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Download Broschüre - Theater Willy Praml

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Stationen eines Traumas.<br />

Ein <strong>Theater</strong>-Projekt im Rahmen von »Impuls<br />

Romantik« des Kulturfonds Frankfurt RheinMain.


Das Stück<br />

1<br />

© Tobias Winter<br />

Heine wacht auf und erzählt<br />

seinem Freund Karl Marx,<br />

wie er in einem Kahn die<br />

Kurt-Schumacher-Strasse<br />

rauf und runter fuhr.<br />

<strong>Theater</strong>projekt im öffent lichen Raum der Stadt Frankfurt<br />

Mit HEINRICH HEINE, dem deutschen<br />

und jüdischen Dichter und Schriftsteller<br />

von europäischem Rang, dem Romantiker<br />

und Gegner der Romantik in einem,<br />

im Gepäck, machen wir, das THEATER<br />

WILLY PRAML, uns auf den Weg, Stadtgeschichte<br />

erwandernd zu erforschen.<br />

Dazu wollen wir ein ungewöhnliches<br />

Stadtareal nutzen, mit den Mitteln des<br />

<strong>Theater</strong>s in den Gedächtnisraum der<br />

christlich-jüdischen Vergangenheit der<br />

Stadt eindringen, den Blick auf eine<br />

unter dem Asphalt der Großstadt begrabene<br />

Geschichte lenken und einen<br />

verschwundenen Ort von historischer<br />

Dimension – wenigstens im Denken –<br />

neu erfinden. Die archäologische Aura<br />

und reale Erinnerungskulisse der Relikte<br />

der ehemaligen Frankfurter Judengasse<br />

und der einschlägigen Straßen<br />

und Plätze um das Museum Judengasse<br />

herum, bieten eine unvergleichliche<br />

Voraussetzung für die theatrale Umsetzung<br />

der Heineschen Textfragmente.<br />

Achtung! Sie werden viel<br />

unterwegs sein.<br />

Heine – der Flaneur – geht Ihnen vor.<br />

Zeigt Ihnen, wo´s lang geht. Führt Sie<br />

an Orte, die Sie noch nie so gesehen<br />

haben. Obwohl Sie schon oft dort<br />

waren. Macht den Blick frei auf ungewöhnliche<br />

Szenerien und lässt Sie<br />

eigenartige Augenblicke erblicken dort,<br />

wo Straßenbahnen dominieren. Und<br />

macht das Unsichtbare sichtbar. Bringt<br />

das Pflaster zum Sprechen und den Asphalt<br />

zum Bersten. Lässt Sie mitten im<br />

Verkehr der Großstadt träumen.<br />

Eine Strassen-Ampel-Phase lang<br />

rauscht der „alte Vater Rhein“ die<br />

Strasse runter – wird der venezianische<br />

Shylock den unbedarften Frankfurtern<br />

ans Fleisch wollen – bricht<br />

eine unerwartete Pogromstimmung<br />

vorm C&A aus – findet sich ein alter,<br />

deutscher Kaiser beim Guinnes ein –<br />

und singt die Loreley ein unerhörtes<br />

Loblied auf ein von aller Welt geliebtes<br />

Deutschland (wir spielen mitten in den<br />

Wahlkampf hinein!).<br />

Und zuletzt stirbt Heine als Protestant,<br />

nein als Jude, nein als Atheist, nein als<br />

– Seehund liebender Grönländer. Ja, als<br />

Grönländer! Unter dem freien Frankfurter<br />

Abendhimmel des ehemals katholischen,<br />

schönen Dominikanerklosterhofes<br />

– in der Hoffnung, dass er, der<br />

„Narr des Glücks“ – im Himmel seine<br />

geliebten Seehunde wiederfinden wird.<br />

Stationen eines Traumas – das am<br />

Ende aber doch eine Vision sein wird:<br />

das der Schönheit, die die Welt für immer<br />

verändert.<br />

Das wird der Heine schon machen!<br />

<strong>Willy</strong> <strong>Praml</strong> und Michael Weber


Die Besetzung<br />

3<br />

Regie WILLY PRAML<br />

Textfassung/Dramaturgie/Bühne MICHAEL WEBER<br />

Produktionsleitung TOBIAS WINTER<br />

Komposition/Arrangement SEPP’L NIEMEYER, TIMO WILLECKE<br />

Chorleitung/Männerchor THOMAS HANELT (in Vertretung Herber Helfrich)<br />

Kostüme PAULA KERN<br />

Licht JOHANNES SCHMIDT, BRETT NANCARROW<br />

Ton OLIVER BLOHMER<br />

Bühnenbau Guido Egert<br />

Produktionsassistenz LEONA ALEKSANDROVIC<br />

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit ANDREA HAGEL<br />

Redaktion CLAUDIA GERMSCHEID, TOBIAS GOLL<br />

Gestaltung PLEASANTNET.DE<br />

Koordination BIRGIT HEUSER<br />

Praktikant PAUL DAUM<br />

Mit<br />

Reinhold Behling, Jakob Gail, Gabriele Maria Graf,<br />

Birgit Heuser, Sam Michelson, Baroon Abdi Mohamud,<br />

Christian Raab, Claudio Vilardo, Michael Weber,<br />

Marlene Zimmer<br />

Spieldauer<br />

4 h mit Pause an wechselnden Spielorten.<br />

Um klimaadäquate Ausrüstung und Kleidung wird gebeten.<br />

Aufführungstermine<br />

Fr 16.08. Premiere<br />

Sa 17.08./Do 29.08./Sa 31.08./Fr 06.09./Sa 07.09./Fr 13.09./Sa 14.09./<br />

Fr 20.09./Sa 21.09./Fr 27.09./Sa 28.09./Fr 04.10./Sa 05.10.<br />

jeweils 19.00 Uhr<br />

So 18.08./So 01.08./So 08.09./So 15.09./So 22.09./So 29.09./Do 03.10.<br />

jeweils 18.00 Uhr<br />

Kartenbestellung und Informationen<br />

unter Tel. 069-43 05 47 34 oder theater.willypraml@t-online.de<br />

Eintritt<br />

22 € normal / 16 € ermäßigt / 10 € Schüler und Studenten /<br />

7 € Frankfurt-Pass<br />

Verkehrsverbindungen<br />

Haltestellen Konstablerwache und Börneplatz<br />

Musiker<br />

Gitarre TIMO WILLECKE<br />

Perkussion SEPP’L NIEMEYER<br />

Klarinette MARKUS RÖLZ, YU ZHAO<br />

PROJEKT-MÄNNERCHOR „HARRY HEINE“<br />

<strong>Theater</strong>pädagogische Zusammenarbeit mit<br />

Lichtigfeld-Schule im Philantropin, Frankfurt am Main<br />

Ludwig-Börne-Schule, Frankfurt am Main<br />

IGS Kastellstraße, Wiesbaden<br />

<strong>Theater</strong>pädagogik JAKOB GAIL und Ensemble des THEATER WILLY PRAML<br />

Einlass<br />

Der <strong>Theater</strong>abend beginnt im Innenhof des ehem. Dominikaner Klosters<br />

