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Dokumentation der Ausstellung im Wolfgang-Bonhage-Museum ...

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DOKUMENTATION<br />

<strong>der</strong> <br />

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<br />

DOKUMENTATION <strong>der</strong> <strong>Ausstellung</strong> zum Thema „NS-Euthanasie“ in Waldeck-Frankenberg 1


Tafel 01<br />

Einführung<br />

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Für die finanzielle Unterstützung danken wir<br />

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Stadt Bad Wildungen<br />

Bistum Fulda<br />

Bürgerverein St. Kilian Korbach<br />

Gemeinde Burgwald<br />

Gemeinde E<strong>der</strong>tal<br />

Erzbistum Pa<strong>der</strong>born<br />

Evangelische Kirche in Hessen und Nassau<br />

Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck<br />

Familienfürsorge Lebensversicherung<br />

Stadt Frankenau<br />

Stadt Frankenberg<br />

HUK Coburg<br />

Kasseler Bank<br />

Stadt Korbach<br />

Kurt-Wolff-Stiftung<br />

des Waldeckischen Geschichtsvereins<br />

Hessische Landeszentrale für politische Bildung<br />

Landkreis Waldeck-Frankenberg<br />

MICOS Oldenburg<br />

UNION Versicherungsdienst<br />

Gemeinde Vöhl<br />

Waldeckische Domanialverwaltung<br />

Gemeinde Willingen<br />

Der Druck des <strong>Ausstellung</strong>splakates wurde<br />

finanziert vom Rotary-Club Korbach-Bad Arolsen<br />

2<br />

DOKUMENTATION <strong>der</strong> <strong>Ausstellung</strong> zum Thema „NS-Euthanasie“ in Waldeck-Frankenberg DOKUMENTATION <strong>der</strong> <strong>Ausstellung</strong> zum Thema „NS-Euthanasie“ in Waldeck-Frankenberg 3


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Spende für aufwendige Forschungsarbeit<br />

<br />

Mit 2500 Euro unterstützt<br />

die Kasseler Bank in Korbach<br />

die Arbeit des Lebenshilfewerkes<br />

Waldeck-Frankenberg<br />

– und auf diesem Weg auch das<br />

Korbacher <strong>Bonhage</strong>-<strong>Museum</strong>.<br />

Lebenshilfewerk und <strong>Museum</strong><br />

haben nämlich gemeinsam eine<br />

<strong>Ausstellung</strong> zum Thema NS-Euthanasie<br />

in Waldeck-Frankenberg<br />

ausgearbeitet. Unter dem<br />

Titel „Ihr Tod reißt nicht die geringste<br />

Lücke“ werden ab Mittwoch,<br />

9. September, die Ergebnisse<br />

<strong>der</strong> umfangreichen, zwei<br />

Jahre dauernden Forschungsarbeit<br />

präsentiert, mit <strong>der</strong> die<br />

oft völlig unbekannten Biografien<br />

von Euthanasie-Opfern aus<br />

dem Landkreis beleuchtet werden<br />

sollen. Dies hatte sich eine<br />

Arbeitsgruppe auf Initiative von<br />

Dr. <strong>Wolfgang</strong> Werner, Geschäftsführer<br />

des Lebenshilfe-Werkes,<br />

zur Aufgabe gemacht.<br />

Karl-Heinz Bie<strong>der</strong>beck und<br />

Eckhart Schmidt von <strong>der</strong> Kasseler<br />

Bank überreichten die<br />

Spende des Geldhauses an Dr.<br />

Werner und Dr. Wilhelm Völcker-Janssen<br />

vom <strong>Museum</strong>. Das<br />

Geld, das die Bank <strong>im</strong> Rahmen<br />

ihres gesellschaftlichen Engagements<br />

traditionell dem Lebenshilfe-Werk<br />

zur Verfügung stellt,<br />

fließt jetzt in die Finanzierung<br />

<strong>der</strong> aufwendigen <strong>Ausstellung</strong>.<br />

Die Gesamtkosten belaufen<br />

sich auf 35 000 Euro, bislang<br />

wurde eine Summe von 25 000<br />

Euro aufgebracht. Lebenshilfe-<br />

Werk und <strong>Museum</strong> suchen deshalb<br />

noch weitere Spen<strong>der</strong>, die<br />

sich beteiligen wollen. (mba)<br />

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Wrexer, Twister und Korbacher<br />

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<br />

Es war ein bewegen<strong>der</strong>,<br />

teilweise schmerzlicher<br />

und aufrütteln<strong>der</strong> Gottesdienst,<br />

den die Besucher in <strong>der</strong> Kilianskirche<br />

erlebten. „Wir wollen die<br />

Namen nennen und die Bil<strong>der</strong><br />

zeigen“, hatte Bischof Martin<br />

Hein in seiner Predigt angekündigt.<br />

Und was die Anwesenden<br />

nach <strong>der</strong> Eröffnung <strong>im</strong> angrenzenden<br />

<strong>Bonhage</strong>-<strong>Museum</strong> zu<br />

sehen bekamen, erfüllt diesen<br />

Anspruch voll und ganz.<br />

Im unteren Teil des <strong>Museum</strong>s<br />

präsentieren die Macher <strong>der</strong><br />

<strong>Ausstellung</strong> Bil<strong>der</strong>, (Lebens-)<br />

Geschichten und Persönliches,<br />

das unter die Haut geht – dank<br />

akribischer Archivarbeit und<br />

gekonnter Darstellung. Es sind<br />

die Geschichten von Fürstenbergern,<br />

Twistern, Korbachern,<br />

Landauern o<strong>der</strong> Bewohnern<br />

von Wrexen; von Nachbarn, die<br />

während dieser „unwürdigen<br />

und grausamen“ Zeit zu Opfern<br />

wurden, weil sie an<strong>der</strong>s waren.<br />

„Die <strong>Ausstellung</strong> kommt gerade<br />

zur rechten Zeit“, mahnte<br />

<strong>der</strong> Bischof. „Denn auch heute<br />

werden die Menschen nach<br />

ihrer Wirtschaftlichkeit beurteilt.<br />

Wir sind auf einer schiefen<br />

Bahn.“<br />

70 Jahre sind seit <strong>der</strong> Umsetzung<br />

des Euthanasieprogramms<br />

durch Ärzte, Richter, Bürokraten<br />

und ganz „normale“ Menschen<br />

von nebenan vergangen.<br />

„Mit dem Krieg nach außen begann<br />

auch <strong>der</strong> Krieg nach innen“,<br />

blickten Bürgermeister<br />

Klaus Friedrich und <strong>Wolfgang</strong><br />

Werner auf den Beginn des Euthanasieprogramms<br />

am 1. September<br />

1939, dem Beginn des<br />

Zweiten Weltkrieges.<br />

„Sie haben we<strong>der</strong> den Willen<br />

zu leben noch zu sterben. Sie<br />

bilden eine schwere Belastung.<br />

Ihr Tod hinterlässt nicht die geringste<br />

Lücke“, zitierte Werner<br />

aus einer wissenschaftlichen<br />

Abhandlung aus den 20er-Jahren,<br />

die <strong>der</strong> <strong>Ausstellung</strong> als<br />

mahnendes Motto gilt. Dieser<br />

Ideologie setzte er ein jüdisches<br />

Sprichwort entgegen: „Tot sind<br />

nur jene, an die sich niemand<br />

erinnert.“ Die <strong>Ausstellung</strong> wolle<br />

dieses Schicksal verhin<strong>der</strong>n.<br />

500 Opfer aus Waldeck-Frankenberg<br />

haben die Organisatoren<br />

vor dem Vergessen retten<br />

können. „Wir wollen ihnen<br />

hiermit späte Gerechtigkeit wi<strong>der</strong>fahren<br />

lassen“, erklärte <strong>Museum</strong>sleiter<br />

Wilhelm Völcker-<br />

Jansen. „Unsere Projektgruppe<br />

wird sich nicht auflösen, son<strong>der</strong>n<br />

weiterhin mit dem Thema<br />

befassen“, versprach er.<br />

An dem Gottesdienst beteiligten<br />

sich neben „Hausherrn“<br />

Bernd Böttner und Domkapitular<br />

Gisbert Wisse die Theatergruppe<br />

<strong>der</strong> Lebenshilfe und <strong>der</strong><br />

Chor <strong>der</strong> Alten Landesschule.<br />

<br />

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<br />

<br />

Die Euthanasie-<strong>Ausstellung</strong><br />

Vor mehr als zweieinhalb Jahren<br />

gab <strong>Wolfgang</strong> Werner, Geschäftsführer<br />

des Lebenshilfewerkes,<br />

den Anstoß für die<br />

<strong>Ausstellung</strong>. Sie soll die Umsetzung<br />

des Euthanasieprogramms<br />

<strong>der</strong> Nationalsozialisten<br />

und ihre Folgen zeigen.<br />

Das „Euthanasie-Projekt“ mit<br />

Helfern aus dem ganzen Landkreis<br />

sah sich dem großen Problem<br />

gegenüber, dass die geretteten<br />

Dokumente vor allem<br />

die Sicht <strong>der</strong> Täter zeigten. Mit<br />

recherchierten Biografien <strong>der</strong><br />

Opfer und szenischer Inszenierung<br />

soll das „dunkle Kapitel“<br />

aufgearbeitet werden.<br />

Die Kosten für die <strong>Ausstellung</strong><br />

belaufen sich auf etwa 35 000<br />

Euro. Sie ist bis zum 25. April<br />

<strong>im</strong> <strong>Museum</strong> zu sehen, danach<br />

wan<strong>der</strong>t sie durch den Landkreis.<br />

(den)<br />

20<br />

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22<br />

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Korbach. Die Zeit des Nationalsozialismus<br />

