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Züri-Slängikon». - Domenico Blass.

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Tages-Anzeiger; 06.10.2007<br />

«Rutsch es Pfund, du Tschumpelhund»<br />

<strong>Domenico</strong> <strong>Blass</strong> schrieb das «Züri-Slängikon». <strong>Blass</strong> über d<br />

Zürischnurre, seine Lieblingsausdrücke und die Philosophie<br />

des typischen Züri-Slang.<br />

Mit <strong>Domenico</strong> <strong>Blass</strong>* sprach Nicole Trossmann<br />

Herr <strong>Blass</strong>, Saletti Spaghetti.<br />

Grüeziwohl, Frau Bluemechohl.<br />

Sie haben eben das «Züri-Slängikon» herausgebracht. Das<br />

Durchblättern war wie eine Reise in die Vergangenheit. Ich<br />

entdeckte längst vergessene Ausdrücke. «Häsch Gigeli-Suppe<br />

ghaa?» etwa, oder «Tädderli-Chatz».<br />

Das sind Klassiker. Letzteres übrigens höre ich von meinen<br />

Kindern ständig. Manche alten Begriffe tauchen plötzlich<br />

wieder auf; die Retro-Welle erfasste nicht nur die Mode.<br />

War die Motivation für dieses Buch eigentlich die Liebe zur<br />

Sprache - oder zu Zürich?<br />

Beides. Wobei, ökonomisch ist es hirnrissig. Ich arbeitete<br />

wie ein Pferd und verdiente praktisch nichts. Aber ich freue<br />

mich wie ein Kind über so manchen zürcherischen<br />

Slangausdruck.<br />

Wie kamen Sie darauf, die Begriffe zu sammeln?<br />

Die Idee entstand beim Magazin «Bonus». Dort forderten wir<br />

die Leser auf, Slangausdrücke einzureichen. Es schlug ein wie<br />

eine Bombe: Wir bekamen in drei Monaten 1300 Ausdrücke, auf<br />

Postkarten, auf Zettelchen gekritzelt. Wir gaben dann 1990<br />

ein Buch heraus.<br />

Und warum schrieben Sie ein neues «Züri-Slängikon»?<br />

Ich wurde immer wieder auf das alte angesprochen. Dieses Mal<br />

- die Erde hatte sich ja inzwischen weitergedreht - sammelte<br />

ich die Begriffe elektronisch auf zuri.net, wo in kurzer Zeit<br />

eine riesige Datenbank entstand. Wir wurden regelrecht<br />

überschwemmt - zurzeit sind etwa 11 000 Begriffe online. Und<br />

ich bin überzeugt, während wir hier reden, tröpfeln bereits<br />

neue ein. Ins Buch geschafft haben es etwa 8000. Meine<br />

Lieblinge sind «Tschumpelhund» und - ganz grossartig - «Wänn<br />

de Chueche redt, isch s Brösmeli ruhig!», «Bonze-Fasnacht»<br />

oder «Trachtegruppe Urania».<br />

Der Buch-Untertitel heisst: «So spricht man in der<br />

Hauptstadt.»<br />

Zürich ist doch die Hauptstadt - jene des Kantons. Zudem<br />

Medienmetropole, Wirtschaftsmotor, kulturelles Zentrum der<br />

D o m e n i c o B l a s s T e l e f o n + 4 1 4 4 3 8 0 2 3 2 3 m a i l @ d b l a s s . c h w w w . d b l a s s . c h


