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Willkommen in der Ulrichskirche<br />

<strong>Kirchenführer</strong> V11.p65 1<br />

02.07.2006, 13:59


Liebe Leserinnen und Leser!<br />

Wir la<strong>den</strong> <strong>Sie</strong> ein in die Ulrichskirche:<br />

Statten <strong>Sie</strong> ihr einen Besuch ab, nehmen <strong>Sie</strong> sie in Augenschein -<br />

auch die Kleinigkeiten. Dieses Gebäude ist ein Erbe. Es verbindet uns<br />

mit <strong>den</strong> Bittenfeldern, die vor mehr als 500 Jahren diese Kirche<br />

gebaut haben, mit <strong>den</strong> Gläubigen und ihren Pfarrern, die in <strong>den</strong><br />

Jahrhunderten seit der Reformation <strong>hier</strong> Gottesdienste feierten.<br />

Und doch kein altes Gemäuer, sondern auch im 21. Jahrhundert<br />

Heimat für Sehnsucht, Hoffnung, Liebe und Glauben – Ort der Begegnung<br />

mit Gott.<br />

Die Ulrichskirche ist ein schönes Gebäude. Schon von Anf<strong>an</strong>g <strong>an</strong>, als<br />

<strong>sich</strong> die Bürger des damals noch kleinen Dorfes zusammenget<strong>an</strong>, H<strong>an</strong>d<br />

<strong>an</strong>gelegt, Geld bezahlt haben für „ihre“ Kirche. Vom Schloss abgesehen<br />

war sie damals das bei weitem größte Haus am Ort!<br />

Und heute? Heute ist die Ulrichskirche Heimat für über 2000 Menschen<br />

in Bittenfeld und <strong>Sie</strong>gelhausen.<br />

Wir la<strong>den</strong> <strong>Sie</strong> ein in die Ulrichskirchengemeinde:<br />

Unsere Kirche – das bezeichnet ja auch die Gemeinschaft. Schon in<br />

der Bibel ist das Haus Sinnbild für die christliche Gemeinde: Der<br />

Architekt ist Gott selbst. Durch die Kraft seines heiligen Geistes, die<br />

treibende konstruktive Kraft, die Menschen zu einer Gemeinschaft<br />

verbindet, die sie begeistert und mit ihren Gaben und ihrem Einsatz<br />

als lebende Steine kunstvoll zusammenfügt (s. 1. Petr 2,5) – so, dass<br />

sie mitein<strong>an</strong>der verbun<strong>den</strong> und fürein<strong>an</strong>der da sind, <strong>sich</strong> Halt geben.<br />

Deswegen wer<strong>den</strong> <strong>Sie</strong> in diesem <strong>Kirchenführer</strong> Ge<strong>sich</strong>ter sehen von<br />

Menschen, die zu unserer Kirchengemeinde gehören, die aktiv „mitbauen“<br />

oder aber, wie das früher hieß, <strong>sich</strong> „erbauen“ lassen – deswegen<br />

auch Bilder aus unseren Gottesdiensten.<br />

<strong>Kirchenführer</strong> V11.p65 2<br />

02.07.2006, 13:59


Ein Haus, so weit wie die Welt:<br />

Schon in Bittenfeld ist unsere Kirche nicht „die“ Kirche – wir sind mit<br />

der katholischen Martinus-Gemeinde ökumenisch verbun<strong>den</strong>. Und die<br />

Taufe verbindet uns ja mit allen Christen!<br />

Nahe stehen uns in der weiten Welt z.B. Ingrid aus Lima/Peru: <strong>Sie</strong> ist<br />

das Patenkind der Kinderkirche. Oder der Sternberg bei Ramallah/<br />

Westjord<strong>an</strong>l<strong>an</strong>d und die Schnellerschule im Lib<strong>an</strong>on - die bei<strong>den</strong><br />

Missionsprojekte der Kirchengemeinde.<br />

Unsere Ulrichskirchengemeinde gehört zum ev<strong>an</strong>gelischen Kirchenbezirk<br />

Waiblingen, wir sind Teil der württembergischen L<strong>an</strong>deskirche.<br />

Im Neuen Testament wird ein schönes Bild gebraucht: Alle Christen<br />

sind Teil eines G<strong>an</strong>zen, sind der „Leib“ Jesu Christi in der Welt.<br />

Herzlich Willkommen also in „Ihrer“ Kirche! wir wünschen Ihnen viele<br />

<strong>an</strong>regende und wertvolle Entdeckungen!<br />

<strong>Kirchenführer</strong> V11.p65 3<br />

02.07.2006, 13:59


Bittenfelder Kirchengeschichte<br />

Bittenfeld um 1685<br />

Um 1185 hatten die Christen aus Renshofen (= Rienzhofen), Bittenfeld<br />

und Schwaikheim mindestens einen halbstündigen Fußmarsch zum<br />

Gottesdienst nach <strong>Sie</strong>gelhausen vor <strong>sich</strong>. Die Martinskirche (Kirche<br />

des Heiligen Martin) in <strong>Sie</strong>gelhausen war die Mutterkirche des Weilers<br />

und der bei<strong>den</strong> Ortschaften.<br />

1185 wurde am südwestlichen Ortsr<strong>an</strong>d die Liebfrauenkapelle errichtet:<br />

eine Filialkirche ohne eigenes Tauf- und Begräbnisrecht. <strong>Sie</strong> wird<br />

abwechselnd zum Weiler Renshofen und zu Bittenfeld gerechnet.<br />

Nach dem Bau einer Burg in Bittenfeld entst<strong>an</strong>d um 1300 auf dem<br />

Grund der heutigen Ulrichskirche eine kleine Kirche. Im 14. Jh. entwikkelten<br />

<strong>sich</strong> Bittenfeld und Schwaikheim zu größeren Dörfern. Davon<br />

zeugen die Kirchenbauten der Umgebung, die aus dieser Zeit stammen<br />

– eine erstaunliche Leistung, berück<strong>sich</strong>tigt m<strong>an</strong> die geringe<br />