gehört zu den<br />

dunkelsten Kapiteln <strong>der</strong> deutschen<br />

Geschichte. Mit ihm werden<br />

Krieg, Völkermord und Judenverfolgung<br />

in Verbindung<br />

gebracht, doch dabei wird oft<br />

die ebenso grausame „Euthanasie“<br />

vergessen: Zwischen<br />

200 000 und 300 000 behin<strong>der</strong>te<br />

und psychisch erkrankte<br />

Menschen starben auf Befehl<br />

<strong>der</strong> Nationalsozialisten.<br />

Auch in Waldeck-Frankenberg<br />

finden sich die Spuren dieser<br />

Gräueltaten. Die Historikerin<br />

und Lehrerin <strong>der</strong> Alten Landesschule,<br />

Marion Möller, beschäftigt<br />

sich seit geraumer Zeit mit<br />

Fällen in und um Korbach. Der<br />

Leiter des <strong>Wolfgang</strong>-<strong>Bonhage</strong>-<br />

<strong>Museum</strong>s, Dr. Wilhelm Völcker-<br />

Jansen, hat sich mit Opfern aus<br />

Waldeck-Frankenberg und ihren<br />

Geschichten befasst. Neben<br />

einer sorgfältigen und ausgiebigen<br />

Materialsichtung zum<br />

Thema sind es ihre Forschungsergebnisse,<br />

auf die diese Ausgabe<br />

von „Mein Waldeck“ maßgeblich<br />

aufbaut. Außerdem war<br />

<strong>der</strong> Privatdozent Dr. Georg Lilienthal<br />

bereit für ein Gespräch.<br />

Er leitet die „Euthanasie“-Gedenkstätte<br />

in Hadamar.<br />

E<br />

<br />

s klingt wie Hohn, dass die<br />

Nationalsozialisten bei ihrer<br />

groß angelegten „Vernichtungsaktion<br />

lebensunwerten<br />

Lebens“ von Euthanasie<br />

sprachen, dem griechischen<br />

Wort für einen schönen o<strong>der</strong><br />

leichten Tod. Der „Führer“ und<br />

Reichskanzler Adolf Hitler hatte<br />

<strong>im</strong> Oktober 1939 den „Euthanasie“-Beschluss<br />

gefasst und auf<br />

den 1. September rückdatiert.<br />

Er ermächtigte seinen Leibarzt<br />

Karl Brandt und den Leiter <strong>der</strong><br />

„Kanzlei des Führers“ KdF, Philipp<br />

Bouhler, zur Umsetzung<br />

Ausgeson<strong>der</strong>t und als „lebensunwert“ ermordet<br />

<br />

<br />

<br />

des „Euthanasieprogramms“.<br />

Die Saat für die Vernichtung von<br />

angeblich „unwertem Leben“<br />

war da allerdings längst gelegt.<br />

Bei Hitlers Streben nach einer<br />

„arischen Herrenrasse“<br />

handelte es sich keinesfalls um<br />

eine neue Ideologie – schon <strong>im</strong><br />

19. Jahrhun<strong>der</strong>t fanden sich<br />

die ersten Ansätze. Ein Strang<br />

ist <strong>der</strong> Sozialdarwinismus. Diese<br />

Theorie deutet die Evolutionslehre<br />

des Charles Darwin<br />

um und überträgt sie auf die<br />

menschliche Gesellschaft. Hatte<br />

Darwin vermutet, die am besten<br />

an die Umwelt angepasste<br />

Art überlebe in <strong>der</strong> Natur am<br />

ehesten, lehren die Sozialdarwinisten,<br />

nur die Stärksten setzten<br />

sich durch. Dieser Gedanke<br />

verband sich mit Rassetheorien,<br />

die nicht nur in Deutschland<br />

diskutiert wurden. Verfechter<br />

einer „Herrenrasse“ for<strong>der</strong>ten,<br />

sie durch „Reinhaltung“ und<br />

„Zuchtauswahl“ zu stärken.<br />

U<br />

m 1920 erschien das Werk<br />

„Die Freigabe <strong>der</strong> Vernichtung<br />

lebensunwerten Lebens“<br />

von Karl Binding und Alfred Hoche.<br />

Ihre Ideen waren nicht neu,<br />

wohl aber ihre Radikalität. Und<br />

mit den Nazis fanden diese Ideen<br />

nach 1933 das erste Mal konsequent<br />

den Weg in Gesetze, ob<br />

in das „Gesetz zur Verhütung<br />

erbkranken Nachwuchses“ o<strong>der</strong><br />

ins „Ehegesundheitsgesetz“. So<br />

ebnete sich Schritt für Schritt<br />

<strong>der</strong> Weg zur Ausgrenzung <strong>der</strong><br />

Behin<strong>der</strong>ten und schließlich<br />

zur „Vernichtung lebensunwerten<br />

Lebens“. Die erste Phase<br />

trug den Decknamen „T4“, was<br />

für die Berliner Adresse Tiergartenstraße<br />

4 stand. Dort saßen<br />

die Verwalter des systematischen<br />

Mordes an Kranken.<br />

Der „T4“-Aktion wird heute<br />

auch die „Kin<strong>der</strong>-Euthanasie“<br />

zugeteilt, die schon Mitte 1939<br />

einsetzte, während die „Erwachsenen-Euthanasie“<br />

erst <strong>im</strong> Jahr<br />

1940 wirklich anlief. So fielen<br />

zwischen 1939 und 1945 rund<br />

5000 erbkranke und psychisch<br />

<br />

<br />

<br />

o<strong>der</strong> körperlich beeinträchtigte<br />

Säuglinge und Kin<strong>der</strong> dem<br />

Mordprogramm zum Opfer.<br />

Während bei Neugeborenen<br />

und Säuglingen <strong>der</strong> gängigste<br />

Weg zur Tötung die Unterversorgung<br />

und die Überdosierung<br />

von Medikamenten waren, kamen<br />

viele Kin<strong>der</strong> und Jugendliche<br />

durch die Methoden <strong>der</strong><br />

„Erwachsenen-Euthanasie“ um.<br />

Bis zum „Euthanasie-Stopp“<br />

1942 wurden vor allem Neugeborene<br />

und Kin<strong>der</strong> bis drei<br />

Jahre ermordet, danach auch ältere<br />

Kin<strong>der</strong> und Jugendliche.<br />

Der Ablauf war weitgehend<br />

gleich: Zu Beginn <strong>der</strong> „T4“-Phase<br />

hatten sämtliche Ärzte von<br />

Heil- und Pflegeanstalten sowie<br />

von Krankenhäusern Menschen<br />

in Meldebögen zu erfassen,<br />

auf die best<strong>im</strong>mte Kriterien<br />

zutrafen und bei denen keine<br />

Chance auf Heilung bestand.<br />

Schon bevor <strong>der</strong> Euthanasie-Erlass<br />

griff, waren viele Patienten<br />

von kirchlichen Einrichtungen<br />

in Landesheilanstalten<br />

verlegt worden – für Waldeck-<br />

Frankenberg waren es zwei:<br />

Nach Haina kamen Männer,<br />

nach Merxhausen Frauen. Von<br />

dort gelangten viele in „Zwischenanstalten“,<br />

bevor sie in einer<br />

von sechs Tötungsanstalten<br />

<strong>im</strong> Reich „verschwanden“.<br />

Z<br />

u den ersten Opfern <strong>der</strong><br />

„Euthanasie“ zählten vor<br />

allem jüdische Patienten. Viele<br />

wurden in <strong>der</strong> Tötungsanstalt<br />

in Brandenburg ermordet, einer<br />

<strong>der</strong> ersten Einrichtungen. Einer<br />

von ihnen ist Bernhard Löwenstern<br />

aus Korbach, dessen Geschichte<br />

Marion Möller auf <strong>der</strong><br />

nächsten Seite schil<strong>der</strong>t. Für die<br />

meisten Patienten aus Nordhessen<br />

war die Tötungsanstalt in<br />

Hadamar in <strong>der</strong> Nähe von L<strong>im</strong>burg<br />

an <strong>der</strong> Lahn zuständig.<br />

In den berüchtigten grauen<br />

Bussen kamen die Patienten auf<br />

dem Anstaltsgelände oberhalb<br />

<strong>der</strong> Stadt an. Eine oberflächliche<br />

ärztliche Untersuchung<br />

sollte vor allem dazu dienen,<br />

eine plausible Todesursache zu<br />

finden, die später den Angehörigen<br />

mitgeteilt werden sollte.<br />

Dann wurden die Patienten fast<br />

<strong>im</strong>mer direkt in den Keller geführt,<br />

wo sie auf engem Raum<br />

zusammengepfercht in einer<br />

Gaskammer den Tod fanden.<br />

Diese erste Phase erstreckte<br />

sich bis August 1941, also über<br />

etwa an<strong>der</strong>thalb Jahre, dann<br />

ließ Hitler die Gasmordaktion<br />

einstellen. Daran war auch<br />

<strong>der</strong> zunehmende Protest aus<br />

<strong>der</strong> Bevölkerung verantwortlich.<br />

Damit endete das Martyrium<br />

für die vielen Behin<strong>der</strong>ten<br />

und psychisch Erkrankten aber<br />

nicht – lediglich die Vorgehensweise<br />

än<strong>der</strong>te sich.<br />

I<br />

m August 1941 beginnt die<br />

zweite, „dezentrale Phase“.<br />

Auch nach Hitlers „Euthanasie-Stopp“<br />

wurde die planmäßige<br />

Ermordung von Kin<strong>der</strong>n<br />

ununterbrochen weiterbetrieben,<br />

lediglich die von Erwachsenen<br />

blieb bis Sommer 1942<br />

ausgesetzt. Danach wurden sie<br />

nicht mehr vergast, son<strong>der</strong>n<br />

durch Unter- und Mangelversorgung<br />

und durch Giftspritzen<br />

getötet. Wie viele Menschen<br />

wirklich durch die „Euthanasie“<br />

umgekommen sind, lässt sich<br />

heute nur schwer feststellen. Es<br />

gibt Anstalten, denen keine aktive<br />

Teilnahme am „Euthanasie“-Programm<br />

nachzuweisen<br />

ist. Allerdings herrschten in den<br />

Kriegsjahren desolate Zustände<br />

– dürfen sich Forscher auf die<br />

überlieferte <strong>Dokumentation</strong> jener<br />

Zeit verlassen?<br />

D as „Euthanasie“-Programm<br />

betraf bald nahezu<br />

jeden, <strong>der</strong> für die Gesellschaft<br />

keinen Nutzen mehr brachte.<br />

Das Kriterium „Arbeitsunfähigkeit“<br />

konnte bereits ein Todesurteil<br />

sein. Ob Kindbettdepressionen<br />

von Müttern, psychische<br />

Erkrankungen durch den Krieg<br />

o<strong>der</strong> nur Folgen eines schweren<br />

Unfalls – all das konnte bedeuten,<br />

dass Menschen in <strong>der</strong> Maschinerie<br />

des Todes verschwanden.<br />

Dieses Los traf auch viele<br />

nach Deutschland verschleppte<br />

Zwangsarbeiter.<br />

Die Nazis versuchten, Wi<strong>der</strong>stand<br />

gegen das Mordprogramm<br />

auszuhebeln. Anfangs<br />

handelte es sich um eine gehe<strong>im</strong>e<br />

Aktion, den Ärzten war es<br />

freigestellt, sich zu beteiligen.<br />

Ein ausgeklügeltes Verwaltungssystem<br />

machte es für Verwandte<br />

und Bekannte unmöglich, ihre<br />

Angehörigen wie<strong>der</strong>zufinden,<br />

waren sie erst einmal in das Programm<br />

hineingeraten.<br />

Offiziell starben die Patienten<br />

wenige Wochen nach ihrer Verlegung<br />

an irgendeiner fadenscheinig<br />

begründeten Erkrankung<br />

wie „Lungenentzündung“<br />

– die wahre Todesursache kam<br />

damals nicht ans Licht.<br />

Georg Lilienthal wird regelmäßig<br />

mit Schicksalen konfrontiert.<br />

„Gerade heute fragen <strong>im</strong>mer<br />

wie<strong>der</strong> Menschen an, um<br />

herauszufinden, was mit ihren<br />

Angehörigen passiert ist,“ sagt<br />

er. In den vorherigen Generationen<br />

herrschte oft noch peinliches<br />

Schweigen, heute begibt<br />

sich die Kin<strong>der</strong>- und Enkelgeneration<br />

auf die Suche nach den<br />

damals plötzlich verschwundenen<br />

Angehörigen.<br />

A<br />

uch Propaganda spielte eine<br />

nicht zu unterschätzende<br />

Rolle be<strong>im</strong> „Euthanasie“-Programm.<br />

Mit Filmen und durch<br />

Plakate führten die Nazis den<br />

Menschen bewusst o<strong>der</strong> unterbewusst<br />

<strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> „die<br />

Last“ vor Augen, die sie und vor<br />

<br />

allem die „Volksgemeinschaft“<br />

durch die „lebensunwerten und<br />

unrentablen Menschen“ angeblich<br />

zu tragen hätten.<br />

och es gab auch Menschen,<br />

die sich gegen die<br />

D<br />

Maschinerie aufbäumten, darunter<br />

etliche Geistliche. Neben<br />

<strong>der</strong> bekannten Predigt des<br />

Münsteraner Bischofs von Galen<br />

finden sich auch Zeichen<br />

des Protestes in Waldeck-Frankenberg.<br />

Ein beson<strong>der</strong>s mutiges<br />

Beispiel gibt <strong>der</strong> Helser Pfarrer<br />

und Leiter des Bathildishe<strong>im</strong>s,<br />

Karl Preising. Bei <strong>der</strong> Beschlagnahmung<br />

seines He<strong>im</strong>s 1942<br />

schaffte er es mit <strong>der</strong> Helser Bevölkerung,<br />

sämtliche Schützlinge<br />

und sogar die Werkstätten in<br />

Familien unterzubringen – ein<br />

ganzes Dorf stellte sich somit<br />

gegen das System.<br />

Und auch <strong>der</strong> Korbacher Bürgermeister<br />

Paul Z<strong>im</strong>mermann<br />

und <strong>der</strong> Leiter des städtischen<br />

Altenhe<strong>im</strong>s, Pastor Karl Klein,<br />

schafften es gemeinsam, mehrere<br />

Patienten vor einer Verlegung<br />

und damit ihrem sicheren<br />

Tod zu bewahren.<br />

B<br />

is zur Kapitulation <strong>der</strong> deutschen<br />

Wehrmacht am 8.<br />

Mai 1945 wurden Menschen in<br />

Anstalten umgebracht. Die Alliierten<br />

entdeckten in den Anstalten<br />

Unterlagen über die<br />

„Friedhöfe“ o<strong>der</strong> Massengräber.<br />

Eine Rekonstruktion <strong>der</strong><br />

Opfergeschichten ist nur selten<br />

möglich. Ein „Glücksfund“<br />

für Historiker sei es, dass nach<br />

dem Fall <strong>der</strong> Mauer 1989 in Stasi-Archiven<br />

rund 30 000 Akten<br />

aufgetaucht seien, erklärte Lilienthal.<br />

Allerdings lässt sich das<br />

Ausmaß des „Euthanasie“-Programmes<br />

nur erahnen. Etwa<br />

eine Viertelmillion Menschen<br />

starben in Deutschland wegen<br />

einer Ideologie, die für die meisten<br />

heute kaum noch nachzuvollziehen<br />

ist.<br />

Auf <strong>der</strong> folgenden Seite befasst<br />

sich Marion Möller mit einigen<br />

exemplarischen Opfergeschichten<br />

aus Korbach und<br />

Umgebung.<br />

<br />

<br />

<br />

Einen <strong>der</strong> wi<strong>der</strong>wärtigsten<br />

Akte deutscher Geschichte<br />

stellt die Vernichtung angeblich<br />

„unwerten Lebens“ <strong>im</strong> „Ditten<br />

Reich“ dar. Führende „Theoretiker“<br />

lieferten den Nationalsozialisten<br />

unter Aufgabe objektiver<br />

wissenschaftlicher<br />

Redlichkeit dazu bereitwillig<br />

die Legit<strong>im</strong>ation. Hatten sich<br />

die Nationalsozialisten in den<br />

1930er-Jahren noch auf<br />

Zwangssterilisierungen zur Verhin<strong>der</strong>ung<br />

„erbbedingt unerwünschter<br />

Anlagen“ beschränkt,<br />

so än<strong>der</strong>te sich die Vorgehensweise<br />

mit Kriegsbeginn 1939.<br />

Unter dem Deckmantel <strong>der</strong><br />

„Euthanasie“ folgte die massenhafte<br />

und systematische Ermordung<br />

kranker Männer, Frauen<br />

und Kin<strong>der</strong>. Unter den Ermordeten<br />

befanden sich auch Opfer<br />

aus Korbach und <strong>der</strong> Region.<br />

Exemplarisch für die vielen<br />

Opfer <strong>der</strong> NS-„Euthanasie“ sollen<br />

hier einige Schicksale vorgestellt<br />

werden.<br />

Bernhard Löwenstern<br />

– Opfer des Gasmords<br />

Wegen <strong>der</strong> nationalsozialistischen<br />

Rassenideologie wurden<br />

jüdische Patienten gleich zweifach<br />

verfolgt: als Juden und als<br />

Kranke. Nachdem <strong>im</strong> Oktober<br />

1939 in <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>fachabteilung<br />

