Einsichten - Ludwig-Maximilians-Universität München
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Aktuelles aus der Forschung<br />
an den Folgen einer Lungenentzündung.<br />
Sein Alterswerk History. The Last Things<br />
Before the Last erscheint postum 1969. Ab<br />
1971 beginnt im Suhrkamp-Verlag eine von<br />
Karsten Witte herausgegebene Auswahl<br />
seiner Schriften zu erscheinen, die ein<br />
Fragment bleibt. Im Jahr 2000 betraut der<br />
Verlag Inka Mülder-Bach und Ingrid Belke<br />
mit der Herausgabe einer neuen Edition,<br />
die auch den umfangreichen, im Deutschen<br />
Literaturarchiv in Marbach befindlichen<br />
Nachlass Kracauers berücksichtigt.<br />
Portbou, September 1940: Eine kleine<br />
Gruppe von Flüchtlingen überquert zu Fuß<br />
die Pyrenäen. Schleppend kommt Walter<br />
Benjamin voran, obwohl er nur eine Aktentasche<br />
mit Manuskripten und einem Visum<br />
für die USA bei sich trägt. Kurz nach Benjamin<br />
macht sich auch Kracauer von Marseille<br />
aus auf den Weg, nachdem er, so<br />
Mülder-Bach, „einen zermürbenden Kampf<br />
um die Ausreisepapiere geführt hatte.<br />
Damals änderten sich die Bedingungen und<br />
Regeln an der Grenze täglich.“ Am 25. September<br />
überquert Benjamin die Grenze und<br />
wird von den spanischen Behörden festgenommen.<br />
Voll der Furcht über die drohende<br />
Abschiebung nach Deutschland bittet der<br />
Philosoph am 26. September einen Freund,<br />
sich einen Abschiedsbrief an Adorno zu<br />
memorieren: „In einer aussichtslosen Lage<br />
habe ich keine andere Wahl, als Schluss zu<br />
machen.“ Kracauer hat Glück, anders auch<br />
als seine Mutter und seine Tante, die 1942<br />
nach Theresienstadt deportiert und in Treblinka<br />
ermordet werden. Er kann mit seiner<br />
Frau die Grenze passieren und „besteigt im<br />
April 1941 das buchstäblich letzte Schiff<br />
nach Amerika.“<br />
(Maximilian G. Burkhardt)<br />
Prof. Dr. Inka Mülder-Bach<br />
ist seit 2002 Inhaberin des Lehrstuhls für<br />
Neuere deutsche Literatur und allgemeine<br />
Literaturwissenschaft an der LMU und<br />
Sprecherin der DFG-Forschergruppe<br />
„Anfänge (in) der Moderne“.<br />
Die Diamantenschleuder<br />
Kimberlite sind magmatische Gesteine tief<br />
aus dem Erdinneren. Sie gelangten durch<br />
vulkanische Eruptionen an die Erdoberfläche.<br />
Auf ihrem Weg nach oben rissen sie<br />
andere Gesteine mit – unter anderem auch<br />
Diamanten; der größte Teil der Welt-Diamantproduktion<br />
stammt aus Kimberlitlagerstätten.<br />
Wie die Kimberlite aber genug<br />
Auftrieb hatten, um bis zur Oberfläche<br />
durchzukommen, zeigte nun ein internationales<br />
Team um Donald Dingwell, Professor<br />
für Experimentelle Vulkanologie an der<br />
Jenseits von Afrika<br />
Am Anfang war das Wort – doch wo? Der<br />
Ursprung aller Sprachen, so legte im vergangenen<br />
Jahr eine Arbeit im Naturwissenschaftsmagazin<br />
Science nahe, liege im Südwesten<br />
Afrikas. Sie machte Furore, doch<br />
nun kann der LMU-Sprach- und damit Geisteswissenschaftler<br />
Michael Cysouw (mittlerweile<br />
Ordinarius an der <strong>Universität</strong> Marburg)<br />
ebenfalls in Science zeigen, dass eine<br />
schöne Out-of-Africa-Hypothese für die<br />
Sprachentstehung damit auf keinen Fall<br />
belegt ist. Der Autor der ersten Untersuchung<br />
hatte die Zahl verschiedener kleins-<br />
Spenderlungen mit Transportschäden<br />
LMU. Es sind danach vor allem die Fremdgesteine,<br />
die den Kimberliten den nötigen<br />
Drive gaben. Sie schmelzen in der ursprünglich<br />
sehr basischen Magma und machen<br />
sie saurer. Das setzt das Gas Kohlendioxid<br />
frei, was die Magma schäumen lässt, ihre<br />
Dichte vermindert und so den rasanten Aufstieg<br />
erleichtert. Diese Ergebnisse können,<br />
so Dingwell, bei der Suche nach neuen Diamantminen<br />
und bei der Beurteilung bestehender<br />
Lagerstätten helfen. (göd)<br />
Nature, 18. Januar 2012<br />
ter Lauteinheiten, sogenannter Phoneme,<br />
von gut 500 heute noch gesprochenen<br />
Sprachen verglichen. Die größte Vielfalt<br />
fand er in Südwestafrika; sie sank, je weiter<br />
weg ein Sprachraum von diesem Hot Spot<br />
entfernt lag – ähnlich wie bei der genetischen<br />
Vielfalt, die mit dem Abstand vom<br />
afrikanischen Ursprung der Menschheit<br />
abnimmt, folgerte er. „Ein Artefakt“, sagt<br />
Michael Cysouw jetzt, andere Sprachmerkmale<br />
zeigten deutlich andere geografische<br />
Verteilungen. (math)<br />
Science, 10. Februar 2012<br />
Spenderlungen gibt es ohnehin zu wenige,<br />
aber zusätzlich kann der Transport zum potenziellen<br />
Empfänger die Organe unbrauchbar<br />
machen. Schließlich ist die Lunge<br />
zu dieser Zeit isoliert und undurchblutet.<br />
Die Ursache dieses sogenannten Ischämie-<br />
Reperfusions-Schadens haben jetzt Alexander<br />
Dietrich und Thomas Gudermann,<br />
Professoren am Walther-Straub-Institut für<br />
Pharmakologie und Toxikologie der LMU,<br />
zusammen mit Kollegen aus Gießen aufklären<br />
können. Die Endothelzellen, die die<br />
Blutbahnen in der Lunge auskleiden, werden<br />
im isolierten Organ durchlässiger. Wasser<br />
und Immunzellen können eindringen<br />
und Entzündungen auslösen. Die Wissenschaftler<br />
konnten nun zwei Proteine identifizieren,<br />
welche die Durchlässigkeit der<br />
Endothelzellen maßgeblich beeinflussen.<br />
Durch die Entwicklung von Blockern gegen<br />
diese neuen therapeutischen Zielstrukturen<br />
könnte in Zukunft der Ischämie-Reperfusionsschaden<br />
in Lungen, die zur Transplantation<br />
bestimmt sind, wesentlich vermindert<br />
werden. (göd)<br />
Nature Communications, 31. Januar 2012<br />
8 <strong>Einsichten</strong> – Das Forschungsmagazin Nummer 1 / 2012