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Schweizer Illustrierte, 30. Juli 2005 Indiskrete ... - Domenico Blass.

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<strong>Schweizer</strong> <strong>Illustrierte</strong>, <strong>30.</strong> <strong>Juli</strong> <strong>2005</strong><br />

<strong>Indiskrete</strong> Fragen an DOMENICO BLASS, Autor<br />

«Ich bin ein etwas gross geratenes Kind»<br />

Er ist einer der erfolgreichsten <strong>Schweizer</strong> Drehbuchautoren.<br />

Mit Schöni Uussichte will <strong>Domenico</strong> <strong>Blass</strong>, 38, ab Herbst die<br />

Schweiz zum Lachen bringen.<br />

Woher stammt die Idee für Ihre neue Sitcom?<br />

Ich träumte jahrelang vom Auswandern, musste dann jedoch<br />

immer wieder feststellen, dass ich in der Schweiz viel zu<br />

fest verwurzelt bin, um ihr den Rücken zu kehren. Diesen<br />

Traum lebe ich nun aus, indem ich meine Figuren in dieses<br />

Schicksal stürze.<br />

Wieso ist «Schöni Uussichte» lustig?<br />

Die Thematik der <strong>Schweizer</strong> im Ausland gibt sehr viel her,<br />

weil sie noch nicht so abgenudelt ist. Gleichzeitig bietet<br />

sie uns die Möglichkeit, sehr viele schweizerische<br />

Wesenszüge darzustellen. Aber wirklich lustig wird die<br />

Sitcom durch die Figuren, die man liebt und denen ständig<br />

schlimme Sachen passieren.<br />

Haben die <strong>Schweizer</strong> genug Humor, um über sich selbst zu<br />

lachen?<br />

Ja, man darf sie einfach nicht denunzieren, und der Humor<br />

darf auch nicht verletzend sein. Witze über die Religion<br />

macht man deshalb am besten nicht.<br />

Von welchem <strong>Schweizer</strong> würden Sie sich wünschen, dass er mehr<br />

Humor hätte?<br />

Ich würde mir wünschen, dass alle mehr Humor haben. Denn<br />

Humor ist ein grossartiges Ventil, wenn man Dampf ablassen<br />

muss.<br />

Wann haben Sie das letzte Mal herzhaft gelacht?<br />

Ich muss gestehen, dass ich immer wieder herzhaft über die<br />

Sprüche lache, die ich meinen Figuren in den Mund lege.<br />

D o m e n i c o B l a s s T e l e f o n + 4 1 4 4 3 8 0 2 3 2 3 m a i l @ d b l a s s . c h w w w . d b l a s s . c h


Welches ist das schönste Kompliment, das Sie je bekommen<br />

haben?<br />

Der Sohn eines Freundes sagte mal: «Gäll Papi, <strong>Domenico</strong> ist<br />

kein Erwachsener. Der ist auch ein Kind, einfach ein<br />

bisschen gross geraten.»<br />

Angenommen, Sie könnten sich unsichtbar machen. Was würden<br />

Sie tun?<br />

Ich würde mich zu den Schauspielern der Sitcom in die<br />

Wohnung schleichen und schauen, ob sie während des Lesens<br />

meiner Drehbücher lachen. Mir ist es sehr wichtig, dass sie<br />

die Figuren, die sie spielen, in ihr Herz schliessen und<br />

lustig finden.<br />

Welchen Geruch können Sie nicht ausstehen?<br />

Den von Heu, denn ich habe starken Heuschnupfen. Ich bin<br />

wahnsinnig gerne draussen, aber ich komme während dieser<br />

Zeit vor lauter Niesen gar nicht zum Geniessen.<br />

Sind Sie abergläubisch?<br />

Nein. Ich glaube an eine Kraft, die man aus sich selber<br />

schöpft. Die versuche ich auch mit autogenem Training zu<br />

unterstützen.<br />

Wovon bekommen Sie Gänsehaut?<br />

Gänsehaut bekommen ich eigentlich nie. Ich bin dafür sehr<br />

nahe am Wasser gebaut. Kombiniert mit meiner ausgeprägten<br />

Kitsch-Ader führt das dazu, dass ich bei jeder rührseligen<br />

Sendung weinen muss.<br />

Wer oder was raubt Ihnen den Schlaf?<br />

Meine Kinder, wenn sie schlecht träumen.<br />

Was mögen Sie am wenigsten an Ihrem Aussehen?<br />

Meine verkehrt eingeschraubten Ohren und meinen viereckigen<br />

Kopf.<br />

Welches war Ihr schrecklichstes Ferienerlebnis?<br />

Meine Frau und ich haben zusammen mit einem befreundeten<br />

Paar während des Filmfestivals von Locarno einmal eine<br />

„<strong>Schweizer</strong> <strong>Illustrierte</strong>“ <strong>30.</strong> <strong>Juli</strong> <strong>2005</strong> www.dblass.ch 2