in Brandenburg-Görden<br />

mit <strong>der</strong> systematischen Ermordung<br />

pflegebedürftiger Kin<strong>der</strong><br />

begonnen worden war, gerieten<br />

jüdische Anstaltspatienten in<br />

den Fokus <strong>der</strong> Vernichtung.<br />

Unter ihnen befanden sich<br />

auch Bernhard und Klara Löwenstern<br />

aus Korbach und Affol<strong>der</strong>n,<br />

die in <strong>der</strong> „Euthanasie“-<br />

Tötungsanstalt in Brandenburg<br />

ermordet wurden.<br />

Mit <strong>der</strong> Machtübernahme <strong>der</strong><br />

Nationalsozialisten 1933 verschlechterte<br />

sich schrittweise die<br />

Situation jüdischer Patienten.<br />

Die Entscheidung zu ihrer systematischen<br />

Ermordung wurde<br />

<strong>im</strong> Frühjahr 1940 gefällt.<br />

Zu den jüdischen Opfern gehörte<br />

auch Bernhard Löwenstern,<br />

geboren am 20. Juni 1915<br />

in Korbach. Er wuchs in <strong>der</strong><br />

Kirchstraße 13 auf und besuchte<br />

das „Staatliche Landesgymnasium“,<br />

heute die „Alte Landesschule.<br />

Die Familie betrieb<br />

über viele Jahrzehnte einen florierenden<br />

Tabakwarengroßhandel.<br />

Er und seine Familie waren<br />

bereits seit Beginn <strong>der</strong> 1930er-<br />

Jahre verstärkten antisemitischen<br />

Anfeindungen, Boykotten<br />

und gewaltsamen Übergriffen<br />

ausgesetzt. Nicht selten erscholl<br />

ein verächtliches „Jud, Jud, Jud“<br />

hinter ihm her.<br />

1933 kam es zu einem folgenschweren<br />

Übergriff. Als Bernhard<br />

Löwenstern sich eines<br />

Abends Schaufenster in <strong>der</strong><br />

Bahnhofstraße ansah, wurde<br />

er hinterrücks von SS-Leuten<br />

überfallen und fast zu Tode geprügelt.<br />

Passanten brachten ihn<br />

blutüberströmt nach Hause.<br />

Diese Attacke zeichnete ihn für<br />

sein Leben. Der Tod des Vaters<br />

und sich verstärkende antisemitische<br />

Repressalien waren<br />

seiner Psyche keineswegs för<strong>der</strong>lich,<br />

sodass er von 1937 bis<br />

August 1938 in die Landesheilanstalten<br />

in Haina und Marburg<br />

aufgenommen werden musste.<br />

Unmittelbar nach <strong>der</strong> „Pogromnacht“<br />

wurde Bernhard<br />

Löwenstern am Morgen des<br />

10. November 1938 neben vielen<br />

weiteren Juden aus Korbach<br />

und Umgebung verhaftet,<br />

die Gehe<strong>im</strong>e Staatspolizei aus<br />

Kassel überführte sie ins Kon-<br />

Mein Waldeck<br />

zentrationslager Buchenwald.<br />

Dort musste er mitansehen, wie<br />

ein Mithäftling zu Tode gepeinigt<br />

wurde. Am 21. Januar 1939<br />

wurde er aus dem KZ entlassen,<br />

doch seine Freiheit war nur von<br />

kurzer Dauer. Im Spätherbst<br />

wurde er in die Straf- und Untersuchungsanstalt<br />

in Kassel-<br />

Wehlheiden eingewiesen. Auf<br />

<strong>der</strong> Grundlage des Paragrafen<br />

42b des Strafgesetzbuches über<br />

die „Sicherungsverwahrung“<br />

wurde er in die Landesheilanstalt<br />

nach Haina überführt.<br />

Trotz erheblicher Schwierigkeiten<br />

gelang es <strong>der</strong> nach Indien<br />

ausgewan<strong>der</strong>ten Schwester,<br />

eine Ausreisemöglichkeit<br />

für den Bru<strong>der</strong> und die Mutter<br />

zu erwirken. Umso größer war<br />

<strong>der</strong> Schock, als <strong>der</strong> Ausbruch<br />

des Zweiten Weltkrieges 1939<br />

die Ausreise verhin<strong>der</strong>te.<br />

Bernhard Löwenstern wurde<br />

am 25. September 1940 von<br />

Haina in eine Sammelanstalt für<br />

jüdische Patienten nach Gießen<br />

verschleppt. Von dort wurde er<br />

am 1. Oktober 1940 in die Brandenburger<br />

Tötungsanstalt verlegt,<br />

wo er vermutlich noch am<br />

gleichen Tag vergast wurde. Er<br />

war zu diesem Zeitpunkt 25 Jahre<br />

alt. In <strong>der</strong> offiziellen Version<br />

hieß es, dass er nach Cholm bei<br />

Lublin verlegt worden sei. Die<br />

Mutter bekam eine falsche Sterbeurkunde<br />

zugesandt.<br />

Anna M. – Opfer <strong>der</strong><br />

dezentralen „Euthanasie“<br />

Der „Führer“ und Reichskanzler<br />

Adolf Hitler ordnete nach<br />

Protesten zwar den Abbruch<br />

<strong>der</strong> Gasmordaktionen an. Doch<br />

damit war das Töten <strong>der</strong> Anstaltspatienten<br />

keineswegs beendet.<br />

Nur die Methoden än<strong>der</strong>ten<br />

sich. Im Gehe<strong>im</strong>en wurde<br />

in zahlreichen psychiatrischen<br />

Einrichtungen <strong>im</strong> Schatten eines<br />

sich ausweitenden Weltkrieges<br />

mit Medikamenten, Todesinjektionen,<br />

systematischer<br />

Vernachlässigung und durch<br />

Nahrungsmittelentzug gemordet.<br />

Der Zeitraum nach dem 24.<br />

August 1941 wird als dezentrale<br />

o<strong>der</strong> zweite Phase <strong>der</strong> „Euthanasie“<br />

bezeichnet. Während die<br />

Morde <strong>der</strong> „Kin<strong>der</strong>-Euthanasie“<br />

nicht unterbrochen worden waren,<br />

nahm die „Erwachsenen-<br />

Euthanasie“ nach angeblichem<br />

„Euthanasie“-Stopp <strong>im</strong> Sommer<br />

1942 ihren Fortgang.<br />

Die körperlich und geistig<br />

eingeschränkte Anna M. wurde<br />

1898 in <strong>der</strong> Nähe von Lüdenscheid<br />

in Westfalen geboren,<br />

sie lebte bis Ende <strong>der</strong> 1930er-<br />

Jahre <strong>im</strong> Haushalt ihrer Mutter.<br />

Als die einen Schlaganfall erlitt,<br />

wurden beide Frauen in <strong>der</strong> „Jakob-Wittgenstein’schen<br />

Altersversorgungsanstalt“<br />

in Korbach<br />

untergebracht. Der Gesundheitszustand<br />

<strong>der</strong> Mutter verschlechterte<br />

sich jedoch <strong>der</strong>art,<br />

dass sie nach Volmarstein verlegt<br />

werden musste, die Tochter<br />

blieb in Korbach zurück.<br />

Sie bewohnte zwischen 1938<br />

bis 1943 das Pflege- und Altershe<strong>im</strong><br />

<strong>der</strong> Stadt Korbach in <strong>der</strong><br />

Enser Straße 10, bis sie über die<br />

Provinzialheilanstalt in Warstein<br />

in die Tötungsanstalt in<br />

Hadamar überführt wurde.<br />

Anna wurde zum Verhängnis,<br />

dass sie nach <strong>der</strong> Verlegung <strong>der</strong><br />

Mutter dre<strong>im</strong>al aus dem He<strong>im</strong><br />

fortlief. Im eigentlichen Sinne<br />

stellte sie keine Gefahr dar, aber<br />

sie bedurfte <strong>der</strong> Aufsicht.<br />

Am 15. März 1943 wurde die<br />

45-jährige Anna M. in die geschlossene<br />

Abteilung <strong>der</strong> „Provinzialheilanstalt“<br />

in Warstein<br />

überführt. In dem Krankenbericht<br />

über sie heißt es:<br />

„15.3.43 Aufnahme in<br />

– E – ruhige Aufnahme ! Pat[tientin]<br />

machte bei <strong>der</strong> Aufnahme<br />

keine Schwierigkeiten.<br />

Bedurfte be<strong>im</strong> Baden <strong>der</strong><br />

Nachhülfe, war am Körper und<br />

in <strong>der</strong> Kleidung sauber.<br />

19.3.43 Sitzt untätig<br />

mit unbeweglichem, etwas<br />

ängstlichem Gesichtsausdruck<br />

da und ist zu keiner Beschäftigung,<br />

selbst <strong>der</strong> einfachsten anzuleiten.<br />

Sie bedarf auch bei allen<br />

Verrichtungen <strong>der</strong> Anleitung<br />

und Hilfe. Schwierigkeiten hat<br />

sie bisher nicht gemacht.<br />

3.6.43 Hat sich langsam eingel[e]bt<br />

und ist etwas zutraulicher<br />

geworden.“<br />

Am 26. Juli 1943 wurde Anna<br />

in die Tötungsanstalt nach Hadamar<br />

verlegt, dann ging alles<br />

ganz schnell, wie die Akte zeigt:<br />

27.7.43 in die H.A.<br />

Hadamar verlegt<br />

17.8.43 Erkrankte an Darmgrippe,<br />

Fieber, Herzschwäche.<br />

Heute exitus“ [Tod]<br />

Zwangsarbeiterin Fjokla<br />

und Tochter Alexandria<br />

Zur Aufrechterhaltung <strong>der</strong><br />

deutschen Wirtschaft und beson<strong>der</strong>s<br />

<strong>der</strong> Rüstungsindustrie<br />

und <strong>der</strong> Landwirtschaft wurden<br />

während des Zweiten Weltkrieges<br />

etwa sechs Millionen<br />

Frauen, Männer und Kin<strong>der</strong> zur<br />

Zwangsarbeit nach Deutschland<br />

verschleppt. Als nicht mehr<br />

„arbeitsfähig“ eingestuft, wurden<br />

sie ab 1944 <strong>der</strong> Vernichtung<br />

preisgegeben. Anstatt sie zu heilen,<br />

wurden sie zur Tötung vorgesehen.<br />

Dabei handelte es sich<br />

nicht um eine reichsweite Vernichtungsaktion,<br />

vielmehr<br />

scheint sie auf Nassau, Kurhessen<br />

und das Land Hessen beschränkt<br />

gewesen zu sein.<br />

Die ersten tuberkulosekranken<br />

Korbacher Zwangsarbeiter<br />

wurden <strong>im</strong> Juli 1944 in die Tötungsanstalt<br />

in Hadamar eingewiesen.<br />

Ihr gemeinsames<br />

Schicksal war, dass sie „arbeitsunfähig“<br />

wurden. Von den rund<br />

600 in Hadamar ermordeten<br />

Zwangsarbeitern kamen fünf<br />

aus Korbach, selbst ein zweijähriges<br />

Kind wurde getötet.<br />

Wie schnell und gedankenlos<br />

Menschen „vernichtet“ wurden,<br />

verdeutlicht die Geschichte <strong>der</strong><br />

29-jährigen russischen Zwangsarbeiterin<br />

Fjokla Sch. und ihrer<br />

kleinen Tochter Alexandria.<br />

Wann ihre Odyssee in<br />

Deutschland begann, liegt <strong>im</strong><br />

Dunkeln. Vermutlich wurde<br />

Fjokla Sch. mit ihrer Tochter<br />

1943 o<strong>der</strong> 1944 nach Deutschland<br />

verschleppt. Die Mutter<br />

arbeitete in den „Continental-<br />

Gummi-Werken“ in Korbach<br />

und war in einer werkseigenen<br />

Baracke untergebracht. Der He-<br />

<br />

Wer nicht arbeiten kann, kommt indie Todesanstalt<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