Einwohnerzahl, die einfachen Lebensumstände der Menschen und<br />

<strong>den</strong> damaligen St<strong>an</strong>d der Technik. Um 1430 wurde die Liebfrauenkapelle<br />

bis auf die Grundmauern abgetragen und durch einen Neubau<br />

als Saalkirche mit 2 Seitenschiffen und einem Kirchturm ersetzt.<br />

W<strong>an</strong>n die <strong>Sie</strong>gelhäuser Martinskirche abgetragen oder zerstört wurde<br />

ist nicht genau bek<strong>an</strong>nt, 1458 wird die <strong>Sie</strong>gelhäuser Pfarrkirche zum<br />

letzten Mal erwähnt.<br />

Am 13. Juni 1468 feierte m<strong>an</strong> die Investitur des ersten Priesters in der<br />

Pfarrkirche zu Bittenfeld (heutige Ulrichskirche). In jener Zeit wurde<br />

der Taufstein von <strong>Sie</strong>gelhausen nach Bittenfeld überführt - seither<br />

f<strong>an</strong><strong>den</strong> alle kirchlichen H<strong>an</strong>dlungen <strong>hier</strong> statt. 1483 wurde die Pfarrkirche<br />

zur heutigen Ulrichskirche vergrößert. Der älteste Beleg für <strong>den</strong><br />

Namen Ulrichskirche stammt aus dem Jahre 1508.<br />

Nach der Reformation 1535 f<strong>an</strong><strong>den</strong> in der Liebfrauenkapelle keine<br />

Gottesdienste mehr statt. <strong>Sie</strong> wurde fort<strong>an</strong> als Schafstall, Scheune,<br />

Wohnhaus und Lagerraum genutzt - 1979 br<strong>an</strong>nte sie ab.<br />

<strong>Kirchenführer</strong> V11.p65 4<br />

02.07.2006, 13:59


Bischof Ulrich von Augsburg –<br />

Namenspatron der Ulrichskirche<br />

Der älteste Beleg für <strong>den</strong> Namen Ulrichskirche<br />

stammt aus dem Jahr 1508. Warum<br />

gerade Ulrich unser Kirchenpatron wurde,<br />

ist nicht geklärt. Er ist weder auf Bildern,<br />

noch als Steinfigur in unserer Kirche zu<br />

fin<strong>den</strong>.<br />

Heute erinnert nur noch der mark<strong>an</strong>te Mauerrest des gotischen<br />

Kirchenschiffs <strong>an</strong> die älteste Bittenfelder Kapelle. Das ev<strong>an</strong>gelisch<br />

gewor<strong>den</strong>e Bittenfeld hatte nur noch eine gottesdienstlich genutzte<br />

Kirche: die Ulrichskirche.<br />

Im Laufe der Jahrhunderte f<strong>an</strong><strong>den</strong> mehrere Renovierungen und<br />

Umbauten statt. Bei der letzten großen Renovierung 1971/72 erhielt<br />

die Ulrichskirche ihre heutige Gestalt. Die Orgelempore und die obere<br />

Empore im Kirchenschiff wur<strong>den</strong> entfernt, die unteren Bänke durch<br />

Stühle ersetzt, die erneuerte Orgel f<strong>an</strong>d ihren Platz hinter dem Altar.<br />

Die Westfassade wurde 2002 renoviert, der Kirchturm 2004 neu<br />

gedeckt. Dabei erhielt das Zifferblatt der Turmuhr von 1923 wieder<br />

seine ursprüngliche blaue Farbe.<br />

Wer war der Heilige Ulrich?<br />

Als Sohn des alem<strong>an</strong>nischen Gaugrafen<br />

Hupald von Dillingen 890 geboren, wurde<br />

er für <strong>den</strong> geistlichen St<strong>an</strong>d bestimmt und<br />

studierte im Kloster St. Gallen. Als Kämmerer<br />

seines Onkels, des Bischofs Adalbero<br />

von Augsburg, verwaltete er gleichzeitig die<br />

großen Familiengüter und wurde 923<br />

Nachfolger seines Onkels als Bischof.<br />

Ulrich beriet Fürsten, hielt Syno<strong>den</strong> ab,<br />

sorgte 926 für die Befestigung Augsburgs<br />

mit steinernen Mauern, befehligte 955 als<br />

Reichsfürst die Verteidigung von Augsburg<br />

gegen die <strong>an</strong>drängen<strong>den</strong> Ungarn. Nach<br />

dem <strong>Sie</strong>g auf dem Lechfeld erhielt er das<br />

Münzrecht für Augsburg. Er baute die von<br />

<strong>den</strong> Ungarn zerstörten Klöster und Dörfer<br />

seines Gebiets wieder auf, sorgte <strong>sich</strong> um<br />

würdige und zur rechten Zeit eingehaltene<br />

kirchliche Feiern, für feierliche Liturgie, für<br />

<strong>Kirchenführer</strong> V11.p65 5<br />

02.07.2006, 13:59


Arme und Kr<strong>an</strong>ke. Ulrich lebte selbst enthaltsam wie ein Mönch und<br />

war freigiebig gegenüber <strong>den</strong> Armen. Er starb am 4. Juli 973 in Augsburg.<br />

Ulrich ist einer der beliebtesten deutschen Heiligen, seine Heiligsprechung<br />

erfolgte nur zw<strong>an</strong>zig Jahre nach seinem Tod. Er war der erste,<br />

der 993 vom Papst persönlich heilig gesprochen wurde.<br />

Sein Ge<strong>den</strong>ktag ist der 4. Juli, dargestellt wird er als Bischof mit<br />

