Leseprobe Digital Engineering Magazin 2012/06
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Klassifikation und Wiederverwendung<br />
CAD & Design<br />
53<br />
einer firmenspezifischen Klassifikation als<br />
Ordnungsstruktur und die entsprechende<br />
selbsttätige Aufbereitung von Datenbeständen<br />
jeglicher Größe. Dazu zählen die<br />
Vereinheitlichung sowie Konsolidierung<br />
jedes Datensatzes, beispielsweise, indem<br />
fehlende Merkmalausprägungen ergänzt<br />
werden. Darauf aufbauend unterstützt<br />
eine anwenderorientierte Suchmaschine,<br />
mit der sich unter anderem unterschiedliche<br />
Recherchestrategien kombinieren<br />
lassen, die effiziente und vor allem rasche<br />
Bauteilwiederverwendung.<br />
Firmenspezifische Klassifikation<br />
anhand eigener Daten<br />
Zunächst analysiert die Software simus<br />
classmate Stamm- und Konstruktionsdaten<br />
eines Unternehmens und erfasst<br />
charakteristische Merkmale, die als<br />
Grundlage für die firmenspezifische Klassendefinition<br />
genutzt werden. Für die anschließende<br />
automatische Umsetzung in<br />
die Klassifikation reichert die Software<br />
die Daten anhand eines individuellen<br />
Regelwerks um weitere Klassifikationsinformationen<br />
an, vereinheitlicht deren<br />
Bezeichnungen und ordnet sie in die entsprechenden<br />
Klassen ein. Für die Analyse<br />
eines 3D-CAD-Modells greift sie auf<br />
minimale Geometrie-Informationen zurück<br />
und ermittelt daraus Merkmale und<br />
Klasse des Bauteils. Das Ergebnis ist eine<br />
Klassifikationsstruktur, die bereits automatisch<br />
bewertete Elemente enthält.<br />
Die selbsttätige Aufbereitung erfasst<br />
Datenbestände jeder Größe. Ökonomisch<br />
lohnt sie sich ab etwa 10.000 Artikeln. Ab<br />
dort wird eine manuelle Bearbeitung zunehmend<br />
unmöglich. Im Gegensatz zu<br />
anderen Methoden nutzt das Verfahren<br />
die firmeneigenen Daten als Grundlage.<br />
Dabei kombiniert es zwei verschiedene<br />
Wege: Für die Norm- und Kaufteile werden<br />
die vorhandenen Stammsätze analysiert<br />
und entsprechend strukturiert.<br />
Zusätzlich erfasst simus classmate durch<br />
einen geometrischen Ansatz eigenkonstruierte<br />
3D-Modelle. Sämtliche für die<br />
Konstruktion notwendigen Daten sind<br />
dadurch in der Klassifikation enthalten.<br />
Bei jedem neu konstruierten Bauteil<br />
ist in erster Linie der Konstrukteur für<br />
die Stammdatenpflege verantwortlich.<br />
Je stringenter Bauteile nach relevanten<br />
Merkmalen klassifiziert werden, desto<br />
konsistenter wird der Datenbestand. Allerdings<br />
steigt dadurch der ungeliebte<br />
Verwaltungsaufwand für Konstrukteure,<br />
die dann weniger Zeit für Entwicklungstätigkeiten<br />
zur Verfügung<br />
haben.<br />
Mit simus classmate kann eine<br />
vollautomatische Klassifizierung<br />
das Qualitätsniveau nachhaltig<br />
sichern. Direkt in den gängigen<br />
CAD-Lösungen analysiert die<br />
Software unabhängig von der<br />
angewandten Modellierungsmethodik<br />
die 3D-Flächenmodelle.<br />
Sie erkennt deren Geometrie-<br />
und Metadaten, bestimmt<br />
daraufhin die entsprechende<br />
Klasse und pflegt sie im Anschluss in den<br />
Klassifizierungsbaum ein. Ebenso vollautomatisch<br />
trägt sie die Merkmalswerte in<br />
die Sachmerkmalleiste ein.<br />
Kombination zahlreicher<br />
Suchstrategien<br />
Wie anfangs erörtert, beeinflusst neben<br />
der höheren Datenqualität ebenso der<br />
Zugriff auf Informationen die Wiederverwendungsrate.<br />
Die Suchmaschine in simus<br />
classmate bietet Konstrukteuren eine<br />
für ihre Zwecke optimierte Sichtweise auf<br />
Stammdaten sowie eine Vielzahl unterschiedlicher<br />
miteinander kombinierbarer<br />
Recherchestrategien, einschließlich einer<br />
geometrischen Ähnlichkeitssuche.<br />
Bei der Klassifikation werden in jedem<br />
Datensatz 2D- und 3D-Bilddateien der<br />
CAD-Modelle verankert, die die Suchmaschine<br />
in einem Vorschaufenster anzeigt.<br />
Zahlreiche Ansichtsoptionen, etwa eine<br />
perspektivische Projektion oder eine Gitterdarstellung<br />
des CAD-Modells, unterstützen<br />
die Identifikation der Bauteile. Auf<br />
Knopfdruck berechnet eine automatische<br />
Differenzanalyse mögliche Unterschiede<br />
zweier Modelle, die auf den ersten Blick<br />
nicht erkennbar sind. Da der Formvergleich<br />
zu 100 Prozent erfolgt, sind selbst<br />
geringste Details berücksichtigt. Zusätzlich<br />
können in simus classmate Bauteile<br />
Mit simus classmate<br />
alle Bauteilinformationen<br />
direkt im CAD-<br />
System betrachten.<br />
In einer Klassifikation CAD-Modelle mittels Merkmalen und 3D-Vorschau<br />
identifizieren.<br />
Bilder: simus systems<br />
anhand einer Skizze oder auf Basis einer<br />
beliebigen Bilddatei, etwa eines Fotos,<br />
gesucht werden. Das in der Software hinterlegte<br />
geometrische Regelwerk erkennt<br />
Formen und schlägt infrage kommende<br />
Bauteile aus der Datenbank vor.<br />
Darüber hinaus erlauben die in der<br />
Klassifikation einheitlich beschriebenen<br />
Parameter merkmalbasierte Suchen innerhalb<br />
einer Klasse sowie klassenübergreifend.<br />
Selbst eine Kombination von<br />
Merkmalen ist möglich. Bei ähnlichen<br />
Teilen lassen sich die Datensätze vergleichen<br />
und die Unterschiede farblich<br />
hervorheben. Durch diese Verbindung<br />
der unterschiedlichen Recherchestrategien<br />
können alle Anwendungsfälle und<br />
Suchszenarien abgedeckt werden.<br />
Letztendlich etabliert simus classmate<br />
gemeinsam mit einer Klassifikation als<br />
Ordnungsstruktur sowie den Automatismen<br />
in der Stammdatenpflege effiziente<br />
Mechanismen, die erfolgreiche Bauteilsuchen<br />
erheblich beschleunigen. Konstrukteure<br />
können ohne zusätzlichen Aufwand<br />
die Wiederverwendung forcieren und<br />
durch die im Griff gehaltene Teilevielfalt<br />
einen wichtigen Beitrag zu Kostensenkungen<br />
im Unternehmen leisten. to<br />
Dr. Arno Michelis ist Geschäftsführer der simus<br />
systems GmbH in Karlsruhe.<br />
6/<strong>2012</strong>