xenkessel einer „Baracken- und<br />

Zwangsarbeiterexistenz“, beengte<br />

Lebensbedingungen fern<br />

<strong>der</strong> He<strong>im</strong>at, die extreme Unterversorgung<br />

an Essen, Kleidung<br />

und Medizin, schlechte Hygiene<br />

und die Ausbeutung – je<strong>der</strong><br />

Punkt für sich genommen<br />

kann Menschen schon krank<br />

machen. Am 27. Oktober 1944<br />

unterrichtete <strong>der</strong> Betriebsarzt<br />

<strong>der</strong> Continental-A.G., Dr. F., das<br />

staatliche Gesundheitsamt in<br />

Korbach über den Gesundheitszustand<br />

<strong>der</strong> russischen „Ostarbeiterin“<br />

Fjokla:<br />

„Die russische Arbeiterin Nr.<br />

5157 [ohne Namensnennung]<br />

hat sich am 26.10. arbeitsunfähig<br />

krank gemeldet, nachdem<br />

ihr Allgemeinzustand schon<br />

vorher erheblich zurückgegangen<br />

war.“<br />

Drei Wochen später befand<br />

sich Fjokla mit ihrer zweijährigen<br />

Tochter bereits in <strong>der</strong> Tötungsanstalt<br />

in Hadamar. Für<br />

die Mutter und die zweijährige<br />

Tochter Alexandria findet sich<br />

<strong>der</strong> identische Eintrag:<br />

„17.XI.44 Vom Arbeitsamt<br />

eingewiesen wegen Tub.<br />

pulmoa“ [Lungentuberkulose].<br />

Für den Arbeitsprozess nicht<br />

mehr tauglich, war ihr Todesurteil<br />

gefällt, obgleich es keinen<br />

Hinweis auf eine Erkrankung<br />

<strong>der</strong> Tochter gab.<br />

Nicht mehr anonym mit Gas<br />

wurde getötet, Patienten bekamen<br />

eine Überdosis an Medikamenten,<br />

Ärzte spritzten sie zu<br />

Tode, Pfleger ließen sie verhungern<br />

o<strong>der</strong> überließen sie einfach<br />

ihrem Schicksal. Anschließend<br />

wurden sie in einem Massengrab<br />

„verscharrt“.<br />

Fortsetzung folgt.<br />

Wie berichtet, hat am 9. September<br />

die <strong>Ausstellung</strong> „Ihr Tod<br />

reißt nicht die geringste Lücke…“<br />

<strong>im</strong> Korbacher <strong>Wolfgang</strong>-<br />

<strong>Bonhage</strong>-<strong>Museum</strong> eröffnet. Sie<br />

beschäftigt sich mit weiteren<br />

Ermordeten, ihren Geschichten<br />

und <strong>der</strong> Maschinerie, die hinter<br />

dem „Euthanasie“-Programm<br />

steckt. Dazu gibt es einen ausführlichen<br />

<strong>Ausstellung</strong>srea<strong>der</strong> .<br />

„Mein Waldeck“ <br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Euthanasie<br />

as griechische Wort „eu-<br />

bedeutet über-<br />

Dthanasia“<br />

setzt guter o<strong>der</strong> schöner Tod.<br />

In <strong>der</strong> Medizin wird <strong>der</strong> Begriff<br />

auch für die Sterbehilfe<br />

verwandt.<br />

Die Nationalsozialisten haben<br />

den Begriff pervertiert –<br />

bei ihnen steht Euthanasie<br />

für die systematische Ermordung<br />

von psychisch kranken<br />

und behin<strong>der</strong>ten Menschen.<br />

Die Forschung verwendet<br />

deshalb für diese Wortbedeutung<br />

heute meist die Schreibweise<br />

in Anführungsstrichen.<br />

Die „Euthanasie“ war eingebettet<br />

in den Rassenwahn<br />

<strong>der</strong> Nationalsozialisten. Sie<br />

träumten davon, eine „arische<br />

Rasse“ zu züchten, die<br />

nach ihrer Ideologie an<strong>der</strong>en<br />

überlegen sein sollte. Pseudowissenschaftliche<br />

„Forschungen“<br />

sollten das untermauern.<br />

Und die „Rassehygiene“<br />

sollte gewährleisten, dass nur<br />

rassisch angeblich „hochwertige“<br />

Erbanlagen weitergegeben<br />

wurden. Im Gegenzug<br />

wurden zur Fortpflanzung<br />

nicht geeignet erscheinende<br />

Menschen aussortiert und<br />

zwangssterilisiert. Nächster<br />

Schritt: die „Euthanasie“ zur<br />

systematischen Vernichtung<br />

„lebensunwerten Lebens“.<br />

24<br />

DOKUMENTATION <strong>der</strong> <strong>Ausstellung</strong> zum Thema „NS-Euthanasie“ in Waldeck-Frankenberg DOKUMENTATION <strong>der</strong> <strong>Ausstellung</strong> zum Thema „NS-Euthanasie“ in Waldeck-Frankenberg 25


26<br />

DOKUMENTATION <strong>der</strong> <strong>Ausstellung</strong> zum Thema „NS-Euthanasie“ in Waldeck-Frankenberg DOKUMENTATION <strong>der</strong> <strong>Ausstellung</strong> zum Thema „NS-Euthanasie“ in Waldeck-Frankenberg 27


28<br />

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30<br />

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32<br />

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34<br />

DOKUMENTATION <strong>der</strong> <strong>Ausstellung</strong> zum Thema „NS-Euthanasie“ in Waldeck-Frankenberg DOKUMENTATION <strong>der</strong> <strong>Ausstellung</strong> zum Thema „NS-Euthanasie“ in Waldeck-Frankenberg 35


Zur Eröffnung <strong>der</strong> <strong>Ausstellung</strong><br />

„Ihr Tod reißt nicht die geringste<br />

Lücke – NS-Euthanasie<br />

in Waldeck-Frankenberg“ <strong>im</strong><br />

Korbacher <strong>Wolfgang</strong>-<strong>Bonhage</strong>-<br />

<strong>Museum</strong> hat „Mein Waldeck“<br />

in Nummer 19/2009 das Thema<br />

aufgegriffen. Dieser Beitrag<br />

schil<strong>der</strong>t weitere Schicksale –<br />

und zeigt, dass es möglich war,<br />

Menschen zu retten.<br />

D<br />

ie jüdischen Bewohner<br />

<strong>der</strong> Heil- und Pflegeanstalten<br />

wurden nach <strong>der</strong><br />

Machtübernahme <strong>der</strong> Nationalsozialisten<br />

<strong>im</strong> Januar 1933 in<br />

doppelter Weise entrechtet und<br />

verfolgt. Bereits 1934 gab es erste<br />

Bestrebungen, das bisherige<br />

Miteinan<strong>der</strong> jüdischer und<br />

nichtjüdischer Patienten in den<br />

staatlichen Anstalten aufzuheben.<br />

Die Juden sollten in eigene<br />

Einrichtungen wie in die Jacobysche<br />

Heil- und Pflegeanstalt<br />

in Bendorf-Sayn am Rhein eingewiesen<br />

werden.<br />

1937 begannen auch Anstalten<br />

in konfessioneller Trägerschaft,<br />

jüdische Patienten abzuweisen<br />

o<strong>der</strong> in staatliche<br />

Einrichtungen zu verlegen. Dies<br />

geschah häufig unter dem Vorwand,<br />

sonst die Steuerbefreiung<br />

zu verlieren. Seit 1939 waren Juden<br />

gänzlich von <strong>der</strong> öffentlichen<br />

Wohlfahrt ausgeschlossen,<br />

die Fürsorgepflicht des<br />

Staates für jüdische Patienten<br />

wurde aufgehoben.<br />

Die Kosten <strong>der</strong> Anstaltspflege<br />

hatten seitdem die freien jüdischen<br />

Wohlfahrtsverbände zu<br />

tragen, seit Oktober 1939 die<br />

Zwangsorganisation „Reichsvereinigung<br />

<strong>der</strong> Juden“.<br />

Das Bathildishe<strong>im</strong> in Arolsen<br />

gehörte zu den Einrichtungen,<br />

die <strong>im</strong>mer jüdische „Pfleglinge“<br />

aufgenommen hatten. An<strong>der</strong>s<br />

als in vielen konfessionellen<br />

Einrichtungen hatte Arolsen die<br />

jüdischen Bewohner nach 1933<br />

auch nicht in staatliche Anstalten<br />

verlegt, um sie von nichtjüdischen<br />

Patienten getrennt<br />

unterzubringen. Noch <strong>im</strong> Mai<br />

1939 hatte <strong>der</strong> Leiter des He<strong>im</strong>s,<br />

Pfarrer Karl Preising, die Arolser<br />

Jüdin Klara Schürmann neu<br />

aufgenommen.<br />

Zu Beginn des Jahres 1940<br />

wurden in den kurz zuvor eingerichteten<br />

Tötungsanstalten<br />

in Brandenburg und Grafeneck<br />

die ersten Opfer <strong>der</strong> NS-„Euthanasie“<br />

in <strong>der</strong> Gaskammer<br />

ermordet. Damals unterhielt<br />

das Bathildishe<strong>im</strong> in Neu-Berich<br />

das Haus „Waldfrieden“ für<br />

geistig und mehrfach behin<strong>der</strong>te<br />

Menschen, in dem auch fünf<br />

jüdische Frauen lebten:<br />

Fanny Baruch<br />

Fanny Baruch wurde 1871 in<br />

Landau geboren. Sie war seit<br />

ihrer Kindheit geisteskrank.<br />

Ihre Familie ist in Landau seit<br />

1778 nachweisbar. Um die Mitte<br />

des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts lebten<br />

in Landau 14 jüdische Familien,<br />

unter ihnen drei namens<br />

Baruch. In <strong>der</strong> zweiten Hälfte<br />

des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts wan<strong>der</strong>ten<br />

viele jüdische Familien aus <strong>der</strong><br />

Stadt aus, unter ihnen auch die<br />

Baruchs, denn 1907 sind keine<br />

Menschen dieses Namens<br />

mehr in Landau gemeldet. Wo<br />

Fanny Baruch damals lebte, ist<br />

nicht bekannt. Erst 1923 finden<br />

sich ihre Lebensspuren wie<strong>der</strong>,<br />

als sie <strong>im</strong> Alter von 51 Jahren<br />

ins Bathildishe<strong>im</strong> aufgenommen<br />

wurde. Ihre in Hannover<br />

verheiratete Schwester Rosel<br />

zahlte über viele Jahre hinweg<br />

einen regelmäßigen Beitrag<br />

für die Unterbringung, zudem<br />

übernahm die Staatskasse auf<br />

Antrag <strong>der</strong> Ortsarmendirektion<br />

in Landau die Pflegekosten.<br />

1929 wurde <strong>der</strong> Landauer Stadtschreiber<br />

Friedrich Schütz zum<br />

Vormund bestellt.<br />

Zur Eröffnung <strong>der</strong> <strong>Ausstellung</strong><br />

„Ihr Tod reißt nicht die geringste<br />

Lücke – NS-Euthanasie in Waldeck-Frankenberg“<br />

<strong>im</strong> <strong>Wolfgang</strong>-<strong>Bonhage</strong>-<strong>Museum</strong><br />

