buchmalereien des 13. bis 16. jahrhunderts - Koller Auktionen
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108<br />
BUCHMALEREI<br />
3805 (Ausschnitt)<br />
3805<br />
MAESTRO DEI FONDI GIALLINI<br />
Bildinitiale P aus einem Gradual mit dem Heiligen Ambrosius<br />
Lombardei (Cremona), ca. 1445 Pergament, 113 x 116 mm.<br />
Echtgoldrahmung<br />
Provenienz:<br />
- Les Enluminures, Paris, 1992<br />
- Privatsammlung Österreich, seit 1993<br />
- Privatsammlung Schweiz, seit 2004<br />
Schwesterstücke:<br />
- Chagrin Falls, Ohio, Privatsammlung, David spielt die Harfe<br />
- Cleveland, Museum of Art, 24.804, Christus der Auferstehung<br />
- Cambridge (Mass.), Harvard University, Houghton Library 19<strong>16.</strong>20,<br />
Himmelfahrt Christi<br />
- Cambridge (Mass.), Harvard University, Houghton Library 19<strong>16.</strong>16,<br />
Pfingsten<br />
- Venedig, Fondazione Giorgio Cini, 2201, heilige Augustinerin (S. Monica?)<br />
vor dem Angesicht Gottes<br />
Bibliographie:<br />
Sandra Hindman, les Enluminures, Cat 1, Paris 1992, S. 28-29<br />
Friedrich Georg Zeileis, Più ridon le carte. Buchmalerei aus Mittelalter<br />
und Renaissance, Gallspach 2004, S. 308-309<br />
Chiara Maggioni, Maestro dei Fondi Giallini, in: Dizionario Biografico<br />
dei Miniatori Italiani (ed. Milvia Bollati), Mailand 2004, S. 461-462<br />
mit der relevanten Literatur zum fraglichen Miniaturisten.<br />
Vorliegende Bildinitiale mit dem heiligen Ambrosius, Fragment eines<br />
Graduales, verkörpert ikonographisch genauestens den in der<br />
Lombardei gängigen Typus <strong>des</strong> frontal dargestellten Heiligen mit<br />
erhobener Geissel in der Linken und Bischofstab in der rechten Hand,<br />
wie er in ähnlicher Form auf einer Tafel eines Nachfolgers der<br />
Zavattari in Privatbesitz und auf einem Bild der Zavattari selbst<br />
(Rom, Museo Nazionale di Castel Sant’Angelo) zu greifen ist.<br />
Der lombardische Meister dieser Miniatur verbindet sich stilistisch<br />
eng mit der Illustratorenkunst <strong>des</strong> sogenannten „Maestro delle Vitae<br />
Imperatorum“, eines im 2.Viertel <strong>des</strong> 15. Jahrhunderts tätigen anonymen<br />
lombardischen Buchmalers, der seinen kunsthistorischen<br />
Notnamen seinen auf ca. 1430 datierbaren Illustrationen in einem<br />
Manuskript mit den Vite degli Imperatori von Sueton (Paris,<br />
Bibliothèque Nationale ms it. 131) verdankt. Gegenüber den Werken<br />
dieses Protagonisten der lombardischen Buchmalerei <strong>des</strong> frühen 400<br />
nimmt sich der Stil unseres Künstlers etwas vereinfacht aus, doch wie<br />
ein Vergleich mit einer Miniatur <strong>des</strong> erwähnten Pariser Manuskriptes<br />
<strong>des</strong> Meisters der Vitae Imperatorum zeigt, strebt auch unser Illustrator<br />
den gleichen ästhetischen Idealen kultivierter höfischer Gotik nach.<br />
Die besonders nahe Stilverwandtschaft mit dem Frühwerk <strong>des</strong><br />
Meisters der Vitae Imperatorum lässt schliessen, dass es sich hier um<br />
eine relative frühe Arbeit unseres Meisters handelt, was von Chiara<br />
Maggioni im Dizionario Biografico dei Miniatori Italiani in ihrem<br />
Eintrag zum Maestro dei Fondi Giallini bestätigt wurde. Aufgrund<br />
der klaren Stilbezüge zu den 1430-1440 entstandenen Miniaturen <strong>des</strong><br />
Meisters der Vitae Imperatorum darf für vorliegende Bildminiatur<br />
und ihre Schwesterstücke eine Datierung gegen 1445 postuliert werden.<br />
Gaudenz Freuler<br />
CHF 5 000.- / 8 000.-<br />
(€ 3 130.- / 5 000.-)<br />
Siehe Abb.