündl. Mitteilung<br />
Blümel, PEI). Problematisch<br />
scheiden für das Blutspen<strong>der</strong>scree-<br />
amplification (PMCA), eine Art PCR<br />
bei allen Testen ist, dass die Validie-<br />
Ausgabe 13<br />
2009<br />
ning aus. Inzwischen sind eine Vielzahl<br />
von Testprinzipien veröffentlicht<br />
worden, von denen nachfolgend eini-<br />
für PrPsc. Hierbei wird die Fähigkeit<br />
von PrPsc genutzt, die Umwandlung<br />
physiologischer Prionen in ihre patho-<br />
rung wegen <strong>der</strong> stark eingeschränkten<br />
Verfügbarkeit von Probenmaterial<br />
von vCJK-Patienten mit<br />
ge beispielhaft genannt werden. Sie<br />
logische Isomerstruktur anzustoßen<br />
meist mit tierischem Gewebematerial<br />
erfüllen jedoch die oben genannten<br />
mit <strong>der</strong> Folge <strong>der</strong> Vermehrung von<br />
gespickten Blutproben erfolgen<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen noch nicht vollständig.<br />
PrPsc. Unter entsprechenden Reak-<br />
muss. Die Vergleichbarkeit zu in <strong>der</strong><br />
tionsbedingungen werden diese Ver-<br />
symptomlosen<br />
Inkubationsphase<br />
Confirmation dependent Immu-<br />
mehrungszyklen weit über 100-mal<br />
entnommenen humanen Blutproben<br />
noassays (CDI) verwenden einen<br />
wie<strong>der</strong>holt. Die Sensitivität soll das<br />
kann daher in <strong>der</strong> Regel nicht direkt<br />
monoklonalen Antikörper, <strong>der</strong> an die<br />
6.600-fache von Standardmethoden<br />
bewiesen werden. An <strong>der</strong> Etablierung<br />
physiologische Form <strong>der</strong> Prionen in<br />
betragen. Allerdings dauert <strong>der</strong> Test<br />
eines standardisierten Panels mit tie-<br />
nativer und denaturierter Form bin-<br />
mehrere Tage (43, 44). Kürzlich wur-<br />
rischem und teilweise humanem<br />
det, jedoch an PrPsc erst nach Dena-<br />
de eine Modifikation <strong>der</strong> Testdurch-<br />
Gewebematerial wird gearbeitet (50,<br />
turierung. Je mehr PrPsc vorhanden<br />
führung mit einer Verkürzung <strong>der</strong><br />
51). Kürzlich wurde bekannt, dass es<br />
ist, desto größer ist die Signalzunah-<br />
Reaktionszeit zwei bis drei Tage<br />
erstmals gelungen ist, in einer Zell-<br />
me nach Denaturierung. Dieses Ver-<br />
beschrieben. (45)<br />
kultur PrPsc zu produzieren, was<br />
fahren ist doppelt so sensitiv wie<br />
eine Validierung und Vergleichbarkeit<br />
etablierte<br />
Western-Blot-Techniken<br />
Es gibt noch eine Reihe weiterer<br />
von Testen erheblich vereinfachen<br />
(33,42).<br />
Testprinzipien (Übersicht bei 42,<br />
würde (52).<br />
46,47,48,49).<br />
Beim<br />
Epitop-Protection-Assay<br />
Zurzeit steht noch kein für das Blut-<br />
(EPA) werden durch eine chemische<br />
Um die Mindestanfor<strong>der</strong>ungen an<br />
spen<strong>der</strong>screening geeignetes Test-<br />
Behandlung die Antigene physiolo-<br />
Teste unter den gegebenen Rahmen-<br />
system zur Verfügung, Der wahr-<br />
gischer Prionen für die eingesetzten<br />
bedingungen zu definieren, sind<br />
scheinlich am weitesten entwickelte<br />
monoklonalen Antikörper dauerhaft<br />
technische Spezifikationen auf EU-<br />
Test hat eine Rate falsch positiver<br />
maskiert. Die entsprechenden Antigene<br />
von PrPsc sind auf Grund <strong>der</strong><br />
an<strong>der</strong>en räumlichen Struktur vor dieser<br />
artifiziellen Modifizierung<br />
geschützt. Erst nach einer Desaggregation<br />
liegen sie offen und können<br />
jetzt im Gegensatz zu den maskierten<br />
Epitopen <strong>der</strong> physiologischen<br />
Prionen durch monoklonale Antikörper<br />
nachgewiesen werden (33, 42).