kam<br />

<strong>der</strong> Enkel <strong>der</strong> Schwester Rosel<br />

nach Korbach. Er erinnert sich<br />

noch gut, dass er seine Großtante<br />

Ende <strong>der</strong> 1930er Jahre als<br />

Kind in Neu-Berich besucht<br />

habe. Tante Fanny sei damals<br />

wohlauf gewesen, er habe sich<br />

mit ihr unterhalten können.<br />

Rosa Hedwig Löb<br />

Rosa Hedwig Löb wurde 1888<br />

in Wrexen geboren. Nach dem<br />

Tod des Vaters, des Kaufmanns<br />

Salomon Löb, übernahm <strong>der</strong><br />

fünf Jahre ältere Bru<strong>der</strong> Max<br />

das elterliche Haus Nr. 77 in<br />

Wrexen – heute Orpethaler<br />

Straße 2. Er betrieb dort eine<br />

Metzgerei.<br />

Ältere Wrexener erinnerten<br />

sich später, dass „Hedwig Löb<br />

geistig behin<strong>der</strong>t war“ und <strong>im</strong>mer<br />

„auf ihrem Stuhl neben dem<br />

Schlachthaus in ihrem braunen<br />

Kleid aus <strong>der</strong>bem Manchesterstoff“<br />

gesessen habe. Als es dem<br />

Bru<strong>der</strong> Max Löb 1938 gelang,<br />

mit seiner Frau und seinen drei<br />

Kin<strong>der</strong>n in die USA auszuwan<strong>der</strong>n,<br />

blieb ihm die Mitnahme<br />

seiner behin<strong>der</strong>ten Schwester<br />

verwehrt, denn die Best<strong>im</strong>mungen<br />

in den USA verboten die<br />

Einreise behin<strong>der</strong>ter Angehöriger.<br />

Wie viele Angehörige versuchte<br />

auch Max Löb, den Unterhalt<br />

<strong>der</strong> zurückbleibenden<br />

Schwester zu sichern, indem er<br />

1937 das Elternhaus in Wrexen<br />

an das Bathildishe<strong>im</strong> verkaufte.<br />

Der Verein Waldeckische<br />

Krüppelhilfe sicherte in einem<br />

Vertrag vom 19. Juli 1937 die<br />

„lebenslange Hege und Pflege“<br />

zu und versprach, Rosa Hedwig<br />

Löb in die „Zweiganstalt [in<br />

Neu-Berich] aufzunehmen und<br />

dort in allen Lebenslagen angemessen<br />

unterhalten und verpflegen“<br />

zu wollen.<br />

Am 9. September 1937 wurde<br />

Rosa Hedwig Löb in Neu-<br />

Berich aufgenommen. Wie<br />

ernst das Bathildishe<strong>im</strong> diese<br />

Verpflichtung nahm, zeigt<br />

die Tatsache, dass es <strong>im</strong> März<br />

1941 die Gemeinnützige Krankentransport<br />

GmbH über die<br />

eingegangene Verpflichtung<br />

in Kenntnis setzte. Es teilte <strong>der</strong><br />

Tarnorganisation des „Euthanasie“-Mordprogramms<br />

mit, dass<br />

Rosa Hedwig Löb auf Lebenszeit<br />

<strong>im</strong> Haus „Waldfrieden“ in<br />

Neu-Berich eingekauft sei und<br />

dass das Bathildishe<strong>im</strong> daher<br />

die weiteren Pflegekosten übernehmen<br />

werde.<br />

Das war ein halbes Jahr nach<br />

<strong>der</strong> Ermordung <strong>der</strong> Rosa Hedwig<br />

Löb – einem Verbrechen,<br />

von dem das Bathildishe<strong>im</strong> damals<br />

keine Kenntnis besaß.<br />

Klara Löwenstern<br />

Klara Löwenstern wurde 1904<br />

in Affol<strong>der</strong>n geboren. Die geistig<br />

Behin<strong>der</strong>te lebte seit ihrem<br />

siebten Lebensjahr <strong>im</strong> Bathildishe<strong>im</strong>,<br />

nachdem sie zuvor<br />

wegen „angeborener Idiotie“ in<br />

<strong>der</strong> Anstalt Hephata aufgewachsen<br />

war. Klara Löwenstern wurde<br />

in Treysa als „psychisch frisch<br />

und munter“ beschrieben, sie<br />

gehe in die Schule, mache dort<br />

aber keine Fortschritte.<br />

1933 zogen die Eltern Elias<br />

und Goldine Löwenstern nach<br />

Korbach, wo sie <strong>im</strong> Elfringhäuser<br />

Weg eine Kohlenhandlung<br />

betrieben. Doch bereits 1938<br />

mussten sie das Geschäft wie<strong>der</strong><br />

aufgeben und ihr Haus verkaufen.<br />

Die Eltern wurden <strong>im</strong><br />

September 1941 nach Wrexen<br />

deportiert und kamen wie drei<br />

<strong>der</strong> Geschwister in den Lagern<br />

von Treblinka und Majdanek<br />

o<strong>der</strong> <strong>im</strong> Ghetto von Izbica um.<br />

Nur <strong>der</strong> jüngsten Schwester Selma<br />

gelang mit ihrem Mann von<br />

Kassel aus die Flucht in die USA,<br />

wo sich das Ehepaar in Chicago<br />

eine neue Existenz aufbaute.<br />

Von Amerika aus stellte Selma<br />

Löwenstern nach dem Krieg einen<br />

Antrag auf Entschädigung,<br />

in dem sie schrieb:<br />

„Die Judenverfolgung <strong>im</strong> Nov.<br />

38 zerstörte das Familienleben<br />

meiner Eltern mit ihren Kin<strong>der</strong>n.<br />

Das Haus Elfringhäuser<br />

Weg 13 in Korbach/Waldeck, wo<br />

meine Eltern einen lebenslänglichen<br />

Einsitz hatten, musste<br />

verkauft werden, und mein Vater<br />

lebte allein mit meiner Mutter<br />

unter menschenunwürdigen<br />

Bedingungen in Korbach zur<br />

Miete. Korbach wurde in Sept.<br />

1941 judenrein gemacht, und<br />

meine Eltern mussten nach Wrexen/Waldeck<br />

und später Kassel<br />

fliehen, von wo mein Vater in<br />

1942 nach Theresienstadt verschickt<br />

wurde und seinen Tod<br />

fand. Von 1941 an musste er den<br />

Judenstern tragen.“<br />

Anna Romberg<br />

Anna Romberg wurde 1889<br />

in Fürth geboren. Ihre Familie<br />

zog 1892 nach Berlin, wo <strong>der</strong><br />

Vater eine Schreinerei betrieb.<br />

Die geistig behin<strong>der</strong>te Tochter<br />

lebte seit 1919 <strong>im</strong> Bathildishe<strong>im</strong>.<br />

Wie <strong>der</strong> Kontakt von Berlin<br />

aus nach Waldeck zustande<br />

kam, ist unbekannt.<br />

Klara Schürmann<br />

Klara Schürmann wurde 1861<br />

in Helsen geboren. Wie Michael<br />

Winkelmann in seinem Buch<br />

„Auf einmal sind sie weggemacht“<br />

beschrieben hat, führte<br />

sie in ihrer He<strong>im</strong>atstadt einen<br />

Kleinhandel in Manufakturwaren.<br />

1915 zog sie nach Arolsen,<br />

wo ihr Vater ein Haus gekauft<br />

hatte und wo sie bis 1938 zunächst<br />

mit ihrem Bru<strong>der</strong> lebte.<br />

Im Alter von 77 Jahren musste<br />

Klara Schürmann ihr Haus verlassen<br />

und verkaufen.<br />

Im Mai 1939 wurde Klara<br />

Schürmann von Pfarrer Preising<br />

mit <strong>der</strong> Diagnose „Altersschwäche“<br />

in die Abteilung für pflegebedürftige<br />

Ältere des Bathildishe<strong>im</strong>s<br />

aufgenommen, nachdem<br />

<strong>der</strong> Bezirksfürsorgeverband seine<br />

Zust<strong>im</strong>mung gegeben hatte.<br />

Die Kosten für ihre Pflege<br />

in Neu-Berich brachte sie über<br />

den zu ihrem Pfleger bestellten<br />

Gärtner Hermann K. aus dem<br />

eigenen Vermögen auf.<br />

Deportiert und ermordet<br />

Ende August 1940 erhielt das<br />

Bathildishe<strong>im</strong> eine Verfügung<br />

des Innenministeriums. Danach<br />

sollten in Heil- und Pflegeanstalten<br />

untergebrachte Juden in<br />

<br />

In die Tötungsanstalt nach Brandenburg gebracht<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