(Eingang: Dominikanergasse) und endet auch hier.<br />

Öffnung Abendkasse und <strong>Theater</strong>bar<br />

Jeweils eine Stunde vor Vorstellungsbeginn.<br />

© Tobias Winter


© Tobias Winter<br />

5<br />

GruSSworte


Grußworte<br />

7<br />

Impulse setzen<br />

Das freie THEATER WILLY PRAML wird<br />

im Sommer dieses Jahres einen für<br />

die Frankfurter Stadtgeschichte bedeutsamen<br />

Raum bespielen. Als Oberbürgermeister<br />

der Stadt Frankfurt am<br />

Main begrüße ich dieses Vorhaben<br />

ausdrücklich. Dort, wo bis zum Ende<br />

des 19. Jahrhunderts die historische<br />

Judengasse verlief und wo heute eine<br />

riesige Straßenkreuzung die Spuren<br />

der Vergangenheit unter dem Asphalt<br />

der Großstadt begraben hat, soll der<br />

Gedächtnisraum christlich-jüdischer<br />

Vergangenheit in unserer Stadt neu<br />

belebt werden. Dafür stellt das <strong>Theater</strong><br />

mit HEINRICH HEINE einen deutschen<br />

und jüdischen Dichter von europäischer<br />

Dimension in den Mittelpunkt. Heinrich<br />

Heine in Frankfurt bedeutet auch, den<br />

Dichter in unserer Stadt kompakter<br />

und lebendiger zu präsentieren, als<br />

es seither geschehen ist, ihm eine Art<br />

Rückkehr in unsere Stadt zu bereiten.<br />

Denn Frankfurt ist „biographisch“ betrachtet<br />

neben Düsseldorf, Hamburg,<br />

Berlin und München ebenfalls eine<br />

„deutsche Heine-Stadt“. Seine Beziehung<br />

zu dem Frankfurter Ludwig Börne<br />

und seine Auseinandersetzungen mit<br />

diesem Schriftsteller und politischem<br />

Vorkämpfer für eine demokratische<br />

und sozial gerechte Gesellschaft, besonders<br />

über den Stellenwert von politischem<br />

Engagement und Kunst, sind<br />

folgenschwer in die deutsche Literaturund<br />

Kulturgeschichte eingegangen.<br />

In seiner mehr als 20jährigen Geschichte<br />

hat sich das THEATER WILLY<br />

PRAML, in der denkmalgeschützten<br />

Naxoshalle als seinem festen Spielort<br />

angesiedelt, immer auch an den Umgang<br />

mit theaterfremden Orten und<br />

Räumen und deren theatraler Nutzung<br />

geübt. Vor diesem Hintergrund wird<br />

das <strong>Theater</strong> auch Impulse setzen für<br />

die begonnene Auseinandersetzung<br />

über die Bedeutung der Epoche der<br />

Romantik in unserer Stadt, und den<br />

Blick erneut auf die innovatorische<br />

Idee lenken, hier ein Romantikmuseum<br />

schaffen zu wollen. Darüber hinaus<br />

wird das <strong>Theater</strong>projekt ebenfalls<br />

wichtige Impulse wie das Nachdenken<br />

über urbane Möglichkeiten zukünftiger<br />

Stadtgestaltung und -planung berühren.<br />

So soll eine Stadt doch nicht<br />

nur verkehrsgerecht funktionieren,<br />

sondern auch Flanierräume schaffen,<br />

die es den Menschen ermöglichen, die<br />

wechselhafte Geschichte ihrer Stadt<br />

unmittelbar erleben zu können.<br />

Durch das Hessische Ministerium<br />

für Wissenschaft und Kunst und den<br />

Fonds Darstellende Künste wird das<br />

Projekt aus Landes- wie Bundesmitteln<br />

gefördert. Das gesamte Projekt ist eingebunden<br />

in die Schwerpunktsetzung<br />

„Impuls Romantik“ des Kulturfonds<br />

Frankfurt RheinMain. Darüber hinaus<br />

wird es durch Mittel weiterer Träger<br />

der Kulturarbeit gefördert. Zu nennen<br />

sind hier die Frankfurter Heuser-Stiftung<br />

und die Stiftung Polytechnische<br />

Gesellschaft. Als Kooperationspartner<br />

konnten das Jüdische Museum, die<br />

Evangelische Akademie Frankfurt und<br />

die Katholische Akademie Rabanus<br />

Maurus gewonnen werden. Das gemeinsame<br />

Engagement der genannten<br />

Institutionen macht das Projekt zu einem<br />

wahrhaften Stadtprojekt. Ich freue<br />

mich über den Mut des THEATER WILLY<br />

PRAML, die Straße für jeden, der will,<br />

als Bühne präsentiert zu bekommen<br />

und erleben zu können.<br />

Ich wünsche für die Veranstaltungen<br />

ein fruchtbares Gelingen und eine<br />

große Anteilnahme der Bewohner der<br />

Stadt und der Region.<br />

Peter Feldmann<br />

Oberbürgermeister<br />

der Stadt Frankfurt am Main


Grußworte<br />

9<br />

Spannendes Ereignis<br />

Nach der Erschließung der Naxos-<br />

Industriehalle als <strong>Theater</strong>raum hat sich<br />

<strong>Willy</strong> <strong>Praml</strong> mit seinem Ensemble im<br />

Jahr 2013 das ehrgeizige Ziel gesetzt,<br />

Teile des öffentlichen Stadtraums theatral<br />

zu ergreifen. Mit seinem Großprojekt<br />

HEINE – WACHT AUF... Stationen<br />

eines Traumas will das <strong>Theater</strong> <strong>Willy</strong><br />

<strong>Praml</strong> vielschichtig Zeitgeschichte,<br />

Literatur und philosophische Überlegungen<br />

ortsbezogen in eine <strong>Theater</strong>aufführung<br />

transferieren.<br />

Eine anspruchsvolle site-specific theatrale<br />

Umsetzung zu erschaffen, als<br />

Großprojekt mit zahlreichen Mitwirkenden<br />

und mit dem Bezug auf das<br />

vielschichtige Werk Heines und die<br />

verschachtelte Figur des jüdischen<br />

Schriftsteller und Journalisten selbst,<br />

ist ein ambitioniertes Unterfangen.<br />

Dabei fokussiert sich die inszenatorische<br />

Behandlung der Thematiken in<br />

einem topographischen Mittelpunkt:<br />

den – heute nicht mehr sichtbaren –<br />

Verlauf der ehemaligen Judengasse.<br />

Aufgrund gesamtstädtebaulicher Umstrukturierungen<br />

in den 1980er Jahren<br />

restlos verschüttet, war diese Gasse<br />

Anlass für einen bundesweiten Streit<br />

über architektonische und städtebauliche<br />

Erinnerungskultur. Die schließlich<br />

erhalten gebliebenen Fundamente von<br />

fünf Häusern bilden seither das damals<br />

gegründete Museum Judengasse.<br />

In Frankfurt am Main wurde in jüngster<br />

Zeit nun erneut der Vorschlag aufgeworfen,<br />

den historischen Verlauf der<br />

Judengasse in der Gesamttopographie<br />

der Stadt wenigstens virtuell wieder<br />

ins Blickfeld zu rücken und dadurch in<br />

das Gedächtnis der Stadt einzuschreiben.<br />

Das Projekt HEINE – WACHT AUF...<br />

Stationen eines Traumas des <strong>Theater</strong><br />

<strong>Willy</strong> <strong>Praml</strong> kann diese Erinnerungsinitiative<br />

mit den ihm eigenen Mitteln<br />

bereichern.<br />

Dabei ist der Blick nicht verklärend auf<br />

die Vergangenheit einer Epoche gerichtet,<br />

sondern genau wie die Romantik<br />

mit ihren philosophischen Grundsätzen<br />

als Beginn der Moderne noch in die zeitgenössischen<br />

Kunstwerke aller Sparten<br />

wirkt, so sind auch die dichterischen Inhalte<br />

und lebensgeschichtlichen Motive<br />

Heinrich Heines erst recht aktuell. Dabei<br />

umschließt der umfassende Ansatz der<br />

<strong>Theater</strong>macher – ganz im Sinne der<br />

romantischen Tradition – ein Konstrukt<br />

verschiedenster Formen, bruchstückhafter<br />

Momente und Gegensätze. Das<br />

<strong>Theater</strong> <strong>Willy</strong> <strong>Praml</strong> verspricht uns<br />