Deutschschweiz - und ja, vielleicht die heimliche Hauptstadt.<br />

Das ist wie New York und Washington: Die Regierungsstädte<br />

sind nicht immer die wichtigsten.<br />

Ist das ein politischer Aufruf, Bern vom Thron zu stossen?<br />

Nein, nein, die Hauptstadt soll in Bern bleiben. Zürcher sind<br />

schon arrogant genug - der Zürischnurre zumindest haben wir<br />

sicher einen schönen Teil unseres schlechten Rufs zu<br />

verdanken. Aber in meinen Ohren klingt sie liebevoll-frech.<br />

Ich glaube, so schlimm wie unser Ruf sind wir Zürcher nicht.<br />

Und den Titel «Hauptstadt» beanspruchen wir auch nicht<br />

ernsthaft für uns. Aber, zugegeben: Ich als Urzürcher<br />

kokettiere gern damit.<br />

Zurück zum Inhalt des Slängikons. Wie muss man sich das<br />

Aufnahmeverfahren vorstellen?<br />

Viele Begriffe brauche ich selbst oder habe sie schon gehört.<br />

Dann gibt es eine Grauzone: Ausdrücke, die mir komplett neu<br />

sind, die aber einleuchten; da bin ich relativ grosszügig.<br />

Völlig abstruse oder solche, die gegen die guten Sitten<br />

verstossen, lasse ich draussen.<br />

Viele sexistische Ausdrücke fanden den Weg ins Slängikon.<br />

«Tschättere» etwa, um einen harmlosen zu nennen.<br />

Ja, aber es stehen auch solche wie «Spargeltarzan» drin - um<br />

ebenfalls einen harmlosen zu nennen. Männer kriegen genauso<br />

ihr Fett ab wie Frauen. Darum finde ich das in Ordnung.<br />

Rassistische Begriffe hingegen strich ich rigoros.<br />

Apropos Aufnahme: Vergeblich suchte ich «Rutsch es Pfund».<br />

Ja, kennen Sie den nicht? Mach Platz, rück rüber.<br />

Sprachpuristen sehen im Slang den Anfang vom Ende. Und Sie?<br />

Slang vereint in sich eine ganze Philosophie. Er agiert als<br />

eine Art Ventil. Nehmen wir den Ausdruck «Husfrauepanzer» für<br />

einen Offroader. Ernste Themen wie Umweltverschmutzung<br />

schwingen hier klar mit, doch auf witzige Art. Sieht man das<br />

Schlechte in seiner ganzen brutalen Nacktheit, erschlägt<br />

einem das. Das ist das grosse Verdienst des Slang: Er findet<br />

auch bei Dingen, die uns wütend, die uns Angst machen, den<br />

Ausweg über den Humor.<br />

* <strong>Domenico</strong> <strong>Blass</strong> (41) ist Autor, Journalist und Werber, er<br />

hat drei Kinder und wohnt in Zürich.<br />

Züri-Slängikon<br />

Saletti Spaghetti, Grüeziwohl, Frau Bluemechohl (Zur<br />

Begrüssung), Häsch Gigeli-Suppe ghaa? (Scherzkeks), Tädderli-<br />

Chatz (Petze), Tschumpelhund, Spargeltarzan (Schimpfwort für<br />

Männer), Tschättere (Schimpfwort für Frauen), Wänn de Chueche<br />

redt, isch s Brösmeli ruhig! (sei ruhig!), Bonze-Fasnacht<br />

(Sechseläuten), Trachtegruppe Urania (Stadtpolizei).<br />

„Züri-Slängikon“ Pressespiegel 2007 www.dblass.ch 2


Aargauer Zeitung / MLZ; 04.10.2007<br />

Sexy, aber gförlich<br />

«Alles da im bh?», fragt «en Seehund». «Klar wie Güle»,<br />

antwortet «es huere Gwehr». Dann «blaase si eis», später<br />

machen sie «es Zämesetzi im Milben-Paradiis». Bitte?!<br />

Übersetzt heisst das: «Alles klar?», fragt ein Mann. «Klare<br />

Sache», antwortet eine Frau. Dann trinken sie etwas, später<br />

haben sie Sex im Bett. Die gesucht drolligen Mundart-<br />

Ausdrücke stammen aus dem kürzlich erschienenen «Züri-<br />

Slängikon». Was der 41-jährige Texter und Drehbuchautor<br />

<strong>Domenico</strong> <strong>Blass</strong> da zusammengetragen hat, ist – «äxgüsi» –<br />

