'Seek the peace
'Seek the peace
'Seek the peace
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Assimilationsprozesses in ihrer neuen Heimat. Dies hat eine<br />
praktische Grundlage, obwohl auch der Wunsch dahintersteckt, zu<br />
versichern und beweisen, dass der Neuankömmling die notwendige<br />
Loyalität zeigt. Aber für manche kann eine solche Erwartung die<br />
Ursache weiterer Demütigung, Isolation und Entfremdung sein,<br />
wenn selbst die Legitimität der eigenen Sprache unterminiert wird,<br />
und wenn im schlimmsten Fall die Fähigkeit zu sprechen<br />
weggenommen wird. Für manche kann dies nur eine<br />
vorübergehende Unannehmlichkeit sein. Für einen Schriftsteller,<br />
eine Schriftstellerin, oder für jemand, der oder die von der<br />
Genauigkeit der Sprache abhängt, um zu lehren oder sich<br />
mitzuteilen, kann dies eine Ursache endloser Frustration und<br />
endlosen Schmerzes sein. Hilde Domin hat dies in einem Gedicht<br />
mit dem passenden Titel „Exil“ festgehalten:<br />
Exil<br />
Der sterbende Mund<br />
müht sich<br />
um das richtig gesprochene<br />
Wort<br />
einer fremden<br />
Sprache.<br />
Hilde Domin 3<br />
Selbst diejenigen, die den Übergang in die neue Heimat scheinbar<br />
mit Erfolg geschafft haben, können immer noch eine Sehnsucht<br />
nach einer teils wahren, teils illusorischen Vergangenheit in sich<br />
tragen, die sich manchmal auf unerwartete Weise einmischt. Das<br />
Gefühl von einem nie wieder gutzumachendenVerlust ist ein<br />
anderes Merkmal des Lebens im Exil. Mascha Kaleko hat dieses<br />
Gefühl aufgezeichnet:<br />
3 Hilde Domin in Lyrik des Exils. Herausgegeben von Wolfgang Emmerich und Susanne Heil<br />
(Philipp Reclam jun. Stuttgart 1985), S. 243.<br />
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