„Sammelanstalten“ überstellt<br />

werden – unter dem Vorwand,<br />

dass keine „Juden mit Deutschen<br />

in Heil- und Pflegeanstalten<br />

gemeinsam untergebracht“<br />

sein sollten. Das Schreiben hatte<br />

<strong>der</strong> Landrat des Kreises <strong>der</strong><br />

Twiste dem Bathildishe<strong>im</strong> in<br />

Abschrift zugesandt, es enthielt<br />

die Auffor<strong>der</strong>ung, für die rechtzeitige<br />

Überführung <strong>der</strong> Juden<br />

zu sorgen. Als „Sammelanstalt“<br />

für Patienten aus Westfalen sowie<br />

aus Nord- und Mittelhessen<br />

diente den Organisatoren des<br />

Mordes an den behin<strong>der</strong>ten jüdischen<br />

Patienten die Heil- und<br />

Pflegeanstalt Gießen.<br />

Die Direktion <strong>der</strong> Gießener<br />

Anstalt informierte das Bathildishe<strong>im</strong><br />

am 13. September 1940<br />

über die Umstände des Transports<br />

und bat um umgehende<br />

Zusendung <strong>der</strong> Namen <strong>der</strong> jüdischen<br />

Bewohnerinnen des<br />

Hauses „Waldfrieden“.<br />

Nachdem die Namen <strong>der</strong><br />

fünf Frauen <strong>der</strong> Anstalt in Gießen<br />

mitgeteilt worden waren,<br />

erhielt das Bathildishe<strong>im</strong> die<br />

Anordnung <strong>der</strong> Gemeinnützigen<br />

Krankentransport GmbH,<br />

bei <strong>der</strong> Überführung die Personalakten,<br />

die Krankengeschichten,<br />

Geld und Wertsachen und<br />

alles Gepäck mitzugeben, da<br />

dieses für den Weitertransport<br />

am 1. Oktober 1940 durch die<br />

Transportgesellschaft bereit stehen<br />

müsse. Zudem sollten die<br />

Kranken gewissenhaft markiert<br />

werden, „am besten mit Leukoplast-Streifen<br />

auf Rücken“.<br />

Über den vorgesehenen weiteren<br />

Aufenthaltsort <strong>der</strong> Neu-<br />

Bericher „Pfleglinge“ wurden<br />

keine Mitteilungen gemacht.<br />

Am 25. September 1940 wurden<br />

die Frauen in die Landesheilund<br />

Pflegeanstalt nach Gießen<br />

„verlegt“, wo weitere Transporte<br />

aus Herborn, Haina, Merxhausen,<br />

Marsberg und weiteren<br />

Anstalten eintrafen.<br />

Über die Zustände in dem<br />

Gießener Sammellager ist<br />

nichts bekannt. Die Historikerin<br />

Monica Kingreen hat<br />

erforscht, dass insgesamt 126<br />

jüdische Männer und Frauen<br />

fünf Tage und fünf Nächte dort<br />

verbracht hätten. Die 79-jährige<br />

Klara Schürmann war die älteste.<br />

Am 1. Oktober 1940 wurden<br />

sie aus Gießen in die Tötungsanstalt<br />

nach Brandenburg gebracht,<br />

wo sie vermutlich noch<br />

am gleichen Tag in <strong>der</strong> Gaskammer<br />

ermordet wurden.<br />

Fortsetzung nächste Seite.<br />

<br />

<br />

<br />

D<br />

ie Ermordung kranker<br />

und behin<strong>der</strong>ter<br />

Menschen hatte Anfang<br />

1940 begonnen und währte<br />

bis nach Kriegsende. In dieser<br />

Zeit wurde <strong>der</strong> Krieg gegen das<br />

„lebensunwerte“ Leben in <strong>der</strong><br />

Öffentlichkeit weitgehend passiv<br />

hingenommen, obwohl die<br />

grauen Busse, die rauchenden<br />

Schlote <strong>der</strong> Krematorien und<br />

das Verschwinden und Sterben<br />

von Anstaltspatienten nicht<br />

unbemerkt blieben.<br />

Mancher Zeitgenosse wird<br />

damals stillschweigend zugest<strong>im</strong>mt<br />

haben, an<strong>der</strong>e mögen<br />

Angst gehabt haben, Ablehnung<br />

zu äußern. Es kam zu keiner<br />

aktiven Opposition, die dem<br />

Morden Einhalt geboten hätte.<br />

Nur wenige Mediziner lehnten<br />

ab, wenn sie gefragt wurden,<br />

ob sie an <strong>der</strong> „Aktion T4“<br />

mitwirken wollten. Keiner hatte<br />

bei einer Ablehnung Nachteile<br />

zu befürchten. Im Justizministerium<br />

wurde <strong>der</strong> „Hitler-Erlass“<br />

weitgehend akzeptiert.<br />

Einzelne Juristen wurden versetzt,<br />

die das Verschwinden von<br />

Menschen untersuchten und<br />

nach <strong>der</strong> rechtlichen Grundlage<br />

fragten. In den Verwaltungen<br />

bestätigte sich das Wort<br />

des Theologen Dietrich Bonhoeffer:<br />

„Der Mann <strong>der</strong> Pflicht<br />

wird schließlich auch noch dem<br />

Teufel gegenüber seine Pflicht<br />

erfüllen müssen.“<br />

Auch <strong>der</strong> Protest einzelner<br />

Geistlicher vermochte das Töten<br />

nicht zu beenden. So gab<br />

es den Brief des Berliner Dompropstes<br />

Bernhard Lichtenberg<br />

an Reichsgesundheitsführer<br />

Leonardo Conti, in dem er gegen<br />

die systematische Ermordung<br />

Kranker und geistig o<strong>der</strong><br />

körperlich Behin<strong>der</strong>ter protestierte.<br />

O<strong>der</strong> es gibt die bekannte<br />

Predigt des Münsteraner Bischofs<br />

von Galen.<br />

Clemens August Kardinal Graf<br />

von Galen hatte am 3. August<br />

1941 in <strong>der</strong> Kirche „Sankt Lamberti“<br />

in Münster als Erster den<br />

Mut, das Morden in den Anstalten<br />

öffentlich zu benennen:<br />

„Seit einigen Monaten hören<br />

wir Berichte, dass aus Heil- und<br />

Pflegeanstalten für Geisteskranke<br />

auf Anordnung von Berlin<br />

Pfleglinge, die schon länger<br />

krank sind und vielleicht unheilbar<br />

erscheinen, zwangsweise<br />

abgeführt werden. Regelmäßig<br />

erhalten dann die Angehörigen<br />

nach kurzer Zeit die Mitteilung,<br />

<strong>der</strong> Kranke sei verstorben, die<br />

Leiche sei verbrannt, die Asche<br />

könne abgeliefert werden. Allgemein<br />

herrscht <strong>der</strong> an Sicherheit<br />

grenzende Verdacht, dass<br />

diese zahlreichen unerwarteten<br />

Todesfälle von Geisteskranken<br />

nicht von selbst eintreten,<br />

son<strong>der</strong>n absichtlich herbeigeführt<br />

werden, dass man dabei<br />

jener Lehre folgt, die behauptet,<br />

man dürfe sogenanntes lebensunwertes<br />

Leben vernichten,<br />

also unschuldige Menschen<br />

töten, wenn man meint, ihr Leben<br />

sei für Volk und Staat nichts<br />

mehr wert. Eine furchtbare Lehre,<br />

die die Ermordung Unschuldiger<br />

rechtfertigen will, die die<br />

gewaltsame Tötung <strong>der</strong> nicht<br />

mehr arbeitsfähigen Invaliden,<br />

Krüppel, unheilbar Kranken,<br />

Altersschwachen grundsätzlich<br />

freigibt!“<br />

Nach dem angeblichen „Euthanasie-Stopp“<br />

Hitlers am 24.<br />

August 1941 wurde zwar <strong>der</strong><br />

Gasmord in den meisten Tötungsanstalten<br />

beendet, doch<br />

ging das Morden mit an<strong>der</strong>en,<br />

unauffälligeren Mitteln weiter.<br />

Zu den Menschen, die sich<br />

<strong>der</strong> Bürokratie und Maschinerie<br />

<strong>der</strong> NS-„Euthanasie“ entgegenstellten,<br />

gehören Menschen<br />

wie Pfarrer Friedrich von<br />

Bodelschwingh, <strong>der</strong> das Ausfüllen<br />

<strong>der</strong> Meldebögen verweigerte.<br />

Zu ihnen gehören Schwestern<br />

<strong>der</strong> Klinik in Warstein, die<br />

Briefe an Angehörige versandten,<br />

in denen sie darum baten,<br />

die Bewohner in die Familie zurückzuholen,<br />

um sie vor „Verlegung“<br />

zu schützen.<br />

Zu ihnen gehörte auch <strong>der</strong><br />

Helser Pfarrer und Leiter des<br />

Bathildishe<strong>im</strong>s, Karl Preising. In<br />

seiner Karfreitagspredigt hatte<br />

er schon 1930 gewarnt:<br />

„Auch bei uns kann man oft<br />

die Meinung hören, es würde <strong>der</strong><br />

beste Dienst an den Elendesten<br />

sein, wenn sie durch ein Tränklein<br />

sanft aus diesem Leben herausbeför<strong>der</strong>t<br />

würden. … Selbst<br />

bei Vertretern von hohen Behörden<br />

haben wir mit ähnlichen<br />

Gedanken zu ringen.“ Dagegen<br />

setzte Karl Preising das Wort,<br />

„die Menschheit verkomme in<br />

Rohheit, wenn sie nicht genötigt<br />

wäre, <strong>im</strong> Dienste an den<br />

Elendsten die feinsten Tugenden<br />

<strong>der</strong> Demut und Liebe zu wecken<br />

und zu för<strong>der</strong>n“.<br />

Als das Bathildishe<strong>im</strong> 1942 als<br />

Lazarett beschlagnahmt wurde,<br />

gelang es Karl Preising, die Bewohner<br />

des He<strong>im</strong>s, aber auch<br />

die Einrichtungen <strong>der</strong> Küche,<br />

des Büros, <strong>der</strong> Waschküche und<br />

sogar <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>tenwerkstätten<br />

wie <strong>der</strong> Korbmacherei, die<br />

Bürstenmacher- und Malerwerkstatt,<br />

die Damenschnei<strong>der</strong>ei<br />

und die Weißnäherei bei Familien<br />

in seiner Gemeinde in<br />

Helsen unterzubringen. Die Bewohner<br />

schliefen in Privathäusern<br />

o<strong>der</strong> <strong>im</strong> Lutherhaus, wie<br />

das Gemeindehaus des Dorfes<br />

genannt wurde.<br />

Insgesamt waren es zwischen<br />

50 und 100 Menschen, Menschen<br />

mit körperlichen o<strong>der</strong><br />

geistigen Behin<strong>der</strong>ungen, die<br />

auf diese Weise vor <strong>der</strong> „Verlegung“<br />

bewahrt werden konnten.<br />

Es ist zu vermuten, dass<br />

die meisten dieser „Pfleglinge“<br />

nach Haina o<strong>der</strong> Merxhausen<br />

gebracht worden wären ohne<br />

das mutige Handeln des Pfarrers<br />

Preising, seiner Gemeindemitglie<strong>der</strong><br />

– und wohl auch<br />

<strong>der</strong> Behörden wie dem Bürgermeisteramt,<br />

ohne <strong>der</strong>en Zust<strong>im</strong>mung<br />

diese Rettungsaktion<br />

nicht möglich gewesen wäre.<br />

Das heißt: Sie wären in Heilund<br />

Pflegeanstalten gekommen,<br />

<strong>der</strong>en Patienten in großer<br />

Zahl in <strong>der</strong> Tötungsanstalt in<br />

Hadamar ermordet wurden.<br />

Nicht alle Ärzte, Schwestern<br />

und Pfleger in den Heil- und<br />

Pflegeanstalten st<strong>im</strong>mten mit<br />

den verbrecherischen Zielen<br />

<strong>der</strong> nationalsozialistischen „Gesundheits“-Politik<br />

überein.<br />

Schwester Emilie<br />

Es gibt Menschen, die mit<br />

Hingabe kranke und behin<strong>der</strong>te<br />

Patienten pflegten – eben<br />

auch in Zeiten, in denen „lebensunwertes“<br />

Leben vernichtet<br />

wurde. Zu ihnen gehörte<br />

Schwester Emilie Engelmann<br />

vom Waldeckschen Diakonissenhaus.<br />

1888 in Ottlar geboren,<br />

trat sie 1906 in die Schwesternschaft<br />

des Arolser Diakonissenhauses<br />

ein. In Pyrmont wurde<br />

sie zur Krankenschwester ausgebildet<br />

und 1914 eingesegnet.<br />

Im Ersten Weltkrieg pflegte<br />

Emilie Engelmann verwundete<br />

Soldaten <strong>im</strong> Lazarett des<br />

Bathildishe<strong>im</strong>s. Nach Kriegsende<br />

machte sie in Kassel eine<br />

Ausbildung zur Kin<strong>der</strong>gärtnerin.<br />

In den Jahren <strong>der</strong> We<strong>im</strong>arer<br />

Republik arbeitete sie als Kin<strong>der</strong>gärtnerin<br />

in Arolsen und als<br />

Handarbeitslehrerin in Helsen.<br />

Zwischen 1927 und 1931 leitete<br />

sie den Korbacher Kin<strong>der</strong>garten.<br />

1931 übernahm sie die Leitung<br />

des neu eröffneten Hauses<br />

„Waldfrieden“ in Neu-Berich.<br />

„Wir wollen versuchen, unseren<br />

Kin<strong>der</strong>n, die nicht mehr <strong>im</strong><br />

Elternhaus sein können o<strong>der</strong><br />

überhaupt kein Elternhaus haben,<br />

dass sie bei uns ein Stückchen<br />

He<strong>im</strong>at finden“, beschrieb<br />

sie ihre Aufgabe. „Sie war eine<br />

gütige und tatkräftige Hausmutter,<br />

die nichts sein wollte<br />

als eine rechte Mutter für die ihr<br />

anbefohlenen Kin<strong>der</strong>“, sagt ihre<br />

Nachfolgerin Else Emde.<br />

„Tante Mielchen“ wurde Emilie<br />

Engelmann von allen gerufen.<br />

Sie baute den Gutshof<br />

unter <strong>der</strong> Leitung des Anstaltsleiters,<br />

Pfarrer Karl Preising, in<br />

wirtschaftlich schwieriger Zeit<br />

zu einem He<strong>im</strong> aus, das bald<br />

über 100 Bewohnern ein neues<br />

Zuhause bot. Und dies in einer<br />

Zeit, in <strong>der</strong> öffentliche Träger<br />

ihre „Pfleglinge“ aus Kostengründen<br />

abberiefen, die Pflegegel<strong>der</strong><br />

für geistig behin<strong>der</strong>te Patienten<br />

zusammenstrichen und<br />

auch Angehörige die Zahlungen<br />

einstellten o<strong>der</strong> kürzten.<br />

Möglich war diese Leistung<br />

nur, weil Emilie Engelmann<br />

und ihre Mitschwestern bis zur<br />

Selbstaufopferung für ihre Mitmenschen<br />

tätig waren. Es ist<br />

nicht bekannt, wie das Bathildishe<strong>im</strong><br />

mit den Meldebögen<br />

umging, in denen seit 1940 mit<br />

Sicherheit auch „Pfleglinge“ in<br />

Arolsen und Neu-Berich erfasst<br />

werden sollten. Bekannt ist,<br />

dass die Verwaltung des Bathildishe<strong>im</strong>s<br />

<strong>im</strong> Falle <strong>der</strong> 1940 ermordeten<br />

fünf jüdischen Bewohnerinnen<br />

aus Neu-Berich<br />

die an sie gestellten Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

pflichtgetreu erfüllt hat.<br />

Aus Berichten von Zeitzeugen<br />

ist aber auch bekannt,<br />

dass Schwester Emilie Engelmann<br />

in <strong>der</strong> Kriegszeit wie<strong>der</strong>holt<br />

schwer behin<strong>der</strong>te Patienten<br />

mit dem Handwagen in den<br />

Wald fahren ließ, um sie dort<br />

zu verstecken. Vorausgegangen<br />

waren Anrufe aus Arolsen, die<br />

Mein Waldeck<br />

die He<strong>im</strong>leitung über bevorstehende<br />

Kontrollen informierten.<br />

Von wem diese Anrufe damals<br />

stammten, lässt sich nur<br />

vermuten. Besaß das Bathildishe<strong>im</strong><br />

einen Beschützer o<strong>der</strong><br />

eine Beschützerin <strong>im</strong> Fürstenhaus?<br />

Es sind wohl diese Informationen,<br />

die dazu beitrugen,<br />

dass es nach dem Mord an<br />

den fünf jüdischen Frauen aus<br />

dem Haus „Waldfrieden“ unter<br />

den Bewohnern des Bathildishe<strong>im</strong>s<br />

in Arolsen und Neu-Berich<br />

keine weiteren Opfer <strong>der</strong><br />

NS-„Euthanasie“ gab.<br />

Gerettet: Rudi K.<br />

Diese Beispiele zeigen, dass<br />

es mit Zivilcourage Einzelner<br />

möglich war, kranke und behin<strong>der</strong>te<br />

Menschen vor dem Tode<br />

zu bewahren. Zu denen, die Angehörige,<br />

Nachbarn und Freunde<br />

hatten, die zu ihnen hielten,<br />

und die mit ihrer Hilfe die<br />

Verfolgung durch die nationalsozialistische<br />

Rassenideologie<br />

überlebten, gehört <strong>der</strong> Korbacher<br />

Rudi o<strong>der</strong> Rudolf K.<br />

Rudi K. kam am 12. Dezember<br />

1919 als einziges Kind des<br />

Reichsbahnsekretärs Friedrich<br />

K. mit Down-Syndrom zur Welt.<br />

Der Vater arbeitete als Fahrkartenverkäufer<br />

am Korbacher<br />

Bahnhof. Die Familie wohnte in<br />

einem Eisenbahnerhaus in <strong>der</strong><br />

Arolser Landstraße.<br />

Zu Rudis liebsten Spielkameraden<br />

gehörten die Kin<strong>der</strong> des<br />

Lokomotivführers Karl G. <strong>im</strong><br />

gleichen Haus. Beson<strong>der</strong>s Tochter<br />

Herta kümmerte sich um<br />

Rudi. Ihr Vater war Vorsitzen<strong>der</strong><br />

des Sozialwerks <strong>der</strong> Eisenbahner,<br />

er engagierte sich sehr<br />

für seine Mitmenschen. Er hatte<br />

seinen Kin<strong>der</strong>n beigebracht,<br />

dass Rudi zu ihrer Gemeinschaft<br />

gehöre. Diese Einstellung<br />

war für die Kin<strong>der</strong> zur Selbstverständlichkeit<br />

geworden, und<br />

sie ließen nicht zu, dass Rudi<br />

gehänselt wurde.<br />

Als in den 1920er Jahren <strong>im</strong>mer<br />

mehr behin<strong>der</strong>te Kin<strong>der</strong> in<br />

eine Heilanstalt überführt werden<br />

sollten, war auch Rudi K.<br />

betroffen. Doch sein Vater war<br />

gegen eine solche Einweisung,<br />

und es gelang ihm mit Hilfe<br />

von Karl G., dass Rudi zu Hause<br />

bleiben konnte. Der hatte eine<br />

<br />

Der Mordmaschinerie <strong>der</strong> Nazis entgegengetreten<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Führungspersönlichkeit <strong>der</strong><br />

