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Richtlinien zur Entwicklung von Formulierungen und<br />
Verfahren für Schutzüberzüge<br />
1. Einleitung<br />
Viele Wirkstoffe und Arzneizubereitungen erfordern einen Schutz- oder Isolierüberzug zur Erhöhung ihrer chemischen<br />
und physikalischen Stabilität und zur Verbesserung ihrer mechanischen Eigenschaften. Zur Herstellung von Schutzund<br />
Isolierüberzügen, die im Magensaft schnell zerfallen, sind drei EUDRAGIT® Polymere geeignet. Außer einer rein<br />
mechanischen Stabilisierung lässt sich auch Feuchtigkeitsschutz und Geschmacks- oder Geruchsmaskierung von<br />
Tabletten und feinen Partikeln erreichen. Je nach pharmazeutisch-technologischer Zielsetzung können unterschiedliche<br />
EUDRAGIT® Typen mit speziellen physikochemischen Eigenschaften gewählt werden. Selbst dünne Überzüge weisen<br />
eine ausgezeichnete Schutzwirkung auf.<br />
2. Produkte<br />
EUDRAGIT® E 12,5, EUDRAGIT® E 100 und EUDRAGIT® E PO<br />
Für Schutzüberzüge werden vorzugsweise EUDRAGIT® E Typen empfohlen. EUDRAGIT® E PO ist das mikronisierte Pulver<br />
von EUDRAGIT® E 100, während EUDRAGIT® E 12,5 dessen Lösung in organischem Lösungsmittel ist. Alle Produkte lösen<br />
sich im sauren Milieus des Magens auf, nicht aber im Mund. Vorteile: geringe Viskosität, hohes Pigmentaufnahmevermögen,<br />
gute Haftung, hohe Schutzwirkung.<br />
Wässrige Formulierungen mit EUDRAGIT® E PO besitzen im Vergleich zu anderen für Schutzüberzüge verwendeten<br />
Polymeren eine sehr geringe Wasserdampfdurchlässigkeit. Um das Polymerpulver kolloidal zu lösen, ist ein Zusatz von<br />
Natriumlaurylsulfat und Stearinsäure erforderlich. Diese Basisformulierung stellt für Feuchtigkeitsschutzüberzüge die<br />
erste Wahl dar.<br />
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Wasserdampfdurchlässigkeit (g Wasser/m 2 *d) von freien Filmen, DIN 53 122, Schichtdicke 0,025 mm<br />
Pharma Polymere 01/2005 1/4<br />
5.1d
EUDRAGIT® L und EUDRAGIT® RL<br />
Falls (z.B. wegen Inkompatibilität mit anderen Bestandteilen) EUDRAGIT® E PO nicht eingesetzt werden kann, können<br />
dünne Schichten von EUDRAGIT® L 30 D-55 oder EUDRAGIT® RL 30 D verwendet werden.<br />
Ein Auftrag von maximal 0,8 bis 1 mg EUDRAGIT® L 30 D-55 oder EUDRAGIT® RL 30 D pro Quadratzentimeter Oberfläche<br />
entspricht einer Schichtdicke von etwa 7 bis 8 µm und kann als Standardwert für einfache Schutzüberzüge angesehen<br />
werden, welche die Lagerstabilität erhöhen, gegen atmosphärische Einflüsse schützen, Partikel untereinander<br />
unverträglicher Wirkstoffe oder hygroskopische Tablettenkerne isolieren und bitteren oder unangenehmen Geschmack<br />
maskieren.<br />
Diese Polymermenge reduziert die Auflösungsgeschwindigkeit in Wasser und Magensaft nur unwesentlich. Bei<br />
Polymermengen von mehr als 1 mg/cm 2 verlängert sich die Zerfallszeit signifikant. Deshalb wird empfohlen, beide<br />
Polymere nur für leicht lösliche Wirkstoffe oder für schnell zerfallende Tabletten mit Zerfallszeiten von weniger als<br />
5 Minuten zu verwenden.<br />
3. Betrachtungen zu Wirkstoffen und Freisetzungsmechanismen<br />
EUDRAGIT® E ist ein kationisches Copolymer mit einem tertiären Amino als funktioneller Gruppe (Dimethylaminoethyl<br />
methacrylat). Es wird durch Salzbildung mit Säuren wasserlöslich und liefert dadurch magensaftlösliche Filmüberzüge.<br />