einem Fisch.<br />

Um diesen Fisch r<strong>an</strong>kt <strong>sich</strong> eine Legende<br />

ALS ULRICH AN EINEM DONNERSTAGABEND MIT DEM BISCHOF KONRAD VON KONSTANZ ZU<br />

TISCH SAß, VERTIEFTEN SICH BEIDE DIE NACHT ÜBER INS GESPRÄCH, BIS FREITAG-<br />

MORGENS EIN BOTE DES HERZOGS, DEM ULRICH UNRECHT VORGEHALTEN HATTE, EINEN<br />

BRIEF BRACHTE. ULRICH REICHTE ALS BOTENLOHN DEN BEIM NACHTESSEN NICHT VERZEHR-<br />

TEN REST DES BRATENS, EIN GÄNSEBEIN. DER BOTE BRACHTE DIES DEM HERZOG, UM DEN<br />

BISCHOF NUN SEINERSEITS DES UNRECHTS ÜBERFÜHREN ZU KÖNNEN, DASS ER AM FREITAG<br />

FLEISCH ESSE. ALS DER HERZOG DAS GÄNSEBEIN AUS DER UMHÜLLUNG NAHM, HATTE ES<br />

SICH IN EINEN FISCH VERWANDELT.<br />

<strong>Kirchenführer</strong> V11.p65 6<br />

02.07.2006, 13:59


Der Engel über dem Westeing<strong>an</strong>g<br />

Über dem Rundbogenfester am Haupteing<strong>an</strong>g im Westen ist ein Engel<br />

mit großen Flügeln aus S<strong>an</strong>dstein. Er hält in der rechten H<strong>an</strong>d das<br />

württembergische Wappen mit <strong>den</strong> drei Hirschst<strong>an</strong>gen, in der linken<br />

das Wappenschild des Baumeisters. Die Jahreszahl der Renovierung<br />

von 1483 – und damit das Baudatum der Ulrichskirche - ist über dem<br />

Portal zu lesen.<br />

Ein Rundg<strong>an</strong>g durch die Ulrichskirche<br />

Der Altar<br />

Der Altar ist in der ev<strong>an</strong>g. Kirche ein Abendmahlstisch, <strong>an</strong> <strong>den</strong> zu Brot<br />

und Wein gela<strong>den</strong> wird.<br />

Unser Altar aus Dettenhauser S<strong>an</strong>dstein stammt aus dem Jahr 1972,<br />

er wurde nach der Renovierung eingefügt.<br />

Die Altarbibel stifteten Pfarrer Ergenzinger und seine Frau <strong>an</strong>lässlich<br />

ihrer Silberhochzeit.<br />

Das Altarkreuz<br />

Das Altarkreuz mit dem Gekreuzigten trägt auf der Rückseite die<br />

Inschrift:<br />

„DIESE CHRISTUSFIGUR LIES, NACHDEM DIE ALTE ABGEGANGEN, GENAU NACH DIESER NEU<br />

ANFERTIGEN HANS WOLFGANG HERWARTH VON BITTENFELD OBERLEUTNANT A.D. 1902“<br />

<strong>Kirchenführer</strong> V11.p65 7<br />

02.07.2006, 14:00


Die Christusfigur<br />

Die Christusfigur (auch als Schmerzensm<strong>an</strong>n bezeichnet) links von<br />

der K<strong>an</strong>zel steht auf einer Konsole, die Luther über der aufgeschlagenen<br />

Heiligen Schrift zeigt: Der Reformtor als Diener Christi. Die<br />

Christusfigur stammt vermutlich aus der Spätgotik um 1510/20 und<br />

wurde 1972 von N. Malek restauriert.<br />

Mit Purpurm<strong>an</strong>tel und Dornenkrone, früher wohl noch mit Hirtenstab,<br />

ist sie ein wesentliches, leider bei einem Sturz beschädigtes Kunstwerk<br />

unserer Kirche.<br />

Die K<strong>an</strong>zel<br />

Nach der Reformation wur<strong>den</strong> die K<strong>an</strong>zeln in die Nähe zu Altar und<br />

Taufstein gesetzt, da für Luther Predigt,<br />

Abendmahl und Taufe zusammen<br />

gehören.<br />

Unsere K<strong>an</strong>zel, um 1700<br />

gefertigt und bis zur<br />

Renovierung <strong>an</strong> der<br />

Südseite des Kirchenschiffs,<br />

ist als<br />

Achteck gestaltet,<br />

fünf Teile sind zu<br />

sehen. Der Renaiss<strong>an</strong>ce-Korpus<br />

wurde 1952 in<br />

Holzmaserung<br />

überstrichen.<br />

<strong>Kirchenführer</strong> V11.p65 8<br />

02.07.2006, 14:00


Der Taufstein<br />

Der Taufstein steht vor dem Chorraum, in der Nähe von K<strong>an</strong>zel und<br />

Altar. Aus dem Felsen gehauen erinnert er <strong>an</strong> <strong>den</strong> Felsen, <strong>an</strong> <strong>den</strong><br />

Mose einst im Auftrag Gottes schlug und aus dem Wasser kam (2.<br />

Mose 17,1-7). Die acht Ecken des Taufsteins erinnern dar<strong>an</strong>, dass<br />

Gott acht Personen (Noah und seine Familie) durch die Gefahren der<br />

Flut hindurchgerettet hat.<br />

Unser Taufstein trägt die Jahreszahl 1446 und zeigt unsere enge<br />

Beziehung zu <strong>Sie</strong>gelhausen. Er stammt aus der dortigen Martinskirche<br />

und hat ein halbkugelförmiges, tiefes Becken, in das kleine Kinder<br />

früher g<strong>an</strong>z untergetaucht wur<strong>den</strong>. Heute ist es mit einer Platte überdeckt,<br />

auf der bei der Taufe eine Wasserk<strong>an</strong>ne und eine Schale<br />

stehen.<br />

Die Orgel<br />

1728 wurde in der Ulrichskirche erstmals eine Orgel aufgestellt. Der<br />

Grundbest<strong>an</strong>d der heutigen Orgel, von der Orgelbaufirma Link in<br />

Gingen/Brenz erbaut, steht wegen ihrer Konstruktionsweise, einer<br />

mech<strong>an</strong>ischen Kegellade, unter Denkmalschutz. Prof. Walter Supper<br />

gestaltete <strong>den</strong> für seine Arbeiten typischen Prospekt (= Schauseite).<br />

