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Richtlinien zur Entwicklung von Formulierungen und<br />
Verfahren für Retard-Überzüge<br />
1. Einleitung<br />
Für viele Arzneimittel werden orale Darreichungsformen mit retardierter Wirkstofffreisetzung unabhängig vom pH-Wert<br />
der Verdauungssäfte benötigt. Solche Formulierungen können mit Hilfe von EUDRAGIT® Polymeren hergestellt werden.<br />
2. Produkte<br />
EUDRAGIT® RL and EUDRAGIT® RS<br />
Methacrylcopolymere mit Trimethylammoniumethylmethacrylat als funktionelle Gruppe.<br />
Vorteile: gezielte Anpassung der Freisetzungsprofile durch Kombination von EUDRAGIT® RL und EUDRAGIT® RS in<br />
unterschiedlichem Verhältnis; geeignet für Matrixstrukturen.<br />
EUDARGIT® NE 30 D<br />
Neutrales Methacrylatpolymer.<br />
Vorteile: kein Weichmacher nötig, sehr elastisch, geeignet für Matrixstrukturen. Anpassung des Freigabeprofils durch<br />
Variation der Filmdicke.<br />
Die Elastizität aller drei Polymere in den empfohlenen Formulierungen ermöglicht die Verpressung bestimmter Partikel<br />
zu multipartikulären, schnell zerfallenden Tabletten.<br />
3. Betrachtungen zu Wirkstoff und Freisetzungsmechanismen<br />
Retard-Filmüberzüge aus EUDRAGIT® Polymeren setzen den Wirkstoff diffusionskontrolliert frei.<br />
EUDRAGIT® RL und EUDRAGIT® RS sind wasserunlösliche, quellbare Filmbildner und basieren auf neutralen<br />
Methacrylsäureestern mit geringen Anteilen von Trimethylammoniumethylmethacrylatchlorid. Bei EUDRAGIT® RL bzw.<br />
EUDRAGIT® RS beträgt das Molverhältnis von quatären Ammoniumgruppen zu neutralen Estergruppen 1:20 bzw. 1:40,<br />
was ungefähr 50 bzw. 25 mEq/100 g entspricht. Da die quatären Ammoniumgruppen das Maß der Quellung und damit<br />
die Durchlässigkeit der Filme in wässrigen Medien bestimmen, bildet EUDRAGIT® RL mit seinem höheren Anteil an diesen<br />
Gruppen durchlässigere Filme mit nur geringfügig retardierender Wirkung. Im Gegensatz dazu quellen Überzüge mit<br />
EUDRAGIT® RS weniger leicht und sind nur in geringem Maße permeabel. Bei deckenden Überzügen und entsprechender<br />
Filmdicke ist es möglich, die Diffusionsgeschwindigkeit deutlich herabzusetzen. EUDRAGIT® RS und RL Polymere können<br />
in jedem Verhältnis gemischt werden, um Überzüge mit speziefisch eingestellter Permeabilität zu erhalten.<br />
Die Dispersion mit EUDRAGIT® NE 30 D bildet ebenfalls wasserunlösliche Filme. Dieses weiche Polymer ist besonders<br />
geeignet für Granulierungsprozesse bei der Herstellung von Matrixtabletten und für Retardüberzüge ohne<br />
Weichmacherzusatz.<br />
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4. Empfehlungen zu Hilfsstoffen<br />
Weichmacher<br />
Um Filme mit genügender Elastizität zu erhalten, werden zu den organischen Lösungen 10-20 % Weichmacher bezogen<br />
auf die Polymertrockensubstanz und zu den EUDRAGIT® RL und EUDRAGIT® RS Dispersionen 20 % Weichmacher bezogen<br />
auf die Polymertrockensubstanz hinzugegeben. Für EUDRAGIT® NE 30 D wird kein Weichmacher benötigt.<br />
Trennmittel<br />
Trennmittel wie Talkum, amorphes Silika und Glycerolmonostearat reduzieren Verklebungstendenzen und erleichtern damit<br />