Resultate von 0,06% (mdl. Mitteilung<br />
Willkommen). Konkret bedeutet dies<br />
sonen über ein potentielles vCJK-<br />
Risiko zurückgegriffen werden (54,<br />
duzierbar positivem Screeningergebnis<br />
könnte eine mögliche vCJK-Über-<br />
25<br />
beispielsweise bei einem großen<br />
55). Entsprechend dem aktuellen<br />
tragung verhin<strong>der</strong>t werden. Auf<br />
Blutspendedienst mit einem Untersuchungsaufkommen<br />
von 4.000 Blutspenden<br />
pro Tag, dass täglich 2 bis<br />
Wissensstand sollte dieser Standpunkt<br />
regelmäßig einer kritischen<br />
Prüfung unterzogen werden.<br />
Grund <strong>der</strong> ethischen Probleme bei<br />
<strong>der</strong> Information über positive Testergebnisse<br />
mit <strong>der</strong>zeit unklarer Bedeu-<br />
Ausgabe 13<br />
2009<br />
3 Spen<strong>der</strong> auffallen. Aufgrund <strong>der</strong><br />
tung ist ein Konsens <strong>der</strong> Politik und<br />
rechtlichen Vorgaben müssen diese<br />
Fachgremien notwendig, <strong>der</strong> Regeln<br />
Blutspen<strong>der</strong> trotz <strong>der</strong> extrem geringen<br />
Wahrscheinlichkeit eines richtig<br />
Zusammenfassung<br />
für die Aufklärung <strong>der</strong> betroffenen<br />
Spen<strong>der</strong> und Durchführung von<br />
positiven Ergebnisses über den<br />
Look-Back-Maßnahmen einschließ-<br />
Befund mit ärztlicher Beratung und<br />
Zurzeit ist das Risiko <strong>der</strong> Übertra-<br />
lich <strong>der</strong> Information von Empfängern<br />
Aufklärung über mögliche Konse-<br />
gung einer vCJK durch Blutkompo-<br />
festlegt.<br />
quenzen bis hin zur Information ihrer<br />
nenten in Deutschland statistisch<br />
behandelnden Ärzte in Kenntnis<br />
kaum fassbar. Es ist aber nicht aus-<br />
Offen bleibt zur Zeit die Frage, ob<br />
gesetzt werden. Es kann den betrof-<br />
geschlossen, dass transfusionsasso-<br />
im Prionproteingen nicht für Methion<br />
fenen Personen <strong>der</strong>zeit we<strong>der</strong> eine<br />
ziierte vCJK in Deutschland auftreten<br />
homozygote PrPsc-Träger vor dem<br />
Bestätigungsdiagnostik noch eine<br />
können. Im Einzelfall wird nur mit<br />
Ausbruch <strong>der</strong> Erkrankung geschützt<br />
therapeutische Option angeboten<br />
einer gewissen Wahrscheinlichkeit<br />
o<strong>der</strong> ob sie während einer langen<br />
werden. Ebenfalls werden gemäß<br />
die Kausalität nachzuweisen sein, da<br />
Inkubationszeit „infektiös“ sein kön-<br />
Transfusionsgesetz Look-Back-Maß-<br />
im Gegensatz z.B. zu viralen Infekti-<br />
nen und damit vCJK durch ihre Blut-<br />
nahmen in erheblichem Ausmaß not-<br />
onen kein genetischer Vergleich des<br />
spenden übertragen werden kann.<br />
wendig (42). Die medico-legalen<br />
„Erregers“ bei Spen<strong>der</strong> und Empfän-<br />
Aspekte sind ausführlich von Dewitz<br />
ger möglich ist. Außerdem kommen<br />
Die zukünftige Inzidenz von vCJK<br />
dargestellt und diskutiert (53).<br />
neben Transfusionen auch an<strong>der</strong>e<br />
sowie mögliche Zusammenhänge mit<br />
Übertragungswege in Betracht.<br />
Transfusionen sind weiterhin auf-<br />
Vor <strong>der</strong> Einführung eines Blutspen-<br />
merksam zu beobachten, um daraus<br />
<strong>der</strong>screenings auf PrPsc ist ein Kon-<br />
Die Einführung eines Blutspen<strong>der</strong>-<br />
ggf. weitere Maßnahmen zur Vermei-<br />
sens von Experten und Politik zur<br />
screenings ist auf Grund <strong>der</strong> nach<br />
dung transfusionsassoziierter vCJK<br />
Spen<strong>der</strong>information und zu Look-<br />
wie vor infausten Prognose von vCJK<br />
abzuleiten.<br />
Back-Maßnahmen einschließlich <strong>der</strong><br />
dringend wünschenswert. Allerdings<br />
Information von Empfängern von<br />
müssen dafür hochsensitive und<br />
Blutkomponenten bei reproduzierbar<br />
–spezifische, für eine schnelle und<br />
positiven Testergebnissen ohne <strong>der</strong>-<br />
automatisierte Durchführung geeig-<br />
zeit verfügbare Bestätigungsdiag-<br />
nete Screeningteste zur Verfügung<br />
nostik wünschenswert. Dabei kann<br />
auf Erfahrungen aus dem Vereinigten<br />
Königreich zur Information von Per-<br />
stehen. Weiterhin sind Bestätigungsteste<br />
notwendig. Durch eine<br />
Vernichtung von Spenden mit repro-<br />
Die Literaturhinweise finden<br />
Sie im Internet zum Download<br />
unter: www.drk.de/blutspende