Leider wurde die Orgel im Laufe der Zeit entsprechend des jeweiligen<br />

Zeitalters mehrfach umgebaut - wie das bei vielen Orgeln der Fall war.<br />

Im Originalzust<strong>an</strong>d belassen, hätten wir eine Orgel von überregionaler<br />

Bedeutung. Bei der letzten Kirchenrenovierung 1971/1972 wurde die<br />

Orgel von der Fa. Link neu gestaltet. Der Umbau geschah auf der<br />

Basis des vorgefun<strong>den</strong>en Werkes, das heißt, die Windla<strong>den</strong> und<br />

einige der Pfeifen wur<strong>den</strong> wiederverwendet.<br />

Die Orgel besitzt 1276 Pfeifen, die kleinste Pfeife misst 1,3 cm, die<br />

größte Pfeife 2,6 m.<br />

<strong>Kirchenführer</strong> V11.p65 9<br />

02.07.2006, 14:00


Die Epitaphe in der Ulrichskirche<br />

Ältestes Epitaph: Ritterst<strong>an</strong>dbild des Jörg von Bernhausen zu Buchenbach<br />

des Älteren<br />

Das St<strong>an</strong>dbild des Ritters befindet <strong>sich</strong> links im Kirchenschiff und<br />

bef<strong>an</strong>d <strong>sich</strong> bis zum Umbau 1971/72 im Chorraum unter der Orgel.<br />

Der Ritter steht auf einem Hund: Er ist als ältestes Haustier Mittler<br />

zwischen Toten und Leben<strong>den</strong>, Seelenführer, Wächter des<br />

Totenreichs aber auch Sinnbild der Treue und des Glaubens.<br />

Die Steintafel aus S<strong>an</strong>dstein ist heute neben dem St<strong>an</strong>dbild und war<br />

früher auf der Rückseite des alten Altars eingelassen.<br />

Die erste urkundliche Erwähnung Bernhausens (auf <strong>den</strong> Fildern)<br />

stammt aus dem Jahre 1089. Der Stammsitz der Herren von Bernhausen<br />

bef<strong>an</strong>d <strong>sich</strong> „Auf der Burg“. Im 14. Jahrhunderts verkauften die<br />

Herren von Bernhausen ihre Herrschaftsrechte in Bernhausen <strong>an</strong> die<br />

Grafen von Württemberg und hatten von nun <strong>an</strong> ihren Sitz in Bittenfeld.<br />

<strong>Sie</strong> waren von 1393 bis 1572 die Herren der mittelalterlichen Burg von<br />

Bittenfeld, 1433 waren H<strong>an</strong>s und Diepolt von Bernhausen für <strong>den</strong><br />

Umbau der Liebfrauenkapelle zuständig.<br />

Jörg von Bernhausen war verheiratet mit Maria von Gaisberg.<br />

Ritterst<strong>an</strong>dbild des Jörg von Bernhausen<br />

INSCHRIFT: „ANNO DOMINI 1555 DEN 21 TAG MAIIVS STARB DER EDEL UND VEST IERG<br />

VON BERNHAVSEN ZU BVCHENBACH DER EILTER (DER ÄLTERE) DEM GOT AIN FROLICHE<br />

VFERSTEHUNG VERLEIHEN VND GNEDIG SEIN WELL. AMEN“<br />

<strong>Kirchenführer</strong> V11.p65 10<br />

02.07.2006, 14:00


Das Epitaph der Familie Herwarth<br />

Die Familie der Herwarths war im 13. Jh. ein Patriziergeschlecht in<br />

Augsburg, reicher als die Fugger, sie zogen später nach Ulm und<br />

Esslingen. Mathias II. Herwarth wurde in Esslingen am 10. April 1510<br />

geboren und erhielt 1534 das volle Bürgerrecht zu Esslingen. Er<br />

wurde Ratsherr, Mitglied des Gerichts und Geheimer Rat der freien<br />

Reichsstadt Esslingen. 1574 entschloss er <strong>sich</strong>, die Bittenfelder Burg<br />

zu kaufen, wurde Lehensm<strong>an</strong>n des Herzogs von Württemberg, wohnte<br />

aber weiterhin in Esslingen. Infolge des Burgkaufs n<strong>an</strong>nte <strong>sich</strong> die<br />

Familie nun „von und zu Bittenfeld“ – dieser Zusatz ließ die Zugehörigkeit<br />

zum Adel erkennen. Automatisch gehörte er nun auch zur<br />

Reichsritterschaft des Kochergaus. Mathias Herwarth starb am 7.<br />

März 1584 in Esslingen.<br />

Sein ältester Sohn Mathias III. Herwarth von und zu Bittenfeld, verheiratet<br />

mit Agathe Hauer von Hauersberg, übersiedelte 1584/85 mit<br />

seiner Familie nach Bittenfeld. Er war in Bittenfeld sehr beliebt und<br />

wurde innerhalb von 30 Jahren Taufpate von 420 Kindern. Er stiftete<br />

der Gemeinde jährlich ein Almosen von 200 Gul<strong>den</strong>, da der „Flecken<br />

mit armen Leuten dermaßen übersetzt und beschwert sei, dass m<strong>an</strong><br />

mit ihrer Versorgung ernstlich in Schwierigkeiten geraten wäre“.<br />

1597/98 ließ er die alte Burg abreißen und <strong>an</strong> gleicher Stelle von<br />

Baumeister Heinrich Schickhardt ein Wasserschloss bauen, das 1852<br />

abbr<strong>an</strong>nte. Er starb am 24. Oktober 1606. Die Zeit der Familie<br />

Herwarth auf dem Schloß endete 1660.<br />

Sein Grabmal zeigt <strong>den</strong> Gekreuzigten, unter ihm kniet die betende<br />

Familie des Verstorbenen. Im Hintergrund sind nur noch schwach<br />

Burg und Stadt in bergiger L<strong>an</strong>dschaft mit Wolken zu erkennen.<br />

