buchmalereien des 13. bis 16. jahrhunderts - Koller Auktionen
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112<br />
BUCHMALEREI<br />
3810 3811<br />
3810*<br />
FRANZÖSISCH<br />
Bourges oder Paris, um 1490-1500<br />
Blatt aus einem Stundenbuch mit der Darstellung Aller<br />
Heiligen. Initiale G(audent in celis omne decem milium<br />
militum...).<br />
Pergament. 190 x 130 mm. Gerahmt.<br />
Vorliegen<strong>des</strong> Blatt, auf dem links eine Schar männlicher Heiliger<br />
(darunter, Petrus, Paulus, Stephan, Lorenz und Georg) und rechts<br />
weibliche Heilige (Katharina von Alexandrien, Agathe und andere<br />
Märtyrerinnen) zu erkennen sind, stammt aus einem Stundenbuch<br />
und bezieht sich, wie aus Bild (Alle Heiligen) und Text (Gaudent in<br />
celis omne decem milium militum...) hervorgeht auf die Suffragien<br />
für das Allerheiligenfest. Dieses Blatt steht künstlerisch in der<br />
Tradition der Buchmalerei in Bourges um 1490. Sein Figurenstil,<br />
insbesondere die gerundete Form der etwas bleichen Gesichter und<br />
deren fixer, aber dennoch in sich ruhender Blick, deuten darauf hin,<br />
dass der unbekannte Kleinmeister künstlerisch sich offenbar an<br />
Meistern wie dem sog. Meister <strong>des</strong> Jean Charpentier, einem<br />
Protagonisten der Buchmalerei in Bourges um 1475 -90 orientiert<br />
haben muss; wie ihm auch der um 1500 in Paris tätige Jean Pichore<br />
bekannt gewesen sein dürfte. Die hier genannten Stilbezüge zur<br />
Buchmalerei in Paris und Bourges um 1500 berechtigen uns, die<br />
Datierung <strong>des</strong> aus einer in Bourges oder Paris tätigen<br />
Buchmalerwerkstätte hervorgegangenen Blattes in die Zeit um<br />
ca.1490-1500 anzusetzen.<br />
Bibliographie: unpubliziert<br />
Gaudenz Freuler<br />
CHF 4 000.- / 6 000.-<br />
(€ 2 500.- / 3 750.-)<br />
Siehe Abb.<br />
3811*<br />
GLARIO, GIOVAN BATTISTA gen. GIOVAN BATTISTA DA<br />
UDINE<br />
(aktiv in Venedig 1568 - 1574)<br />
Blatt aus einer Mariegola mit der Darstellung <strong>des</strong> Jesusknaben<br />
als „Salvator mundi“.<br />
Pergament. 262 x 202 mm. Ca. 1570.<br />
Vorliegen<strong>des</strong> Blatt mit dem aufrecht, auf einer lichterfüllten Wolke<br />
stehenden segnenden Jesusknaben als Salvator Mundi dürfte aufgrund<br />
seiner Dimensionen und den unverkennbaren Anklängen an den Stil<br />
der venezianischen Manieristen, namentlich Paolo Veronese und ganz<br />
besonders Jacopo Tintoretto, aus einem Statutenbuch einer venezianischen<br />
Bruderschaft (Scuola) stammen.<br />
Einer der Hauptexegeten Tintorettos im Bereich der venezianischen<br />
Buchmalerei war der hauptsächlich im dritten Viertel <strong>des</strong> <strong>16.</strong><br />
Jahrhunderts tätige Giovan Battista Clario da Udine.<br />
Der aus Udine eingewanderte Buchmaler muss in Venedig offenbar<br />
bereits um 1567 einen beachtlichen Ruf genossen haben, wenn er dort<br />
den mit hohem Prestige verbundenen Auftrag sichern konnte, für San<br />
Marco eine Serie liturgischer Bücher zu illuminieren. Es sind gerade die<br />
Miniaturen dieser Chorbücher, zu denen unser Blatt klare Stilbezüge<br />
erkennen lässt. Dies gilt für die hier deutlich ins Auge tretende Tendenz<br />
zu körperlich zwar gut entwickelten Figuren, deren Gesichter aber paradoxerweise<br />
meist etwas spröde und etwas geschliffen gezeichnet sind.<br />
Dieses Markenzeichen von Giovan Battista Clarios Illustratorenkunst<br />
ist gerade an den Gesichtchen der Putti besonders gut erkennbar.<br />
Vermutlich ist das aus dem Statutenbuch einer venezianischen<br />
Bruderschaft geschnittene Blatt, das wir Giovan Battista Clario zuerkennen,<br />
in <strong>des</strong>sen spätesten Phase entstanden, als dieser vor allem für<br />
das Ambiente der Dogen tätig war.<br />
Bibliographie: unpubliziert.<br />
Gaudenz Freuler<br />
CHF 2 000.- / 3 000.-<br />
(€ 1 250.- / 1 880.-)<br />
Siehe Abb.