in diesem Sommer ein spannendes<br />

Ereignis im Geflecht zwischen <strong>Theater</strong>,<br />

Romantik, Literatur, Musik, Religion und<br />

Zeitgeschichte, das durch seine Verdichtung<br />

und Verankerung hier bei uns<br />

in Frankfurt vor und an den Orten der<br />

Geschichte etwas Einzigartiges schafft.<br />

Prof. Dr. Felix Semmelroth<br />

Kulturdezernent<br />

der Stadt Frankfurt am Main


Grußworte<br />

11<br />

Neue Sichtweisen<br />

„...weil es aus der Liebe hervorgeht“<br />

– Die Erzählung Der Rabbi von Bacharach<br />

lag Heinrich Heine besonders am<br />

Herzen, wie er in einem Brief vom Oktober<br />

1824 bekannte: „Mit unsäglicher<br />

Liebe trage ich das ganze Werk in der<br />

Brust“, ein Werk, das er gleichwohl<br />

als Fragment hinterlassen musste.<br />

Der Großteil des Manuskriptes wurde<br />

1833 bei einem Brand vernichtet; die<br />

neuerliche Niederschrift wollte und<br />

konnte der Dichter nicht vollenden.<br />

„Der Schluss und die folgenden Kapitel<br />

sind, ohne Verschulden des Autors,<br />

verloren gegangen.“<br />

Diese Erzählung eines Vorfalls aus dem<br />

späten Mittelalter an Rhein und Main ist<br />

vielleicht das romantischste Werk des<br />

selbsternannten letzten Dichters der<br />

Romantik. Dramatische Nachtszenen<br />

von Bedrohung und Flucht (Bacharach),<br />

Ritterburgen und Rheinfahrt (Schiffer<br />

Wilhelm), spanischer Edelmann im ritterlichen<br />

Mantel (Don Isaak); romantisch<br />

im eigentlichen Sinne ist nicht zuletzt,<br />

dass der Text selber zum Leidwesen<br />

des Autors Fragment blieb. Vielleicht ist<br />

der rätselhafte Text grade darum so anregend,<br />

so herausfordernd?<br />

Das THEATER WILLY PRAML nimmt die<br />

Herausforderung in ganz besonderer<br />

Weise an, indem es die Erzählung zu einem<br />

Schauspiel macht, das wiederum<br />

den öffentlichen Raum einbezieht. Dadurch<br />

erschließen sich nicht nur neue<br />

Sichtweisen auf dieses Heine so wichtige<br />

Werk, sondern auch auf Frankfurt<br />

selbst und den so einzigartigen Stadt-<br />

Raum um das Museum Judengasse<br />

herum. Ist es ein Zufall, dass mit Heine<br />

– wacht auf... Stationen eines Traumas<br />

dem lange umstrittenen Dichter im<br />

Sommer 2013 ein weiteres, temporäres<br />

Denkmal am Main gesetzt wird,<br />

genau einhundert Jahre, nachdem ihm<br />

eben in Frankfurt das erste öffentlich<br />

finanzierte Denkmal in Deutschland<br />

(Georg Kolbe) errichtet wurde ? Diese<br />

Stadt, in der Heine sich in den bewegten<br />

Jahren um 1815 erstmals als Mitarbeitender<br />

einer Bank versuchte, ist und<br />

bleibt ein zentraler Ort für den Dichter<br />

wie für seine Wirkung in Deutschland.<br />

Der Kulturfonds Frankfurt RheinMain<br />

fördert die neueste Produktion des<br />

THEATER WILLY PRAML im Rahmen<br />

seines Themenschwerpunkts Impuls<br />

Romantik. Mit diesem Schwerpunkt<br />

möchte der Fonds zum einen auf die<br />

prägende Bedeutung der Epoche der<br />

Romantik für Frankfurt und den Kulturraum<br />

an Main und Rhein hinweisen. Es<br />

geht uns freilich auch darum, nach der<br />

Anstoßwirkung jener Schwellen epoche<br />

um 1800 für die Gegenwart und das<br />

künstlerische Schaffen heute zu fragen.<br />

HEINE – WACHT AUF... Stationen eines<br />

Traumas scheint mir ein höchst bemerkenswertes<br />

Experiment, dieser Frage<br />

kunstvoll und öffentlich nachzugehen.<br />

Dem Aufsichtsorgan des Kulturfonds<br />

steht Landrat Ulrich Krebs, Hochtaunuskreis,<br />

vor; dem Kuratorium Frau StM<br />

a.D. Ruth Wagner, Darmstadt. Gespannt<br />

und zuversichtlich erwarten wir – mit Ihnen,<br />

verehrtes Publikum! – nun das Ergebnis<br />

des Experiments HEINE – WACHT<br />

AUF... Stationen eines Traumas.<br />

Dr. Albrecht v. Kalnein<br />

Geschäftsführung<br />

des Kulturfonds Frankfurt RheinMain


© Tobias Winter<br />

13<br />

hintergründe


Hintergründe<br />

15<br />

Was verbindet Heinrich Heine<br />

mit Frankfurt und seiner<br />

jüdischen Geschichte?<br />

Fast vergessen ist die Errichtung des<br />

ersten Heine-Denkmals in Deutschland<br />

1913 in der Friedberger Anlage – damals<br />

verwirklicht gegen eine Deutschlandweite<br />

erbitterte antisemitische<br />

Hetze. Heines Beziehung zu Frankfurt<br />

ist aber enger und führt in das Zentrum<br />

seiner Dichtung – weniger durch<br />

seine drei Aufenthalte als durch den<br />

Stellenwert, den die Stadt für Heine als<br />

Dichter und Geschichtsschreiber des<br />

Judentums besaß.<br />

Die Frage stand am Anfang der Planung<br />

eines Heine-Projektes in und für Frankfurt<br />

am Main. Prof. Klaus Briegleb, Herausgeber<br />

der „Sämtlichen Schriften“<br />

und einer der profilierten Heine-Kenner,<br />

charakterisiert die Beziehung als hoch<br />

komplex und er war es auch, der den<br />

Anstoß vor fünf Jahren für dieses Projekt<br />

gegeben hat: „Wenn es eine ‚Biographie‘<br />

wäre, die diese Bedeutung<br />

beschreibt, so müsste es eine Biographie<br />

in Texten sein, eine Literarbiographie,<br />

und in die Tiefe der europäischen<br />

historischen Literatur Heinrich Heines<br />

überhaupt gehen, fokussiert auf Frankfurt.<br />

Dies ist die Dimension, die sich<br />

erschließt, wenn wir Heines Werk literarisch<br />

an Frankfurt knüpfen, die Stadt,<br />

die in der Tat ein topographischer Themen-Brennpunkt<br />

im Schreibprogramm<br />

des Dichters gewesen ist und unter<br />

diesem Aspekt nur noch mit Hamburg<br />

vergleichbar ist.“<br />

1827 besuchte Heinrich Heine zusammen<br />

mit Ludwig Börne die Judengasse.<br />

Dieser Besuch ist einer der Ausgangspunkte<br />

für die Entstehung von Heines<br />

Erzählung Der Rabbi von Bacharach<br />

und zugleich für die dramaturgische<br />

Ausrichtung unseres Projekts, das<br />

nun fünf Jahre später im Rahmen von<br />

„Impuls Romantik“ des Kulturfonds<br />

Frankfurt RheinMain seinen programmatischen<br />

Rahmen findet.<br />

An die Stadt am Main geknüpft ist auf<br />

der einen Seite Heines Studium der<br />

mittelalterlichen Judenverfolgung und<br />

seine Erkenntnis, dass diese „vergangene“<br />

Verfolgungsgeschichte sich<br />

in der Neuzeit durch Säkularisierung<br />

und Nationalisierung erst noch ganz<br />

offenbaren werde; auf der anderen<br />

Seite lassen sich mit Heinrich Heine,<br />

dem deutschen und jüdischen Autor<br />

von gesamteuropäischer Bedeutung,<br />

uns Nachgeborenen die Augen öffnen<br />

über ein Jahrhunderte währendes<br />

Nebeneinander, Gegeneinander, aber<br />

auch Miteinander deutscher und jüdi-<br />

scher Tradition, Kultur und Politik. Mit<br />

Heine kann diese Auseinandersetzung,<br />

die in Deutschland seit den katastrophalen<br />

Ereignissen in den Zeiten des<br />

Nationalsozialismus vor allem eine<br />

Auseinandersetzung mit den Ursachen,<br />

den Auswirkungen und den Folgen des<br />

Holocausts ist, durch den Blick auf die<br />

Verhältnisse in den Jahrhunderten vor<br />

der Katastrophe ergänzt, erweitert, angereichert<br />

werden.<br />

Wir denken für die Gesamtdramaturgie<br />

dieses ungewöhnlichen <strong>Theater</strong>-<br />

Abends an eine theatrale Führung<br />

durch Raum und Zeit jüdisch-christlicher<br />

Geschichte, denn nirgendwo in der<br />

Stadt sind die historischen Schichten<br />

so vielfältig einander überlagernd wie<br />

an diesem Platz: die letzten Relikte der<br />

ehemaligen Judengasse, katakombenhaft<br />

eingeschlossen in die Verließe eines<br />

Museums – der sog. Börneplatz mit<br />

den vielen, alle anders lautenden Strassennamensschildern,<br />

die dieser Platz<br />

im Laufe der Jahrhunderte erhalten<br />

© Frankfurter Stadtarchiv<br />

und wieder abgelegt hat und der heute<br />

Stätte des Gedenkens an den Holocaust<br />

ist – dann der Alte Jüdische<br />

Friedhof, eine inmitten der Grosstadt<br />

eingelassene Oase der Erinnerung und<br />

der Ruhe, und die Friedhofswand mit<br />

den eingelassenen Blöcken und Namen<br />

der 12600 deportierten und ermordeten<br />

Frankfurter Juden.<br />

Daneben liegt eine der großen städtischen<br />

Verkehrsachsen der Stadt, die<br />

Konrad-Adenauer-Straße, welche seit<br />

1960 auf dem größten Teil des Areals


Hintergründe<br />

des historischen Judenghettos angelegt<br />

wurde und so die Spuren seiner<br />

früheren Nutzung restlos ausgelöscht<br />

hat. Die neue Allee wiederum ist gesäumt<br />

von den, an das ehemalige,<br />

mächtige katholische Dominikanerkloster<br />

erinnernden, Gebäuden, die im<br />

Krieg zerstört und nach 1945 wieder<br />

aufgebaut wurden und die heute den<br />

Sitz des Evangelischen Regionalverbandes<br />

beherbergen, sowie von der<br />

dem Kloster zugehörenden gotischen<br />

Hallenkirche zum Hl. Geist, die ebenfalls<br />

zerstört und im nüchternen Stil<br />

der Nachkriegszeit wieder hergestellt<br />

wurde. Dies alles, das Ambiente eines<br />

in dreihundert Jahren sich ständig verändernden<br />

und rasant überlagernden<br />

Stadtareals gilt es im Sinne der Heineschen<br />