Das Grabmal war vor der Renovierung <strong>an</strong> der Chorw<strong>an</strong>d, <strong>an</strong> der heute<br />

die K<strong>an</strong>zel ist.<br />

Epitaph der Familie Herwarth<br />

INSCHRIFT: ANNO 1606 DEN 24. OCTOBERIS STARB DER<br />

EDEL VND VEST MATHIAS HERWARTH VON VND ZV<br />

BITHENFELDT, SEINES ALTERS 45 JAHR, WELCHEM GOTT<br />

DER HERR AN SEINEM GROSEN TAG EIN FROHLIHE<br />

AVFFERSTEHUNG VERLEIHE. AMEN<br />

<strong>Kirchenführer</strong> V11.p65 11<br />

02.07.2006, 14:00


Das Epitaph der Familie Nettelhorst<br />

INSCHRIFT: LEIDE DU, WIE ICH GELITTEN, STREITE DU, WIE<br />

ICH GESTRITTEN.“ ALSO HAT DER VOR DEM ALTAR DIESER<br />

KIRCH ZU SEINES LEIBES RUH IM FRIEDEN EINGEGANGENE<br />

WEYL REICHS FREY HOCHWOHLGEBORENE HERR, HERR<br />

WILHELM ALBRECHT VON NETTELHORST, DES HOCH-<br />

FÜRSTLICHEN HAUS WÜRTTEMBERG HOCHBESTALLTER<br />

OBERSTER DER GARDE ZU PFERD UND DER STÄTT U.<br />

ÄMTER BACKNANG, BOTTWAR UND BEYLSTEIN HOCH-<br />

BETRAUTER OBERVOGT NACH AUSGESTANDENEM KAMPFF,<br />

VOLLENDETEM LAUFF UND GEHALTENER GLAUBENS<br />

STANDHAFTIGKEIT DIE GEISTL. RITTERSCH. GEÜBET U. DAS<br />

EDLE KLEINOD DER HIMLISCHEN BERUFUNG ERHALTEN SO<br />

IN DIESE WELT GEBOREN AO 1672 D 16. MAY IN<br />

PREYß EN AUF DEM FREIHERRLICHEN GUT KORKHEIM.<br />

VERMÄHLTE SICH I. AO 1699 D. 30 NOV. MIT EINER<br />

GEBOHRNEN FREYIN VON WÖLLWART II. AO 1711 D. 18.<br />

MAY MIT EINER GEBORENEN FREYIN VARENBÜHLER VON U.<br />

ZU HEMINGEN. ALS WELCHE DIESES GRAB- UND<br />

LIEBESDENCKMAHL IHREM SEEL. VERSTORBENEN<br />

THEURSTEN EHHERRN AUFF SEIN NACH DEM RATHSCHLUß<br />

GOTTES AO 1746 D. 20. NOV. ZU WAIBLINGEN, DER<br />

AMTSSTATT DIS ORTS, IN DEM 74 JAHR 6 MON 8 TAG<br />

SEINES ALTERS ERFOLGTES ABLEIBEN ZU LETZTEN EHREN<br />

AUFRICHTEN LASSEN.<br />

DORTEN FOLGT DIE EHRENKRON GROß UND HERRLICH<br />

IST DER LOHN.<br />

LEICHTEXT 2. TIM.C 4, V 7 U. 8<br />

SEIN GEDÄCHTNIS BLEIBET IM SEEGEN.<br />

Reichsfreiherr Wilhelm Albrecht von Nettelhorst wurde am 16. Mai<br />

1672 auf Gut Korkheim in Preußen geboren, mit Besitzungen in<br />

Litauen und Kurl<strong>an</strong>d. Er war Rittmeister in württembergischen<br />

Diensten.<br />

Nachdem ihn der Herzog von<br />

Württemberg mit Schloss Bittenfeld<br />

belehnt hatte, war er 1703<br />

Obristwachtmeister und ab 1710<br />

Obervogt zu Backn<strong>an</strong>g, Bottwar<br />

und Beilstein. Ein bedeutender<br />

und einflussreicher Edelm<strong>an</strong>n<br />

also, der im Schloss residierte,<br />

aber im dörflichen Leben kaum<br />

eine Rolle spielte. Am 18. Dezember<br />

1739 übergab er seinen<br />

Bittenfelder Besitz seinem Sohn<br />

aus erster Ehe Joh<strong>an</strong>n Friedrich<br />

von Nettelhorst. Er zog nach<br />

Waiblingen in die Kurze Straße 11<br />

und starb dort am 20. November<br />

1746. Er wurde in Bittenfeld<br />

begraben.<br />

Die Grabplatte zeigt die Wappen<br />

der bei<strong>den</strong> Frauen von<br />

Wöllwarth und von Varnbühler,<br />

mit <strong>den</strong>en Nettelhorst in erster<br />

und zweiter Ehe verheiratet war.<br />

Auf <strong>den</strong> Säulen sind die Wappen<br />

beider Ehefrauen, im Aufsatz das<br />

Wappen von Albrecht Nettelhorst<br />

zu sehen.<br />

<strong>Kirchenführer</strong> V11.p65 12<br />

02.07.2006, 14:00


Bei der Renovierung 1971/72 wur<strong>den</strong> von N. Malek W<strong>an</strong>dmalereien<br />

<strong>an</strong> der Südw<strong>an</strong>d freigelegt und restauriert. <strong>Sie</strong> sind um das Jahr 1483<br />

entst<strong>an</strong><strong>den</strong> und zeigen einen unterteilten, architektonischen Maßwerkrahmen,<br />

darunter fensterartige Spitzbogenmaßwerk-Blen<strong>den</strong>. Die<br />

bärtige, männliche Gestalt scheint mit bei<strong>den</strong> Hän<strong>den</strong> eine Art Übergew<strong>an</strong>d<br />

zu schürzen.<br />

Rechts sind in einem roten Flachrahmen zwei modische Jünglinge<br />

dargestellt, die <strong>an</strong> der H<strong>an</strong>d zweier Teufel schreiten. An dieser Stelle<br />

bef<strong>an</strong><strong>den</strong> <strong>sich</strong> bis 1971/72 die K<strong>an</strong>zel und eine Treppe, die Malereien<br />

sind daher beschädigt, schlecht erhalten und wur<strong>den</strong> stark ergänzt.<br />

