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Migranten fuer PDF - Burkhard Hergesell

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klären oder erhellen, sondern nur das mangelnde Vorstellungsvermögen<br />

für die Herkunfts- und Lebensbedingungen<br />

der oftmals aus absolutem Elend Emigrierten erkennen lassen.<br />

Hermann Bausinger versuchte die Distanz, die zwischen manchen<br />

<strong>Migranten</strong> und uns Nordwesteuropäern liegt, folgendermaßen<br />

begreiflich zu machen: „Im Blick auf die Zuwanderer<br />

aus der äußersten südlichen und vor allem südöstlichen Peripherie<br />

Europas ist gesagt worden, sie hätten 2000 Kilometer<br />

und ein Jahrhundert zu überbrücken. Denkt man an die<br />

Strecke bis ins Innere Anatoliens und an die dort herrschenden<br />

vorindustriellen Verhältnisse, dann sind beide Angaben<br />

noch untertrieben. Jedenfalls handelt es sich um gewaltige<br />

kulturelle Entfernungen, zumal die Immigranten ja nicht nur<br />

aus Ländern der Peripherie, sondern auch innerhalb der Entsendeländer<br />

oft aus den rückständigsten Regionen kommen.“<br />

108<br />

Aber wahrscheinlich ist auch der Druck nur schwer nachvollziehbar,<br />

der auf diesen Menschen lastet. Fast zerrissen werdend<br />

zwischen dem Elend der Familie und Verwandten in Anatolien,<br />

Sizilien 109<br />

oder Portugal, in den 1960er Jahren noch<br />

extreme Armutsregionen in Europa, oftmals unmenschlichen<br />

Arbeits- und Wohnbedingungen in Deutschland ausgeliefert<br />

und durch drohende Vorgesetzte verunsichert, wenn der<br />

Akkord nicht geschafft wird oder die Krankheitstage zunehmen,<br />

mit der Aussicht konfrontiert, in einer Nacht mit einem<br />

Spiel dem entfliehen zu können, lässt ihn den Verführungen<br />

unterliegen, die eine Hafenstadt wie Bremerhaven den Menschen<br />

anbietet. Das suggerierte Glück ist greifbar nahe. Hier<br />

wird die Spielsucht zur Flucht aus den oftmals frustrierenden<br />

und krank machenden eigenen Lebensbedingungen in Bremerhaven<br />

und dem heimatlichen Elend.<br />

28

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