Rekonstruktions- und Erinnerungstechniken<br />

zu nutzen und an heutige<br />

Bevölkerung weiter zu vermitteln.<br />

An jedem dieser Orte vollzieht sich einer<br />

der Monologe / Dialoge / Chöre unserer<br />

Inszenierung, lösen die Bilder einander<br />

ab, verweisen auf die nächste Schicht<br />

von zu erinnernder Geschichte, während<br />

das heutige Leben der Großstadt<br />

vom theatralen Geschehen des Abends<br />

keine Kenntnis nimmt, aber den Blick<br />

des Beobachtenden, Anteilnehmenden<br />

schärft für das gleichberechtigt sich<br />

behauptende Nebeneinander, für das<br />

Vieldeutige, das Ungleichzeitige, das<br />

Unsichtbare.<br />

<strong>Willy</strong> <strong>Praml</strong><br />

Regisseur und <strong>Theater</strong>leiter<br />

des <strong>Theater</strong> <strong>Willy</strong> <strong>Praml</strong><br />

Termine 2013<br />

HEINE – wacht auf und erzählt<br />

seinem Freund Karl Marx wie er im Traum<br />

in einem Kahn die Kurt-Schumacher-Straße<br />

in Frankfurt rauf und runter fuhr.<br />

Vorstellungen bis 5. Oktober 2013<br />

<strong>Theater</strong> <strong>Willy</strong> <strong>Praml</strong><br />

Der Maler Friedrich Bury –<br />

Goethes zweiter Fritz<br />

20. August bis 20. Oktober 2013<br />

Schloss Philippsruhe<br />

Historisches Museum Hanau<br />

Namenlose Empfindung<br />

Jean Paul und Goethe im Widerspruch<br />

29. August bis 13. Oktober 2013<br />

Frankfurter Goethe-Haus<br />

Freies Deutsches Hochstift<br />

August Lucas<br />

Wer Engel sucht<br />

22. September 2013 bis 5. Januar 2014<br />

Museum Künstlerkolonie<br />

Institut Mathildenhöhe Darmstadt<br />

Resonanzregion Rhein-Main –<br />

Musikalische Wanderwege der Romantik<br />

29. September bis 4. Oktober 2013<br />

verbunden mit dem Kronberg Academy Festival<br />

Konzertorte: Wiesbaden, Frankfurt am Main,<br />

Darmstadt, Hanau, Bad Soden und Kronberg<br />

Vorlesungsreihe: Politische Romantik<br />

oder der Schatten Richard Wagners<br />

7. Oktober 2013 bis 24. Februar 2014<br />

Oper Frankfurt<br />

© Frankfurter Stadtarchiv<br />

Den Kulturfonds tragen das Land Hessen, Frankfurt am Main,<br />

Darmstadt, Wiesbaden, Hanau, der Hochtaunuskreis und der<br />

Main-Taunus-Kreis. www.kulturfonds-frm.de


Hintergründe<br />

Die Frankfurter Judengasse<br />

Das THEATER WILLY PRAML bespielt<br />

2013 mit dem Projekt HEINE – WACHT<br />

AUF... Stationen eines Traumas einen<br />

Ort in Frankfurt, der im Laufe der Geschichte<br />

immer wieder fundamentalen<br />

Umstrukturierungen bis hin zum Abriss<br />

ausgesetzt war – Die Frankfurter<br />

Judengasse.<br />

Die theatrale Auseinandersetzung mit<br />

diesem Ort hat zum Ziel die Aktualisierung<br />

der historischen Entwicklung des<br />

alten jüdischen Viertels.<br />

1462 zwang der Frankfurter Rat die<br />

Juden der Stadt, ihre Häuser und ihre<br />

Synagoge in der unmittelbaren Nachbarschaft<br />

des Domes zu verlassen und<br />

in eine neu angelegte Gasse am Rande<br />

des alten jüdischen Friedhofs umzuziehen.<br />

Die Judengasse wurde mit einer<br />

Mauer umgeben und mit drei Toren<br />

versehen, die über Nacht und an den<br />

christlichen Feiertagen verschlossen<br />

wurden. In Frankfurt entstand damit<br />

das erste Ghetto in Europa, definiert als<br />

abgegrenzter Zwangswohnbezirk für<br />

Juden. In dieser ca. 330 Meter langen<br />

Gasse wohnten ursprünglich knapp 200<br />

Menschen. Im 16. Jahrhundert wuchs<br />

die Bevölkerung jedoch sehr rasch, sodass<br />

um 1600 bereits ca. 2500 Juden<br />

in Frankfurt lebten, damals ca. 10% der<br />

Stadtbevölkerung. Frankfurt wurde in<br />

dieser Zeit zu einem Zentrum jüdischen<br />

Lebens in Europa. Berühmte Rabbiner<br />

wirkten hier und begründeten den Ruf<br />

der jüdischen Gemeinde als einer „Muttergemeinde<br />

in Israel“. Da das Areal der<br />

Gasse kaum erweitert wurde, entstand<br />

die dichte und düstere Bebauung, die<br />

das Ghetto in den Reisebeschreibungen<br />

des 18. Jahrhunderts zu einer „schauerlichen<br />

Sehenswürdigkeit“ machten,<br />

ebenso bekannt wie Römer und Dom,<br />

die Orte von Wahl und Krönung der<br />

deutschen Kaiser.<br />

In der Debatte um die Emanzipation<br />

der Juden wurde das Ghetto zu einem<br />

Symbol der Ausgrenzung, nach der<br />

rechtlichen Gleichstellung im nostalgischen<br />

Rückblick aus dem 19. Jahrhundert<br />

aber auch ein Ort scheinbar<br />

ursprünglichen jüdischen Lebens. In<br />

den 1860er Jahren begann der Abriss<br />

der Judengasse. Erhalten blieb nur<br />

das Haus „Zum Grünen Schild“, das<br />

Stammhaus der Familie Rothschild.<br />

Bei den Bauarbeiten für das neue Gebäude<br />

der Stadtwerke kamen 1987<br />

archäologische Reste der Judengasse<br />

ans Tageslicht, darunter die Fundamente<br />

von zwei Ritualbädern. Ein Teil<br />

der Ausgrabung konnte nach heftigen<br />

Protesten erhalten bleiben und bildet<br />

heute das Zentrum des Museums Judengasse<br />

– zusammen mit dem alten<br />

Jüdischen Friedhof und der Gedenkstätte<br />

Neuer Börneplatz ein Ensemble<br />

der Erinnerung in Frankfurt.<br />

Fritz Backhaus<br />

Stellvertretender Direktor<br />

des Jüdischen Museums Frankfurt<br />

© Frankfurter Stadtarchiv


Terminübersicht<br />

21<br />

Fr 16 19.00 PREMIERE<br />

Beginn im Innenhof des<br />

ehem. Dominikanerklosters<br />

Sa 17 19.00<br />

Beginn im Innenhof des<br />

ehem. Dominikanerklosters<br />

August 2013<br />

HEINE – wacht auf und erzählt seinem<br />

Freund Karl Marx wie er im Traum in einem<br />

Kahn die Kurt-Schumacher-StraSSe rauf<br />

und runter fuhr. Stationen eines Traumas<br />

Spieldauer 4 h mit Pause<br />

HEINE – WACHT AUF... Stationen eines Traumas<br />

Spieldauer 4 h mit Pause<br />

So 18 16–17.30 Im Rahmen der Route der Industriekultur RheinMain 2013.<br />

Treffpunkt<br />

Museum Judengasse<br />

So 18 18.00<br />

Beginn im Innenhof des<br />

ehem. Dominikanerklosters<br />

Stadtteilspaziergang<br />

Begleitet von Christin Scheiblauer, Fritz Backhaus und <strong>Willy</strong> <strong>Praml</strong><br />

HEINE – WACHT AUF... Stationen eines Traumas<br />

Spieldauer 4 h mit Pause<br />

Di 20 19.30 Heinrich Heine: Es ist eine alte Geschichte.<br />

Film von Katja Georgit, DDR (5 min./1984)<br />

Naxos.Kino.<br />

Kino im <strong>Theater</strong>/<br />

Naxoshalle<br />

wiR HABEN ALLES MITGETRÄUMT<br />

– Heinrich Heine. Eine Zeitgeschichte.<br />

Film von David Wittenberg, BRD (55 min./2005)<br />

Do<br />

Sa 29<br />

31 19.00 HEINE – WACHT AUF... Stationen eines Traumas<br />

Spieldauer 4 h mit Pause<br />

Beginn im Innenhof des<br />

ehem. Dominikanerklosters<br />

So 01 11.00<br />

Treffpunkt Museum<br />

Judengasse<br />

So 01 18.00<br />

Beginn im Innenhof des<br />

ehem. Dominikanerklosters<br />

september 2013<br />

stadtFührung<br />

Mit Christin Scheiblauer<br />

HEINE – WACHT AUF... Stationen eines Traumas<br />

Spieldauer 4 h mit Pause<br />

Di 03 19.30 Kinderland ist abgebrannt.<br />

Naxos.Kino.<br />

Kino im <strong>Theater</strong>/<br />

Naxoshalle<br />

Fr<br />

Sa<br />

So<br />

06<br />

07<br />

08<br />

19.00<br />

19.00<br />

18.00<br />

Beginn im Innenhof des<br />

ehem. Dominikanerklosters<br />

Zur Erinnerung an Deine Schulfreundin,<br />

Ulm 1934.<br />

Film von Sibylle Tiedemann, Drehorte: BRD, Israel, USA (90 min./ 1998)<br />

HEINE – WACHT AUF... Stationen eines Traumas<br />

Spieldauer 4 h mit Pause<br />

Di 11 19.30 Vortrag mit anschließendem Publikumsgespräch<br />

Forum im Dominikanerkloster,<br />

Kurt-Schumacherstrasse<br />

23<br />

Gottes grausamer SpaSS?<br />

Heinrich Heines Leben mit der Katastrophe.<br />

Mit Prof. Dr. Dr. h.c. Karl-Josef Kuschel<br />

Fr<br />

Sa 13<br />

14 19.00<br />

19.00<br />

Beginn im Innenhof des<br />

ehem. Dominikanerklosters<br />

So 15 11.00<br />

Treffpunkt Museum<br />

Judengasse<br />

So 15 18.00<br />

Beginn im Innenhof des<br />

ehem. Dominikanerklosters<br />

Mo 16 19.30<br />

Haus am Dom<br />

Mi 18 19.30<br />

Heiliggeistkirche/<br />

Dominikanerkloster,<br />

Dominikanergasse 1<br />

Fr<br />

Sa<br />

So<br />

20<br />

21<br />

22<br />

19.00<br />

19.00<br />

18.00<br />

Beginn im Innenhof des<br />

ehem. Dominikanerklosters<br />

Mi 25 19.30<br />

Casino, Stadtwerke<br />

Frankfurt am Main,<br />

Kurt- Schumacherstraße 8<br />

Fr<br />

Sa 27<br />

28 19.00<br />

19.00<br />

Beginn im Innenhof des<br />

ehem. Dominikanerklosters<br />

So 29 11.00<br />

Treffpunkt Museum<br />

Judengasse<br />

So 29 18.00<br />

Beginn im Innenhof des<br />

ehem. Dominikanerklosters<br />

HEINE – WACHT AUF... Stationen eines Traumas<br />

Spieldauer 4 h mit Pause<br />

stadtFührung<br />

Mit Christin Scheiblauer<br />

HEINE – WACHT AUF... Stationen eines Traumas<br />

Spieldauer 4 h mit Pause<br />

<strong>Theater</strong>nachlese.<br />

Kann aus Erinnertem gelernt werden?<br />

Offenes Gespräch zwischen dem Publikum, Experten und <strong>Theater</strong>machern<br />