Freigelegt wur<strong>den</strong> noch 3 von 12 Weihekreuzen, stellvertretend für die<br />

12 Apostel, auf <strong>den</strong>en die Apostolische Kirche aufgebaut ist.<br />

Die W<strong>an</strong>dmalereien<br />

<strong>Kirchenführer</strong> V11.p65 13<br />

02.07.2006, 14:00


Die Schnitzarbeiten von Pfarrer<br />

Scheel (1977 - 1989 in Bittenfeld)<br />

Sakristeitür<br />

In die Eichenholztüre von der Schreinerei<br />

Kleinknecht schnitzte Pfarrer Scheel das<br />

Wunder der Verw<strong>an</strong>dlung von Wasser in<br />

Wein bei der Hochzeit zu K<strong>an</strong>a (Joh<strong>an</strong>nes 2,<br />

1-12). Gottes Güte gibt uns Hoffnung, dass<br />

aus dem, was wir tun mit seiner Hilfe etwas<br />

wer<strong>den</strong> k<strong>an</strong>n – wer <strong>hier</strong> zu predigen hat, soll<br />

<strong>sich</strong> durch diese Zuver<strong>sich</strong>t leiten lassen.<br />

Sakristei<br />

Auf der Holztafel in Kreuzform sind die Namen aller Bittenfelder<br />

Pfarrer nach der Reformation vermerkt. Im oberen Teil steht die<br />

Inschrift: „GEDENKT AN EURE LEHRER, DIE EUCH DAS WORT GOTTES GESAGT<br />

HABEN“ (Hebräer 13,7). In der Mitte sind vier Tonkacheln von Pfr.<br />

Scheel mit dem Gleichnis vom Säm<strong>an</strong>n (Matthäus 13, 1-9) - die<br />

ausgesäten Körner – die Vögel, die die Körner aufpicken – das verwelkte<br />

und verdorrte Getreide – das gut gewachsene Getreide.<br />

Empore Holzrelief „Nachfolge“<br />

Seit der Treppenaufg<strong>an</strong>g zum Turm in der Kirche erneuert wurde,<br />

befindet <strong>sich</strong> das Holzrelief <strong>an</strong> der W<strong>an</strong>d. Die Stäbe aus T<strong>an</strong>nenholz<br />

stellen Jesu mit seinen 12 Jüngern dar, rechts ein Hirtenstab, nach<br />

Markus 2,14. Alle sind nach vorn geneigt, sozusagen in Bewegung,<br />

eben in der Nachfolge. Es sind die Gehorsamen, die aus Vertrauen<br />

hinter ihm hergehen und<br />

<strong>sich</strong> seiner Führung<br />

<strong>an</strong>vertrauen, <strong>sich</strong> von ihm<br />

<strong>den</strong> Weg weisen lassen.<br />

Gegenüber von Altar und<br />

K<strong>an</strong>zel <strong>an</strong>geordnet soll<br />

auf einfache Weise<br />

jedem Kirchenbesucher,<br />

der hinausgeht, der<br />

Ged<strong>an</strong>ke der Nachfolge<br />

mitgegeben wer<strong>den</strong>: Wer<br />

Gottes Wort gehört hat,<br />

soll jetzt mit Jesus <strong>den</strong><br />

Weg gehen.<br />

<strong>Kirchenführer</strong> V11.p65 14<br />

02.07.2006, 14:00


Die kleinste Glocke ist die Taufglocke, 1701 von Joh<strong>an</strong>es Rosier II.,<br />

aus Lothringen, gegossen, Runderneuerung 1983 im Glockengießerwerk<br />

Nördlingen. <strong>Sie</strong> hat <strong>den</strong> Ton „c“, wiegt 235 kg, Durchmesser 78<br />

cm, Höhe 65,5 cm. Die Inschrift lautet:<br />

„GOTT ALLEINE SEYE DIE EHR DER ERHALT VNS BEY REINER LEHR ANNO 1701“<br />

Die Bet- und Frie<strong>den</strong>sglocke, 1701 von Joh<strong>an</strong>es Rosier II. gegossen,<br />

hat <strong>den</strong> Ton „as`“, wiegt 530 kg, Durchmesser 98 cm, Höhe 75,5<br />

cm. Ihre zweizeilige Inschrift mit einer Widmung lautet:<br />

„WAS GERAVBT DES FEINDES MACHT MDCXCIII (1693) HAT DER FRID WIDER GEBRACHT<br />

ANNO MDCCI (1701)<br />

WAR DAMAHLEN PFARRER M (MAGISTER) JOH JACOB VOLMAR<br />

SCHVLTHEIS IERG LVIDHARD HEILIGENPFLEGER HANS MICHEL HEEROLD“<br />

Um sie für Rüstungszwecke einzuschmelzen, wurde sie, wie auch die<br />

Taufglocke, am 15./16. J<strong>an</strong>uar 1942 abgenommen, am 19. März 1948<br />

wieder aufgehängt.<br />

Die Schied- und Zeichenglocke wurde 1933 von Glockengießer<br />

Heinrich Kurtz in Stuttgart gegossen. <strong>Sie</strong> ist eine Stiftung des damaligen<br />