Diese Überzüge sind bei pH-Werten unter 5 löslich und bei pH-Werten über 5 quellfähig und permeabel.<br />
Grundsätzlich gibt es keine Einschränkungen bezüglich der eingesetzten Wirkstoffe. Allerdings sollte ein eventueller<br />
anionischer Charakter des Wirkstoffs, der zu Wechselwirkungen mit Polymeren mit entgegengesetzter Ionenladung<br />
(Salzbildung) führen kann, berücksichtigt werden.<br />
Gerüche von Stoffen mit hohem Dampfdruck können durch Aufbringen dickerer Polymerüberzüge maskiert werden.<br />
Dadurch kann sich die Zerfallszeit verlängern; insbesondere können Überzüge auf Basis von EUDRAGIT® L Polymeren<br />
Magensaftresistenz zeigen, wenn die Zerfallstests in 0,1 N HCl durchgeführt werden.<br />
4. Empfehlungen zu Hilfsstoffen<br />
Zur Erhöhung der Filmpermeabilität kann EUDRAGIT® E bei Bedarf mit anderen Hilfsstoffen gemischt und verarbeitet<br />
werden, zum Beispiel mit Polyethylenglykol, Lactose, HPMC, HPC, mikrokristalliner Cellulose oder anderen wasserlöslichen<br />
oder hydrophilen Stoffen.<br />
Weichmacher<br />
Überzüge aus unterschiedlichen EUDRAGIT® E Typen sind weich genug und erfordern daher keinen Zusatz von<br />
Weichmachern. Als Ausnahme kann der Zusatz verschiedener Polyethylentypen als Glanzmittel zur Überzugsformulierung<br />
gelten. In diesem Fall kann es während des Überzugsprozesses und/oder der Lagerung zu Verklebungen kommen.<br />
Trennmittel<br />
Als Trennmittel können Magnesiumstearat oder Talkum verwendet werden. Die Formulierungen kommen aber auch<br />
ohne Zusatz von Trennmitteln aus.<br />
Pigmente<br />
In den meisten Fällen können die EUDRAGIT® E Typen mit Pigmenten versetzt werden. Durch Zugabe von Feststoffen<br />
wie beispielsweise Talkum, Magnesiumstearat, Pigmenten usw. verringert sich die Klebrigkeit der Überzugsformulierung,<br />
wodurch sich die Verarbeitung des Polymers vereinfacht. Für weiße Tabletten ist nur ein geringer Pigmentzusatz<br />
erforderlich. Wenn das Substrat durch den Überzug hindurch scheint, kann dem durch einen verstärkten Polymerauftrag<br />
abgeholfen werden.<br />
Titandioxid ist ein bewährtes Weißpigment, und so genannte Lebensmittelfarbstoffe sowie Eisenoxide werden seit<br />
langem erfolgreich zum Färben eingesetzt. Die Farbintensität von Filmüberzügen kann durch das Mischungsverhältnis<br />
mit Titandioxid variiert werden. Sehr hohe Pigmentkonzentrationen können zu fleckigen Färbungen führen. Zusätze von<br />
Talkum oder Magnesiumstearat führen zu glatteren und gleichmäßigeren Überzügen.<br />
Pharma Polymere 01/2005 2/4<br />
5.1d
5. Verarbeitungsbedingungen<br />
EUDRAGIT® E Polymethacrylate können gemäß allen in den üblichen Filmcoatinganlagen (herkömmliche Tablettencoater,<br />
perforierter Coater sowie Wirbelschichtgeräte) verarbeitet werden.<br />
Niedrigviskose Formulierungen mit EUDRAGIT® Polymeren, deren Feststoffgehalt zwischen 20 und 25 % beträgt,<br />
ermöglichen hohe Sprühraten und verkürzen den Sprühprozess dadurch sehr stark. Außerdem wird der Energieverbrauch<br />
von Überzugsverfahren mit EUDRAGIT® durch die niedrige Produkttemperatur (ca. 25 - 35 °C) sowie den geringen<br />
Sprühdruck (ca. 1 bis 1,5 bar) reduziert.<br />
Je nach den zur Verfügung stehenden Anlagen und den speziellen Eigenschaften des zu überziehenden Wirkstoffs kann<br />