über die Inszenierung des THEATER WILLY PRAML.<br />

Eine Veranstaltung der Katholischen Akademie Rabanus Maurus<br />

Moderation: Dr. Stefan Scholz<br />

Gastspiel<br />

Ich habe gerochen alle Gerüche in dieser<br />

holden Erdenküche. Eine »Verführung« in<br />

Gedichten, Prosa, briefen und Musik<br />

Mit Moritz Stoepel (Sprecher und Schauspieler)<br />

HEINE – WACHT AUF... Stationen eines Traumas<br />

Spieldauer 4 h mit Pause<br />

Blind Dating Heine – Das groSSe Rätsel Heine<br />

Ein Begegnungsexperiment<br />

Mit Ensemble <strong>Willy</strong> <strong>Praml</strong>, Dr. Stefan Scholz (Haus am Dom), Prof. Dr. Raphael<br />

Gross (Direktor Jüdisches Museum Frankfurt), u. v. a.<br />

HEINE – WACHT AUF... Stationen eines Traumas<br />

Spieldauer 4 h mit Pause<br />

stadtFührung<br />

Mit Christin Scheiblauer<br />

HEINE – WACHT AUF... Stationen eines Traumas<br />

Spieldauer 4 h mit Pause<br />

Oktober 2013<br />

Di 01 18–23.00 Spielfilm in zwei Teilen<br />

Naxos.Kino.<br />

Kino im <strong>Theater</strong>/<br />

Naxoshalle<br />

Do<br />

Fr<br />

Sa<br />

03<br />

04<br />

05<br />

18.00<br />

19.00<br />

19.00<br />

Beginn im Innenhof des<br />

ehem. Dominikanerklosters<br />

Heinrich Heine.<br />

Die zweite Vertreibung aus dem Paradies.<br />

Catering in der Pause zwischen 20–21.00 Uhr<br />

Film von Karl Fruchtmann, BRD (2 x 115 min./1983)<br />

HEINE – WACHT AUF... Stationen eines Traumas<br />

Spieldauer 4 h mit Pause


Hintergründe<br />

23<br />

«<strong>Theater</strong> im öffentlichen Raum»<br />

Sonderprojekt aus Mitteln des Bundes<br />

© Tobias Winter<br />

Erstmalig beschloss der Stiftungsrat<br />

der Kulturstiftung des Bundes zum Jahresende<br />

2012, dem Fonds zusätzliche<br />

Mittel in Höhe von 600.000 Euro bereitzustellen<br />

und folgte damit der Begründung<br />

der Gremien des Fonds sowie der<br />

Empfehlung des Haushaltsausschusses<br />

des Deutschen Bundestages.<br />

Mit dieser einmaligen Förderung wurde<br />

das Sonderprojekt „<strong>Theater</strong> im öffentlichen<br />

Raum“ bundesweit ausgeschrieben,<br />

für das 165 Gruppen Projektanträge<br />

einreichten. Die zu fördernden<br />

Projekte aller Genres der darstellenden<br />

Künste sollen Un-Orte zu theatralen<br />

Wirkungs- und zeitweiligen neuen<br />

Lebensräumen transformieren und zu<br />

nachhaltigem Bewusstsein für die ursprüngliche<br />

Bedeutung dieser Un-Orte<br />

sowie zu Diskursen über kreative neue<br />

Nutzungskonzepte anregen. Im Fokus<br />

steht dabei die experimentelle Eroberung<br />

und Bespielung von Un-Orten in<br />

Kommunen und dem ländlichen Raum<br />

– im Kontext aktiver Partizipation von<br />

Bürgerinnen und Bürgern aller Generationen<br />

sowie zivilgesellschaftlicher<br />

Initiativen. Also ein künstlerisches<br />

Sonderprojekt mit kultur-politischer<br />

Wirkung und von gesellschaftlicher<br />

Relevanz, um die Kunstsparte „<strong>Theater</strong><br />

im öffentlichen Raum“ differenzierter<br />

wahrzunehmen und das Freie <strong>Theater</strong><br />

insgesamt bundesweit zu stärken.<br />

Bereits seit der Antike sowie dem späteren<br />

Shakespeare-<strong>Theater</strong> und der<br />

Commedia dell’ arte ist überliefert,<br />

welche Gefühle der Begeisterung, Lust<br />

und Anziehungskraft die Tragödien,<br />

Komödien und Satyrspiele bei den Zuschauern<br />

auslösten und dass gerade<br />

das heutige „<strong>Theater</strong> im öffentlichen<br />

Raum“ mit seinen vielfältigen und<br />

interdisziplinären Ausdrucksmitteln<br />

daran anknüpft. Dennoch hat es diese<br />

Kunstsparte in Deutschland nach<br />

wie vor schwer, die gebührende Anerkennung<br />

und Förderung zu erfahren.<br />

Nicht wenige Kuratoren wie auch<br />

manches Feuilleton tun diese spezifische<br />

Kunstform gern als äußerliche<br />

Materialschlachten oder inhaltsleeres<br />

Straßentheater ab und manifestieren<br />

damit gängige Klischees und Stigmatisierungen.<br />

Dabei stellen sich gerade<br />

bei diesen Akteuren immer wieder<br />

Fragen nach neuen künstlerischen<br />

Formaten, innovativen Ausdrucksmitteln<br />

und intelligenten Formen der<br />

„Komplizenschaft“ mit dem Publikum.<br />

Sie verhandeln bei ihren Aufführungen<br />

die Grenzen zwischen Akteuren und<br />

Zuschauern immer wieder neu und<br />

stellen Partizipation ins Zentrum ihrer<br />

künstlerischen Arbeit.<br />

Das Ensemble um den verdienten <strong>Theater</strong>macher<br />

<strong>Willy</strong> <strong>Praml</strong> gehört zu den<br />

vom Fonds geförderten 20 Gruppen des<br />

Sonderprojekts. Er und seine MitstreiterInnen<br />

überzeugten das Kuratorium<br />

mit dem Konzept, das ehemalige Areal<br />

jüdischen Lebens in Frankfurt um die<br />

Kurt-Schumacher-Straße und den Börneplatz<br />

mithilfe der Texte des jüdischen<br />

Dichters Heinrich Heine, damaligen<br />

Zeitgenossen und heutigen Frankfurter<br />

Zuschauern auferstehen zu lassen und<br />

künftige Raumkonzeptionen ins Spiel<br />

zu bringen. <strong>Willy</strong> <strong>Praml</strong> kehrt mit diesem<br />

groß angelegten Projekt im öffentlichen<br />

Raum zu seinen theatralischen<br />

Wurzeln zurück und verlässt auf experimentierfreudige<br />

Weise die von seinem<br />

Ensemble bespielte Naxoshalle. Mögen<br />

ihn dabei viele Frankfurter unterstützen<br />

– auch als eine Art Reminiszenz an den<br />

aus Deutschland verjagten Heinrich<br />

Heine und seine später unzählig vernichteten<br />

jüdischen Mitbürger. Wie rief<br />

er einst in seinem berühmten „Wintermärchen“:<br />

„Denk ich Deutschland in<br />

der Nacht, dann bin ich um den Schlaf<br />

gebracht.“<br />

Ja, der Spuk ist noch nicht vorbei, „der<br />

Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das<br />

kroch…“, so schrieb vor nicht langer<br />

Zeit Bert Brecht.<br />

Günter Jeschonnek<br />

Geschäftsführer<br />

des Fonds Darstellende Künste


© Tobias Winter<br />

25<br />

begleitprogramm


Begleitprogramm<br />

27<br />

Stadtführung<br />

Städtebau und Stadtarchäologie<br />

am Beispiel der<br />

Frankfurter Judengasse<br />

So 01.09. » So 15.09. » So 29.09.<br />

jeweils um 11.00 Uhr<br />

stadtFührungen<br />

Mit Christin Scheiblauer u.a.<br />

Treffpunkt Museum Judengasse<br />

»Heine wacht 2020 auf und bestaunt die Schönheit<br />

des neugewonnenen Stadtbildes...«<br />

Ergänzend zum theatralen Abschreiten<br />

und Abklopfen des historischen Areals<br />

rund um das Museum Judengasse<br />

durch das Ensemble des <strong>Theater</strong><br />

<strong>Willy</strong> <strong>Praml</strong> wird es eine Stadtführung<br />

geben, die das ganze Projekt um<br />

eine stadtplanerische und stadtarchäologische<br />

Perspektive bereichert. In der<br />

Stadtführung wird die Architektin und<br />

Stadtplanerin Christin Scheiblauer die<br />

historische Situation der Frankfurter<br />

Juden zur Zeit Heines mit dem jetzigen<br />

Zustand gedanklich überlagern und so<br />

die Unterschiede begreifbar machen.<br />

Im östlichen Bereich der ehemaligen<br />

Frankfurter Altstadt – auch außerhalb<br />

des Museums Judengasse mit seinen<br />

Ausgrabungen baulicher Relikte – gibt<br />

es immer wieder bescheidene aber<br />