Kirchengemeinderats Beeh und seiner Familie und hat <strong>den</strong> Platz<br />

der Glocke eingenommen, die aus dem ersten Weltkrieg nicht mehr<br />

zurückkam. Mit dem Ton „b“ wiegt sie 430 kg bei einem Durchmesser<br />

von 89,5 cm.Die Inschrift lautet:<br />

„ICH LÄUTE FREUD, ICH LÄUTE LEID, ICH LÄUTE ZEIT UND EWIGKEIT. DER KIRCHENGEMEIN-<br />

DE BITTENFELD IN DANKBARKEIT GESTIFTET.“<br />

Die vierte und größte Glocke ist die Christusglocke oder Festglocke<br />

mit dem Ton „f“, wiegt 950 kg, 115 cm Durchmesser. <strong>Sie</strong> wurde 1983<br />

von Fa. Bachert in Bad Friedrichshall-Kochendorf gegossen und zum<br />

500jährigen Jubiläum der Ulrichskirche aus einem Vermächtnis von<br />

Schwester Julie Böhringer gekauft.<br />

Die Glocken<br />

Die Inschrift der Christusglocke lautet:<br />

„GELOBT SEI GOTT, DER UNS WIEDERGEBOREN HAT ZU EINER<br />

LEBENDIGEN HOFFNUNG DURCH DIE AUFERSTEHUNG JESU<br />

CHRISTI VON DEN TOTEN. 1. PETR. 1,3.<br />

DURCH VERMÄCHTNIS DER FRAU JULIE BÖHRINGER 1881-<br />

1980 GESTIFTET.“<br />

UNTER DEM GLOCKENGIESSERZEICHEN STEHT:<br />

„500 JAHRE KIRCHE ST. ULRICH BITTENFELD 1483-1983“<br />

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Die Gottesdienste der Ulrichskirchengemeinde<br />

„GOTTESDIENST“ – ein Wort, das stutzig<br />

macht. Wer dient <strong>hier</strong> wem?<br />

Es kommt darauf <strong>an</strong>, wie m<strong>an</strong> das versteht:<br />

Gottesdienst – Gottes Dienst?<br />

All die Lieder, Gebete, das Vorlesen von<br />

Bibeltexten, die Stille – tun wir das, damit<br />

Gott seine Freude <strong>an</strong> uns hat?<br />

Martin Luther, dessen Reformation unsere<br />

Kirche begründet hat, sagt: Es ist Gott, der<br />

uns dient!<br />

Ja: Der große Gott ist <strong>sich</strong> nicht zu groß -<br />

so, dass er <strong>sich</strong> nicht für jede und je<strong>den</strong><br />

einzelnen interessieren würde, dass er uns<br />

nicht seine Zuwendung zeigen würde!<br />

Vor allem geschieht dies in <strong>den</strong> Worten der<br />

Guten Nachricht, des Ev<strong>an</strong>geliums: Ausdruck<br />

der Menschenfreundlichkeit Gottes.<br />

In <strong>den</strong> biblischen Texten ist uns da ein<br />

reicher Schatz <strong>an</strong>vertraut.<br />

Daher ist der „Normal“-Gottesdienst der Predigtgottesdienst am<br />

Sonntag um 10 Uhr, in dem ein biblischer Text im Mittelpunkt steht.<br />

Das Kirchenjahr prägt diese Gottesdienste in unterschiedlicher Weise:<br />

Die Adventszeit führt auf Weihnachten zu; die Fastenzeit auf Ostern<br />

und Pfingsten, die Sonntage nach dem Dreieinigkeitsfest schließen<br />

<strong>den</strong> Kreis mit dem Ewigkeitssonntag, ehe d<strong>an</strong>n der erste Advent das<br />

nächste Jahr beginnt.<br />

In der Taufe und im Abendmahl ist uns Jesus Christus g<strong>an</strong>z nahe –<br />

es sind die bei<strong>den</strong> „Sakramente“: Abendmahlgottesdienste feiern wir<br />

je<strong>den</strong> Monat am ersten Sonntag, und wenn eine Taufe <strong>an</strong>gemeldet ist,<br />

findet diese jeweils am dritten Sonntag im Sonntagsgottesdienst statt.<br />

Am letzten Sonntag des Monats ist m<strong>an</strong>ches <strong>an</strong>ders. Gelegentlich<br />

la<strong>den</strong> die Glocken d<strong>an</strong>n nicht um 10 Uhr, sondern erst um 18 Uhr zum<br />

Gottesdienst ein. Etwa dreimal im Jahr wird der Gottesdienst von<br />

einem besonderen Team vorbereitet, einmal sind die Konfirm<strong>an</strong>d-<br />

INNen dr<strong>an</strong> mit ihrem Katechismus-Gottesdienst von Jugendlichen für<br />

Jugendliche, Eltern und alle <strong>an</strong>deren Interessierten.<br />

Wenn keine Ferien sind, trifft <strong>sich</strong> in der Regel parallel zum Gottesdienst<br />

die Kinderkirche: Am Anf<strong>an</strong>g sind die Kinder und die Mitarbeiterinnen<br />

im Gottesdienst dabei und gehen d<strong>an</strong>n in <strong>den</strong> Kindergarten<br />

neben<strong>an</strong>. Nach <strong>den</strong> großen Ferien und am Beginn des neuen Jahres<br />

bildet ein Frühstücksgottesdienst <strong>den</strong> Auftakt – von Zeit zu Zeit findet<br />

ein Kinderkirch-Aktiv-Sonntag im Konrad-Beringer-Haus und im<br />

Sommer einmal im Freibad statt.<br />

Immer wieder la<strong>den</strong> wir zu Familiengottesdiensten ein.<br />

Die Ulrichskirchengemeinde und die katholische Kirchengemeinde<br />

leben in guter Nachbarschaft – ÖKUMENE wird großgeschrieben.<br />

W<strong>an</strong>n das <strong>an</strong>gef<strong>an</strong>gen hat? Seitdem nach 1945 die katholischen Neu-<br />

Bittenfelder in der Ulrichskirche ihre Gottesdienste feiern konnten;<br />

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Und was noch zu nennen wäre: Trauungen;<br />

der Weltgebetstag; die (gol<strong>den</strong>e) Konfirmation;<br />

Einschulungsgottesdienst und<br />

Schülergottesdienst zum Ende des Schuljahres;<br />

Beerdigungen und Trauerfeiern.<br />

Gottesdienste, die das Leben jedes Einzelnen<br />

und der Gemeinde begleiten. Wir<br />

hoffen, dass auch Gott, der uns doch <strong>hier</strong><br />

zu Diensten ist, seine Freude <strong>an</strong> uns hat!<br />

seitdem auch die ev<strong>an</strong>g. Gemeinde während des Umbaus der Ulrichskirche<br />

in der Martinuskirche Gottesdienste halten konnte.<br />

Mindestens sechs mal im Jahr feiern wir gemeinsam mit der katholischen<br />

Martinusgemeinde ökumenische Gottesdienste: Am Neujahrstag,<br />

am Bibelsonntag im Februar und zum Ernted<strong>an</strong>kfest im Oktober.<br />