vergammelt. <strong>Blass</strong> schöpfte mitunter aus dem Fundus des<br />

einstigen Magazins «Bonus» aus dem Jahr 1990 (!) und peppte<br />

die antiquierte Sammlung mit Einträgen aus dem Online-<br />

Wörterbuch von www.zuri.net auf. Mundart ist ja durchaus<br />

sexy. Der vermeintliche «Züri-Släng» kann aber auch subito<br />

zum Sextöter werden.<br />

Liebe Menschen landauf, landab: Sie riskieren einiges, wenn<br />

Sie sich fortan auf das Wörterbuch verlassen. Sagt man zur<br />

Begrüssung «Halä», wie im «Züri-Slängikon» vorgeschlagen,<br />

dann ist das zwar harmlos, den Ruf eines sprachbekloppten<br />

Zürchers haben Sie sich damit aber garantiert gesichert.<br />

Heikel wird es, wenn Sie «eis blaase» sagen, aber etwas<br />

trinken meinen, und Prügel kassieren Sie vermutlich, wenn Sie<br />

Ihrer Liebsten «Schnitte» ins Ohr flüstern. Lassen Sie sich<br />

noch etwas gesagt sein: Wir Zürcher und Zürcherinnen sind nur<br />

halb so lustig, wie es uns das «Züri-Slängikon» weismachen<br />

will. In erster Linie sind wir einfach grosse Klugscheisser<br />

und wissen sowieso alles besser. «Bisch fit im Schritt?» –<br />

«Alles klar?»<br />

tertia.hager@azag.ch<br />

Tertia Hager ist Redaktorin im Ressort Special Interest.<br />

„Züri-Slängikon“ Pressespiegel 2007 www.dblass.ch 3


Limmattaler Tagblatt / MLZ; 27.09.2007<br />

Von Tschättere bis Dorf-Trumpete<br />

Züri-Slängikon: Fast 8000 Dialektwörter sind in einem neuen<br />

Taschenbuch vereint<br />

Wie ist die Redewendung «En Särvela i d Turnhalle rüere» zu<br />

verstehen? Und was bitteschön ist eine «Dorf-Trumpete»?<br />

Roman Hodel<br />

Gute Nachrichten für Freundinnen und Freunde des gepflegten<br />

Dialekts – Zürich hat ein neues Wörterbuch: «Züri-Slängikon –<br />

so spricht man in der Hauptstadt». Auf über 120 Seiten sind<br />

gegen 8000 Wörter aus dem Züritütsch aufgelistet. Von<br />

Szeneausdrücken über Fachbegriffe bis zu fast vergessenen<br />

Sprachkreationen.<br />

Fast vergessen ist zum Beispiel «seda!» für nimms! oder<br />

«ärvele» für verwöhnen oder «vergälts Gott!» für Bitte. Im<br />

Gegenzug sind allerlei Begriffe neueren Datums nachzulesen:<br />

«de börner» für gut, «uufpimpe» für Verbessern, «Goldküschte-<br />

Panzer» für Offroader.<br />

Stichprobe auf der Strasse. Wissen Sie was «chluppe» heisst?<br />

Passantin Gerda Weiss (65) aus Weiningen schüttelt den Kopf<br />

und fragt: «Hat es etwas mit Chlüppli, also Wäscheklammern,<br />

zu tun?» Falsche Antwort. Es bedeutet Klauen. Wie wärs mit<br />

«muddere»? Frau Weiss weiss Bescheid: «Das ist wenn man<br />

kränkelt.» Genau. Und jetzt «Dorf-Trumpete»!? Sie sagt: «Kenn<br />

ich nicht.» Das ist eine Klatschtante. Gerda Weiss lacht.<br />

Schon mal etwas von einer «Chilbi-Chotzete» gehört? Fabian<br />

Mönkeberg (17) aus Bonstetten schüttelt den Kopf. Es ist ein<br />

Birchermüesli. «Aha.» Ob er denn «porno» sage, wenn etwas gut<br />