EUDRAGIT® als organische Lösung oder in wässriger Form aufgebracht werden.<br />
Wässrige EUDRAGIT® E PO Formulierungen<br />
EUDRAGIT® E PO ist die mikronisierte Form von EUDRAGIT® E 100. Aus dem Polymer, Natriumlaurylsulfat und Stearinsäure<br />
wird eine kolloiddisperse Lösung hergestellt. Die Viskosität der Lösung ist auf dem gleichen niedrigen Niveau wie die<br />
übliche wässriger EUDRAGIT® Dispersionen. Die Prozessparameter der Überzugsverfahren sind daher den Parametern<br />
von Standardformulierungen für EUDRAGIT® Sprühsuspensionen vergleichbar. Der Feststoffgehalt von EUDRAGIT® E PO<br />
Sprühsuspensionen sollte 15 % betragen.<br />
Organische Polymerlösungen<br />
Aufgrund ihrer hohen Viskosität bei höheren Konzentrationen müssen organische Polymerlösungen meist bis zu<br />
einem Feststoffgehalt von unter 10 % verdünnt werden. Bevorzugte Lösungsmittel für EUDRAGIT® E 12,5 sind Aceton,<br />
Isopropanol und Ethanol. Es wird ein Wasserzusatz von 3 - 5 % empfohlen.<br />
Prozessparameter für EUDRAGIT® E<br />
Betttemperaturen Wirbelschichtgerät Tablettencoater<br />
wässrig 20 - 30 °C 30 - 35 °C<br />
organisch ~ 25 °C 30 (- 35) °C<br />
Pharma Polymere 01/2005 3/4<br />
5.1d
Filmdicke<br />
Für Schutzüberzüge erforderliche Überzugsmengen für verschiedene Polymere [mg/cm 2 ]<br />
EUDRAGIT® Typ E PO, wässrig L 30 D-55<br />
L 100-55<br />
RL 30 D<br />
Isolierung 0,5 - 1 0,5 - 1 0,5 - 1<br />
Kosmetik 1 1 1<br />
Geschmacksmaskierung 1 - 2 max. 1 max. 1<br />
Feuchtigkeitsschutz 2 - 10 max. 1 max. 1<br />
Ein Polymerauftrag von 1 mg<br />
Polymer/cm 2 Oberfläche entspricht<br />
einer Schichtdicke von<br />
ca. 7 - 8 mm und kann als Standardwert<br />
für normale Schutzüberzüge<br />
angesehen werden.<br />
Bei dieser Schichtdicke wird<br />
der Zerfall in Wasser und<br />
0,1 N HCl nur unwesentlich<br />
verzögert. Bei Verwendung<br />
von EUDRAGIT® L 30 D-55 oder EUDRAGIT® RL 30 kann ein Polymerauftrag von mehr als 1 mg/cm 2 zu einer deutlichen<br />
Verlängerung der Zerfallszeit führen. Überzüge auf Basis von EUDRAGIT® E zeigen auch bei größeren Schichtdicken nur<br />
eine geringfügige oder gar keine Verzögerung, wenn der Zerfallstest in sauren Medien durchgeführt wird.<br />
6. Testverfahren<br />
Es können alle üblichen Verfahren zur Prüfung der Wirkstofffreisetzung und des Zerfalls eingesetzt werden.<br />
Da EUDRAGIT® E Überzüge bei pH-Werten unter 5 löslich sind, können in-vitro-Tests in sauren Medien durchgeführt<br />
werden. Bei höheren pH-Werten können die Auflösungs-/Zerfallszeiten von dickeren Überzügen länger sein.<br />
7. Weitere wichtige Aspekte<br />
Die Standardformulierung für wässrige EUDRAGIT® E PO Filmüberzüge mit 10 % Natriumlaurylsulfat und 15 % Stearinsäure<br />
bietet einen ausgezeichneten Feuchtigkeitsschutz.<br />
Aufgrund der Elastizität des Überzugs können überzogene Partikel zu schnell zerfallenden Tabletten verpresst werden,<br />
ohne dass der Überzug beschädigt wird.<br />
Unsere Informationen entsprechen unseren heutigen Kenntnissen und Erfahrungen nach unserem besten Wissen. Wir geben sie jedoch ohne<br />
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® = registrierte Marke<br />
EUDRAGIT = registrierte Marke der Röhm GmbH & Co. KG Darmstadt<br />
Pharma Polymere 01/2005 4/4<br />
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