dennoch deutliche Hinweise auf die<br />

jahrhundertelange Existenz der Judengasse<br />

und jüdischer Einrichtungen, die<br />

vor den Zerstörungen des 2. Weltkrieges<br />

und insbesondere der Nachkriegszeit<br />

noch bestanden. Die Stadtführung<br />

wird den Bruch im Stadtgefüge nachvollziehbar<br />

machen, der durch das<br />

Straßenkreuz von Konrad-Adenauer-<br />

Allee und Berliner Straße entstanden<br />

ist. Dieses hat den Bogen der Staufenmauer<br />

und der anschließenden<br />

Judengasse in der Wiederaufbauzeit<br />

diagonal durchschnitten. Durch die<br />

Begehung des Bereiches der ca. 300m<br />

langen Judengasse sowie des anschließenden<br />

Dominikanerklosters und<br />

Fischerfeldes, sollen in Vergegenwärtigung<br />

des städtebaulichen Wandels die<br />

sozialen Gefüge derjenigen Menschen<br />

historisch erschlossen und sichtbar<br />

gemacht werden, die dieses Viertel im<br />

Laufe der Jahrhunderte bewohnten.<br />

Wir machen uns gemeinsam auf die Suche<br />

nach der Vergangenheit der Urzelle<br />

des Frankfurter Judentums im Herzen<br />

der Stadt Frankfurt – wie könnte man<br />

dies wieder baulich sichtbar machen?<br />

Denn die Frankfurter Judengasse ist<br />

nicht nur Gedenkstätte der Judenvernichtung,<br />

sondern sollte und könnte<br />

in Zukunft zum Merkzeichen einer offenen,<br />

lebendigen Stadt werden. Dies<br />

im Bewusstsein, lassen wir uns ein auf<br />

eine neue städtebauliche Vorstellung<br />

dieses hoch historischen Ortes, der simultan<br />

eine so hohe Relevanz für unsere<br />

Gegenwart in Frankfurt besitzt.<br />

Christin Scheiblauer<br />

Prof. Dipl.-Ing. Architektin BDA<br />

© Tobias Winter


Begleitprogramm<br />

29<br />

So 18.08. » 16.00–17.30 Uhr<br />

Stadtteilspaziergang<br />

Im Rahmen der Route der Industriekultur RheinMain<br />

2013: „Arbeits – Unternehmenskultur“<br />

Begleitet von Christin Scheiblauer (Professorin a. D. für Architektur und Städtebau an der FH Frankfurt am<br />

Main), Fritz Backhaus (Direktor des Museums Judengasse) und <strong>Willy</strong> <strong>Praml</strong> (Regisseur und <strong>Theater</strong>leiter)<br />

Treffpunkt Museum Judengasse/Ecke Kurt-Schumacher-Str./Battonstrasse<br />

Mi 18.09. » 19.30 Uhr<br />

Ich habe gerochen alle Gerüche<br />

in dieser holden Erdenküche<br />

Eine „Verführung“ in Gedichten, Prosa, Briefen<br />

und Musik<br />

Mit Moritz Stoepel (Sprecher und Schauspieler)<br />

Heiliggeistkirche/Dominikanerkloster, Dominikanergasse 1<br />

© Tobias Winter<br />

Stadtteilspaziergang auf<br />

den Spuren der ehemaligen<br />

Judengasse.<br />

Die Öffnung der Judengasse, die nach<br />

jahrhunderte langem Kampf auch die<br />

Gleichstellung bedeutete, setzte ein<br />

schöpferisches Unternehmertum frei.<br />

Es verband sich mit Wirtschaft und<br />

Politik, Literatur und Kunst in einer fast<br />

100jährigen Wirkungszeit. So hat sich<br />

z.B. der jüdische Bankier, Verleger und<br />

Politiker Leopold Sonnemann im 19.<br />

Jh. für das Gemeinwesen und besonders<br />

für die Arbeiterbildung engagiert.<br />

Mit dem 3. Reich ging das für Frankfurt<br />

bedeutende jüdische Leben endgültig<br />

unter. Eine Spurensuche im Bestand<br />

versucht das Vergangene wieder sichtbar<br />

zu machen.<br />

Im Anschluss an die Führung besteht<br />

die Möglichkeit, am <strong>Theater</strong>abend<br />

HEINE – WACHT AUF... Stationen eines<br />

Traumas teilzunehmen, der um 18 Uhr<br />

beginnt (Eingang: Dominikanerkloster).<br />

Info und Anmeldung erforderlich: <strong>Theater</strong> <strong>Willy</strong> <strong>Praml</strong><br />

Tel. 069-43054734 | theater.willypraml@t-online.de<br />

www.theater-willypraml.de | Teilnehmer: Max. 30 P.<br />

Kosten: 6 €, ermäßigt 3 € (inkl. Museumseintritt)<br />

© Veronika Sergl-Vahlenkamp<br />

Der Schauspieler Moritz Stoepel führt<br />

das Publikum in die Nuancen, Facetten<br />

und Abgründe der vielfältigen Künstlerpersönlichkeit<br />

Heinrich Heines. Vom<br />

sehnsüchtigen Romantiker, dem bissigen<br />

Kritiker, dem Haderer und Zweifler,<br />

bis zum melancholischen Kranken auf<br />

dem Totenbett, Moritz Stoepel nimmt<br />

das Publikum mit auf eine Tour de<br />

Force durch ein bewegtes Leben.<br />

Durch Gestik, Minenspiel, Stimmgewalt<br />

und dem Einsatz zahlreicher Musikinstrumente<br />

zeichnet Moritz Stoepel<br />

das Portrait einer faszinierenden<br />

Künstlerpersönlichkeit. Inmitten der<br />

besonderen Kulisse der Heiliggeistkirche<br />

bringt der Vollblutschauspieler<br />

Moritz Stoepel das Werk Heinrich Heines<br />

zum Klingen und erweitert das in<br />

der Inszenierung des THEATER WILLY<br />

PRAML zum Ausdruck gebrachte Bild<br />

des großen deutschen, jüdischen und<br />

europäischen Dichters und Schriftstellers.


Begleitprogramm<br />

31<br />

Di 11.09. » 19.30 Uhr<br />

Gottes grausamer SpaSS?<br />

Heinrich Heines Leben mit der Katastrophe<br />

Mit Prof. Dr. Dr. h.c. Karl-Josef Kuschel (Kath. Theologe, Universität Tübingen)<br />

Forum im Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Strasse 23<br />

Mo 16.09. » Haus am Dom<br />

<strong>Theater</strong>nachlese<br />

Im Gespräch mit Michael Lenarz (stellv. Direktor Jüdisches Museum), Lisa Strassberger<br />

(Literaturwissenschaftlerin), <strong>Willy</strong> <strong>Praml</strong> und Ensemble; Moderation: Dr. Stefan Scholz, Theologe<br />

Haus am Dom<br />

„Den Himmel überlassen wir den<br />

Engeln und den Spatzen“, so dichtet<br />

Heine in seinem berühmten Werk<br />

„Deutschland. Ein Wintermärchen“.<br />

Die Haltung der ironischen Distanz oder<br />

gar des beißenden Spottes gegenüber<br />

Gott und Glauben prägt das Werk des<br />

virtuosen Sprachkünstlers. Die letzten<br />

Jahre des großen Dichters, Freigeistes<br />

und Religionskritikers führen allerdings<br />

zu einer Rückkehr Heinrich Heines zum<br />

Gott der hebräischen Bibel.<br />

Ein unheilbares Rückenmarksleiden<br />

bannt den Dichter in seine „Matrazengruft“.<br />

Gelähmt und fast erblindet,<br />

aber noch im Vollbesitz seiner geistigen<br />

Fähigkeiten, findet Heine zurück zum<br />

Glauben. Auch im Angesicht der Katastrophe<br />

verliert der große Sprachkünstler<br />

weder seinen virtuosen Sprachwitz,<br />

noch seine kritische Urteilskraft.<br />

Karl-Josef Kuschel beleuchtet in seinem<br />

Vortrag Heinrich Heines intensive<br />

Auseinandersetzung mit Gott, bei der<br />

der kranke Dichter weder seinen virtuosen<br />

Sprachwitz, noch seinen intellektuellen<br />

Scharfsinn vermissen lässt.<br />

Prof. Dr. Karl-Josef Kuschel<br />

lehrt Theologie der Kultur und des interreligiösen<br />

Dialogs an der Fakultät für<br />

Kath. Theologie der Universität Tübingen.<br />

Zugleich ist er stellv. Direktor des<br />

Instituts für ökumenische und interreligiöse<br />

Forschung der Universität Tübingen.<br />

Karl-Josef Kuschels Monographie<br />

„Gottes grausamer Spaß? Heinrich<br />

Heines Leben mit der Katastrophe“ ist<br />

2002 im Patmos-Verlag erschienen.<br />

Eine Veranstaltung der Evangelischen Akademie Frankfurt<br />

am Main in Kooperation mit dem <strong>Theater</strong> <strong>Willy</strong> <strong>Praml</strong>.<br />