ist? «Nein, auch uufpimpe oder so sagt am Gymi niemand.»<br />

Schliesslich: Was bedeutet die Redensart «En Särvela i d<br />

Turnhalle rüere»? Ratlosigkeit macht sich breit. Die Lösung<br />

lautet: Sex mit einer Frau, die schon viele Liebhaber hatte.<br />

Er fragt: «Was hat denn das mit einer Turnhalle zu tun?»<br />

Opfer Nummer drei: Irene Züst (21) aus Oberrieden. Die<br />

gebürtige Thurgauerin wohnt erst seit kurzem im Kanton<br />

Zürich. Oje, das wird schwierig. Wir probierens mit dieser<br />

Redewendung: «De Bagger us de Garaasch fahre»? Sie überlegt:<br />

«Hm, geht es um eine Baustelle?» Nicht ganz, es ist etwas<br />

Zweideutiges. Irene Züst, mit grossen Augen: «Ui, betrifft es<br />

nur Männer?» Na na, so zweideutig ist es dann doch nicht –<br />

korrekt übersetzt: anbaggern. «Ach so.»<br />

Initiant des «Züri-Slängikon» ist Drehbuchautor <strong>Domenico</strong><br />

<strong>Blass</strong> aus Zürich. Seit Mai 2006 sammelt und redigiert er auf<br />

„Züri-Slängikon“ Pressespiegel 2007 www.dblass.ch 4


der Homepage zuri.net züritütsche Wörter – geliefert von<br />

Zürcherinnen und Zürchern. Angefangen hat <strong>Blass</strong> mit 1300<br />

Stück, ein Vermächtnis des vergriffenen «Züri-Slängikon» von<br />

1990. Er sagt: «Innert gut eines Jahres hat sich die Anzahl<br />

Wörter verzehnfacht.» Die Herausgabe sei nur eine Frage der<br />

Zeit gewesen.<br />

Genau, das Buch. Bei allem Lesegenuss und der Unterteilung in<br />

diverse Kapitel – so richtig zurechtfinden darin fällt<br />

schwer. Eine alphabetische Ordnung fehlt. Auch wäre es<br />

interessant gewesen, mehr über die Wörter zu erfahren. Werden<br />

Sie noch gebraucht? Und wo? <strong>Blass</strong> betont, dass das «Züri-<br />

Slängikon» keinen wissenschaftlichen Anspruch hat. Er fragt:<br />

«Wie wollen Sie herausfinden, ob und wo ein Wort noch in<br />

Gebrauch ist?» Zumal viele Wörter nicht einmal züri -<br />

spezifisch seien. «Einige stammen von Aargauern oder auch von<br />

Bernern, die in Zürich leben – unsere Stadt ist ein<br />

Schmelztiegel.»<br />

Was auch noch auffällt: Die Fäkaliensprache ist im «Züri-<br />

Slängikon» prominent vertreten, Rassistisches dagegen gar<br />

nicht. «Ich musste bloss etwa 40 Wörter auf die schwarze<br />

Liste setzen», sagt <strong>Blass</strong>. In Sachen Fäkaliensprache lasse er<br />

derweil Gnade walten. «Slang ist frech, provokativ und so<br />

lange es lustig ist.»<br />

«Bigoscht», lustig ist das «Züri-Slängikon» tatsächlich. Etwa<br />

so: «Wotsch 70 Rappe? Dänn chasch öppertem aalüüte, wo s<br />

interessiert, du Tschättere!»<br />

Züri-Slängikon Sachbuch. Orell Füssli Verlag Zürich. 2007.<br />

128 Seiten. Mit Illustrationen. Erhältlich im Buchhandel oder<br />

über www.zuri.net.<br />

„Züri-Slängikon“ Pressespiegel 2007 www.dblass.ch 5

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