Wohnung gemietet, die richtig schäbig war. Die Einrichtung<br />

war ein Mix aus Brockenhaus und Indoor-Camping. Wir haben<br />

uns dann entschieden, sofort ins Grand Hotel zu zügeln<br />

Kosten hin oder her.<br />

Angenommen, Sie verreisen, aber Ihr Gepäck kommt nicht an.<br />

Welche drei Dinge kaufen Sie noch am Flughafen?<br />

Einen Kugelschreiber und einen Block, damit ich Tagebuch<br />

schreiben kann. Das mache ich täglich seit 25 Jahren. Aus<br />

hygienischen Gründen würde ich mir noch ein Mundwasser<br />

kaufen.<br />

Wovon bekommen Sie schlechte Laune?<br />

Von Respektlosigkeit und Egoismus: Also zum Beispiel von<br />

telefonierenden Autofahrern, die einen fast überfahren, oder<br />

von rücksichtslosen Velofahrern, die auf dem Trottoir auf<br />

einen zurasen. Gleichzeitig weiss ich, dass es ziemlich<br />

bünzlig ist, sich über so was zu ärgern und das ärgert mich<br />

noch viel mehr.<br />

Was ist das Peinlichste, was Ihnen je beim Sex passiert ist?<br />

An einem Geburtstag meiner Frau hat sich ein guter Freund<br />

von uns in die Wohnung geschlichen, um meiner Frau einen<br />

Blumenstrauss zu bringen. Die Geräusche, die er dabei<br />

vernommen hat, haben ihn allerdings schnell wieder<br />

vertrieben.<br />

Wenn Sie an Ihr erstes Mal zurückdenken - was machen Sie<br />

heute anders?<br />

(Lacht.) Heute mache ich natürlich das Kamasutra rauf und<br />

runter. Nein, ich geniesse den Sex einfach mehr. Beim ersten<br />

Mal steht man ja vor allem als Mann unter einem riesigen<br />

Druck.<br />

Was nervt Sie an Ihrer Partnerin?<br />

Dass sie manchmal schneller spricht, als ich denken kann.<br />

Was bringen Sie mit, wenn Sie zu einem Essen eingeladen<br />

sind?<br />

Bei besonderen Gelegenheiten einen Champagner der Marke<br />

<strong>Blass</strong>. Der ist leider nicht vom eigenen Weingut, aber<br />

immerhin von einem australischen Namensvetter.<br />

„<strong>Schweizer</strong> <strong>Illustrierte</strong>“ <strong>30.</strong> <strong>Juli</strong> <strong>2005</strong> www.dblass.ch 3


Welchen Titel würde Ihre Autobiografie tragen?<br />

«Danke für alles».<br />

Wenn Sie einen Tag lang eine Frau sein könnten, was würden<br />

Sie tun?<br />

Sofort schwanger werden, um zu sehen, wie das ist. Den Akt<br />

der Zeugung würde ich natürlich auch nicht auslassen aus<br />

reiner Neugierde.<br />

Wovor fürchten Sie sich am meisten?<br />

Vor Schicksalsschlägen. Ich glaube zwar an die<br />

Selbstbestimmung, doch das Schicksal ist leider mächtiger.<br />

Wie viel verdienen Sie?<br />

Das weiss ich zum Glück nicht so genau, da es immer<br />

variiert. Doch es ist auf jeden Fall genug, um eine Familie<br />

zu ernähren.<br />

Wenn sich Ihr Einkommen plötzlich halbieren würde, worauf<br />

würden Sie verzichten?<br />

Auf das Privileg, nur das zu machen, was mir Spass macht.<br />

Was ist für Sie ein erfolgreicher Tag?<br />

Wenn alles, was ich geplant und mir vorgenommen habe, über<br />

den Haufen geworfen wird.<br />

Als was möchten Sie wiedergeboren werden und warum?<br />

Als Bär im Calancatal. Da wir dort oft unsere Ferien<br />

verbringen, hätte ich vielleicht sogar die Chance, auf<br />

meinen Streifzügen durch die Natur irgendwelchen Nachkommen<br />

zu begegnen. Zudem hat der Bär, soviel ich weiss, keine<br />

natürlichen Feinde: Das kommt mir entgegen. Und Honig habe<br />

ich auch gerne.<br />

SURFT AUF DEM ERFOLG Im Herbst kommt «Undercover» ins Kino,<br />

<strong>Blass</strong>' zweiter gemeinsamer Film mit Viktor Giacobbo.<br />

«Ich muss bei jeder rührseligen Sendung weinen»<br />

„<strong>Schweizer</strong> <strong>Illustrierte</strong>“ <strong>30.</strong> <strong>Juli</strong> <strong>2005</strong> www.dblass.ch 4


Ganz privat<br />

DOMENICO BLASS<br />

Geburtsdatum: 14. 9. 1966 (Jungfrau)<br />

Wohnort: Zürich<br />

Zivilstand: Verheiratet, drei Kinder<br />

Beruf: Autor<br />

Bestes Buch: «Tales of the City» von Armistead Maupin<br />

Lebensmotto: «You can get it if you really want»<br />

Internetseite: www.domenicoblass.ch<br />

QUÄLGEIST «Dieses Teufelchen soll mich daran erinnern, meine<br />

Sitcom-Figuren richtig leiden zu lassen. Denn je mehr sie<br />

leiden, desto lustiger wird es fürs Publikum.»<br />

ERINNERUNG «Das war der Eintritt für die Sat.1-Lounge an der<br />

Berlinale 04. Ich habe das Band behalten, weil ich mich sehr<br />

darüber gefreut habe, dass mich mein Ex-Boss Roger<br />

Schawinski eingeladen hatte.»<br />

HEUREKA «Dieser Bleistift symbolisiert meine Arbeit, die<br />

eine Kombination aus zündenden Ideen und Schreiben ist.»<br />

LOHN «Das ist der erste Franken, den ich für das Schreiben<br />

einer Fernseh-Serie erhalten habe. Die Serie wurde jedoch<br />

nie produziert.»<br />

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