Zu Ostern, Pfingsten und Weihnachten, jeweils am zweiten Feiertag<br />

um 18 Uhr bieten wir in der Ulrichskirche meditative Gottesdienste <strong>an</strong>,<br />

deren Liturgie (= Ablauf und Gesänge) <strong>sich</strong> nach dem Vorbild der<br />

ökumenischen Bruderschaft von Taizé in Fr<strong>an</strong>kreich richten.<br />

Dreimal im Jahr treffen <strong>sich</strong> die Kirchenmäuse, das ist ein besonderer<br />

Gottesdienst für kleine Leute: <strong>Sie</strong> dauern ca. 30 Min. und bieten<br />

Kindern ab 3 Jahren Raum für ihre Fragen und Erfahrungen – aber<br />

auch schon Einjährige können <strong>hier</strong> mit ihren Eltern heimisch wer<strong>den</strong>.<br />

Der Jugendgottesdienst, der viermal im Jahr vom JuGo-Team von<br />

Jugendlichen für Jugendliche in Bittenfeld und Hohenacker vorbereitet<br />

wird, richtet <strong>sich</strong> <strong>an</strong> junge Leute im „Distrikt“ (das sind die vier Gemein<strong>den</strong><br />

Hegnach, Neustadt, Hohenacker und Bittenfeld).<br />

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Kirchengeschichte – g<strong>an</strong>z lebendig<br />

Im Juni 2006 besuchten etwa 40 Mitglieder der Familie Herwarth (zu<br />

Bittenfeld) die Ulrichskirche. Sowohl für die Familie als auch für<br />

unsere Kirchengemeinde war und ist es etwas Besonderes, <strong>hier</strong><br />

zusammenzutreffen: So lebendig k<strong>an</strong>n Kirchengeschichte sein!<br />

Ist Ihnen noch gegenwärtig, was im <strong>Kirchenführer</strong> zum Epitaph des<br />

Mathias Herwarth von und zu Bittenfeld zu erfahren war? Sein Vater<br />

hatte das Bittenfelder Schloss gekauft – und damit das Recht, <strong>den</strong> Titel<br />

„von und zu Bittenfeld“ führen zu dürfen. Der <strong>hier</strong> Verstorbene hatte<br />

innerhalb von 30 Jahren über 400 Bittenfelder Kindern Pate gest<strong>an</strong><strong>den</strong>,<br />

ein Almosen gestiftet – kurz: Als Christ nutzte er seine Stellung und sein<br />

Vermögen für die Mitglieder am Ort und in der Gemeinde.<br />

Den Namen „Herwarth zu Bittenfeld“ gibt es bis heute – ein adeliger<br />

Zweig aus einer Familie, deren Wurzeln bis ins 12. Jhd. zurückverfolgt<br />

wer<strong>den</strong> können.<br />

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Liebe Leserinnen und Leser,<br />

das war der Rundg<strong>an</strong>g durch unsere Ulrichskirche.<br />

Als Einlage zu diesem <strong>Kirchenführer</strong> fin<strong>den</strong> <strong>Sie</strong> eine Doppelseite, die<br />

zum einen unsere Gottesdienste, zum <strong>an</strong>deren die Angaben zu<br />

unseren Gemeindegruppen enthalten. Wir la<strong>den</strong> <strong>Sie</strong> herzlich dazu<br />

ein!<br />

Mitsingen in einem der Chöre, ein Angebot der Frauenarbeit oder für<br />

Männer, für Senioren oder für Kinder und Jugendliche – die Gruppen<br />

in unserer Gemeinde bieten viele Möglichkeiten.<br />

Und eine Möglichkeit g<strong>an</strong>z besonders: Die der Mitarbeit. An dieser<br />

Stelle d<strong>an</strong>ken wir g<strong>an</strong>z herzlich all <strong>den</strong>en, die am Zust<strong>an</strong>dekommen<br />

dieses <strong>Kirchenführer</strong>s Anteil hatten.<br />

Denn natürlich bestehen auch in diesem Angebot Lücken – Lücken,<br />

die <strong>Sie</strong> mit Ihren Interessen und Fähigkeiten möglicherweise reizen<br />

oder herausfordern.<br />

Dafür sind wir offen.<br />

Eine Gemeinde ist immer auch so vielfältig bunt wie die Menschen,<br />

die <strong>sich</strong> dort engagieren. Erfahrungen, die viele dabei machen: Gaben<br />

mitein<strong>an</strong>der teilen macht reich. Verschie<strong>den</strong>e Menschen mit unterschiedlichen<br />

Temperamenten, Charakteren, Kenntnissen und Interessen<br />

ergänzen <strong>sich</strong> in ihrer jeweiligen Eigenart.<br />

Und das sind g<strong>an</strong>z bestimmt Markenzeichen des Heiligen Geistes –<br />

Weisen von Gottes Dienst <strong>an</strong> uns.<br />

Herzliche Grüße und auf Wiedersehen in unserer Ulrichskirchengemeinde.<br />

Im Namen des Kirchengemeinderates<br />

Pfarrer Jochen Maurer<br />

Unsere Kirchengemeinde<br />

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Gelobt sei Gott, der uns wiedergeboren<br />

hat zu einer lebendigen Hoffnung<br />

durch die Auferstehung Jesu Christi<br />

von <strong>den</strong> Toten.<br />

Die Inschrift der Christusglocke, der<br />

Wochenspruch der Woche nach Ostern,<br />

war der letzte Text, <strong>den</strong> Dietrich Bonhoeffer<br />

auslegte, bevor er in Flossenbürg am 08.<br />

April 1945 hingerichtet wurde.<br />

Seine letzten Worte waren: „Das ist das<br />

Ende - für mich der Beginn des Lebens“<br />

Ev. Ulrichskirchengemeinde Bittenfeld (2006)<br />

<strong>Kirchenführer</strong> V11.p65 20<br />

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