Reichsbahndirektion in Kassel<br />

aufgesucht – wohl die höchste<br />

für ihn erreichbare Stelle – und<br />

dort den Fall vorgetragen.<br />

Den Eltern wurden schwer<br />

erfüllbare Bedingungen gestellt:<br />

Sie mussten eine Versicherung<br />

abschließen, dass ihr Sohn nie<br />

staatliche Fürsorge in Anspruch<br />

nehmen würde. Außerdem hatten<br />

sie Erklärungen von Lehrern<br />

beizubringen, die bereit waren,<br />

Rudi <strong>im</strong> Rahmen <strong>der</strong> Regelbeschulung<br />

in einen Klassenverband<br />

aufzunehmen, obwohl<br />

er nach damaliger Einschätzung<br />

nicht schulfähig war.<br />

Rudi K. wurde nach zwe<strong>im</strong>aliger<br />

Rückstellung „wegen geistiger<br />

Min<strong>der</strong>wertigkeit“ 1928 in<br />

die Bürgerschule zu Korbach<br />

eingeschult. In den Schulakten<br />

findet sich ein Vermerk, dass<br />

mit dem Eisenbahnverein, dem<br />

Sozialwerk <strong>der</strong> Reichsbahn, ein<br />

Briefwechsel geführt wurde.<br />

Es ging darin um Kin<strong>der</strong> von<br />

Bahnbediensteten, die in eine<br />

Heilanstalt überführt werden<br />

sollten. Rudi K. blieb, obwohl er<br />

kaum seinen Namen schreiben<br />

und sich sprachlich nur schwer<br />

ausdrücken konnte, die gesamte<br />

Schulzeit auf <strong>der</strong> Bürgerschule,<br />

heute die Westwallschule.<br />

Aus <strong>der</strong> Schulakte geht hervor,<br />

dass Rudi nicht nach seinem<br />

Alter in eine Klasse eingestuft,<br />

son<strong>der</strong>n vermutlich best<strong>im</strong>mten<br />

Lehrern zugeteilt wurde.<br />

So wurde Rudi 1928 in die<br />

7. Klasse eingeschult und von<br />

1934 bis 1936 in <strong>der</strong> 5. Klasse<br />

unterrichtet. Seine Freundin<br />

Herta erinnert sich: „Rudi hatte<br />

Schwierigkeiten, sich verständlich<br />

zu artikulieren. Wenn <strong>der</strong><br />

Lehrer ihn nicht verstand, konnte<br />

Rudi aufbrausen. Er verlangte<br />

dann <strong>im</strong>mer, dass ich aus meiner<br />

Klasse herbeigeholt würde,<br />

weil ich Rudi gut verstand.“<br />

Nach seiner Schulentlassung<br />

1936 blieb Rudi K. bei seinen Eltern<br />

wohnen. Dies än<strong>der</strong>te sich<br />

während <strong>der</strong> gesamten Zeit <strong>der</strong><br />

nationalsozialistischen Schreckensherrschaft<br />

nicht. Für eine<br />

in dieser Zeit vorgesehene Einweisung<br />

in eine Heilanstalt gibt<br />

es keine Hinweise.<br />

Ehemalige Mitschüler berichten,<br />

dass Rudi K. bei Umzügen<br />

durch die Stadt – mit einem<br />

Stöckchen dirigierend – vorweg<br />

marschiert sei. Vielleicht hat<br />

auch sein Bekanntheitsgrad in<br />

Korbach dazu beigetragen, dass<br />

Rudi K. die Zeit des Nationalsozialismus<br />

überlebte. Rudi K.<br />

starb 1995 in Korbach <strong>im</strong> Alter<br />

von 76 Jahren.<br />

Literatur<br />

Karl Murk, Die jüdische Gemeinde,<br />

in: Landau. Der Geschichte<br />

zweiter Teil, 1994, Seiten<br />

21 ff.<br />

Monica Kingreen, Jüdische<br />

Patienten <strong>der</strong> Gießener Anstalt<br />

und <strong>der</strong>en Funktion als „Sammelanstalt“<br />

<strong>im</strong> September 1940,<br />

in: Psychiatrie in Gießen, 2003,<br />

Seiten 251 ff.<br />

Geschichte und Schicksale<br />

jüdischer Familien in Wrexen,<br />

bearbeitet von Renate Ise,<br />

Hans-Joach<strong>im</strong> Moshe<strong>im</strong>, Horst<br />

Schaake, 2008.<br />

„Mein Lohn ist, dass ich darf.“<br />

Diakonissen aus dem Waldeckschen<br />

Mutterhaus. Broschüre<br />

zur <strong>Ausstellung</strong> Frauen gestalten<br />

Frauengestalten, herausgegeben<br />

vom Kirchenvorstand<br />

<strong>der</strong> evangelischen Kirchengemeinde<br />

Bad Arolsen.<br />

Michael Winkelmann, „Auf<br />

einmal sind sie weggemacht“.<br />

Lebensbil<strong>der</strong> Arolser Juden <strong>im</strong><br />

20. Jahrhun<strong>der</strong>t, 1992.<br />

Für die Erlaubnis zur Aktensicht<br />

und vielfältige hilfreiche<br />

Hinweise danke ich dem Bathildishe<strong>im</strong><br />

in Bad Arolsen, beson<strong>der</strong>s<br />

Pfarrerin Irene Dittmann-<br />

Mekidéchè, dem Archiv des<br />

Landeskirchenamtes in Kassel,<br />

<strong>der</strong> Korbacher Westwallschule<br />

sowie vielen Privatleuten.<br />

„Mein Waldeck“ <br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

36<br />

DOKUMENTATION <strong>der</strong> <strong>Ausstellung</strong> zum Thema „NS-Euthanasie“ in Waldeck-Frankenberg DOKUMENTATION <strong>der</strong> <strong>Ausstellung</strong> zum Thema „NS-Euthanasie“ in Waldeck-Frankenberg 37


Mittwoch, 2. Dezember 2009<br />

11<br />

Die Krankenmorde <strong>der</strong> Nazis<br />

Vortrag zur <strong>Ausstellung</strong> „Ihr Tod reißt nicht die geringste Lücke ...“<br />

KORABCH (r). Im Begleitprogramm<br />

<strong>der</strong> <strong>Ausstellung</strong> „Ihr<br />

Tod reißt nicht die geringste<br />

Lücke ...“ – NS-„Euthanasie“<br />

in Waldeck-Frankenberg<br />

laden das <strong>Wolfgang</strong>-<strong>Bonhage</strong>-<strong>Museum</strong><br />

Korbach und das<br />

Lebenshilfe-Werk am heutigen<br />

Mittwoch, 2. Dezember, zu<br />

einem weiteren Vortrag in das<br />

<strong>Museum</strong> ein. Beginn ist um<br />

19.30 Uhr.<br />

Dr. Gerhard Lilienthal, Leiter<br />

<strong>der</strong> Gedenkstätte in Hadamar,<br />

wird zum Thema „Der NS-<br />

Krankenmord in Hessen und<br />

das Gedenken an die Opfer“<br />

sprechen.<br />

Die meisten Opfer aus <strong>der</strong><br />

Region Waldeck-Frankenberg<br />

wurden in <strong>der</strong> Tötungsanstalt<br />

Hadamar bei L<strong>im</strong>burg<br />

ermordet. Auf Betreiben des<br />

Anstaltsdezernenten für Hessen-Nassau,<br />

Fritz Bernotat,<br />

war die ehemalige Landesheilanstalt<br />

seit Herbst 1940 zu<br />

einem Mordzentrum umgebaut<br />

worden. Im Keller des Gebäudes<br />

richteten Handwerker eine<br />

Gaskammer mit zwei Krematorien<br />

ein. Zudem entstanden<br />

Aufnahmeräume für die Opfer<br />

und Büros für die „Verwaltung“,<br />

das Standesamt, die sog.<br />

Trostbriefabteilung und den<br />

Urnenversand.<br />

Erst ausziehen<br />

Blick auf den Tötungstrakt.<br />

(Fotos: Archiv des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen)<br />

Die Patienten, die in Bussen<br />

in einer Garage <strong>im</strong> Hinterhof<br />

<strong>der</strong> Anstalt ankamen, wurden<br />

zumeist noch am Tag <strong>der</strong> Ankunft<br />

getötet. Die Opfer mussten<br />

sich ausziehen, man überprüfte<br />

ihre Personalien, und ein<br />

Arzt nahm eine oberflächliche<br />

Untersuchung vor, um eine<br />

plausible Todesursache festzulegen.<br />

Anschließend wurden<br />

die Opfer fotografiert, bevor<br />

sie den Gang in den Keller antraten.<br />

Hier befand sich die als<br />

Duschraum getarnte Gaskammer,<br />

in die man bis zu 100 Personen<br />

sperrte. In <strong>der</strong> Sprache<br />

<strong>der</strong> Täter wurde die Ermordung<br />

„Desinfektion“ genannt. Nachdem<br />

nach etwa 10 Minuten <strong>der</strong><br />

Tod eingetreten war, brachen<br />

sogenannte „Brenner“ den<br />

Opfern die Goldzähne heraus,<br />

legten von den Ärzten ausgewählte<br />

Menschen auf den<br />

Seziertisch und verbrannten<br />

die Leichen in den Öfen.<br />

10 000 Tote<br />

Allein in Hadamar wurden<br />

auf diese Weise in den acht<br />

Monaten zwischen Januar und<br />

August 1941 über 10 000 Menschen<br />

getötet. Leitende Ärzte<br />

und Direktoren in Hadamar<br />

waren in dieser Zeit Dr. Ernst<br />

Baumhard und Dr. Friedrich<br />

Berner. Ihnen zur Seite standen<br />

weitere Ärzte, Dr. Günther<br />

Hennecke und Dr. Bodo Gorgaß,<br />

Schwestern und Pfleger,<br />

Verwaltungspersonal sowie die<br />

Mitarbeiter aus Küche, Werkstätten<br />

und Transportabteilung<br />

– insgesamt bis zu 100 Personen,<br />

die <strong>im</strong> Anstaltsbereich<br />

wohnten und zur Gehe<strong>im</strong>haltung<br />

verpflichtet waren.<br />

Im Sommer 1941 ließ sich <strong>der</strong><br />

Gasmord nicht länger gehe<strong>im</strong><br />

halten. Kirchenvertreter wie<br />

<strong>der</strong> Münsteraner Bischof von<br />

Galen hatten öffentlich gegen<br />

die Tötung Behin<strong>der</strong>ter protestiert,<br />

Menschen, die in <strong>der</strong><br />

Umgebung <strong>der</strong> Tötungszentren<br />

lebten, hatten erfahren, was in<br />

den Anstalten und Amtsstuben<br />

geschah. Es war aufgefallen,<br />

dass Menschen in Heilanstalten<br />

verschwanden und unerwartet<br />

starben. Hitler ließ daher am 24.<br />

August 1941 die „Aktion T 4“<br />

einstellen. Doch die Weisung<br />

zum Abbruch <strong>der</strong> Gasmordaktion<br />

bedeutete nicht das Ende<br />

des Tötens in den Anstalten.<br />

1942 nahm <strong>der</strong> Krankenmord<br />

mit an<strong>der</strong>en Methoden seinen<br />

Fortgang: In zahlreichen psychiatrischen<br />

Anstalten, so auch<br />

in Hadamar, wurde nun mit<br />

überdosierten Medikamentengaben,<br />

tödlichen Injektionen,<br />

durch systematische Vernachlässigung<br />

und Nahrungsmittelentzug<br />

weiter qualvoll gemordet.<br />

Opfer waren neben<br />

psychisch kranken und geistig<br />

behin<strong>der</strong>ten Menschen nun<br />

auch Altershe<strong>im</strong>bewohner, Invaliden,<br />

„halbjüdische Fürsorgezöglinge“,<br />

Soldaten, durch<br />

den Bombenkrieg traumatisierte<br />

Menschen und Zwangsarbeiter.<br />

Die <strong>Ausstellung</strong> <strong>im</strong> <strong>Wolfgang</strong>-<br />

