'Seek the peace
'Seek the peace
'Seek the peace
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Auch wenn die Stadt in den Worten Jeremias ein spezifischer Ort<br />
des Exils war, ist in der heutigen städtischen Realität eigentlich<br />
jede Stadt für viele ihrer Bewohner ein Ort des Exils. Man muß nur<br />
an die außergewöhnliche Mischung von Menschen so<br />
verschiedener Hintergründe denken, die in den großen Städten des<br />
Westens wohnen, um die vielen Ebenen des Exils zu sehen, die sie<br />
vertreten. Manche sind im Exil vom Land oder der Kultur, in der<br />
sie oder ihre Eltern geboren wurden; sie versuchen in dieser neuen<br />
Umgebung ein neues Leben zu finden, ob sie als Flüchtlinge vor<br />
Verfolgung fliehen, oder als Migranten physische Freiheit oder<br />
wirtschaftliche Möglichkeiten suchen. Viele sind im Exil von ihrer<br />
Familie oder von der Gemeinde, in der sie groß geworden sind,<br />
einfach weil sie umziehen mußten, um ihren Lebensunterhalt an<br />
einem neuen Ort zu verdienen; dort mußten sie Wurzeln schlagen,<br />
eine neue Gruppe von Freunden und Freundinnen aufbauen und<br />
sich eine neue Art von Familie schaffen. Manche sind in der Tat<br />
im Exil und isoliert, ganz und gar von ihren Wurzeln und ihrer<br />
Vergangenheit abgeschnitten. Andere denken, dass sie in einer<br />
Diaspora sind, in der sie durch ihre Familie und Kultur noch mit<br />
einem anderswärtigen Heimatland verbunden sind, zwischen zwei<br />
Welten lebend und manchmal weder in der einen noch in der<br />
anderen zu Hause. Vielleicht ist jeder Ort, an dem wir gezwungen<br />
sind, unsere eigene Identität zu schaffen, das Exil.<br />
Auch wenn diese Sicht nur zu einem Teil stimmt, beeinflußt sie die<br />
Weise, wie wir die Stadt sehen. Sie ist nicht einfach ein Zuhause,<br />
dessen Bekann<strong>the</strong>it und Sicherheit wir als selbstverständlich<br />
hinnehmen, die uns automatisch ein Gefühl des Dazugehörens, des<br />
Besitzes und der Verantwortung gibt. Sie ist nicht der Ort, wo<br />
Hoffnungen und Erwartungen automatisch erfüllt werden. Sie ist<br />
auch nicht ein Ort, der ausschließlich uns gehört, wo Fremde mit<br />
Argwohn zu betrachten sind, denn wir alle sind potentiell oder<br />
tatsächlich im Transit von einem Ort zu einem anderen. Sie ist<br />
vielmehr ein Ort, der es nötig hat, ständig neu geschaffen zu<br />
werden, an dem sein Friede und Wohlbefinden, sein shalom – um<br />
4