den Befilmungsprozess. Die Menge an Talkum sollte für EUDRAGIT® RL/RS 50 % bezogen auf die Polymertrockensubstanz<br />
betragen. Für Glycerolmonostearat werden 3-5 % empfohlen. Für EUDRAGIT® NE 30 D sollte die Menge an Talkum 100 %<br />
der trockenen Polymersubstanz entsprechen.<br />
Pigmente<br />
Deckende weiße oder farbige Überzüge werden erhalten, indem man Pigmente wie Titandioxid, Lebensmittelfarbstoffe<br />
oder Eisenoxide hinzufügt.<br />
5. Verarbeitungsbedingungen<br />
Die Polymere kann man zum Befilmen von Tabletten, Pellets oder anderen Partikeln einsetzen, darüber hinaus zur Bildung<br />
von Matrixstrukturen, die durch Direktverpressung oder Nassgranulierung produziert werden. Das weiche Polymer<br />
EUDRAGIT® NE 30 D ist besonders geeignet für Granulierungsprozesse bei der Herstellung von Matrixtabletten und für<br />
Retardüberzüge ohne Weichmacher.<br />
Filmüberzüge auf kleinen Partikeln oder Pellets zur kontrollierten Wirkstofffreigabe (verzögerte Wirkung oder<br />
Magensaftresistenz) benötigen eine Filmdicke zwischen 5 und 50 mm. Der Materialverbrauch hängt vor allem von der<br />
Partikelgröße (spezifische Oberfläche), der Oberflächenstruktur und der Partikelgrößenverteilung ab. In jedem Fall ist<br />
eine genaue Berechnung der notwendigen Filmdicke angeraten.<br />
Prozessparameter<br />
Betttemperatur<br />
wässrig<br />
Wirbelschichtgerät<br />
RL/RS<br />
25 - 35 °C<br />
NE 30 D*<br />
20 - 25 °C<br />
Tablettencoater<br />
RL/RS<br />
30 - 35 °C<br />
NE 30 D*<br />
ca. 25 °C<br />
Produkttemperatur<br />
organisch<br />
RL/RS<br />
ca. 25 °C<br />
RL/RS<br />
ca. 30 °C<br />
*Da das EUDRAGIT® NE Polymer sehr weich ist, muss die Prozesstemperatur gut kontrolliert und niedrig gehalten werden,<br />
um ein Zusammenkleben zu verhindern.<br />
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6. Testverfahren<br />
EUDRAGIT® RL/RS:<br />
Wasser oder Puffer. Die Permeabilität und dementsprechend auch die Wirkstofffreigabe kann mit der Art und Konzentration<br />
der Pufferlösung variieren. Die Zugabe von 0,1 M NaCl gleicht diesen Effekt wieder aus.<br />
EUDRAGIT® NE 30 D:<br />
Nicht-ionische, pH-unabhängige Wirkstofffreisetzung. Puffer oder Wasser.<br />
7. Weitere wichtige Aspekte<br />
Wegen der Weichheit der Filmüberzüge können Verklebungen im Laufe der Lagerung auftreten. Das kann durch<br />
Aufbringen eines dünnen HPMC-Films oder durch Zugabe von 0,5 % Aerosil® direkt nach der Befilmung verhindert<br />
werden.<br />
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Unsere Informationen entsprechen unseren heutigen Kenntnissen und Erfahrungen nach unserem besten Wissen. Wir geben sie jedoch ohne<br />
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Verwendung anderer gleichartiger Produkte nicht aus.<br />
Röhm GmbH & Co. KG ist Eigentümer von Patentrechten, die die Verwendung von EUDRAGIT® Polymeren in Zusammensetzungen, Verfahren und/oder<br />
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oder Anwendungen, die sich auf Patentrechte bei EUDRACOL TM und EUDRAPULSE TM beziehen, erfordern immer separate Lizenzvereinbarungen.<br />
® = registrierte Marke<br />
EUDRAGIT = registrierte Marke der Röhm GmbH & Co. KG Darmstadt<br />
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