<strong>Bonhage</strong>-<strong>Museum</strong> Korbach<br />

ist von Dienstag bis Sonntag<br />

jeweils von 11 bis 16.30 Uhr<br />

geöffnet.<br />

PFERDE-<br />

ERLEBNISSE<br />

als Weihnachtsgeschenk!<br />

„Vier-Tage-Reitkurs“ <br />

(von 7 bis 16 Jahren)<br />

Mo., 4. 1., – Do., 7. 1. 10 <br />

jeweils von 10.00 bis 18.00 Uhr<br />

2 x täglich Reitunterricht für<br />

Anfänger und Fortgeschrittene in<br />

Reithalle und Gelände, Theorie,<br />

Pferdepflege und sicherer Umgang<br />

„Dem Gehe<strong>im</strong>nis <strong>der</strong><br />

Schneeflocken auf <strong>der</strong> Spur“<br />

<br />

(von 3 bis 7 Jahren)<br />

Sa., 9. 1. 10, von 14.30 bis 18.00 Uhr<br />

Ein märchenhafter Nachmittag für<br />

unsere jüngsten Pferdefreunde<br />

„Winter-Pony-Abenteuer“<br />

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(von 5 bis 11 Jahren)<br />

So., 10. 1. 10, von 10.00 bis 18.00 Uhr<br />

Erlebt die spannende Suche nach dem<br />

Schneeglitzer und feiert mit den Ponys<br />

einen bunten „Schnee-Ball“ <br />

Verschenken Sie einen Gutschein.<br />

Wir beraten Sie gerne.<br />

Infos und Anmeldung: Ulla-Karen Stein<br />

Am Epper Wege 2 · 34497 KB-Lengefeld<br />

Telefon/Fax (0 56 31) 69 54<br />

o<strong>der</strong> (0171) 1612580<br />

www.reitstall-talhof.de<br />

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Kostenlose Führungen durch die <strong>Ausstellung</strong> (zzgl. Eintritt)<br />

Samstags: 12. 09. 2009 / 10. 10. 2009 / 12. 12. 2009 / 13. 02. 2010 /<br />

10. 04. 2010 jeweils um 14.30 Uhr<br />

Sonntags: 22. 11. 2009 / 03. 01. 2010 jeweils um 11.15 Uhr<br />

Donnerstags: 29. 10. 2009 / 18. 03. 2010 jeweils um 19.30 Uhr<br />

Vortragsprogramm (jeweils 19.30 Uhr <strong>im</strong> <strong>Museum</strong>, Eintritt frei)<br />

30. 9. 09 Prof. Dr. Gerhard Menk, Nationalsozialismus<br />

in Waldeck (Veranstaltung findet <strong>im</strong> Bürgerhaus statt)<br />

14. 10. 09 Ernst Klee, Die NS-„Euthanasie“<br />

11. 11. 09 Prof. Dr. Christina Vanja,<br />

Die Geschichte <strong>der</strong> Psychiatrie vor 1933<br />

2. 12. 09 PD Dr. Gerhard Lilienthal, Der NS-Krankenmord in<br />

Hessen und das Gedenken an die Opfer<br />

20. 1. 10 Ruth Piro-Klein, Die Rolle <strong>der</strong> Pflegenden <strong>im</strong> NS-Staat<br />

10. 2. 10 Dr. Udo Engbring-Romang, Die Verfolgung <strong>der</strong> Sinti und<br />

Roma in Hessen während des Nationalsozialismus<br />

10.3.10 Monica Kingreen, Jüdische Patienten in Hessen, ihre<br />

Verschleppung und Ermordung<br />

24. 3. 10 Margret Hamm, Lebensunwert – zerstörte Leben.<br />

Die Opfer von Zwangssterilisation und „Euthanasie“ <strong>im</strong><br />

NS-Staat und ihre Ausgrenzung<br />

14. 4. 10 Prof. Dr. Therese Neuer-Miebach, Aktuelle bioethische<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

14. 9. 09 Kostenlose Führung für Lehrer/innen 19.30 Uhr<br />

21. 9. 09 „Euthanasie und Sterbehilfe aus katholischer Sicht“<br />

Lehrerfortbildung für die <strong>Ausstellung</strong>, 14.30 – 18.15 Uhr, kostenfrei.<br />

In Kooperation mit dem Institut für Religionspädagogik und Medienarbeit<br />

<strong>im</strong> Erzbistum Pa<strong>der</strong>born; Anmeldung: Dekanatsbüro,<br />

Westwall 8, 0 56 31-89 49 (Frau Trachte)<br />

31. 10. 09 Tagesfahrt zur Gedenkstätte Hadamar 9 Uhr<br />

mit Führung durch die Gedenkstätte und die <strong>Ausstellung</strong>,<br />

Abfahrt am <strong>Museum</strong>, Kostenbeitrag € 20,–. Infos und Anmeldung<br />

unter 0 56 31-5 32 89 bis 16.10.2009 (Mindestteilnehmeranzahl).<br />

15. 11. 09 Veranstaltung zum Volkstrauertag 17 Uhr<br />

Kilianskirche, Korbach, Eintritt frei. „Wie liegt die Stadt so wüst“<br />

– Musik und Texte zum Thema „Erinnern, nicht vergessen – Opfer<br />

des Nationalsozialismus“ (Ausführende: Ev. Kantorei Korbach & Jugendliche<br />

aus Korbach; Gesamtl.: Stadtkantor Eberhard Jung)<br />

Fotos:<br />

Kurt-Willi Julius<br />

Hans-Cornelius Petersen<br />

Mit freundlicher Unterstützung von:<br />

Waldeckische Landeszeitung<br />

Frankenberger Zeitung<br />

HNA<br />

Korbacher Bote<br />

E<strong>der</strong>-Diemel-Tipp<br />

Mai 2010<br />

58<br />

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Tötungsanstalt Hadamar mit rauchendem Schornstein (1941) Archiv LWV<br />

Diese <strong>Ausstellung</strong> wurde auf Initiative des Lebenshilfe-Werkes<br />

Kreis Waldeck-Frankenberg e.V. in Zusammenarbeit mit dem<br />

<strong>Wolfgang</strong>-<strong>Bonhage</strong>-<strong>Museum</strong> Korbach erarbeitet.<br />

An <strong>der</strong> inhaltlichen Erarbeitung <strong>der</strong><br />

<strong>Ausstellung</strong> haben mitgewirkt:<br />

Theodor Brömmelhaus<br />

Nicole Dominicus<br />

Dr. Arnd Friedrich<br />

Margret Hamm<br />

Dr. Horst Hecker<br />

Kurt-Willi Julius<br />

Dr. Georg Lilienthal<br />

Prof. Dr. Gerhard Menk<br />

Marion Möller<br />

Hans Petersen<br />

Karl-Heinz Stadtler<br />

Prof. Dr. Christina Vanja<br />

Karl-Hermann Völker<br />

Dr. Wilhelm Völcker-Janssen<br />

Dr. <strong>Wolfgang</strong> Werner<br />

Die <strong>Ausstellung</strong> haben durch die Erlaubnis zur Akteneinsicht,<br />

durch Hinweise, Hilfe und Leihgaben unterstützt:<br />

Landeswohlfahrtsverband Hessen, Gedenkstätte Hadamar, Bundesarchiv,<br />

Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, Hessisches<br />

Staatsarchiv Marburg, Stadtarchiv Korbach, Stadtarchiv Frankenberg,<br />

Stadtarchiv Kassel, Stadtarchiv Hemer, ITS Internationaler<br />

Suchdienst Bad Arolsen, Archiv Gedenkstätte Brandenburg, Bathildishe<strong>im</strong><br />

Bad Arolsen, Psychiatriemuseum Warstein, Psychiatriemuseum<br />

Haina, Bund <strong>der</strong> Euthanasiegeschädigten und Zwangssterilisierten,<br />

Medienzentrum Frankenberg, LWL-Medienzentrum<br />

für Westfalen, Westwallschule Korbach, Thomas Korte, Universitätsbibliothek<br />

Greifswald, Universitätsbibliothek Marburg,<br />

Universitätsbibliothek Mainz, Staats- und Universitätsbibliothek<br />

Hamburg, Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena,<br />

Stadtbücherei Korbach und viele Privatpersonen<br />

9. September 2009 – 25. April 2010<br />

Di – So, 11 – 16.30 Uhr<br />

sowie für Gruppen und Schulklassen auch nach Vereinbarung.<br />

Das <strong>Museum</strong> bietet zur <strong>Ausstellung</strong> ein museumspädagogisches<br />

Programm für Schulklassen und Jugendgruppen ab Klasse 8 sowie<br />

Führungen für Erwachsene an.<br />

<strong>Wolfgang</strong>-<strong>Bonhage</strong>-MUSEUM KORBACH<br />

Kirchplatz 4, 34497 Korbach<br />

Tel. 0 56 31 / 53 2 89<br />

www.museum-korbach.de<br />

LEBENSHILFE-WERK<br />

Kreis Waldeck-Frankenberg e.V.<br />

Das Zitat „Ihr Tod reißt nicht die geringste Lücke …“ wurde dem<br />

Buch „Die Freigabe <strong>der</strong> Vernichtung lebensunwerten Lebens“<br />

von K.Binding und A.Hoche (Leipzig 1920) entnommen.<br />

Eine <strong>Ausstellung</strong> zum Thema<br />

NS-„Euthanasie“<br />

in Waldeck-Frankenberg<br />

9. September 2009 – 25. April 2010<br />

<strong>Wolfgang</strong>-<strong>Bonhage</strong>-MUSEUM KORBACH<br />

LEBENSHILFE-WERK<br />

Kreis Waldeck-Frankenberg e.V.<br />

Am 1. September 2009 ist es 70 Jahre<br />

her, dass Adolf Hitler mit dem sogenannten<br />

„Euthanasie“-Erlass die<br />

systematische Ermordung von Menschen,<br />

die als lebensunwert deklariert<br />

wurden, freigab.<br />

Zwischen 200.000 und 300.000 psychisch<br />

kranke und geistig behin<strong>der</strong>te Menschen starben<br />

zwischen 1939 und 1945 in Gaskammern, durch tödliche Medikamentengabe<br />

o<strong>der</strong> Unterernährung. Darüber hinaus wurden<br />

etwa 400.000 Menschen zwangssterilisiert. Unter den Opfern<br />

<strong>der</strong> NS-„Euthanasie“ waren auch Bürgerinnen und Bürger aus<br />

<strong>der</strong> Region: Menschen, die in Waldeck-Frankenberg geboren<br />

wurden, hier lebten, in Einrichtungen betreut wurden o<strong>der</strong> die<br />

zwangsweise in Fabriken und auf Bauernhöfen arbeiten mussten.<br />

Menschen, die systematisch erfasst und in Hadamar o<strong>der</strong><br />

in ren Mordzentren umgebracht wurden.<br />

Euthanasie-Gegner Clemens<br />

August Kardinal Graf von Galen<br />

Bil<strong>der</strong>sammlung des Bistumsarchivs<br />

Münster, Urheber: Gustav Albers<br />

Euthanasie-Gegner Karl Preising,<br />

Pfarrer und Leiter des Bathildishe<strong>im</strong>s<br />

in Arolsen (um 1930) Archiv<br />

Bathildishe<strong>im</strong><br />

Die <strong>Ausstellung</strong> dokumentiert die Vorgeschichte <strong>der</strong> „Euthanasie“<br />

bis 1933, die Phase <strong>der</strong> rassenhygienischen Propaganda und<br />

Zwangssterilisation bis zur Bürokratie und Maschinerie des Mordens.<br />

Sie beschreibt den Todesweg <strong>der</strong> Opfer, die Mordzentren, die<br />

Haltung <strong>der</strong> Bevölkerung durch Zust<strong>im</strong>mung, Gleichgültigkeit<br />

o<strong>der</strong> Protest und sie wirft einen Blick auf den Umgang mit <strong>der</strong><br />

NS-Vergangenheit und den Tätern, die nach 1945 oftmals unbehelligt<br />

blieben.<br />

Die <strong>Ausstellung</strong> bemüht sich insbeson<strong>der</strong>e darum, den Opfern <strong>der</strong><br />

NS-„Euthanasie“ aus <strong>der</strong> Region Waldeck-Frankenberg zu gedenken,<br />

an sie als Menschen, als Bürgerinnen und Bürger zu erinnern<br />

und ihnen damit ihre Würde zurück zu geben.<br />

Nikolaus K., seit 1942 Zwangsarbeiter<br />

in Nordenbeck, ermordet in Hadamar<br />

am 3.11.1944<br />

Archiv LWV<br />

Bernhard L., geboren 1915 in Korbach,<br />

ermordet in Brandenburg<br />

am 1.10.1940<br />

Stadtarchiv Korbach<br />

Gekrat-Busse vor <strong>der</strong> Landesheilanstalt Eichberg<br />

Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden<br />

„Hier trägst Du mit“ Propagandabild<br />

von Jakob Graf aus: Biologie für Höhere<br />

Schulen, München, 1940<br />

Anna M.,seit 1938 Bewohnerin des Korbacher<br />

Alten- und Pflegehe<strong>im</strong>s, ermordet in<br />

Hadamar am 17.8.1943 Archiv LWV<br />

Mathilde K., geboren 1890 in Fürstenberg,<br />

ermordet in Hadamar<br />

am 11.11.1943 Archiv LWV<br />

Abbildung: Einladungsflyer <strong>Ausstellung</strong> NS-„Euthanasie“<br />

60<br />

sprenger druck, Korbach<br />

DOKUMENTATION <strong>der</strong> <strong>Ausstellung</strong> zum Thema „NS-Euthanasie“ in Waldeck-Frankenberg

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