Lässt sich aus<br />

Erinnertem lernen?<br />

Offenes Gespräch mit dem Publikum,<br />

Experten, <strong>Theater</strong>machern über die<br />

Heine-Inszenierung des <strong>Theater</strong> <strong>Willy</strong><br />

<strong>Praml</strong>.<br />

„Denn hier [im Judenquartier Frankfurts]<br />

lebten die Juden ebenfalls in<br />

Druck und Angst und mehr als heutzutage<br />

in der Erinnerung früherer Nöte“,<br />

© Tobias Winter<br />

so Heinrich Heine in seinem Novellenfragment<br />

Der Rabbi von Bacharach.<br />

Kann man durch Erinnern Vergangenes<br />

gegenwärtig halten? Läßt sich aus<br />

Erinnertem lernen? Wie hebt das theatrale<br />

Spiel Vergangenes ins Heutige?<br />

Die <strong>Theater</strong>nachlese im Haus am Dom<br />

am Montag, den 16. September, geht<br />

diesen Fragen nach.<br />

Eine Veranstaltung der Katholischen Akademie Rabanus<br />

Maurus in Kooperation mit dem THEATER WILLY PRAML.


Begleitprogramm<br />

33<br />

Mi 25.09. » 19.30 Uhr<br />

Blind Dating Heine<br />

– Das groSSe Rätsel Heine<br />

Ein Begegnungsexperiment<br />

Mit <strong>Willy</strong> <strong>Praml</strong> und Ensemble, Dr. Stefan Scholz (Katholische Akademie Rabanus Maurus) und weiteren Mitarbeitern<br />

des Hauses am Dom, Prof. Dr. Raphael Gross (Direktor des Jüdischen Museum Frankfurt) und weiteren<br />

Mitarbeitern der Institution und ihrer Freunde, Dr. Thorsten Latzel (Direktor der Evangelischen Akademie Frankfurt)<br />

und weiteren Mitarbeitern, und vielen anderen Persönlichkeiten, Personen und Menschen aus unserer<br />

(Stadt-)Gesellschaft und des Rhein-Maingebietes.<br />

Casino, Stadtwerke Frankfurt am Main, Kurt- Schumacherstraße 8<br />

Hier trifft sich Gott<br />

und die Welt.<br />

© Tobias Winter<br />

Im Saal sind in regelmäßigen Abständen<br />

ca. 50 Tische verteilt, an denen<br />

Expertinnen und Experten Platz<br />

genommen haben. Vor den Tischen<br />

sind einzelne Stühle platziert, an denen<br />

jeweils eine Zuschauerin oder<br />

ein Zuschauer Platz nehmen können.<br />

Die räumliche Inszenierung zitiert die<br />

Struktur des sogenannten Blinddates,<br />

wo jeweils zwei Personen sich an einem<br />

Tisch gegenüber sitzen, um persönlich<br />

ins Gespräch zu kommen. Blind<br />

Dates unterliegen einer strengen zeitlichen<br />

Rahmung: Nach etwa 10 Minuten<br />

wechseln die Gesprächspartner. Bei<br />

Blind Dating Heine hat das Publikum<br />

die Gelegenheit, mit ExpertInnen aus<br />

Kultur, Religion, Stadtplanung, Politik<br />

und Geschichtsforschung in unmittelbaren<br />

Austausch zu treten. Der regelmäßige<br />

Wechsel der Gesprächspartner<br />

garantiert ein abwechslungsreiches<br />

interdisziplinäres und originelles Veranstaltungsformat.<br />

Die Veranstaltung findet im Casino der<br />

Stadtwerke statt, einem Ort der auf den<br />

Fundamenten des ehemaligen jüdischen<br />

Viertels in Frankfurt am Main gebaut<br />

wurde. Dadurch soll auch eine Begegnung<br />

mit diesem verschütteten Identitätsraum<br />

der Stadt inszeniert werden.<br />

Und diese Begegnung ist auch ein Blind<br />

Date mit einem prominenten Besucher<br />

des ehemaligen jüdischen Viertels in<br />

Frankfurt am Main: Heinrich Heine.<br />

Themen: Aktualität von Heine. Erinnerungskultur.<br />

<strong>Theater</strong>/Archäologie. Welche<br />

Erinnerungskultur ist angemessen?<br />

Performative Spurensuche versus Monumentalkultur.<br />

Erinnerung als Heimsuchung.<br />

Und viele andere Fragen, die an<br />

den Tischen zwischen den Gesprächspartnern<br />

ausgehandelt werden.<br />

Konzept: <strong>Willy</strong> <strong>Praml</strong> und Ralph Fischer (Evangelische<br />

Akademie Frankfurt). Eine gemeinsame Veranstaltung des<br />

<strong>Theater</strong>s <strong>Willy</strong> <strong>Praml</strong>, der Evangelischen Akademie Frankfurt<br />

