Barockbroschüre - Geigenbauschule Brienz
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Barocker Geigenbau: Vielfalt in der Einheit – Einheit in der Vielfalt<br />
Camerata Bern – <strong>Geigenbauschule</strong> <strong>Brienz</strong><br />
Die ersten 200 Jahre in der Geschichte des Geigenbaus<br />
schen Façon, wobei in der Regel mit der italienischen,<br />
an Fürstenhöfen und in grossen Handelsstädten zu finden.<br />
nennt man den barocken Geigenbau, da er sich weitge-<br />
auf die Cremoneser Machart angespielt wurde. Es kann<br />
Wer die Einheit im barocken Geigenbau im Sichtbaren<br />
hend während der barocken Musikepoche entwickelt hat,<br />
also nicht von einem einheitlichen barocken Geigenbau<br />
sucht, wird beim Korpusumriss, den F-Löchern in der<br />
die parallel zur allgemeinen Kunstepoche des Barocks von<br />
gesprochen werden.<br />
Fichtendecke, der Schnecke, den vier von den Wirbeln<br />
circa 1575 bis 1770 verläuft. Allerdings sind erste eindeu-<br />
über den Steg zum Saitenhalter verlaufenden Saiten und<br />
tig der Geigenfamilie zuzuordnende Instrumente bereits<br />
Herausragende Interpreten beeinflussten mit den Ei-<br />
der Klangerzeugung mit dem Streichbogen hängen blei-<br />
um die Mitte des 16. Jahrhunderts nachgewiesen; be-<br />
genheiten ihres Spiels Geigenbauer und Bogenmacher<br />
ben. Beim Hören sind die Barockgeigen an der Quint-<br />
kannteste Beispiele sind diejenigen von Andrea Amati,<br />
in ihrem Umfeld. Verbindliche, nicht selten von Stadt zu<br />
stimmung der Saiten zu erkennen sowie am Klangspek-<br />
dem Stammvater der Amati-Familie und des Cremone-<br />
Stadt abweichende Masseinheiten (Längen-, Gewichts-<br />
trum. Alle diese Feststellungen treffen aber auch für die<br />
ser Geigenbaus.<br />
und Hohlmasse) sowie verschiedene Gestaltungsansätze<br />
sogenannt moderne Geige zu, die heute üblicherweise<br />
(innerhalb des aus heutiger Sicht barocken Stils) beein-<br />
gespielt wird.<br />
Die Träger der Barock-Kultur waren Hof, Aristokratie und<br />
flussten das Handwerk und führten im Geigenbau letzt-<br />
Klerus. Geigen, Bratschen und Celli kamen in deren Um-<br />
lich zu verschiedenen Modellen – barocker Geigenbau<br />
Wir müssen genauer hinschauen und unser Augenmerk<br />
feld schnell in Mode und fanden bis 1650 in ganz Europa<br />
ist vielfältig.<br />
auf das nicht unmittelbar Sichtbare richten. Hier hilft uns<br />
Verbreitung. Als Folge wurden Geigen während der noch<br />
das Wissen über die im Barock angewendeten Zahlensys-<br />
lange andauernden Epoche in vielen kulturellen Zentren<br />
Trotzdem drängt sich die Frage nach der Einheit in dieser<br />
teme und verwendeten Masseinheiten. Die Handwerker<br />
Europas gebaut, im ganzen damaligen deutschsprachi-<br />
hier nur angedeuteten Vielfalt des barocken Geigenbaus<br />
der Barockzeit rechneten weder ausschliesslich im Dezi-<br />
gen Raum ebenso wie auch in Frankreich und England,<br />
auf. Schliesslich verbreiteten die Handwerksburschen ihr<br />
malsystem noch massen sie im metrischen System. Ihnen<br />
den Niederlanden und dem schon erwähnten Italien.<br />
Wissen und Können auf ihren Wanderschaften in ganz Eu-<br />
war das Halbieren, Dritteln, Vierteln usw. und das Verviel-<br />
ropa, was nicht nur zur Vielfalt, sondern eben auch zu Ver-<br />
fachen eines Eichmasses geläufiger, das Zwölfersystem<br />
Einigen Zentren gelang es, eine Produktion aufzubauen,<br />
einheitlichungen beitrug. Den vielleicht wichtigsten Stel-<br />
war zumeist das verbreitetste. So wurde das Fussmass in<br />
die über die Versorgung des heimischen Marktes hinaus<br />
lenwert nehmen dabei die Instrumentenmacher aus dem<br />
zwölf Zoll und dieses wiederum in zwölf Teil-Linien oder<br />
reichte. So wurden, um beim bekanntesten Beispiel zu<br />
Allgäu ein. Bereits 1562 wurde in Füssen die erste Lau-<br />
in 1 ⁄2-, 1 ⁄4- und 1 ⁄8-Zoll gegliedert. Beim Studium der im Ba-<br />
bleiben, Geigen aus Cremona an verschiedene europä-<br />
ten- und Geigenmacherzunft Europas gegründet, deren<br />
rock verbreiteten Bauweise des Resonanzkörpers über ei-<br />
ische Höfe geliefert und dadurch oft zu Modellvorlagen<br />
Reglement die Zahl der Werkstätten zum Schutz der Etab-<br />
ner Form, die als wiederverwendbare Lehre diente, fallen<br />
für die dort ansässigen Instrumentenbauer. Im Paris des<br />
lierten einschränkte. Hunderte von Füssener Lauten- und<br />
deren oftmals einfache, ganzzahlige Proportionen auf,<br />
17. und auch noch des frühen 18. Jahrhunderts unter-<br />
Geigenmachern mussten ihre Heimat verlassen, um ihr<br />
z.B. die Verhältnisse 1:2 und 4:5, die in der Musik Okta-<br />
schied man Geigen nach der italienischen und französi-<br />
Auskommen in einer der europäischen Kulturmetropolen,<br />
ve und grosse Terz heissen. Ein einfacherer Zugang zum<br />
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