und der Katholischen Akademie Rabanus Maurus.<br />

Eintritt: 8€, ermäßigt 6€<br />

Herzlich willkommen im Haus am Dom – dem katholischen<br />

Bildungs-, Kultur- und Tagungszentrum im Herzen Frankfurts.<br />

Bei uns können Sie was erleben: Gespräche,Tagungen und Live-<br />

Acts rund um Musik, Literatur, Wissenschaft, Religion und Politik.<br />

Aktuelle Veranstaltungen unter www. hausamdom-frankfurt.de.<br />

Wir freuen uns auf Sie!<br />

H A U S AM DOM<br />

Haus am Dom Domplatz 3 60311 Frankfurt a.M. Telefon 069/800 87 18 - 0<br />

hausamdom@bistum- limburg.de www.hausamdom-frankfurt.de


Begleitprogramm<br />

35<br />

Naxos.Kino<br />

Heinrich Heine in Frankfurt.<br />

Auch diesmal zeigt das NAXOS.KINO<br />

in Kooperation mit dem THEATER WIL-<br />

LY PRAML zu dessen Heine-Projekt<br />

eine Reihe von Filmen, die sich auf<br />

je eigene Weise dem deutschen und<br />

jüdischen Dichter und Schriftsteller<br />

Heinrich Heine nähern. 2005 als eigenständige<br />

Institution gegründet,<br />

ist es ein Schwerpunkt des NAXOS.<br />

KINO, Frankfurt im Film vorzustellen,<br />

der beim Heine-Projekt und seiner<br />

Verortung im Bereich der ehemaligen<br />

Judengasse ein besonderes Gewicht<br />

erhält. Wir wollen Ihnen mit unseren<br />

Filmbeiträgen einen erweiternden und<br />

vergegenwärtigenden Blick auf Heines<br />

Verhältnis zur christlich-jüdischen<br />

Geschichte, zum Nationalismus und<br />

Antisemitismus in Deutschland, zur<br />

Romantik und der Demokratieentwicklung,<br />

besonders in Frankfurt, ermöglichen.<br />

Ganz besonders möchten wir Sie<br />

zu den im Anschluss an die Filmvorführungen<br />

stattfindenden Filmgesprächen<br />

einladen. Dieses bietet Ihnen, dem<br />

Publikum, die Möglichkeit, Film nicht<br />

nur passiv – „als Einbahnstraße“ – zu<br />

erleben, sondern sich vor und nach den<br />

Aufführungen auszutauschen.<br />

Eintritt<br />

7/4 € ermäßigt<br />

11 € (Doppelvorstellung 01.10.)<br />

Veranstaltungsort<br />

Naxoshalle (im <strong>Theater</strong> <strong>Willy</strong><br />

<strong>Praml</strong>), Wittelsbacher Allee 29,<br />

60316 Frankfurt.<br />

Kontakt/Kartenreservierung:<br />

dokukino@bbfilm.net, Tel 069/70794910 (Wolf Lindner)<br />

Di 20.08. » 19.30 Uhr<br />

DEFA-Kurztrickfilm<br />

Heinrich Heine:<br />

Es ist eine alte<br />

geschichte.<br />

Regie: Katja Georgit,<br />

DDR (5 min./1984)<br />

Dokumentarfilm<br />

Wir haben alles<br />

mitgeträumt –<br />

Heinrich Heine:<br />

Eine Zeitgeschichte<br />

Regie: David Wittenberg,<br />

BRD (55 min./2005)<br />

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts,<br />

als Nationalismus und Rassismus<br />

vorherrschten, war der Dichter Heinrich<br />

Heine einer der wenigen, die sich fantasievoll<br />

und polemisch für Menschenrechte<br />

und Demokratie aussprachen.<br />

Eine Haltung, die für Heines Leben,<br />

der lange im Exil verbringen musste,<br />

nicht ohne Konsequenzen blieb. Das<br />

Porträt des großen Schriftstellers vom<br />

Frankfurter Regisseur David Wittenberg<br />

zeigt, dass dessen Haltung und<br />

Ansichten auch heute noch von großer<br />

Aktualität sind.<br />

Anschließendes Filmgespräch<br />

mit David Wittenberg u.a.<br />

Di 03.09. » 19.30 Uhr<br />

Kinderland<br />

ist abgebrannt<br />

zur Erinnerung an Deine<br />

Schulfreundin, Ulm 1934<br />

Regie: Sibylle Tiedemann, Drehorte:<br />

BRD, Israel, USA (90 min./ 1998)<br />

Zwölf Frauen, heute alle über 70 Jahre<br />

alt, erinnern sich an ihre Kindheit in der<br />

süddeutschen Kleinstadt Ulm. Sie gingen<br />

auf dieselbe Schule, wer jüdischen<br />

oder christlichen Glaubens war und<br />

welche politische Haltung die Eltern vertraten,<br />

spielte keine Rolle. Dies änderte<br />

sich mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten<br />

schnell und gründlich.<br />

Binnen kurzer Zeit wurde der Großteil<br />

der Kinder in die Hitlerjugend und ihre<br />

Verbände eingebundenEs entstand die<br />

Gemeinschaft der deutschen völkischen<br />

Jugend. Zunächst ausgegrenzt, später<br />

verfolgt wurden alle, die aus dem völkischen<br />

Raster fielen, Kinder jüdischen<br />

Glaubens oder solche mit kommunistischen<br />

oder sozialdemokratischen Eltern.<br />

Anschließendes Filmgespräch<br />

mit Sibylle Tiedemann u.a.<br />

© Filmverleih<br />

Di 01.10. » 18–20 (Teil1)<br />

und 21–23 Uhr (Teil 2)<br />

Der Spielfilm<br />

über den großen Heinrich Heine.<br />

Heinrich Heine.<br />

Die zweite<br />

Vertreibung aus<br />

dem Paradies.<br />

In der Pause bietet unser Catering Essen<br />

und Getränke an.<br />

Regie: Karl Fruchtmann<br />

BRD (2 x 115 min./1983)<br />

Der vierstündige Film zeigt Szenen aus<br />

dem Leben des deutschen Dichters. Der<br />

Film ist eine Szenenfolge. Er will nicht<br />

so tun, als erzähle er, anekdotisch, ein<br />

Leben von der Geburt bis zum Tod eines<br />

großen Mannes. Er will vielmehr in<br />

einzelnen Sequenzen Dinge aussagen,<br />

die wahr, aussagewert und aussagenötig<br />

sind. Er will dabei sehr filmisch sein,<br />

aber sich in seinem Aufwand äußerst<br />

begrenzen. Er schafft seine darstellende<br />

Wahrheit daher nicht mit Statistenmassen,<br />

großen Bauten, vielen Kostümen,<br />

Außenaufnahmen und Motiven in<br />

anderen Städten und Ländern, sondern<br />

er spricht mit der Großaufnahme, der<br />

Montage und der Verwendung von Stilmitteln<br />

eines symbolischen Realismus.<br />

Anschließendes Filmgespräch<br />

mit Sara Fruchtmann u.a.


age_Brokat_105x105_RZZW2.indd 1 12.06.13 11:33<br />

Heinrich-Heine-Institut,<br />

Heinrich-Heine-Gesellschaft und<br />

Institut français laden ein zur<br />

Heine Nacht mit Musik, Lesung<br />

und Geselligkeit. Feiern Sie mit!<br />

14. Dez. 2013, ab 19 Uhr<br />

Bilker Str. 12-14 und 7-9<br />

D-Carlstadt<br />

Kontakt: www.duesseldorf.de/heineinstitut<br />

oder Telefon: 0211 - 899 5571


Veranstaltungsprogramm im Sommer<br />

Eine Auswahl<br />

MITTWOCH 3. JULI, 19 UHR<br />

Herzasthma. Migration als Bruch im Lebenszyklus<br />

Eine Veranstaltung im Rahmen der Sonderausstellung<br />

„Drago Trumbetaš. Gastarbeiter in Frankfurt“ mit Anna<br />

Leszczynska-Koenen, Dipl.-Pyschologin/Psychoanalytikerin<br />

DONNERSTAG 4. JULI, ab 17 UHR<br />

Finissage der Ausstellung „G-Town. Wohnzimmer Ginnheim“<br />

Musik: Azzis mit Herz<br />

Informationen unter: www.ginnheim.stadtlabor-unterwegs.de<br />

MITTWOCH 3. JULI, 18 UHR<br />

Drago Trumbetaš<br />

Kurator/innenführung<br />

SONNTAG 7.+ 28. JULI, 14 UHR<br />

Rententurm – Tor zur Stadt<br />

SONNTAG 14. JULI, + 25 AUGUST, 11 UHR<br />

Sammlung jüdischer Frankfurter und ihre Geschichte<br />

Expert/innenführung Jüdisches Museum und historisches museum frankfurt<br />

Treffpunkt: Foyer, Jüdisches Museum, Untermainkai 14/15<br />

SONNTAG 14. JULI, 14 UHR<br />

Die Welt des Drago Trumbetaš<br />

SONNTAG 21. JULI, 14 UHR<br />

Der Saalhof – 800 Jahre gebaute Stadtgeschichte<br />

SONNTAG, 4. AUGUST, 14 UHR<br />

Sammler und Stifter<br />

Familienführung<br />

MITTWOCH, 28. AUGUST, 19 UHR<br />

Was ist Heimat? Schluss mit der Deutschenfeindlichkeit<br />

Nicol Ljubić, freier Journalist und Autor<br />

Rahmenveranstaltung zur Sonderausstellung „Drago Trumbetaš:<br />

Gastarbeiter in Frankfurt“<br />

Mehr Veranstaltungen und Führungen unter:<br />

www.historisches-museum-frankfurt.de<br />

historisches museum frankfurt<br />

Fahrtor 2, 60 311 Frankfurt am Main


Die MuseumsuferCard<br />

enthält inklusive:<br />

Nacht der Museen<br />

(Ticket im Wert von 12 Euro)<br />

und<br />

Museumsuferfest<br />

Zu diesen jährlich wiederkehrenden<br />

Ereignissen sind Sie mit<br />

Ihrer MuseumsuferCard eingeladen<br />

und sparen so das Geld<br />

für die Eintrittskarte.<br />

art kaleidoscope<br />

Kunstmagazin für Frankfurt<br />

und Rhein-Main (Jahresgebühr<br />

im Wert von 13 Euro) Alle<br />

drei Monate erhalten Sie mit<br />

art kaleidoscope kompetente<br />

Informationen über das Kunstgeschehen<br />

in Frankfurt und<br />

Rhein-Main frei Haus.<br />

Hotline:<br />

(069) 97460-239<br />

www.museumsufercard.de<br />

www.museumsufer-frankfurt.de<br />

34 MUSEEN<br />

1 JAHR<br />

85 EURO<br />

Arthur von Weinberg<br />

Unternehmer | Stifter | Senckenberger<br />

Wechselausstellung | 19. 7. – 3. 11. 2013<br />

Arthur von Weinberg war ein<br />

berühmter Frankfurter Industrieller,<br />

Wissenschaftler<br />

und Mäzen. Er unterstützte<br />

die Gründung der Johann<br />

Wolfgang von Goethe-Universität<br />

ebenso wie den Physikalischen<br />

Verein und die<br />

Senckenberg Gesellschaft<br />

für Naturforschung. Wegen<br />

seiner jüdischen Herkunft<br />

wurde Arthur von Weinberg<br />

von den Nationalsozialisten<br />

verfolgt und verstarb 1943<br />

im Ghetto Theresienstadt.<br />

Senckenberg würdigt seinen<br />

ehemaligen Ersten Direktor<br />

mit einer eigenen Ausstellung. Zahlreiche Fotos, der<br />

Foto: Reproduktion Sven Tränkner<br />

Originalschreibtisch und ein originalgetreues Modell seiner<br />

Villa Buchenrode vermitteln ein lebendiges Bild über das Leben<br />

dieses bedeutenden Frankfurter Bürgers.<br />

„Die Welt wird von der Natur verwaltet“ Arthur von Weinberg *1860 † 1943<br />

Öffnungszeiten<br />

Täglich 9 bis 17 Uhr<br />

Mittwoch bis 20 Uhr<br />

Samstag, Sonntag und<br />

Feiertage* bis 18 Uhr<br />

* Das Museum kann an bestimmten<br />

Feiertagen geschlossen sein.<br />

Bitte informieren Sie sich vorher!<br />

SENCKENBERG Naturmuseum<br />

Senckenberganlage 25<br />

60325 Frankfurt<br />

www.senckenberg.de<br />

Sonderausstellungsraum 211 | 2. OG<br />

Es wird nur der Museumseintritt erhoben.<br />

Mit freundlicher Unterstützung


Kooperationspartner<br />

Medienpartner<br />

Mit freundlicher Unterstützung

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